Reichstags aus Anlaß der Arbeileraussperrungen Mi Ruhrgebiet eingebracht. Reichstagspräsident Lobe wird aber die Verfügungen für den Reichstag kaum ändern, da schon alle Vorbereitungen für das Wiederzusammentreten des Reichstags am 13. November getroffen sind. Es ist jedoch nicht ausgeschlossen, daß der Aeltestenrat in einigen Tagen einberufen wird.
Eine Novelle zum Branniweinmonopolgefeh
Berlin. 3. Nov. Im Reichssinanzministerium ist der Entwurf einer Novelle zum Branntweinmonopolgesetz fertig- gestellt worden. Neben der Absicht der Reichskasse erhöhte Einnahmen zu verschaffen, soll vor allem der in den letzten Jahren in sehr beträchtlichem Umfange festgestellten Abgabenhinterziehung ein stärkerer Riegel vorgeschoben werden.
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Prokestversammlung in Jerusalem
Jerusalem, 4. Nov. Am 11. Jahrestag der Balfourdekla- ralion fand eine Versammlung von über 600 mohammedanischen Nokabeln statt, in der gegen die Verletzung mohammedanischer Heiligtümer durch die Juden Einspruch erhoben wurde. Zu dieser Versammlung waren Abordnungen aus ganz Palästina, Transjordanien und Syrien erschienen. Aus Aegypten trafen Zustimmungstelegramme ein. Die Versammlung beschloß, den mohammedanischen Standpunkt mit Bezug auf die Klagemauer vor dem Völkerbund und anderen amtlichen Stellen zu vertreten. Ferner wurde beschlossen, die Werbung in der gamen mohammedanischen Welt zu führen und eine panislamitischs Gesellschaft zum Schutz der Heiligen Stätten zu schaffen.
Deutschnataonale Anfrage zur Konkordaksfrage
Berlin, 4. Nov. Im Preußischen Landtag ist eine Groß- Anfrage der Deutschnationalen Volkspartei zur Konkordaksfrage eingegangen, in der es heißt: Pressennachrichten und Veröffentlichungen hoher kirchlicher Körperschaften zufolge stehen die Konkordaksverhandlungen des Preußischen Staatsministeriums mit der römischen Kurie unmittelbar vor dem Abschluß. Der Kultusminister hakte am 7. Februar 1927 im Hauptausschuß des Landtags zugesagt, daß der Landtag über die Konkordatsverhandlungen rechtzeitig unterrichtet werden würde. In seinem Auftrag hat ferner der Staatssekretär am 19. Februar 1927 in einer Sitzung des Landtags ausgeführt, daß dem Landtag selbstverständlich rechtzeitig Gelegenheit gegeben werde, in den Stand der Dinge Einblick zu nehmen. Der Kultusminister selbst hak am 16. März 1927 in der Landkagssitzung ausdrücklich auf diese Aeußerungen Bezug genommen. Wenn die Verhandlungen abgeschlossen werden, ohne daß vorher der Landtag hat Einblick nehmen können, wenn also der Landtag nur vor die Frage des Ja oder Nein zu einem unabänderlichen Entwurf gestellt wird, kann von „rechtzeitigem Einblick" keine Nede sein. Ist das Staatsministerium bereit, gemäß den Zusicherungen des Ministers Becker dem Landtag unverzüglich über den Stand der Dinge in der Konkordaksfrage zu berichten?
Die Anterstühungsfrage im Aussperrungsgebiek
Berlin, 4. Nov- Der Vorstand der Reichsanstalt für Arbeitslosenvermittlung und Arbeitslosenversicherung tritt laut .Vorwärts" am Montag zusammen, um sich mit Fragen zu beschäfigen, die aus der Aussperrung für die Reichsanstalt aufgekauchk sind, lieber die Frage, ob den ausgesperrten Metallarbeitern Arbeitslosenunterstützung gezahlt werden soll, wird der Spruchsenak der Reichsanstalt entscheiden, sobald ihm Klagen über Verweigerung der Arbeitslosenunterstützung vorliegen.
Württemberg
Stuttgart. 4. Nov. Gedenkfeier für die im Weltkrieg Gefallenen. Die Württ. Regierung und die Stadtverwaltung Stuttgart werden am diesjährigen Gedenktag für die Opfer des Weltkriegs, Sonntag, den 2ä. November. nachmittags 3 Uhr auf dem Waldfriedbof eine g e - meinsame Gedenkfeier veranstalten. Die Vereinigungen und Verbände, die geschlossen an dieser Veranstaltung teilnehmen wollen, werden gebeten, sich beim Polizei- >
Präsidium Stuttgart, Kommando der Schutzpolizei, Cinzel- diknst (Altes Schloß) bis spätestens 14. November anzumelden und hierbei die Teilnehmerzahl anzugeben.
Das Beamtengeseh im Finanzausschuß. Zu Begin der heutigen Sitzung des Finanzausschusses erklärte Kultminister Bazille, das Staatsministerium lehne die auf verfassungsrechtliche Bestimmungen zurückgehenden Anträge der Abgeordneten Winker, Andre, Dr. Schall (eidliche Verpflichtung der Beamten auf die republikanische Verfassung, sowie das Verhalten in und außer dem Amt) ab. Der Antrag zu Artikel 25 bedeute eine Verfassungsänderung, weil das, was in der Verfassung stehe, nicht in ein Spezialgesetz ausgenommen gehöre. Die Artikel 13 Absatz 3 und 23 Absatz 3, die zu den Rechtsverhältnissen der Beamtinnen, die heiraten. Stellung nehmen, könnten fallen, dagegen könne sich die Regierung nicht für die Weitergewährung einer Abfindungssumme bei der Verheiratung aussprechen. Ebenso sei die Zw a n g s p e n s i o n i e r u n g der Beamten anläßlich der Erreichung des 67. Lebensjahres zu beseitigen bezw. auf 68 oder 70 Jahre zu erhöhen. Diese Bestimmungen hätten ihren Sinn in der Personalabbauverordnung gehabt. Dort sollten sie verbilliaend wirken, letzt wirkten sie verteuernd. Der Antrag Winker, Andre, Schall wurde mit 8 gegen 8 Stimmen abgelehnt. Schließlich wurde einstimmig ein Antrag Pollich (Z-) angenommen, Kraft Gesetzes treten die Beamten mit Ausnahme der Minister in den Ruhestand ein Vierteljahr nach dem Monat, in dem sie das 67. Lebensjahr vollendet haben. Im übrigen wurde die Vorlage bis Art. 81 erledigt, Art. 77 jedoch zurückgestellt.
Der Verwaltungs- und Wirtschaftsausschuß erledigte die Gemeindeordnung bis Art. 98. Ein Antrag Hölscher-Henne, daß die Ortsvorsteher in Städten über 20 000 Einwohner den Titel Oberbürgermeister, in den kleineren Städten und Gemeinden den Titel Bürgermeister führen sollen, wurde abgelehnt.
vereinfachte Abfertigung von M'nkecsporkgeräten bei der Aufgabe als Reisegepäck. Von der Reichsbahndirektion Stuttgart wird vom 15. November 1928 an bei einigen Bahnhöfen versuchsweise ein vereinfachtes Verfahren für die Abfertigung von Wintersportgeräten bei der Aufgabe als Reisegepäck eingeführt. Schneeschuhe und ein- oder zweisitzige Rodelschlitten werden auf Wunsch' des Reisenden auf Entfernungen bis ,-u 150Km. auch gegen Lösung von Fahrradkarten zur Beförderung als Reisegepäck angenommen. Diese Abfertigungsart ist besonders für Schnellzugsreisende wertvoll, da bei Schnellzügen Schneeschuhe und Rodel nicht in die Abteile mitgenommen werden dürfen. Weitere Vorteile bestehen darin, daß die Sporttreibenden ihre Sportgeräte. soweit als möglich, selbst betreuen können, daß die Abfertigung rascher vor sich geht und daß die Sportgeräte auf dem Bestimmungsbahnhof sofort am Zug und nicht erst nach Beendigung des Ladegeschäfts und nach der Verbringung des Gepäcks zur Ausgabestelle in Empfang genommen werden können. Auf eine Fahrradkarte darf ein Paar Schneeschuhe oder ein Rodelschlitten aufgegeben werden. Die Gebühr für Fahrradkarten beträgt auf Entfernungen von 1 — 25 Km. 30 Rpf., von 26—100 Km. 50 Rpf. und von 101—150 Km. 80 Rpf. Vorläufig können nur die Bahnhöfe Eßlingen, Eutingen, Freudenstadt Hbf., Göppingen, Heilbronn Hbf., Lud- wiasburg, Stuttaart Hbf., Stuttgart-Cannstatt, Tübingen Hbf., Ulm und Wildbad zu der vereinfackten Abfertigung zugelassen werden. Vor der Aufgabe der Geräte hat der Reisende die Fahrradkarte nach Abtrennung des Abschnitts fest an den zusammeng"schnallten Sckneeschuhen oder an dem Radel anzubinden. Die Sportgeräte sind auf dem Abgangs- babnhof von dam Reisenden an den Gepäckwagen zu verbringen, beim Zugwechsel auf Unterwegsbahnhöfen von Gepäckwagen zu Gsväckwagen überzuführen und aus dem Bestimmungsbahnhof am Gepäckwagen in Empfang zu nehmen.
Stuttgart, 4. Nov. Derne ue Ministerialdirek- tor im Kultministerium. Der Staatspräsident hat den Ministerialrat Dr. Meyding im Kultministerium zum Ministerialdirektor daselbst ernannt.
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Mie Schuld
Roman von R. Kohlrausch.
Copyright by Greiner L Co., Berlin NW 6. lb (Nachdruck verboten.)
„Ach, das alles ist ja gleichgültig in diesem Augenblick. Ich suche nach Wahrheit — gib sie mir, Bruno. Ich will dir ja tragen helfen, was zu tragen ist, aber sag' mir die Wahrheit!"
„Ich kann es nicht. Hedwig."
„Doch du kannst es. Beantworte mir eine Frage wenigstens."
„Welche?"
„Bist du frei von Schuld oder nicht?"
Er kämpfte mit sich, er atmete so tief, daß der Kopf sich zurück und vorwärts bewegte, um dann mit einer einzigen Silbe zu erwidern.
„Nein," hieß die Antwort, die von seinen Lippen kam.
„Nein?"
Hedwig stieß das Wort in einem kurzen, raschen, gedampften Tone hervor, der eindringlicher war als ein lauter Schrei. Sie hatte die Hände wie zur Abwehr ausge- ftreckt, und eine Zeit verging bis wenigstens ihre Lippen sich wieder bewegten.
„Es ist ja nicht möglich, Bruno, es ist ja nicht möglich I Wie soll ich es denken lernen, daß du — diese furchtbare Tat-"
Nun hob auch er die Hand mit ruhiger Abwehrbewegung: „Du mißverstehst mich, Hedwig. Ich habe diese Tat nicht getan. Ich bin jenen Abend nicht tm Haufe dev Kunewka gewesen, habe sie nicht gesehen und nicht gesprochen, habe keinen Teil an ihrem Tode. Das kann ich dir schwören, Hedwig — du weißt wie lieb ich Elli abe — bei dem Leben unseres guten Kindes kann ich es
^ «^>h, *ich'danke dir, Bruno — dir und Gott! Es ist. als wäre mir ein schwerer Stein von der Brust genommen worden. Jetzt will ich vertrauen und hoffen."
„Freue dich nicht so sehr, hoffe noch nicht zuviel. Du hast mich gefragt, ob ich frei wäre von Schuld, und ich habe darauf mit „nein" geantwortet. Tiefes Nein bleibt bestehen, aber fragen darfst du mich jetzt nicht mehr. Vielleicht kommt schon eher, als ich selber es hoffe, der ^ag,
an dem ich sprechen kann. Wenn er kommt, wird er Klar- heit bringen — ob er auch Freude bringen wird, weiß ich nicht. Wir müssen warten — habe Geduld."
„Ich will sie haben. Und was auch kommen mag — du hast mir heute so Großes gesagt, hast mir damit eine solche Wohltat erwiesen — ich danke dir dafür von ganzem Herzen."
»
Vor dem Kriminalkommissar Brennert stand tm Bureau dev Polizeidirektion ein junger Bursche. Von der gegen- überliegenden Hauswand auf der anderen Seite der Straße kam das matte Wtnterlicht mit grauem Reflex durch das große Fenster des Raumes herein und ließ die Gesichter der darin befindlichen Personen blaß erscheinen. Sogar die gesunden, luftgeröteten Züge des stämmigen Polizisten, dev nahe hinter dem Burschen stand.
Brennert besaß eine besondere Art, mit seinen Klienten aus dem wetten Reich der Entgleisten zu verhandeln. Er sprach scheinbar sehr gemütlich mit ihnen, manchmal über ganz gleichgültige Tinge, um dann plötzlich mit einer Frage dazwischenzufahren, die sie verwirrte und in Wider- sprüche verwickelte. Auch durch lange Pausen unsicher zu machen, war einer seiner Tricks. In der Verbrecherwelt hatte man ihn darum den „Fallensteller" getauft.
Im Augenblick war wieder die Taktik der großen Pause an der Reihe. Scheinbar in ein Aktenstück vertieft, das vor ihm aus dem braunen tintebespritzten Tische lag, las er mit Eifer, faßte das Kinn überlegend mit einer Hand, las wieder, machte sich Notizen auf einem gelblichweißen Zettet und hatte den vor ihm stehenden Burschen anscheinend ganz vergessen. Dem wurde sichtlich immer unbehaglicher zu Mute. Er trat ungeduldig von einem Fuß aus den andern und rieb sich die Handflächen an seinem fadenscheinigen Rocke. Sein Gesicht sprach von Intelligenz, aber gleichzeitig von großer Verkommenheit. Es hätte hübsch sein können, wenn ein merkwürdiges Mißverständnis es nicht entstellt hätte; die Partie von der Nase bis zum Kinn war genau so lang wie die bis zum Ansatz des unordentlichen, krausen Haares. Der Kopf erschien lang aus- ein andergezerrt. In dem verhältnislosen Gesicht aber brannten ein Paar funkelnde, dunkelbraune Augen.
Plötzlich blickte der Kommissar empor, so rasch, daß der
Rach Blälkermeldungen sollen für den seit dem Weg- gang Erlenmeyers immer noch unbesetzten Posten des Ml- nisterialdirektors im Skaatsministerium Ministerialrat Kösklin und Ministerialrat Cloß in Betracht kommen. Köstlin ist Berufsbeamker. Er gehörte früher der Skadt- direktion Stuttgart an, war dann 14 Jahre lang mit großem Erfolg als Bezirksamkmann in Deuksch-Ostäfrika tätig, wurde hierauf Oberamtmann in Neckarsulm und Oberregierungsrat im Arbeitsminiskerium, von wo er als Ministerialrat ins Kultusministerium berufen wurde. Politisch gehört er der Denkschnationalen Bolkspartei an. — Ministerialrat Cloß ist von Beruf Rechtsanwalt (Wangen i. A.). Nach der Revolution trat er in das Staatsministerium ein und machte unter Staatspräsident Hieber rasche Karriere als Oberregierungsrak und Ministerialrat- Er gehört der Demokratischen Partei an. Wie das „Almer Tagblakk" berichtet, ist es fraglich, ob die Regierung schon in nächster Zeit eine Entscheidung trifft.
Mandalsniederlegung. Der Präsident der Landesver- sicherunasanstalt Würllembera. Reichstagsobgeordneker An- ö re (Zentrum) hat sein Reichskagsmandat niedergelegk. An seine Stelle tritt der Verbandsgeschäftsfiibrer Johannes Gro ß-Skuttgark, der bereits dem letzten Reichstag angehörte.
Die neu errichtete Landeshebammenschule in Stuttgart- Berg wird am 9 November feierlich eröffnet werden.
Heiratsschwindler. Der schwer vorbestrafte 27 Jahre alte ledige Reisende Georg Schmidt von Eschenau OA, Heil- bronn tat einer ganzen Reihe heiratslustiger Mädchen mehrere tausend Mark abgeknöpft und sie natürlich alle sitzen lassen. Das Schöffengericht Stuttgart machte den Menschen für einige Zeit unschädlich, indem es ihm 3 Jahre Zuchthaus, 5 Jahre Ehrverlust und 300 Mark Geldstrafe zudiktierte.
Hohenheim, 4. Nov. Von derLandw. Hochschule. Der Staatspräsident hat die außerord. Professur für landw. Maschinenwesen an der Landw. Hochschule in Hohenheim dem D.-Jng. Fischer in Weihenstephan übertragen.
Leonberg, 4. Nov. Die best rentierende Aute- liniedesLandes. Der Abschluß des 1. Geschäftsjahres der AVS.-Linie Leonberg — Stuttgart verzeichnet einen Ueberschuß von 4700 Mark. Es wurden im 1. Jahr auf der Strecke Stuttgart—Leonberg 119 000 Personen befördert.
Dalhingen a. F„ 4. Nov. 50 Jahre Brauerei Leicht. Die Brauerei Rob. Leicht in Vaihingen a. F. feiert in diesem Jahr das Fest ihres 50jährigen Bestehens.
Waiblingen. 4. Nov. Rücktritt des Stadkvor- st a n ö s. Stadtschultheiß Bog et, dessen Mahlzeit derm nächst abläuft, wird sich nicht mehr zur Neuwahl stellen- Er gedenkt in den Privatdienst überzutreken.
Gmünd, 4. Nov. Spiel und Tod. Auf dem Marktplatz in der Nähe des Röhrbrunnens ist eine sieben Jahre alte Schülerin beim Springen umgefallen und liegen geblieben. Das Mädchen gab kein Lebenszeichen mehr unk wurde von hinzukommneden Personen in den Spital getragen, wo der bereits eingetretene Tod festgestellt wurde. Das mit einer Drüsenkrankheit behaftete Kind dürfte einem Herzschlag erlegen sein.
Oehringen, 4. Nov. Gefaßter Wilderer. Auf fürstl. Rastensteinschem Revier wurde ein Wilderer ertappt und ins Amtsgericht eingeliefert.
Niederstetten OA. Gerabronn, 2. Nov. Notlandung. Wegen Nebels und Benzinmangels mußte gestern nach, mittag hier der Schweizer Flieger (Eindecker CH. 222) notlanden. Der Flieger war vorgestern von Warschau nach Plauen geflogen und wollte gestern noch Böblingen erreichen. Die Landung erfolgte glatt.
kirchheim u. T., 4. Nov. Das Pferd im Schaufenster. Das Pferd eines Einspänners sprang auf den Gehweg und geriet in ein großes Schaufenster des im Hotel Post neu eingerichteten Ladens. Der Scheibe ist der unerwartete Besuch nicht gut bekommen, aber auch das Pferd „mußt' es eben leiden": es trug einige blutende Wunden am Kopf davon.
Schlaitdorf OA. Tübingen, 4. Nov. Einbruch. In den letzten Tagen wurde in einem hiesigen Gasthaus in den Mittagsstunden, als die Wirtsleute auf dem Felde beschäftigt waren, eingebrochen. Dem Dieb fielen 150 Mark sowie
andere förmlich zusammensuyr nnv )icy au) eine ganz wichtige Frage vorbereitete. Statt dessen jagte Brennert sehr gemütlich:
„Neustätter, warum heißen Sie eigentlich der Schill r- Hans?"
„Det wissen der Herr Kriminal ooch schon?"
„Na natürlich."
„Ja, so wer' tck jenannt."
„Aber warum?"
„Na, tck bin doch von jute Eltern. Sojar uff'S Ihm- nasium bin ick jewesen — freilich man kurz. Aber da iS doch so allerlei hängen jeblieben, un besonders die Liebe vor die Klassiker."
„Gratuliere."
„Un weil ick nu den Schiller so stückweise auswendig kann un manchmal ooch davon Iebrauch mache bet meine Freunde, da nennen se mir den Schiller-HanS. Wenn ick dem Herrn Kriminal vielleicht mit det Lied von dieIIocke ufswarten dürfte" —
„Nein, danke, das ist mir zu ausgedehnt. Sagen Sie mir, lieber Neustätter, schämen Sie sich denn eigentlich
r nicht?"
„Warum denn, Herr Kriminal?"
„Weil Sie, ein Sohn aus gutem Haus, Ihr Leben verbummeln und vergeuden. Warum arbeiten Sie cht?"
„Oh, ick habe ooch schon jearbeitet."
„Aber nur stellenweise." - . .
„Ja, Herr Krtminal, wenn det Arbeiten so lut meckte wie's Schnapstrinken, denn war' tck ooch nuy dajejen." Nun er sprechen durfte, waren ihm Frecy- it und Laune zurückgekommen.
„Sagen Sie mal, Neustätter. woher kennen Sie den Htosser Wildführ?"
Da war die Falte, die Frage ans dem Hinterhalt, mstätter war auf alles Mögliche gefaßt gewesen, aber
^Sein*Gesicht wurde noch länger, atS es schon war, d er stotterte mühsam:
„Wildführ - Wildführ, daß tck ntch wüßte.
„Zieren Sie sich nicht. Er ist mit Ihnen bekannt,
(Fortsetzung folgt.)