aufsuchten, fanden sie ihn tot im Lehnstuhl liegen. Eine Herzlähmung machte seinem Leben ein jähes Ende. Donnerstag früh wurde die Leiche mit dem Auto nach Stuttgart übergeführt.
Ser Hohentwiel badisch?
Aus Kirchheim u. T. wird uns geschrieben: Kürzlich wurde in einer halbamtlichen Mitteilung ausgeführt, daß zwischen den süddeutschen Staaten ein Austausch von Exklaven und Enklaven beabsichtigt sei. Darunter wurde auch die Burgfeste Hohentwiel genannt, die an Baden abgetreten werden soll.
Diese Meldung wurde überall im Lande mit Erstaunen und Kopfschütteln ausgenommen, namentlich auch in Kirchheim u. T., das durch Konrad Wid erhold geschichtliche Beziehungen zum Hohentwiel hat und sich mit dieser Stätte seines heldenhaften Wirkens verbunden fühlt. Seit 400 Jahren ist der Hohentwiel aufs engste mit der württem- bergischen Geschichte verbunden. In Ze!'m tiefster Not, als Herzog Ulrich aus seinem Lani vertrieben und dieses von Oesterreich besetzt war, hat Ulr. im Jahr 1521 den Hohentwiel erworben und hat von dort ans die Wiedereroberung seines Landes vorbereitet. Und ein Jahrhundert später, in den Drangsalen des 30jährigen Kriegs, war die Feste unter ihrem Kommandanten Konrad Widerhold das letzte Bollwerk, die letzte Hoffnung Württembergs. Von der Heldengestalt Widsrholds kündet heute noch die Inschrift an seinem Grabmal an der Stadtkirche in Kirchheim:
Der Kommandant von Hohentwiel.
Fest wie sein Fels, der niemals fiel.
Des Fürsten Schild, des Feindes Tort.
Der Künste Freund, der Armen Hort.
Ein Bürger. Held und Christ wie Gold.
So schläft hier Konrad Widerhold.
Die Widerholdsche Treue ist eines der leuchtendsten Bilder württembergischer Geschichte. Der württembergische Hohentwiel ist heute noch ihr unvergängliches Denkmal. Soll heute der schmähliche Vorgang von 1801 wiederholt werden, als der schwächliche Kommandant ohne Not und ohne Widerstand, vor den Franzosen kapitulierte? Soll Württemberg heute vor einem Schlagwort kapitulieren und den Berq an Baden ausliefern?
Im Jahr 1801 hatte der französische General fest zugesagt, daß die Feste nicht zerstört werden würde und doch sank sie kurze Zeit darauf in Trümmer. Welches kann das Schicksal des badisch gewordenen Hohentwiel trotz aller gegenteiligen Versprechungen werden? Kann ihm nicht das gleiche Schicksal drohen wie dem Hohen st offeln, der zu Straßenschotter verklopft wird? Wird die Stadt Singen, der der Hohentwiel heute ein geeignetes Objekt für Fremdenverkehrsreklame ist, dem Berg die Pflege und den Schutz angedeihen lassen, die diesem einzigartigen Denkmal der Geschichte und der Natur gebührt?
Da durch die Aufhebung der En- und Exklaven, lall- es nicht ein Schlagwort ist, eine Verwaltungsvereinfachung herbeigesührt werden soll, sei doch auf die besonderen Verhältnisse der Exklaven Hohentwiel und Bruderhof hingewiesen. Beide Markungen stehen im ausschließlichen Eigentum des württembergischen Staats, es ist kein Quadratmeter Privateigentum vorhanden. Die Weiler Hohentwiel und Bruderhos (beides Staatsdomänen) Zählen etliche 40 Einwohner. Ist der Vorteil, daß der Domä en- pächter von Hohentwiel eine Geburt oder einen Todesfall auf dem Rathaus in Singen anstatt in Tuttlingen anzsigen kann, so schwerwiegend, daß wir deshalb den Hohentwi -l an Baden ausliefern sollen? Es wird überhaupt von größter Bedeutung sein, ob nur das württembergische Hoheits- recht an den beiden Markungen aufgehoben, das priva t- rechtliche Eigentum des württembergischen Staats dagegen erhalten bleiben soll oder ob Staatshoheit und privatrechtliches Eigentum an den Domänen und Waldungen an Baden übergehen sollen.
In welcher Richtung die Absichten der württem- bergischen Regierung gehen, ist bis jetzt nicht bekannt: daß Baden das Hobeits- und Eigentumsrecht verlangen wird, darf als selbstverständlich angenommen werden. Demgegenüber muß als Mindestforderung, die ssder heimat- liebende Württemberger unterschreiben wird, die Erwartung ausgesprochen werden, daß höchstens in eine Aufhebung der württembergischen Staatshoheit eingewill'gt wird, daß aber das privatrechtliche Eigentum des würt'em- bergischen Staats am ganzen Hohentwiel in vollem Umfang
I gewahrt bleibt. Noch besser wäre es allerdings, man würde vom Hohentwiel überhaupt die Finger lassen. Solange es noch ein Land Württemberg gibt, muß auch unser Hohentwiel württembergisch bleiben.
„Durch Gottes Gnad und Helden Treu» ,
Dis Vöste Haus hier stehet New.
Der Feind hat's zwar Fünfmal geschrekht.
Doch hat der Herr zum Schutz erwekht Den Widerholt, der fünfzehn Jahr Dasselb beschützt in Feindsgefahr".
Lokales.
Wildbad, den 29. Okt. 1928.
„Gemeindepolitik und Gemeinderatswahlen" lautete die Tagesordnung der Kartelloersammlung des Ortsausschusses Wildbad des Allgem. Deutschen Gewerkschaftsbundes. Vorsitzender Willig eröffnete die Versammlung, die gut besucht war, wenn man in Betracht zieht, daß nur die Delegierten der einzelnen Verbände in diesen Versammlungen Sitz und Stimme haben. Der Vorsitzende gab einen kurzen geschäftlichen Rückblick über die Entwickelung der Gemeindeparlamente, speziell der württembergischen. Er ging dabei auf die Jahre 1822 bis 1848 zurück, wo der Gemeinderat auf Lebenszeit ernannt wurde. Eine schwere Zeit für die Gewerkschaften waren die Jahre 1878 bis 1890 (Sozialistengesetz), wo von einer Vertretung der Arbeitnehmer-Interessen auf den Rathäusern keine Rede sein konnte. Erst das Jahr 1890 brachte eine Aen- derung in der Zusammensetzung des Gemeinderats, auf Grund deren von einer Vertretung der Arbeitnehmer gesprochen werden kann. Hier in Wildbad war es das Jahr 1919, wo die ersten Arbeitnehmer-Vertreter in den Gemeinderat gewählt wurden. Die Erwartungen, die man daraus erhoffte, wurden aber nichterfüllt. — Der Redner kam dann auf die Tätigkeit des jetzigen Gemeinderats zu sprechen. Er erwähnte den Bürgernutzen, der immer weiter zurückgehe, die Verhandlungen mit der Badverwaltung; weiter geißelte er die niedrigen Mieten der Beamten in den städtischen Häusern, die nicht viel höher seien, als die Arbeiterwohnungen in den städtischen Häusern. — Redner schloß seine Ausführungen, die beifällig ausgenommen wurden, mit der Aufforderung, alles zu versuchen, mehrere Arbeitnehmer als Vertreter bei der diesjährigen Wahl in den Gemeinderat zu bringen. Es wurden dann die Kandidaten aufgestellt, die einer demnächst stattfindenden Wahlversammlung präsentiert werden sollen. — Die weiteren Einzelheiten, die der Vorsitzende anregte, betr. Stimmzettel, Propaganda, Verteilung der Kosten, wurden gutgeheißen. Unter „Verschiedenes" beschwerten sich verschiedene Arbeitslose über zu späte Auszahlung der Arbeitslosen-Unter- stützung. Vorsitzender Willig gab den Rat, es mögen sich alle Arbeitslosen, die Beschwerde zu führen haben, bei ihm melden, er würde dann auf Grund dieser Beschwerden auf Abhilfe dringen. Um 12 Uhr schloß der Vorsitzende die im „Ratskeller" stattgefundene Versammlung.
Der gestrige Sonntag war nochmals ein überaus freundlicher, wie man es kurz vor Allerheiligen kaum erwarten konnte. Daß man nicht zu lange in den schönen Tag hinein schlief, dafür sorgte der Trompeter unserer tüchtigen Feuerwehr, der mit schmetternder Metallstimme seine Mannen zu großer Uebung rief. Eine ganz linde, klare und durchsichtige, richtige Herbstluft und herrlicher goldener Sonnenschein lud freundlichst dazu ein, vor Eintritt rauherer Witterung noch einmal einen etwas ausgedehnteren Familienspaziergang in den jetzt in allen Farben prangenden Herbstwald zu unternehmen und dabei Herz und Gemüt zu erfreuen. Viele zog es auch nach Ealm-
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bach, um dort den württ. Kultusminister Bazille, der im Gasthof zum -Bahnhof über „Die äußere und innere Lage Deutschlands" sprach, zu hören (s. besonderen Bericht). Für diejenigen, die nicht gut zu Fuß sind, war ein Spaziergang in Wildbads näherer Umgebung, deren es ja so viele gibt, ebenfalls recht lohnend. Für die Jungen war schöne Tanzgelegenheit im Kurhaus geboten und im Eaf6 Schmid konnte man abends gemütlich ein hübsches Konzert anhören und den Tag beschließen.
Ev. Volksbühne. Es sei noch einmal hingewiesen auf das Reformationsfestspiel „Glaubenstreue" heute abend 8 Uhr in der Turnhalle. Um 4 Vs Uhr Schülervorstellung.
Fußball. Der Fußballverein Wildbad weilte gestern mit seiner 1. und 2. Mannschaft beim F.-C. Schwann. Während die 2. Mannschaft im Privatspiel ein 4:Oerzielen konnte, siegte die 1. Mannschaft im Perbandsspiel 3:2. Mit diesem Spiel hat die 1. Mannschaft eine ihrer gefährlichsten Klippen glücklich umschifft und damit einen guten Schritt der Bezirksmeisterschaft entgegen getan.
Aus der Nachbarschaft.
Calmbach, 28. Oktober. Im vollbesetzten Saale des Gasthauses zum Bahnhof sprach heute nachmittag der Kultminister Dr. Bazille über die innere und äußere Lage Deutschlands. Herr Sägwerkbesttzer Keppler eröffnete die Versammlung mit begrüßenden Worten, erinnerte daran, daß 10 Jahre seit der Revolution und 9 Jahre seit der neuen Verfassung verflossen seien. Ob das Volk unter dieser neuen Verfassung freier geworden sei, bezweifelte Herr Keppler. Er richtete noch an Dr. Bazille die Bitte, für das Eigenleben der Länder einzutreten und erteilte dann dem Minister das Wort zu seinem Bortrage. In tiefschürfender Weise sprach der Redner zuerst über die innere Lage. Er erwähnte dabei das Wahlergebnis, das den Bürgerlichen starke Verluste und den Sozialdemokraten Gewinn brachte. Die Verärgerung der Wähler und die vielen Nichtwähler seien Schuld daran. Weiter sprach Dr. Bazille über die Regierungsbildung, Schulgesetz, Ueber- spannung des demokratischen und liberalen Prinzips, der Reichstag sei zu allmächtig geworden, der Reichspräsident habe zu wenig Befugnisse usw. Schuld an vielem sei das Aufwertungsgesetz, das in einem monarchistischen Staat nicht möglich gewesen sei. Das größte Werk Bismarcks sei der bürgerliche soziale Staat gewesen, diesen soll jetzt, wenn es nach der Sozialdemokratie geht, der marxistische Staat ersetzen. Dr. Bazille erwähnte weiter die Todfeindschaft zwischen Kommunisten und Sozialdemokraten, die aber beide in ihren Zielen einig seien, nur über den Weg zu diesen Zielen uneinig wären. Auch die Ueberspannung des Wohlfahrtsgedankens mache ihm Sorge. Am Schluffe seiner Rede über die innere Lage kam Dr. Bazille auch auf das Verhältnis zwischen Reich und Länder zu sprechen. Er gab dabei das Versprechen, sich dafür einzusetzen, daß die Eigenart und die eigene Verwaltung der Länder gewahrt bleibe, da eine Ersparnis bei einer Vereinigung nicht herauskomme, eher das Gegenteil. Der Redner gab sodann einen interessanten Ueberblick über die äußere Lage, dabei die augenblickliche und die vielleicht kommende Mächte-Konstellation erwähnend. Dr. Bazille schloß seinen Vortrag mit den Worten, daß nur ein inniger Zusammenschluß aller Stände uns retten könne. Reicher Beifall lohnte den Minister für seine Ausführungen. Eine Diskussion wurde nicht beliebt. Herr Keppler schloß nach kurzen Ausführungen über Schul- und Lehrerfragen die auch von vielen Wildbadern besu chte Versa mmlung. 1..
Sendefolge der Südd. Rundfunk A.-G. Stuttgart
Dienstag, SO. Oktober:
1N.M-11.90: Schallplattenkonzert. 11.00: Nachrichtendienst. 12.80: Wetter- bericht. Schallplattenkonzert. 18.00: Mittagsständchen. 14 00: Nachrichten- dienst. 15.45: Frauenstunde. IS.15: Nachmittagskonzerl. 18.00: Zeitangabe,. Wetterdeinkdt. 18.15: Portrng: Die Begebungen der Astronomie zu anderen Wistenichalten. 18 45: Funktechnik fiir Me. 19.15: Vortrag: Nordenskjüld und Amundien. der Polarforscher und der Polarfahrer. 19.45: Zeitangabe, Wetterbericht, Nachrichten süddeutscher Funkvereine. 20.00: Vortrag: Musik der erotischen 9>ochkuIInren. 21.00: Ans Perlin: Dialoge der Weltliteratnr, aus der ..Edda". 22.90: Populärer Opernabend. Anschließend: Nachrichtendienst.
Alte Schuld
Roman von R. Kohlrausch.
Copyright by Greiner L Co., Berlin NW 6.
U) (Nachdruck verboten.)
7 Lüdemann wandte sich an den Photographen:
- „Gut, so machen Sie, bitte, gleich ein paar Ausnahmen. Eine von hier, — eine von hier — und eine vielleicht von dort."
Mit stummer Verbeugung machte sich der Photograph ans Werk und hantierte mit leisen Bewegungen an jetnem Apparat.
„Sie waren gestern abend auch schon zugegen, Herr KreisphysikuS, nicht wahr?"
„Gewiß, Herr Staatsanwalt. Ich war zu Hause und kam sofort auf die telephonische Benachrichtigung durch den Herrn Kommissar. Meine Wohnung ist ja zufällig in der Nähe. Schon ein wenig vor halb zehn war ich hier/'
„Und Sie haben Erwürgen als die Todesursache konstatiert?"
„Zweifellos."
„Ist «n Kamps vorangegangen?"
„Scheinbar nur ein kurzer. Es macht mehr den Ein- druck, als wenn der Mörder ganz plötzlich über die Schauspielerin heraesallen wäre. Ihr Haar ist zerwühlt, aber die Kleidung ist nur wenig verschoben und nicht zerrissen."
„Die arme Person hatte sich offenbar für ein kleines Fest, für ein Tete-a-Tete, fo schön geschmückt. Nach all den Zurüstungen hier hat sie offenbar einen Gast erwartet. Ob er auch der Mörder gewesen ist, wird sich zeigen müssen."
Lüdemann richtete seine Fragen von jetzt an wieder an Brennert. „Haben Sie irgend etwas bemerkt, Herr Kommissar, was auf die Spur des Täters weisen könnte? Ist gestern bereits nachgesehen worden, ob etwas sehlt, ob also ein Raubmord in Frage kommen könnte?"
„Im wesentlichen habe ich das aus heute verschoben. Flüchtig aber haben die Jungfer und ich gestern abend schon die Räume nachgesehen; ihrer Aussage nach, aus die wir ja in diesem Punkt hauptsächlich angewiesen sind, scheint nichts zu fehlen. Mutmaßlich also kein Raubmord." . .......
,Mir werden sehen. Und auch sonst haben Sie nichts, gar nichts gefunden, was auf den Täter deuten könnte?"
„Nein. Denn die Sache, die mir zuerst von Bedeutung schien, läßt sich sehr harmlos erklären. Hier am rechten Arm der Loten" — Brennert kniete neben der Leiche nieder und hob den bezeichneten Arm tn die Höhe —, „das heißt, am rechten Aermel des Kleides, werden der Herr Staatsanwalt einen rötlich-gelben Flecken bemerken."
„Gewiß — ich sehe. Was kann das sein? Für Blv ist es viel zu hell."
„Ja, viel zu hell. Ich habe mir gestern gleich de Kops darüber zerbrochen, aber die Jungfer gab mir dan die Erklärung, die ebenso harmlos wie zutreffend er scheint. Es ist Schminke, nichts anderes, und mit Schmink hat eine Schauspielerin ja stets zu tun. In ihrem Schlaj zimmer steht ein Tischchen mit verschiedenartigen Schmin ken, und ihr totes Gesicht verrät auch jetzt noch, daß e geschminkt war. Dabei kann die Tote leicht am Klei mit einem Schminkestist in Berührung gekommen fein.
„Möglich — sehr wahrscheinlich sogar. Immerhin mu eine chemische Untersuchung vnrgenv,innen und das Klei aufbewahrt werden."
„Selbstverständlich."
„Und nun wollen wir zunächst die beiden Zeuge: hören. Vielleicht haben sie Wichtiges auszusagen. Zu erst will ich den Ingenieur Höcker befragen, — der jung Mann aus dem Geschäft sol: so lange auf dem Korrido warten. Haben Sie noch ein wenig Zeit, Herr Kreis phhsikus?" '
„Gewiß. Vielleicht kann ich aber, wenn -er Her Photograph mit seinen Aufnahmen fertig ist, tnzwischei den Körper der Toten durch ein paar Schutzleute tm Schlafzimmer schaffen lassen?"
„Das wäre sehr gut. Ihrer Ansicht nach war de: Tod nicht lange vor Ihrer Ankunft etngetreten?"
»Höchstens anderthalb oder zwei Stunden vorher/
„Wir kämen damit also auf die Zelt von halb ach btS acht Uhr für die Vollbringung der Tat."
„Ganz genau. Me Tat ist verhältnismäßig rasch ent deckt worden."
„Was für uns immer etn Vorteil ist. Also aus Wie- derfehen."
Er ging mit Brennert und Referendar Niemeyer tn das nebenan gelegene Boudoir, wo die beiden Zeugen stehv.) warteten Der Ausgeher Winker wurde zunächst aus den Korridor beordert; an den Ingenieur Höcker, der etn kleiner, dicker, sehr aufgeregter Herr von einigen Vierzig Jahren war, wandte sich nun der Staatsanwalt und sagte:
„Bitte, Herr Ingenieur, was haben Sie zu berichten?"
Der Zeuge, der sich offenbar tm stillen oft wiederholt hatte, was er sagen wollte, begann tn schnellem, schwer zu unterbrechendem Redeflüsse seinen Bericht:
„Es ist mir ja furchtbar unangenehm, Herr Staatsanwalt, tn folch eine Sache, wenn auch nur ganz von weitem, verwickelt zu werden. Man hat aber schließlich doch als ordentlicher Staatsbürger gewisse Pflichten, die man erfüllen muß, ntcht wahr? Und ich wollte deshalb auch heute früh gleich aus die Polizei oder zu Ihnen, Herr Staatsanwalt, gehen, so unangenehm es mir auch war — verzeihen Sie, aber es ist ja ntcht persönlich gemeint, — und wollte melden, was ich gestern beobachtet habe. Wie ich dann aber von dem einen Polizisten hörte — Sie- wecke heißt er —, daß die Herren hierher kämen, da schien es mir einfacher, wenn ich hier wartete, und so habe ich es denn auch gemacht."
„Vas war jedenfalls der einfachste Weg. Und waS haben Sie gestern beobachtet?"
„Ich möchte zunächst genau die Zeit seststetlen, Herr Staatsanwalt, und es ist mir durch einen Zufall bis auf die Minute möglich. In meinem Arbeitszimmer steht nämlich eine alte Uhr, die man alle acht Tage aufztehen muß, und wenn man es bis auf den letzten Termin hin- ausschiebt, dann fängt die Uhr an, ganz langsam zu schlagen Dann ist sie müde, man kann es ntcht anders nennen, und so war es gestern. Ich hörte, wie sie so müde schlug, und zog sie auf. Daher weiß ich, daß eS genau drei Minuten über vier war."
(Fortsetzung folgt.)
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