Ein sechstes Todesopfer. Der furchtbare Unfall in der Schühenstraße in Stuttgart hat noch ein weiteres Menschen- leben gekostet. Die 18jährige Tochter des Tylographen A. in der Bryestraße in Cannstatt, die bei Kurt Dannenberg Gesangsunterricht erhielt, war mit der Familie aufs engste befreundet. Die Nachricht von dem Unfall dieser Familie ging dem unglücklichen Mädchen so zu Gemüts, daß es durch Gasvergiftung freiwillig aus dem Leben schied-
Versuchter Mord. Der 30jährige Kellner Franz Schweiger von Stuttgart-Ostheim hatte in der Nacht zum 9. Juli d. I. in seiner Wohnung den Gashahn aufgemacht, um, wie die Anklage annimmt, seine Frau aus der Welt zu schaffen. Schweiger will aber nur die Absicht gehabt haben, seiner Frau „ein Theater" vorzumachen, um sie aus ihre Liebe zu prüfen. Der Staatsanwalt beantragte wegen Mordversuchs 3 Jahre Zuchthaus und 5 Jahre Ehrverlust. Das
Schwurgericht erblickte in dem „Theater" nur eine Ver- brechenä>edrohung. Das Urteil lautete auf 3 Monate Gefängnis, abzüglich 1 Monat 20 Tage Untersuchungshaft.
Aus dem Lande
Sleinenbronn OA. Stuttgart, 21. Okk. Rücksichtslose Motorradfahrer. Nachts wurden dem 32 Jahre alten led. Müller Johannes Decker von der oberen Brückmühle, als er mit einem Obstwagen nach Hause fuhr, beide Füße durch einen Motorradfahrer abgefahren. Ohne sich um den Schwerverletzten zu kchnmern, verschwand der Motorradfahrer samt Sozius im Dunkel der Nächst jedoch ist die Landjägermannschaft den Tätern auf der Spur. Ein Bierauto, das an der Unglücksstätte vorbeikam, veranlaßke die Ueberführung des Schwerverletzten ins Krankenhaus, wo an seinem Aufkommen gezweifelt wird.
Rommelshausen OA. Waiblingen, 21. Okt. Beerdigung. Unter außerordentlich großer Teilnahme wurde der Weichenwärter Karl Pfund hier, der einem ruchlosen Raubmörder zum Opfer gefallen ist, bestattet. Der brave, biedere Mann hinterläßt eine Witwe und zwei Söhne.
Kornwesthelm, 21. Okt. Die Kündigungen bei Salamander. Noch bevor die bereits ausgesprochenen 300 Entlassungen alle zur Durchführung kamen, hat die Salamander-Schuhfabrik Firma Sigle weitere 700 Entlassungen angemeldet; damit sind 1000 Arbeiter und Arbeiterinnen außer Tätigkeit gesetzt. Alle Bemühungen des Betriebsrats, wie auch des Gemeinderats Jäger, der am Dienstag die Verhandlungen erneut führte, waren somit bis jetzt ohne Erfolg.
Haberschlachk, OA. Brackenheim, 21. Okk. Tödlicher Unfall. Die Witwe Nechkemmer fuhr mit ihrem Sohn auf dessen Wagen die Skektener Straße nach Haberschlacht hinunter. Plötzlich versagte die Bremse, der Sohn kam beim Abspringen zu Fall und der Wagen war samt dem unruhig gewordenen Pferde nicht mehr zu halten. An der Kurve wurde Frau Nechkemmer über den Magen geschleudert. Sie brach beide Arme und erlitt innere Verletzungen, die ihren Tod herbeiführten.
Neckarsulm. 21. Okk. Einbruch. 3n der Nacht auf Donnerstag wurde in den Derkaufsstand am Bahnhof eingebrochen. Es wurden Waren im Wert von 65 Mark entwendet.
Brekkach, OA. Neckarsulm, 21. Okk. Zwei Scheunen abgebrannt. Zwei an der Cleversulzbacher Straße stehende Scheunen, dem Landwirt Schächter und dem Landwirt Schenk gehörend, brannten völlig nieder. Auch die Erntevorräke sind vernichtet, dagegen konnte das Vieh gerettet werden. Der Gebäudeschaden beträgt etwa 16 000 Mark.
Niederstetten OA. Gerabronn, 21. Okt. Unglück im Stal l. Schweres Unglück im Stall hatte ein Niederstettener Weingärtner. Als er vom Feld nach Haus kam, fand er zwei Stück Meh in ihren Ketten verschlungen vor, so daß beide wertvolle Tiere notgeschlachtet werden mußten.
Tübingen, 20. Oktober. Ein Schlingenlege r. Das Schöffengericht hak den Straßenwark Wilhelm Christein von Nebringen wegen Wilderns durch Legen von Schlingen zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt.
Wilkendorf, OA. Freudenstadt, 21. Okk. Brand. Nachts brach,^im Heuschuppen des Schmiedmeisters 3oh vköchle Feuer aus, das den Schuppen in kurzer Zeit in Asche legte. Brandstiftung scheint nicht ausgeschlossen.
schirmen, die blank waren von Nässe, gingen die Leute auf der anderen Seite der Straße vorüber. Gedämpft kamen durch den Abendnebel die Klänge der fernen Turmuhr herüber.
Hedwig horchte darauf, zählte sie und wunderte sich, wie langsam die einsame Wartezeit verging.
Oft Pflegte Bruno ihr abends vorzulesen aus irgendeinem guten Buche. Wo war er jetzt?
Sie glaubte nicht an die späte Sitzung, — „nein, ich glaube nicht daran", sagte sie laut und erschrak vor der eigenen Stimme.
Vor ihr stieg die Gestalt der Kunewka empor, wie sie vor zwei Abenden ihr so nahe gewesen war in all ihrer blühenden, glühenden, sonnigen Lebenslust. Wenn er dort war, wenn er bei ihr war! Sie preßte die Hand auf das Herz, dessen Schlag sie zu hören meinte tn der großen, lastenden Stille. Von der Straße her kam um diese Stunde kein Geräusch; das Haus lag tn einer stillen, gartenreichen Vorstadt, wo das Leben zeitig am Abend entschlummerte.
Nun schlug es neun Uhr auf dem Kirchturm.
Hedwig rechnete noch nicht auf das Heimkommcn ihres Mannes; er war ja kaum eine Stunde fort. Aber die Unruhe, die sie umhertrieb, wuchs mehr und mehr mit jeder Minute. Wie Unheilsahnung lag es auf ihr. Sie nahm das Buch, aus dem ihr Mann ihr am vergangenen Abend vorgelesen hatte, versuchte allein weiterzulesen und sich die Stimme dabei vorzustellen, die sie liebte. Doch die Tränen traten ihr tn die Augen, und sie mußte das Buch schließen. Jetzt begann sie das Umherwandern tn dem stillen, einsamen Zimmer auss neue.
Da — ein Geräusch! Gs hatte gerade halb zehn Uhr geschlagen, als draußen die Korridortür mit gewohntem Ton geöffnet wurde. Hedwig versuchte, ruhig zu sein und sich zu sagen, daß Bruno noch nicht heimkommen könne, trotzdem aber eilte sie zur Tür und öffnete sie. Nun sah sie, was ihr Herz nicht zu hoffen gewagt hatte: ihr Mann stand vor ihr. In Hut und Pelz kam er zu ihr herein, faßte mit ausgestreckten Händen die ihren, sah ihr tief tn die Augen und sagte mit einem feierlichen, besonderen Ton: . -
BallnKen, 21. OKI. Dis Kräftpoflklnie Vs-
lingen —Zaigerloch wird am 20. Oktober in Betrieb genommen. Am Vortag wird eine Eröffnungsfeier in den betreffenden Gemeinden staktfinden.
Oberflacht OA. Tuttlingen, 21. Oktober. Unglück im Stall. Während der letzten 14 Tage sind dem Landwirt Joseph Mink von hier zwei Pferde und eine gute Milchkuh verendet, ohne daß die Ursache festgestellt werden konnte.
Neue Kraftpostlinie. Vom 21. Oktober d. 3. an werden die Kraftposten auf Tuttlingen-Neuhausen ob Eck bei Meßkirch ausgedehnt.
Alm, 20. Okt. Warnung. Gewarnt wird vor einem etwa 30 Jahre alten Mann, der sich als Betriebsleiter ausgibt, sich durch Anzeigen augebotene Zimmer mietete und sich durch die falsche Angabe, er brauche zur Einlösung des Gepäcks Geld, Darlehen geben läßt und verschwindet, dazu noch mitnehmend, was er erwischen kann.
Dietenheim OA. Laupheim, 21. Okt. Tot aufgefunden. Das vermißte Töchterchen Frida der Mahl- und Sägewerksbesitzersfamilie Widmann wurde im Gießenkanal bei der Harpfe auf Dietenheimer Markung tot gefunden.
Vom bayerischen Allgäu. 21. Okt. AneinerBohne erstickt. — Schwerer Unfall. Das 5 Jahre alte Söhnchen des Landwirts Stöckelerin Opfernbach brachte eine Bohne in die Luftröhre; trotz des sofortigen operativen Eingriffs starb das Kind unter großen Schmerzen. — Der 30 I. a. Käser Josef Stegmann aus Petersthal hängte sich auf der Fahrt von Sulzberg nach Durach mit seinem Fahrrad an einen Lastkraftwagen. Beim raschen Ausweichen des Autos vor einem entgegenfahrenden Personenauto, wurde Stegmann vom Rad geschleudert und geriet vor das Auto, das über ihn hinwegfuhr und ihm den linken Fuß abdrückte. Stegmann erlitt außerdem schwere innere Verletzungen.
kleine Nachrichten aus aller Mell
Amerika-Post des »Grasen Zeppelin". Mit dem „Grafen Zeppelin" wird eine größere Postsendung von Amerika nach Europa gehen. Besondere Briefmarken werden nicht aus- gegeben. Die Gebühren betragen für Briefe 1 Dollar und für Postkarten 0,5 Dollar, zuzüglich des üblichen Portosatzes.
Amerikanisches Bekriebsgas für die Rückfahrt des Zeppelin. In Lakehurst wurden Versuche mit einem amerikanischen Betriebsgas gemacht, das etwas schwerer ist, als das auf der Ausreise verwendete Blaugas, sonst aber befriedigend scheint, so daß das Luftschiff nunmehr eine große Menge dieses Brennstoffs an Bord nimmt. AnBal - longas sind erst 10000 Kubikmeter vorhanden, während 14 000 als erforderlich angesehen werden.
Der Welfenschah. Nach der „Braunschweiger Landeszeitung" lehnt der Herzog von Braunschweig 'den von der preußischen Staatsregierunq gemachten Vorschlag, die 12 wertvollsten Stücke des Welfenschatzes um 4 Millionen Mark anzukaufen, ab, weil der Herzog sich einer Zerreißung des in seiner Geschlossenheit einzigartigen Kunstdenkmals widersetzt, und weil ihm verbindliche Kaufangebote vorliegen, die den von der preußischen Regierung genannten Preis um ein Vielfaches übersteigen.
Nach 13jähriger Verschollenheit zurückgekehrt. 3n dem Ork Dremmen (Nheinpr.) kehrte nach IZjähriger Abwesenheit ein junger Mann zurück, der 1913 beim Militär eingetreten und bei Ausbruch des Krieges ins Feld gerückt war. Er gab an, in russische Gefangenschaft geraten zu sein. Auf dem Kriegerdenkmal seines Heimatorts ist sein Name unter den Gefallenen aufgeführk. Der junge Mann begab sich nach Holland, wohin seine Eltern inzwischen verzogen sind.
Unterschlagung. In Bad Reichenhall vergiftete sich der Steueroberinspektor Legat vom Finanzamt Regensburg. Dadurch kam es an den Tag, daß er mehr als 200 000 Mark amtliche Gelder unterschlagen hatte.
Trauriges Schicksal. Aus Nahrungssorgen hat der Chemiker Karl Müller in Darmstadt seine Frau, das dreivierteljährige Kind und sich selbst in einem Wäldchen erschossen. Die Frau lag angeschmiegt in den Armen des Mannes. Neben den drei Leichen lag auch der treue Hund tot.
Aus Furcht vor der Prüfung hat sich in Berlin in den Müggelbergen eine 29jährige Studentin erschossen. Aus demselben Grund vergiftete sich am selben Tag ein 27- jähriger Student in seiner Wohnung.
Großfeuer in Mecklenburg. In Gielow bei Malchin ist das Dampfsägewerk der Gebrüder Rath, vier Gebäude und ein Akkumulatorenhaus, mit großen Holzvorräten nieder- gebrannt. Ferner wurde der Ludwigshof mit der ganzen Ernte durch ein Schadenfeuer vernichtet. Durch den Einsturz eines Gebäudes wurden 5 Feuerwehrleute schwer verletzt. In beiden Fällen vermutet man Brandstiftung.
Der Bergsturz bei Bellinzona. Der Leiter des kantonalen Vermessungsamts, Prof. Staub, ist nach mehrfacher Begehung des Absturzgebiets am Monte Arbino der Ansicht, daß erst ein Drittel der in Bewegung befindlichen Bergmassen ins Tal abgestürzk ist und daher langsam oder plötzlich noch größere 'Abstürze folgen müssen. Das Absturzgebiet ist noch keineswegs zur. Ruhe gekommen. Besonders groß ist der Druck am steilen Abhang gegen das Tagliokcil, dessen schmale Schlucht immer mehr von den abstürzenden Fels- und Schuttmassen ausgefüMwird. Bei der Begehung des obern Teils des Absturzgebiets wurde festgestellt, daß die oberste Kuppe des Monte Arbino noch unversehrt ist. Die in Bewegung befindlichen Massen werden auf 60 bis 80 Millionen Kubikmeter geschäht. Der Sachverständige Staub hält es für angezeigt, die Ortschaften Ärbedo und Molinazzo gänzlich zu räumen, da für sie Gefahr bestehe. Die Gotlhardlinie sei zwar nicht unmittelbar gefährdet, aber es sei doch zweckmäßig, beim Taleingang eine besondere Signalanlage einzurichten.
Zwei Kinder vom Wolkenkratzer gestürzt. Die Tochter des 1912 beim Untergang des Dampfers „Titanic" umgekommenen vielfachen Millionärs Guggenheim, eine Frau Maldeman, begab sich am Freitag mit ihren beiden kleinen Kindern auf das Dach des Wolkenkratzer-Hotels Surrey in Neuyork. Damit die Kinder das Häusermeer besser betrachten könnten, setzte sie dieselben auf das niedrige Dachgeländer. Die Kinder verloren das Gleichgewicht und stürzten 13 Stockwerke tief auf das Dach eines Nachbarhauses. Sie waren sofort tot.
Wer trägt die kosten des Volksbegehrens? Nach dem Reichsgesetz über den Volksentscheid fallen die Kosten der Hexstellung dex Eintragungslisten und die, Kostest, ihrer Ver
sendung an die Gemeindebehörden den Antragstellern, im Fall des letzteren, gänzlich fehlgeschlagenen Panzerkreuzer- Volksbegehrens also der Kommunistischen Partei zur Last. Für die übrigen, viel bedeutenderen Kosten gelten jedoch die Vorschriften des Reichswahlgesetzes, nachdem die nach der Inflation aus Ersparnisgründen erlassene Verordnung vöm 14. Febr. 1924 (wonach die Antragsteller alle Kosten des Volksbegehrens zu tragen haben) auf Beschluß der damaligen Reichstagsmehrheit wieder aufgehoben worden war. Jetzt liegen die Dinge so, daß vom Reich den Gemeinden für jeden Stimmberechtigten ein fester, nach Gemeindegrößen abgestufter Betrag erstattet wird, der so berechnet wird, daß mit ihm durchschnittlich vier Fünftel der den Gemeinden entstandenen Kosten gedeckt werden., Die Kosten, die dem Reich aus dem letzten Volksbegehren erwachsen sind, lassen sich zurzeit noch nicht völlig übersehen, r- ^Ebbegehren betreffend die Fürstenenteignung
sind 798 000 Mark vom Reich gezahlt worden. Die Gemeinden haben vier Fünftel ihrer Kosten erstattet erhalten. Da- nach würde das Fürstenbegehren im ganzen rund eine Million gekostet haben. Im wesentlichen wird mit dirser Summe auch diesmal zu rechnen sein.
Ein französischer Revolverjonrnatist. Ein Redakteur der französischen Finanzzeitschrift „Le Capital" namens Schäster versuchte von dem früheren Leiter der Bank für Saar und Rheinland in Saarbrücken, I s e n b e r g, 100 000 Franken zu erpressen, indem er drohte, er werde in stinem Blatt gegen J enberg schreiben unk Enthüllungen über ihn bringen, vsienberg ging scheinbar auf den Handel ein. lud aber zur nächsten Zusammenkunft auch einen Kriminalkommissar als „Finanzmann" ein, der den Erpresser nach der Besprechung verhaftete. In der Besprechung führte Schaffer ohne Scheu aus. die elsaß-lothringischen Mutterbanken.der Saarbank hatten schon eine Million Schweigegeld bezahlt. In Frankreich sei es allgemein so eingerichtet, daß von dem Augenblick an, wo eine Finanzzeitschrift günstigvon Jsenberg schreibe, keine andere mehr gegen ihn schreiben werde. Das sei so eine stillschweigende Abmachung.
Wieder ein Hauseinsturz. In dem Pariser Vorort Wn- ttnnes ist ein vor der Vollendung stehender siebenstöckiger Neubau plötzlich eingestürzt. Nach dem Polizeibericht liegen 15 Arbeiter unter den Trümmern. Bis jetzt sind 7 Tote geborgen. "
Kriegerdenkmalsrede Baldwins. Mährend Poineare eine gewisse Leidenschaft hat, Kriegerdenkmalsreden zu halten und dabei dem Haß gegen Deutschland die Zügel schießen zu verursacht dem englischen Crstminister Baldwin die Denkmalsrede ein Grauen. Bei der Einweihung eines Denkmals in Dudly für die 50 000 Engländer, die bei Äpern gefallen sind und deren Grab man nicht kennt, sagte Valowin: Ich zittere jedesmal vor der Aufgabe, ein Krieger- denkmal einzuweihen. Ich fühle, daß es bei solchen Ge- legenheiten für einen Mann, der am Krieg nicht teilgenom- men hat, schwer ist, zu denen zu reden, die dabei gewesen sind. Die Ehrfurcht vor den Männern, die gekämpft haben und die gefallen sind, lähmt mir die Zunge, wie nichts anderes es vermag.
Schweres Flugzeugunglück in Amerika. Ein von Neuyork kommendes Junkersflugzeug vom „Bremen"-Typ stürzte in der Nähe von Atlantic City ab. Die sieben Personen an Bord erlitten schwere Verletzungen. Einer der Verwundeten ist inzwischen gestorben. 5 der Fluggäste waren Bankiers, die an der zurzeit in Atlantic stattsindenden Tagung der Bankier-Vereinigung teilnehmen wollten. Das Unglück soll darauf zurückzuführen sein, daß einer der Fahrgäste sich un befugt an dem Kontrollapparat des Flugzeugs zu schassen mackt».
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Gemäldeversteigerung. Bei der Versteigerung der berühmten Kunstsammlung Six in Amsterdam wurde ein großes Landschaftsbild von Meindert Hobbemas von dem amerikanischen Kunsthändler Knödler um 360 000 Gulden (604 800 Mark) angekauft. Ein kleines Bild «Der Brief" von Gerhard Terborch wurde von Sir Henry Deterding für 290 000 Gulden ersteigert; er bot es sofort dem Äkorttz Oranienhaus im Haag als Geschenk an. Die «kleine Austernesserin" von 3an Steen erzielte 190 000 Gulden, ein vott Äembrandt gezeichnetes Porträt des Bürgermeisters Sjx 90 000 Gulden. Ein Delfter Stadtbild von 3an van der Heyden wurde um 108 000 Gulden von einem Händler auS England erstanden. Der größere Teil der Sammlung wurde von holländischen Sammlern gekauft.
Welfenfonds und Weisenschatz
In der Angelegenheit des geplanten Verkaufs des Wel- sens chatzes nach Amerika hat der preußische Staatssekretär Weismann ziemlich hochsahrend erklärt, der Verkaufs- plan habe nur den Zweck, auf die preußische Regierung einen Druck auszuüben, damit sie in dem schwebenden Prozeß über die Aufwertung des Welfenf onds einem für das Herzogshaus günstigeren Vergleich zustimme.
Darauf erklärt die oberste Verwaltung des Gesamthauses Braunschweig-Lüneburg in der „Han- noverschen Landeszeikung": «Bon dem ursprünglich 48 Millionen Mark betragenden sogenannten Welfenfonds hat das Gesamthaus Braunschweig-Lüneburg seinerzeit gegen 8 Millionen Mark erhalten. 40 066 800 Mark wurden zurück- gehalten und im preußischen Staatsschuldbuch unter Sperre eingetragen. Infolge der Aufwertungsgesetzgebung wurde der Welfenfonds mit 1001 600 Anleiheablösungsschuld im Neichsschuldbuch eingetragen. Einschließ, sich der Auslosungsrechte hatte die Eintragung einen Nomi- nalbetrag von 5 008 000 Mark. Das Haus Braunschweig- Lüneburg ist der Ansicht, daß der preußische Staat dieVer - pflichtung zur Gewährung von 40 066 800 Mark noch nicht erfüllt hat, und verlangt eine Aufwertung von 100 Prozent. Von einem Verkauf des Welfenschatzes könnte nur dann abgesehen werden, wenn der Welfen- fonds in einer solchen Höhe aufgewertet würde, daß er in Verbindung mit dem sonstigen Vermögen das Gesamthauses ausreichte, um dieses dauernd in den Stand zu setzen, die ihm obliegenden Verpflichtungen zu erfüllen. Bei seinem im November 1927 gemachten Vorschlag von 10 Mill.onen Mark ist das Gesamthaus bis zur untersten Grenze desten heruntergegangen, was bei der damaligen Lage der Verhältnisse als noch tragbar angesehen werden konnte. Heute würde der Betrag von 10 Millionen Mark mehr
annehmbar sein, weil sich die Grundlagen der Berech- nung verschoben haben. War die preußische Regierung über das künftige Schicksal des Welfenschatzes im Zweifel, so batte wohl nichts näher gelegen, als daß sie sich bei ihrer Ableh- nung des Vergleichs mit einer entsprechenden Anfrage an die
oberste Verwaltung des Gesamthauses wandte. -
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(Fortsetzung folgt.)