hingewiesen, daß die Bischofswahl der Kapitel seit dem Wormser Konkordat im Jahr 1112, also seit 800 Jahren, in Deutschland geltendes Recht ist. In einer Eingabe an die Kurie und an das preußische Staatsministerium haben sich sämtliche Bischöfe sowie die vereinigten Domkapitel in Preußen im Jahre 1921 für die Be i b e h a l t u n g des Bischofswahlrechts der Domkapitel ausgesprochen.
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Neue antisemitische Unruhen in Budapest
Budapest, 21. Okt. Eine Verfügung des ungarischen Kultusministers, daß mehrere jüdische Studierenden in. die Universität ausgenommen werden sollen, obgleich die .geschlossene Zahl" bereits überschritten war, verursachte unter den anderen Studenten der Budapester Universität eine starke Erregung. In den Hörsälen wurden jüdische Studenten verprügelt. Nachmittags fand eine Kundgebungsversammlung gegen die Verfügung des Ministers und ein Umzug statt, wobei die Schaufenster des Blatts .Az Esk" und der sozialdemokratischen .Volksstimme" eingeschlagen wurden. Die Synagoge wurde von berittener Polizei bewacht- — Das Gesetz der .geschlossenen Zahl" (Numerus clausus) bedeutet, daß jüdische Studenten nur bis zu einer gewissen Höchstzahl, dik sich aus ihrer Bevölkerungszahl ergibt, zum Studium an der Universität zugelassen werden dürfen.
Zwist im englischen Kabinett bei Kriegsausbruch
London, 20. Okt. Eine Denkschrift Lord Morleys über seinen Rücktritt als Minister am 3. August 1914, einen Tag vor der englischen Kriegserklärung, ist soeben erschienen. Es geht daraus wiederum klar hervor, daß im englischen Kabinett starke Meinungsverschiedenheiten darüber herrschten, ob die britische Regierung durch die Entente gebunden sei, auf Frankreichs Seite zu treten. Schon am 24. Juli begann die Frage eine Rolle zu spielen. Morley bemerkt, daß es sich selbst bis zum 3. August nur um die englisch-französische Entente gehandelt habe. Von Belgien sei bis dahin kaum die Rede gewesen. Als die Kriegstreiber in der englischen Regierung bezeichnet er deutlich Grey und Churchill. Asquith sei schwankend gewesen, und Lloyd George habe eine un> bestimmte Haltung gezeigt und anscheinend nur die finan ziellen Vorteile und Nachteile eines etwaigen Kriegs in Auge gehabt. ^
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Austausch Elsatz-Lothringens gegen die Ostseeprovlnzen
Im letzten Heft der in Riga in deutscher Sprache erscheinenden .Baltischen Monatsschrift" findet sich ein bemerkenswerter Aufsatz aus der Feder des Landraks Hans Baron Rosen, einer der führenden Persönlichkeiten der nach der Begründung Lettlands aufgelösten Livländischen Ritterschaft- Baron Rosen berichtet von Friedens- vestrebungen der durch die Revolution gestürzten Staatsmänner des alten Rußland, denen auch die in Petersburg akkredierken Enkenkebotschafler unter gewissen Voraus setzungen zugestimmt haben.
Als in den Kreisen der Livländischen und der Estländi- schen Ritterschaft, so erzählt Landrat Rosen, Anfang 1918 im Zusammenhang mit dem Wüten des Bolschewismus in Livland und Estland der Beschluß gefaßt worden war, einen Hilferuf nach Deutschland mit der Bitte um Einmarsch der den Brückenkopf Riga und die Dünafront haltenden deutschen Truppen ergehen zu lassen, wurde er nebst einigen anderen Ritkerschaftsverkrekern nach Petersburg entsandt- Dort sollten diese Herren mit dem früheren Botschaftsrat, dem Grafen Mirbach, und dem Admiral Freiherr von Keyserlingk, die aus Deutschland zur Förderung der in Brest-Likowsk ins Stocken geratenen Friedensverhandlungen entsandt waren, in Verhandlungen über eine deutsche militärische Hilfsaktion treten. Mit Einverständnis des schwedischen Gesandten trafen sich die dentschbaltischen Vertreter in den Räumen des schwedischen Konsulats unauffällig mit Admiral v. Keyserlingk.
Eines Tags im Januar erschien dann einer der nächsten Vertrauten und Mitarbeiter des ebem. russischen Außenministers Sasonow, Baron Moritz Schilling, bei Landrat Rosen und bat ihn, die Auffassungen und Wünsche eines orökeren Kreises von kaiserlich gesinnten russischen
Ntte Schuld
Roman von R. Kohlrausch.
Copyright by Greiner L Co., Berlin NW 6.
4 (Nachdruck verboten.)
Düringer hob die Hand,' als wenn er sie zurückyatten wollte. „Hedwig — höre mich — laß dir etwas sagen. Es tut mir weh, wenn du zornig auf mich bist.' Ich habe dich viel zu lieb, um das gleichgültig hinzunehmen. Ich weiß, was du mir bist, was ich durch dich geworden bin. Aus einem wilden, allen Gefühlen des Augenblicks folgenden jungen Menschen bin ich ein ruhiger, verständiger und glücklicher Mann geworden. Du wirst mir bas zugeben müssen — im allgemeinen wenigstens. Mitunter mögen wieder Zeiten kommen — vielleicht — ja, Hedwig, es mag sein, daß auch im Augenblick etwas ist, was zwischen uns steht. Aber" —
„Ist es die Kunewka?" Sie war wieder zu ihm herangetreten; ihre Lippen zitterten vor aufgeregter Spannung, während sie seinen Worten lauschte.
„Frage mich nicht, Hedwig, sei gut. Ich kämpfe ja dagegen, ich hoffe, bald aus dem Wege zu räumen, was , gegenwärtig unser Leben stört. Laß mir ein wenig Zeit. Und gib mir eine Waffe mit in meinen Kampf — du kannst es."
„Eine Waffe?"
„Ja. Sage mir, Hedwig, daß du mich lieb hast."
„Ach, Bruno" —
„Sage mir's, es wird mir Kraft geben."
„Du mußt es ja doch fühlen, ohne daß ich eS dir jage. Ich habe nun etumal nicht gelernt, meine Gefühle -auf der Zunge zu tragen. Äie oft schon habe ich dtr's erzählt, wie streng und ernst es tn meinem Elternhause zuging. Niemals habe ich gesehen, daß der Vater die Mutter küßte, nie haben die Eltern die geringste Zärtlich- keit für uns Kinder gehabt. Bon Gefühlen durfte über- Haupt nicht geredet werden. Ich bitte dich, Bruno, laß mich bleiben, wie ich bin."
„Gut, ich will dich nicht quälen. Aber wenn du ntch! sprechen kannst und magst, sieh mich wenigstens einmal . jreundlich an. So ist es recht. So kann ich durch deine auten, reinen Augen hineinsehen in dein Herz, Und,
Politikern den deutschen Vertretern zur Kenntnis zu bringen. Diese Kreise sehen, so sagte Schilling, blutenden Herzens nur noch in einem Einmarsch der deutschen Truppen in Petersburg eine Möglichkeit zur Wiederaufrichkung einer bürgerlichen Regierung in Rußland, die dann bereit wäre, mit Deutschland unter Preisgabe der Oskseeprovinzen Frieden zu schließen. Sasanows ehemaliger Kanzleichef kam im Lauf der folgenden Wochen immer wieder zum livländischen Landrat und zitierte einmal folgenden Ausspruch des früheren russischen Handelsministers Timirjasew: „Wenn der Bolschewismus gestürzt wird, kann Rußland auch den Verlust der Ostseehäfen verschmerzen; man wird uns ja die Verbindung mit ihnen nicht abschneiden, und in guter deutscher Verwaltung werden diese Häfen uns noch nützlicher sein, als in dem schlechten Zustand, in dem sie sich unter unserem russischen Regime befunden haben."
Baron Schilling hat dann dem Baron Rosen auch das Ergebnis seiner diesbezüglichen Verhandlungen mit den Botschaftern Englands, Frankreichs und Italiens mitgeteilt. Alle drei Botschafter hatten erklärt, daß sie Friedensverhandlungen auf der Grundlage eines deutschen Machtzuwachses im Osten gegen Kompensationen im Westen für durchaus annehmbar hielten. Die Grundbedingungen müßten dann folgende sein: Räumung Belgiens und Rordfrankreichs, weitgehende Konzessionen in Elsaß-Lothringen; dafür freie Hand für Deutschland im Osten. Der italienische Botschafter Car- lotti hatte zu Schilling gesagt: „Unseretwegen mag die Ostsee ein .geschlossenes deutsches Meer' werden, uns interessiert nur die Adria."
Baron Rosen erzählte dann weiter, er habe Schilling geantwortet, daß von Konzessionen in Elsaß-Lothringen keine Rede sein könne. Auch er habe sich nicht entschließen können, die Aeußerungen Schillings in ihrem vollen Umfang dem Freiherrn o. Keyserlingk mitzuteilen, weil er die Zumutung einer Preisgabe Elsaß-Lothringens als beleidigend empfunden habe. Zum Schluß weist Baron Rosen darauf hin, daß im Augenblick des Siegs über Rußland die psychologischen Voraussetzungen für den Abschluß eines schweren Verzichtfriedens gefehlt hätten. Auch sei versäumt worden, die deutsche öffentliche Meinung von langer Hand aufzuklären, daß nur im Osten für Deutschland-der Siegespreis zu holen war. ^
Mkllemberg
Das Volksbegehren
Das kommunistische Volksbegehren gegen den Bau des Panzerkreuzers hat in ganz Württemberg und Hohenzollern nur 27 316 Unterschriften erhalten (Württemberg 27 209, Hohenzollern 107). Stuttgart-Stadt hat 11642 und Stuttgart-Amt 2487 Stimmen erreicht. Aus die verschiedenen Oberämter entfallen Stimmen: Aalen 19, Backnang 403, Balingen 190, Besigheim 213, Biberach 15, Blaubeuren 17, Böblingen 627, Brackenheim 15, Calw 78, Crailsheim 40, Ehingen 9, Ellwangen 20. Eßlingen 2152, Freudenstadt 67, Gaildorf 7,, Geislingen 130, Ge.rabronn 10, Gmünd 204, Göppingen 978, Hall 9, Heidenheim 418, Heilbronn 1037, Herrenberg 38, Horb 14, Kirchheim 330, Künzelsau 23, Laupheim 5, Leonberg 389, Leutkirch 4, Ludwigsburg 1292, Marbach 85, Maulbronn 108, Mergentheim 32, Münsingen 101, Nagold 65, Neckarsulm 102, Neresheim 11, Neuenbürg 106, Nürtingen 352, Oberndorf 158, Oehrinqen 43, Ravensburg 134, Reutlingen 206, Riedlingen 4, Rottenburg 108, Rottweil 781, Saulgau 45, Schorndorf 278, Spaichingen 28, Stuttgart-Sta^t 11 642, Stuttgart-Amt 2487, Sulz 34, Tett- nang 81, Tübi, zen 140, Tuttlingen 183, Ulm 183, Urach 399, Vaihingen 88, Waiblingen 395, Waldsee 16. Wangen 3, Welzheim 58, vorläufiges Ergebnis für Württemberg 27 209, Hechingen 72, Sigmaringen 35, vorläufiges Ergebnis für Hohenzollern 107, vorläufiges Gesamtergebnis im 31. Stimmkreis 27 316.
Stuttgart, 21. Okt. Vom Landtag. Der Verwal- tungs- und Wirtschaftsausschuß des Landtags erledigte am Samstag die Vorlage der Gemeindeordnung bis Artikel 63. Mit geringfügigen Aenderungen wurden die Artikel nach Ablehnung verschiedener Anträge in der Fassung der Regierung angenommen.
Am Dienstag nachmittag wird der Ausschuß nach Murrhardt reisen, um die Verhältnisse einer Teilge neinde zu beobachten.
Gebäudesteuerfreiheit von Wohnungsbauken. Die in den Kalenderjahren 1924 bis 1928 fertiggestellten Neu-
was ich da jeye — ja, du hast mich uev. Ich will daran senken, verlaß dich darauf. Du bist mein liebes,, gutes, treues Weib, das all die Fahre hindurch mir mit stiller Freundlichkeit mein Leven schön gemacht hat. Komm, gib mir einen Kuß - dazu braucht eS ja keiner Worte"
In ihren Augen war ein glückliches Leuchten erwacht. Sie schmiegte sich mit schüchterner Hingebung an ihn an und erwiderte seinen Kuß. Dann machte sie sich plötzlich von. ihm frei.
,Zaß, laß - Eilt kommt!"
Es war, wie sie sagte. Das Kind kam eilig hinein und meldete, das Abendessen sei bereit. Ihre Hand tn die des Vaters legend, führte die Kleine ihn in das nebenan gelegene Speisezimmer. Dort wartete schon Fräulein Hegewisch, Ellis Fräulein.
Die vier Personen setzten sich zum Abendbrot an den yellgedeckten, hellbeleuchteten Tisch. Ein Gespräch über häusliche Fragen kam in Gang, doch beteiligte Düringer sich nur wenig daran. Mit vorsichtigen Blicken sah ferne Frau, daß er mehr und mehr wieder tn sich versank, daß unruhige, scheinbar düstere Gedanken hinter seiner Stirn arbeiteten, daß er immer häufiger zu der braunen Holzuhr an der Wand hinübersah, die mit einem gleichmäßigen, dunklen Tone den Fall der Sekunden und Minuten verkündete.
Kaum war Hedwig mit dem Essen fertig, als er aufstand.
„Verzeih, ich muß gehen."
„In deine Sitzung?"
„Ja, tn die Sitzung."
„Ach, Vater, warum gehst du fort? Ich kann ja nicht einschlafen, wenn du nicht bet mir bist!"
Ein flüchtiges Lächeln erhellte sein Gesicht. Er küßte bas Kind und sprach es zur Ruhe mit eiliger Freundlichkeit.
„Aber nicht lange fortbleiben, Vater — das mußt du mir versprechen. Und gleich an mein Bett kommen, wenn du wieder da bist. Wecke mich, wenn ich schon schlafe, daß ich dir gute Nacht sagen kann."
„Gewiß, gewiß, ich verspreche dtr's."
„Ja, Bruno, komm' nicht zu spät."
Hedwig war aufgestanden und sah ihn an mit bletch-
ÜMSMYM Gesicht, - - -
bauten von Wohnungen, die im Ausmaß und Ausstattung das beim Mittelstand übliche Maß nicht überschreiten, sind nach Art. 2 UI Nr. 4 des württ. Grund-, Gebäude- und Gewerbesteuergesetzes 5 Jahre von der Gebäudesteuer be- freit. Die württ. Staatsregierung beabsichtigt, demnächst in einem Gesetzentwurf dem Landtag vorzuschlagen, diese Gebäudesteuerfreiheit auch aus die nach dom Jahr 1928 fertiggestellten Wohnungsneubauten dieser Art auszudehnen.
Städtisches Gesundheitsamt. Das frühere Garnisonlazarett in öer Hoheskraße ist in letzter Zeit umgebaut und durch ein weiteres Stockwerk erweitert worden. In diesem jetzt sehr umfangreichen und gut eingerichteten Gebäude befindet sich das Städtische Gesundheitsamt, das nunmehr unter der Leitung von Pros. Dr. Gastpar 10 Aerzte und 16 Schwestern beschäftigt, die täglich im Durchschnitt 60 Kranke zu behandeln haben. Im ganzen sind 64 Personen tätig. Alljährlich werden vom Gesundheitsamt etwa 10 000 Tuberkulose-Untersuchungen vorgenommen. An den Schalterräumen für die Schwestern zur Auskunfterteilung an das Publikum kann sich jedermann Rat und Hilfe holen. Im ersten Stock sind die Zimmer für die Schulkinderuntersuchung, für die Mütterberatung, für die ärztliche Berufsberatung und Arbeitslosen-Untersuchung und für das Jmpfgeschäft. Jährlich werden jetzt etwa 46 000 Kinder untersucht, von denen gegen 6000 in Kuraufenhalt kommen. Auf der „Sportterrasse" werden die von den Sportvereinen den Aerzten zur Untersuchung zugeschickten Mitglieder auf Eignung untersucht.
Edle Spende. Ein ungenannt sein wollender Spender hak dem Kriegerbund 5000 RM. mit der Bestimmung überwiesen, die Zinsen zur Unterstützung bedürftiger Kameraden in den Kriegererholungsheimen zu verwenden.
100 Jahre Blindenanstalt Rikolauspslege. Die Blindenanstalt Nikolauspflege begeht am Mittwoch, 24. Oktober, vormittags 10 Uhr, die Feier der Eröffnung ihres neuen Schulgebäudes sowie ihres 100jährigen Bestehens.
50 Jahre Möbelfabrik Gebr. Weber Stuttgart. Die Firma Gebr. Weber, Möbelfabrik Stuttgart, begeht am 1. November d. I. ihr 50jähriges Jubiläum. Gründer waren die Brüder Richard und Reinhold Weber. Während der erstgenannte Gründer im Jahre 1914 verstorben ist, nimmt der Senior Reinhold Weber heute, im 80. Lebensjahr stehend, an allen Geschehnissen der Firma noch lebhaft Anteil. Augenblicklich hak die Firma anläßlich ihres Jubiläums eine Ausstellung neuzeitlicher Wohnräume im Staatl. Ausstellungsgebände in Stuttgart, Kanzleistraße 28, veranstaltet, die Zeugnis von der modernen Leistungsfähigkeit der Firma gibt.
Landeskagung. Am Donnerstag, 18. Okt., fand im Vereinshaus St. Vinzenz die alljährliche Landestagung des Volksvereins für das kath. Deutschland statt, an der auch Bischof Dr. Sproll teilnahm. Für Württemberg konnte von einer kleinen Zunahme der Mitglieder berichtet werden. Dagegen haben andere Bezirke größere Verluste aufzuweisen. Dem Volksverein sollen in Zukunft vor allem drei Aufgaben zufallen: 1. die Zusammenfassung der katholischen Vereine zu gemeinsamer Arbeit; 2. die Mitarbeit an der katholischen Aktion, soweit sie das soziale Gebiet betrifft; 3. die Durchführung der staatsbürgerlichen Schulung in Verbindung mit der Zentrumspartei.
Der Reichsbund Deutscher Diplom-Volkswirte hielt in Stuttgart eine Mitgliederversammlung. Der Vorsitzende, Dr. Georg A l l m e n d i ng e r, Vaihingen a. F., sprich über „Arbeit und Aufgaben im Reichsbund"; an seine Ausführungen schloß sich eine rege Aussprache. Zum Entwurf der Gemeindeordimng wird der Vorsitzende mit den Landtugsfraktionen in Verbindung treten. Im November wird eine Versammlung in Tübingen abgehalten, bei der zügle ch die Gründung der Staatswissenschaftlichen Fachschule an der Universität vorgenommen wird. In Stuttgart findet im Dezember eine Versammlung statt, verbunden mit der Besichtigung eines größeren Betriebs.
Schlecht gummierte Postmarken. In letzter Zeit mehren sich die Klagen über schlechte Gummierung der Postfreimarken. Es erregt immer Aergernis, wenn der Empfänger eines Briefs, eines Pakets, einer Drucksache usw. Strafporto bezahlen soll, wenn eine Marke z. B. in Massensendungen, die vom Absender nicht nachgeprüft werden können, auf dem Weg bis zur Abstempelung infolge mangelhaften Klebstoffs abgefallen ist. Die Postverwaltung wird um Abhilfe ersucht.
„Ich glaube kaum — gewiß, es wird nicht spät werden. Lebt wohl!"
Er ging hastig, ohne auch noch einmal zurückzuschauen.
Hedwig nahm das Kind an der Hand, um es zu Bett zu bringen. Bevor sie die Tür erreicht hatte, trat, Fräulein Hegewisch auf sie zu.
„Gnädige Frau, ich hätte eine Bitte."
„Und?"
„Ich möchte auch noch gern für eine Stunde sort- gehen. Fräulein Berner, meine Freundin von.Lranksurt her — gnädige Frau haben sie ja schon bet mK gesehen — hat mir geschrieben. Sie habe wieder einen Anfall von Rheumatismus, an dem sie schon lange leidet, und möchte gern, daß ich ihr ein wenig Gesellschaft leiste."
„Gehen Sie nur, ich habe nichts dagegen. Lassen Sie sich von Anna den Hausschlüssel geben."
„Den brauche ich kaum. Es ist ja noch nicht acht Uhr, und es ist kein weiter Weg."
„Wo wohnt Fräulein Berner?"
„In der Steinstraße."
„Die ist, ach, ich weiß: eine Seitenstraße von der Kurfürstenstraße."
„Ganz recht, gnädige Frau. Da will ich mich gleich auf den Weg machen."
„Gute Nacht, Fräulein," rief Eilt hinter ihr her, dann ging Hedwig mit der Kleinen ins Schlafzimmer.
Wohl eine halbe Stunde blieb sie noch an dem Bette des Kindes, das immer wieder vom Vater zu plaudern ansing. Hedwig fühlte, wie schon häufig, daß Ellis Liebe zu ihm viel größer war als die zu ihr selbst, aber sie nahm das hin ohne Eifersucht. War doch ihre eigene Liebe zu ihm, wenn auch fest eingeschlossen tu ein stilles Herz, ebenso tief und heiß wie die des Kindes. Darum tat ihr heute auch das Herz immer wieder weh.
Nun war das Kind eingeschlafen, mit seines Vaters Namen auf den Lippen. Hedwig stand leise aus und ging hinüber ins Wohnzimmer. Der friedliche Lichtkreis der Lampe lud sie zum Sitzen, aber die Unruhe tn ihrer Seele trieb sie zum rastlosen Umherwandern an. Häufig trat sie ans Fenster und schaute hinaus tn den trüben, traurigen Winterabend mit seinen umschleierten Laterne»- lichtern. Die Kälte war gebrochen, ein feuchter, jetzt noch dichter gewordener Nebel ersüUte die Lust. Mit. Regen-'.