Agrarstoffe Mitte Dezember 133,5 war, während die Meßzahl für F e r t i g f a b r i k a k e, also für das, was der.Bauer kaufen muh, sich auf 140—160, bei Webwaren und Schuh zeug auf nahezu 180 beläuft. Der Einzelhandel ist auf Gedeih' und Ve erben mit dem Grad der Wohlhabenheit der ganzen Bevöl. erring verbunden, der Grad der Wohlhabenheit desGesamtvolks hängt aber entscheidend davon ab, daß der größte Erwerbszweig, die Landwirtschaft, nichtvöllig verarmt. An den Einzelhandel wie an das ganze deutsche Volk ist die Bitte zu richten, den inländischen Produzenten den Vorzug zu geben. Die möglichst weitgehende Ernährung des Gesamkvolks aus den Erzeugnissen der deutschen Scholle ist für die Lebenshaltung und Zukunft unseres Volks vielleicht das wichtigste Erfordernis.
Reform des Schlichtungswesens?
Berlin, 14. Okt. Am 16, Okt. findet zwischen Vertrete,» der Arbeitgeberverbände und der Gewerkschaften sine Aussprache über eins etwaige Reform des Schlichtungswesens statt.
Aehlschlag des kommunistischen Volksbegehrens
Berlin, 14. Okt. Dis „Welt am Abend" veröffentlicht einen Ausruf des kommunistischen Reichsausschusses für Volksentscheid gegen Panzerkreuzer zur Einzeichnung, in dem es heißt: Wir fühlen uns verpfl-ch>er, vor euch offen zu erklären, daß die Zahl der bisherigen E'nzeichnungen durchaus unzureichend ist. 160 000 Unterschriften sind vollzogen und 800 000 müssen wir in Berlin bis zum 16. Oktober aufbringen.
Grumbach verhauen
Kalmar i. E.. 14. Oktober. In einer Wahlversamm- in Kolmar, in der der clfässische Abgeordnete Rosss sprach, wollte auch der sozialistische Abgeordnete Grumbach (der zur französischen Abordnung in Genf gehörte) das Wort ergreifen. Junge Bauernburschen der katholischen Vereinigungen von Wettolsheim und Wittenheim zogen ihn aber vom Rednerpult herunter und richteten ihn mit Fäusten übel zu. Auch ein Redakteur der von Paris bezahlten Zeitung „Ostfrankreich" wurde verhauen. Die Versammlung mußte aufgelöst werden.
Württemberg
„Seltsame Beförderungen?"
Von zuständiger Seite wird mitgeteilt: Unter der Ueber- schirtf „Seltsame Beförderungen in Württemberg" bringt das „Berliner Tageblatt" und ein Teil der württember- gifchen Presse einen Artikel, worin der württembergischen Regierung unterstellt wird, sie habe durch eine auffallende Beförderung des dem Christlichen Volksdienst angehörenden Abgeordneten Amtsgerichisrat Liebig dessen Fraktion für ihre politischen Zwecke zu sichern gesucht. Gegenüber dieser falschen Darstellung wird vom Justizministerium fest- gestellt:
1. Bei der Ernennung des Herrn Liebig auf eine Amtsgerichtsratsstelle des Amtsgerichts Stuttgart 1, die am 27. Juli d. I. verfügt worden ist, handelte es sich nicht um eine Beförderung,'sondern um eine bloße Versetzung. Liebig wurde nicht, wie der Artikel behauptet, zum „Oberamtsgerichtsrat" (!) am Amtsgericht Stuttgart 1 ernannt, sondern blieb, was er schon vorher war: Amtsgerichtsrat.
2. Es istunwah r. daß diese Versetzung mit der parteipolitischen Stellung des Herrn Liebig Zusammenhänge. Vielmehr war es vom dienstlichen Standpunkt geboten, daß Herr Liebig, der Gerichtsvorstand und einziger planmäßiger Richter inSulz war, an ein anderes Gericht komme, weil sonst bei dem Amtsgericht Sulz über die Dauer der parlamentarischen Tätigkeit des Herrn Liebig kein planmäßiger Richter anwesend gewesen wäre. Die Versetzung an das Amtsgericht Stuttgart 1, wo gerade eine Stelle frei war, erschien zweckmäßig, weil bei einem großen Gericht k ie Ersetzung eines durch die Abgeordnetentätigkeit verhinderten Richters mit Rücksicht auf die große Zahl anwesender planmäßiger Richter am ehesten möglich ist.
3. Unrichtig ist auch die Behauptung des Artikels, daß das Oberlandesgericht Herrn Liebig „abgelehnt" habe. Das Oberlandesgericht hat zwar in seinem Gutachten über die Bewerbungen Bedenken gegen das Versetzungsgesuch des Herrn Liebig daraus abgeleitet, daß er noch nie Ge-
Das Gespenst im Schlotzpark
Kriminalroman von A. von Hahn
In rascher Wendung ergriff er die Flucht in entgegengesetzter Richtung, sich durch das Gebüsch Bahn brechend, um in das Innere des Parks zu gelangen. Dort, auf den vielgewundenen Gängen, konnte er hoffen, seinem Verfolger zu entgegen.
Aber der Schatten an der Mauer hatte sich erhoben und flog wie ein Phantom hinter dem Fliehenden her. Und dieser Verfolger schien mit übermenschlicher Kraft ausgestattet zu sein! So geschickt ihm auch der Fliehende, Der den Weg im Zickzack, bald rechts, bald links ausweichend, nahm, um zu entkommen: der Verfolger blieb ihm auf den Fersen und die Entfernung wurde von Sekunde zu Sekunde geringer.
Die Kräfte des Fliehenden begannen zu ermatten — nach ein paar verzweifelten Sätzen war er am Ende seiner Kraft. Da fauste es hinter ihm her, dann hörte er ein wildes Aechzen; er fühlte sich erfaßt und niedergerissen. In rascher Ueberlegung hatte er noch sein Messer hervorgezogen, aber er konnte es nicht mehr gebrauchen. Der Verfolger hatte ihn von hinten mit beiden Armen so geschickt und mit eiserner Kraft umklammert, daß jeder Versuch zur Wehr vergeblich war.
„So lassen Sie mich nur, ich ergebe mich ja — Sie würgen mich zu Tode!" schrie der Vicomte verzweifelt, denn er war der Flüchtling.
Der Verfolger hatte sich mit unglaublicher Geschwindigkeit über ihn geworfen, und kniete jetzt auf seiner Brust, die knöchernen Finger um seinen Hals spannend.
„Hören Sie auf! Ich ergebe mich! Fesseln Sie mich! Ich ersticke! Hilfe! — Hilfe!"
Aber die Anstrengung war vergeblich, die gurgelnden Laute erstickten und die eisernen Finger krallten sich immer fester um feinen Hals. Mit Gewalt versuchte er feine
legenhekt gehabt habe, sich bei einem großen Gericht zu bewähren Diese Bedenken mußten aber angesichts der dienstlichen Notwendigkeit seiner Versetzung zurücktreten und konnten dies um so mehr, als Liebig vor seiner im Jahr 1923 erfolgten Ernennung zum Gerichtsvorstand in Sulz über vier Jahre hindurch planmäßiger Richter an dem Amtsgericht Reutlingen gewesen war.
Stuttgart, 14. Oktober. Die Württ. Baugewerks-Berufs- genossenschaft hat ihre diesjährige ordentliche Genossenschaftsversammlung am 4. Oktober in Stuttgart abgehalten. Der stellv. Vorsitzende des Genossenschaftsvorstandes Baumeister Albert Hängleiter erörterte die Steigerung der Entschädigungen um rund 130 000 Mark,-die allein wieder 1927 gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen seien. Die-weiterhin im Steigen begriffene Lastenerst ö hu ng sei zurückzuführen auf die Gesetzesänsterung, die die Aufwertung der Renten, die Einbeziehung der Wegeunfälle in die Versicherung und den Ausbau des Heilverfahrens gebracht habe. Mit Befriedigung sei aber festzustellen, daß es trotzdem gelungen sei, den Umla-gebeitrag gegenüber dem Vorjahr in sämtlichen Gefahrklassen um 10 Proz. (gegenüber dem Jahr 1924 sogar um 50 Prozent) in der Gefahrklasse 15 (Maurer, Zimmerer usw.) von 1,65 Prozent im Jahr 1926 (und von 2,3 Proz. im Jahr 1924) auf 1,5 Prozentzu ermäßigen. Dies sei dem verhältnismäßig nicht ungünstigen Beschäftigungsumfang des Baugewerbes im Jahr 1927 zu danken.
Nach dem von dem geschäftsführenden Direktor Dr. Prinzing erstatteten, ausführlichen Verwaltungsbericht waren in 8200 Betrieben 130 700 pflichtversicherte Personen tätig, außerdem über 3 500 Unternehmer freiwillig versichert. An Entgelt wurden insgesamt rund 84 Millionen Mark Löhne nachgewiefen. Mit über 12 Millionen Arbeitstagen hat die Beschäftigung den Amsang des letzten Vorkriegsjahres 1913 (mit nicht ganz 11 Millionen Arbeitstagen) überschritten. Von 2700 angezeigten Unfällen waren 398 durch Gewährung von Heilbehandlung, Krankengeld und Rente, weitere 182 lediglich durch Heilbehandlung und Krankengeld zu entschädigen. Für diese und die weiteren 1991 Unfälle aus früheren Jahren zusammen, also für 2983 Unfälle, waren im Jahr 1927 1155 Entschädi- gungsfeststellungs-Befcheide zu erlassen. Die umzulegenden Gesamtaufwendungen betrugen 1080 304.28 -st. Von den Verwaltungskosten entfielen durchschnittlich auf 100 -4t Lohn 0,15 Prozent gegenüber 0,22 Prozent im Jahr 1913. Während die Verwaltungskostensätze gegenüber der Vorkriegszeit fast durchweg eine Steigerung erfahren haben, zählt die Württ. Bauge- werks-Berufsgenossensch-aft zu 'den wenigen Unfallversicherungsträgern, bei denen sie sich ermäßigt haben. Wegen Nichteinhaltung der Unfallverhütungsvorschriften mußten 130 Geldstrafen verfügt weren. Bei der mit der Berufsgenossenfchaft verbundenen Zweiganstalt der Unfallversicherung der bei der Ausführung von nicht- gewerbsmäßigen Bauarbeiter! (Eigenbau) beschäftigtem Personen waren 1927 1504 Baubetriebe mit 12 063 Arbitern in Versicherung, für die 830544 -st Entgelt nachgewiesen wurden. Hier kamen im Berichtsjahr 29 Unfälle zur Anzeige, von denen 15 entschädigungspflichtig wurden. Aus früheren Jahren waren für 99 Unfälle die Entschädigungen fortzugewähren. Die Aufwendungen hierfür betrugen insgesamt 42 881.44 -st. Bei der seit einigen Jahren von den 12 Baugewerksberufsgenossenschaften gemäß Paragraph 843 der Reichsversicherungsordnung betriebenen Haftpflichtversicherung und besonderen Versicherung gegen Unfälle jeder Art (also nicht nur gegen Betriebsunfälle) hat sich der Mitgliederstand weiterhin günstig entwickelt (rund 18 000 bzw. 2200 Mitglieder).
In seinem Schlußwort wies der Vorsitzende darauf hin, daß das lausende Jahr 1928 hinsichtlich des Beschäftigungs- umsanas hinter dem Jahr 1927 voraussichtlich nicht un-
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erheblich Zurückbleiben und daß daher, zumal da die Entschädigungen weiterhin anwachsen, dieses Jahr wahrscheinlich mit einem weniger günstigen finanziellen Ergebnis abschließen werde.
Stuttgart. 13. Okt. Arbeitsgemeinschaft der Junghandwerker. Am letzten Sonntag fanden sich die Vertreter der einzelnen Jugendfachorganisationen des württ. Handwerks in Stuttgart ein, um Beratungen über die Zwecke und Ziele der Junghandwerkerbewegung und über ihren weiteren Ausbau zu pflegen. - Der Zusammenschluß des gesamten Junghandwerks ist für eine zielbewußte Tätigkeit unumgänglich. Nach Begrüßung durch den ersten Vorsitzenden des Schreinermeistersöhnebunks, Rudolf K i r- ch e r - Stuttgart, hielt Syndikus Metzger von der Handwerkskammer Stuttgart einen Vortrag über „Die Aufgaben und Pflichten des Zunghandwerkers". Es sei nicht der Zweck neue Organisationen zu schaffen, an denen das Handwerk genug habe, sondern die bereits bestehenden zu zielbewuß- tem Arbeiten zusammenzuschließen, damit die in früher Jugend schon entsprechend geschulten Junghandwerker bei ihrer Selbständigkeit den nötigen Bedarf an Führern in den Jnnungsorganisationen usw. abgeben. Im Anschluß daran wurde die Gründung der Arbeitsgemeinschaft des siunghand- werks vollzogen und ein provisorischer Arbeitsausschuß gewählt. Einstimmig wurde beschlossen, am 28. Oktober 1928 den 1. Württ. und Hohenz. Junghandwsrkertag adzuhalten.
Stuttgarter Lichtschau. Für die große Lichkschau, die vom 10. bis 12. November in Stuttgart abgehalten werden soll, ist u. a. eine Feier am Samstag nachmittags 5 Ahr im Rathaus vorgesehen. Am dieselbe Zeit beginnt die Anstrahlung urch Flutlicht an folgenden Gebäuden: Oberpostdirektion, Hotel Marquardt, Olgabau, Kunskgebäude, Königsbau,^ Kronprinzenpalais, Prinzenbau, Alkes Schloß, Neues Schloß, Kommerz- und Diskontobank, Stiftskirchen- knrm (die Hauptbeleuchtung umfaßt also den Schloßxiatz und seine Amrahmung), ferner siohanneskirche am Feuersee, Rathaus, Bahnhofturm, Landesgewerbemuseum, die Landes- theaker, Turm des Mikknachkbau, Schloß Äosenstein, Stadt- Kirche Cannstatt, Turm des Weißenhofrestaurants, Stadthalle, Brauerei Leicht, Werner u. Müller (Grünes Haus), Kurhaus auf der Haid, Salamanderbau. Der Marktplatz erhält eine Konkurenbeleuchtung, viele Häuser werden illuminieren. Am 7 Ahr wird die Lichttechnische Ausstellung in der König Karlshalle im Landesgewerbcmuseum eröffnet. 3m Schloßhof findet 8.30 Ahr ein Militärkonzert stakt. Am Sonntag finden in den Landeskheatern Fe st Vorstellungen statt (Großes Haus: 5.30 „Walküre", Kleines Haus: 3—5 ..Der Hochtourist"). Am 5 Ahr Ist Militärmassenkonzert im Schloßhof, 6 Ahr Riesenfeuerwerke auf verschiedenen Höhen um Stuttgart, 7 Ahr Fackelzug der Turnerschaft (von der Großen sinfankeriekaferne über Plante und Schlohplatz zur Skadthalle). Am Montag findet abends 7.30 Ahr ..Promenadekonzert" auf dem Schloßplatz statt. Am Sonntag und Montag wird in gleicher Weise beleuchtet wie am Samstag. Die Beleuchtung dauert an allen drei Abenden bis 12 Ahr nachts. — Der Festausschuß versäumt hoffentlich nicht, das für derartige Veranstaltungen nötige Wetter rechtzeitig zu bestellen.
Abgelehnter Ruf. Wie wir hören, Hai Frau Katharina Bosch-Möckel, die bekannte Geigenkünstlerin und Lehrerin an der Württ. Hochschule für Musik, einen vor kurzem an sie ergangenen ehrenvollen Ruf, als Nachfolgerin von H. Marteau die Leitung der Violinausbildungsklasse an dem Landeskonservatorium für Musik in Leipzig zu übernehmen, abgelehnt.
Die Ausstellung „Der Stuhl". Die Ausstellung „Der Stuhl", die vom Württ. Landesgewerbeamt in den Ausstellungshallen auf dem Jnterimstheaterplatz durchgeführt wird, erfreut sich andauernd des größten Interesses aller Bevölkerungskreife. Sie wird deshalb nicht, wie ursprünglich beabsichtigt, am 14. dieses Monats geschlossen, sondern bis Sonntag, den 21. dieses Monats einschließlich offen gehalten.
Vom Tage. Auf der Kreuzung der Silberburg- und Ludwigstraße fand ein Zusammenstoß zwischen einem Personenkraftwagen und einem Lieferungswagen statt. Bei dem Zusammenprall wurde eines der beiden Fahrzeuge gegen den Gehweg geworfen, wodurch zwei Knaben im Alter von 3 und 5 Jahren erfaßt und nicht unerheblich verletzt wurden. Die Fahrzeuge mußten abgeschleppt werden.
Arme zu befreien, die der Verfolger durch eine geschickte Manipulation hinter seinem Rücken gekreuzt hatte, ehe er ihn niederwars: so war er jetzt ein wehrloses Opfer. Endlich gelang es ihn, aber doch, einen Arm hervorzuziehen, er lastete umher — der Dolch, der ihm entfallen war, mußte in seinem Bereich liegen. Da fühlte er den glatten Griff, er faßte zu, und im nächsten Augenblick stieß er den scharfen Stahl seinem Gegner zwischen die Nippen.
Aber dieser schien mit übermenschlichen Kräften aus- gestattei zu sein und den Stoß gar nicht empfunden zu haben. Mii immer wachsender Gewalt krallten sich die schrecklichen Nägel in seinen .Hals. In verzweifelter Kraft- anstrengung versuchte der Vicomte auch den anderen Arm zu befreien — und auch das gelang ihm. Es begann ein wütendes Ringen. Stöhnend wälzten sich die beiden verschlungenen Körper auf dem Boden umher.
„Habe ich dich endlich? Schon wieder bist du da?" zischte eine grauenhafte, unartikulierte Stimme an Philipps Ohr.
„Bist du denn gar nicht tot zu kriegen? Noch immer nicht tot? Aber jetzt entgehst du mir nicht mehr, denn jetzt weiß ich, wie es gemacht werden muß! Den letzten Tropfen Blut muß ich dir auspressen — den letzten Tropfen, ehe ich dich kopfüber ins «Wasser stürze! Dann kommst du nicht mehr wieder!"
Philipp fühlte plötzlich den keuchenden Atem dicht an seinem Halse, dann einen furchtbaren Schmerz — der Rasende hatte sich an seinem Halse festgebissen.
Von den schrecklichen Fingern aber fühlte er sich befreit, und er konnte jetzt um Hilfe schreien. Gellend hallte sein Rusen durch den Park. Da wurden Stimmen laut, Schritte nahten, und dann beleuchteten die grellen Strahlen mehrerer Blendlaternen die Schreckensszene.
Mit blutüberströmtem Halse lag der Vicomte röchelnd aus dem Boden, und über ihm ein grauenerregendes Gespenst, mit schäumenden Lippen und wirr herabhängendem Haar — der Wahnsinnige —, Brian!
„Er ist noch nicht toi flüsterte er, und starrte die versteinerte Gruppe mit irren, lachenden Augen an. „Noch
nicht tot - nicht tot zu kriegen - wie ich es auch anfange! - Aber ich schaff's — ich schaff's!"
Und wieder warf er sich mit grauenhafter Gier über sein Opfer, aber mit einem gleichzeitigen Schrei des Entsetzens beeilten sich jetzt alle, dem Angegriffenen zu Hilfe zu kommen. Nur schwer gelang es, den Rasenden von seinem Opfer ioszumachen.
„Jeder Tropsen mutz heraus — jeder Tropfen — — sonst kommt er wieder, und es gibt keine Ruhe!" ächzte der Wahnsinnige, sich mit Riesenkraft an den Ohnmächtigen klammernd. „Immer neue Gestalt nimmt er an, einmal war er der Marquis — und einmal ein anderer — — aber ich habe ihn jedesmal erkannt — und iedesmal ins Wasser gestürzt! Aber es war nicht aitt so-sein. Blut war noch nrcht heraus — sein Blut!
Bis auf den letzten Tropfen muß es heraus!"
Die Stimme des unglücklichen Alten erstickte; er griff hinter sich und sank zurück. Sein irrer, flackernder Blick rollte wie suchend umher. „Werft ihn ins Wasser —", flüsterte er; dann quoll ein Blutstrom aus seinem Munde, und er regte sich nicht mehr. Brian war erlöst. Der Dolchstich hatte die Lunge verletzt und den Tod herbei
geführt.
Während sich diese Schreckensszene im Park absprelte, hatte Renaud vor dem Schloßtor Lärm geschlagen, und sich rasch den Eingang erzwungen. Mit kurzen Worten schilderte er dem Pförtner den Zweck seines nächtlichen Eindringens, und dann stürmten die Männer gemeinsam vorwärts, dem Zimmer der Schloßherrin zu.
Aber der Eingang vom .Hauptkorridor aus war ver- schlossen. Ungeduldig rüttelte Renaud an der Tür. Nichts regte sich. „Es ist ein Unglück geschehen!" rief er angstbleich. „Wir kommen zu spät-"
„Es führen noch zwei andere Eingänge in die Räume des Fräuleins", sagte der alte, erschrockene Hauswart. „Folgen Sie mir, meine Herren!"
Er leuchtete voran und eilte, so schnell es seine zitternden Glieder gestatteten, vorwärts. Endlich waren sie am Ziel. Er stieß gegen eine nur angelehnte Tür — ein dunkler Raum gähnte ihnen entgegen.