geschafft werden. Grundsätzlich spricht sich der Kongreß gegen jede Wohnbau tätigkeit für Private durch öffentliche Körperschaften (Staat, Provinzen und Gemeinden) aus; diese Art von Bauten darf nur den privaten Bauunternehmern übertragen werden. In seinem Schlußwort führte Lameroux aus, die Union habe sich das Ziel gesteckt, in allen Ländern durch Schaffung von Sparkassen zu erreichen, daß sich die Zahl der kleinen Hausbesitzer vermehre; denn sie wolle aus allen Staatsbürgern der Welt Grund- und Heimbesitzer machen. Kohlmann (Deutschland) ersuchte, den nächsten Kongreß in Berlin abzuhalten.
Unnötige Einfuhr
Die Masseneinfuhr landwirtschaftlicher Erzeugnisse ist bekanntlich eine der Hcmptursachen der wirtschaftlichen Not unserer bäuerlichen Betriebe. Immer wieder weisen landwirtschaftliche Kreise deshalb darauf hin, daß die Einfuhr in dem getätigten riesenhaften Umfang nicht notwendig ist, da viele inländische Erzeugnisse keinen Absatz finden können oder einer durchaus unwirtschaftlichen Verwendung zugeführt werden müssen. Diese Tatsache kann man nicht anders als mit volkswirtschaftlichem Unsinn bezeichn nen. Einen solchen darf sich aber das verarmte deutsche Volk nicht leisten, wenn es wirtschaftlich nicht immer weiter rückwärts kommen will. Auf einem Genossenschaftsverbandstag in Eelle hat Dr. Siemon die Frage der Möglichkeit der Einfuhrbeschränkung behandelt und u. a. ausgeführt: „Es dürfte unserer Ansicht nach verkehrt sein, wollte man die Einfuhrüberschüsse an Lebensmitteln nun damit begründen, daß es sich hierbei nur um eine Ergänzung der mengenmäßig nicht hinreichenden Produkte einheimischer Erzeugung handle. Ist doch im Jahr 1927 eine mengenmäßig erhöhte Eigenproduktion gegenüber dem Durchschnitt 1924 bis 1926 bei allen Produkten festzustellen. Bei Weizen beträgt di« Erhöhung 500 060 Tonnen, Fleisch 510 000 Tonnen, Eier 500 000 000 Stück. Trotzdem ist ein entsprechender Rückgang in der Einfuhr noch nicht zu bemerken."
Mag man auch den Grund für die Beharrlichkeit der Einfuhr gegenüber der inländischen Mehrproduktion zum Teil — wie es Dr. S. ebenfalls tut — in der Qualität, der Sortierung, Aufmachung und Herrichtung der Ware sehen, so ist es volkswirtschaftlich doch nicht tragbar, solche gewaltigen Mengen einheimischer Erzeugnisse einer wirtschaftlich ungenügenden Verwertung auszusetzen. Es zeigt sich auch hier wieder deutlich, daß es mit der mangels erforderlichen Betriebskapitals nur langsam fortschreitenden Selbsthilfe der Landwirtschaft nicht getan sein kann, sondern daß eine wirksame Staatshilfe unerläßliche Voraussetzung ist.
Die würtlembergische Gemeindeordnung im LandLagsausschutz
Stuttgart, 7. Okt. Der Verwaltungs- und Wirtschaftsausschuß des Landtags hat die Beratung des Entwurfs Ser neuen Gemeindeordnung begonnen. Berichterstatter Küchle (Z.) Zunächst entschied sich der Ausschuß gemäß dem Regierungsvorschlag einstimmig dahin, daß die im Jahr 1928 vorzunehmenden Gemeinderatswahlen nochmals nach dem jetzt geltenden Recht stattfinden sollen. Die Eingaben der vereinigten Bürgervereine von Stuttgart und des Gemeinderats U l m, daß auch in diesen Städten schon bei den nächsten Wahlen die freie Liste, das sog. Panaschieren, zulässig sein solle, wurden auf Antrag des Abg. Küchle gegen die Stimmen der Rechten abgelehnt.
Bei der Einzelberatung sagte ein Sozialdemokrat, der Entwurf lasse erkennen, daß die Regierung den modernen Strömungen in bezug auf die Selb st Verwaltung nicht Rechnung getragen habe. Staatspräsident Dr. Bolz erwiderte, mehr als in der alten Gemeindeordnung sei im neuen Entwurf das Recht der Selbstverwaltung herausgearbeitet. Die Klagen über Einschränkung der Selbstverwaltung sollten gegen das Reich gerichtet werden, das einen Verwaltungszweig nach dem anderen an sich reißen wolle. Bei dem vorliegenden Entwurf könne es sich nur darum handeln, ob er im Einzelfall in der Beschränkung der Gemeinden zu weit gehe. Ein komm. Redner sieht in dem Entwurf den Ausfluß der kapitalistischen Bourgeoisie. Ein Mitglied der Bürgerpartei stellt sich im wesentlichen auf den Standpunkt des Staatspräsidenten bezüglich der
Das Gespenst im Schlotzpark
Kriminalroman von A. von Hahn
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Lange ertrEsie diesen Zustand nicht nlehr. Sie sehnte sich nun doppelt, von hier fortzukommen, in die Einsamkeit zurück, in die Ruhe von Villier.
Ihr Wunsch sollte eine plötzliche, ganz unerwartete Erfüllung finden; nur die ersehnte Ruhe brachte sic nicht. Es war ein sehr aufregendes Ereignis, das ihre sofortige Rückkehr nach Villier erforderte. Ein Telegramm meldete die Ermordung des , dahin vorausgeschickten Kammerdieners Frederic, und erbat ihr schleuniges Hinkommen Die äußeren Umstände des schrecklichen Ereignisses waren genau dieselben, die den Tod des Marquis begleitet hatten. Man hatte die Leiche des Kammerdieners au derselben Stelle im Schilf des Weihers gefunden. Strangul» tionsmerkmale am Halse wiesen aber nach, daß er vorher erdrosselt worden war. Nun war der Verdacht ausge stiegen, daß auch der Marquis das Opfer einer Untat gewesen sei. Seine Leiche sollte jetzt gerichtlich untersucht werden, und da hierzu Florences Einwilligung nötig war, und ihre Anwesenheit in Villier noch aus tausend anderen, mit dem Ereignis zusammenhängenden Gründen erforderlich war, mußte sie sich zur sofortigen Abreise entschließen. Wie aufregend und schrecklich das auch alles war — ihr brachte es doch die Erleichterung, daß sie den unerträglichen Verhältnissen, in denen sie jetzt lebte, den Rücken kehren durfte.
Frau von Leblange wollte Florence nicht reisen lassen, nicht eher wenigstens, als bis sie mit Renaud darüber gesprochen hatte. Sie hatte ihm sofort Nachricht zukommen lassen; Florence aber bezweifelte, daß er kommen würde. „Er hat mich vergessen und will mich vergessen!" behauptete sie. Ihre Freundin war anderer Ansicht, und es erwies sich, daß sie recht hatte.
Dem Boten aus dem Fuße folgte Renaud. florence
Selbstverwaltung und warnt vor einer Ueberspannung dieses Rechts. Ein Mitglied d?r Deutschen Volkspartei hält den Art. 1 des Entwurfs für eine wesentliche Verbesserung des bisherigen Rechts. Im allgemeinen wäre eine Unterscheidung im Aufsichtsrecht bei den kleinen und den größeren Gemeinden erwünscht gewesen.
Nach Ablehnung verschiedener Abänderungsanträge der Linken wurden die Artikel 1—5 des Entwurfs angenommen,
Zu Artikel 6 Abs. 3 wurde ein Zusatzantrag Heymann angenommen: „Von der beabsichtigten Verfügung ist, sofern es sich hierbei um die Aufhebung der Selbständigkeit einer Gemeinde handelt, dem Landtag mindestens einen Monat vor ihrer Bekanntmachung Kenntnis zu geben."
Die Artikel 7 und 8 und 10 bis 16 wurden in der Fassung der Regierungsvorlage angenommen. Die Abstimmung über Artikel 9 wurde noch ausgesetzt. Nächste Sitzung Donnerstag. 11. Oktober, nachmittags 3 Uhr.
Vor der Amerika-Fahrt
Friedrichshasen, 7. Okt. Die Auffüllung des Blaugases ist beendet. Die Aenderungsarbeiten an den Mannschasts- rüumen, wie Milderung der zu starken Lüftung und einige Kleinigkeiten werden bis Montag so weit gediehen sein, daß an diesem Tag, voraussichtlich am Nachmittag, noch eine Werkstättenfahrt ausgeführt werden kann, die hauptsächlich Peilungsversuchen dienen soll. Die Wetterberichte vom Atlantischen Meer lauten zurzeit nicht günstig, sie können sich aber in kurzem ändern. Jedenfalls ist am Mittwoch das Luftschiff „Graf Zeppelin" flugbereit und die Fahrt wird beginnen, sobald günstige Wetterberichte vorliegen.
An der Amerikasahrt wird Graf Branden st ein- Zeppelin, der Schwiegersohn des Erfinders, teilnehmen. Als weitere Teilnehmer werden genannt der Ministerialdirektor im Reichsverkehrsministerium Brandenburg und zwei Reichstagsabgeordnete, darunter Prälat Kaas (Ztr.), sowie voraussichtlich der preußische Innenminister Grzesinski. Außerdem hat sich eine ganze Anzahl Amerikaner gemeldet, Dr. Eckener wird aber wohl nur drei mitnehmen können, den Textilgroßindustriellen Robert Reiner aus Weckhawken bei Neuyork, den Rentner Fre- derik Gilfillan und den bekannten Millionär W. B. Leeds. Letzterer ist noch krank, jedoch wird sein Platz offen gehalten.
Verein für Kommunalwirtschaft und Kommunalpolitik
Alm, 7. Okk. Die Reichskagung des Vereins für Kommunalwirtschaft und Kommunalpolitik wurde hier durch Oberbürgermeister Dr. Leugken eröffnet. 3m Mittelpunkt der Erörterungen steht die Verwaltungs- und die Verfassungsreform. Den Geschäftsbericht erstattete Generalsekretär Erwin Stein. Der Verein steht im 17. Vereinsjahr. Oberbürgermeister Dr. M ö r i k e - Konstanz lud den Verein, der gegenwärtig 1054 Mitglieder hat, ein, die nächste Tagung in Konstanz abzuhalten.
Ministerialdirektor Brecht-Berlin sprach über «Neuordnung und Dezentralisation im Deutschen Reich". Er führte u. a. aus: Das Statistische Reichsamt habe errechnet, daß in drei so verschieden konstruierten Bundesstaaten, wie das Deutsche Reich, Oesterreich und Schweiz, der Anteil der Gemeinden an den gesamten öffentlichen Einnahmen und Ausgaben jeweils gleichviel betrage, nämlich je 41 Prozent, in den Vereinigten Staaken 53 Prozent. Es müsse möglich sein, in geeigneten Fällen auch die zentral zu -beaufsichtigenden Aufgaben den örtlichen Behörden des Staats oder der Selbstverwaltung zu übertragen. Nacheinander sei anzustreben: 1. Einrichtung und möglichste Verwendung der Auftragsverwaltung zwischen Reich und Ländern. 2. Aebernahme von Aufträgen für kleine norddeutsche Län- der durch Preußen für das Reich oder Aufgehen dieser Länder in Preußen. 3. Vereinigung der preußischen mit der Reichsregierung. 4. Aufgehen der kleineren Länder in dieser Gemeinschamkeit, Vereinigung von Hohenzollern mit Württemberg und Baden. 5. Bei den verbleibenden außerpreußischen Ländern Personalunion zwischen Landesregierung und den obersten Reichsbeamten in dem betr. Land.
Oberbürgermeister a. D. Dr. Kuher - Mannheim sprach über: ..Reichsumbau und Städte". Die Reichsverfassung
habe in Ar. 127 einen moralischen Anspruch der Gemeinden auf Selbstverwaltung begründet. Aber die Durchführung dieses Anspruches hat in den 18 deutschen Ländern eine sehr verschiedene. Notwendig sei die Schaffung einer Reichsgemeindeordnung. Die Justizverwaltung sei zur Aebernahme auf das Reich reif. Die Länder sollten zu obersten Selbstverwaltungskörpern um- geslattek werden, in denen die Städte und Gemeinden sowie dis Bezirke und Kreise sich vereinigen. Die Länder blieben im Reichsrat vertreten. Zum gleichen Ergebnis führe die Lösung der fchwierigchen in der deutschen Frage, des Finanzausgleichs. Die Hauptschwierigkeit liegt in her verschiedenen Leistungsfähigkeit der Länder. Die Länder als bloße Selbstverwalkungskörper würden ihre Haushaltvläne aufstellen und für das Notwendige vom Reiche Deckung erhalten; für das Nichtnokwendige würden ihnen in gewissem Amfang neben einem Teil ihres Vermögens Skeueranteile zur Verfügung stehen. Die Gemeinden würden nach Maßgabe ihres örtlichen Aufkommens zur Erfüllung ihrer Aufgaben, zu denen die Länder nicht mehr beitragen, Anteile an den Einkommensteuern und Hauszinssteuer, nach einem anderen Schlüssel an der Umsatzsteuer erhalten: in mäßigem Amfang werden sie Realsteuern, Aufwandssteuern und örtliche Abgaben erheben.
Die Steuereinnahmen in Württemberg
Nach den vorläufigen Ergebnissen der Reichsfinanzstatistik in den Rechnungsjahren 1913 und 1910 ist in allen Ländern- nicht bloß eine absolute Steigerung der Steuereinnahmen, z. T. auf mehr als das Doppelte, eingetreten, sondern auch eine Veränderung in der Verteilung dieser Einnahmen zwischen Land und Gemeinden. So stiegen die Steuereinnahmen der deutschen Länder und Gemeinden von 2468,9 Millionen Mark im Jahr 1913 auf 5 813,6 Milt. Mark i. I. 1925, d. h. um 135 Proz. An diesen Gesamtsteuereinnahmen haben in beiden Vergleichsjahren die Gemeinden den größten Anteil, nämlich 64,7 Proz. i. I. 1913 und 57,0 Proz. i. I. 1925. Während sich die Steuereinnahmen der Gemeinden wenig mehr als verdoppelten (mehr 209,9 Proz.), haben sich diejenigen der Länder beinahe verdreifacht (mehr 290,1 Prozent).
Anders liegen die Verhältnisse in Württemberg. Es ist-zwar auch da die Steigerung der Steuereinnahmen des Landes (von 51,0 Milt. Mark auf IW,6 Will. Mark gleich 109 Proz.) größer als bei den Gemeinden (von 60,0 Milt. Mark auf 112,6 Milt. Mark gleich 88 Proz.), sie blieb aber beträchtlich hinter der durchschnittlichen Steigerung in den übrigen Ländern zurück. Dies rührt daher, daß die Erwerbseinnahmen des Landes Württemberg i. I. 1913 durch die geringe Rente der Württ. Staatseisenbahnen bei weitem nicht den Anteil erreichten, mit dem die Erwerbseinnahmen der Länder durchschnittlich zur Deckung des Zufchußbedarfs beitrugen. Die Verteilung der Steuereinnahmen ywischen dem Land Württemberg uüd seinen Gemeinden hat sich gegenüber 1913 ähnlich geändert wie im Reichsdurchschmtt. Von den Steuereinnahmen entfielen i. I. 1913 51,0 Mill. Mark gleich 45,9 Proz. auf das Land und 60,0 Mill. Mark gleich 44,0 Proz. auf die Gemeinden und Amtskörperschaften und i. I. 1925 106,0 Mill. Mark gleich 48,6 Proz. auf das Land und 112,6 Mill. Mark gleich 51,4 Proz. auf die Gemeinden und Amtskörperschaften.
Die Belastung pro Kopf der Bevölkerung betrug 1913 20,92 Mark auf das Land und 24,62 Mark auf die Gemeinden und 1925 41,31 Mark auf das Land und 43,64 Mark auf die Gemeinden. Im übrigen ist der Anteil Württembergs und seiner Gemeinden an den Steuereinnahmen insgesamt gegenüber 1913 gesunken. Er betrug 1913 4,5 Proz., 1925 3,8 Proz. der Gesamtsteuereinnahmen der Länder und Gemeinden.
Der Uebergang der ertragreichen Landessteuer der Vorkriegszeit (Einkommen- und Vermögenssteuer) auf da» Reich, die Schaffung neuer Steuern (Gebäudeentschuldung»-, Umsatzsteuer usw.) und die Ueberweisung von Reichssteuer- antsilen von Ländern und Gemeinden brachte in der Bedeutung der einzelnen Steuerarten für Länder und Gemeinden wichtige Verschiebungen. Die Einkommensteuer steht auch jetzt noch obenan, hat aber an Bedeutung verloren. Der Anteil der Gebäudeentschui- dungssteuer an den Steuereinnahmen blieb in Württemberg hinter Ihrem durchschnittlichen Anteil in den Län-
sah ihm bleich, zitternd entgegen. Daß er kam, erschien ihr wie eine Himmelsbotschaft. Dann hatte er sie doch noch nicht ganz aus seinem Herzen gestoßen!
„Nun, was sagen Sie zu all diesen Schrecken, die unsere arme Florence ereilen?" eilte Frau von Leblange dem Besucher entgegen. „Was raten Sie nun, soll sie reisen?" Die alte Dame war ganz außer Fassung, und zitterte vor Aufregung.
„Vor allen Dingen, gnädige Frau, bemühen Sie sich, recht ruhig zu werden", versuchte er die kleine, bewegliche Dame zu beschwichtigen. „Und auch Sie, Florence", er näherte sich ihr, die, ihre Augen mit der Hand beschattend, in einen Sessel niedergesunken war, „gewinnen Sie Ihre Selbstbeherrschung zurück. Wir müssen jetzt sehr ruhig und klar bleiben."
Florences Herz klopfte hoch auf. Er hatte sie beim Vornamen genannt, und wenn sie auch aus den wenigen Worten selbst keinerlei tiefere Bedeutung herleiten konnte, der Ton, in dem er gesprochen, und wie es ihm so ganz selbstverständlich erschien, ihre Sache zu der seinigen zu machen, das erfüllte sie mit einem Freudenrausch, vor dem alle Schrecken um sie her versanken.
„Wie soll man da ruhig bleiben?" jammerte Frau von Leblange. „Und nun will das waghalsige Mädchen wirklich an diesen Schreckensort zurückkehren I Helfen Sie mir, das zu verhindern. Ich würde vor Sorge und Angst um sie sterben."
„Wenn das Telegramm keine Mystifikation ist, was ich binnen einer Stunde festgestelli haben werde, dann muß Fräulein von Villier reisen, und Sie, gnädige Frau, werden sie begleiten. Sie werden das gern tun, nicht wahr?" setzte er bittend hinzu, als ihn die alte Dame erschrocken ansah. „Wir können Florence nicht allein reisen lassen. Ich selbst bin aber hier durch die Aufgabe, Licht in die rätselhafte Entführungsgeschichte zu bringen, noch an den Schauplatz gefesselt. Ich habe bereits wichtige Spuren ausgenommen, und darf die Fährte nicht aus den Augen lassen, wenn ich die gewonnenen Vorteile nicht wieder verlieren will. Ich muß also hierbleiben. Ohne männlichen Schutz aber dürfen Sie natürlich nicht reisen. Ein erprob
ter Kriminalbeamter, der mir in dieser Sache schon wichtige Dienste geleistet hat, wird Sie begleiten. Nun leben Sie wohl, und glückliche Reise, meine DamenI In einer Stunde ist Ihr Reisebegleiter hier, der sich mit einer Legitimation von mir bei Ihnen einführen wird. Vertrauen Sie sich ihm getrost an. Unter seinem Schutz dürfen Sic die Reise wagen!"
„Dann muß ich mich sofort an die Reisevorbereitungen machen", rief Frau von Leblange aufgeregt, drückte aus eine Klingel, und eilte dann selbst hinaus.
Die beiden waren allein. „Leben Sie Wohl, Florence!" Renaud streckte ihr die Hand hin.
Florence erhob sich. „Noch eine Frage Ihre Stimme zitterte —, „wie soll ich mich nun gegen — gegen Herrn von Nehab verhallen?"
„Dafür erbitten Sie meinen Rat?" fragte er kalt.
„Oh, nrcht sol Nicht so hart, Felix!" flehte sie mit nie- dergeschlagenen Augen. „Sie wissen ja alles, Sie kennen die Gründe, die mich geleitet haben, und müssen nun soviel Nachsicht haben, um mir wenigstens zu raten, wie ich mich von der lästigen Fessel befreien kann!"
„Tut es Ihnen leid, Florence, was Sie mir angetan haben?" fragte er weich.
Sie umklammerte die Lehne des Sessels, während sich ihr Körper vor innerer Qual wand. „Fragen Sie mich nicht, ich verzweifle!" kam es dann tonlos von ihren Lippen.
„Mut,'Florence, es wird alles vorübergehenI Ich werde nicht eher ruhen, als bis ich Sie wieder als die lebenstüchtige, klare Florence vor mir sehe, die Sie früher gewesen sind."
„Wenn Sie das wirklich wollen, dann helfen Sie nur doch zuerst über das eine einzige hinweg!" flehte sie, „ich kann es ja nicht mehr ertragen!"
„Haben Sie nur noch eine kurze Zeit Geduld. Wenn es aber so steht, dann darf ich es Ihnen ja sagen, daß mein Verdacht nicht unbegründet war. Herr von Nehab unterhält enge Beziehungen zu dem Vicomte, Ihrem Vetter!
(Fortsetzung folgt.)