dern und insbesondere ihrem Anteil in den größeren Län­dern zurück. An den Mehreinnahmen von 1925 gegenüber 1913 sind in Württemberg in erster Linie die Real­steuern beteiligt (30,6 Proz.), in den meisten anderen deutschen Ländern die Gebäudeentschuldungssteuer (Sachsen 46,6 Proz.). Recht ergiebig ist dann noch die Umsatzsteuer.

Württemberg

Stuttgart, 6 Okt. Beschlüsse des Württ. Ge- fneindetags. Der Gesamtvorstand des Württ. Ge- neindetags trat dieser Tage zu einer Besprechung wichtiger fragen zusammen. Im Hinblick auf das Mitte nächsten Wahres zu erwartende Inkrafttreten der neuen Gemeinde- Drdnung fordert der Vorstand ein Notgesetz, durch das die I)euer fällig werdenden Gemeind e«atswahlen um ;in Jahr verschoben werden. Nachdem ferner durch ein neues Urteil des Verwaltungsgerichtshofs die Möglichkeit der Einführung der Biersteuer in den Gemeinden allgemein sichergestellt war, wünschten die Organisationen der Braue­reien und Wirte für die örtliche Viersteuer einen einheit­lichen Steuersatz für den Hektoliter. Der Gesamtvorstand des Württ. Gemeindetags empfiehlt seinen Mitgliedern einen einheitlichen Steuersatz von 2,10 Mark für den Hl., der auf 2 Mark ermäßigt werden soll, wenn die Brauereien an Stelle der Wirte die Biersteuer an die Gemeindebehörden direkt entrichten. Einer mäßigen Erhöhung der Belohnung der Lehrkräfte für Ueberstunden nebenamtlichen Unterrichts an den Schulen wurde zugestimmt.

Die Vauarbeiten am Neckarkanal. Nack einer Mitteilung des Strombaudirektors Konz sollen bis Ende 1929 die neue Straßenbrücke bei Gaisburg und das Kraftwerk mit Einbau der Maschinen und Umstellung der alten Wassertriebwerke fertiggestellt sein. Zurzeit sind an den Baustellen des Kanals über 1200 Arbeiter beschäftigt. Die Arbeiten an der Stau­stufe Obereßlingen sind so weit fortgeschritten, daß sie voraus­sichtlich bis Ende 1928 in Betrieb genommen werden kann.

kraflposten. Vom 7. Oktober an werden auf den Strecken OehringenWohlmutshausen und CrailsheimWildenstein Unterdeufstetten Kraftposten zu den im amtlichen Taschen­fahrplan der Reichsbahndirektion Stuttgart angegebenen Zeiten ausgeführt. Vom gleichen Tag an fahren die Kraft­posten KünzelsauOsterburken von Bieringen aus unmittel­bar nach Oberkessach (statt wie bisher über Schöntal BerlichingenBossach), die Kraftposten OberndorfSchram­berg bei einigen Kursen über Winzeln.

Landesfahndungskag. Am Donnerstag wurde ein all­gemeiner Landesfahndungslag vom Landeskriminalpolizei- amk in Fühlungnahme mit sämtlichen Polizeiämkern und den Landjägerbeamken des Landes vorgenommen. 3n den frühesten Stunden des Tags wurden alle bekannten Schlupf­winkel, die von lichtscheuen Elementen gerne ausgesucht werden, durchstöberk. Bei dieser Sucharbeit im nächtlichen Dunkel leisten die Polizeihunde gute Dienste. Mit solchen Streifen wird auch eine Besichtigung von Gastföfen und Herbergen verbunden. Letztere weisen jetzt, nach Eintritt kälterer Witterung schon einen recht starken Besuch auf. Die gestrige außerordentliche Streife ist ohne besondere An­stände verlaufen, ein Beweis, daß die regelmäßigen Streifen und Nachschauen der Schlupfwinkel denschweren Jungen", die gerne ungestört sein wollen, nicht recht Zusagen.

Grober Berkrauensbruch. Erfolgreiches Spekulieren in der Inflationszeit hat den nunmehr 86jährigen früheren Notariatskandivaten Hugo Niedling er aus Schömberg Geschmack an mühelosem, aber nicht immer einwandfreiem Gelderwerb finden lassen. Er verlegte sich in der Folge­zeit auf Vermögens- und Erbschastsverwaltungen und ver> unkreute bei dieser Gelegenheit etwa 3500 Mk. Das Stutt­garter Schöffengericht verurteilte ihn zu 7 Monaten Ge­fängnis.

Vom Tage. In "inem Haus der Pfarrsiraße in Gablen» berg verübte ein 23 3. a. Mechaniker durch Einatmen von Gas Selbstmord.

Aus dem Lande

Eßlingen, 7. Okt. Nascher Tod. Unerwartet rasch ist am Freitag Oberamkspfleger Merz aus dem Leben ge­schieden. 26 Jahre lang hat er sein Amt als Oberamts­pfleger ausgeübt.

Ludwigsburg, 7. Okt. Schwer verunglückt. Der 18jährige Hermann Sieber fuhr am Mittwoch früh mit seinem Fahrrad von Oßweil nach Ludwigsburg. Während der Fahrt kam er mit einem Kraftomnibus in Berührung; er verhängte sich und wurde zu Boden geschleudert. Da- bei trug er so schwere Verletzungen davon, daß er das Be­wußtsein noch nicht aefunden hat.

Besigheim» 7. Okt. Sturz. Ein Knabe stürzte auf dem Kelterplatz von einer Mauer herunter. Eine bedeutende Gehirnverletzung ist die Ursache der eingetretenen Lähmung.

Heilbronn, 7. Okt. Selbstmord. Wegen zerrütteter Familienverhältnisse hat sich hier ein 52jähriger Schriftsetzer durch Gas vergiftet.

Schwaigern, 7. Okt. Brand im Weinberg. Ein beträchtlicher Schaden zugefügt wurde dem hiesigen Wein­gartner und Bauer Johann Abendschön in seinem Weinberg, im GewandNeuer Berg". Dort ist der Rain angezündet worden, so daß dem Weinbergbesitzer die ganze erste Zeile von neun Traubenstöcken samt dem Ertrag ver­brannte.

Oehringen. 7. Okt. Motorradunfall. Auf der Straße von Lautern nach Sulzbach a. M. verunglückte Frei­tag vormittag mit dem Motorrad Rektor Rau von Win­nenden und sein Mitfahrer, Schultheiß B a n t e l-Langen- beutingen. Ersterer erlitt einen Armbruch, letzterer einen Bruch des Schlüsselbeins sowie leichtere Kopfverletzungen. Beide wurden mit dem Auto ins hiesige Krankenhaus über­geführt.

Eberksbronn OA. Mergentheim, 7. Okt. Cinbruchs- dlebsta h t. Nachmittags wurde bei dem Weingärtner Schüßler von hier eingebrochen und im Bett verstecktes Geld, etwa 100 Mark, entwendet. Dabei wurden die ver­schiedenen Schränke und Schreibtischschubladen durchgewühlt.

Welchem», 7. Okt. Tödlicher Unglücksfall. Hier ^urde der verh. Karl Stecher unterhalb der Böschung

^ötelfee tot aufgefunden. Der Verunglückte war abends mit dem Fahrrad von auswärts nach Haus gefahren und beim Herabfahren der steilen Murrhardter Straße am Rotelsee zu Fall, wodurch er die Böschung herabstürzte und einen Schädelbruch ersitt.

*

lllm, 7. Okt. Der Württ. Notariatsverein e. V. hält hier seine diesjährige ordentliche Mitgliederver­sammlung am 13. und 14. Oktober ab.

Giengen a. Br., 7. Okt. Aufgespießt. Im Anwesen der Baurenwitwe Karg in Lützingen (Bayern) wurde nachts der Stier los und spießte das im gleichen Stall be­findliche trächtige Pferd auf. Durch die Unruhe im Stall aufmerksam geworden, sahen die Hausbewohner nach und fanden das Pferd schwer verletzt auf, so daß es getötet wer­den mußte.

Ravensl g. 6. Okt. Blinder Passagier. Aus dem hiesigen Güterbahnhof wurde kürzlich beim Ausladen von Bananen mitten unter den-Bananen versteckt ein Mit­reisender entdeckt, der aus den Tropen die weite Reise übers Meer nach Ravensburg ohne Fahrkarte und Reisepaß mit­gemacht hatte: eine Vogelspinne (Avicularia). Sie gehört zu den Riesen unter den Spinntieren. Das Tier sieht furchterregend aus, wenn es seine 5 paar langen Beine, die dicht behaart und plüschartig sind, in Bewegung setzt. Man sagt, daß die Vogelspinne, die lichtscheu ist, kleine Vögel im Nest überrascht, durch einen giftigen Biß betäubt und aus­saugt. Die hier eingetroffene Vogelspinne wurde von einem Lehrer der hiesigen höheren Schulen übernommen und sie hat bereits einige Heuschrecken, Kückenschalen, Feldgrillen und zwei Eidechsen aufgezehrt.

Vom bayerischen Allgäu. 7. Okt. TödlicheUnfälle. Nachts fuhr mit dem Motorrad der verh. Schmiedmeister Magnus Enzens berger und der auf dem Soziussitz befindliche 22 I. a. Metzgermeisterssohn Siegfried Eisele in Füssen mit voller Wucht in ein Fuhrwerk. Enzensberger war sofort tot. Eisele wurde schwer verletzt ins Kranken­haus nach Füssen gebracht; an seinem Aufkommen wird gezweifelt. Der 62 Jahre alte Schneidermeister Anton Brutscher von Bad Oberdorf stieß mit einem andern Radfahrer zusammen und erlitt eine tiefe Kopfwunde, wo­bei ein Splitter ins Gehirn drang. Brutscher ist im Kran­kenhaus den Verletzungen erlegen.

Krauchenwies i. Hohenz., 6. Okt. Tierzuchtfarm. Eine im fürstl. Park angelegte Edelpelztierfarm entwickelt sich jetzt in ihren Anfängen langsam aber stetig. Zuerst wurden verschiedene Edelrafsekaninchen, darunter Castor rex, Chinchilla und weiße Angora eingesetzt. Die eigent­lichen Edelpelztiere, vorerst je ein Paar Silberfüchse aus Kanada, Nerze und Zobel werden im Lauf des Monats November eintreffen.

Beuron, 7. Okt. Schwerer Unfall in der Klo­sterkirche. Das Söhnchen des Kaufmanns 2oh. Boesen in Beuron wurde beim Besuch der Kirche schwer verletzt. Als der Kleine mit seiner Mutter am Weihwasserkessel stand, um Weihwasser zu entnehmen, fiel das über zwei Zentner schwere Steinbecken und die kragende Säule zu­sammen. Letztere schlug das Kind zu Boden und verletzte es schwer am Unterleib.

Eine schmerzliche Statistik

Nach den Mitteilungen des Statistischen Landesamts haben in Württemberg von 29 968 im Jahr 1926 verstor­benen Personen 1405 einen gewaltsamen Tod er­litten. Durch Selbstmord endeten 471 Menschen, darunter 122 Frauen und Mädchen, 880, darunter 173 Frauen, fielen Unglücksfällen zum Opfer, 51 kamen durch Mord und Totschlag ums Leben, darunter 24 Frauen, hingerichtet wurden 3 Personen. An den tödlichen Unglücksfällen sind beteiligt die Kraftwagen in 92, die Krafträder in 40 und die Tretfahrräder in 35 Fällen, alle sonstigen Landfahr­zeuge in 77 Fällen. Durch die Eisenbahn sind 44, durch die Straßenbahn 10 Menschen tödlich verunglückt, 102 sind er­trunken, 17 durch elektrischen Strom und 7 durch Blitzschlag getötet worden.

Welche Wagenklasse wähle ich für meine Monatskarte?

Die wiederholten Hinweise auf die Verbilligung der Zeik- kartenpreise, besonders in der 2. Wagenklasse, seien durch folgende Beispiele erläutert:

Monatskarten

neuer Preis

bisheriger Preis

zwischen Stuttgart Hbf. und

r. Klaffe Personenzug

S. Klaff,

L. Klaff«

RM.

RM.

RM.

StuttgartCannstatt

6.

5.60

8.30

Feuerbach

7.

6.30

9.40

Zuffenhausen

9.80

8.80

13.20

StuttgartUntertürkbeim

11.20

10.00

15.

Kornkal und Kornweskhelm

15.20

13.60

20.40

Eßlingen

18.60

16.60

24.80

Ludwigsbyrg

19.60

17.60

26.20

Vaihingen (Filder)

20.60

18.40

27.60

Leonberg

25.80

23.

3^0

Bietigheim

27.20

24.20

36.20

Böblingen

28.40

25.40

88.

Nürtingen

35.40

31.60

48.

Schülermonakskarken kosten nach der Monatskarten.

wie vor

die Hälfte

Die neuen Preise der in Eilzügen gültigen Monats­karten 2. und 3. Klasse entsprechen den bisherigen Preisen 2. und 3. Klaffe.

Man ersieht hieraus, daß in Personenzügen die neuen Preise für Monats- und Schülermonakskarken 2. Klasse nur um ein geringes höher sind, als die bisherigen Preise 3. Klasse, und weit unter den bisherigen Preisen 2. Klasse bleiben. Wenn man dazu die erhöhte Fahrkbequemlichkeit in den gepolsterten Wagen berücksichtigt, wird wohl die Entscheidung über die Mahl der Wagenklasse nicht schwer fallen. Für ausreichende Einstellung von Polsterwagen hak die Reichsbahn vorgesorgk.

Lie wmderarbeikMNen i» Württemberg

Ausgehend von der Erwägung, daß die Belästigung der Bevölkerung durch arbeits- und mittellos herumziehende Reisende Abhilfe erfordern, und daß die bisherige Armen­fürsorge aus verschiedenen Gründen auf diesem Gebiet ver­sagt habe, hat der 1908 gegründete Verein zur Förderung von Wanderarbeitsstätten nach einem einheitlichen Plan die Gründung derartiger Fürsorgeeinrichtungen in Angriff ge­nommen, und am 1. Oktober 1909 wurden an 27 Plätzen in Württemberg von den Amtskörperschaften Wander- arbeiisstätten in Betrieb genommen, die mittellosen Wan­derern gegen Leistung eines bestimmten Maßes von Arbeit Obdach und Verpflegung gewähren. Ihre Hauptaufgabe ist jedoch, den Wanderer von der Landstraße weg in ein«

feste Arbeitsstelle zu bringen, sie stehen daher in ständiger Verbindung mit den Arbeitsnachweisen.

Die Einrichtung der Wanderarbeitsstätten hat sich be­währt; dies kommt insbesondere in der bedeutenden Ver­ringerung der Strafanzeigen ivegen Bettels und Land­streicherei und dem starken Rückgang ddr Kosten der Haft­vollstreckung und des Gefangenentransports in den Wander-- arbeitsstättenbezirken zum Ausdruck. Zurzeit sind 40 Wan­derarbeitsstätten in einem das ganze Land umspannenden Netz vorhanden.

Nach dem Bericht der Polizeiabteilung des württ. In­nenministeriums sind die 40 Wanderarbeitsstätten des Lan­des (Jagstfeld-Neckarsulm wurde 1927 eröffnet) in Anspruch genommen worden im Rechnungsjahr 1925 zusammen von 130 275 Wanderern an 134 771 Verpflegungstagen, 1926 178 587 W. und 185 181 V.-T., 1927 148 324 W. und 155 778 V.-T.

Die Steigerung des Besuchs im Jahr 1926 ist durch di« große allgemeine Arbeitslosigkeit in diesem Jahr zu erklären.

Kieme Nachrichten aus aller Welt

Berliner Nachtidyll. In der Nacht zum Samstag wurde im Norden der Stadt Berlin ein Passant von etwa 10 jünge­ren Leuten überfallen und zu Boden geschlagen. Ein zu Hilfe eilender Polizeibeamter erhielt von einem der Burschen mit einem Bierglas einen Schlag ins Gesicht, so daß er «ine klaffende Wunde davontrug. Darauf ergriffen die Rowdies durch mehrere Straßen die Flucht, wobei einer von ihnen auf den verfolgenden Beamten zwei scharfe Schöffe abgib. die jedoch ihr Ziel verfehlten. Der Beamte folgte der Bande in ein Lokal, in das sie sich zurückgezogen hatte, und w'es sich als Polizeibeamter aus. In diesem Augenblick «rlojch das Licht und man fiel über den Polizeibeamten her, schlug ihn zu Boden und würgte ihn. In dieser höchsten Not gab der Beamte vier Schüsse ab, wodurch ein 18jähriger und ein 20jähriger Arbeiter schwer verletzt wurden. Ein dritter Angreifer, der nochmals auf den Beamten eindrang, erhielt einen Schlag mit dem Pistolenkolben auf den Kopf. Aus die Schliss» eilte ein Streifkommando der Schutzpolizei herbei und nahm vier der Täter fest.

Lin schwachsinniger Schlichter. Daß sich auch Behörden bisweilen eines geisteskranken Mitarbeiters erfreuen, kam in einem Strafprozeß vor einem Berliner Schöffengericht zutage. Dort war ein Kaufmann P. wegen Konkursver­gehens angeklagt. Der Gerichtsarzt begutachtete, daß der Angeklagte mindestens in mittlerem Grad sch wachsin- n I g sei. Er war auch schon einmal wegen Schwachsinn» entmündigt gewesen. Das Verblüffende war nun aber, daß dieser Mann gerade in der Zeit seiner Entmündigung Re­ferent im Schlichtungsausschuß gewesen war, und daß ihm bei seinem Ausscheiden von der Schlichtung-' behördc das Zeugnis einesbesonders umsichtigen und tüchtigen Arbeiters von hervorragendem Organisations­talent" ausgestellt worden war. Nach Ansicht des Sach­verständigen geht dem Angeklagten aber jedes Zahlenver­ständnis ab, worauf auch der Verfall seines eigenen 8e- schäftsunternehmens zurückzuführen ist.

Fabrikbrand. In Salzuflen (Lippe) 'st di« Mvdetssabrtt Günther durch ein Schadenfeuer, das im Maschinenhaü» ausbrach, vollständig zerstört worden.

Die großen Steuerhinterziehungen ln Saarbrücken. Di»

Inhaber der Webwarengroßhandlung SimonundBloch in Saarbrücken sind bekanntlich wegen großen Steuerhinter­ziehungen verhaftet worden, nachdem die über »tn»n Zentner wiegenden Geschäftsbücher und Untersuchungrakten in einer Nacht aus dem Finanzamt gestohlen worden waren. Es hat sich nun herausgestellt, daß dieser Diebstahl von Beamten des Finanzamts begangen oder MiW» bestens begünstigt worden ist. Die Beamten Augustin und Pinz wurden nun ebenfalls verhaftet, ebenso der ihnen dienstlich zugeteilte Landjäger Weber, der Bloch versprach, er werde in der Sache behilflich sein, wenn er ihm »inr ge- wisse Summe auszahle. Die vom Finanzamt für Simon und Bloch vorgesehene Strafe betrug 165 000 Mark.

Schlimmes Ende einer Wüstenjagd. Wie kürzlich be­richtet, wurde eine Jagdgesellschaft, die von Kairo au« in einem Kraftwagen einen Ausflug in die ägyptische Wüste ge- macht hatte, vermißt. Die Gesellschaft ist nun nach mehr­tägigem Suchen in einem bejammernswerten Zustand ge. funden worden. Die Leute waren irrsinnig geworden und lagen nackt in einer Höhle; jeder hielt den andern für seinen Feind und keiner war imstande, über die Erlebnisse Aus­kunft zu geben. Der Kraftwagen konnte noch nicht gefunden werden.

Einlaufen deskraffin" in Leningrad. Von WafferfluMUgen und Kriegsschiffen geleitet ist der EisbrecherKraffin" in Lenin­grad eingelaufen. Dem festlichen Empfang wohntet» auch dl« kon­sularischen Vertreter des Auslands bei. ,

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Allerlei

Das Absterben des Internationalismus in der Musik. Der berühmte italienische Musikkritiker Mario Labroca, der als Leiter des Internationalen Kammermusikseste» in Siena über jeden Verdacht völkischer Voreingenommenheit erhaben ist, zieht in Hinsicht auf die Entwicklung der neu, esten Musik das Ergebnis seiner Eindrücke folgendermaßen: Wir sehen uns immer deutlicher auf den Weg eines ge­sunden musikalischen Nationalismus verwiesen. Jen« musikalische Internationale, die aus den Ueberresten des französischen Impressionismus und des R. Straußfchen Chromatizismus zustande gekommen war, hat sich neuer­dings in die finstersten Schlupfwinkel der Mittelmäßigkeit verkrochen. Sie ist heute schon, wenn man ihren Wirkun­gen auf die Zuhörer nachfpürt, als völlig unschädlich anzu- sehen. Wer auch nur einen Funken Persönlichkeit und Empfindungsfäyigkeit besitzt, hat jetzt schon sich auf den ver­nünftigen Weg zurückgefunden, den die nationale Ueber- lieferung unbeirrbar und unweigerlich vorzeichnet. Einzig und allein die jungen Völker, deren Nationalgeist erst nach dem Weltkrieg Anerkennung gefunden hat, tasten noch mit nervösem Suchen nach etwas ganz Neuem. Naturgemäß sehen wir die Deutschen zum eisernen Kontrapunkt der klassischen Zeit, die Italiener zu der von den Jnstru- mentalisten des 17. und 18. Jahrhunderts bevorzugten wei­chen Formensprache, die Oesterreicherzu ihrem weichen Franz Schubert zurückkehren, während die Tfchechoslo- waken in der Viertelmusik und die Rumänen, Polen, SüdsIawen auf mancherlei Wegen noch nach ihrer eige­nenNote" suchen müssen, die als typischer Grur"'a: g ihrem Volkstum Geltung schaffen könnte."