unter großen Feierlichkeiten mit der Verlesung einer päpst- lichen Bulle eröffnet worden.
Verfasfungsresorm in Afghanistan
Kabul. 5. Sept. Die vom König alljährlich einberufene „Große Versammlung" hat beschlossen, sich ein ständiges Organ von 150 Abgeordneten mit Zjähriger Mandatsdauer umzugestalten, Titel, Rangordnung und Orden abzuschaffen und eine dreijährige Militärdien st Pflicht einzusühren. Die Versammlung billigte den Bau dreier Eisenbahnlinien und zweier Funkstationen und die Einführung einer schwarz-rot-grünen Flagge als Landesflagge. Der Antrag des Königs, die Bewaffnung des Heeres zu verstärken, wurde gutgeheißen, dagegen der Antrag der Regierung auf Festsetzung des Mindestalters zur Schließung einer Ehe für Frauen auf 18 Jahre und für Männer auf 20 Jahre abgelehnt. Zum Thronfolger wurde der älteste Sohn des Königs proklamiert.
Eingeborenenunruhen in Australien
London. 5. Sept. Wie „Times" aus Adelaide berichtet, sind unter den Eingeborenen Jnneraustraliens bedenkliche Unruhen ausgebrochen. Die Eingeborenen töten das Vieh der Ansiedler. Vor einiger Zeit muhten zwei Eingeborene wegen Ermordung eines Weißen verhaftet werden. Der Eingeborenenstamm, dem sie angehörten, ist jetzt in der Nähe einer Siedlung versammelt und fängt und tötet das Vieh der Ansiedler. Der „Times"-Korrespondent tadelt die Art und Weise, wie die Polizei gegen die Eingeborenen vorgeht.
Einigungsverhandlung innerhalb der Kuomintang
London, 5. Sept. Wie „Times" aus Schanghai meldet, wurde bei einer Reihe von Zusammenkünften der Kuomin- tangsührer eine Verständigung zwischen der Nanking- und Kwangstpartei erzielt. Die Regierung werde dahin umgebildet, daß Tschangkaischek und Huhanming gleiche Befugnisse erhielten. Für Fengjuhsiang sei keine Stellung vorgesehen worden.
Viirllemberg
Stuttgart, 5. Sevjember.
Diamantenes Lehrerjubiläum. Prof. Franz Größler konnte dieser Tage sein 60. diamantenes Lehrerjubiläum feiern. Prof. Größler, der vor kurzem in das 80. Lebensjahr eingetreten ist, hat sich auch 'als Dichter und Schriftsteller in der literarischen Welt einen Namen erworben.
Einbrecher. Die je 20 Jahre alten Kellner Richard Denn er und Hilfsarbeiter Otto Bauer in Stuttgart, beide, und besonders Bauer, trotz ihrer Jugend erheblich vorbestraft, führten im Mai d. I. in einem Geschäft in der Hirschstrahe in Stuttgart einen schweren Einbruchsdiebstahl aus, wobei sie 330 Mark erbeuteten. Denner kam mit 6 Monaten Gefängnis davon, Bauer erhielt 1 Jahr 3 Monate.
Vom Tage. Die bei dem Motorradunglück beim Waldeck in Kaltental verunglückte Frau Hertig ist ihren Verletzungen erlegen.
Beim Verladen von Großvieh im städtischen Viehhof verunglückte gestern ein Bediensteter der Viehspedition Hyren- bach dadurch schwer, daß er von einem bösartig gewordenen Stier angegriffen und gegen die eiserne Einfriedigung der Verladerampe gedrückt wurde. Seine Hände gerieten dabei zwischen Kette und Eisenstange und wurden vollständig gequetscht. Der Schwerverletzte wurde ins Krankenhaus ubergeführt
Stutkgark, 5. Sept. Warnung vor chinesischen Hausierern. In letzter Zeit mehren sich die Klagen über die immer mehr um sich greifende Verkaufskätigkeit chinesischer Hausierer, die sogenannte «echte China- waren" — insbesondere Porzellan, Tee u. a. — beim Publikum zu hohen Preisen abzusehen suchen. In Wirklichkeit handelt es sich zumeist um in Deutschland hergestellke Waren, die mit einem entsprechenden Stempel, um die Echtheit vorzutäuschen, versehen sind und deren tatsächlicher Wert nur einen Bruchteil des geforderten bzw. erzielten Verkaufspreises darstellt. Es besteht daher Veranlassung, das Publikum, um es vor Ilebervorkeilung zu schützen, vor
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„Still, mein Lieselchen, du bist bei deinem Onkel und Tante Malie. Hier darr uuserm Herzchen keiner etwas tun, dafür Wolken wir schon sorgen."
Tic große, rote Mänuerhand streichelte voll Liebe das dunkle Lockenhaar der nach und nach zu sich kommende' Frau.
„Onkel Oskar, du — bin ich bei euch," klang es endlich fragend von den blassen Lippen.
„Ja, Liebling, du bist in sicherer Obhut bei mir und Tante Malis ..."
Ta kehrte Anneliese mit einem Ruck das Bewußtsein zurück und ein weher Aufschrei kam aus ihrem Munde.
„Ihr Lieben — sie hat mir alles genommen — ich habe keine Heimat und keinen Gatten mehr."
Die beiden Alten wußten sofort, wer damit gemeint snar, ^drend Frau Malie hinausging, um eine Ec- frischung für die nun fassungslos schluchzende Anneliese zu besorgen, streichelte Meerfeld beruhigend das lockige Köpfchen.
„Diese Schlange — diese Kanaille," murmelte er vor sich hin, und der Zorn ließ sein heißes Blut hoch aufwal- len. Das mußten sie büßen, diese beiden, sie sollten ihn kennen lernen, seine Rache werde eine furchtbare sein für das, was sie dem Kinde angetan.
Nachdem Tante Malie mit einem heißen Glas Glühwein kam, das sie der vollständig erschöpften hinunterzwangen, berichtete Anneliese abgerissen und stockend, was rorgefallen war. Der große Jammer, so grausam ge- täuscht worden zu sein, kam wieder über sie und erschütterte die beiden guten Herzen bis^ auf das tiefste. Dann erzählte sie von ihrer Flucht, wie lange sie in den grauenhaft langen Nachtstunden dahingegangen war, um in treue Obhut zu kommen und wie sie aus ein- mal ihre Kräfte WeÄW Md nichts mehr von si ch wußte.
dem Erwerb solcher Imitationen bei dera'rkigen Hausierhändlern zu teuren Preisen zu warnen.
Schrankenlose Bahnübergänge. Wie aus einer Mitteilung der Reichsbahndirektion hervorgeht, gibt es im Deutschen Reich rund -11 000 Bahnübergänge ohne Schranken-, Verschluß. Daß aber auch die Anbringung von Schranken keine Gewähr für Unfallverhütung bietet, beweist die Tatsache, daß in den ersten 6 Monaten dieses Jahres an beschrankten Uebergängen 308, an unbeschrankten nur 171 Unfälle vorgekommen sind. Die Schuld liegt eben meist bei jenen unvorsichtigen Motorradfahrern, die sich nicht daran gewöhnen können, in der Nähe von Eisenbahnübergängen langsam zu fahren, so daß sie rasch' halten können, wenn ein Hindernis auftaucht. Andererseits wird es bei dem riesenhaft angewachfenen Kraftverkehr nicht mehr zu umgehen sein, bei sämtlichen Bahnübergängen weithin sichtbare selbsttätige Warnungssignale für Tag- und Nachtbetrieb einzurichken, die sowohl die etwaige geschlossene Schranke wie auch auf eine angemessene Entfernung das Herannahen eines Eisenbahnzugs melden. Die Reichsbahn behandelt diele wichtigen Fragen schon längere Zeit mit aller Sorgfalt.
Aus dem Lande
Wüstenrot OA. Heilbronn, 5. Sept. Brand. Am Montag brannte das Wohnhaus mit Scheuer des Landwirts Ernst Zellwangerin Bärenbronn Gde. Wüstenrot vollständig nieder. Das Vieh konnte mit knapper Not gerettet werden, Maschinen und Futtervorräte, sowie alles sonstige Inventar sind verbrannt. Der vom Brand Betroffene ist versichert.
Zaisersweiher OA. Maulbronn, 5. Sept. Schlägerei. Abends entstand unter dem Einfluß übermäßigen Alkohol- gsnusses im Hirsch eine böse Schlägerei zwischen einigen Sternenfelsern und Hiesigen. Wegen Schädelbruchs mußte ein Zuschauer von hier ins Maulbronner Krankenhaus verbracht werden.
Tübingen, 5. Sept. Todesfall. Stadtpfarrer a. D. Wilhelm Fischer ist gestern im Alter von 65 Jahren hier gestorben. Er war früher Stadtpfarrer in Lausten a. N. Seit 1926 lebte er hier im Ruhestand.
Unterjesingen OA. Herrenberg, 5. Sept. Tödlicher. Unfall. Der 60 I. a. Albert T-rescher, der in seiner Scheuer abstürzte, ist wenige Stunden darauf, nachdem man ihn noch in die chirurgische Klinik nach Tübingen übergeführt hatte, gestorben.
Rottweil, 5. Sept. Im Eisenbahnzug gestor- b e n. In dem kurz vor 9 Uhr in Rottweil eintreffenden Zug erlitt der etwa 50 I. a. Schäfer Jakob Walter von Rottenacker einen Schlaganfall, an dessen Folgen er verschied.
Scharenstetten OA. Blaubeuren, 5. Sept. In den Ruhestand versetzt wurde Oberlehrer Georg Holzapfel, von Blaubeuren gebürtig, der am 1. Mai 1879 .in den Dienst getreten ist und hier 33 Jahre lang segensreich gewirkt hat. Schultheiß Scheiffele übergab ihm im Namen der Gemeinde einen ledergepolsterten Sessel.
Lauphelm, 5. Sept. Spende. Sam. S. Steiner, Inhaber der Hopfenhandlung Simon E. Steiner hier, hat dem Stadtvorstand für den Turnhallebauverein und verschiedene andere gemeinnützige Einrichtungen der Stadt eine Spende von mehreren tausend Mark übergeben.
Riedlingen» 5. Sept. Unfall auf dem Bahnhof. Beim Viehverladen auf dem hiesigen Bahnhof fiel der Bauer Xaver Knöpfler aus Bodnegg OA, Ravensburg mit 2 Stück Vieh den Rampen hinunter, wobei das Vieh auf ihn zu Liegen kam. Dem Mann wurden die Rippen eingedrückt und ein Schlüsselbein gebrochen.
Buchau, 5. Sept. Ein junger Retter. Hier fiel ein 3jähriges Mädchen beim Spielen in den Stadtbach. Das 3^jährige Bübchen des Postschaffners sprang schnell entschlossen hinzu und rettete das Kind, bevor es Schaden nehmen konnte.
Ravensburg, 5. September. Zusammenkunft der oberschwäbischen Reiter. Der Reit- und Fahrverein des Bezirks Ravensburg ruft sämtliche oberschwäbischen Reit- und Fahrvereine, überhaupt alle Reiter ehemaliger Truppen, auf 29. und 30. September zu einer gemeinsamen kameradschaftlichen Zusammenkubnst nach Ra-
die ickönjlsn Mäntel
ru billigllsn Preisen
„Rache — Rache," murmelte Onkel Oskar zwischen den Zähnen, dann ließ er Anneliese auf das Ruhebett zu- rückgleiten und ging mit großen Schritten im Zimmer auf und ab.
Tante Malie sorgte dafür, daß die junge Frau noch einige Speisen zu sich nahm und Anneliese aß alles, was die gütigen Hände der Tante ib-- reichten. Die Tränen kollerten ihr dabei über die Wangen, die zarten Finger Frau Mastes wischten sie weg.
„Sei still, mein Liebling, der Onkel wird dich rächen — nichts wird er ihnen schenken, für alles, was sie dir angetan, wird er Rechenschaft fordern."
„Ach Tante, was nützt das alles, mein Leben ist des- halb doch vernichtet und ich einsam gemacht."
Tante Malie tröstete Anneliese, während Onkel Oskar in dem Zimmer auf und ab ging und düstere Rachepläne schmwdete.
Ja bitter sollten sie es büßen, was sie dem Kinde angetan, in wenigen Tagen wollte er Herta mit Schimpf und Schande aus Wolferdingen jagen, so arm wie sie gekommen war. Keinen Pfennig erhielt sie, dafür wollte er sorgen, und in der ganzen Umgegend mußte es bekannt werden, welch eine Schlange sie war. Und Achim, den wollte er doppelt treffen, genau so unglücklich mußte er werden wie die Kleine da. Und eine Verbindung mit die- ^ verhindern, verachtet und gemieten von »ll den Nachbarn sollte er werden, sodaß er einsam in seinem Breitensels blieb, bis er es nicht mehr halten konnte uns die Gegend verlassen mußte. Tenn tzon Annelieses
vensburg. Geplant ist am 29. Sept. eine Empfangsfeierlichkeit mit Aufführungen und am 30. Sept. Festgottesdienst beider Konfessionen, dann Gefallenenehrung, gemeinschaftliches Mittagessen, Festzug und anschließend kameradschaftliches Zusammensein. Der Festzug soll ausgeschmückt werden mit den verschiedenen Uniformen ehemaliger berittener Waffen.
Leupolz OA. Wangen, 5. Sepk Brand. In dem Anwesen des Taglöhners Josef Fischer in Wolfshaus brach Feuer aus, das das aus Holz gebaute Haus in kurzer Zeit einäscherte. Vom Mobiliar und Fahrnis konnte fast nichts gerettet werden.
Friedrichshofen, 5. Sept. Vom Maybach-Motorenbau. Direktor Dr. Maybach macht wieder durch die Erfindung einer Neuerung im Automobilbau von sich reden. Es handelt sich um das Maybach-Schnellgang- Getriebe, ein einfaches Vorgelege, das zu den übrigen Geschwindigkeiten des Wagens beliebig geschaltet werden kann. Von besonderer Bedeutung für diesen Maybach- Schnellgang ist seine Allgemein-Verwendbarkeit für Personenwagen, Omnibusse und Lastwagen.
Illingen, OA. Maulbronn, 5. Sepk. (Das Reh im Bahnwärterhäuschen. Am Montag mittag horte der Schrankenwärter, der sich In der Nähe seines Wärter- Häuschens aufhielk, ein Geräusch. Als er sich umschauks, sah er, wie ein wildernder Hund ein Reh vor sich her trieb, das schon ganz abgehetzt war. Hilfesuchend sprang das Reh in das Häuschen, wonach ihm der Hund folgte. Ehe man jedoch dem Reh zu Hilfe kommen konnte, hatte ihm der Hund schon die Kehle durchgebissen und das Reh mußte dann vollends getöket werden, was durch den Iagdhüker im Beisein eines Jägers von Mühlacker ausgeführk wurde.
Reutlingen, 5. Sept. Todesfall. Der Verwalter des dßm Bruderhaus gehörenden landwirtschaftlichen Gutes Gaisbühl, Christian H ä rlen, ist im Alter von 80 Jahren an den Folgen einer Operation verschieden.
Tübingen» 5. Sepk. Kindsleiche. Gestern abend wurde von den Anwohnern der Bismarckstrahe eine Kindsleiche im Neckar gesichtet, die alsdann geborgen wurde. Aller Wahrscheinlichkeit nach lag die Leiche noch keinen Tag Im Wasser.
Ebingen, 5. Sept. (Beanstandete Waagen und Gewichte. Anläßlich der Kontrollierung der beiden letzten Wochenmärkte wuri'-n ^ Personen angetroffen,
die nicht vorschriftsmäßig nachgeeichte Waagen und Gewichte benützten oder bereit hielten. Die beanstandeten Geräte wurden in Beschlag genommen und die Halter der zuständigen Behörde angezeigt. Die Polizeibeamten sind angewiesen, demnächst weitere Kontrollen vorzunehmen.
Crailsheim. 5. Sepk. Im silbernen Kranz. Siadt- schulkheiß Fröhlich und seine Gattin begingen heule im Kreis» seiner Familie das Fest der silbernen Hochzeit.
Vom bayer. Allgäu, 5. Sept. Neuschnee. — Aus Unvorsichtigkeit an geschossen. — Schwerer Sturz. In den Allgäuer Bergen hat es bis aus 2000 Meter herunter geschneit; die Spitzen der Mädelegabel sind in Schnee gehüllt. — In Wiggensbach bei Kempten wurde beim Kleinkaliberschießen ein Schütze durch den Oberschenkel und in den Leib geschossen. Mit lebensgefährlichen Verletzungen wurde der Verunglücke ins Krankenhaus Kempten eingeliefert. — Gestern verlor ein Kemptener Radfahrer auf der großen Steige bei Börwand die Herrschaft über sein Rad und wurde in rasender Fahrt an einen Randstein geschleudert. Blutüberströmt brachte ihn die Sanitätskolonne mit schweren Verletzungen ins Kemptener Krankenhaus. — Auf der Staatsstraße Kempten—Immen» ftadt bei Hegge stieß der aus Kempten kommende Motorradfahrer Josef Jörg mit dem vom Oberjochrennen zurückkehrenden Auto eines Augsburger Herrn zusammen. Jörg wurde mit lebensgefährlichen Verletzungen ins Krankenhaus Kempten eingeliefert. Das Auto wurde erheblich beschädigt; die Insassen blieben unverletzt.
Schechingen OA. Aalen, 5. Sept. Ertappter Wilderer. In letzter Zeit unterhielt sich der Förster v^ Hohenstadt auf einer Wiese mit einem jungen Burschen, ckj auf einem Sack saß und sein Vieh hütete. Währenddem iM-' essierte sich des Försters Jagdhund „Bertel" für die S. gelegenheit des Burschen. Vom Förster darauf aufmerksam gemacht, sagte der Bursche, daß er wegen Bauchschmerzen und des nassen Bodens den Sack als Unterlage zum Sitzen
Geld durfte ihm kein Pfennig bleiben, alles mußte zurückerstattet werden.
Aber all diese Maßnahmen würden Anneliese das nicht ersehen, was sie verloren, das Vertrauen an die Menschheit. Sein falsches Spiel, seine an Grausamkeit grenzende Gewissenlosigkeit, konnte dadurch nicht ungeschehen gemacht werden. Aber ins Gericht wollte er mit ihm gehen und sein Herz sollte ihm genau so bluten wie das - des armen Kindes dort.
Eine halbe Stunde später lag Anneliese im ärgsten Fieber in einem Bette, neben Tante Mastes Schlafzimmer, und ein Knecht war in höchster Eile nach dein Arzt in das Torf gefahren.
In ihrem Delirium, das sich fortwährend steigerte, erfuhren die beiden Alten erst, weich unendlicher Schmerz in dieser Brust tobte, und welch eine Fülle Liebe für den treulosen Gatten in ihr lebte.. Alles, was sie bewegte, kam bald in leisem Gemurmel und dann wieder im heftigem Schreien mit keuchendem Atem von ihren Lippen.
„Wenn nur endlich der Arzt käme." jammerte Frau Malie, und Meerfeld lief wohl schon zum hunderisteu Male nach der Tür des Gutes, um nach ihm auszuschauen.
Endlich erklang Schellengeläute und der Schlitten mit dem Sanitätsrate traf ein. Meerfeld empfing ihn und begleitete ihn bis zu der Kranken. Sein Gesicht wurde sehr ernst, als er die fieberglühende Anneliese untersuchte.
In der Nacht verließ er das Gutshaus nicht mehr.
„Was hat denn dieser Herr Gemahl mit dem Frauchen gemacht", fragte er später Herrn Meerfeld, als sie in dessen Zimmer bei einer Erfrischung saßen, und schüttelte den Kopf. „So oft ich zu dem Vater kam, das Lieselchen war immer gesund und frisch, ein heiteres, gutherziges Kind — bis der Drache von Stiefmama in das Haus kam. Von dieser Stunde empfing mich ihr Lachen nicht mehr, sie war aus meinem Gesichtskreise verschwunden, bis sie sich nach Jahren auf einmal mit dem Baron ver- lobte und bald darauf heiratete. Heute sehe ich sie zum er- sten Mase wieder und bin starr über diese Veränderung.