mitgenommen habe. DaBertel" jedoch zudringlicher lmd unruhiger wurde, veranlaßte der Förster den Burschen zum Aufstehen. Kaum hatte sich dieser erhoben, als schonBertel" mit dem Sack im Maul schweifwedelnd vor seinem Herrn stand. Beim Nachsehen zog dann der Förster einen noch frischblutenden Feldhasen aus dem Sack. Diesem war der Hals mit einem Taschentuch abgeschnürt, damit er, nach den Angaben des Burschen, nicht so arg den Sack verbluten solle.

Börslingen OA. Ulm, 3. Sept. Wildschweine. In den großen Waldungen zwischen Börslingen, Neenstetten, Bernstadt und Nerenstetten wurden bereits im Mai von Jagern Wildschweine (Sauen) gesichtet. Im Juli sah man die Tiere öfters auf Nahrungssuche. Woher die zwei statt­lichen Tiere gewechselt haben, ist unbestimmt. Es handelt sich um einen Keiler (männliches Tier) und eine Bache (weibl. Tier).

Ersingen OA. Ehingen, 3. Sept. Tödlicher Absturz. Am 7 August wurde mitgeteilt, daß in New-Jersey em früherer deutscher Kampfflieger durch Absturz mit seinem Flugzeug den Tod gefunden hat. Der Name des Fliegers war mit Steiger angegeben. In Wirklichkeit beißt er Gräter. Er ist ein Neffe unseres Ortspfarrers und der einzige Sohn eines Fabrikanten in Gomadingen. Der junge Mann hatte sich in Amerika ein Flugzeug angeschafft und trug sich mit der Absicht, sich ganz der Fliegerei zu widmen. Aufforderungen seines Vaters, daheim die Fabrik zu über­nehmen, beantwortete er ausweichend. Nun ist er ein Opfer seiner Leidenschaft geworden. Die Leiche trifft am Sams­tag in der Heimat ein und wird dort bestattet.

Lokales.

Wildbad, 6. September 1L28.

15. Sinfonie-Konzert. Bei dem heute Donnerstag abend im Kursaal stattfindenden 15. Sinfoniekonzert tritt als Solistin die Holländerin Hovyd Krauß-Adema aus Amsterdam (Mezzo-Sopran) auf. DerAlkmaarsche Courant" urteilt über die Künstlerin:Ein reiches Organ, das in absoluter Reinheit in aller Pracht und allem Glanze strahlt. Eine Künstlerin ersten Ranges. Excellenter Gesang.

De Nieuwe Courant" (Alkmaar) schreibt über sie: Diese eminente Sängerin besitzt eine Prachtstimme, eine ausgezeichnet geschulte Technik und einen sehr musikalischen, tiefempfundenen Vortrag."Cacilia" urteilt:Die Stimme ist ausgezeichnet geschult und von schöner Klangfarbe. Große Gaben. Nobler Klang, absolute Musikalität, intelli­genter Bortrag."

Landeskurtheater. Donnerstag abend 8 Uhr wird als einmalige Aufführung das immer beliebte Schauspiel Alt-Heidelberg" von Wilhelm Meyer-Förster gegeben. Die Hauptrollen sind besetzt mit den Damen: Brahnii, Elsner, Schuchhard; Herren: Fischer-Achten, Graf, Herten, Lang, Loose, Lord, März, Marx, Plsnkemann u. Schmitz.

Der Mehrertrag dieser Vorstellung ist zugunsten des Schützenhaus-Neubaues" des Schützen- u. Kriegervereins Wildbad bestimmt..Freitag abend 8 Uhr gelangt die erfolgreiche Operetten-NeuheitLiebe und Trompeten­blasen", eine Operette aus der guten alten Zeit, mit der rassigen Musik von Marc Roland, letztmals zur Auffüh­rung. , Samstag abend 8 Uhr geht das reizende Sing­spielDas Dreimäderlhaus" von Franz Schubert in der bekannten vorzüglichen Besetzung letztmals in Szene. Als Schubert-Ehrung wird zu Anfang des zweiten Aktes Hed­wig Hillengaß und Robert Kiefer als Einlage Schubert- lieder singen. Begleitung: Erich Marx. Sonntag abend 8 Uhr Abschiedsvorstellung des Operettenpersonals in Ioh. Strauß' MeisteroperetteDie Fledermaus". Montag:Die spanische Fliege", größter Lacherfolg I Dienstag: Bunter Abend im Kurtheater (zugleich Ab­schiedsvorstellung des Gesamtpersonals).

Alt-Heidelberg" von Meyer-Förster, das heute Don­nerstag abend im Kurtheater in Szene geht, ist eines der beliebtesten Schauspiele und deshalb ist der Reinerlös aus demselben einem guten kommunalen Zweck gewidmet: er soll dem Baufond des gemeinsamen Schießhauses des Wildbader Schützenvereins und des Militär- u. Krieger-

Wir werden einen großen Kampf bekommen, das Liesel- chen hat eine Lungenentzündung der schwersten Art."

Herr Sanitätsrat Sie glauben doch nicht..."

Gar nichts habe ich gesagt, lieber Herr Meerfeld, aber das junge Frauchen ist sehr zart und schließlich, wir stehen alle in Gottes Hand. Aber das frage ich mich vergebens, wie kommt dieses behütete Lieselchen zu einer solchen Krankheit, sie muß zum mindesten stundenlang ohne warme Kleidung sich im Freien aufgehalten haben. Und dieses gibt ein besorgter, junger Gatte nicht zu oder ist hier etwas vorgefallen?"

Sanitätsarzt Bernau war seit 40 Jahren Hausarzt in Meerfeld und so lange auch ein treuer Freund des Hauses. Ebensolange ging er auch in Wolferdingen aus und ein und hatte Annelieses Großvater noch gekannt. Er sal das junge Glück ihres Vaters und freute sich, wie blühend das junge Töchterchen heranwuchs und sich ganz zu der Schönheit entfaltete wie ihre geliebte Mutter. Er sah aber auch das Leid über Wolferdingen Hereinbrechen, als man die junge Frau tot in das Haus brachte und der junge Mann Hand an sich selbst legen wollte. Und des­halb verstand er es nicht, wie es kam, daß das Kind dieser abgöttisch geliebten Frau später fast ganz aus dem Leben des Vaters gestrichen wurde. So wie die rote Stiefmutter in dem Hause war, verschwand Anneliese, und wenn er das Gesvräch auf sie brachte, wehrte der Freiherr unge­duldig ab. Und Hausarzt war er auch nicht mehr sondern ein jüngerer Kollege. Jaja

Meerfeld kannte seinen alten Freund, er ahnte, was in seinem Kopfe vorging, und deshalb verschwieg er ihm nichts von der ganzen Geschichte, die Annelieses Erkrank­ung vorangegangen war.

Bernau unterbrach ihn mit keinem Worte, nur ab und su ruckte er mit dem Kopfe. Tie Erzählung seines Freundes bestätigte seine Vermutungen und er lächelte grimmig, als er erfuhr, welches Opfer das junge Frauchen gewor­den war. Als Meerfeld mit einer Verwünschung schloß, sagte auch er:

(Fortsetzung folgt.)

Vereins zugute kommen. Es ist also namentlich für die Mitglieder der beiden genannten Vereine mehr als eine Ehrensache, die heutige Vorstellung zu besuchen I Aber auch die übrigen Einheimischen, sowie die verehrlichen Kurgäste sind natürlich hochwillkommen.

Eine Sedcmsfeier auf dem Waldfriedhof. Am letzten Sonntag, den 2. September, dem Tage von Sedan, wurde von einer größeren Zahl von Kriegsbeschädigten, alten Frontsoldaten, die sich z. Zt. in der Versorgungs­kuranstalt aufhalten, ein Kranz am Denkmal der Ge­fallenen württembergischen Kameraden auf dem hiesigen Waldfriedhof niedergelegt. Herr Felddivisionspfarrer a. D. Lessing hielt anschließend an einen Gedichtvortrag, den wi» morgen veröffentlichen werden, eine ergreifende An­sprache, die in das gemeinsam gesungene LiedIch hatt' einen Kameraden" ausklang.

Kleine Nachrichten nur aller Well

Reichspräsident von Hindenburg Ehrenbürger von Lie- oenlhal. Aus Anlaß der 650-Iahrfeier, die in den Tagen vom 1.4. September stattfindet, hat die Stadt Liebenkhal in Schlesien dem Reichspräsidenten von Hindenburg das Ehrenbürgerrecht verliehen. Der Reichspräsident hat diese Ehrung mit dem Ausdruck des Danks angenommen.

Heinedenkmal in Düsseldorf. Der Finanzausschuß der Stadtverordnetenversammlung in Düsseldorf hat dem Kol­legium vorgeschlagen, 10000 Mark für ein Heinedenkmal zu bewilligen in der Erwartung, daß in der Bürgerschaft die übrigen Mittel aufgebracht werden. Heine ist be­kanntlich in Düsseldorf geboren.

Nobile vor einer schwierigen Operation. Eine neue ärzt­liche Untersuchung Nobiles hat außer der Deinverletzung, die er sich beim Absturz der «Ilaiia" zuzog, einen Bruch des rechten Arms festgeffelll. Da dieser Bruch in den letzten drei Monaten stark verwachsen ist, wird eine schwierige Opera­tion notwendig.

Der Füll Stinnes. Das Reichsfinanzministerium teilt mit, daß seitens des Ministeriums keine Akten betr. das angebliche Lockspitzelvorgehen des Reichskommissars Heinz­mann abgegeben worden seien. Die Angabe von Stinnes sei unbegründet.

Verbotene Geldsammlungen. Der Berliner Polizeipräsi­dent hat alle Sammlungen zu vaterländischen oder wohl­tätigen Zwecken auf Straßen und Plätzen oder an sonstigen öffentlichen Orten als Belästigung des Publikums verboten.

Nervöse lleberreizung der Jugend. Gestern wurde ge­meldet, daß der 17jährige Unterprimaner einer Berliner Oberrealschule, Schumann, seinen Lehrer und seine Mit­schüler in einem Anfall von Verfolgungswahn mit dem Re­volver bedroht habe. Diese Darstellung ist nicht ganz zu­treffend. Der junge Mann, der zu den strebsamsten Schülern zählte, nicht rauchte und keinen Alkohol genoß, litt an ner­vöser lleberreizung und sprang mitten im Unterricht aus dem Klassenzimmer, um sich selbst zu erschießen. Der Junge ist, wie sein Vater (Direktor des Leibnizgymnasiums in Ber­lin) erklärte, ein Opfer des neuzeitlichen Schulsystems in Preußen, das mit den Kräften der Jugend Raubbau treibt. Nach 68stündigem Vormittagsunterricht und oft langem Heimweg haben dis Schüler, besonders in den Oberklaffen, oft noch stundenlang an Hausaufgaben zu arbeiten, und unter dieser Last müsse ein strebsamer Schüler zusammen­brechen, während mittelmäßige Schüler die Dinge ruhig an sich herankommen lassen, weil sie von vornherein überzeugt ind, das Geforderte doch nicht leisten zu können. Bekannt- ich ist auch von verschiedenen Universitäten schon Klage ge­führt worden, daß das heutige Schulsystem den Wert auf das Vielerlei lege, daß dagegen die frühere Gründ­lichkeit, auf die es bei der Vorbildung zum Universitäts­studium besonders ankomme, mehr und mehr zu vermissen sei.

Ein großer Berliner Juwelendiebstahl halb aufgeklärt.

Am 29. Juni d. I. waren in einem Juwelengeschäft am Kurfürstendamm in Berlin Wertsachen im Betrag von etwa 90 090 Mark durch Einbrecher gestohlen worden. Bei den Inhabern eines kleinen Zigarrengeschüfts, Aron Waletzki und Joel Altmann in der Kantstraße in Charlottenburg, sind nun Teile jenes Diebstahls gefunden worden. Die Po­lizei war auf die beiden Hehler dadurch aufmerksam ge­worden, daß zwei Iuwelenräuber, die aus München nach Berlin gekommen und dort verhaftet worden waren, nach Waletzki gefragt haben. Altmann und Waletzki scheinen die Mittelsleute und Hehler einer weitverzweigten inter­nationalen Bande von Iuwelenräubern zu sein. Beide sind verhaftet.

Nikotinvergiftung als Ursache eines Autounglücks. Am 11. März d. I. war ein Kraftwagenführer in Berlin in eine 'Gruppe marschierender Reichswehr hineingefahren, wobei vier Soldaten schwer unb mehrere leicht verletzt wurden. In der Gerichtsverhandlung, die dieser Tage stattfand, gab er an, als er die MMärkvlonne erblickt habe, habe er aus- weichen wollen, aber er habe plötzlich eine Benommenheit verspürt, und dabei das Ausbiegen versäumt. Der Ange­klagte litt tatsächlich, wie ein ärztliches Zeugnis bescheinigte, an starker Nikotinvergiftung, er pflegte nämlich 50 und mehr Zigaretten täglich zu rauchen. Dek Sachver­ständige sagte in seinsm Gutachten, eine derartige Nikotin- E Vergiftung könne plötzliche Ohnmachtsfälle Hervorrusen. Das Gericht kam zu einer Freisprechung.

Ehrlicher Finder. In Köln fand eine seit längerer Zeit stellenlose Büroangestellte den Geldbetrag von 13 000 Mk der in ein Tasckentuch gehüllt war, und lieferte ihn bei der Polizei ab. Merkwürdigerweise hat sich noch kein Ber> lierer gemeldet.

Wegen eines Bubikopfes erhängt. In Düsseldorf äußerte die Frau eines Arbeiters die Absicht, sich einen Bubikops schneiden zu lassen. Der Ehemann erklärte, wenn sie das tue, werde er sich erhängen. Am letzten Frei­tag führte die Frau ihr Borhaben wirklich aus. Am Mon­tag fand m ^ den Mann an der Kellertür erhängt auf.

Jur D Mung von Deamlenunterschlagungen. Der

Oberbürgermeister der westfälischen Stadt Bottrop, Dr. Baur, hat an seine Beamtenschaft folgende Verfügung er­lassen:Die besondere Eigenart des Kassendienstes muß in bezug auf die allgemeinen Dienstpflichten immer berücksich­tigt werden. Werden Unregelmäßigkeiten oder Dienst­widrigkeiten bekannt, so sind die Beamten verpflichtet, sofort dem Leiter der Steuer- oder Kämmereikasse oder dem zu­ständigen Abteilungsleiter Anzeige zu erstatten. Der Be- . griff der Unregelmäßigkeiten oder Dienstwidrigkeiten ist

möglichst weit zu fassen. Er bezieht sich auch auf das Pri­vatleben, da erfahrungsgemäß grobe Maßlosigkeiten Vorboten dienstlicher Unstimmigkeiten sein können. Sofern ein Beamter oder Angestellter der Kasse nur ein einziges Mal dadurch Aufsehen erregt, daß er über Gebühr zecht oder betrunken ist, oder wenn bekannt wird, daß er Rennplätze besucht, so besteht Anzeigepflicht."

Große Dynamitexplosion. Mehrere Kilometer von der k dt Johannesburg (Südafrika) entfernt flog in der L-.nSpause ein mit 300 Ztr. Dynamik beladener Eisenbahn­wesen in die Luft. Ein Europäer wurde schwer verletzt, ein Eingeborener wird vermißt.

Die älteste Aerzkin Deutschlands, Frl. Dr. Teyssen, die in Litkenweiler bei Freiburg ihren Wohnsitz hat, feiert am 7. September ihren 90. Geburtstag. Frl. Dr. Teyssen wurde im Jahre 1918 aus Strahburg vertrieben, wo sie eine große Praxis hatte. Vor vier Jahren konnte sie ihr 68. Doklorjubiläum feiern sowie die 60. Wiederkehr der Er­öffnung ihrer Praxis.

Großfeuer. In Oeslau bei Koburg brannten ein Schup­pen und zwei große Lagerhäuser der Porzellanfabrik Goebel bis auf die Grundmauern nieder. Das Haupkfabrikgebäude konnte gestützt werden. In den beiden niedergebrannlen Lagerhäusern befand sich viel wertvolles Kunskporzellan, daS vollkommen vernichtet worden ist. Der Schaden beträgt über 100 000 Mark.

Wehrsteuer in Afghanistan. Nach einem neuen afgha­nischen Gesetz hat jeder junge Mann, der das 15. Lebens­jahr erreicht hat, eine bestimmte Abgabe für Heereszwecke zu leisten.

Der Schaden von Ratten und Mäusen ist viel größer, als man allgemein annimmt. Dies bestätigt eine interessante Be­rechnung, die jüngst von einem bekannten biologischen In­stitut angestellt worden ist. Danach hat man gesunden, daß eine Ratte jährlich 37 Kilogramm Brot vertilgt. Da ein Rattenpaar 860 Nachkommen jährlich haben kann, so ver­tilgen diese jährlich etwa 600 Zentner Brot. Davon können mindestens 164 erwachsene Personen in ausgiebiger Weise ihren Brotvorrat decken; etwa 40 Haushalte zu 5 Köpfen können damit jährlich auskommen. Ebenso interessant sind die Berechnungen einer Feldmaus. Diese vertilgt jäbrlich ikwa 5 Pfund Getreide. Da ein Feldmäusepaar 360 Nach­kommen im Jahr haben kann, vertilgen diese rund 18 Zentner Getreide. Das ist der Ertrag von etwa 114 Morgen, der hier einem einzigen Feldmäusepaar zum Opfer fallen kann. Es kann deshalb nicht dringend genug geraten wer­den, den Rotten und Mäusen mit allen Mitteln zu Leibe zu gehen mit Gift (Zelio), mit Fallen, mit Jnfektionsbrocken usw.

Sterben die Störche aus? Es ist eine vielseitig gemachte Beobachtung, daß die Störche überall in Deutschland, am wenigsten noch in Württemberg, stark im Abnehmen begriffen sind. Während es z. B. in Mecklenburg im Jahr 1901 noch 3904 bewohnte Storchnester gab, waren 1912 nur noch 1072 und 1925 nur noch 536 besetzt. In Ostpreußen ging die Zahl der bewohnten Nester in 25 Jahren (1900 bis 1925) um 70 vom Hundert zurück, in Schlesien um 65, in Schleswig-Holstein um 50. Aehnlich ist xs In den anderen deutschen Gebietsteilen, mit alleiniger Ausnahme von Würt­temberg. Wo bleiben die Störche? Nistgelegenheiten m Form von Wagenrädern auf Dachfirsten sind nach wie vor in den Houplstorchgebieten genügend vorhanden. Die Ur­sache der Storchabnahme ist in anderer Richtung zu suchen. Tausende und aber Tausende von Störchen finden in den südafrikanischen Winterquartieren ein früh­zeitiges und klägliches Ende. Seit einigen Jahren werden dort die Heuschrecken mittels Arsenik vergiftet, und diese vergifteten Heuschrecken vermitteln die Saupk- lösung des Rätsels der Abnahme unserer Störche, deren Hauptnahrung im schwarzen Erdteil Insekten bilden. Das i «kulturelle'' Vordringen des Menschen, Entwässerung und Urbarmachung von Sumpfgelände tragen weiterhin dazu bei, die Bestände zu verringern. Auch mag die Verfolgung in den Durchzugsländern, vor allem Kleinasien, seitdem die Bewohner den Gebrauch moderner Schußwaffen erlernt haben, bedeutend gegen früher zugenommen haben. Ihr Todfeind aber ist das meuchelnde Gift, das sie da unten in Afrika mit den Heuschrecken aufnehmen.

Die Farben in der Natur. Wenn Acker, Wiese und Weg­rand zur schönen Jahreszeit mit bunten Blütenfarben be­tupft sind, kann man sich leicht überzeugen, welche oft ab­sonderlichen Farbenzusammenstellungen in ihren Blüten die kleinen Feldblumen aufweisen. Nach unfern Begriffen entwickelt sie oft genug einen recht schlechten Geschmack. Die widerspruchsvollsten, nach unserer Schulweisheit verbotenen Farbenverbindungen treten da unvermittelt nebeneinander auf. Indessen kann man bei diesen nach unseren Geschmacks­und Kunstregeln schlecht zusammengestimmten Farben wie­der die alte Erfahrung machen, wie ganz anders die Farben in der Natur auf unser Auge wirken als die der Men­schenwerke. Mit der Zusammenstellung von Rot und Grün, die immer etwas Hartes und Grelles an sich trägt, wenn wir sie im Kunstgewerbe treffen, bereitet die Natur unserem Auge sogar eines der entzückendsten Schauspiele mit der roten Rose auf ihrem grünen Blättergrund. Angenehm wirken auch aus grüner Landschaft hervorschauende rote Ziegeldächer eines Gehöfts aufs Auge. Eine Fahne mit den drei Farben Grün, Rot und Violett in gleich großen Streifen-nebeneinander wird auf jeden mit Farbensinn Begabten einen abstoßenden Eindruck machen, und doch lassen wir unsere Blicke mit Wohlgefallen auf diesen drei vereinigten Farben ruhen, wenn wir sie in der Blüte der Fuchsia mit ihrem roten Kelch und der blauen Baumkrone inmitten der grünen Belaubung vor Augen haben. Als besonders schlecht ist die Zusammenstellung von Blau und Grün verschrien. Ihr eignet nach Goetheimmer etwas Gemein-Widerliches, deswegen unsere guten Vorfahren diese Zusammenstellung auch Narrenfarbe genannt haben". Der Eindruck z. B. von blauen Schieferdächern in grün belaub­ter Umgebung ist tatsächlich unschön. Nun aber wird uns diese Narrenfarbe monatelang von der Natur vor Augen gehalten in zahlreichen blauen Blümchen auf grünem Plan, im großen durch Verbindung der grünen Fluren und Wäl­der mit der blauen Himmelsdecke oder wenn ein See aus grüner Waldlandschaft herausblickt. Wer erfreute sich nicht zur schönen Sommerzeit dieser Farbenverbindung? Worin liegt die Ursache der verschiedenen Wirkung? Woher kommt es, daß die Natur uns ihre Werke so gefällig zu machen weiß? Liegt es an den besonderen Stoffen, die sie ver­wendet? Zum Teil gewiß. Aber sie verfüg: auch über be- sondere Hilfsmittel, aus denen wir lernen können. Jene abstoßenden F-rbenzusammenstellungen wirken besonders schlecht, wenn wir sie in gleich großen Flächen und gleicher