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Nummer 209 SM,M? i7ö

Donnerstag dev 6. September 1928 - Fernruf i?s

63. Jahrgang

Sas Denguefieber

Seit Wochen rast in Athen und Piräus das seltsame, in den verschiedensten Formen auftretende Denguefieber durch alle Gassen. Schon tritt es auch in den Nordprovinzen und auf den Inseln auf und es ist bereits nach Bulgarien, nach dem türkischen Gebiet und selbst nach Aegypten verschleppt. Die Gefahr der weiteren Ausbreitung in Europa hat den Völkerbund veranlaßt, Fachleute zur Untersuchung der Krankheit nach Athen abzusenden. Aber jeder Fachmann, mag er in der Seuchenbekämpfung noch so große Erfahrung haben, muß zugestehen, daß der Erreger dieses Fiebers noch unbekannt ist.

Aus 10 000 Kranken der ersten Woche wurden bald 350 000. Aber nicht die Zahl der gemeldeten Fälle ist maß. gebend, sondern anderes: kein bewohntes Haus, in dem nicht mindestens ein Kranker, kein Geschäft, dessen Personal voll­ständig, keine Bank oder Behörde, die noch ordnungsgemäß arbeiten könnte; der Brotverbrauch ist um mehr als sechzig o. H. zurückgegangen. Etliche Geschäfte sind ganz geschlossen; die Abwicklung des Auslandsverkehrs wird immer schwieri­ger. Auch derAreopag wie noch heute das höchste Ge­richt heißt mußte seine Pforten schließen.

Eine geheimnisvolle Seuche, nicht nur, weil man den Erreger nicht kennt, sondern, weil sie, abgesehen vom eigent­lichen Fieberzustand, kein einheitliches Bild bietet: Dieser hat wahnsinnige Rückenschmerzen, jener Rheumatismus, ein dritter kann die Augen nicht bewegen, viele haben Magen­schmerzen und können keine Nahrung aufnehmen, wieder an­dere leiden an Herzkrämpfen oder halbgelähmten Glied­maßen. Alte und Herzschwäche Personen werden dahingerafft, und die Zahl der Todesopfer erreicht an manchen Tagen das doppelte normaler Zeiten.

Und immer noch ist kein Ende abzusehen. Zwar hat das neugeschaffene Unterstaatssekretariat für Hygiene seine Ar- beit begonnen, dem Eismangel wird etwas abgeholfen. Post- und Zollämter, Speicher und Schuppen werden desinfiziert ein Abnehmen der Krankheit aber ist nicht zu spüren.

Es konnte nicht ausbleiben, daß der bekannte griechische Handlergeist alsbald versuchte, aus dem Unglück geschäftliche Vorteile zu ziehen, vom kleinen Eishändler bis zum Apo­theker; die Staatsbehörde hat aber nun in jeder Apotheke. Drogerie und derartige Geschäfte einen Polizisten in den Laden gesetzt, der jeden Kassenzettel an der Hand des ge- druckten Preisverzeichnisses nachzuprüfen hat. Aber auch die neqßzei selbst leidet an Beamtenmangel und das Kriegs- KAusterium hat die Rekruten-Cinstellung auf Oktober ver­schieben, die geplanten Uebungen absagen müssen, und der Flott? verb ten. Mannschaften an Land zu lassen.

Wie ni^t anders zu erwarten war, sind auch andere Krankheiten dem Denguefieber auf dem Fuß gefolgt wie Keuchhusten und Masern, selbst einige Fälle von Schlafkrank- Athen gemeldet worden. Vielfach wird auf die schlechten gesundheitlichen Verhältnisse der aus der Türkei zuruckgewankerten Griechen, die zum großen Teil noch in Sammellagern untergebracht sind, hingewiesen. Diese Kolo- nien verbreiten einen weithin wahrnehmbaren schlechten Ge­ruch. Aber diesem Uebel abuihelfen, bedarf es erheblicher Summen, und der Staat bat schon schwer getan, die 5 Milli­onen Drachmen (270 000 Mark) zur ersten Bekämpfung des Denguefiebers aufzubringen.

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Nach den neueren Nachrichten hat sich die Seuche in­zwischen noch weiter ausgebreitek. so daß in Athen neun Zehntel der Bevölkerung darniederliegen. Ein Dampfer mit amerikanischen Touristen ist wieder abgefahren, ohne zu landen. Den Ausländern wird von der Einreise abge- raken. Das Befinden des ebenfalls erkrankten Minister­präsidenten Venizelos hat sich verschlimmert. Seine Frau und die Söhne sind aus Paris nach Athen berufen worden, gleichzeitig hak man einen französischen Arzt für Herzkrankheiten herbeigebeken.

Getreidepreise und Steuerdruck

Die Verwertung der diesjährigen Getreideernte stei teider wieder unter dem Druck, daß die Landwirte auch b den niedrigsten Angebotspreisen verkaufen müssen, um bari Geld zu bekommen, weil sie damit ihren Verpflichtung Nachkommen müssen. Zum Teil ist die diesjährige Ern durch Kredite vorbelastet, die im vorigen Jahre gewäh wurden und die infolge der mangelhaften Beschaffenheit di Ernteeingefroren" sind. Weitere Kredite sind fällig, wen auch nicht mehr in dem Umfang wie in den Vorjahren. Dl gegen hat die Zinsenbelastung eine Höhe erreicht, die we über der Vorkriegsbelastung liegt. Ganz erheblich aber i oer Druck, der durch das Ausland, durch die gute Ernte ! Nordamerika, auf den Preisstand des einheimischen Getre des yervorgerufen wird. Diese Preisentwicklung macht niö - Landwirtschaft ernste Sorgcn, sondern man erwä> in Regierungskreisen die Möglichkeiten des Eingre erblickt die Mittel zur Abhilfe hauptsächlich a «em Gebiete der Erntefinanzierung als gegebe

Tagesspiegel

Der mit dem Flugzeug verunglückte französische Minister Vokanowfki wurde am 5. September mit allen Ehren auf dem Friedhof Montmartre in Paris beerdigt.

In der Völkerbundsversammlung wurde am 5. Sep­tember die allgemeine Aussprache eröffnet, die jedoch nichts von allgemeinem Interesse bot.

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Dem kelloggverkrag haben bis jetzt 35 Staaten zu- gestimmt.

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In London wird davon gesprochen, daß Lhamberlain nicht mehr auf seinen Posten zurückkehren und daß sein Stellvertreter Lord Cushendun Außenminister bleiben werde. Der Minister für Indien Lord Birkenhead will zurückkreken und sich ganz dem Geschäfksleben widmen» auch der Post­minister denkt daran, aus dem Kabinett auszufcheiden. Für den zurückgetrekenen Ersten Lord der Admiralität Bridge- man soll in nächster Zeit ein Nachfolger ernannt werden.

Der Landwirtschaftliche Hauptoerband Würt- temberg und Hohenzollern hat sich nun an das Landes­finanzamt Stuttgart gewendet, indem er unter Darlegung der Verhältnisse ersucht, die Finanzämter anzu» weisen, daß im gegenwärtigen Zeitpunkt von der Beitreibung rückständiger Steuern vollständig abgesehen wird.

Neueste Nachrichten

Rückkehr des Reichspräsidenten nach Berlin

Berlin, 5. Sepk. Der Reichspräsident ist, von München kommend, heute vormittag in Berlin wieder eingekroffen.

Neue Länderkonferenz?

Berlin. 5. Sept. Eine Korrespondenz meldet, für den Herbst sei eiKe neue Tagung der Vertreter der deutschen Bundesstaaten in Aussicht genommen. Es scheint sich um die seinerzeit anberaumte Tagung des aus 18 Mitgliedern bestehenden Ausschusses zu handeln, der von der Kon­ferenz eingesetzt worden war. Zur Beratung steht u. a. der Finanzausgleich.

Eine neue Fememordsache

Berlin, 5. Sept. -Die Staatsanwaltschaft hat dem Ober­leutnant a. D. R e i m, der s e i t z w e i I ah r e n in Unter­suchungshaft sitzt, die Anklage wegen Mittäterschaft an der Ermordung des Feldwebels Legner (31. März 1923), dessen Leiche indessen noch nicht gefunden ist, in Gemein­schaft mit unbekannten Tätern zugestellt. Mit Reim ist Hauptmann a. D. G u t k n e ch t wegen Anstiftung angeklagt. Oberleutnant Reim wurde am 18. August 1926 auf Er­suchen der deutschen Behörden in Taormina (Sizilien) ver­haftet und ausgeliefert: er bestreitet jede Schuld an dem Fememord". Hauptmann a. D. Gutknecht hat sich als Farmer in Südwestafrika niedergelassen, Auslieferungs­verhandlungen mit der englischen Regierung schweben.

Zweiter internationaler Buchdruckerkongreß in Köln

Köln, 5. Sept. Der zweite internationale Buchdrucker­kongreß, der auf Einladung des Deutschen Buchdrucker­vereins in der Zeit vom 5. bis 9. September im Rahmen der internationalen Presseausstellung hier stattfindet, wurde heute vormittag mit einer Eröffnungsfeier in der Festhalle der Messe eingeleitet. Ueber 20 Buchdruckerorganisalionen aus aller Welt, u. a. aus England, den Vereinigten Staa­ten, Belgien, Dänemark, Italien, Südslawien, Norwegen, Oesterreich, Polen, Schweden, der Tschechoslowakei, der Schweiz und aus Ungarn sind vertreten.

Kulissenschieberei in Genf

Genf, 5. Sept. Die Geheimverhandlungen in Genf, die schon in voriger Woche begannen, wollen nicht zum Ab­schluß kommen. Auf französischer Seite zeigt man wohl­berechnete Zurückhaltung, damit Deutschland als Bittender den ersten Schritt tun müsse und Frankreich dadurch in eine um so günstigere Stellung bei den Verhandlungen komme. Italiens Haltung ist ganz undurchsichtig. Ver­mutlich möchte Mussolini für seine Zustimmung zur Räu­mung noch etwas von Deutschland herausschlagen. Belgien ist noch schärfer als Frankreich; der belgische Außenminister Hymans ist als verbissener Deutschenfeind bekannt. Der Pole Zaleski und der Tscheche Benesch wühlen hinter den Kulissen, und so gehen die Versuche weiter, auf die deutsche Vertretung einzuwirken, daß sie auf offene Worte in der Vollversammlung des Völkerbunds und auf die

Anmeldung der Räumungsforderung ver­

zichte. Der Vertrauensmann Briands, Marcel Ray, schreibt imGenevois", wenn Deutschland diese Forderung geltend machen wollte, so würde es den Frieden in Genf brutal stören. Die Art, wie dagegen der österreichische Bun­deskanzler Dr. Seipel Eingang bei Briand gesunden hat, macht das Ingangkommen der deutsch-französischen Ver­handlungen noch schwieriger und verdächtiger. Briand soll der Anschlußfrage bereits einen starken Dämpfer aufgesetzt haben.

Der neue Kurs in London

London» 5. Sept. DerManchester Guardian" weist erneut aus die Gefahr hin, die die neue französisch-englische Entente cordiale" für den Frieden Europas und der Welt in sich berge. Es sei unverständlich, wie Lord Cushen­dun (der Stellvertreter des erkrankten Chamberlain) und der französische Marineminister Leygues das Bestehen der neuen Entente hätten abstreiten wollen. Es bestehe nun kein wirklicher Friede mehr, sondern ein bewaffneter Friede, der das Ziel der französischen Politik erfüllen solle: Die Friedensverträge des Jahrs 1919 zu verewigen und Deutschland für alle Zeiten ohn­mächtig zu machen, sich aus den entehrenden und unerträg­lichen Fesseln frei zu machen. Der Kern des Flottenabkom­mens sei, daß Frankreich künftig so viele kleine schnelle Kreuzer und Tauchboote bauen dürfe, als es wolle, und daß es freie Hand in Europa erhalte, während Eng­land von seiner seitherigen aktiven zu einer passiven Politik übergebe. Das Ergebnis trete bereits zutage. Vor einigen Wochen schien Hoffnung aus eine Zurückziehung der Besetzungstruppen aus dem Rheinland zu bestehen. Jetzt auf einmal fordern die Franzosen einen unerhörten Preis für die Räumung, und die englische Regierung zucke mit keiner Wimper. Die zweite Erpressung bestehe darin, daß man von Deutschland das Versprechen erzwingen wolle, sich nie mit Oesterreich zu vereinigen, obgleich der Friedens­oertrag den Zusammenschluß mit Zustimmung des Völker­bunds gestatte. Seit Jahren seien die Bezieh­ungen zwischen Deutschland und Frank-"^ reich nicht so hoffnungslos gewesen wie jetzt. Das sei die Folge der neuen Entente, über die auch die Bereinigten Staaten nicht umsonst so beunruhigt seien.

Englische Ankündigung des Besuches von L. Z. 127

London, 5. Sept. Die Blätter melden, daß man er­warte, daß L. Z. 127 Ende des Monats den Luftschiff- Hafen Cardington in der Nähe von Bedford besuchen werde. Die Vorbereitungen zu dem Empfang des Luftschiffs, das auch über London fliegen werde, im Luftfchiffyafen Car- dingkon wurden getroffen. Laut «Daily Chronicle" hat das Luftfahrtministerium formell die Erlaubnis zu dem Besuch des deutschen Luftschiffs in England erteilt.

Der Prager Kirchenkongreh

Prag. 5. Sept. Bei den gestrigen Verhandlungen des Prrger Kirchenkongrefses über die Fragen des praktischen Christentums legte der Generalsekretär des fozialwissenschaft- lichen Forschungsinstituts ein umfassendes Programm über die Fortführung des sozialen Kirchenwerkes vor. Der Ber­liner Dr. Titus unterbreikete den Plan einer inter­nationalen Kreditgenossenschaft der Kir­chen. Die kapitalkräftigen Christen aller Länder sollen aufgerufen werden, gegen genügende Sicherheiten, aber zu mäßigem Zinssatz Geld zu leihen. Der Zweck der ge­planten Gründung ist die Bekämpfung des Wohnungs­elends. In der Schweiz ist eine solche Kreditgenossen­schaft bereits ins Leben gerufen worden.

Wieder eine Regierungskrise in Bulgarien

Belgrad, 5. Sept. Meldungen aus Sofia zufolge ist in Bulgarien wieder eine Regierungskrise ausgebrochen. Der Außenminister Burow und der Präsident der Sobranje (Abgeordnetenhaus), Zankow, verlangten von dem Mi­nisterpräsidenten Liaptschew nunmehr die endgültige Ausscheidung des Kriegsministers Wulkow, die Liap­tschew verweigerte. Daraufhin erklärten die Minister Burow, Vristow und Boboschewski ihren Rücktritt. Liaptschew un­terbreitete nun dem König Boris das Rücktrittsgesuch für das ganze Kabinett. Voraussichtlich wird der König wieder Liaptschew mit der Neubildung betrauen.

Die Krise ist wieder auf die Mazedonierfrage zurückzuführen. Kriegsminister Wulkow begünstigt die Mazedonier. Er ist ein überaus fähiger und tatkräftiger. Mann und beim König wie im Volk sehr beliebt. Liaptschew ist selbst Mazedonier. Unter den Mazedoniern selbst sind aber Zwistigkeiten zwischen dem radikalen und dem ge­mäßigten Teil ausgebrochen. Die Schwierigkeiten der bul­garischen Regierung sind auf das gemeinsame Vorgehen des französischen und des englischen Gesandten in Sofia gegen die mazedonischen Bestrebungen zurückzuführen, wäh­rend Italien Bulgarien begünstigt.

Der eucharistische Kongreß

Kldnev. 5. Sept. Der eucharistische Lovareß ist heute