für öffentlichen Unterricht ernannt. An Stelle BellüzzoS wurde der gegenwärtige UnLerstaatssekretär im Verkehrs« Ministerium Martelli zum Wirtschaftsminister ernannt. .
Ermordung des Generals Prokegeroff
Sofia, 9. Juli. In der Nacht zum Sonntag kam es hier zu einem noch nicht aufgeklärten Vorfall. Von drei unbekannten Tätern wurden zwei Personen durch Schüsse verletzt. Der eine, dessen Persönlichkeit noch nicht festgestellt ist, war sofort tot, der zweite wurde ins Krankenhaus gebracht, wo er in den frühen Morgenstunden starb, ohne das Bewußtsein wieder erlangt zu haben. Die inzwischen angestell- ten Ermittlungen ergäben, daß der Verstorbene der General Protegeroff ist, der im Zusammenhang mit de^ politischen Bandentätigkeit auf dem Balkan viel genannt wurde.
Die Neuordnung in China
London, 9. Juli. Nach einer Meldung aus Schanghai hat die Nankingregierung eine Note an die fremden Mächte! verschickt, in der die Forderung nach Aufhebung d e V einseitigen Verträge wiederholt wird. Während der Verhandlungen über neue Verträge sollen vorläufige Abkommen in Kraft treten. — Der „Times" zufolge ist die Pekinger Konferenz zwischen Tschangkaischek, Bensischan, Feng- juhsiang und Peikschunghei anscheinend ergebnislos verlaufen, denn es heißt, daß die Teilnehmer die Rückreise angetreten hätten.
Der Potsdamer Flaggenstreit vor d:m Staatsgsrichtshof
Leipzig, 9. Juli. Der Skaatsgerichkshof für das Deutsche Reich verhandelte heute die Anträge des Magistrats der Stadt Potsdam und der deutschnakionalen Fraktion des preußischen Landtags auf Versa ssungswidrigkeik und Rechts Ungültigkeit der preußischen Notverordnung vom 8. August 1927 betr. die Beflaggung der Dien st- und Schulgebäude. Die Verhandlung war bereits einmal auf den 22. Juni angeseht, wurde damals jedoch wegen nicht fristgemäßer Terminsehung vertagt.
In der heutigen Verhandlung führten die Antragsteller zur Begründung der Anträge aus, die Reichsfarben seien das Hoheitszeichen des Reichs. Die Länder seien aber nur befugt, Bestimmungen über ihre eigenen Hoheitszeichen und deren Verwendung zu treffen. Selbst wenn man annehmen wollte, daß ein Flaggenzwang ausgeübt werden könnte, was auf Grund der Reichs- und preußischen Verfassung zweifelhaft erscheine, so könnte ein solcher Zwang nur vom Reich ausgcübk werden. Nach Artikel 70 der preußischen Verfassung stehe den Gemeinden die Beflaggung als ein Recht der Selbstverwaltung zu, das ihnen nicht durch ein einfaches Gesetz geschweige denn durch eine Notverordnung entzogen werden könnte. Die Notverordnung bedeutet zudem einen Eingriff in das städtische Eigentumsrecht, ebenso in die Unabhängigkeit der Rechtspflege. Weiter seien die in Z 55 der preußischen Verfassung ausgestellten sachlichen Voraussetzungen für den Erlaß einer Notverordnung in keiner Richtung erfüllt gewesen. Meder sei die öffentliche Sicherheit gefährdet gewesen — in dieser Hinsicht handle es sich um bloße beweispslichtige Vermutungen der preußischen Regierung —, noch habe ein Notstand oder ein Krisenzustand Vorgelegen. Die Verordnung habe lediglich parteipolitischen Zwecken gedient. Weiter sei die Zustimmung des ständigen Ausschusses des preußischen Landtags nicht ordnungsmäßig erfolgt und daher rechksun- wirksam, da einige abwesende Zenkrumsmikglieder des Ausschusses ihr Stimmrecht sozialistischen Abgeordneten übertrugen, was unzulässig sek. Für den Beflaggungszwang der Schulen habe die preußische Regierung überhaupt keine Begründung gegebe»
Mriiemberg
Stuttgart, 9. Juli.
Eisenbahnbetriebsstörung. Die Reichsbahndirektion Stutt- gart teilt mit: Bei dem D-Zug 59 ist heute nachmittag 15.40 Uhr aus der Fahrt zwischen Geislingen und Amstetten bei dem Bahnwärterposten 81 eine Achse des Tenders entgleist. Beschädigungen am Zug sind nicht eingetreten. Verletzt wurde niemand. Der Zug wurde von der Schiebelokomotive nach Geislingen zurückgebracht und konnte von da mit einer Reservelokomotive auf dem Gleis Ulm-Stuttgart seine Fahrt mit 32 Minuten Verspätung fortsetzen. lieber die Ursache der Entoleisuna ist zur Zeit nock nichts ermittelt.
Der Zug kam infolge' automatischen Schließens der Luftdruckbremse unter kräftigen Erschütterungen und schweren Stößen verhältnismäßig rasch zum Stehen. Personen wurden bei diesem Unfall nicht ernstlich verletzt. Von großem Glück kann gesprochen werden, daß der Zug einerseits ziemlich langsam die Bergstrecke hinauffuhr und andererseits, daß der Tender abriß und so die Luftdruckbremse von selbst in Tätigkeit getreten ist.
ep. Kirchenopfer für Gailenkirchen. Das Kirchenopfer vom 15. Juli ist nach einem Erlaß des Evang. Oberkirchen- raks für die Kirchengemeinde Gailenkirchen bei Hall zum Zweck der Erneuerung ihres Gotteshauses bestimmt. Dasselbe weist schwere bauliche Mängel auf. Die Arbeiten an dem vom Einsturz bedrohten Turm hat die Gemeinde aus vorhandenen Mitteln durchgeführk. Für die Erneuerung der Kirche selbst bedarf sie dringend der Hilfe, die ihr in der Form elstes allgemeinen Kirchenopfers gewährt werden soll.
Einweihung. Das Gemeindehaus der katholischen Kirchengemeinde Sk. Fidelis wurde gestern vormittag in Gegenwart von Vertretern staatlicher und städtischer Behörden, darunter Iustizminister Dr. Beyerle, feierlich ein- geweihk.
Poskmarder. Der 54jährige verheiratete Postassistent Christian Kienzle öffnete beim Hauptpostamt Stuttgart zwei Geldbriefe und beraubte sie des Inhalts. Vor dem Schöffengericht gab er an, er habe gehofft, in den Briefen ein Mittel gegen sein Rückenmarksleiden zu finden. Das Gericht schenkte dieser Ausrede keinen. Glauben und schickte Kienzle auf ein Jahr , ins Zuchthaus, außerdem hat er eine Geldstrafe von 300 Mark zu entrichten.
Brand. Beim Reinigen des Motors eines Personenkraftwagens entstand im Hofraum eines Gebäudes der Möhringerstraße dadurch ein Brand, daß das zum Reinigen verwandte Benzin plötzlich Feuer fing und sich sowohl auf das Fahrzeug, als auch unmittelbar auf die daneben stehenden Benzinfässer uusdehnte.
Vom Tage. In der Neckarstraße in Stuttgart-Wangen kam es zwischen zwei Schwägern zu einer Auseinandersetzung, in deren Verlauf der eine dem anderen einen gefährlichen Stich in den Hinterkopf versetzte. Der Täter ist verhaftet.
Infolge eines Kettenbruchs ist ein Lastkraftwagen den Schimmelhüttenweg abwärts in rasendem Tempo in die Böheimstraße eingefahren. Dort hat sich das Fahrzeug überschlagen. Personen sind nicht verletzt worden.
Stuttgart, 9. Juli. In den Ruhe st and. Der Direktor beim Berwaltungsgerichtshof, Dr. v. Haller, tritt mit dem Ablauf d»s 31. Juli 1928 kraft Gesetzes in den bleibenden Ruhestand.
Amksunterschtagung eines Schultheißen. Der 1. Strafsenat des Reichsgerichts Leipzig verwarf in seiner Sitzung vom 6. Juli die Revision des Schultheißen Friedrich. Pröbstle in Steinenbronn OA. Stuttgart, der am 16. April 1928 vom Landgericht Stuttgart wegen Amtsunter- fchlagung zu drei Monaten Gefängnis und zur Unfähigkeit zur Bekleidung von öffentlichen Aemtern auf die Dauer von 3 Jahren verurteilt worden war.
Zwei Selbstmorde. Sonntag morgen wurde in einem Haus der Raitelbergstraße ein 48 Jahre alter verh. Mann in der Küche seiner Wohnung tot aufgefunden. Es ist Selbstmord durch Gasvergiftung festgestellt — In einem zu einem Haus der Schwarenbergstraße gehörenden Schuppen erhängte sich ein 34 I. alter Mann.
In Obertürkheim ist beim Baden im Neckar ein 26 I. alter verh. Mann, vermutlich infolge Herzschlags, ertrunken. Der Leichnam konnte bald darauf geländet werden. — Beim Baden im Neckar, mehrere hundert Meter oberhalb der Un- tertürkheimer Neckarbrücke, ist am Sonntag nachmittag kurz nach 5 Uhr ein jüngerer Mann, dessen Persönlichkeit bis jetzt noch nicht festgestellt werden konnte, ertrunken. Der Leichnam ist geländet. Der Tote ist etwa 20 Jahre alt.
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Aus dem Lande
Wendlingen, OA. Eßlingen, 9. Juli. Keine Auf- Hebung des 8. Schuljahrs. Der Antrag des hie- stgen Gememderaks, das achte Schuljahr hier nachträglich aufzuheben, ist nach dem Erlaß des Würkt. Kuliministeriums vom 23. Juni 1928 nicht genehmigt worden. Soweit es nötig sei, können einzelne Schüler zu landwirtschaftlichen Arbeiten beurlaubt werden.
Zuffenhausen, 9. Juli. Die Kehle durchschnitten. Heute früh hat sich hier ein 35 I. a. led. Mann, der zeitweise geistig gestört war, mit einem Rasiermesser die Kehle durchgeschnitten. Er war sofort tot.
Heilbronn. 9. Juli. Unregelmäßigkeikenbei der Ortskrankenkasse. Der Vorstand der Allgemeinen Orkskrankenkasse Heilbronn-Skadt hakte auf Samstag den Ausschuß zu einer ordentlichen Sitzung in den Liederkranzsaal eingeladen. An Stelle des erkrankten Prüfungsbeamten wurde der vorläufige Revisionsberichk vom Vorsitzenden des Vorstands gegeben. Die für die Jahre 1923 bis heute erfolgte Prüfung der Kassenbücher hat ergeben, daß die dem früheren Geschäftsleiker gemachten Vorwürfe unreeller Handlungen und höchst nachlässiger Buch- und Kassenführung größtenteils berechtigt waren. Die Art der Geschäftsführung hätte zu einem katastrophalen Ausgang führen können, wenn nicht der Vorstand noch rechtzeitig die geeigneten Schritte unternommen hätte. Heute kann gesagt werden, daß die Kasse nennenswerte Einbußen finanzieller Art nicht erleiden wird.
Tübingen, 9. Juli. Von der Universität. Wie die Tübinger Zeitung hört, wurde die von der Medizinischen Fakultät aufgestellte Vorschlagsliste zur Besetzung des Lehrstuhls für pathologische Anatomie abgelehnt.
Tuttlingen, 9. Juli. Selbstmord. Letzten Freitag hat der 53 I. a Kassenkontrolleur Heinr. Schuster Gift genommen, an dessen Folgen der Lebensmüde am Samstag nachmittag gestorben ist.
Weingarten. 9. Juli. Denkmalsweihs. Unter großer Beteiligung der alten Regimentskameraden aus dem ganzen Land fand am Samstag und Sonntag die Weihe des Denkmals für die 4000 im Weltkrieg gefallenen Angehörigen des ehemaligen Jnf.-Regts. 120 statt, zu der sich auch Generalfeldmarschall Herzog Albrecht von Württemberg, viele hohe Offiziere und eine Traditionskompagnie mit den vier alten Fahnen eingefunden hatten. Nach einem Gottesdienst in der Klosterkirche versammelten sich die Teilnehmer auf dem Festplatz. Es wurde beschlossen, eine Organisation aller ehemaligen 120er zu schaffen. Nach dem Mittagessen marschierten die Kameraden und 80 Milt- tärvereine mit ihren Fahnen und zahlreichen Musikkapellen in der Charlottenstraße an den alten Vorgesetzten vorbei. Darauf erfolgte die Weihe des Gedenksteins (des früheren Kaisersteins) auf dem Charlottenplatz durch P. Frowin Weck, nach dem auch der evang. Stadtpfarrer Krauß eine Ansprache hielt. General Flaisch len übergab das Denkmal in die Obhut der Stadt. Nach der Feier begrüßt« Herzog Albrecht eine Anzahl Altveteransn.
Neckarsulm, 9. Juli. Der verunreinigteNeckak. Schon seit 8 Tagen ist der Neckar mit schwarzen Schmutz- Knollen dicht besät, die nach Zerdrücken eine ölige, talgige Masse bilden. Für Badende ist es nicht gerade angenehm, damit in Berührung zu kommen und jeder verzichtet gerne auf diese Spende. Den „Käkhchensprudel" haben wir bereits schon seit Jahren — jetzt kommk's noch dicker.
Maulbronn, 9. Juli. Aukounfall. Infolge Platzens eines Reifens in dem Augenblick, als das Auto überholen wollte, überschlug es sich und stürzte in den Straßengraben, wobei es wieder auf die Straße geschleudert wurde. Der schwere Wagen Mercedes-Benz wurde vollständig zertrümmert. Der Führer kam mit dem Schrecken davon.
Backnang. 9. Juli. Vorgehen gegen einen Natu r h e i l k u n d i g en. Der Bezirksrat hat dem Naturheilkundigen Friedrich Degele in Murrhardt, der die Herstellung und den Versand von Heilerde und giftfreien Kräutern im Groß- und Kleinhandel betreibt, den Kleinhandel mit Heilerde untersagt, da die Verwendung dieses Lehms geeignet ist, Leben und Gesundheit von Menschen zu gefährden.
Bietigheim, 9. Juli. Wassernot. Hier ist plötzlich ein völliger Wassermangel eingetreten. Die Ursache liegt neben dem erhöhten Verbrauch in dem völligen Versagen der Besigheimer Wasserversorgungsgruppe. Die Stadtverwaltung hak Verhandlungen mit dem staatlichen Bauamt in Stuttgart für die Behebung der Mängel gepflogen.
Sein Mündel
Originalroman von Rose Bernd 11. Fortsetzung. Nachdruck verboten.
Reta konnte nicht gleich sprechen. Sie preßte die Hand flögen fest zusammen. Erst nach einer Weile rangen sich ein ge Worte über ihre blassen Lippen:
„Und — schreibt er etwas von mir?"
„Natürlich, wie gewöhnlich, wo ist es gleich — ah, hier: Herzliche Grüße an mein Mündel. Ich hoffe, sie befindet sich wohl und ich freue mich, sie nun bald wiederzusehenl" Reta atmete tief und schwer. Ihre Augen sahen verträumt rns Weite und nun huschte ein Lächeln über ihre
„Wie uns das fein wird," sagte sie ein wenia heiler „Dornfels wird nun wieder einen Herrn haben. Ich kann gchknicht ausdenken. Es kommt nun doch so überraschend. Ich — ich muß hinaus ins Freie!"
Und sie lief davon, lief den Schloßberg hinab wie in treibender Unrast und weit in den Wald hinein, als müsse sie Bert entgegenlaufen, als könne sie es plötzlich nicht mehr erwarten, ihn wiederzusehen. Und als sie müde war vom schnellen Laufen und ihre Füße sie nicht mehr weitertragen wollten, warf sie sich auf den weichen Waldboden nieder, faßte nach einem Br" brechen wollten, und pracht.
Buschen Frühlingsblumen, die eben auf- nd barg ihr Gesicht in der kühlen Blüten-
„Er kommt heim — freut euch doch — er kommt heim!" flüsterte sie den Blumen zu, als könnten diese sie verstehen.
In vier Wochen wird er in Dornfels sein! Vater im Himmel, laß ihm nur jetzt nicht noch etwas zusioßen, laß ihn gesund heimkommen. Schon in vier Wochen? Nein — erst in vier Wochen. Endlos lang würden sie noch wer
den, diese vier Wochen, sie würden länger scheinen als die vergangenen vier Jahre.
Dann sprang sie plötzlich, von einem Gedanken Hochgetrieben, empor. Wie töricht von ihr, hier zu liegen und tatenlos vor sich Hinzustarren. Jetzt gab es doch viel zu tun. Alles mußte in Ordnung gebracht, das ganze Schloß mußte festlich geschmückt werden zu seinem Empfang. Hoffentlich gab er gleich nach seinem Eintreffen in Deutschland Nachricht, wann man ihn in Dornfels erwarten könne, damit alle Zimmer mit frischen Blumen geschmückt und die Türen mit Girlanden bekränzt werden konnten.
Eilig kehrte Reta nach dem Schloß zurück, sprang in großen Sätzen den Schloßberg hinan und kam atemlos oben an. Liesel Heinis stand am Brunnen und wusch frischen Blattsalat. Lachend sah sie Reta entgegen.
„Sag doch bloß, wo bist du denn hingestürmt? Hast wohl Pastors und dem Herrn Lehrer gleich die Neuigkeit gemeldet?"
Reta stutzte und schüttelte dann mit einem verträumten Lächeln den Kopf.
„Nein, daran habe ich gar nicht gedacht. Ich wußte nur nicht, wohin mit meiner Freude und bin in den Wald hinein gelaufen. Du — die Maiblumen blühen auf. Sie duften schon. Und da ist mir eingefallen, daß wir jetzt viel zu tun haben werden und ich bin schleunigst wieder umgekehrt. Wir müssen doch alles festlich richten, wenn mein Vormund heimkehrt."
Liesel nickte lachend.
Wir binden Girlanden und plündern die Fliederbüsche, die bis dahin blühen werden. Auch der Goldregen wird bis dcchin aufbrechen. Und Maiblumen gibt es dann auch wohl noch, denke ich. Aber jetzt muß erst mal das Mittagessen fertig werden."
„Und ich will gleich einmal durch das ganze Schloß lau- sen und Nachsehen, was noch alles getan werden muß. Auf Wiedersehen, Liesel!" " "
., spritzte übermütig eine Handvoll Wasser zu Reta hinüber, die lachend dovoneilte. °
Sie durchstreifte das ganze Schloß und sah überall nach, was sie vielleicht noch verschönern konnte. Die Gardinen und Stores mußten natürlich frisch gewaschen werd->n, das verstand sich von selbst. Uno hier im Speisezimmer wollte sie noch ein behagliches Frühstückseckchen richten, einen kleinen runden Tisch wollte sie hier an das Fenster rücken und ein paar Stühle da umherstellen.
Ob ich ihm dabei Gesellschaft leisten darf? fragte sie sich. Aber da stand schon ihr ganzes Gesicht in Flammen bei diesem Gedarcken.
Sie trat im nächsten Zimmer vor einen hohen Spiegel. Er warf ihre ganze Gestalt zurück und sie betrachtete sich mit kritischen Blicken. Sie war wenig eitel, nur gerade soviel wie jedes junge Mädchen, das auf sein Aeußeres hält. Bisher hatte sie wenig auf sich selbst geachtet, hatte sich immer nur im Spiegel betrachtet, wenn sie sehen wollte, ob ihr Anzug in Ordnung sei. Aber heute betrachtete sie sich mit großer Gründlichkeit und war gar nicht zufrieden mit sich. Alles Mögliche hatte sie an sich auszusetzen und ahnte nicht einmal, wie reizend und bezaubernd sie war in ihrer maienfrischen Schönheit. Seufzend wandte sie endlich dem Spiegel den Rücken und wünschte sich brennend, schöner zu sein als alle anderen Frauen. Aber dann fragte sie sich plötzlich kritisch und mit leiser Unruhe: Warum wün- sche ich mir das? , .
Wieder schlugen dabei die Flammen in lhr Gesicht, aber sie suchte nach einer vernünftigen Antwort auf diese Frage und fand sie zu ihrer Beruhigung auch.
Natürlich nur, damit er mich um sich leiden mag.
Aber dann kam eine schwere Sorge über sie. Vielleicht dachte er jetzt schon darüber nach, wohin er sie nun schicken sollte, wenn er heimkam. Vielleicht würde sie ihm lästig sein, vielleicht war seine Heimkehr für sie zugleich der Ter- min, an dem sie Dornfels verlassen mußte. Er hatte doch nur gesagt, daß sie in Dornfels bleiben solle, solange er in Tibet war. Dann würde man sehen, was weiter würde. Ja, so hatte er gesagt. Und sie war ihm vielleicht sehr störend und lästig, wenn er erst selbst hier im Schloß wohnte.
(Fortsetzung folgt )