Abend vorher waren die Vertreter der Presse zur Besichtigung geladen, die unter Führung des Leiters des Planetariums, Herrn Robert Henseling, siattfcmd. Der Konstrukteur des sinnreichen Apparats ist bekanntlich Professor Da u.er sfeld in llena. der aus rwei Halbkug-ln (den nördlichen und südlichen Siernenhimmt! darstellend) bestehende Apparat wird von der Fi'.mo Zeiß hergestellt. Der Kuppelbau des PlanctaeiumssaalS Kat echc mit weißer Leinwand ausgeschlagene Kuppel mn 25 Meter Durchmesser, an der sich die Bewegung der Gestirne, vom Apparat projiziert, abspielt. Vorführungen finden abends 6 und 8 Ahr mit erklärenden Vorträgen statt.
Ersah für die Mlheimsbrücke. Die Bauabtsilung des Gemeinderats hat beschlossen, als Ersatzbrücke für die abzubrechende Wilhelmsbrücke in Cannstatt eine 6 Meter breite Gehwegbrücke, die später in eine Fahr- und Gehwegbrücke mit 5,2 Meter Fahrbahn und 2 Gehwegen mit je 2,5 Meter Breite ausgebaut werden kann, nach dem Entwurf des Stadt. Tiefbauamts zu erstellen und den Mehraufwand, der gegenüber der ursprünglich vorgesehenen Lösung 25 000 Mark beträgt, auf die Stadtkasse zu übernehmen.
Aus dem Lande
Hohenhaslach OA. Vaihingen, 17. Mat. 90 Prozent Schaden in den Weinbergen. Die Weinberge zeigen ein trauriges Bild der Verwüstung. Schon der Frost in der Nacht auf 11 .Mai, ganz besonders aber die Kälte in der Nacht auf 12. Mai haben den schönen Traubenansatz bis zu 90 v. H. vernichtet. Der Weingärtnerstand ist ist eine große Notlage versetzt.
Frostschäden. Aus Fellbach wird berichtet, daß in der Nacht zum 12. Mai in den untersten Lagen der Weinberge schätzungsweise ein Drittel bis Hälfte der Weinstöcke und die Frühkartoffeln erfroren sind. In Lauffen a. N. ist der Ertrag mancher Weinberge ganz vernichtet, was um so empfindlicher ist, als diese Weinberge schon drei Jahre hintereinander unter Frösten notgelitten haben. Auch die Kartoffeln haben starken Schaden genommen. — In Ne- r e s h e i m, wo 4 bis 5 Grad unter Null gemessen wurden, ist die Obst- und Beerenblüte in den Niederungen zu drei Vierteln erfroren. In einem Garten ist die Wasserleitung eingefroren. Man wird in dieser Gegend das Augenmerk hauptsächlich auf Spätsorten zu richten haben.
In der Heilbronn er Gegend wurde die Apfelblüte verbrannt, vor allem haben die Quitten stark gelitten. Noch mehr aber hat der Weinstock Schaden genommen. Von sachverständiger Seite wird der Schaden bis 80 v. H-, im Durchschnitt auf 50—60 v. H. geschätzt. Im Weinsberger Tal blieb nicht ein Weinberg ganz verschont. In Oehrin- gen wurden Erdbeerblüten und Tomaten schwer mitgenommen.
Lllwangen, 15. Mai. Verbandstag der Württ. Schmiedmeister. Von Freitag bis Montag fand hier der 21. Verbandstag der württ. Schmiedmeister statt, zu dem sich Meister aus allen Gauen des Landes einfanden. Der Hauptverhandlung am Sonntag ging eine Landesausschußsitzung und eine Obermeister- und Vertretertagung voraus. Am Samstag abend war Begrühungsabend.
Da- Mergentheim, 16. Mai. Aerzte-Vesuch. Etwa 159 Mitglieder der Kraftfahrervereinigung deutscher Aerzte stattete Vaö -Mergentheim einen längeren Besuch ab. Alle Teilnehmer waren über die gewaltigen Fortschritte er. staunt, die das Pad in den letzten vier Jahren genommen hat. Besonderen Peifall fanden der neue Kursaal und das römisch-irische BaS.
Lirchheim u. T^. 17. Mai. Tödlicher Unfall. Der 8jährige Sohn des Stadtpfarrers Dinkelacker setzte sich auf die Deichsel eines Anhängewagens des hier gastierenden Zirkus Schneider. Als der Wagen anfuhr, fiel der Knabe herunter und kam unter die Räder. Der Knabe rst feinen schweren ^Verletzungen erlegen.
Birkenfeld OA. Neuenbürg, 17. Mai. Gefaßter Dieb. Vor einigem Tagen wurde in dem Verkaufshäuschen von Eugen Spiegel am Bahnhof eingebrochen und dieses so ziemlich ^ ausgeraubt. Nun ist ein Bäckerlehrling von Altburg OA). Calw, der einige Zeit bei einem Bäckermeister in Virkenffeld in der Lehre war, aber auch da ein Tunichtgut war, a.ls Täter ermittelt, in Calw verhaftet und ans Amtsgericht eingeliefert worden.
"^K.v.'HÄYcharzrvald. 16. Mai. Vom Auerhahn. Im
Schwarzwald singt jetzt in den frirheften Morgenstunden der Auerhahn, der stolzeste aus dem Geschlecht der Tetra- oniden oder Waldhühner, seinen dreistrophigen Balzgesang, beginnend mit dem »Knappen", einem schwächeren und in längeren Zwischenpausen wiederholten Doppellaut, dem Knacken eines Gewehrhahns vergleichbar, der schließlich in einen perlenden Triller übergeht und im „Hauptschlag" endet mit einem lauten, dumpf schnalzenden Ton, dem Ge- räusch eines springenden Chnmpagnerpfropfens ähnlich, worauf ein leiseres, zwitschernd - zischendes Singen folgt, das wie das Wetzen einer Sense klingt und Schleifen genannt wird. Letzteres ist sein Verhängnis. Beim Schleifen ist der sonst so scheue Vogel völlig taub und blind. Diesen Moment, der nur einige Sekunden dauert, benützt der Jäger, springt an und sendet dem Auerhahn das Todes- blei ins Herz.
Oberndorf a. st.. 17. Mai. Guter Fang. Die beiden Einbrecher im Posthaus in Aistaig haben nun auch den Einbruch im Postamt in Bad Dürrheim (Baden) und einen solchen in Oberbaldingen bei Donaueschingen eingestanden. Beide sind in Schwenningen wohnhaft; der eine namens Artur Frey stammt aus Cannstatt, der andere, Hans Kretzer, aus Gumbinnen (Ostpreußen).
Ulm, 16. Mai. Verurteil k. Der 29 I. a. Schmiede- gesells 3oh. Fibl von Kleineislingen wurde wegen eines Verbrechens der gefährlichen Körperverletzung zu einem Jahr Gefängnis verurteilt- Er hatte in der Nacht auf 5. März in angetrunkenem Zustand einem Mann, der ihn kurz zuvor aus einer Wirtschaft gewiesen hatte, Stiche in die linke Brustseike, in den Kopf und in den Oberarm verseht.
Ulm, 17. Mai. Ein schlimmes Zeichen der Zeit. In der zweiten Tagung des Schwurgerichts Ulm stehen 8 Personen zur Verhandlung, davon sind 7 wegen Meineids angeklagt. Es ist ein schlimmes Zeichen unserer Zeit, daß es die Leute mit der Wahrheit so leicht nehmen. Auch die letzte Schwurgerichtsperiode hatte zu drei Viertel der Verhandlungen Meineidsverbrechen auf der Tagesordnung. ^
Hridenheim» 17. Mai. Verzweiflungstat. Hier versuchte sich eine 38 Jahre alte Frau mit vieren ihrer sechs Kinder in ihrer Wohnung durch Gas zu vergiften. Ihr von der Schule heimkehrender Sohn fand die Wohnung verschlossen und machte die anderen Hausbewohner darauf aufmerksam. Diese schlugen, nichts Gutes ahnend, die Fensterscheiben ein und fanden die Frau mit den Kindern bereits bewußtlos vor. Die Wiederbelebungsversuche waren glücklicherweise bei allen von Erfolg.
Heidenheim, 17. März. Den Verletzungen erlegen. Der im Zementwerk Schwenk in Mergelstetten schwer verletzte 22 I. a. Fritz Seebion ist seinen Verletzungen im Bezirkskrankenhaus erlegen.
Saulgau, 17. Mai. Bahnhofsdieb st ah l. Auf dem hiesigen Bahnhof wurden aus einem verschlossenen Lagerschuppen 6 Ztr. Weizen, in Säcken gefaßt, im Wert von 100 Mark gestohlen. Der Täter konnte bisher nicht ermittelt werden.
Von der Bayrischen Grenze, 17. Mai. Vom Pferd erschlagen. Am vergangenen Freitag wurde die 33 I. a. Landwirtsfrau Kandida Zelschrott in Pfaffenhofen durch ein ausschlagsndes Pferd so schwer am Kopf verletzt, daß sie nun ihren Verletzungen erlegen ist. Die Tote war Mutter von vier unmündigen Kindern.
Mannheim. 17. Mai. Aus dem Rhein wurden die Leichen eines unbekannten Mannes von ungefähr 50 Jahren und einer etwa 25jährigen Frau geländet. Beide müssen schon mehrere Tage im Wasser gelegen haben.
Heidelberg, 17. Mai. Montag nachm, hat sich im Heidelberger Sckiloßaarten ein 24jähriger Polizeibeamter aus
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Ei« edles Frauealebe«.
- Roman von Tarola Weiß.
Copyright by Kleiner L Comp. Berlin W 30.
Nachdruck verboten.
IS. Fortsetzung
Als sie dann mit ihrem Sohne allein war, äußerte sie eS unverhohlen. Sie wunderte sich sehr, daß das Mädchen seine Begleitung angenommen, das hätte sie koch nicht vermutet. Wie er überhaupt dazu gekommen sei, sich ihr anzubieten.
„Mich wundert mehr, wie du Fräulein Werner einen Gang ohne meine oder deine Begleitung Vorschlägen konntest," versetzte der Graf, der innerlich zornig war, sich aber Mühe gab, so unbefangen als möglich zu scheinen. „Welches Interesse könnten für sie feuchte, modrige Gänge und Kammern haben! Abgerechnet die Gefährlichkeit des WegeS."
„Ich Lachte, Sanna sollte sie begleiten, ich hatte sie auch zu diesem Zwecke um die Mittagsstunde zu ihr geschickt, denn die kennt jeden Winkel im Kastell."
„Das konnte doch nicht dein Ernst sein, Mutter! Kennt die Alte die Sagen und Erzählungen, die sich daran knüpfen? Und die feuchten, toten Steine hätten ihr ebenfalls nichts erzählt. Sie schickte Sanna um die Schlüssel zu mir. Da sie in der Bibliothek wartete, so ging ich selber hin und erbot mich, sie zu begleiten. Sie wollte anfangs nichts davon wissen, bis ich ihr das Gefahrvolle deS Weges vorstellte, und daß sie unmöglich sich allein ln dem alten Gemäuer zurecht finden könnte. Ich wundere mich überhaupt, daß du so viel Aufhebens über eine Sache machst, die sich doch von selbst versteht. Was paßt dir nicht daran? Daß wir allein gingen? Daß ich mich vielleicht hätte leichtfertig betragen können? .. . Du hast es selber hemerkt, Mutter, Fräulein Werners Leben ist nicht dazu angetan, daß der Zudringlichste den Mut^öazu fanden und du — weißt ja," fügte er mit einem Lächeln hinzu, „ich fange an, solide Grundsätze zu bekommen."
n Ar hatte dies alles in kurze« Unterbrechungen gesagt,
indem er leichte Rauchwolken vor sich herwirbelte, weniger aus ruhiger Sorglosigkeit, wie es die Gräfin dachte, als sich Zeit zu lassen, um — den richtigen Ausdruck zu finden, damit ihn sein übervolles Herz der Mutter gegenüber nicht verrate.
11. Kapitel.
Es war einige Wochen später. Den ganzen Tag war es trübe, es regnete und fchneite ununterbrochen, und obwohl es schneidend kalt war, denn von den Bergen fuhr ein heftiger Wind, der die Wipfel der Bäume neigte, lagen doch dichte Nebel auf dem Schloß und der Umgegend, die alle Linien und Konturen verwischten und ein halbes Dämmerlicht verbreiteten.
Wer an diesem Tage nichts Wichtigeres außer dem Hause vorhatte, der verließ die schützenden Mauern nicht, — und doch war der Graf am Morgen schon fortgeritten, zur frühen Stunde in die grauen Nebel hinaus. Es herrschte überhaupt eine Stimmung im Schlosse, die mit der trüben, grauen'Luft draußen im vollständigen Einklänge war . . . Die -Gräfin war den ganzen Tag für jeden unsichtbar, selbst für ihre Enkel, die Dienerschaft schlich trübe umher, ging auf den Zehen und wagte kein lautes Wort, als sei ein Schwerkranker im Hause. Elisabeth vergingen die Stunden in der Beschäftigung mit den Kindern; als sie abends zur Ruhe gebracht waren, ging sie auf ihr Zimmer, und die Alte brachte ihr den Tee. ES war das zweite Mal seit ihrem Verweilen im Schlosse, daß sie ihn allein auf ihrem Zimmer trank, doch war die elftere Veranlassung eine heitere gewesen; damals war das Schloß voller Gäste, heute schien ans allen ein trüber, schwerchc Geist zu liegen . . . Der Graf war noch nicht zurück,-, die Gräfin noch immer unsichtbar, und das Gesicht derztreuen Alten, die Elisabeth den ganzen Tag nicht gesehen, izetgte Spuren von vielen vergossenen Tranen. j 1.
Elisabeth erkundete sich nach dem Befinden der Gräfin, ob sie krank sei.!
„Krank? Jawohl/ hier und hier," sagte Datta mit traurigem Toniund, wies^ aus Kops und Herz.
Gera erschossen. Wie es sich herausstellt, ist der Mann nur nach Heidelberg gekommen, um sich hier das Leben zu nehmen. Diese Art von Selbstmord scheint nüerdings leider üblich zu werden.
Landern, 17. Mai. Der led. Müller Walter Fischer von Sitzenkirch fuhr auf der Heimfabrt mit seinem Motorrad unweit Kandern in einen Langholzwagen hinein. Fischer wurde überfahren und so schwer verletzt, daß er gleich darauf starb.
Psullendors, 17. Mai. Infolge ehelicher Streitigkeiten, hervorgerufen wohl durch einen Existenzkampf, nahm sich die 22jährige Ehefrau des Bäckers Maier durch Trinken von Brezellauge das Leben. Der Tod trat erst nach qualvollen Stunden ein. Die jungen Leute waren erst ein halbes Jahr verheiratet.
Offenburg. 17. Mai. Am Samstag vergnügten sich zwei junge Leute mit Paddelbootsahren am großen Deich und fuhren die Kinzig herunter gegen das Kinzigwehr. Aus Unvorsichtigkeit kamen sie mit dem Boot in die Ströniung zum Mühlbachkanal. Sie wurden unter der Schleuse hindurchgerissen. Während es dem einen gelang, sich aus dem Boot freizumachen und ans Ufer zu schaffen, konnte sich der andere erst nach längeren Bemühungen aus dem nach unten liegenden Paddelboot befreien und entkam so dem Tod des Ertrinkens.
Lörrach. 17. Mai. Die Firma Kachlin, Baumgartner u- Eo., Baummollmanufaktur A.-G. arbeitet seit dieser Woche nur noch an 5 Tagen. Vom 29. Mai ab soll sogar Kurzarbeit eingeführt und nur noch an vier Tagen in der Woche gearbeitet werden.
Tumringen bei Lörrach, 17. Mai. Beim unvorsichtigen Hantieren mit dem Flobertgewehr schoß sich der etwa 17- jährige Walter Griesbaum in den linken Arm. Die Verletzung, die er sich dabei zuzog, war ziemlich ernst, so daß Griesbaum ins Spital gebracht werden mußt.
Lokales.
Wildbad, den 18. Mai 1928.
Politischer Hinweis. Es wird an dieser Stelle nochmals auf den von der Deutschen Volkspartei am Samstag abend stattfindenden Vortrag des Herrn Reichstagsabgeordneten Bickes über „Der Weg zu Deutschlands Wiederaufstieg" aufmerksam gemacht. Wer für die christliche und vaterländische Erziehung unserer Jugend ist, wer für einen starken nationalen Staat eintritt und wer sich wendet gegen parteipolitischen Mißbrauch in der Personalpolitik der Verwaltungen, der sollte nicht versäumen, diesem Bortrag anzuwohnen.
„Was jeder Wähler wissen muß", heißt unsere heutige politische Beilage von der Deutschen Volkspartei, die zweite Beilage ist von der National-sozialistischen Deutschen Arbeiterpartei und ist „Der Zusammenbruch der Strese- mannpolitik" betitelt. Als dritter im Bunde liegt ein Wahlaufruf der Volksrecht-Partei (Neichspartei für Volksrecht und Aufwertung) ebenfalls heute bei. Wir empfehlen diese drei Wahlbeilagen der Beachtung unserer verehrt. Leserschaft.
kleine Nachrichten aus aller Veli
Der Reichspräsident gehört keiner Partei an. Gegenüber einer Wahlveröffentlichung der Deutschen Volkspartei wird amtlich erklärt, daß Reichspräsident von Hindenburg keiner Partei, also auch nicht der Deutschen Volkspartei angehöre.
Ehre wem Ehre gebührt. Der berühmte Marschall Fach wird schon zu Lebzeiten sein Standbild erhalten. Es soll in Cassel bei Lille (Nortfi ankreich) errichtet werden. Böse Zungen kuscheln davon, daß in einem besonderen Reliefbild se n Sieg im Eisenbahnwagen im Wald von Compiegne ver- herrückü werden chlle. Es ist anzunehmen, daß auch Poin- care und Clemenceau nicht allzulange auf ihre Bildsäulen mehr warten müssen. Für Letzteren würde sich z. B. die Verewigung seines echt französischen Morts ,,20 Millionen Deutsche zu viel!" empfehlen: auf dem Standbild PoincarSs würde sich dagegen eine geographische Skizze des Ruhrgc- biets Mi! einer Schlageter-Plakette nicht übel aasnehmen.
Das Mädchen sah betroffen zu ihr auf.
„Es ist heut' ein trauriger, trauriger Tag, liebes Fräulein," fuhr die alte Frau fort. „Der Gedenktag für den seligen Herrn, und . . . auch für die gnädige Komtesse."
„Starben sie denn an einem Tage?" fragte Elisabeth.
„Heut vor vier und heut vor neunzehn Jahren hat unsere Frau das schwere Unglück getroffen, ein Unglück, was ihr Haar gebleicht und ihren Körper gebrochen hat, und das sie nie und nimmer vergessen wird."
Elisabeth sah, daß die Alte in der Stimmung war, ihr kummerbeladenes Herz zu entlasten, aber sie bestärkte sie nicht darin, im Gegenteil sagte sie:
„Schweigt lieber, Sanna, so sehr es Euch auch Bedürfnis sein mag; es ist das Geheimnis Eurer Herrschaft."
„Es ist kein Geheimnis, liebes Fräulein," versetzte die Datka mit traurigem Lächeln. „Es kennt ein jeder die traurige Geschichte, nicht nur hier im Dorf und in der Gegend, sondern im ganzen Komitat, ja im ganzen Land Ungarn. Und meine Gnädige weiß ja auch, daß sie jeder kennt, sie will nur nicht davon sprechen, nicht daran erinnert werden. — Wenn Sie mir zuhören wollen, will ich sie Ihnen erzählen, die Geschichte, liebes Fräulein, damit . . . Sie sehen, daß meine Gnädige nicht immer ... so starr und kalt war wie jetzt, daß es eine Zeit gegeben, wo ior Herz jung gewesen, jung und licht wie ihre Augen, und damit ... Sie auch einmal von meiner armen Irma Hörer, sollen, von der armen gnädige« Komtesse, die ich mehr geliebt Hab', als mein eigenes Blut."
Elisabeth tat keine Einsprache mehr. Es drängte sie ja selber, einen tieieren Blick in die Verhältnisse des Schlosses zu tun, nicht aus Neugier, sondern aus wahrem Interesse an dem Schicksale der Menschen, in deren Mitte sie lebte; besonders drängte es sie, von der Mutter der Kleinen etwas Näheres zu erfahren, auf der — ein be- sonders schweres Schicksal zu ruhen schien.
(Fortsetzung solgt.)