lichen Richtung 24, in der matyematilck-pylikalifchen Richtung 6, in der naturwissenschaftlichen Richtung 9 und für Zeichen- und Kunstunterricht 12 Kandidaten.
Belohnung der Aachlehrerinnen. Die Belohnung der vertragsmäßig angestellten Fachlehrerinnen ist mit Wirkung vom 1. April 1928 an auf 1,20 RM. für die Stunde festgesetzt worden.
Der Skukkgarker Gewerbeverein feiert am 13. Mai sein 80j8hriges Bestehen im Festsaal der Liederhalle. Ueber 100 Mitglieder werden eine Erinnerungsplakette für mehr als 50jährige Mitgliedschaft erhalten.
Vom „Blailüfkerl". Heute traten mehrere starke Schneefälle ein, von denen einer vormittags 9 Uhr geradezu als 8chneesturm bezeichnet werden kann. Die Temperatur ist dauernd niedrig. Ohne Zweifel haben manche Blüten Schaden gelitten.
Siukkgarl, 10. Mai. Anrechnung von Kranken-» geld auf das Gehalt. Nach 8 63 HEB. behält der Kaufmannsgehilfe, wenn er unverschuldet an seiner Dienstleistung verhindert ist (Krankheit) seinen Anspruch auf Gehalt und Unterhalt bis zur Dauer von sechs Wochen. In dieser Zeit ist er nicht verpflichtet, sich den Betrag auf seine Gehaltsbezüge anrechnen zu lassen, die ihm aus einer Kranken- oder Unfallversicherung zukommt. Eine Vereinbarung, die dieser Vorschrift Zuwiderläuft, ist nichtig. Auch durch Tarifvertrag kann keine gegenteilige Vereinbarung getroffen werden.
Aus dem Lande
Kemnat OA Stuttgart, 10. Mai. Die Masern. Wegen der unter den Schulkindern herrschenden Massenkrankheit, d'-e übrigens bis jetzt in allen Fällen gutartig verlaufen ist. wurde auf Anordnung des Oberamtsarztes die Schule gelchlossen.
Aellbach, 10. Mai. Schwerer Autounfall. Gestern abend 147 Uhr wurde Oberlehrer Leins hier, der von Cannstatt kam, bei der Funkerkaserne von dem von Ochsenwirt Aeckerle - Fellbach gesteuerten Kraftwagen am Gehweg angefahren und schwer verletzt. Bewußtlos wurde er mit dem Auto ins Cannstatter Krknkenhaus verbracht, wo außer anderen äußeren Verletzungen ein rechter Knöchelbruch und innere Verletzungen festgestellt wurden. Oberlehrer Leins ist von der Volksrechtpartei als Kandidat für die Landtagswahl aufgestellt.
Ein in rascher Fahrt von Waiblingen kommender Motorradfahrer stieß auf der Landstraße nach Cannstatt mit einem die Schorndorfer Straße überquerenden Kuhfuhrwerk zusammen. Der Radfahrer und der Lenker ^ - Fuhrwerks kamen mit leichteren Verletzungen davon, eine Kuh mußte notgeschlachtet werden.
Oberlehrer Beck in Fellbach, der gestern noch Unterricht gegeben hatte und abends in Stuttgart war, wurde nachts von einem tödlichen Schlaganfall betroffen.
Winnenden. 10. Mai. Wieder eingefunden. Oberregierungsrat a. D. Zeller, der in Winnenden vermißt wurde, hat sich gestern eingefunden.
Marbach a. 71., 10. Mai. Die älteste Ansicht des Schillerhauses. Das Schillernationalmuseum wurde durch ein großes Oelgemälde, wahrscheinlich aus dem Jahr 1837 stammend, bereichert, dessen Erwerbung Fabrikant M a m m e l e - Marbach zu verdanken ist. Das Gemälde stellt Schillers Geburtshaus mit seiner weiteren Umgebung dar. Dieses Gemälde bestätigt, daß die von Oberbaurat Leins vorgenommene Aenderung an Schiller? Geburtshaus richtig war und durch den Einbau des Torbogens die ursprüngliche Gestalt des Hauses wieder hergestellt wurde.
kleingarlach. 10. Mai. Vom Amt enthoben. Stadtschultheiß Schaible wurde von seinem Amt bis auf weiteres enthoben. Mit den Geschäften auf dem Rathaus wurde Bezirksnotar a. D. S t r ä b von hier beauftragt.
Bissingen a. Enz, 10. Mai. Am letzten Samstag stürzte Wilhelm Bäuerle von hier in der Bareißschen Mühle in Bietigheim mit einem Aufzug drei Stockwerke tief ab und trug schwere innere Verletzungen davon.
Laudenbach, OA. Mergentheim, 10. Mai. Störung des Gottesdienstes. Am Sonntag vormittag ging am Schluß des Gottesdienstes ein fremder junger Mann in den Chor der Kirche und fing zu reden an. Nach dem ersten Satz wurde er vom Pfarrer hinausgewiesen. Anzeige beim Gericht ist erstattet.
Tübingen, 10. Mai. Ernennung zum Ehrendoktor. Die rechts- und wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der Universität Tübingen, wirtschaftswissenschaftliche Abteilung, hat den Ministerialdirektor im Reichsarbeitsministerium, Andreas Grieser in Berlin, zum Doktor der Staatswissenschaften ernannt in Ehrung seiner hervorragenden Verdienste um den Wiederaufbau der deutschen Sozialversicherung nach dem Krieg und ihre Geltendmachung in der Welt.
Bebenhausen OA. Tübingen, 10. Mai. Ehrung durch Herzogin Charlotte. Oberlehrer a. D. Weibleir wurde vor seinem Weggang von hier von der Herzogin Charlotte von Württemberg empfangen. Sie drückte ihre Anerkennung aus und überreichte ihm zu seiner großen Freude ein Bild von Schloß Bebenhausen mit der Ansicht der früheren Lehrerswohnung und des Schulzimmers.
Oberndorf a. 71., 10. Mai. Gemeindezusammen« legung. Die Vereinigung der beiden Teilgemeinden Sulgau und Schönbronn zu einer Gemeinde Sulgau ist von der Ministerialabteilung für Bezirks- und Körperschaftsverwaltung genehmigt worden ^
Meistern. OA. Calw, 10. Mai. Verlausen. Montag vormittag hat sich das 214 I. a. Söhnchcn des Fr. Schlecht von hier im Wald verlaufen. Man befürchtete, daß das Kind in einen in der Nähe befindlichen Weiher gefallen sei, und Hauptlehrer Bertsch von hier tauchte, um das Kind zu suchen, jedoch vergebens. Vor Einbruch der Dunkelheit konnte der Vater sein Kind, nachdem den ganzen Tag über gesucht worden war, im Wald auffinden.
Alm. 10. Mai. Ein Jahchundertjubiläum. Vor 100 Jahren wurde der freie Verkehr zwischen den beiden Königreichen Württemberg und Bayern eröffnet und von der Einwohnerschaft Ulms und Neu-Ulms festlich begangen.
Vom Memminger Schöffengericht wurde der 37 Jahre alte verheiratete Bankgeschäftsinhaber Hans B. von Neu- Ulm wegen eines Vergehens gegen das Gesetz über Depot- und Depositengeschäfte und eines fortgesetzten Vergehens gegen das Börsengesetz zu einer Gefängnisstrafe von 10 Monaten verurteilt. Der Gesamtschaden, den B. seinen Kunden zufügte, beläuft sich auf 83000 Mark.
Heidenheim. 10. Mai. Arbeitsjubilar e. Karl Gneiting, Graveur, kann das 50jährige Arbeitsjubiläum bei der Württ. Kattunmanufaktur begehen. — Werkmeister Karl Saur in Skeinheim a. A. kann sein öOjähriges Geschäftsjubiläum bei der Firma Gebr. Schaffer begehen und gleichzeitig auf eine 46jährige aktive Sängertätigkeit zurückblicken.
Laupheim, 10. Mai. Amtsversammlung. Die Amtsversammlung hat mit 16 gegen 8 Stimmen den Neubau einer landw. Winterschule oder den Ankauf des Hotels zur Post zu diesem Zweck abgelehnt. Die Stadt Laupheim wird die Schulräume, die für die Winterschule erforderlich sind, unentgeltlich zur Verfügung stellen.
Zell OA. Riedlingen, 10. Mai. Als Leiche aufgefunden. Hier traf die telephonische Nachricht ein, daß die vermißte Frau Rettich von hier zwischen Rechtenstein und Obermarchtal aus der Donau gezogen wurde.
Vogl OA. Ravensburg, 10 Mai. Wildschweine. In hiesigen Waldungen des Altdorfer Waldes, wurden von holzführenden Landwirten drei Wildschweine gesichtet in der Nähe der sogenannten Biidhalde.
Vom bayerischen Allgäu. 10. Mai. Kleine Chronik. Am Samstag wurde in einer Alphütte bei Buchenegg der 67 I. a. Jnvalidenrentner Michael Lehner tot aufgefunden. Die Leiche dürfte schon einige Wochen dort gelegen sein. Die Todesursache ist in Altersschwäche zu suchen. — In Gunzenberg bei Füssen ist das große Anwesen des Landwirts Wagner vollständig abgebrannt. — Auf dem Gipfel
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des Horn bei Burgberg wurde am Sonntag ein 7 Meter hohes Bergkreuz als weithin sichtbares Wahrzeichen der Burgberger Gegend errichtet.
Laiz in Hohen;., 10. Mai. Großfeuer einer Mühte. Mittwoch früh ist die Laizer Mühle bis auf den «Grund niedergebrannt. Das Feuer ist in dem an die Mühle angebauten Schuppen ausgebrochen und hat sich mit rasender Schnelligkeit auf das Mühlengebäude ausgedehnt. Dank dem raschen und mutigen Eingreifen der Laizer Wehr blieb das Wohngebäude vom Feuer verschont, dagegen bestand für das Lagerhaus des Hohen;. Bauernvereins, das zu dem Gebäudekomplex zählt, die größte Gefahr. Deshalb wurde die Sigmaringer Weckerlinie zu Hilfe gerufen. Als Brandursache wird Brandstiftung angenommen. Zwei Schweine konnten gerettet werden, drei weitere kamen in den Flammen um. Ferner sind dem Feuer zum Opfer gefallen: 100 Hühner, 17 Gänse, 7 Enten und 40 Tauben, außerdem beträchtliche Vorräte an Frucht, Mehl, Kleie und Futtermittel. Der Besitzer Otto Käppeler erleidet trotz Versicherung einen ganz beträchtlichen Schaden.
hechingen, 10. Mai. 80 000 RM. Zuschußfürden Hechinger Schulhausneubau. Nach einer Mitteilung der preuß. Regierung sind der Stadtverwaltung für den Schulhausneubau 89 000 NM. Zuschuß und 50 000 RM. Darlehen gewährt worden. Zur Erleichterung der Lasten, die der Stadt durch die Verzinsung und Tilgung der Schul baudarlehen im ersten Rechnungsjahr entstehen, ist weiterhin ein einmaliger Ergänzungszuschuß von 5000 RM. gewährt worden. ^
Die llnglücksfälle auf der Arbeitsstätte. Nach einer Zusammenstellung verunglückten im Jahr 1926 in Deutschland tödlich 5285 Arbeiter, in England 3302, und in Frankreich 2062 Arbeiter. Arbeitsunfälle, die zwar nicht tödlich verliefen, aber Verstümmelungen oder Siechtum im Gefolge hatten, wurden in Deutschland in gleicher Zeit 652 837, in Frankreich 777 975 und in England 480 035 gezählt. Diese Ziffern haben aber keinen Anspruch auf Vollständigkeit, da eine Reihe von Unfällen in den Betrieben aus mancherlei Gründen nicht gemeldet werden. In Amerika wird jährlich mit etwa 20—25 000 tödlich verlaufenden Arbeitsunfällen ge- rechnet.
Graben bei Karlsruhe, 10. Mai. In den Scheunen der Landwirte Philipp Metzger und Karl Flohr brach in der Nacht ein Brand aus, der mit großer Schnelligkeit auf die große Scheuer des Landwirts Fritz Blau übersprang und auf das Nachbaranwesen überzugreifen drohte. Dank dem tatkräftigen Eingreifen der Freiwilligen Feuerwehr konnte das Feuer eingedämmt und die bedrohten Wohnhäuser vor der Einäscherung bewahrt werden. Bei dem Eintreffen der Feuerwehr standen die drei Scheunen in Hellen Flammen. Sie sind bis auf die Grundmauern abgebrannt. Die Entstehungsursache ist noch nicht festgestellt. Der Gesamtschaden beläuft sich auf 20 000 Mark.
Sulzbach bei Meinheim, 10. Mai. Am Montag beging der 84jährige Invalide Ignaz Knapp mit seiner 80jährigen Ehefrau Maria, geborene Deckert, im Kreis von Enkeln und Urenkeln das Fest der diamantenen Hochzeit. Aus diesem Anlaß überreichte Bürgermeister Hartmann dem Jubelpaare ein Glückwunschschreiben des Staatspräsidenten und ein Ge- . schenk von 100 Mark.
Singen, 10. Mai. In einzelnen Orken des Hegaus treten die Masern stark auf. In Beringen mußte auf bezirks- ärztliche Anordnung in den drei untersten Jahrgängen der Volksschule der Unterricht einstweilen bis 28. Mai ausge- setzt werden. Bis 60 Prozent der Kinder in diesen Klassen sind an Masern erkrankt, während in den oberen Klassen keine Krankheitsfälle ausgetreten sind.
Landwirte, gebraucht Bell! Jeder Landwirt, -er sein Bieh lieb hat, sollte in -en heißen Sommermonaten den Artikel Beli !m Hause haben. Beli schützt -as Bieh gegen Bremsen, Stechmücken un- alle anderen Insekten, ist kein gewöhnliches Bremsenöl un- besiht nicht die Nachteile des Letzteren. Beli erhält währen- der Ernte Pferde und Rinder arbeitsfreu-ig und gesund, verursacht- keinen Haarausfall, ist billig im Gebrauch un- von überraschendem Erfolg.
SW edles Frauenlebe». ^ -
Roman von Carola Weiß. 5
Copyright by Greiner L Comp., Berlin W 30 j
Nachdruck verboten.^
14. Fortsetzung. ^ H
„Bist du böse darüber, Mutter?" fragte er f dann, einen scherzenden Ton anschlagend.
„Böse, Geza?" Ein schmerzliches Lächeln glitt: über ihr Gesicht. „Du weißt nicht, welch schweren Kummer, wie viel schlaflose Nächte mir dein wildes, überschäumen-' des Wesen gemacht hat, wie oft ich im stillen gedacht habe, daß ... der Sohn ... der einzige Sohn eines solch herrlichen und unglücklichen Vaters doch anders, geartet sein müsse."
„An den Vater sollst du mich nicht mahnen, Mutter// versetzte der junge Mann mit Heftigkeit. „Denn wenn', ich an ihn denke, dann . . . dann dürfte ich nicht ein-s mal dieskn Rock tragen." Er wies auf seine Uniform.)
. «Du weiht auch, Geza, nach wie vielen Kämpfen ich) erst willMrt habe, und daß es Jahre bedurfte, bis ich' mich an ven Anblick gewöhnte . . . Mein Wunsch war — dich an meiner Seite zu wissen und dem Andenken deines großen Vaters lebend," fuhr die Gräfin fort. I
„Ich kann mir denken, daß du viel dabei geliken hast, Mutter. Ich war zu jung, um dich zu begreifen. Mein heißester Wunsch war, Soldat zu werden, eine Uniform zu tragen. Und da ich nicht in fremde Dienste treten wollte, was mir ein Verrat erschienen wäre, so suchte ich lieber zu vergessen — und diene meinem Lande. Und vergessen müssen wir, Mutter." — Er trat ihr näher und streichelte ihr Gesicht, über welches ein tiefes Erbleichen gegangen war. „Die Zeit, Mutter, rollt Hatz, sowie Liebe hinweg. Jede Empörung, jeder elementare oder gesell- schaftliche Ausbruch ist die Wirkung ungeheurer Triebkräfte im Innern, eben solche Mittel müssen von außen angewendet werden, um sie nieder zu halten. Wir können keine Richter sein ... Der Vater starb einen großen ! Tod. Sein Name lebt unvergeßlich, wie das Stück Geschichte jener denkwkrdigen Jahres."
Selten hatte bis jetzt der Graf seiner Mutter Gelegenheit zu einem solch tiefernsten Gespräch gegeben, und sie war nach solchen Minuten noch tagelang nachher beglückt in der Erinnerung daran. Denn ebenso groß, wie ihre Hoffnungen auf ihn waren, als letzten Erben, als einzigen Stammhalter eines alten, großen Geschlechts, war auch der Glaube im Mutterherzen, daß er sich einmal klären und der großen Aufgabe sich bewußt werde, zu der er berufen war.
Am Abend war man im Salon der Gräfin versammelt. Elisabeth las vor und die Gräfin hatte eine leichte Stickarbeit in den nie müßigen Händen, während der Graf auf einem Schaukelstuhl vor dem Ofen saß.
Des Mädchens reiches und volles Organ war wie Musik anzuhören und gab jedem Worte Leben und Bedeutung, und nicht nur der junge Mann, auch die Gräfin lauschte diesem tiefen, biegsamen Tonfall mit besonderem Vergnügen.
Nach dem Vorlesen sprach man über verschiedene Dinge, und so kam die Gräfin durch eine Jdeenverbindung auf die früheren Verhältnisse Elisabeths zurück. Sie erkundigte sich nach ihren Eltern, wer und was sie seien und tat einige Fragen über ihr früheres Leben.
Es war das erstemal, daß die stolze Frau über diesen Gegenstand sprach.
„Mein Vater war Professor," sagte Elisabeth. „Ich habe ihn leider früh verloren, ihn wie die Mutter; ich war noch keine zehn Jahre alt."
„So früh verwaist und so jung auf sich gestellt," meinte die Gräfin mit wirklicher Teilnahme. „Hatten Sie keine Verwandten, die sich Ihrer annahmen?"
„Einen alten Onkel, einen Pfarrer in Thüringen, der mich erzogen, und dem ich alles verdanke."
„Es tut mir leid, daß ich solche Erinnerungen wach- gerusen, aber ich denke, Sie waren damals noch zu jung, um Ihren Verlust zu ermessen."
„So jung ich war, ich weiß mich der Stunden noch wohl zu erinnern, glaubte ich doch, es nicht überleben ALetzte das Mädchen mit leiser Stimme. Das tiefe Beben darin zeigte, wie sehr sie ergriffen war. -r fast einen Zorn gegen die Gräfin, daß
sie dwsen Gegenstand angeregt. Warum ihr Schmerz ver
ursachen? Dabei fühlte er eine Art schmerzlichen Bedauerns, daß er Elisabeth nicht früher gekannt, nicht damals, als sich der größte Schmerz ihres Lebens genaht, nicht gekannt all die Jahre hindurch, wo sie allein und verwaist gewesen . . .
„Mein liebes Kind," sagte die Gräfin nach einer Pause, „wer hätte auf Erden nicht einen Verlust zu bedauern? Was glauben wir nicht alles nicht überleben zu können, und was ertragen wir nicht alles! Wir sind Riesen und Zwerge, hinfällig und unvernichtbar, so schwach, daß uns eine stürzende Erdscholle töten, und so stark, daß uns ein Berg voll Jammer und Schmerzen nicht erdrücken kann . . . Manche Eltern, denen Segen aus ihren Kindern blühen würde — erlebten es nicht, und manche . . . überleben sogar Schmach und Jammer."
Sie brach kurz ab, wie über sich selber erschrocken, und Elisabeth sah voll Teilnahme in ihr Gesicht, das in diesem Augenblick furchtbar vergrämt aussah. Die Linien hatten sich vertieft und gaben den stolzen Zügen etwas ungemein Herbes und Verhärmtes, das sie im Verein mit dem schneeweißen Haar fast wie eine Greisin erscheinen ließ.
„Doch wir sind da auf ein sehr düsteres Thema gekommen," fuhr sie sich gewaltsam bezwingend fort, „und unsere heutige Lektüre war gar nicht danach angelegt, solch dunkle Bilder heraufzubeschwören. Diese anmutigen Sagen sollten einen eher in die Kinderwelt versetzen! — Deutschland ist wohl sehr reich an derartigen Stoffen?"
„Ja, besonders ist es Thüringen, meine Heimat, das voller Burgen und Schloßruinen ist."
„Eine Ritterburg haben wir ja auch hier," meinte die Gräfin lächelnd, „ich glaube nicht, daß sie an Alter einer in Ihrer Heimat nachsteht."
„Ich betrachte sie auch stets mit großem Interesse," gestand das Mädchen.
„Würden Sie einen Gang durch den Bau wagen?"
„Mit dem größten Vergnügen," versetzte Elisabeth lebhaft. „Ich muß sagen, daß ich mich im stillen schon oft danach gesehnt- habe."
(Fortsetzung folgt.)