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Nummer 108

Fernruf 17S

Mittwoch den 9. Mai 1928

Fernruf 17S

63. Jahrgang

AegWlens Zähmung

Englands beste Waffe im Weltkrieg war die Lügen­propaganda, wodurch die öffentliche Meinung der Welt gegen Deutschland eingestellt wurde. Der Krieg war für uns verloren in dem Augenblick, da große Massen der deut­schen Bevölkerung auf die feindliche Lügenpropaganda hin­einzufallen bereit waren.

Die Lügenpropaganda baute sich auf dem Schwindel, die Entente führe den Krieg für die Freiheit und das Selbst­bestimmungsrecht der Völker gegen die deutsche Eroberungs­sucht. Eine besondere Rolle spielte innerhalb der Propa­ganda auch der englische Eidschwur, das edle Großbritannien erstrebe keinerlei Landerwerb für sich. Als mangesiegt" hatte, wie man es längst nicht mehr zu hoffen wagte, war es eine Hauptfrage englischer Politik, wie man um diese feierliche Versicherung herumkomme. Man erfand zu diesem Zwecke dasM and atssy st em" des Völkerbunds. Und heute zerbricht man sich den Kopf darüber, wie man dem Völkerbund ein Schnippchen schlagen und Mandate, die man §on ihm zu Lehen trägt, dem Britischen Reichfür immer" einverleiben könnte. Denn daß der liebe Gott schon am ersten Schöpfungstag heimlich die Bestimmung getroffen habe, Afrika müsse einmalvom Kap bis Kairo" englisch werden, bezweifelt kein waschechter Engländer.

Um so törichter war es von der englischen Politik, den Grundschwindel der Kriegspropaganda noch über das Kriegsende hinaus fortsetzen zu wollen. Die Welt hat ge- lächelt, als England ihr noch im Jahr 1922 die Komödie der beschränkten Unabhängigkeit" Aegyptens glaubte Vorspielen zu sollen. Und viel Freude hat England an diesem Bluff gegenüber der öffentlichen Weltmeinung eigentlich nicht gehabt. Denn so wenig Aegypten auch fähig sein mag, sich selbst zu regieren, es gibt da doch die kleine, aber rührige Partei der Wafd, die ihren Lebenszweck darin er­blickt, der englischen Oberherrschaft das Leben so sauer wie möglich zu machen, und die mit der einseitigen Erklärung von 1922 einen moralischen Rechtstitel bekommen hat, den sie nicht ungeschickt zu handhaben versteht. In einem jener Anfälle von Geistesabwesenheit, die nach englischer Meinung bei der Bildung des Weltreichs eine so große Rolle gespielt haben, beschenkte die englische Regierung das neue König­reich mit einem prunkvollen Messer ohne Heft und Klinge, eben jenerbeschränkten Unabhängigkeit". Wie oft man in London diese spleenige Anwandlung schon verwünscht haben mag, ist schwerlich mehr zu zählen.

Diese besonderen Kennzeichen der ägyptischenUnab­hängigkeit" bestehen darin, daß sie sich nicht erstreckt auf die Landesverteidigung im allgemeinen und die Verteidigung des Suezkanals im besonderen, nicht auf den Sudan, der mit ägyptischem Blut und Geld zurückerobert worden ist, und nicht auf die Fremdenpolizei. Ueber diesen letzten Punkt entstand der neueste Zank. Der ägyptische Parlamentaris­mus auch ein Geschenk von Englands Gnaden, das ur­sprünglich wohl als Spielzeug gemeint war, womit die ehr­geizigen Nationalisten sich die Zeit vertreiben sollten war munter dabei, ein neues Versammlungsrecht zu schaffen, das unter anderem auch Versammlungen unter freiem Himmel erlaubt hätte. Es wird schon stimmen, daß unter solch einem Gesetz die Fremden in Aegypten ihres Lebens nicht mehr sicher gewesen wären, denn Versammlungen unter freiem Himmel lassen sich in diesem Land nicht kontrollieren, und ein fanatischer Fremdenhaß ist rascher entfacht als wieder gebändigt. England forderte also kurz und bündig, daß das neue Versammlungsrecht niemals Gesetz werde. Nahas Pascha, der Ministerpräsident, lehnte es ab, in den Gang der parlamentarischen Gesetzgebung einzugreifen, worauf Chamberlain dem Widerspenstigen einfach die gepanzerte Faust unter die Nase hielt. Schon die unmißverständliche Gebärde wirkte, es bedurfte diesmal nicht der Mobilmachung der halben englischen Flotte, wie seinerzeit im Fall Schang­hai gegen das gleichfallsunabhängige" China.

Bemerkenswert ist, daß Nahas nicht etwa fein Unrecht eingesehen und keineswegs versprochen hat, es nicht wieder zu tun. Die weitere parlamentarische Behandlung des neuen Bersammlungsrechts ist einstweilen nur bis zum November vertagt worden und in London atmet man erleichtert auf. Die englische Linkspresse versichert eifrig: das sei die endgültige Lösung, weil es die endgültige Lösung sein müsse. Man muß das richtig verstehen, Es kann gar kein Zweifel daran sein, daß England jeden Versuch der ägyptischen Re­gierung, mit derUnabhängigkeit" Ernst zu machen, mit brutalster Gewalt Niederschlagen würde; nur möchte man in London zur Anwendung von Gewalt lieber nicht ge­zwungen werden, weil man sich nicht entschließen kann, die löcherige Maske der Kriegslügenpropaganda endgültig fallen zu lassen.

Aegypten weicht der Drohung mit Gewalt, aber es denkt nicht daran, denRechtsstandpunkt" seines Herrn und Ge­bieters anzuerkennen. Nahas Pascha sagt in seiner Ant­wort auf Ehamberlains Ultimatum: er könne nicht glauben, daß die Regierung Seiner Britannischen Majestät,deren liberaler Geist wohlbekannt sei, ein unbewaffnetes Volk zu demütigen beabsichtige, dessen Stärke einzig und allein tp

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Das englische Unterhaus hak in dritter Lesung den Ge­setzentwurf. der den Frauen in gleicher Weise wie den Männern das Stimmrecht schon vom 21. Lebensjahr an gewährt, angenommen.

Briand. der einige Zeit krank war, wird einen längeren Erholungsurlaub ankreken. Voraussichtlich wird inzwischen Poincare das Außenministerium übernehmen.

Von Japan werden weitere 15000 Wann nach der chine­sischen Provinz Schanlung gesandt.

seinem Recht und in der Ausrtchttgretl seiner Absichten liege". Das ist diplomatisch wirklich nicht schlecht gegeben, nament­lich, was dieAufrichtigkeit der Absichten" betrifft. Der Daily Telegraph" gibt denn auch zu, der englischen Re­gierung bleibe gar nichts anderes übrig, als sichgroßmütig" zu zeigen und sich mit der Vertagung des Streitfalls bis zum November zufrieden zu geben, in der Hoffnung natür­lich, daß die Wafd bis dahin zur Einsicht gekommen sein wird.

Auch gibt es ja Mittel, dieser Einsicht nachzuhelfen! In Frankreich, wo man immer darauf aus ist, die Weltgeschichte der nächsten zwei bis drei Jahre in Vertragsparagraphen festzulegen, wird man dies Verfahren kaum verstehen. Es entspricht aber durchaus dem englischen Grundsatz: Warte ab und sieh zu, was sich machen läßt. Im alten England hatte man über die Zähmung eines Widerspenstigen noch andere Auffassungen! Aber das neuere England hat seine besten Weltgeschäfte in der Rolle einesBefreiers der unter­drückten Völker" gemacht. Wie könnte es zugeben, daß irgendein Volk der Welt die englische Oberherrschaft nickst mit Entzücken trage?

Seiche Nachrichten

Eine Hausfrauenabordnung beim Reichspräsidenten

Berlin, 8. Mai. Der Herr Reichspräsident empfing heute vormittag eine Abordnung der Hausfrauenverbände von Stadt und Land unter Führung der Reichstagsabgeord­neten Frau Schott.

Maßnahmen gegen die Umgehung der Beratungsstelle für Ausländsanleihen

Berlin, 8. Mai. Die Vorgänge der letzten Zeit, ins­besondere die Ausnahme einer Anleihe der Stadt Köln in Holland ohne Zustimmung der Beratungsstelle, haben der Reichsregierung Veranlassung gegeben, an die Negierungen der einzelnen Länder .heranzutreten mit dem Ersuchen, dafür Sorge tragen zu wollen, daß in Zukunft ein der­artiges Verfahren unmöglich gemacht wird. DerTägl. Rundschau" zufolge hat Preußen bereits zugesagt, auf auf- sichtsbOhördlichem Wege den Gemeinden die Aufnahme von indirekten" Ausländsanleihen ohne Zustimmung der Be­ratungsstelle in Zukunft unmöglich zu machen. Die Stellung­nahme der übrigen Länder steht noch aus.

Kundgebung der geschädigten Ausländsdeutschen

Berlin, 8. Mai. Die geschädigten Ausländsdeutschen hielten gestern mehrere Versammlungen ab, in denen gegen die Behandlung ihrer Angelegenheiten durch das Reichs­entschädigungsamt heftig Widerspruch erhoben und die Frei­lassung des. Farmers Heinrich Langkorp, der seinerzeit denAnschlag" gegen den Präsidenten ausgeführt hatte, gefordert wurde. Eine große Zahl der Versammlungsteil­nehmer zog nachmittags vor das der Sicherheit wegen nach Friedenau verlegte Entschädigungsamt und verlangte den Präsidenten Karpinski zu sprechen. Dieser ließ die Ab­ordnung aber nicht vor. Die Menge wartete auf der Straße, bis die Beamten nach Schluß der Bürostunden das Ge­bäude verließen, die dann allerhand wenig schmeichelhafte Zurufe über sich ergehen lassen mußten.

Hauswirkschafkstagung am Sajserdamm

Berlin, 8. Mai. Im Rahmen der AusstellungDie Ernährung" wurde heute in der Funkhalle am Kaiserdamm die wirtschaftliche Tagung der Hausfrauenvereine eröffnet. Nach einer einleitenden Begrüßung der Gäste durch Frau Abgeordnete Schott sprach Staatssekretär Dr. Hoff­man n vom Reichsministerium für Ernährung und Land­wirtschaft namens des verhinderten Reichsministers Schiele über die Stellung der Hausfrau im Rahmen der Volks­ernährung.

putsch des Prinzen Larol k

London, 8. Mai. DieMorningpost" meldet, zwei Schriftleiter eines Londoner Blattes haben zwei Flug­zeuge gemietet. Angeblich sollte Prinz Carol von Ru­mänien am Samstag mitfliegen und zwar nach Rumä­nien. Infolge einer Störung an der Maschine habe der Flug auf Samstag verschoben werden müssen. Auch an den Pässen der Zeitunasleute sei etwas nicht in Ordnung ge»

wesen. Die Regierung habe Wind bekommen und man habe entdeckt, daß in dem Flugzeug 20 000 Flugblätter ver­staut waren, die einen Aufruf an das rumänische Volk ent­hielten. Die großen Bauernoersammlungen in Karlsburg und in anderen Städten Siebenbürgens sollten die Vorbereitung für den Putsch sein, durch den Carol wieder in seine alten Rechte eingesetzt und die liberale Re­gierung Bratianu gestürzt werden sollte.

Die englische Regierung hat den Prinzen Carol ersucht, England zu verlassen; es soll ihm jedoch ange­messene Zeit gewährt werden, die nötigen Vorbereitungen zur Abreise zu treffen.

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Der Führer der nationalen rumänischen Bauernpartei, M a n i u, ist in Bukarest eingetroffen. Die Regierung übt eine scharfe Pressezensur, um die Berichte der Blätter über die Bauernoersammlungen zu unterdrücken.

Drei Verteidiger im Jngenieurprozeh

Moskau, 8. Mai. Das Oberste Gericht hat die Erlaubnis erteilt, daß für die verhafteten deutschen Ingenieure und Monteure drei von der deutschen Botschaft auszuwählende Verteidiger zugelassen werden.

Die Heidelberger Rede Lchurmans

Reuyork, 8. Mai. Nach einer Meldung derTimes" aus Washington erklärte Kellogg, das Staatsamt habe in keiner Weise etwas mit der Rede Schurmans in Heidelberg zu tun. Kellogg habe im übrigen abgelehnt, sich darüber zu äußern.

Die Lage bei Tsinanfu

Peking, 8. Mai. Die japanische Brigade, die gestern aus Dairen in Tsingtau eintraf, ist nach Tsinanfu in Marsch gesetzt worden. Die japanische Artillerie hat ein chinesisches Flugzeug, das Tsinanfu überflog, abgeschossen. Ferner wird gemeldet, daß Marschall Tschangtsolin seine Truppen auf die von der Peking-Hankau-Bahn gebildete Linie zurück, gezogen hat.

Die südchinesische Regierung will den Streitfall von Tsinanfu, den die Japaner in durchaus gefälschter Weise dargestellt hätten, dem Völkerbund unterbreiten. Es hat doch noch nie Zweck gehabt, den Teufel bei feiner Großmutter zu verklagen.

Der Oberkommandierende der südchinesischen Truppen, General Tschiangkaischek, veröffentlicht eine Erklä­rung, in der es u. a. heißt: Die japanischen Truppen haben uns ohne den geringsten Grund herausgefor­dert. Sie haben auf unsere Soldaten und die chinesische Zivilbevölkerung geschossen und über 1000 Personen getötet. Die Böswilligkeit der Japaner und die von ihnen aus­geübte Bedrückung gehen über jede Beschreibung hinaus. Ich kann mich einer solchen Brutalisierung nicht beugen, und ich wünsche die wohlüberlegte Brutalität der Japaner vor der ganzen Welt bloßzustellen.

In Tsinanfu ist am Abend des 7. Mai erneut zwischen Chinesen und Japanern gekämpft worden.

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Württemberg

Stuttgart. 8. Mai.

Tierärztlicher Fortbildungskurs. Am 28. und 29. Apris fand in Stuttgart ein tierärztlicher Fortbildungskurs statt, der vom deutschen Veterinärrat im Benehmen mit dem Tierärztlichen Landesverein für Württemberg veranstaltet wurde und an dem annähernd 200 Tierärzte des Landes teilnahmen. Eine Reihe interessanter Vorträge und prak­tischer Vorführungen wurde geboten, über deren Inhalt wir bereits berichtet haben. Mit großem Interesse wurden we- fonders die Ausführungen des Ministerialrats Prof. Dr. von Osterka g-Skukkgart ausgenommen über Fragen aus dem Gebiet der Fleischbeschau, und Fleischbeschaugesehgebung, deren technischer Schöpfer der Vortragende vor 25 2ahren selbst gewesen war. Aus der Fülle des gebotenen wissen­schaftlichen Stoffs sind noch glänzend ausgeführte Opera- tionen an verschiedenen Tieren durch Veterinarrat Dr. Welte- Leutkirch, Veterinärrat Dr. H ä g el e-Besig- heim und Stadtveterinärrat Dr. Vollme r-Zuffenhausen zu nennen. Unter Führung des Direktors Dr. Kösler wurden die neuen Vorkühlhallen des Stuttgarter Schlacht- hoss besichtigt und die elektrische Betäubung von Schlachk- tieren vorgeführt. Allseitig wurde der Wunsch laur, daß der Kurs bald wiederholt werden möge-

Die würkk. Skaatsvereinfachung des Jahrs 1924. In der Württ. Zeitschriftfür Rechtspflege und Verwaltung (Verlag von I. Heß-Stuttgart) erschien in den Nummern von März bis Mai (Heft 3 und 5) aus der Feder von Staatsrat Dr. Hegelmaier ein Aufsatz überDie wurtt. Staatsvereinfachung des Jahrs 1924". Staatsrat Dr. Hegel­maier war damals Vorsitzender der Sparkommission und ist somit einer der besten Kenner dieser Frage.

Kandidaten des Zentrums. Die Kandidaten der Württ. Zentrumspartei für den Reichstag sind an vorderster Stelle Minister Bolz, die bisherigen Abgeordneten Andre,