aufschub, ferner 66 ^ Jahre Gefängnis in Abwesenheit sowie Geldstrafen in Höhe von 36 773 Markt und 15 359 Franken verhängt. Trotzdem traten mehrere Abgeordnete für die Fortsetzung der Verständigungspolitik e'a.

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Abflug der Bremenflieger

7 teuyork. 26. April, haupkmann Köhl. Frhr. v. Hüne­feld und Major Fihmaurice sind heute mit dem von Ford gesandten Flugzeug von der Greenly-Jnsel abgeflogen.

Die Beschädigungen derBremen" sollen notdürftig aus­gebessert sein, doch konnte es, wie es scheint, bei dem an­dauernd schlechten und stürmischen Wetter den Aufstieg von Felsen und Eis nicht wagen.

Der Flieger Bennett aus Detroit, der mit Balchen derBremen" Ersatzteile Zufuhren wollte, aber an Lungen­entzündung erkrankte, ist im Krankenhaus in Quebec ge­storben.

Ehrung des Mrdpolsliegers Wilkins

Neuyork, 26. April. Die amerikanische geogravhische Gesellschaft hat dem Polarflieger Wilkins die Morse-Gold- medaille zuerkannt, die höchste Ehrung, die die Gesellschaft vergibt. Die Ueberreichung der Medaille wird bei der Rückkehr Wilkins' nach Neuyork erfolgen.

Das MotorschiffMina I" wird in nächster Woche in Svalbad eintreffen mit Lebensmitteln für die Nordpolflieger. Wahrscheinlich werden Hauptmann Wilkins und Leut­nant Cyelson mit diesem Schiff abreisen. Doch ist noch nicht sicher, ob es groß genug ist, auch das Flugzeug an Bord zu nehmen.

Das Wahlergebnis in Frankreich

Paris, 26. April. Das Ergebnis des ersten Wahlgangs ist nach der amtlichen Feststellung: Von 612 Sitzen wurden 187 fest besetzt, in 425 Fällen haben Stichwahlen staktzufin- den. Die 187 Sitze verteilen sich auf die Parteien folgender­maßen: Kommunisten 0, Sozialisten 15, Sozialrepublikaner (Painleve) 6 , Radikale 21, Rechtsradikale (Loucheur) 15, Linksrepublikaner 43, Rechtsrepublikaner (Marin) 78, Rechtsstehende 9.

wiirllemberg

Der Ausbau des Böblinger Flughafens

Stuttgart, 26. April. Die Leitung des Flughafens Böb­lingen hat gestern mittag die Presse zu einer Besichtigung des neuen Empfangsgebäudes eingeladen. Es ist ein statt­licher Bau, der stark absticht gegenüber der alten Holzbaracke, die seither diesen Zweck erfüllte. Im Mittelteil des Erd­geschosses befindet sich die große Empfangshalle. Die west­liche Hälfte enthält die Diensträume für die Flugleitung, eine Dachterrasse gewährt einen Ueberblick über den 950 Meter breiten und 1200 Meter langen Flugplatz. Im Obergeschoß sind die Räume der Flughafenoerwaltung, des Flug­sicherungsdienstes und der Wetterwarte, sowie ein kleines Hotel mit zehn Betten untergebracht. Der weithin sichtbare Turm dient zu Beobachtungen der Flugwache. Im Keller­geschoß endlich befinden sich Lagerräume, Heizanlage, Kühl- und Kellerräume usw. Durch die Empfangshalle gelangt man auf den Flugplatz, der auf seiner westlichen Seite die Werft und die Flugzeugschuppen enthält. Zwischen beiden wird eine neue Halle für Großflugzeuge errichtet. Am Rand dieser Seite wird der neue Motorenprüfstand erstellt. Auf der Ostseite befindet sich die Flugzeughalle 3, die zurzeit noch die Großflugzeuge enthält. Der Ausbau des Flughafens wird nun in Bälde seiner Vollendung entgegengehen.

Wie eins Berliner Korrespondenz meldet, hat die Stadl' Berlin neue Vorschläge gemacht, damit die Deutsche Versuchsanstalt für Luftfahrt in Berlin bleibt.

Skulkgark, 26. April. Vom K o m p et e n z g e r i ch k s- h o f. Das Skaatsministerium hak den Oberlandesgerichksrat Pfeiffer zum ordentlichen richterlichen Mitglied und den Oberlandesgerichksrat Härle zum stellv. richterlichen Mit­glied des Kompekenzgerichtshofs je auf die Dauer ihres Hauptamts ernannt.

Von den kakh. Lehrerbildungsanstalten. Der Staats­präsident hat die Stelle des Vorstands und ersten wissenschaft­lichen Zaupklehrers an der kath. Lehrerbildungsanstalt in Saulgau dem Studienrat a. g. St. Brechen mach er in Roktweil mit der Amtsbezeichnung eines Studiendirektors in besonders wichtiger Stellung und eine Hauptlehrstelle mit vorwiegend mathemakhischem Lehrauftrag an der kath Lehrerbildungsanstalt in Gmünd dem Studienrat a. g. St. Dr. Löffler in Saulgau übertragen.

Vom Tage. Heute früh gegen 3 Uhr wurde in der Johannesstraße bei der Kreuzung der Ludwigstraße ein 41 Jahre alter Mann schwer verletzt aufgefunden. Der­selbe ist kurz nach seiner Auffindung gestorben. Die vor­handenen Verletzungen sowie eine am Tatort festgestellte Spur lassen erkennen, daß der Getötete zweifllos von einem kurz zuvor entweder aus der Ludwigstraße oder aber aus der Johannesstraße stadteinwärts fahrenden Kraftwagen überfahren worden ist.

Geschenk Stuttgarts an den Landtag. Die Stadt Stutt­gart hat dem Landtag ein von Reinhoid Nägele gemal­tes Oelbild zum Geschenk gemacht. Das Bild wurde im Sitzungszimmer des Finaizzausschusses aufgehängt.

Hebungen der Reichswehr. Das 13. Württ. Infanterie- Regiment, Standorte Stuttgart, Ludwigsburg und Ulm, ist am 24. April auf den bayerischen Truppenübungsplatz Grafenwöhr mit der Bahn abbefördert worden, wo es bis zum 21 . Mai verbleibt. Dafür traf am 24. April als erster Truppenteil neuer, der nicht der 5. Division angehört, das 12 . Infanterieregiment aus den Garnisonen Halberstadt, Dessau, Zerbst, Quedlinburg und Magdeburg ein, das bis zum 1. Mai im Alten Lager untergebracht ist. Beide Re­gimenter erledigen auf den Uebungsplätzen Schieß- und kleinere Gefechtsübungen.

Vom Planetarium. Für die Leitung des hiesigen Plane­tariums war Direktor Henseling ausersehen. Nun wird ge­meldet, daß Henseling nach Berlin verpflichtet worden sei, zu­nächst um dort und in Stuttgart zu wirken, später sich aber dem Berliner Planetarium allein zu widmen. Das wäre ein guter Anfang für das Stuttgarter Planetarium, das im nächsten Monat eröffnet werden soll.

Presseprozeß. Wegen Beleidigung des komm. Abg. Hörnle und der Frau Thalheimer (Soz.) durch Artikel in der Schwab. Tageszeitung wurden der verantwortliche Schrift­leiter Körner jung und der damalige Führer des Bauern­bunds Kimmerle, zu je 50 Mark Geldstrafe verurteilt.

Gn Rechtsanwalt wegen Unterschlagung vor Gericht.

Ein Stuttgarter Rechtsanwalt wurde von einer Erbgemein­

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schaft in Neuhausen mit der Wahrung ihrer Interessen ver­traut. In dieser Eigenschaft nahm er nach einem Vergleich die Summe von 1800 Mark für seine Mandanten ein. 700 Mark wären ihm selbst für Kosten zugestanden. Den Rest lieferte er aber nicht ab, verbrauchte das Geld vielmehr für sich. Durch zerrüttete Familienverhältnisse, die mit der Scheidung seiner Ehe endigten, schien der Angeklagte zu dieser Verfehlung gekommen zu sein. Zuletzt mußte er so­gar den Offenbarunaseid oblegen. Anstatt sich mit seinen Gläubigern zu verständigen und die Summe in Raten abzü- zahlen hüllte er s'ch in eisiges Schweigen und antwortete nicht einmal auf eine Anfrage der Anwaltskammer. Das Gericht erkannte wegen Unterschlagung in Tateinheit mit Untreue anstelle einer an sich verwirkten Gefängnisstrafe von 1 Monat auf eine Geldstrafe von 1000 Mark.

klus dem Lande

Skachenhausen OA. Künzelsau, 26. April Ueberfall. Um 10. April, abends, wurden zwei Künzelsauer Geschäfts­leute von etwa 20 jungen Leuten überfallen und durch Stockhiebe schwer mißhandelt. Das Auto der Geschäftsleute wurde durch Zerschneiden aller Reifen und Kabel beschädigt. Die Gründe zu der schmählichen Handlungsweise sind un­bekannt. Es wurden verschiedene Verhaftungen vorgenom­men, doch wurden die Verhafteten vorläufig wieder auf freien Fuß gesetzt.

Mehrstetten OA. Münsingen, 26. April. Ein Lehrer ln die Fremdenlegion verschleppt. Mitte Februar ist der von hier gebürtige Unterlehrer Karl Reutter von seinem Dienstort Oelbronn bei Maulbronn spurlos verschwunden, als er sich in Bruchsal ein Motorrad kaufen wollte. Damals tauchte sofort die Vermutung auf, daß er in die Fremdenlegion verschleppt sein könnte. Dieser Tage erhielten nun seine Eltern die erste Nachricht von ihrem Sohn, und zwar aus Am Et Hadjar tn Algier. Er befindet sich also, wie er schreibt, ohne seine Schuld in der Fremden­legion, spricht seinen Eltern Trost und Kraft zu, schweigt aber über die näheren Umstände seiner Verschleppung.

Oedenwaldstetten OA. Münsingen, 26. April Tod in­folge eines Nadelstichs. In schweres Leid wurde die Familie Rauscher von Ludwigshof versetzt. Die älteste Tochter Anna stach sich letzte Woche an einer Nadel. Die scheinbar unbedeutende Verletzung verschlimmerte sich im Lauf des Sonntags derart durch Hinzutreten von Wund­starrkrampf, daß eine Ueberführung nach Reutlingen not­wendig wurde. Dort ist nun die Bedauernswerte gestorben. Vorgestern ist auch noch der Sohn Wilhelm infolge Durch­gehens der Pferde verunglückt. Beim Versuch, die Pferde aufzuhalten, schlug er mit dem Kopf gegen die Sämaschine und zog sich hiebei eine nicht unbedeutende Verletzung zu.

Onstmettingen OA. Balingen, 26. April. Römische Funde. Bei Grabungen auf der Küllwiese in Onstmet­tingen ist man auf römische Ueberreste gestoßen.

Berg OA. Tettnang, 26. April. 7 Buben. Dem Land­wirt Bernhard Birnbaum in Ittenhausen wurde der 7. Sohn geboren namens Georg. Die Ehrenpatenschaft über­nahm unter Zusendung einer Ehrenurkunde und eines Geld­geschenks von 20 Mark Reichspräsident von Hindenburg.

Von der bayrischen Grenze. 26. April. Unglücklicher Schütze. Brand. Der 17 Jahre alte Landwirtssohn Schmid in Schwabegg reinigte seinen Stutzen, nicht ahnend, daß in der Waffe noch ein Geschoß steckte. Der Stutzen ent­lud sich und der Schuß verletzte den jungen Mann in der Herz- und Lungengegend schwer. In Mapprechts bei Heimenkirch ist das Haus des Landwirts Josef Huber voll­ständig abgebrannt.

Kigmaringen, 26. April. VomAutotödlichüber- fahren. Gestern abend wurde am Ostausgang von Laiz auf d->r Straße aeaen Siamaringen das dreijährige Töchter-

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El« edles Frauenlebeu.

Roman von Carola Weiß.

Copyright dy Grüner L Comp. Berlin W 30.

Nachdruck verboten. ^

. 2 . Fortsetzung.

ssSie müssen nicht so erschrecken, es hat nichts zu »sagen," sprach sie mit ihrer reinen, melodischen Stimme, sund ein freundliches Lächeln, so hell §vie Sonnenschein, .lag auf ihren schönen Zügen, als sie die Bestürzung des unglücklichen Kellners sah.

' Wie gebannt hingen die Augen der jungen Männer auf ihrem Antlitze, das von seltenem Liebreiz und Adel war.

Doch sie setzte sich wieder nieder und sagte zu Iulko, .wenn es noch Zeit dazu sei, könnte er ihr eine andere Tasse Tee bringen.

»Wer ist die Dame?" fragte Geza nochmals, a» Wissen es nicht," versetzte Graf

7 gerade so neugierig wie du, nachdem As'cht Absehen- Sre hat aber ein Benehmen, das besser als zede Schußwaffe alles Ueberlästige von sich entfernt zu halten weiß. Es hat niemand den Mut sie anzusprechen." '

Oh, ich habe ihn, diesen Mut," versetzte Geza spot-' tisch und stand auf.Lerne du mich die Frauen kennen Wer weiß, wie ungeduldig sie darauf wartet, angesprochen zu werden."

Geza, tu's nicht!" mahnte Endre fast erschrocken. Doch Graf Cillagi zuckte nur mit den Schultern und ging, ohne sich beirren zu lassen, geradeswegs auf die Dame zu. Diese sah ruhig vor sich hin, als bemerke sie ihn nicht oder wolle ihn nicht bemerken, doch als er vor ihr istehen blieb, die Hand am Tschako, mußte sie notgedrungen aufblicken. Es lag etwas in dem ruhigen, klaren Blicke (der großen, blauen Augen, das dem Rittmeister auf einen . Augenblick alle Fassung raubte.

- »-Was wünschen Sie, mein Herr?" fragte sie, als der Gras?schweigend vor ihr stand.

^-^-fJch ... ich ... ich wollte mich nur erkundigen, wo- iMi^AiK-reisezr,.meine Gnädige."

Ich wüßte nicht, was Sie das interessieren könnte, versetzte sie mit eisiger Kälte.

Wie können Sie so etwas sagen! Wir fahren zu sammen, und so ist es natürlich, daß man Interess aneinander nimmt, gerne bekannt werden möchte, sic gegenseitig die Zeit zu verkürzen."

Ich fühle dies Bedürfnis nicht, und so werden Si entschuldigen, wenn ich auf Ihren Vorschlag Verzichter Damit wandte sie ihm kurz den Rücken zu und sah wie der hinaus.

Geza hörte das leise Kichern der Kameraden, un! das Blut stieg ihm heiß in die Schläfen. Was anfang Leichtfertigkeit, kecker Mut gewesen, wurde jetzt Zu dringlichkeit, Frechheit. <To durfte er nicht abziehen, wem er nicht dgK Gespötts der Kameraden bleiben wollte, un dann . . . sein eigenes heißes Blut, das beim leiseste, Antriebe wild durch sein Herz jagte. Ehe sie sich Hesse: versah, saß er neben ihr und legte den Arm um ihr Taille.Ach was, mein schönes Kind, Sie tun nu so spröde; Frauenzimmer, die allein reisen, sind an s manches gewöhnt, Frauen, die bei Nacht so ruhig mi Offizieren in einem Zimmer weilen, haben wohl nich Ueberfluß an zarten, weiblichen Empfindungen."

Die junge Fremde riß sich los und sprang auf, dunkl Glut lag auf ihrem Gesichte, dann wurde es schneebleic bis auf ihre Lippen. Die feinen Nasenflügel bebten ihre Stimme war klar und fest, als sie, in de Mute des Zimmers stehenbleibend und sich mehr an di anderen Offiziere, als an ihren Beleidiger wendend, sagte

Zimmer in diesem Hause . . . Ji und Soldaten im wüsten Gelage

N? A?Nock A^ud, unter gebildeten Männern

den Rock des Königs tragen, unbehelligt zu sein Sie wollen doch nicht, daß ich Schutz vor Ihnen be lener berauschten Menge suchen soll?" ^ ^

Eine Totenstille herrschte nach diesen Worten in den bns^u Hunmer. Gezas Gesicht war ebenso bleich, wi dc^ der Fremden. Ohne ein Wort zu erwidern ließ e sich von Palsy auf seinen Platz führen. ' ^

Mein Fräulein," nahm dann Endre das Wort, un!

sein offenes, freundliches Gesicht trug den Ausdruck pein­lichster Verlegenheit,auch ohne den Rock des Königs wissen wir als Edelleute, was wir den Damen gegenüber schuldig sind. Das Benehmen meines Freundes, das wir alle verdammen, kann ich nur dem heißen Getränke zu­schreiben und"

Das Signal zur Abfahrt, das in diesem Augenblicke draußen ertönte, schnitt seine weiteren Worte ab, und er war froh, daß die Störung kam, er wußte nicht, was er noch zu sagen gehabt, auch der Dame ersparte er die Antwort. ,

Schweigend nahmen die Offiziere ihre Mäntel um und verließen nnt einer Verbeugung das Zimmer. Es wagte ihr keiner feine Dienste anzubieten. Sie wartete einige Sekun­den, dann nahm sie Plaid und Reisetasche und ging auch hinaus.

2. Kapitel. /

Es war eine beschwerliche, fast siebenstünbige Fahrt in einem Kupee mit schlecht gepolsterten Sitzen, aus schlech­ten Fahrwegen, vom Winde umbraust, der durch alle Ritzen und Fugen drang und an der schlecht gesügten Decke des Wagens rüttelte, als wolle er sie von den Köpfen der Reisenden abheben. Es wurde einige Male in Dörfern und kleinen Flecken halt gemacht, um frische Pferde vorzuspannen, da stiegen auch die Offiziere aus und erquickten sich durch einen Schluck Warmes in der Schänke. . >.

Die junge Fremde hatte in einem Kupee allein Platz geuommen. Daß sie jemand Dank dafür' schuldete, ahnte sie nicht, Graf Palsy war es, der, wohl wissend, wie peinlich für sie, überhaupt für alle, ein weiteres Zu- sammenfahren sein würde, ihr im stillen diesen Dienst geleistet hatte.

Es war Nacht, als man in Tarnova anlangte. Durch die Fenster des großen Stationsgebäudes fiel Helles Licht. Müde und vor Kälte bald erstarrt, verließen die Reisen­den die Kupees, auch die fremde Dame.

(Fortsetzung folgt.)