abgetragen werden. Aüs Dem Däwesplan und Zahlungen anderer Kriegsschuldner Englands ergebe sich eine Jahreseinnahme von nahezu 32 Millionen Pfund, ein Betrag. der nicht viel hinter den englischen Inhreszahlungen an die Vereinigten Staaten mit 32 845 000 Pfd. zurückbleibe.
Tsianfu von den Nationalisten eingenommen
Schanghai. 25. April. Der nationalistische General Fengyuhsiang ist gestern in Tsianfu, der Hauptstadt der Provinz Schantung, eingerückt, ohne bei den demoralisierten Nordtruppen nennenswerten Widerstand zu finden. Tausende von Flüchtlingen befinden sich auf dem Weg nach den Hafenstädten Tschifu und Weihaiwei und bilden durch ihre Gewalttätigkeiten und Räubereien eine Landplage.
Der Stettiner Feme-Mordprozeh
Stettin. 25. April. Im weiteren Verlauf der Verhandlung im Fememordprozeß beantragt der Verteidiger RA. Bloch die Ladung des Ministerialdirektors a. D. Spiecker und der Kriminalkommissare Dr. Hobus und Veitzel von der Berliner politischen Polizei. Diese sollen 1920 und 1921 in Breslau eine Sonderpolizei eingerichtet haben. Zeuge v. Bodungen bleibt dabei, daß der damalige Oberst einer Versammlung der Roßbachleute in Stettin an-gewohnt, aber Schweigen gefordert habe. General v. Pawelsz erwidert, im Juni 1920 sei im Stabsquartier Sabow der Organisation Roßbach ein Befehl Roßbachs beschlagnahmt worden, der einen sehr gut ausgearbeiteten Operationsplan enthielt. Das Wehrkreiskommando habe doch nicht dulden können, daß in den ihm unterstellten Verbänden Krieg gespielt werde. Der Operationsplan sei der beste Beweis dafür, daß das Wehrkreiskommando recht hatte, als es gegen die Organisation vorging.
Oberleutnant a. D. Roßbach gibt sodann einen Ueber- blick über die Entstehung seines Verbands. Er ging vom Kapp-Putsch aus und führte den damals angegebenen Befehl, daß bewaffnete Arbeiter kurzerhand niederzuschießen seien, an.
General von Pawelsz entgegnete, daß dieser Befehl nicht von einer Reichswehrstelle, sondern von dem General Lettow-Vorbeck, der auf der anderen Seite gestanden habe, in jenen Tagen gegeben worden sei.
Roßbach kam sodann auf die Beteiligung seiner Truppe bei der Niederwerfung des Ruhraufstands zu sprechen. Damals habe das Freikorps Roßbach als Reichs- wehrjägerbataillon 37 gegolten. Roßbach betonte mit Nachdruck, daß er nach wie vor für alle Handlungen seiner Leute die Verantwortung übernehme. Für Befehle, die aber von dritter Seite gegeben worden seien, müssen andere die Verantwortung tragen. Nach Auflösung seiner Truppe habe er es als seine Pflicht angesehen, seine Leute unterzubringen. Zum Schutz der Großgrundbesitzer habe er sich niemals hergegeben. In Pommern habe er verschieden« Besprechungen mit Herrn von Bodungen gehabt. Dieser habe ihm bereits in der ersten Rücksprache mitgeteilt, daß er mit der R e i ch s w e h r in engster Verbindung stehe und daß sich daher die Roßbachleute den Anordnungen der Reichswehr nicht zu widersetzen hätten. Die Waffen, die den Roßbachleuten übergeben werden würden, mühten unbedingt geheimgehalten werden. Der Verrat von Waffenlagern müßte auf jede Art und Weise unmöglich gemacht werden. Sodann sei er zu einer Besprechung zu Oberst von Pawelsz gerufen worden, der ihn nach der Zahl und der Unterkunft der Roßbachleute gefragt hätte. Bei der Frage, wie sich die Roßbachtruppe bei Unruhen verhalten würde, habe er dem Obersten wunschgemäß geantwortet, die Truppe stände der Reichswehr zur Verfügung. Oberst von Pawelsz habe aber verlangt, daß alle diese Dinge unter allen Umständen geheimgehalten werden müßten.
Der Zeuge Kaufmann Hauenstein, der als früherer Angehöriger der Marinebrigade Löwenfeld in Oberschlesien eine Art Spezialpolizei im Rahmen des Selbstschutzes geführt hatte, sagte aus, daß seine Abteilung Banküberweisungen vom S t a a t s k o mm i s s a r für die öffentlicheOrdnung in Berlin erhalten habe. Seine Aufträge habe er von einem Dr. Hobus erhalten. Nach Durchführung der Aufträge, die mit allen Mitteln, Bomben, Gift- und Handgranaten erledigt wurden, habe er stets dem Dr. Hobus schriftlichen Bericht erstatten müssen. Die Berichte seien an den Staatskommissar weitergeleitet worden. Für die Aufstellung der oberschlesischen Spezialpolizei habe der Regierungsrat Dr.
Spieker von der Regierung gewußt. In Gegenwart von Dr. Spieker sei im Staatskommissariat in Berlin sogar ein besonderer Fall besprochen worden. Bei allen Handlungen sei er deshalb der Meinung gewesen, er habe im amtlichen Auftrag gehandelt.
Stuttgart, 25. April. LetzteSitzungdesFinanz- ausschusses. In der heutigen Sitzung wurde der Gesetzentwurf über die Feststellung des Staatshaushalt- ^ ^ Zusammen mit dem zugehörigen Nachtrag
nach den Regierungsvorschlägen angenommen. Auch bezüglich der Gewerbesteuer bleibt es bei der Regierungsvorlage. Der demokratische Antrag, diese Steuer dem neuen Landtag zu überlassen, wird mit 12 gegen 3 Stimmen abgelehnt. Schließlich wird der Art. 7 (Gewerbesteuer) in der Fassung der Regierungsvorlage mit 12 Ja gegen die 3 Stimmen der Demokraten und der Deutschen Volkspartei angenommen. Die Regierungsparteien begründen ihre Abstimmung damit, daß der jetzige Zeitpunkt nicht geeignet sei, den aufgeworfenen Fragen näher zu treten; zudem haben die Antragsteller einen Ersatz für den Steuerausfall des Staats und der Gemeinden nicht nachgewiesen.
Mit dieser Sitzung — es war die 231. — hat der Finanzausschuß des „sterbenden" Landtags seine Tätigkeit abgeschlossen. Dem Vorsitzenden Abg. Bock (Z.) wurde vom Ausschuß die Anerkennung für seine erfolgreiche Leitung der Sitzungen ausgesprochen.
Fortbildungskurs für Tierärzte. Der Deutsche Veterinärrat veranstaltet am 28. und 29. April in Stuttgart einen Fortbildungskurs für Tierärzte: Samstag, den 28. April,
10 Uhr: Vortrag von Ministerialrat Professor Dr. von Ystertag „Fragen aus dem Gebiet der Fleischbeschau".
11 Uhr: Vortrag von Dr. K ü b i tz - Willstätt: „Fremdkörperoperation beim Rind". 3 Uhr: Vortrag von Geh. Medizinalrat Professor Dr. Pfeiffer-Gießen: „Neues auf dem Gebiet der Chirurgie" (mit Demonstrationen). Sonntag, 29. April, 9 Uhr: Vortragsvon Regierungsrat Dr. Gm in der: „Aufzuchtkrankheiten". 10 Uhr: Vortrag von Professor Dr. S t a n g - Berlin: „Tierzucht". 11 Uhr: Vortrag von Professor Dr. Stoß-München- „Neuere Geburtshilfe und Sterilitätsbekämpfung" (mit Demonstrationen). Die Vorträge finden im Tierärztlichen Landes- untei("nchungsamt, die Vorträge mit Demonstrationen im Städt. Schlachthof in Stuttgart statt.
Stiftung einer Prunkvase. Die Württ. Porzellan-Manufaktur A.G. in Schorndorf hat durch den Vorsitzenden ihres Aufsichtsrats, Direktor Julius Pfeiffer hier, der Stadtgemeinde eine sehr schöne wertvolle Prunkvase, die von ihr selbst nach einem alten Ludwigsburger Modell hergestellt wurde, gestiftet. Die Vase ist ein hervorragendes Erzeugnis des Schorndorfer Kunstgewerbes und wird ein geschätztes Stück des städtischen Kunstbesitzes bilden. Der Gemeinderat hat dem Aufsichtsrat und dem Vorstand der Gesellschaft wie auch der Familie Pfeiffer- seinen verbindlichsten Dank für die hochherzige Zuwendung ausgesprochen. Die Vase wird in einem der Bevölkerung zugänglichen städtischen Repräsentationsraum aufgestellt werden.
Württ. Tierschuhverein. Am 20 April diesq^ Jahres fand unter Vorsitz des ersten Vorstands des Generals der Infanterie Frhr. von Soden die Hauptversammlung des Württ. Tierschutzoereins für die Jahre 1926 und 1927 statt. Der Verein zählt 4700 Mitglieder, wovon leider nur 600 auf Stuttgart kommen, während Heilbronn davon 1200 hat. Als Aufklärungs- und Werbemittel dient die sechsmal jährlich erscheinende Vereinszeitschrift „Der Tierfreund". Der Mitgliedsbeitrag beträgt 2 Mark. Die Hauptaufgabe des Vereins gilt der Bekämpfung jeglicher Art von Tierquälerei. Der Förderung der ländlichen Reit- und Fahrvereine bringt der Verein insbesondere durch Einrichtung von Fahrschulen
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großes Interesse entgegen. Für Anzeigen der Landjäger bei Tierquälerei gewährt der Verein Prämien, für langjährige, gute Pferdepflege werden Ehrenbriefe und Geldbelohnungen gestiftet.
Eine welkere Bluktak vor dem Schwurgericht. Eine Messerstecherei, die sich am 11. Dezember vorigen Jahres in der Königstraße in Stuttgart zugetragen hatte, beschäftigte das Schwurgericht in seiner gestrigen Sitzung. Angeklagt war der 22 Jahre alte ledige Glasbläser Geyer von Neustadt in Thüringen. Mitanaeklagt war der ebenfalls erst 22 Jab>-e alte ledige Gärtner Jakob Seebach von Pirmasens. Geyer hatte in der fraglichen Nacht nach einem kurzen Wortwechsel einen Goldarbeiter in die Hand und in den Oberarm gestochen. Einige Minuten später bemerkte dieser aber erst seine Verletzungen, worauf er und sein Freund, ein Maschinenbauschüler, mit einigen Straßenpassanten die Verfolgung des Messerhelden aufnahmen. Der Täter konnte auch bald gestellt werden, setzte sich wiederum mit dem Messer zur Wehr und brachte dem Maschinenbau- scküler mehrere Stiche, darunter einen in das Herz, bei, sodaß dieser kurz darauf sein Leben aushauchte. Der Angeklagte Gener, der eine sehr gehörige Portion Prügel nach diesem Vorfall bezogen hatte, machte Notwehr geltend. Etwas überraschend war der Antrag des Staatsanwalts Siegel, der nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme dem Gene»- tatsächlich in bezug auf den Totschlag Zubilli- guna der Notwehr gewähren wollte. Der Angeklagte war allerdings einmal außer Verfolgung gesetzt worden, das Kmuptverfahren wurde erst auf eine Beschwerde des Generalstaatsanwalts erneut in Angriff genommen. Das Sckwurgericht verurteilte Geyer wegen Totschlags zu 6 Jahren und 6 Monaten Zuchthaus und 5 Jahren Ehrverlust und den Mitangeklagten Seebach unter Cinrech- nung einer bereits gegen ihn ausgesprochenen Strafe zu de-- G-s^mtstraie von 10 Monaten. Das Schwurgericht begründete das Urteil damit, daß von einer Notwehr gar keine Rede sein könnte und daß eine solche Tat eine streng-e Strafe fordere, die nicht nur eine Sühne sein soll, sondern auch abschreckend wirken müsse.
Der Landeswahlausschuß. In den Landeswahlausschuß sind berufen worden: Parteisekretär Josef Stehle in Stuttgart, Dr. Eckert in Stuttgart, Gemeinderat Friedrich Fischer in Stuttgart, Gemeinderat Wilhelm S ch w ab in Stuttgart, Regierungsrat Felix Walter in Stuttgart, Rechtsanwalt Viktor Läpple in Degerloch, Fabrikant Jos. Feigenheim er in Stuttgart und Verbandssekretär Wilhelm Franke in Stuttgart.
Lannstakt, 25. April. Unfall auf dem Pferdemarkt. — Messerstecherei. Am Montag wurde einem berittenen Polizeioberwachtmeister beim Nachhausereiten in der Rampenstrahe hier von einem Pferd der Fuß abgeschlagen. Es liegt ein komplizierter Bruch vor. — Am Montag abend fand, wie die „Cannstatter Zeitung" schreibt, zwischen Marktgästen in der Wirtschaft zur König-Karls- Vrücke eine Schlägerei statt, wobei ein 29 Jahre alter verh. Bürstenhändler aus Lützenhardt von einem der Polizei bekannten Mann aus Stuttgart mit dem Messer in das Gesicht gestochen wurde. Nur den gerade hinzukonnnenden Polizeibeamten, die vom Wasen vom Dienst zurückkamen, ist es zu verdanken, daß ein größeres Blutbad vermieden wurde. Die Streitenden standen einander bereits mit dem Messer in der Hand gegenüber.
Backnang, 25. April. Zur Landtagswahl. Der bisherige Abgeordnete des Bezirks Backnang für den Bauern- und Weingärtnerbund, Schultheiß Müller-Groß- aspach, hat aus gesundheitlichen Gründen auf eine Wiederwahl verzichtet. Als Spitzenkandidat kommt nunmehr Landwirt Rudolf Ellinger von Mettelberg auf die Liste.
Heilbronn, 25. April. Städtischer Liegenschafts besitz. Die Stadtgemeinde Heilbronn hat heute einen Liegenschaftsbesitz von 835 Hektar Wald, vier Gutshöfe mit 310 Hektar, Siedlungsgelände und einzelne Baugrundstücke 950 Hektar. Alles zusammen also 2095 Hektar. Der Wald wirft allerdings keinen Gewinn ab, war vielmehr in den letzten Jahren Zuschußbetrieb, dafür haben aber die anderen Liegenschaften einen hohen Wert.
Ein Teil der Belegschaft bei der Staustufe Horkheim hat die Arbeit vorbehaltlos zu den Bedingungen des bestehenden Tarifvertrags wieder ausgenommen. Es ist Aussicht vorhanden, daß die anderen folgen werden.
Gersiekken, OA. Heidenheim, 25. April. Lohn streik. Am Montag vormittag traten ganz unerwartet sämtlich« hier beschäftigten Maurer in einen Lohnstreik ein. Durch
Etz» edles Fraueuleben.
Roman von Carola Weiß.
Copyright by Greiner L Comp. Berlin W M.
Nachdruck verboten.
kK Fortsetzung.
f- „Eine Erzieherin für Tisza und Irma, deinen Neffen «rck> deine Richte, ganz Tarnova und Umgegend spricht Vavon."
f?> 'Mnb warum dies?"
- ,M ist eine Deutsche, aus Leipzig glaube ich. Hat dir deine MEer wirklich nichts davon geschrieben?"
,Mne Erzieherin l Auch ein wichtiger Gegenstand, um mir es mitzuteilen," sagte Geza mit leichtfertigem, ge- -rinHchLtzendem Ausdruck.
' „Seit wann bist du so wählerisch?" meinte Endre "bckeAi. „Wenn sie jung und hübsch ist, wird sie dir gewiß nicht so unwichtig sein."
- ^ "Jung und hübsch, das ist es eben!" riefen die an- ^ lachend. „Der Herr Rittmeister
gut, daß dre Frau Mama keine Junae und 'Hübsche H Schloß nehmen wird, da istih^derReai- mentsort^des Herrn Grasen doch noch zu nah, obwohl .die Entfernung so und so viele Dutzende von Meilen ' beträgt." >
„Wer weiß, was für ein altes ausgedientes Exemplar > es sein wird," meinte einer.
„Mit ausgedörrter Taille und welken Lippen."
„Verschonen Sie mich mit einer weiteren Schilderung," sagte Graf Geza halb lachend, halb geärgert, „mag haß- liche Weibsbilder selbst nicht, wenn sie nur gemalt sind... Wo aber der verfluchte Kellner bleibt. — He, Julko! Das Donnerwetter!"
Julko erschien. Er war in der Stube, bevor noch der ganze harte Satz ausgesprochen war. Er trug ein großes Brett, auf dem Flaschen, Gläser und auch eine ^Tasse Tee sich befanden. Je näher er dem Tisch kam, desto unsicherer wurden die Bewegungen des kleinen Mannes, denn er sah die blitzenden Augen des Rittmeisters auf sich gerichtet. Und richtig, als er vor dem Tische S. Ganze eine bedenkliche Schwankung^..
Flaschen und Gläser wurden gerettet, die Zunachstsitzen- den griffen danach, aber die Teekanne stürzte um und der heiße Inhalt ergoß sich auf die Uniform des Rittmeisters.
Das erste, was der Kellner als Entgelt erhielt, war eine flammende Ohrfeige.
„Tölpel," rief der zornige Offizier aufspringend, und holte zu einer zweiten, gewaltigeren aus. — „Wer hat Tee bestellt?"
„Die fremde Dame dort," sagte der unglückliche Kellner, und wies zitternd nach dem andern Ende des Zimmers.
Graf Cillagi wandte sich um. Die Dame hatte den Schleier zurückgeschlagen, denn es war sehr heiß im Zimmer, aber die Hand, die das Haupt stützte, beschattete so das Antlitz, daß kein Zug zu unterscheiden war.
„Wer ist die Dame?" fragte er Palsy mit halbleiser Stimme.
Dieser wußte es ebensowenig, wie die anderen Herren.
Sie war bald nach ihnen eingetreten, still und teilnahmslos bis jetzt auf ihrem Platz verharrend, ohne nur ihren Kopf umzuwenden.
„Sie ist gewiß recht häßlich," meinte Graf Geza in deutscher Sprache und so laut, daß es die Fremde gewiß hörte. „Schöne Frauen zeigen gerne ihr Gesicht, besonders, wenn sich eine so günstige Gelegenheit, wie hier, darbietet! — . . . Endre, auf eine glückliche Heimkehr," rres er dann, goß die Gläser voll und stieß mit dem Freunde und den andern an. „Und jetzt, Kameraden, üE ks Neues?" fragte er weiter, die Beine weit von stch streckend und sich mit einer Hand auf sein Wehr- " ^ war ein volles Jahr nicht zu Hause und da wird doch was Neues passiert setn"
„Neues?" meinte einer der Offiziere Die oan;e Gegend ist so langweilig, daß nicht einmal" ein Ste?n vom andern gerückt wird."
„Was verstehst du unter Neues?" versetzte ein anderer „Geboren werden, ein Weib nehmen und sterben! Das w'e überall. Von den gewaltigen Strömun- wenig" der Karpathengegend sehr
,Kho, nicht so absprechend/' sagte Endre, „wir haben
hier selten Gewitter, wenn es aber losstürzt, so wütet es verderblicher, als in jeder andern Gegend, so ist es mit der Leid:: s. ..st, wenn sie einschlägt. Ich weiß eine Neuigkeit, G?za, die dich interessieren wird: Baron Nadasdy hat sich verlobt." , ^
„So, mit wem denn?"
„Mit einem bürgerlichen Mädchen," sagte Endre ruhig. Da sprang Geza auf und stieß so heftig ein Glas zurück, daß es an ein anderes anschlug und in tausend Stücke zersplitterte. s
„Nadasdy, ist er bon Sinnen?! ..."
„Verliebt ist er, Geza, und das komint wohl auf eins heraus," meinte Major Palsy lachend. „Du brauchst nicht so außer dir zu sein," fuhr er dann fort. „Es ist nicht das erste Beispiel, daß ein gemeines Reis auf einen edlen Stamm gesetzt wird, besonders in unserer Gegend nicht."
„Um so mehr muß man sich dagegen wehren."
„Das kommt nur daher, weil sich der Adel nicht mehr so isoliert hält, wie in alter Zeit," unterbrach ihn der Major. „Man muß nicht in bürgerlichen Kreisen Verkehren, wenn man davor geschützt sein soll."
„Wie kommt das dazu?" rief der Rittmeister in seiner rohen, rücksichtslosen Weise. „Zum Küssen, Spielen und Trinken'ist mir jede und jeder gut; ehe ich aber einen Bürgerlichen meinen Freund nennen oder einer Bürgerlichen meinen Namen geben sollte, eher würde ich mir eine Kugel durch den Kopf jagen!"
Auf dem Gesichte der Dame beim Fenster lag ein eigentümlicher Ausdruck; halb Abscheu, halb Entrüstung; denn da die Unterhaltung laut und in deutscher Sprache geführt wurde, verstand sie jedes Wort.
Jetzt erschien Julko mit einem frischen Aufguß des so sehnlich erwarteten Tees. Aber war es, daß ihn ihr Anblick verwirrte, oder lag ihm der Schreck noch so sehr in den Gliedern, oder war die Verbeugung zu tief, die er machte, genug, das unheilverkündende Klirren ließ sich hören, und als er vor ihr stand, ergoß sich der Inhalt auf die Erde, und die Dame sprang auf, ihre Kleider zu retten. > , , . / l
- Fortsetzung folgt.)