Neckarwasserkraft. Die Kosten betragen 1,8 Millionen und werden teils von der Stadtgemeinde, teils von der elektri­schen Kraftübertragung Her'renberg getragen. Der Stadt stehen aus der Amerika-Anleihe 1,5 Millionen RM. zur Verfügung. Das Werk soll seine Schulden mit 7,5 v. H. verzinsen und in 30 Jahren tilgen mit Hilfe einer Ein­nahme von jährlich etwa 175 000 ^(. Mit dem Kraftwerk sind auch noch andere große Aufgaben verbunden, nämlich der Ausbau der Straße nach Hirschau, die Korrektion des Neckars oberhalb Tübingens und die Anlage eines Frei­schwimmbads zum Ausbau der Sportanlagen. Die Ver­sammlung billigte die Pläne.

Zwischen Kilchberg und Tübingen stürzte der Zigarren­fabrikant Wilhelm Trauth von Tübingen aus dem Perso­nenzug. Er war sofort tot.

Ochsenhausen OA. Biberach, 24. April. Jungvieh - Prämiierung. Bei richtigem Aprilwetter fand gestern auf dem Kapfgelände eine Jungviehprämiierung der Braun­viehzuchtgenossenschaft Biberach statt, die außerordentlich gut beschickt war. 189 zu prämiierende Stücke waren da, und die Preisrichter hatten reichliche Arbeit. Das zugeführte Material war sehr gut. Auch konnten mehrere Verkäufe abgeschlossen werden. 24 erste Preise, 33 zweite, 59 dritte und 7 Ehrenpreise im Gesamtbetrag von 1600 wurden verteilt. Kleine und kleinste Züchter erhielten für gute Ware Preise. _

Lokales.

Wil-dbad, 25. April 1928.

Holland-Vortragsreife Werbung für Bad Wild­bad. Bei der Schriftleitung geht die Nachricht ein, daß die beiden Vortrags- und Werbereisenden, die Herren Karl Blumenthal und Hr. Weidner, aus Holland zurückgekehrt sind. Die zahlreichen Eindrücke und Erfah­rungen, die in Holland gesammelt worden sind, dürften zu guten Hoffnungen Anlaß geben. In weiteren Bei­trägen für das Wildbader Tagblatt sind wir in der Lage, noch manches berichten zu können.

Der Kriegerbundestag in Wildbad verschoben. Bei der am 21. April stattgehabten Frühjahrssitzung des Ge­samtpräsidiums des Württ. Kriegerbundes wurde u. a. beschlossen, den auf das Jahr 1929 bestimmt gewesenen ordentlichen Bundesrat in Wildbad auf das Jahr 1930 zu verlegen.

Gymnastik-Kurse. Im Mai und Juni finden in diesem Jahre hier wieder die Gymnastik-Kurse von Frl. Helene Scharff aus Pforzheim statt. Der Unterricht wird Mittwochs in der Turnhalle abgehalten. Anmel­dungen nimmt die Buchhandlung Loebich entgegen und gibt auch Auskunft über genaue Zeit und Preis des. Kur­sus. Frl. Scharff ist ausgebildet in der bekannten Gym- nastik-Schule von Frau Dora Menzler in Leipzig und ist in Wildbad ja bereits bekannt durch die Kurse, die sie im Jahre 1925 und 1926 hier gab. Es empfiehlt sich eine baldige Anmeldung.

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Vorläufig keine Errichtung einer Postsparkasse. Bekannt­lich hatte der Reichsverband des deutschen Handwerks in einer besonderen Eingabe an das Reichspostministerium Ein­spruch gegen die beabsichtigte Errichtung einer Postsparkasse erhoben. Der Reichspostminister betont nunmehr in einem Schreiben an den Reichsverband, daß die Frage, ob nach dem Vorbikd der meisten ausländischen Staaten auch in Deutschland eine Postsparkasse zu errichten ist, sorgfältiger Prüfung bedürfe. Der Minister weist darauf hin, daß die Verhältnisse in Deutschland wesentlich anders als in den Staaten liegen, die bereits eine Postsparkasse eingeführt haben. Wie vom Reichsverband des deutschen Handwerks, so werden auch von anderen Seiten mancherlei Gründe geltend gemacht, die gegen eine Postsparkasse in Deutschland sprechen. Die Frage wird unter den gegebenen Umständen in naher Zeit und ohne vorherige eingehendste Erörterung mit allen in Betracht kommenden Stellen nicht entschieden werden.

Aus der Nachbarschaft.

Höfen a/Enz, 24. April. Am letzten Samstag beging hier der Säger Christoph Roller im 75. Lebensjahre mit seiner um drei Jahre jüngeren Ehefrau die Feier der gol­denen Hochzeit. Vom Reichspräsidenten war aus diesem Anlaß ein Glückwunschschreiben eingelaufen; desgleichen ließ der Staatspräsident ein Schreiben samt einem Ge­schenk überreichen. Auch von der Firma Krauth k Co. in Rotenbach, bei welcher Roller seit 60 Jahren ununter­brochen tätig ist, wurde das Jubelpaar durch ein Geschenk geehrt. Der hiesige GesangvereinSängerbund" wirkte bei der kirchlichen Feier mit und der Musikverein erfreute das rüstige Paar mit einem Ständchen.

Tagung des Schwäbischen Sängerbunds

hast. 24. April. Letzten Sonntag hielt hier der Schwäbische Sängerbund im Festsaal des Neubaus seine Mitgliederversammlung ab, zu der etwa 300 Vereine rund 600 Tagungsteilnehmer entsandt hatten. Am Samstag ging ein Begrüßungsabend des Musikvereins Hall voraus. In der Mitgliederversammlung erstattete Bundespräsident Iäkle den Bericht über das Geschäfts- jahr 1927. Der Mitgliederstand beträgt jetzt in 25 Gauen mit 1086 Vereinen 49132 Sänger und 89147 beitragende Mitglieder, somit insgesamt 138 279 Mitglieder. 6 Ver­eine konnten im vergangenen Jahr ihr lOOjähriges Bestehen feiern. In den inneren Ausschuß wurden zu seiner Er­weiterung neu gewählt Prokurist Karl M o tz - Stuttgart und Fabrikdirektor Dr. Willi H o h n e r - Trossingen. Auch Bundeschormeister Nagel-Eßlingen gehört dem engeren Ausschuß künftig an. Als Ort der Mitgliederversammlung >m Jahr 1929 wurde Böblingen gewühlt. Prokurist Karl Motz berichtete über die Vorbereitungen zum Besuch de? Deutschen Sänaerfestes in Wien. Es sind 9 Sonder­züge vorgesehen. Rund 8000 württembergische Sänger werden nach Wien fahren. Für das Fest selbst sind 112 000 deutsche Sänger angemeldet.

kleine Nachrichten aus aller Weil

Ferdinand Hummel st. Der Komponist Professor Ferdi- Hummel ist heute in seiner Schöneberger Wohnung, 7S 3ahre alt. gestorben.

Parkeiauskrstk. Der bisherige deutschnationale Landtags­abgeordnete Hackenbera, Volksschulrektor in Berlin, der Katholik ist, ist nach derGermania" aus der Deutjchnatio- nalen Volkspartei ausgetreten.

Großadmiral v. Tirpitz ist zum Ehrenvorsitzenden der Deutschnationalen Volkspartei ernannt worden.

Blumenaussiellung in Gent. In Gent (Belgien) wurde die BlumenausstellungFloralis", die alle fünf Jahre ab­gehalten wird, eröffnet. Unter den Preisrichtern befinden sich 17 deutsche Namen, aber nur ein einziger Deutscher hat ausgestellt, Paul Berthold Grätz aus Köln, der einen Preis des englischen BlattsGardener Chregiele" für Hortensien erhalten hat.

Londoner Narzissenschau. Auf der-großen Narzissenschau, die jetzt in London zu sehen ist, sind mehr als 1000 neue Züchtungen ausgestellt: manche von ihnen messen im Durch­messer im Durchmesser 6 bis 7 Zoll (1517 Zentimeter); andere wieder sind nicht größer als Butterblumen. Seit­dem ist man in der Züchtung so weit fortgeschritten, daß jährlich zwischen 2000 und 3000 neue Formen geschaffen werden. Besonders schöne und seltene Arten werden über­aus hoch bezahlt.

Derfliegende Scholle". An jedem Wochentag geht seit 67 Jahren ein Schnellzug von London nach Edinburg, im­mer um dieselbe Zeit, vormittags 10 Uhr. Seit 30 Jahren führt er den NamenFliegender Schotte" (Flying Scots- man), seit dieser Zeit legt er nämlich die 628 Kilometer lange Strecke in weniger als 8 Stunden zurück, ist also der schnellste Zug Englands und vielleicht der Welt. Die Geschwindigkeit wird aber vom 1. Mai 1928 an noch mehr gesteigert werden, indem derFliegende Schotte" dann die ganze Strecke ohne jed-n Zwischenhalt durchfahren wird. Für das Zugspaar werden neue Maschinen und Tender, die 227 Hektoliter Was­ser fassen, verwendet. Vom ersten Wagen führt über den Tender zur Maschine ein Laufgang, durch den der Reserve- Führer und -Heizer zur Ablösung auf die Maschine ge­langen.

Morphiumschmuggel. Das Gericht in Budapest ver­urteilte den in Budapest wohnenden lettischen Staatsbürger Löb Rissak zu 3 Monaten Gefängnis und 1000 Goldkronen Geldstrafe. Die ungarische Postverwaltung hatte eine Sen­dung von 85 Kg. Morphium, die Rissak in Gemeinschaft mit einem gewissen Rona, der flüchtig ist, nach England schmuggeln wollte. Die Postverwaltung hat über den Fall an den Opium-Ausschuß des Völkerbunds berichtet.

Die Klassenjustiz in Rußland. Das Moskauer Gouver­nementsgericht verurteilte den lettischen Eisenbahner Eglit, der versucht hatte, auf einer Grenzstation zehn gefälschte Tscherwonjeznoten, die ihm der Befehlshaber der lettischen Grenzwache übergeben hatte, zu wechseln, zum Tode. Mit Rücksicht darauf, daß Eglit dem Arbeiterstand angehört, wurde er zu zehn Jahren Freiheitsstrafe begnadigt.

Schienen mit Harkgummiplatten. Die Reichsbahndirek­tion richtet bei den Bahnanlagen des Bahnhofs Berlin- Wannsee eine eingleisige Versuchsstrecke ein, bei der den Schienen an den Berührungsstellen Hartgummiplatten unterlegt werden, um das für die Reisenden lästige Stoßen der Wagen beim Ueberfahren der Schienenenden zu be­seitigen oder zu vermindern.

Große Wechselfälschungen aufgedeckt. Einer der Inhaber der Mühlen und Schweinemästerei Kröger, Elmshorn, ist nach einer Meldung derDossischen Zeitung" aus Ham­burg unter dem Verdacht unlauterer Mechselmanipulakionen verhaftet worden. Der Zusammenbruch der Firma hak im südlichen Holstein große Erregung hervorgerufen, weil sehr viele Bauern und Hofbesitzer von dem einen der Brüder zur Hergabe von ungedeckten Krediten und Barsummen ver­anlaßt worden sind. Ein Hofbesitzer hak festgestellt, daß er durch die Wechseloperationen um annähernd 14 Million Mark betrogen worden ist.

Das Erdbeben in Korinth. Das Erdbeben, bas sich von Bulgarien auch über einen großen Teil Griechenlands er­streckte, scheint auch hier schweren Schaden besonders in Korinth und Umgebung angerichtet zu haben. Nach den allerdings nicht ganz zuverlässigen Berichten sollen in Korinth allein etwa 2500 Häuser unbewohnbar geworden sein, auch die Bauwerke des Altertums sollen sehr not- gelitten haben. Dagegen ist die Zahl der Getöteten und Verletzten (20 bezw. 70) verhältnismäßig auffallend niedrig. Da das Elektrizitätswerk und alle Bäckereien gestört sind, ist die Stadt ohne Beleuchtung und es droht eine Hungers­not. Von Athen wurden 20 000 Kg. Brot abgesandt.

Am 23. April wiederholten sich die Erdstöße in der Gegend von Philippopel (Bulgarien). Was noch von den Häusern stand, soll vollends eingestürzt sein. Weitere acht Menschen verloren das Leben.

Auch in Oberitalien (Toskana, Foggia, Castel Nuovo) traten Erdstöße ein. Eine Anzahl Häuser wurde schwer beschädigt.

Verschüttet. In einem Steinbruch bei Layoubran (bei Toulon, Südfrankreich) kamen 12 000 Kubikmeter Gesteins­massen ins Rutschen. Vier Arbeiter wurden verschüttet und getötet.

Frecher Raubüberfall. In Detroit (Michigan) wurde am Hellen Tag inmitten des Geschäftsviertels ein Edelstein­händler, der in einem Kraftwagen fuhr, von drei Männern angehalten, die den Wagen bestiegen und ihn vollständig ausplünderten. Dann stießen sie den Edelsteinhändler aus dem Wagen und rasten davon. Der Schaden beläuft sich auf 150 000 Dollar. Die von der Polizei eingeleitete Unter­suchung hat bisher noch zu keinem Ergebnis geführt.

Streik in Indien. In der Provinz Bombay sind etwa 117 000 indische Spinnereiarbeiter in den Ausstand getreten. Die Spinnereien sind fast vollständig stillgelegt.

Allerlei

ep. Die Zeitung im Schulunterricht. Eine bemerkens­werte Erweiterung der Schulfächer hat neuerdings Däne­mark unternommen, indem es das Zeitungslesen als obli­gatorisches Fach in den Schulunterricht einführte. Die obe­ren Klassen eines Kopenhagens! Gymnasiums lesen regel­mäßig mehrmals in der Woche gemeinsam verschiedene Zei­tungen. Nachrichten, Leitartikel und andere Aufsätze werden in den Unterrichtsstunden durchgesprochen und sogar zu Klassenarbeiten benützt. Auch in einer Frankfurter Volks­schule wurde der Versuch gemacht, die Zeitung als Hilfs­mittel im Rechenunterricht und in der Staatsbürgerkunde zu benutzen.

Zu viel Studenten in Norwegen. Wegen Uebersüllung der akademischen Berufe in Norwegen erörtert man dort di« Frage der PegrelMng des Zugangs zur Reif epMung

an den höheren Schulen. Seil VRn JSHrhuMEWSkhM ist die Zahl der Studenten etwa um 600 Prozent gestiegen, besonders infolge des Zustroms von Studentinnen.

Die deutschen Zeitschriften im Jahr 1827. Nach dem letzten Jahresbericht der deutschen Bücherei in Leipzig sind im Jahr 1927 insgesamt 686 neue Zeischriften erschienen gegen 956 im Jahr 1926, so daß also täglich etwa 2 neue Zeitschriften gegründet wurden. Der Rückgang gegen 1926 ist zu begrüßen, da aus verschiedenen Gebieten des Zeit­schriftenwesens eure starke Ueberproduktion besteht. Die Neugründungcn bezogen sich hauptsächlich auf die Gruppe Allgemeines" mit 127, Staatswissenschaften mit 90, Tech­nische Wissenichasten und Handwerk mit 80 und Handel, Verkehr und Jndurstie mit ebenfalls 80. Die Gesamtzahl der Zeitschriften nach stehen die staatswissenschaftlichen Zeit­schriften mit 3006 voran. Es solgt dieallgemeine Gruppe" mit 2219, die Theologie mit 1599, Handel, Verkehr und In­dustrie mit 1480 Durchschnittlich lausen bei der Bücherei täglich nicht weniger als 1000 Hefte ein.

Ein neuentdeckter Heilfaktor der Nordsee. Bekanntlich beruht die Heilkraft der Nordsee in ihrem starken Aus­strömen von Salz. Radium und besonders Jod. Namentlich zur Ebbezeit entströmen diese Bestandteile in großen Mengen dem trockenlaufenden Watt. Die neuesten Untersuchungen der Milch von Kühen, Schafen und Ziegen auf den Nordseeinseln, den Halligen und dem Küstenland haben nun wie Sanitätsrat Dr. Gmelin (Wyk auf Föhr) berichtet kürzlich das überraschende Resultat gebracht, daß die Milch dieser Tiere starke Mengen von Jod ent­hält. Die Milch der Halligkühe besitzt zurzeit 210 Millionstel, die von Halligschafen sogar 445 Millionstel Gramm Jod im Liter, verglichen mit der bayerischen Kuhmilch das Fünf­fache, der Schafmilch sogar das Eifsache an Jodgehalt. Für Heilzwecke hat diese jüngste Feststellung einen hohen Wert. Nicht nur für die Heilung vieler Kinderkrankheiten ist stark jodhaltige Milch von Bedeutung, sondern auch für das Uebel unserer Zei: die Verkalkung. Bad Tölz, das berühmte Jod­bad, verdankt den Jodgehall seiner Wasser seinen Felsen mit versteinerten Meeressalzen. Es wird von wissenschaft­licher Seite noch daraus hingewiesen, daß neben der Butter auch das Fleisch von Tieren mit stark jodhaltiger Milch sehr jodhaltig ist. So ist auch erklärlich, daß die Insulaner und Küstenbewohner unserer Nordsee die im Inland so ver­breitete Arteriosklerose (Verkalkung) kaum kennen.

Der älteste Abgeordnetenbewerber in Frankreich. Um die 600 Sitze des französischen Abgeordnetenhauses bewerben sich ungefähr 4000 Politiker und solche, die es werden wollen. Noch nie hat man so viele Bewerber gesehen. Der Aelteste darunter ist Louis Andrieux, der sich in einem Bezirk in den Niederalpen aufstellen ließ. Er ist 88 Jahre alt und war nacheinander Staatsanwalt, Polizeipräsident von Paris und Botschafter in Spanien. Vor 50 Jahren wurde er zum erstenmal und seitdem öfters in diesem Be­zirk gewählt. Das vorige Mal fiel er durch, er erklärte aber schon, wenn er diesmal wieder durchfallen sollte, werde er bei den nächsten Wahlen in vier Jahren wieder auftreten. Andrieux besitzt einen kleinen Kraftwagen, mit dem er von Ort zu Ort fährt. Täglich redet er in zwei oder drei Ver­sammlungen.

Neue französische Kriegsschiffe. In Brest wurde der Große KreuzerColbert" in Gegenwart des Admiralstabs­chefs der französischen Marine vom Stapel gelassen. Seine Turbinen entwickeln insgesamt 120 000 Pferdestärken. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 34 Knoten. Der Kreuzer ist bestückt mit sechs Torpedo-Ausstoßrohren, acht 203-Milli- meter-Geschützen, acht 75-Millimeter-Kanonen und acht 37- Millimeter-Flugzeugabwehrgeschützen. In Corien ging der Zerstörer Guegard vom Stapel.

Ein belgisches Lhristusdrama. Der Brüsseler Arzt Deauville hat ein DramaEcce Homo" geschrieben, das bis jetzt in einem Kreis von Männern der Wissenschaft, Literatur und Kunst vorgelesen wurde und starke Anerken­nung gefunden hat. Die Person Christi tritt in dem Stück nicht auf, es ist kaum von ihm die Rede; das Stück spielt in den Tagen der Kreuzigung und schildert das Volks­leben jener Zeit im Hinblick auf das gewaltige Weltereig­nis. Die auftretenden Gestalten sind aber heutiger Art. Es sind Römer, Palästinenser von vor zweitausend Jahren, aber sie denken wie wir, sie sehen das Leben so, wie es heute ist. Die Römer herrsche« im besetzten Gebiet und be­schauen sich die artfremde Bevölkerung, wie die Trauzosen es im Rheinland tun. Das Auftreten Christi mit den Be­gleiterscheinungen bedeuten für sie kommunistische Umtriebe, alltägliches Gezänk der minderwertigen unterworfenen Rasse. Im Mittelpunkt der Handlung stehen der pazifistische Schwärmer Gamaliel, der Sohn eines reichen Kriegs­gewinnlers, und seine Geliebte, die reuige Magdalena, letz­tere tritt aber selbst nicht auf. Durch das Drama soll eine fesselnde Spannung gehen.

Erstaunliche Raketenversuche

Ingenieur Sander, der kürzlich den Raketenantrieb an den Opel-Kraftwagen ausprobierte, will nun nach einer Hamburger Meldung bei Unterlüß in der Lüneburger Heide eine Schienenbahn bauen, von der aus ein besonderes Fahrzeug mit solcher Wucht abgeschossen werden könne, daß es eine Höhe von 15 000 Meter erreiche. Es solle auch ver­sucht werden, eine Rakete herzustellen, die von Europa nach Amerika hinübergeschossen werden könne.

Die höchsten bis jetzt erreichten Höhen sind: 1. amerik. Kapitän C. Gray mit einem Freiballon 12 945 Meter; Grey erstickte bei dieser Höhenfahrt. Der Ballon stürzte ab, nachdem er mit dem Toten nach den Meßwerkzeugen noch bis 13 900 Meter gestiegen war; 2. am 13. März 1926 er­reichte der amerik. Leutnant John Mac Ready mit dem Flugzeug 12 066 Meter; 3. der französische Flieger Juan Calliza stieg am 23. August 1926 im Flugzeug bis auf 12 442 Meter. Der höchste Berg der Erde, der Gauri- sankar im Himalaya, ist 8840 Meter hoch. Die Atmosphäre der Erde reicht bis zu 15 000 Meter, dann beginnt der Weltraum" unseres Sonnensystems, auch Aether genannt, mit seiner ewigen Nacht und einer Kälte, die 60 Grad C. betragen soll. Im Aether hört das Schwergewicht, d. h. die Anziehungskraft der Erde auf. Die modernen Dädalusse glauben, wenn es gelinge, einen Körper von der Erdober­fläche mit einer gewissen Geschwindigkeit über die Erd­atmosphäre hinauszubefördern, so würde der Körper fort­dauernd sich im Aether weiterbewegen, bis er schließlich in die Atmosphäre eines anderen Planeten gerate und von diesem angezogen werde. Auf diese Weise soll es nach diesen Phantasien schließlich ermöglicht werden, dem Mond einen Besuch abzustatten und mit den angeblichen Be­wohnern des Planeten Mars in Verbindung zu treten.