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Nummer 95

Ferrruf 17«

Sie arabische Zrage

Dienstag den 24. April 1928

Fernruf 179

63. Jahrgang

Die Festung Arabien

In einer Zeit, da die englische Herrschaft bereits in In- dien und in Aegypten mit ernstlichen Schwierigkeiten zu kämpfen hat, ist überdies Arabien gegen England in Bewegung geraten. Das Land ist infolge seines Klimas und seiner Natur eine Art Festung, die unein­nehmbar ist und sich infolge seiner strategischen Lage aus­gezeichnet zu Ausfällen auf empfindliche Stellen des eng­lischen Weltreichs eignet. Die arabische Halbinsel, die nur durch den schmalen Persischen Golf von Asien und durch den noch schmäleren Graben des Roten Meers von Afrika getrennt wird, bildet gleichsam das Verbindungsland zwi- scheu beiden Erdteilen. Von hier ist einst das Arabertum in der mohammedanischen Bewegung nach Asien bis nach Indien und nach Afrika bis nach Marokko vorgestoßen. Mekka und Medina sind noch heute die heiligen Stätten, nach denen alle Abende die Gläubigen der an 200 Millio­nen Menschen umfassenden mohammedanischen Welt ihre Gebete richten. Die Halbinsel flankiert im Westen das Rote Meer, das die Fortsetzung des Suezkanals und damit des Seewegs nach Ostindien darstellt, und im Osten das Zwei­stromland des Tigris und Euphrat, durch das die Land­verbindung zwischen Asien und Europa führt. Das Land der alten Chaldäer ist gleichzeitig eines der großen Länder der Zukunft, da es nicht nur Baumwolle erzeugt, son­dern zugleich Erdöl besitzt. An der syrischen und palästini­schen Küste erreicht die Halbinsel das Mittelmeer. Meso­potamien, Syrien, Palästina und die am Ostufer gelegene Sinaihalbinsel bilden mit Arabien eine geographische Ein­heit, deren Grenzen das Hochland von Iran, die Tauriden, das Mittelmeer, das Rote Meer und der Indische Ozean mit dem Persischen Golf sind. Arabien selbst stellt ein großes rechteckiges, 2500 Kilometer langes und 1250 Kilometer breites Hochplateau dar, das bis zu 1000 Meter ansteigt und von einer durch Sandwüsten und Oasen unterbroche­nen Steppe bedeckt ist. Sie ist nahezu uneinnehmbar und ist auch niemals erobert worden, zumal da die Steppe kei­nen Eroberer reizte.

Das Klima, dessen Temperatur innerhalb 24 Stunden oft um 50 Grad schwankt, hat hier eine elastische und zähe Bevölkerung geschaffen, die etwa 3 Millionen Menschen beträgt. Ihr kühner Sinn, ihre kriegerische Religion und ihre Bedürfnislosigkeit haben die Araber zu einem der gro­ßen Eroberervölker der Weltgeschichte gemacht. Die Armut ihres Landes ließ und läßt sie nach reichern Gebieten aus- schauen und trieb sie wie die Germanen auf die Bahnen der Ausbreitung, die sie über die Straße von Gibraltar und die Pyrenäen hinweaführte und der erst an der Loire ein Ziel gesetzt wurde. Der im 18. Jahrhundert entstan­dene Wahäbitismus hat bei ihnen den Islam zu einer puritanischen Kriegsreligion reformiert. In seiner Not machte England während des Kriegs den Fehler, die Araber in Palästina, Syrien und Mesopotamien zum Aufstand und die Wahabiten zum Krieg gegen die Türken aufzureizen. Ihnen allen wurde die volle Freiheit ver­sprochen. Der Oberst Lawrence, der lange unter den Arabern gelebt und dem dies Werk gelungen war, plante sogar die Gründung eines alle Araber umfassenden groß­arabischen Reichs.

Nach dem Krieg wurden nahezu alle Versprechungen nicht g e h.a lten. Um die Franzosen im Nahen Osten gegen die Türken und die Araber zu interessieren, wurde ihnen das türkische Zilizien und das arabische Syrien aus­geliefert. Die Juden erhielten das bis dahin ganz von Arabern bewohnte Palästina angewiesen. England suchte ferner das Arabertum zu spalten und gründete eine Anzahl neuer Reiche, wie den Irak in Mesopotamien und Transjordanien jenseits des Jordans, die dem- uig Fessal, der nach Lawrences Idee in Damaskus ur­sprünglich der Gesamtherrscher Großarabiens werden sollte, und dessen Bruder gegeben wurden, Hedschas mit Mekka und Medina, das an Hüssein fiel, und Jemen in der Nähe von Aden. Irak mit seinen Baumwoll- und Erdöl­feldern wurde sogar englischesMandatsland". und die übrigen Reiche traten mehr oder weniger unter englisches Protektorat". Den Herrscher von Innerarabien, das Haupt der Wahabiten, Jbn Sa-ud, hoffte man durch Geldzahlungen ruhig zu halten.

Durch diese Neuordnung der Dinge im Nahen Orient, die im April 1920 auf der Konferenz von San Remo ge­troffen wurde, fühlten die Araber sich be­trogen. Der durchschlagende Erfolg, den die Türken un­ter Kemal in dem Kampf um ihre Unabhängigkeit er­rangen, belebte ihre Hoffnungen. Am größten war die Un­zufriedenheit in Syrien, wo die Franzosen den Aufstand mit Waffengewalt Niederschlagen mußten. Auch Jbn Sa-ud, der von 1917 bis 1923 nicht weniger als 540 000 englische Bfund erhalten und mit englischer Hilfe seine Scharen mo- dem ausgerüstet hatte, setzte sich in Bewegung, vertrieb 1924 Hüssein und eroberte den Hedschas, Die Engländer er­kannten die Eroberung im Vertrag von Dschedda (1927) als vollendete Tatsache an. Jetzt beunruhigen seine Be­duinen das Transjordanland und den Irak. Wie es scheint, Haben sich die Amerikaner hinter ihn gesteckt,, deren

lagerspiegel

Die Parlamenkswahlen in Frankreich am Sonntag sind uuhig verlaufen. Von 11,5 Millionen Skimmberechkigten haben rund 10 Millionen abgestimmt. Aeber das Ergebnis läßt sich noch nichts sagen, da nur 176 Wahlen fest und über 400 Stichwahlen nötig sind. Im allgemeinen soll ein Ruck nach Rechts festzustellen sein. Die Kommunisten haben schlecht abgeschnitten.

Von den bis jetzt Gewählten sind 144 Anhänger. 32 Gegner Poincares, die Wahlen bedeuten also einen Sieg Poincares.

Tn London verlautet gerüchtweise, Austen Lhamberlain werde als Außenminister zurücktreken, da einem großen Teil der konservativen Partei seine Stellung gegen Sowjet- rußland zu unentschieden erscheine. Als Nachfolger soll Lord Birkenhead in Betracht kommen. Lhamberlain habe versäumt, den Zusammenbruch der Sowjekregierung, den er in der Hand gehabt habe, durchzuführen. -

Der frühere Erzbischof von Mexiko, Mora, ist in San Antonio (Texas) in der Verbannung gestorben.

Baum>wollinterefsenten den Engländern bereits in der Frage des Tana-Sees in Abessinien, dessen Messer für di« Berieselung der Baumwollfelder im Sudan notwendig sind Schwierigkeiten gemacht haben. Jbn Sa-ud setzt sich in dem Augenblick in Bewegung, da die Engländer begin­nen, mit der Ausbeutung der Erdölfelder in Mossul den amerikanischen Oelproduzenten ernstliche Konkurrenz zu bereiten. ^

England steht jetzt vor der Frage, ob es die Neuord- nung des Nahen Orients, die es auf der Konferenz von San Remo getrosten hat, mit Waffengewalt aufrechterhal» ten oder zu den Plänen des Obersten Lawrence zurück» 2m erstern Fall müßte England sich, um wirk»

5u erhalten, zur Unterwerfung der Wahabiten entschließen, da man sich unmöglich dauernd darauf be- schranken kann, in der Verteidigung zu bleiben. Eine Nie- Verwerfung der Wahabiten wäre das radikalste Mittel zur Sicherung der englischen Stellung im Nahen Orient; jede andere Haltung würde derjenigen des alternden römischen Weltreichs gleichen, das sich den Germanen und Arabern gegenüber auf die Verteidigung verlegte, mit dem Ergeb­nis, daß jene das weströmische und diese das oströmische Reich schließlich über den Hausen warfen. Eine Unterwer­fung Arabiens würde freilich nicht nur viele Jahre, son­dern gleichzeitig auch viele Milliarden kosten. Es kann mit der Flugwaffe, so wirksam diese in Kolonialkriegen auch ist, allein nicht geführt werden, und es ist fraglich, ob England für den Steppen- und Wüstenkrieg geeignete Kolonial­truppen besitzt, da der Kampf mit europäischen Truppen natürlich nicht geführt werden kann. Im zweiten Fall würde England nichts anderes übrig bleiben, als vor Jbn Sa-ud weiter zurückzuweichen. Es hat ihm das Hedschas mit den Heiligen Stätten geopfert und müßte ihm auch den Irak und das Transjordanland preisgeben und sich mit ihm dann über die wirtschaftliche Ausbeutung des Landes einigen.

England ist mit Kolonialgebieten überladen; seine Ko­lonialpolitik wird immer mehr rein wirtschaftlich-finanzieller Art, und man sucht die kostspieligen Ausgaben für Militär und Verwaltung zu sparen. Es ist deshalb auf politischem Gebiet beinahe überall, in China, Indien, Aegypten und in der Türkei zurückgswichen und wird das voraussichtlich auch im Irak tun. Jbn Sa-ud dagegen hat zur Hebung der arabischen Gebiete noch für lange Zeit englische Kapitalien und Techniker nötig. Wann die Dinge diese oder eine ähn­liche Lösung erfahren, läßt sich heute noch nicht voraus­sehen, da im Orient sich alles schwerfällig und langsam ent­wickelt.

»

London, 23. April. Der britische Unterhändler Sir Gil­bert Clayton ist nach Dschedda gereist, um mit König Jbn Sa-ud neue Berhandlungen über die Lage in Arabien zu führen.

Flug über den Nordpol?

In Oslo ist die Meldung eingetrosten, daß die ameri­kanischen Flieger W i l k i n s und Ey e l s o n am 15. April von Alaska aus im Flugzeug über den Nordpol nach Spitzbergen geflogen seien, wo sie nach einem Flug von 211s Stunden in ödester Wildnis landeten. Norwegische Kolonisten, die zufällig in diese Gegend ge­kommen seien, seien ihnen bei der Landung behilflich ge­wesen.

Der Vorstand der Amerikanischen geographischen Gesell­schaft, Dr. Bowman (Baumann), der für das Unternehmen tätig war, teilte mit, er habe von Wilkins eine drahtlose Meldung erhalten, daß die Flieger am Nordpol kein Land fest stellen konnten. Der wichtigste Zweck des Flugs sei, das Polarmeer in einer Richtung zu überfliegen, wo am meisten Aussicht für die Entdeckung von Neuland Wilkins Flug Hab? diese Frag« gMt U.E zugleich

Marheit über verschiedene Gebiete im nördlichen Grönland gebracht. Es sei nun ziemlich sicher, daß es kaum noch weitere Entdeckungen von Land geben werde, ausgenom­men die Küste von Sibirien.

Aus Green Harbour (südlichste Bucht von Isfjord, Spitzbergen) wird weiter berichtet, Wilkins und Eyelson haben in einem Dorf von Bergarbeitern Unterkunft ge- fiinden. Sie werden wohl gezwungen sein, dort bis zur Schnee- und Eisschmelze zu bleiben. Nach anderer Mel­dung sind die Flieger in Green Harbour eingetrosfen, wo sich zurzeit nur 5 Norweger, die die drahtlose Regierungs- station zu bedienen haben, und möglicherweise einige Wachleute befinden. Green Harbour hat in den letzten Tagen 25 Grad Kälte und Schneefall gehabt.

. In den Vereinigten Staaten hat die Usberfliegung des Nordpols ungeheuren Jubel hervorgerufen: dieser Flug stelle alle derartigen bisherigen Unternehmungen in den Schatten. Der norwegische Nordpolfahrer Amundsen sagte, kein bisheriger Nordpolflug sei mit dem jetzigen an Bedeutung zu vergleichen.

Die amerikanische Presse feiert den Flug von Alaska nach Spitzbergen als die größte Tat der bisherigen Luft­fahrt. Staatssekretär Kellogg. Kriegssekretär Davis und Marinesekretär Wilbur haben Kapitän Wilkins telegraphisch ihre Glückwünsche ausgesprochen.

Neueste Nachrichten

Die Hilfeleistung für dieBremen"

Neuyork. 23. April. Durch schlechtes Wetter wurde das Flugzeug der kanadischen Flieger Schiller und Bat­chen, in dem Fitzmaurice die Ersatzteile nach der Greenly-Jnsel bringt, genötigt, auf der Seven-Insel eine Zwischenlandung vorzunehmen. Da das Flugzeug verhält­nismäßig nur wenig Benzin für dieBremen" an Bord nehmen konnte, wird Hauptmann Köhl nach erfolgter Ausbesserung mit derBremen" allein von der Greenly- Jnsel starten und Hünefeld und Fitzmaurice bei der ersten Zwischenlandung in Straits, wo wieder Benzin gefaßt wird, an Bord nehmen. Hünefeld und Fitzmaurice werden auo zunächst mit dem kanadischen Flugzeug vo raus fliegen. Von Straits wird sodann, wie Herta Junkers bekannt gibt, wieder eine Teilstrecke bis Lake St. Agnes ab­geflogen, wo wieder Benzin eingenommen wird. Sodann soll der Endflug nach Neuyork erfolgen unter Begleitung des Hilfsflugzeugs, in dem voraussichtlich Frl. Herta Dunters rnltjliegen wird.

Der eine der beiden Flieger «VN Detroit, Bonnett ist in Murray Bai an Bronchitis nnd LunAeneni?>nnbuns schwer erkrankt und mußte ins Krankenhaus nach Montreal verbracht werden.

Politische Schlägerei in Berlin

Berlin, 23. April. In Neukölln gab die Stahlhelm- Kapelle ein Konzert. Als nach Schluß des Konzerts die Teilnehmer abzogen, wurden sie von Gruppen des Rot­kämpferbunds und des Reichsbanners überfallen. Es ent­spann sich eine große Schlägerei. Die Polizei nahm 6(. Leute von beiden Seiten fest.

Der Prozeß gegen die verhafkeken deutschen Ingenieure

Berlin. 23. April. Es trifft zu, daß Rechtsanwalt Munt« bei dem Prozeß der verhafteten deutschen Ingenieure als Berater des russischen Rechtsanwalts tätig sein wird.

Fortschritts der nordschleswiger Sammlungsbestrebungen

Sonderburg. 23. April. Die Sammluirgsbewegung der nordschlesrvigischen Landwirte, nach ihrem Führer, dem Gutsbesitzer Lei, auch Leibewegung genannt, ist in starkem Anwachsen begriffen. Biele Unterschriften sind schon ge­sammelt worden, namentlich in Arbeiterkreisen ist man mit den Zielen und dem Boraehen der Bewegung durchaus ein­verstanden. Nahezu 90 Prozent der Arbeiter haben ihre Unterschrift für die Bewegung gegeben. Die am Sonntag abend abgehaltenen Versammlungen waren außerordentlich stark besucht.

Rücktritt des Kardinals Gasparri?

Rom, 23. April. Nach dem faszistischenJmpero" soll der Kardinalstaatssekretär Gasparri demnächst zurücktreten. Entsprechende Gerüchte laufen hier schon lange um. Außer­dem bekämpfen die Faszisten den Kardinal als ihren ver­meintlichen Feind. Auch Gasparris hohes Alter von 76 Jah­ren macht seinen Rücktritt wahrscheinlich. Unter den mög­lichen Nachfolgern wird auch Nunzius Pacelli, der im nächsten Konsistorium zum Kardinal gewählt werden soll, genannt.

Englische Drohungen gegen Aegypken

London. 23. April. Halbamtlich ergeht eine letzte Earnung an die ägyptische Regierung, daß sie sich davor hüten möge, die geplanten Gesetze über die Aushebung des