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Nummer 94
Ferrruf 178
Montag den 23. April 1828
Fernruf 178
63. Jahrgang
Eine gewichtige Stimme aus Augur» zu der kriegsschuldfrage
„Kein Wunder! Denn die haben ein Interesse daran." Seit der englische Lord Northermere für die Aufhebung des Vertrags von Trianon, eines Parallelvertrags zu dem Schanddiktat von Versailles, gesprochen und neuerdings sich sogar bei Mussolini dafür eingesetzt hat, haben die Ungarn ein doppelt und dreifaches Interesse an einer baldigen Aufhebung der sogenannten „Friedensverträge". Denn sie hängen alle miteinander zusammen: Versailles, Trianon, St. Germain, Neuilly und Teures. Alle stehen und fallen miteinander. Denn alle stehen auf dem Flugsand der Kriegsschuldlüge d. h. der erlogenen Behauptung von der Schuld der Mittelmächte, als der Angreifer, die Europa m den fürchterlichsten aller Kriege gestürzt bätten.
Nun, hiegsgen erhebt der ungarische Staatsmann Geza Lukacs in der neuerdings in deutscher Uebersetzung erschienenen Schrift „Die Revision der Friedens- Verträge" (Verlag von Georg Hilke. Berlin 1928, 120 S. geheftet 3.50 -K, geb. 5 -K) kräftigsten Widerspruch, wobei er von dem bekannten ehemaligen bulgarischen Ministerpräsidenten Dr. V. Radoslavoff in einem beachtenswerten Vorwort nachdrücklich unterstützt wird.
Nicht als ob der Ungar neue Tatsachen, die uns bisher unbekannt gewesen wären, vortragen würde. Nein, was Lukäcs hier klar und überzeugend, ohne leidenschaftliche Uebertreibung darstellt, sind Tatsachen, die die Kriegsschuldforschung diesseits und jenseits des Ozeans seit Jahr und Tag unwiderlegbar festgestellt hat, die aber in ihrer Häufung und Gewichtigkeit so eindrucksvoll wirken, daß man sich erstaunt fragen muß, warum denn die offizielle Welt unserer ehemaligen Kriegsgegner immer noch so unsagbar eigensinnig an der „These Poincares" festhält?
Wenn etwas neu an seinen Ausführungen ist, so mag es der Hinweis auf die Tatsache sein, daß „kein einziges programmatisches formales oder nicht formales Ueberein- kommen" unter den Mittelmächten anzutreffen ist, welches auf eine „imperialistische Krisgsziol- und Eroberungspolitik", die uns vorgeworfen wird, Hinweisen könnte. Also „Mangel an Vereinbarungen" unter den Mittel- Mächten, während auf der Gegenseite derartige ganz bestimmte Ziele und Zusagen bestanden, als da sind: Auflösung Oestereich-Ungarns, Loßreißung von Elsaß-Lothringen, Aufteilung der Türkei usw. — Kriegsziele, die unerbittlich verfolgt wurden und die auch die Grundlage der Friedensdiktate bildeten. Wenn irgend etwas, so wirft dies ein überaus Helles und grelles Licht auf die gänzlich verschiedene Lage und Stimmung der beiden kriegführenden Gruppen, so daß kein Augenblick darüber ein Zweifel bestehen kann, wer von ihnen die „Angreifer" waren und wer von ihnen sich in der Verteidigung befand?
Noch etwas: Im Lauf des furchtbaren Kriegs haben die Mittelmächte die päpstlichen Friedensversuche rückhaltlos unterstützt. Man denke an den gemeinsamen Schritt vom 12. Dezember 1916 und den Versuch des Grafen Burian am 14. September 1918. Hatte aber alles keinen Wert. Geza Lukäcs wiederholt trotzdem den Versuch. Das Büchlein nämlich enthält zum Schluß den interessanten Wortlaut einer Eingabe, die der Ungar im Jahr 1925 in Rom in dieser Sache dem Papst überreicht bat. Dieselbe enthält übersichtlich und überzeugend alle bedeutungsvollen Erwägungen und unbestrittenen Tatsachen, die gegen die bimmelschreiende Ungerechtigkeit der Friedsnsdiktate auf- aeführt werden können. Freilich, es sind hierüber schon wieder zwei Jabre ins Land geaangen, obne daß die Welt etwas von der Wirkung di-cker Schrift gehört hätte. Aber einmal muß auch hierin Frühling werden! ist.
Zlaliemfche Werbetätigkeit i« Valäjlina
Von allen Staaten entfaltet, wie der Köln. Ztg. au» Jerusalem berichtet wird, Italien in Palästina die größte, eine ganz erstaunliche Werbetätigkeit. Während die ange- ren Nationen im wesentlichen den früheren Bereich aufrechterhalten — besonders gilt das von den Deutschen, die in Palästina noch immer nicht auf dem Vorkriegsstand sind — entsteht in Jerusalem ein italienisches Unternehmen nach dem andern. Die Italiener hatten unter den „Lateinern", den römischen Katholiken, schon immer eine besondere Stellung. Der Franziskanerorden, der wichtigste der geistlichen Orden in Palästina, dem insbesondere seit Jahrhunderten die Wahrung der heiligen Stätten anvertraut ist, setzt sich größtenteils aus Italienern zusammen. Der lateinische Patriarch ist ein Italiener. Klöster und Schulen ln Menge sind in italienischer Hand. Jetzt sind in rascher Folge zwei überragende Bauten italienischer Herkunft entstanden, die Opera Cardinal Ferrari, ein Institut, das als Schule und Hospiz zugleich sich betätigt, und das neue große Jesuiten- Kolleg. Sogar im Transjordanland gibt es ein neues italienisches Hospiz.
Das alles wird noch mehr ins Licht gerückt durch den Besuch des italienischen Kronprinzen Um- hertp in Palästing,.d«r,Mmch in der GeschWe.d-s
Tagesspieget
Der Gesetzentwurf über die Staaksvereinfachung in Bayern wird vom gegenwärtigen Landtag, dessen Zeit am 10. Mai zu Ende ist, nicht mehr beraten werden.
General Nobile ist am Freitag zu privatem Besuch bei dem italienischen Botschafter in Berlin eingekroffen und am Samstag nach Skolp zurückgereist.
Die französische Note zu dem amerikanischen Vorschlag gegen den Krieg ist in Berlin übergeben worden und wird zunächst im Auswärtigen Amt geprüft. Die etwaige Veröffentlichung ist Sache der französischen Regierung.
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Der chinesische Gesandte in Tokio hak gegen die japanischen Truppenfendungen nach China und die Einmischung in chinesische Angelegenheiten Einspruch erhoben.
italienischen Vordringens im Orient eine gewisse Nolle spielen wird. England hat mit großem Mißbehagen den Besuch betrachtet, denn nur, dank dem persönlichen Takt des Kronprinzen, konnte in Jerusalem ein offener Skandal vermieden werden, und das amtliche Cmpfangsprogramm mußte gekürzt werden. Die Fas giften benutzten nämlich die Gelegenheit, um große politische Kundgebungen zu veranstalten. Der Bevölkerung wurde erklärt, nur Italien sei imstande, die gegenwärtige wirtschaftliche Krise in Palästina zu beseitigen und dem Land eine günstige Entwicklung zu schaffen. Wenn Italien da» Mandat über Palästina erhalten würde, so würde es sofort die Steuerlast der Bevölkerung bedeutend mildern und der Landwirtschaft große Kredite gewähren. Di« Taktik der Faszisten brachte den Prinzen oft in peinliche Verlegenheit, besonders in Haifa, wo die Begrüßung einen ausgesprochenen englisch-feindlichen Charakter trug.
In Regierungskreisen in Jerusalem hat diese Ange legenheit große Unzufriedenheit hervorgerufen, denn hinter den Faszisten in Palästina vermutet man die Absicht Mussolinis, noch kräftiger im Orient vor zu. dringen. Das englische Mißtrauen war durch den Besuch des Prinzen in Transjordanien noch gestiegen. Umberto durfte nicht einen einzigen Augenblick allein mit dem Emir Abdallah bleiben. Beide waren die ganze Zeit vom englischen Residenten in Amman, Oberst Cox, begleitet, der neben Abdallah den Prinzen im Namen des tvansjor- dänischen Volks begrüßte.
Eröffnung des Internationalen sozialwissenschaftlichen Instituts
ep. Genf, 22. April. Hier wurde das Internationale sozialwissenschaftliche Institut, das Arbeitszentrum der Stockholmer Weltkirchenkonferenz, eröffnet. Der leitende Ausschuß des Instituts unter dem Vorsitz von Professor Titius in Berlin nahm den Bericht des Generalsekretärs Dr. Keller entgegen, der eine Uebersicht über die soziale kirchliche Arbeit in den Kirchen gab, und stellte das Arbeitsprogramm auf, das einen ausgebceiteten Informationsdienst, sozial-wissenschaftliche Forschungsarbeit und den Ausbau des sozialen Dienstes der Kirchen vorsieht. Dr. Mac Farlan d-Neuyork vertrat die amerikanische Mitarbeit, die bereits in einem amerikanischen Institut zusammengefaßt ist. Ferner sprachen Prinzipal Garvie als englischer und Elie Gounelleals französischer Vertreter.
Erfolg der chinesischen Nationalisten
Baris 22. April. Wie die Agentur Indo Pacifique aus anqha'i meldet, haben die Nationalisten bei der Einnahme Tsining in der Provinz Schantung 1000 Gefangene mcht und 2000 Gewehre sowie 11 Maschinengewehre er- tet Fenqjuhsiang habe es für notwendig erklärt, ein Zeitliches Kommando zu schaffen, und sich deshalb unter Befehl von Tschangkaischek gestellt.
Britisch-chinesische Verständigung in Tientsin London. 22. April. Nach einer Meldung der „Times" Tientsind ist es geglückt, eine Verständigung über diege- nsame Verwaltung der dortigen britischen Niederlaffun- durch Briten und Chinesen zu erzielen und damit die ahr der Beschlagnahme der Niederlassung durch die Chi- m abzuwenden. Man hat ein neues Wahlverfahren ein- ihrt, das den Chinesen die gleichen Rechte gibt wie den ten, und bestimmt, daß die Niederlassung in Zukunft von f chinesischen und fünf britischen Stadträten verwaltet d. Die Chinesen haben sich damit einverstanden erklärt, einmal die praktische Wirkung dieser neuen Anordnung erproben, ehe sie weitere Ansprüche auf die Uebergabe der derlassung geltend machen.
Sie Hilfeleistung sür die „vreinen"
Neuyork, 22. April. Die Flieger Balchens und Ben - nett sind mit ihrem Ford-Dreimotoren-Fiugzeug in Mur- ray Bay gelandet. Sie nahmen 270 Liter Benzin an Bord, um sie für die „Bremen" auf die Greenly-Jnsel zu bringen. Diese Menge ist für den Flug der „Bremen" bis Murray Bay ausreichend. .
Etwa 30 Mann sollen den Fliegern bei der Wiederinstandsetzung der „Bremen" helfen. Gegenwärtig sind die Arbeiten aber unterbrochen, bis die erforderlichen Ersatzteile herangeschafft sind.
Köhl erklärte in einer Besprechung, die Maßnahme, zum Schutz gegen Schnee- und Eishagel die Tragflächen des Flugzeugs mit Paraffin zu bestreichen, habe sich während des Flugs als sehr erfolgreich erwiesen.
Ehrung der Flieger
Die kanadische Regierung hat Fitzmaurice, Köhl und Hüneseld mikgeteilt, sie bitte die Flieger, sich als Gäste de« kanadischen Regierung zu betrachten. Die Regierung hat außerdem jede mögliche Hilfe angeboken.
Die Technische Hochschule Braunschweig hat Haupk- mann Köhl, den Führer der „Bremen", in Änerkennunj seiner Verdienste zum Ehren-Doktor-Ingenieur ernannt.
Glückwunschschreiben des Würkk. Kriegerbunds
Der Präsident des Württ. Kriegerbunds ha! dem Ozeanflieger Köhl folgendes Schreiben übersandt: «Sehr verehrter Herr Kamerad! Ich spreche Ihnen zugleich im Namen der im Württ. Kriegerbund vereinigten 152 000 alten Soldaten und Frontkämpfer zu der tapferen und mutigen Tat, auf die die ganze Welt mit hoher Bewunderung blickt, ansrichtigste und herzlichste Glückwünsche aus. Die Kameraden im Württ. Kriegerbund, vor allem diejenigen des dem Bund angeschlossenen Würkk. Pioniervereins, aber wohl auch alle ehemaligen Angehörigen des 13. (Kgl. Württ.) Armeekorps sind stolz darauf, Sie, verehrter Herr Kamerad, zu den Ihrigen zählen zu dürfen. Mit herzlichem Kameradengruß und mit den Wunsch einer glücklichen Heimkehr Ihr ergebener v. Maur, Generalleutnant a. D. und Präsident des Württ. Kriegerbunds."
Aufruf für eine Flugspende --
Der Deutsche Lufkfahrerverband E. V. veröffentlicht einen Aufruf zur Errichtung einer Stiftung als finanzielle Grundlage zur Förderung sportlicher Flüge, zur Aussetzung von Preisen und zur Fortbildung hesonders begabter junger Sportflieger. Eine solche Sammlung werde die schönste Ehrung für die tapferen Ozeanflieger Abstl, Hünefeld und Fitz- maurice sein.
Der amtlich anerkannte Deutsche Sportrat hat die Aufsicht über die Sammlung übernommen und wird auch dis Verwendung der Erträge überwachen. Sammelstellsn werden allerorten errichtet. Der Aufruf ist von einer Reihe hervorragender Männer unterzeichnet.
Ein Fememordprozeß
Ueberraschende Zeugenaussagen
Stettin, 22. April. Hier spielt sich gegenwärtig wieder ein Fememordprozeß ab, der die Ermordung eines gewissen Schmidt betrifft. Schmidt soll als Verräter den Kommunisten Waffen ausgeliefert haben. Der als Zeuge vernommene Oberförster a. D. von Bo düngen sagte aus, erhöbe von dem Verrat Schmidts (1920) gewußt und Maß- nahmen dagegen getroffen, und zwar auf Befehl des jetzigen Reichswehrgenerals Pawelsz. De r Befehl habe gelautet: „Unbedingtes Geheimhalten der Was- fen (die gegen die damaligen Poleneinfälle gebraucht wirr- den) und Beseitigung der Verräter." General Pawelsz erklärt als Zeuge, er kenne Bodungen nicht und habe niemals einen solchen Befehl gegeben. — Rittmeister a. D. Frhr. v. Loen, der damals Führer der Roßbachleute in Pyritz war, gibt an, die Roßbach-Organisation in Oberfchlesien, das Freikorps Hauenstein, habe von 1920 bis 1922 mit Wissen einer Regierungsstelle etwa 200 Morde an Verrätern ausgeführt, und in jedem einzelnen Fall sei an diese Regierungs- stelle Bericht erstattet worden. Zeuge bestätigt den Befehl der Reichswehr an die Roßbachleute, einen Verräter von Waffenlagern unschädlich zu machen-, er selbst habe einen solchen Verräter seiner Vorgesetzten Dienststelle übergeben. Wenn dieser einen Fluchtversuch gemacht hätte, so hätte er ihn ohne weiteres erschossen. Die Organisation Roßbach habe die Waffen von der Reichswehr in Stettin und Stargard abholen können. — General Pawelsz erwidert, die Reichswehr habe in diesem Fall die Waffen abholenden Leute als Beauftragte der Gutsbesitzer, die Schutz brauchten, und nicht als Roßbachleute angesehen. ,
Die preußische Regierung veröffentlicht eine Erklärung, daß keine preußische Regierungsstelle von jenen Vorgängen Kenntnis aebabt kabe. _ -