Aromen Fettung

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Nr. 24

Mttdvcrd den 31 MLrz

1928

Haß aus Liebe.

Roman nach dem Englischen von Hugo Falkner.

Copyright by Greiner «- Comp. Berlin W 30.

Nachdruck verboten.

9 Fortsetzung.

10. Kapitel.

Nimm mich fort.

Sir Karl hatte sich zeitig erhoben, denn er wollte schon in den Morgenstunden hinüberreiten nach Deeping Hurst. Alle Tage siel ihm etwas ein, worüber er notwendig mit Bianca sich beraten mußte; bald war es die Farbe von Vorhängen, bald der richtige Platz für eine Statue oder ein Bild, der sich zu zweien besser ausklügeln ließ, kurz, nach seinem Dafürhalten konnte er gar nichts tun, ohne Bianca zu Rate zu ziehen.

AIS er sich dann an dem einsamen Frühstückstisch niederließ, wünschte er sich im stillen Glück, daß bald ein holdseliges, ihm ach so teures Antlitz gegenüber Platz nehmen werde.

Der Mensch soll nicht allein sein," sprach er,und niemand hat unter dem Bewußtsein der Vereinsamung herber gelitten als eben ich."

Es war doch noch gar zn zeitig, um nach Deeping Hurst zu reiten, denn die ersten Morgenstunden pflegte Lady Risworth ganz ausschließlich der kleinen Käthe zu widmen: es gab keine zärtliche-w Mutter als Bianca, und Lolas Beschuldigung, daß sie das Kind vernachlässige um des Verlobten willen, hatte sie in tiefster Seele verletzt.

Eine Zigarre rauchend, wollte Sir Karl noch eine Stunde auf der Schloßterrasse verharren, ehe er sich auf den Weg zu der Geliebten machte. Gedankenvoll schritt er aus und nieder, seine Blicke folgten den bläulichen Rauch­wolken seiner Zigarre, während er des schönen, jungen Weibes gedachte, das nun bald das seine sein sollte, des Kindes, das einem Vater "leich zu lieben, er sich heilig gelobt hatte.

Er schrak förmlich zusammen, als er, Fußtritte ver­nehmend, sich Plötzlich umwendete und Lola vor sich sah.

Verwundert rief Sir Karl Lola beim Namen. Ihm war es mit einem Male, als schiene die Sonne nicht mehr so hell, als r'uhe ein trüber Schatten auf allem.

Das ist in der Tat eine Ueberraschung, wer hätte Ihren Besuch zu so früher Morgenstunde erwartet I" Doch die gleichgültigen Worte erstorben auf seinen Lippen, als er in ihr kaltes, allem Anschein nach zu Stein erstarrtes Antlitz blickte.

Sind Sie krank, Lola? Gütiger Himmel, was ist geschehen? Fehlt Ihrer Mutter etwas?"

Es ist nichts geschehen," entgegnete sie, stets mit der gleichen, unheimlichen, automatenhaften Ruhe;was sich ereignet hat, betrifft mich, nicht meine Mutter. Es ist ein häufig vorkommendes Unrecht, doch eines, das ich Ihnen zur Last lege. Mein Herz ward gebrochen."

Sie sah so trostlos, so erschöpft, so angegriffen drein, daß er sich wider Willen bewegt fühlte.

Ich muß Sie selbst fragen ob es wahr ist?" fuhr sie fort.Von anderen Lippen will ich's nicht glauben. Heiraten Sie wirklich Bianca Risworth?"

«Ja, so hoffe ich."

War es diese Hoffnung, die Sie mir am Abend Ihrer Heimkehr andeuteten?" ^ «

Ja." ^ ' .

Dann möge der Hcknmel mir gnädig sein," stieß sie hervor;ach, ich dachte. Sie beabsichtigten eine Anspielung auf Ihre Neigung zu mir, ich glauhA derselben sicher zu sein."

Ich begreife nicht, mit welchem Rechte, Lola," ent­gegnete er ernst. Meine Freundschaft für Sie war doch io klar und-einfach, der Gedanke an Liebe ist mir niemals

in den Sinn gekommen. Sie müssen sich doch entsinnen, daß ich Ihnen sagte, das Freundschaftsband, das Sie mit mir vereine, brauche selbst im Falle Ihrer Vermählung nicht gelockert zu werden."

Ja, ich weiß. Trotzdem aber gab ich der Hoffnung Raum, daß Sie lernen würden, mich zu lieben, und ohne das Dazwischentreten Lady Risworths wäre es auch der Fall gewesen."

Sie sollen nicht in solchem Tone von ihr sprechen, Lola. Es gibt keine Frau auf Erden, die so gut, so rein, so edel, größerer Verehrung wert wäre, als Lady Ris­worth. Sagen Sie mir alles, was Sie glauben, mir sagen zu müssen, aber lassen Sie gefälligst ihren Namen aus dem Spiel."

Sie lieben Bianca leidenschaftlich," ries sie verzweif­lungsvoll.

Ja, und weshalb sollte ich nicht? Ich habe nie eine andere geliebt; Gefühlen läßt sich nicht gebieten."

Sie trat dicht an ihn heran und legte die Hand auf seinen Arm.

Sehen Sie mich an, bin ich nicht schön?"

Eines der schönsten Mädchen, das ich kenne", gestand er ihr zu.

Bin ich nicht eben so schön wie Bianca?"

Schöner vielleicht in den Augen vieler, nicht so schön in den meinen. Doch weshalb zwingen Sie Mich zu sprechen, Lola? Ich habe Sie stets bewundert, ich bin Ihr wohlmeinender Freund gewesen, mehr kann ich Ihnen nicht werden."

Ich verstehe," entgegnete sie traurig,und doch bin ich froh, daß ich gekommen; ich hätte die Kunde so ganz und vollinhaltlich von anderen Lippen nimmer geglaubt. Ich tadle Sie nicht, es trifft Sie keine Schuld, wenn Bianca nicht zwischen uns getreten, so hätten Sie im Laufe der Zeit nicht vermocht, meiner Liebe zu widerstehen, denn Sie sind nicht hartherzig."

Nein, ich bin es nicht und was Sie mir heute sagen, schmerzt mich mehr, als ich zu äußern imstande bin, doch glauben Sie mir, mein Kind, ich habe niemals mit Ihrem Herzen gespielt und Sie werden diese vorübergehende Laune bald vergessen; ein anderer, der dessen würdiger, wird den Platz in Ihrem Herzen ausfülleu, den Sie mir zugedacht."

Meine Liebe wird mit mir zu Grabe gehen," ent­gegnete sie ernst;Sie nennen ein Gefühl, wie das meinige, vorübergehende Laune. O, über die Blindheit der Männer, die keinen Unterschied zu machen imstande sind. Meine Liebe ist so groß, daß sie vermocht hätte. Sie vor jedem Leid zu behüten. Keine andere Frau auf Ersten wird Ihnen je so treu, so hingebend zugetan sein. Auch Bianca nicht. Sie werden anbetend zu ihren Füßen schmachten, sie wird Ihre Liebe hinnehmeu mit herablassendem Lächeln, als set dieselbe etwas ganz Selbstverständliches, ein Tribut, den Sie ihrem Liebreiz zu zollen gezwungen sind, doch was die Erwiderung dieses Fühlens betrifft pah. Frauen ihres Schlages empfangen nur und bieten nichts; sie sind zu schal, zu oberflächlich, zu selbstbewußt, zu tugendrein und sittsam, sie wissen ihre Gefühle stets in streng gemessene Form zu kleiden, aber sie vermögen dies auch nur, weil es, diesem ihrem Fühlen eben an Leiden­schaft und Kraft der Empfindung gebricht. Meine Liebe ließe sich mit dem mächtigen Brausen des Sturmwindes vergleichen, die ihre mit dem linden Wehen der Abend­luft. O, Karl, Karl, überlegen Sie, ehe Sie ein treues Herz, wie das meine, für ewig von sich stoßen."

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Ihm tat das Mädchen namenlos leid; es schmerzte ihn, das heiße Weh zu sehen, das aus ihren Zügen sprach.

Die Zeit mag kommen, in der die schwache Liebe, die Bianca zu empfinden imstande ist. Sie im Stiche läßt, wo Sie einer starken Natur bedürfen, wie der meinen, einer Natur, die alles verläßt um ihrer Liebe willen. Dann werden Sie mich vermissen, mich, die ich Sie so innig liebe."

Meine liebe Lola, es ist zu spät. Ich bin so betrübt über alles, was Sie mir gesagt haben, daß es mir an Worten gebricht, meinen Gefühlen Ausdruck zu geben. Seien Sie vernünftig, armes Kind."

Eine Liebe gleich der meinen anerkennt keine Ge­bote der Vernunft. Lassen Sie mich, so lange ich hier bin, die ganze Wahrheit vernehmen. Sie sagen, es sei zu spät. Oh, vielleicht ist dem doch nicht so. Bianca würde einige Tage um ihren Verlust weinen, wenn Sie heute von ihr gehen, und dann, wie es einer gesitteten Frau geziemt, sich stolz aufrichten, den Unwürdigen ver­gessen, der von ihr lassen konnte, und sich nach einer besseren Partie umsehen, während ich sterbe, wenn Sie von mir gehen."

Er erfaßte ihre fieberglühenden Hände.

Sie sind außer sich, Lola. Ich will solchen Worten nicht länger lauschen. Hören Sie mich; es ist besser. Ihnen die volle Wahrheit zu sagen. Wenn Bianca heute stürbe, so würde ich unvermählt zu Grabe gehen. Sie ist die einzige Frau aus Erden, die ich jemals zu lieben imstande sein werde."

Mein besseres Ich ist tot," entgegnete sie voll Bitter­keit.Sie soll leiden zur Sühne für alles Weh, das sie mir zugefügt. Meine Rache soll Bianca treffen, nicht Sie!"

Sie hob die schlanke, Weiße Hand zum Schwur gen Himmel, und er konnte selbst in diesem peinlichen Augen­blick nicht umhin, zu bemerken, wie schön dieselbe sei.

«Ich schwöre, Rache an der Frau zu nehmen, die mir den Mann geraubt, den ich liebe," sprach sie feier­lich.Aug' um Auge, Zahn um Zahn, das ist meine Devise. Sie aber, Sir Karl, Sie hasse ich nicht. Mag sein, daß wir uns nie mehr im Leben begegnen, seien Sie aber stets dessen eingedenk, daß Sie mein Herz ge­brochen. Leben Sie wohl."

Lola," bat er,verlassen Sie mich nicht mit so bitte­ren Worten. Sie tun mir namenlos weh. Versprechen Sie mir, daß Sie versuchen wollen, glücklich zu sein, ich kann Sie nicht in diesem Zustand von mir gehen lassen."

Schweigend blickte sie ihn nochmals an lange, schmerzlich, tief bewegt, dann, ehe er ihre Absicht er­riet, ehe er sie zurückhalten konnte, war sie verschwun­den.

Als Lola in Beaulieu anlangte, eilte sie sofort in das Boudoir ihrer Mutter und schlang die Arme um deren Nacken.

Mama," sprach sie in süßem Schmeichelton,möch­test du mich wirklich dem Leben erhalten wissen?"

Wie magst du nur fragen, Lola. Bist du denn nicht mein einziges und höchstes Kleinod? Ich müßte sterben, wenn ich dich verlieren sollte."

Willst du das einzige tun, was mich am Leben und bei klarem Verstände erhalten kann?"

Du weißt, daß ich es will."

Dann laß uns Liese Gegend sofort verlassen; ich will S,r Karl und Lady Risworth nicht Wiedersehen, ich kann nicht für mich einstehen, wenn der Zufall mich mit ihnen zusammenführt. Ich hasse sie, ich kann nicht dieselbe Lust mit ihr atmen. Ich kann nicht an einem Orte weilen, wo ich täglich und stündlich der Möglichkeit ausgesetzt werde, ihr zu begegnen. Laß uns morgen abreisen. Frau Jordan kann ja Haus und Garten behüten, bis wir ein­mal wiederkehren. Schreibe allen unseren Bekannten, daß du plötzlich hast abreisen müssen, und es dir an Zeit ge­brach, Abschied zu nehmen. Bestimme die Zeit deiner Rückkehr nicht, sage, dieselbe sei ganz ungewiß, willst du?"

Es geschehe alle», so wie du es wünschest, mein armes Kind, wir reisen morgen; wollte Gott, wir hätten Beaulieu niemals betreten."

« ker Mann Im -lu emaniel.

Amerikanischer Detektivroman von Carolen Wells.

Das Weiß ich nicht, und es ist mir auch ganz gleich­gültig!" sagte Tom.Also, hören Sie zu! Ich werde fragen. Was sagten Sie zu Milly, nachdem sie zugegeben hatte, daß Clarendon ihr das Petschaft geschenkt hätte?"

Ich fragte, was sie damit gemacht hätte."

Uns was auwortete sie darauf?"

Sie sagte, sie hätte es an ihrer Halskette befestigt."

Und dann?"

Und dann hätte sie es losgemacht und damit nach dem Manne geworfen."

Nach welchem Manne?"

Nach dem Mann, der Herrn Maxwell erschossen hat."

Hm! Das dacht' ich mir schon. Hat sie zuerst damit geworfen, oder erst, nachdem sie das Pferd und das Tin­tenfaß geschleudert hatte?"

Das weiß ich nicht, Herr Whiting."

Und es kommt auch durchaus nicht darauf an. Das ist also die ganze Petschaftbegebenheit, Herr Maxwell. Damit wird jeder etwaige Verdacht gegen Lord Claren­don ein für allemal hinfällig, und ^der einzige Verdacht richtet sich mithin auf jenen Menschen, der in dem grauen Auto angefahren kam. Selbst wenn Sie nicht wünsch n, daß diesem Menschen nachgespürt wird, muß ich das Recht dazu doch für mich in Anspruch nehmen, Herr M rrwell, denn der Umstand, daß es ihm nicht gelang, Mildred um­zubringen, ist durchaus keine Entschuldigung für seine Absicht und seinen Versuch, es zu tun."

Sie dürfen mich nicht mißverstehen, Herr Whiting", erwiderte der alte Herr.Wie ich schon sagte, kann ich selbst in dieser Sache nichts tun, aber Sie werden natür­

lich wissen, daß ich Ihnen diese Empfindung durchaus nachfühle und ebenso sehr wie Sie wünsche, daß der Täter zur Rechenschaft gezogen werden möge. Wenn Sie die Nachforschungen also veranlassen und leiten wollen, werde ich alle daraus entstehenden Kosten tragen und auf diese Weise wenigstens das meinige tun."

Abgemacht, Herr Maxwell!" rief Whiting ganz be­geistert.Ich wollte nur gern Ihre Einwilligung haben. King, Sie werden mir doch hoffentlich helfen? Herr Hunt, darf ich auch auf Ihren Beistand rechnen?"

Gewiß, Herr Whiting", entgegnete Hunt bereit­willig.Aber ich sage Ihnen ganz offen/ daß ich nicht so von der Unschuld Lord Clarendons überzeugt bin, wie Sie es zu sein scheinen."

Und ich möchte bemerken, daß ich zwar keinen Ver­dacht gegen ihn hege, es aber doch für richtig halten würde, seine Aussagen durch irgend welche andere Aus­sagen wie feine eigenen nachzuprüfen", setzte Irene Gar­diner hinzu.

Das wollen wir ja gerade tun, Irene, sagte Tom. Wenn wir das Auto finden und den Kerl festnageln, so wird das der beste Beweis dafür sein, daß Lord Claren­don ein wirklicher Detektiv und seines vielgeliebten Scot­land Aards würdig ist."

Zu meiner Ueberraschung wurde Fräulein Gardiner kreideweiß und zitterte, als ob man ihr einen Schlag ver­sitzt hätte. Als ich sie ansah, bemerkte ich, daß auch Fräulein Lathrop sie eifrig, aber verstohlen beobachv.te.

Irene versuchte etwas vorzubringen, war aber dazu nicht imstande. Ihre zuckenden Lippen bewegten sich laut­los, und während wir sie alle staunend anstarrten, sta d die Pflegerin plötzlich ruhig auf, nahm ihren Arm und führte sie hinaus.

Was hat Irene denn nur?" rief Tom Whiting aus. Man sollte fast denken, daß sie sich bemühte, den Mann im Automobil zu schützen, und nicht Milly! Ich sage euch, die ganze Sache dreht sich um den Kerl, und ich werde ihn schon fassen!" , . ^ .

Wird es wird es nötig sein, die Polizei zuzu­ziehen?" fragte Fräulein Maxwell angstvoll.

Durchaus nicht", erwiderte ihr Bruder.Bei Herrn Whitings Entschlossenheit wird es ihn, mit Hilfe Peter Kings und Herrn Hunts viel rascher gelingen, den Täter aufzuspüren, als unserer ganzen Polizeitruppe. Also vor­wärts, meine jungen Freunde! Alle Einzelheiten über­lasse ich Ihnen, weil ich alter Mann Ihnen dabei doch nicht behilflich sein könnte."

Ich sagte mir, daß Herr Maxwell vor allem darauf bedacht sei, seine empfindsame und tiefgebeugte Schwester zu schonen, der das bloße WortPolizei" schon einen heili­gen Schrecken einjagte, und der es viel lieber gewesen wäre, wenn jeder Verbrecher frei ausgegangen wäre.

Deshalb ging ich mit Whiting und Hunt nach dem Bibliothekzimmer hinauf, um unsere ersten Maßnahmen zu verabreden.

»Ich Wage vor, daß wir drei in der Nachbarschaft herumgehen und uns danach erkundigen, ob irgend jemand am Montag abend ein solches Auto gesehen hat", be­gann ich. ^ L

Die anderen waren damit einverstanden, und nach einer eingehenden Besprechung über unsere Route mach­ten Whiting und ich uns auf den Weg. , ,

Als wir nachmittags heimkehrten, mnden wir ein Paar Zeilen von Hunt vor, die uns meldeten, daß seme Erkun- digungen bis jetzt fruchtlos gewesen wären.

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