Madame de Ferras selbst war die verkörperte Gastfreundschaft: in ihrem Hause eingeführt, war es schwer, dasselbe ohne schwerwiegende Gründe zu verlassen. — Seit Karl von Biancas Verlobung gehört, hatte er sich wiederholt die Frage aestellt, ob es ihm denn unmöglich sei, Lola zu lieben. Sie war schön, wohlerzogen, gebil- det: wenn sie als Herrin in Scarsdale einzog, so konnte er gewiß sein, eine würdige Repräsentantin für sein Haus gefunden zu haben.
Es sprach, abgesehen von dem Umstande, daß Nllan- more Lolas Neigung gewiß sein zu können glaubte, viel für eine solche Verbindung und doch lag in ihrem Wesen ein Etwas, worüber er sich keine Rechenschaft zu geben imstande war, das ihn zurücksueß: obschon er sie bewunderte, mißtraute er ihr doch zugleich. Er wußte sich über diese Empfindung keine logische Rechenschaft zu geben, daß ^sie aber bestand, ließ siel nicht in Abrede stellen.
So kam es auch, daß an dem Tage, an dem sie die Einladung zu Biancas Hochzeit erhielt, ihr ganzes Wesen unerklärlich abstoßend auf ihn wirkte.
„Sie haben es eilig, fortzukommen, sehen Sie sich doch und lassen Sie uns plaudern," bat sie. „Soll ich die Einladung annehmen?"
„Das müssen Sie selbst am besten wissen, mein Fräulein."
„Es gibt Leute, die wissen wollen, Brautjungfrau zu sei», bringe Unglück. Ich hätte große Lust, das Schicksal zu versuchen. Werden Sie zugegen sein, Sir Karl?"
„Nein, selbst dann nicht, wenn man mich einladen sollte, was nicht sehr wahrscheinlich ist", entgegnete er finster.
„Tann werden die Hochzeitsfeierlichkeiten alles Interesse für mich verlieren. Weshalb gehen Sie nicht?"
„Ich bin nicht eingeladen und, wie gesagt, selbst wenn ich es wäre, so würde ich es ausschlagen."
„Auch nicht, wenn ich Sie darum bitte?"
„Nein, auch dann nicht."
Sie erkannte sofort, daß sie eine Ungeschicklichkeit begangen. ihre Frage sein Mißtrauen erregt habe und wußte dem Gespräch eine andere Wendung zu geben.
„Mama wollte anläßlich der Hochzeit einen großen Ball geben, Lady Melden plant ähnliches und ich höre, daß der Herzog von Ranfort eine ganze Reihe Feste veranstalten werde. Er ist des Grafen vertrautester Freund. Was werden Sie zur Feier des Ereignisses tun?"
„Gar nichts. Mich geht die Hochzeit nichts an, weshalb sollte ich sie feiern?"
„Aus nachbarlicher Sitte; die Leute sind sonst zu der Annahme berechtigt, daß Sie eine spezielle Ursache haben, sich fernznhalten."
Sie dachte, ihn durch solche Argumente zum Nachgeben zu bestimmen, doch ihre Worte übten eine entgegengesetzte Wirkung. Er empsang immer deutlicher, was er an Bianca verloren, und faßte einen raschen Entschluß. Er wollte nach Paris reisen und dort bleiben, bis er Bianca von Cliesden vergessen; ans mancherlei Ursachen dünkte ihm dies das Klügste: jo entging er auch den steten Besucher in Beaulieu; während er in der Ferne weilte, kam zweifellos ein anderer, der der lebhaften Französin gefiel. All diese Gedanken durchzuckten ihn mit solcher Schnelle, daß, als Lola, eine Antwort aus ihre letzte Frage erwartend, zu ihm emporblickte, er mit vollster Fassung zu entgegnen imstande war:
„Ter wirkliche Grund, weshalb ich mich nicht an den Hochzeitsfestlichkeiten beteilige, ist der, daß ich in den nächsten Tagen nach Paris reise und noch nicht weiß, wie lange ich ausbleibe."
„Nach Paris-"
Sie vermochte ihre Bewegung nicht zu unterdrücken; die Briefe, die sie in Händen hielt, fielen zur Erde, die Farbe wich aus ihren Wangen, der schmelzvolle Glanz ihrer Augen war dahin, sie griff. Stütze suchend, nach der Tischecke. Er sah es und sagte sich, daß sein Entschluß nicht einen Moment zu früh gefaßt sei.
„Sie wollen wirklich nach Paris?" fragte sie, sich gewaltsam beherrschend. „Weshalb? Wie grausam von Ihnen, lieber Baron. Wissen Sie nicht, wie sehr wir alle Sie vermissen werden? O, gehen Sie nicht."
Er lachte verlegen.
„Ich werde Sie so schwer entbehren," fuhr sie mit einschmeichelnder Stimme fort. „Ich wüßte nicht, wie ich die langen Wochen und Monate ertragen sollte, wenn Sie in der Ferne weilen."
Er hörte die mühsam zurückgedrängte Leidenschaft tn dem Tonfall ihrer Stimme und bemühte sich, durch sein Wesen beruhigend auf sie einzuwirken.
„Sie haben so viele Freunde, daß Sie mich nicht wesentlich vermissen werden."
„Viele Freunde — ja, aber keinen gleich Ihnen, alle anderen zusammengenommen, kommen Ihnen nicht gleich. O, gehen Sie nicht nach Paris; ich vermag die rechten Worte nicht zu finden, aber lassen Sie sich durch mein Bitten bestimmen."
Ihre dunklen Augen füllten sich mit Tränen. Wie groß auch ihre Fehler sein mochten, für Karl v. Allanmore empsand sie tiefe, innige Neigung.
Er versuchte es, in leichtein, gesellschaftlichem Ton weiter zu plaudern, doch ihre tiefe Bewegung rührte ihn, andererseits wuchs fast wider seinen Willen sein Mißtrauen tn sie, je gewisser er ihrer Neigung wurde.
„Sie sind sehr gütig, so wohlwollend meiner zu ge- denken," sprach er leichtbin. „Ich muß jedoch nach Parts, doch werde ich ja nicht immer dort bleiben. Eines Tages kehre ich zweifelsohne nach Scarsdale zurück."
„Ich hoffe, Sie kommen bald." Ihre Lippen bebten, man sah, welche gewaltige Anstrengung es ihr koste, die Tränen zurilckzudrängen.
„Sie wollen doch nicht schon bald an die Abreise denken. Sir Karl?" '
„Es wird einig» Zeit währen, ehe ich meine Angelegen- heiten ordne," entgegnete er, „aber ich reife jedenfalls sobald ich kann." > » > >
„Wir sehen Sie doch vorher, ich würde Sie gerne mit einigen Aufträgen für Paris betrauen."
„Ich bin mit Vergnügen bereit, Ihnen jeden Ttenst zu erweisen," entgegnete er galant; in innerster Seele aber fügte er hinzu: „Nur in Sie verlieben will ich mich nicht." -
„Ich danke Ihnen."
„Ich werde warten," entgegnete sie mit mühsam be- herrschter Stimme, „warten, bis Sie mir die Dinge bringen. Eines Tages werden Sie ja doch zurückkehren, die Heimat hat ja doch Bande für Sie. Sie werden wieder- kehren, ich aber will dieses Augenblicks harren und der Dinge,- die Sie mir dann bringen."
Leidenschaft, mühsam beherrschte Leidenschaft leuchtete
glutvoll au- ihrem Blick, sprach aus ihrer Stimme.
Er aber war eine schlichte, einfache Natur, und er sagte sich, daß, wenn sie ihn wirklich liebe, es grausam sei, sie in ihren Illusionen weiter leben zu lassen: besser irgendeine Bemerkung machen, durch die sie sich gezwungen sieht, die Wahrheit zu erkennen.
„Ich hoffe, bei meiner Rückkehr Sie recht glücklich zu finden, nach aller Wahrscheinlichkeit werden Sie bis dahin irgendeinem reichen, angesehenen Manne vermählt sein und in der Gesellschaft als tonangebende Herrscherin
Er hielt inne, erschreckt durch den schmerzbebenden Ans- druck ihrer Züge.
„Sie wünschen mir das?" fragte sie mit hohler Stimme. „Sie wünschen mir, daß ich bei Ihrer Rückkehr die Gattin eines anderen sein möge?"
„Gewiß!" entgegnete er, aufs höchste verwirrt, „welch besseres Los vermöchte ich Ihnen denn zu wnnschcn?"
„Nun so hören Sie denn — und möge die Erinne- t. ,ig an meine Worte Sie allerorts begleiten. Ich würd- lieber tot sein, als daß sich dies jemals ereigne!"
Ohne ihn weiter auch nur eines einzigen Wortes zu würdigen, entfernte sie sich' er blieb allein. Die Lage, in der er sich befand, war ihm in hohem Grade verdrießlich; er ärgerte sich über sich selbst und mußte sich doch zugestehen, daß er nicht anders habe handeln können.
Lola aber befand sich in peinlichster Erregung. Si- war in einen entlegenen Gartenpavillon geeilt, in den
sie traumend manche Stunde zu verbringen pflegte; denn sie suhlte, daß es ihr unmöglich sei, in seiner Gegenwart ihre Fassung aufrechtznerhalten.
Kalt und grausam ist er, sagte sie sich. Er mußte es wissen, daß ich ihn liebe mit einer Glut, die kein anderes weibliches Wesen zu empfinden imstande ist, daß ich mein Leben für ihn hingeben würde. Er muß es wissen wenn auch meine Lippen es ihm niemals bekannt haben! llnd weshalb kann er mein-Fühlen nicht erwidern? Ich besitze die Macht, ihn zu nntcrhalten, zu zerstreuen, weshalb vermag er mich nicht zu lieben?
Sinnend blickte sie hinaus auf die herrliche Landschaft, die sich ihren Blicken bot, und obwohl sie nicht umhin konnte, den Zauber dieser Gegend anznerkennen, sagte sie sich doch, daß ohne ihn alles eine Wüste sei. Nichts würde jemals imstande sein, sie zu trösten über den Schmerz, den seine Abwesenheit ihr bereitete: verzweiflungsvoll rang sie die Hä lt , ihr Antlitz war schmerzentstellt.
„Oh, mein Geliebter," schluchzte sie, „wirst du nie- mals lernen, mich zu sieben; werde ich Jahr um Jahr mein heißes Fühlen dir weihen, ohne jemals auf Entgegnung hoffen zu können? O Karl, wenn es überhaupt in Franenmacht liegt, dich zu erringen, so will ich es sein, die dich besitzt. Mein ganzes Leben sei dir geweiht. Wes- halb habe ich gerade diesem Manne mein Herz schenken müssen, dem nichts an nir gelegen?"
Wsscks, Hsni'snmocksn, LIi'Änpkwsl'sn, 6si>ns
76
'Mka/'e«,
u/rck Oer/TücH« SS
Und Lola gelobte sich, daß sie alles daransetzen wolle, Allanmores Herz in lande zu schlagen: ihre Schönheit, alle Vorzüge, mit denen die Natur sie ansgestattet, wollte sie nur zu diesem Zweck verwenden: mit Geduld und Anssauer mußte sie ja dc-h endlich zu dem heißersehnten Ziele gelangen. Tie ganze Leidenschaft ihrer Natur war wachgerufen: in dieser Stimmung, zu dieser Stunde fühlte sie sich zu allem fähig.
Sie kniete nieder und, die Hand zum Schwur gen Himmel erhebend, gelobte sie sich, daß sie trotz aller Hindernisse seine Liebe erringen wolle, daß sie ihn lieber tot zu ihren Füßen niedccs.recken wolle, als jemals zn- geben, daß er eine andere als Herrin in Scarsdale einführe.
„Ich w7.be siegen," flüsterte sie, „es mögen lange Jahre darüber hingehen, aber endlich ist der Sieg doch mein und dann habe ich mir das höchste Glück errungen, das auf Erden .whaupt denkbar ist."
Mochte er immerhin Bianca Cliefden den Vorzug gegeben haben, war diese nur erst verheiratet, so konnte sie als gefahrlos angesehen werden, und dann würde er sich mit der Zeit zweifellos ihr zuwenden, sie mußte nur trachten, stets mit ihm im Verkehr zu bleiben, nie das, wenn auch noch so lockere Band des freundschaftlichen Umganges lösen, das sie jetzt vereinte.
Mit seltsam hartem, entschlossenem Ausdruck in den jugendlichen Zügen kehrte sie endlich zu der Mutter zurück.
„Ist Sir Karl schon fort, Kind? Ich hätte noch ge- schriftlich mit ihm zu reden/^
„Er war heute sehr "Mg,'Mama, er reist nach Paris."
„Er reist ab?" wiederholte Madame de Ferras be- troffen und ein klein wenig enttäuscht, mit den schlanken Fingern über die dunklen Locken der Tochter streichend. „Tut dir's leid, meine Lola? Ich wähnte, daß dies holde Antlitz fröhlicher ins Leben blicke, wenn der junge Edelmann bei uns sei. Bin ich im Recht gewesen?"
„Er war ein sympathischer Freund und ich werde ihn vermissen," entgegnete sie ruhig.
„Nichts mehr, Lola?"
„Sind Freunde nicht ein so seltener Artikel, daß man die, die man besitzt, nicht hoch genug halten kann? Sir Kar! ist ein angenehmer Gesellschafter. Er versteht es, in die Denknngsweise anderer einzugehen, man braucht nicht viel Worte zu machen; ehe ich noch recht ausgesprochen habe, was ich sagen will, versteht er mich schon."
„Das ist die Stimme gegenseitiger Sympathie; wann reist Sir Karl?"
„Ich weiß es nicht; er sagte, daß er zu den Hochzeits- feierlichkeiten nicht hier sein werde und da diese bald beginnen, so dürfte seine Abreise ebenfalls in nicht all- zu ferner Zeit bevorstehen."
standen, daß der Besitzer von Scarsdale gerade der Ma sei, den sie unter allen -»deren zum Schwiegersohn w, en mochte; sein '-enes Wesen, sein edel vera-I-g Charakter sagten si,r zu.
9. Kapitel.
Fortznkommen des Mädcl
. von Scarsdale, fort aus tun
.adchens. das er liebte, fort von der schönen
Estin, der er zu gefallen schien, da? war jetzt der bren-
nendste Wunsch Karl v, Allai mores. Er mußte klug und besonnen handeln, das /ah er ein, ein anderer hatte die Palme des Sieges davongetragen, während er zweifelnd gestanden, und ihm erübrigte nur mehr, in der Ferne zu vergessen, daß Bianca v. Cliefden existiere, sich nur dessen zu entsinnen, daß sie Lady Niswvrth sei.
Der Baron fuhr eines'Tages mit seiner Tochter nach der Bezirksstadt, um Einkäufe zu machen, ein Zufall führte ihnen Karl v, Allanmore in den Weg. Für die Gemütsverfassung des jungen Edelmannes ließ sich kaum Nach- teiligeres denken, als eine solche Begegnung, Er sah, daß der Baron ermüdet 'chien und bestand darauf, Vater und Tochter zum Gabelfrühstück zu sich einzuladeu, als- dann werde er die beiden -n seinem Auto nach White Cliffe zurückbringen. Bianca hatte den jungen Edelmann nicht gesehen, seit sie jenes Abschiedslied für ihn gesungen. Der Baron fühlte sich so vollständig erschöpf daß er nur zu gern das Anerb'etm Sir Karls annahm und Biancas bekümmerte Miene nicht beachtete. Sie wußte, daß dieses Zusammensein ihr namenlos schmerzlich sein müsse, aber es bot sich crine Möglichkeit, i.)m zu entgehen.
Das T !c» mit seinen drei Insassen rollte pfeilschnell «ns de. breiten Fahrstraße dahin: Sir Karl sprach wenig, das Gl..ck, in Biancas Nähe weilen zu können, war so mächtig, daß es ihm an Worten gebrach, sein Empfinden zu äußern.
Sir Karl hatte alle Ursache, stolz zu sein auf seinen prächtigen Besitz, - ch er gestand sich, daß, wenn er Bianca Cliefden als Herrin hätte einführen können in das traute Heim, sein Glück keine Grenzen gekannt haben würde. — Als nach beendeter.' Gabelfrühstück der Vater Lust bekundete, ein Schläfchen zu machen, schob Karl ihm einen bequemen Sessel zurecht und fragte Bianca, ob sie sich nicht seiner Obhut anvertrauen wolle, um einen Rundgang durch die Anlagen des Parkes zu machen.
Sie bejahte mit Vergnügen und so machte das junge Paar sich auf den Weg.
„Lassen Sie mich Ihnen meine Liebkingsplähe zeigen," bat er, „vielleicht werden wir nie mehr zusammen hier verweilen. Es wird mir ein jedes doppelt teuer sein, wenn ich es mit Ihnen besucht habe."
' Sie kamen zu einem Bli.menpartcrre, in dessen Mitte ein Springbrunnen plätscherte; unter dem Schatten niederhängender Ulmen standen mehrere Stühle; sie nahmen Platz.
„Hier lese ich alle Tage rauchend die Z ntnng," bemerkte er, „nur Gesellschaft geht mir ab: es ist zuweilen drückend, in einem so großen Hanse, wie das meine, ganz allein zu sein. Ich kann Ihnen nicht sagen, wie sehr ich mich nach einem gleichgestimmten Gemüt sehne. Wenn ich nur meine Mutter und eine fröhliche Geschwisterschar hier haben könnte."
Sie bewegte die Lippen, als wolle sie sprechen, zartes Rot stieg ihr in die Wangen, doch nur, um im nächsten Moment die Marniorblässe ihrer Züge noch mehr hex- vorzuheben. Wenn er ihr dies nur vor Wochen gesagt haben würde. Sie erhob sich und ging langsam vorwärts, er folgte ihr.
„Sehen Sie jene kleine weiße Pforte?" sprach er, „sie führt in den Wald und znm schwarzen Pfuhl, über den in der Gegend so viele eigenartige Sagen in Umlauf gesetzt worden sind. Möchten Sie ihn sehen?"
„Ja, gerne."
Und sie schritten zusammen durch den Wald bis zu dem Wasser, das von mächtigen Bäumen beschattet, regungslos vor ihnen lag.
(Fortsetzung folgt.)
Zur jetzigen Grippe-Epidemie.
Zehn Gebote für Hausfrauen und Mütter
1) Ist eines deiner Lieben nicht wohl, fiebert und klagt über allerlei Beschwerden, so stecke es sofort ins Bett' und lasse den Arzt rufen, dem es viel leichter ist, eine Krankheit im Keime zu ersticken, als eine verschleppte und verschlimmerte zu heilen.
2) Ist ein Familienmitglied krank, so halte Freunde und Nachbarn, soweit sie nicht an der Pflege beteiligt sind, fern, auch alle sonstigen Besucher, die nichts nützen und nur den Patienten aufregen und sich und andere anstecken können.
3) Meide den Besuch von Versammlungen zur Zeit ansteckender, epidemisch auftretender Krankheiten I Man weiß nicht, wie groß ihre Ansteckungsgefahren sind.
4) Hast du einen Patienten betraut, so wasche dir sofort im Krankenzimmer die Hände, ehe du etwas anderes tust.
5) Halte streng darauf, daß du und deine Angehörigen nach jedem Ausgang die Hände gründlich reinigen und den Mund spülst, um die Ansteckungskeime zu entfernen. Myrrhentinktur, 10 Tropfen in ein Glas Wasser getan, leistet ausgezeichnete Dienste.
6) Gebrauchte Wäsche, vor allem Taschentücher, wirf so- fort in ein Gefäß mit Wasser und Seifenpulver. Hat sich genügend angesammelt, so koche die Sachen aus. Auch deine Waschfrau wird dir's danken. — Keinesfalls darf Krankenwäsche, wie sonst üblich, in den allgemeinen Waschsack kommen.
7) Sorge für leichte, aber nahrhafte Kost. Eier und Milch sind die billigsten Nahrungsmittel und verhindern, daß sich deine Lieben durch unbekömmliches Essen den Magen verderben. Ein verdorbener Magen ist schon oft der Ausgangspunkt schwerer Krankheiten geworden.
8) Befolge genau die Verordnungen des Arztes! Nur dann kannst du ihn in der Behandlung des Kranken erfolgreich unterstützen. Jedenfalls denke nie, daß die Nachbarin mehr versteht, als der Doktor.
9s Ist dein Patient wieder „sozusagen" gesund, so lasse ihn nicht gleich wieder unter die Leute oder in seinen Beruf ; erstens ist er zu Rückfällen geneigt, die meistens heftiger sind, wie die erste Erkrankung, und dann kann er noch immer die Krankheit weiter tragen. — Eine Erholungszeit ist unbedingt notwendig.
10) Wirst du aber selber krank, so denk daran, wie nötig du den Deinen bist, und benimm dich gerade so, wie du es von deinen Angehörigen verlangt hast: leg' dich sofort ins Bett und laß den Doktor holen I