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Haß aus Liebe.

Roman nach dem Englischen von H u g o F a l k n e r.

Copyright Keiner ^ Comp. Berlin W 30.

Nachdruck verboten.

2 Fortsetzung.

Du hörst "ja kein Wort von all dem, was ich zu dir spreche," rief Lola nach einer Weile ungeduldig.Was ist dir? Sag mirs. Du weißt, daß es weit klüger ist, mich zur Freundin als zur Feindin zu haben. Du hast irgendein Geheimnis, vertrau mirs an, denn entdecken werd ichs doch."

Immerhin!" lächelte Bianca, gleichmütig,doch ich will mich zur Fahrt rüsten, komm!" und sie zog die leise miderstrebende Französin mit sich fort, denn so gerne sie auch einige Augenblicke des Alleinseins genossen haben würde, um sich zu sammeln, wußte sie doch zu gut, daß sie den Vater in seiner gegenwärtigen Stimmung nicht mit Lola allein lassen durfte, sollte diese nicht jede Einzel­heit des Gesprächs mit Lord Risworth erfahren.

Die beiden jungen Mädchen befanden sich in Lolas Boudoir; der Baron hatte, in Gedanken versunken, mit Gleichgültigkeit sein Kind von sich gehen lassen und nun berieten die Freundinnen über die wichtige Toilettenfrage. Bianca war bereits im klaren, sie hatte ein mit Creme­spitzen geziertes Seidenkleid gewählt, um den Hals und in den Haare. wollte sie Perlenschnüre tragen.

Offenbar will sie heute uns alle ausstechen, dachte Lola; für wen schmückt sie sich aber in solcher Weise? Lord Risworth ist nicht zugegen, folglich kann es nur für Sir Karl sein.

Bianca war heute viel schweigsamer und zurückhalten­der, als es sonst in ihrer Art gelegen. Lola lachte, scherzte, erzählte' allerhand Pikante Pariser Anekdoten, doch kein heiteres Lächeln zeigte sich in Biancas Zügen; der Gedanke, was der Abend ihr wohl bringen werde, be­schäftigte sie ausschließlich, und sie war noch nicht hin-' reichend Meisterin der Verstellungskunst, um Frohsinn zri heucheln, wo es ihr vollständig an Heiterkeit gebrach.

Die Mädchen erschienen natürlich vor der Ankunft ihrer ersten Gäste in den Gesellschastsräumen, als aber Sir Karl Allänmore gemeldet wurde, eilte die Tochter des Hauses ihm sofort entgegen und wußte ihm allerlei Neues und Amüsantes zu erzählen.

Wie sch'M das Fräulein v. Cliefden heute aussieht, welch poetisches Antlitz sie hat," sagte Sir Karl.

Fa, sie ähnelt heute mehr noch denn sonst einer weißen Kose. Wissen Sie, Baron, daß ich alle Ursache habe, an- zünehmen, die weiße Rose sei bereits erobert?"

War es der Widerschein des flackernden Lichtes, das vom Kronleuchter niederfiel, oder erbleichte er wirklich, während sie sprach?

Ja," fuhr sie fort,ich glaube, die Fehde der weißen und roten Rose ist beendet".

Sie sprechen in Rätseln, Fräulein de Ferras, ich aber bin zur Lösung derselben äußerst ungeschickt."

Es verriet sich einige Bewegung in dem Tonfall seiner Stimme- ,

Sie müssen versprechen," sagte Lola,mich nicht zu verraten, denn vielleicht steht mir nicht das Recht zu, darüber zu sprechen und Bianca selbst hat es mir auch nicht anvertraut, aber ich weiß, ich bin gewiß"

Sie mögen sich davon überzeugt halten, daß ich Ihr Vertrauen nicht mißbrauche, weshalb sollte ich?"

Ich habe alle Ursache, anzunehmen, daß Bianca von Cliefden und Lord Risworth zu einer Verständigung ge­langt sind."

Lord Risworth? Aber er ist ja alt genug, um ihr Vater sein zu können. Reden Sie klar. Wollen Sie wirklich andeuten, daß jene beiden verlobt seien?"

Ich habe guten Grund, es zu glauben."

Sir Karl war vernichtet, er wußte mir emem Male, daß er Bianca v. Cliefden geliebt habe, wie er nie im Lehen wieder zu lieben imstande sein werde.

Lola beobachtete das Antlitz ihres Gefährten verwun­dert, der verstörte Ausdruck desselben ließ sich weder weg­leugnen noch in Abrede stellen; war es denkbar daß er Bianca liebe?

Sind Sie ihrer Meinung gewiß, Fräulein Lola?" fragte er plötzlich.

Ganz gewiß und eS wird eine prächtige Partie. Ich muß jetzt darüber lachen, wenn ich bedenke, daß bei meiner Rückkehr von Deutschland der Graf Risworth mir als der Wünschenswerteste Hciratskandidat unserer Gegend erschien."

Und ist dies jetzt nicht mehr Ihre Ansicht?"

Nein, entschieden nicht", sprach sie, seinen Blick voll erwidernd.

Er wußte, daß dies etn ihm persönlich gezolltes Kom­pliment war, aber er fühlte sich gar nicht in der Stim­mung, darauf ein Wort verbindlicher Erwiderung zu finden; sobald es irgend anging, suchte er einen plausiblen Vorwand und verließ seine schöne Gefährtin.

Er war ärgerlich und verstimmt, ohne dazu eine voll­gültige Veranlassung zu haben.

Sie hätte nicht in solcher Eile zu sein brauchen, sie ist ja noch jo jung, sagte er sich schmollend. Wie ist es mög­lich, daß sie einen Mann heiratet, der um >o vieles älter ist als sie? Undenkbar, daß sie ihn liebt, es muß retn nur des Geldes wegen sein- Schrecklich, daß ein junges Ge­schöpf so habsüchtiger Empfindungen fähig ist. Ich habe mich in ihr getauscht.

Und um ihr seine Mißbilligung an den Tag zu legen, hielt er sich fern von ihr. Sie beobachtete ihn unausgesetzt; die Stunden verrannen und ihr holdes Antlitz wurde immer betrübter. Er war ärgerlich über sich felbst und über sie; über sich, weil er den Zustand seiner Empfin­dungen erst heute entdeckt hatte, über sie, weil sie sich in eine jo überstürzte, voreilige Verlobung eingelassen hatte. Er vermochte die Dinge nicht recht zu begreifen; er hatte es niemals bemerkt, daß Lord Risworth Bianca huldige; waren ihr Vater und der Graf eng befreundet, so bedeutete dies noch lange keine Veranlassung, das junge, aufblühende Leben des Mädchens an das seine zu fesseln. Erst vor drei Tagen hatte er die beiden zusammen gesehen und nichts in ihrem Wesen ließ annehmen, daß irgend etn geheimes Einverständnis zwischen ihnen bestehe; sie hatten ent­weder sehr gut Komödie gespielt oder sich erst später zu einem übereilten Schritt drängen lassen.

So kam es, daß Karl v. Allanmore Biancas Nähe mied und sie, die am heutigen Abend eine Entscheidung erhofft hatte, sah den süßen Traum, dem sie sich hingegeben, in nebelhafte Ferne entschwinden Bis jetzt hatte er noch nie eine Gel..nheit vorübergehen lassen, ohne einige Worte an sie zu richten, heute aber fand er nicht einmal die strenggemsssene, Höf.che Begrüßungsformel, er hielt sich gänzlich fern. Sie entsann si h n: ,t, ihn irgendwie ver­letzt zu haben und vermochte sein Wesen nur als Gleich­gültigkeit zu deuten. Lady Melden schreckte sie empor aus ihrem trübsinnigen Brüten, indem sie mit der Bitte zu ihr trat, Bianca möge singen.

Ich muß Sie bitten, mich zu entschuldigen, ich fühle mich der Aufgabe heute nicht gewachsen," entgegnete das Mädchen, fürchtend, Tränen würden ihre Stimme ersticken.

Sie sehen nicht wohl aus, Kind, vielleicht erholen Sie sich doch und sind dann imstande, dem allgemein aus- gesprochenen Wunsche nachzukommen."

Ladh Melden gab sich schon seit einiger Zeit dem Glau­ben hin, daß Karl v. Allanmore Bianca liebe.

Wie sie mir abgeschlagen, wird sie ihm doch gewäh­ren, dachte die kluge Dame und bat nach einer Weile den jungen Edelmann, er möge das Fräulein v. Cliefden zum Singen auffordern.

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kommen.

.nlt Iw immerhin den Versuch," meinte die Dame

MN fernem Kacheln,dort drüben bei jener exotischen Baumgruppe steht sie, gehen Sie hin und seien Sie dessen eingedenk, daß der Mutige sich niemals abweisen läßt" «Das hat gezündet," lächelte die Dame vor sich hin. als er sich raschen Schrittes entfernte.Wenn ich jemals

Liebe erkannte, so war's doch in diesen beiden Auaen- paaren."

Bianca sah, wie Sir Karl auf sie zukam; nun sollte also doch endlich ihr Sehnen in Erfüllung gehen; höher pochte ihr Herz, oh, wenn sie nur in seiner Seele lesen konnte! Er sah nicht froh und heiter aus wie sonst, mit kurzen Worten erledigte er sich des Auftrages, der ihm geworden. ^

Ich fürchte, eine Fehlbit! getan zu haben," fügte er dann hrnzn,wenn Lady Melden Sie nicht zu über- reden imstande war, so dürfte meine Mission kaum glück­licher enden."

Lächelnd blickte sie empor.

Da Sie mich darum ersuchen, will ich gern singen, doch nicht jetzt, der Saal ist gar so heiß, ich möchte zuerst eine Erfrischung genießen."

Er bot ihr den Arm, um sie nach einer lauschigen Blumengruppe im Wintergarten zu führen, brachte ihr eine Kristallschale mit kühlendem Früchteeis und ließ sich dann an ihrer Seite nieder. Ihrer Vorsatzes eingedenk, daß sie heute weder kalt noch zurückhaltend sein wollte, plau­derte sie heiter und geistreich, je lebhafter sie aber war, desto düsterer umwölkte sich seine Stirn.

Sie kann leicht glücklich und guter Dinge sein," sagte er sich polt Bitterkeit. Sie beklagt nichts, sie will eine Geldheirat machen, und es ist ihr gelungen, einen der reich,ten Kavaliere an sich zu fesseln.

Sie gewahrte es recht wohl, wie finster er blickte, und ihr Herz erbebte in heißem Weh. Als Lola zu ihm trat, blickte er zerstreut zu ihr empor.

Ich dachte. Sie finden meine Gesellschaft nicht be­sonders unterh Lc::d, gnädiges Fräulein?"

Jedenfalls entsinne ich mich nicht, Sie jemals so schweigsam gesehen z» haben," erwiderte sie mit gezwun­genem Lachen.Welch melancholisches Beisammensein! Sir Kerl, ich habe Sie schon überall gesucht."

Sie sah bestrickend arM

Sie nahm aus einer Vafe zwei Rosen, eine rot, die andere weiß.

Welch, wollen Sie haben, Sir Karl?" fragte sie. ihm die Blumen bietend.

Der junge Edelmann war verstimmt, er wollte dem Mädchen, das er wahrhaft liebte, einen kleinen, flüchtigen Verdruß bereiten und beßunmte durch die Laune des Augenblicks ihr GeM-ick und das seine.

Bianca beobachtete ihn mit ängstlicher Spannung, nahm er die weiße Rose, wußte sie, daß er sie liebe, wenn nicht

Lola sah ihn leuchtenden Blickes an.

..Nun wählen Sie!"

Setz ich mich nieder ins grünende Moos,

Fallen zwei Nöslein mir in den Schoß,

Das eine ist w-, das andere rot.

Das eine heißt Leben, das andere Tod/"

Jetzt hotte Bianca die Herrschaft über sich selbst vo.'l- ständig wiedergcwonnen.

Ich werde jetzt singen, Sir Karl, wenn Sie es noch wünschen, sprach sie, sich mit nachlässiger Grazie er­hebend."

Es ist mir stets ein Vergnügen," entgegnete er, ihr den Arm bietend.

Sie legte die Fingerspitzen ihrer schlanken, weißen Rechten auf denselben: hätte sie aufgeblickt, so würde sie gesehen haben, daß ihm so wenig an der dunklen Rose gelegen war, daß sie unbeachtet zur Erde stet und iem Fuß daraus trat. E geleitete sie zum Klavier und dat Lied, das sie sang, sollte ihm noch lange Monate nn! später dent"nMichwer in den Ohren klin'--"

her Mann im Nu smsnlel.

i Amerikanischer Detektivroman von Carolyn Wells.

! Da ich keine Lust hatte, mich von der ganzen Gesell­schaft zu verabschieden, wollte ich nur dem Hausherrn Lebewohl sagen und schob die Portiere auseinander, um in das Studierzimmer hineinzusehen. Der alte Herr war aber über seiner Zeitung eingeschlafen. Ich wollte ihn nicht wecken, sondern schritt rasch nach oben, um mein Banjo zu holen und mich dann unbemerkt zu entfernen.

Ich ging also hinauf und gebe zu, daß mich wohl die Neugier getrieben hat, in das Bibliothekzimmer hineinzu­blicken. Da ich keine Stimmen hörte, trat ich einen Schritt näher und sah Philipp am Boden liegen.

Da trat ich natürlich ein. Das Zimmer hat nach der Halle zu keine Tür, sondern nur Türvorhänge. Sobald ich sah, daß hier ein Unglück geschehen war, lief ich sofort nach unten, um Dr. Sheldon zu holen."

Und es war niemand anders im Zimmer?" fragte der Coroner.

fNnein", entgegnete Gilbert gedehnt.

!Sind Sie dessen ganz sicher?"

>Ich weiß bestimmt, daß ich niemand anders im Zim­mer gesehen habe."

Können Sie angeben, um welche Zeit Sie nach oben gingen?"

Ja, das kann ich. Als ich in das Studierzimmer hineinblickte, sah ich zufällig auf die große Uhr. Es war zwanzig Minuten nach zehn, und es kann höchstens eine Minute später gewesen sein, als ich oben ankam." tDas genügt, danke", sagte Herr Billings, und Gilbert trat zurück.

Nun wurde Dr. Sheldon aufgerufen, und der sagte Kus, daß er sofort nach oben gelaufen sei, wo « Philipp

Maxwells Leiche und einige Fuß davon entfernt das schwer verwundete und bewußtlose Fräulein Leslie vorae- funden habe.

Fräulein Leslie hatte ein Schußwunde?" fragte Herr Billings.

Ja, in der Schulter. Sie war hingefallen und dabei mit dem Kopf gegen eine Tischecke geschlagen. Das war die Ursache ihrer Bewußtlosigkeit. Die Kugel habe ich herausgeholt: es war 3,8 Kaliber. Der Revolver, den Fräulein Leslie in der Hand hielt, hatte auch Kaliber 3,8."

Haben Sie auch aus Philipp Maxwells Körper die Kugel entfernt?"

Ja. Es war auch Kaliber 3,8. Er war durchs Herz geschossen, und der Tod muß augenblicklich eingetreten sein."

Wie lange war er nach Ihrer Ansicht tot, als Sie den Leichnam untersuchten?"

Noch nicht lange, denn der Körper war noch nicht kalt. Höchstens seit einer halben Stunde."

Der Revolver, der in Fräulein Leslies Hand gefun­den wurde und jetzt in meinen Händen ist, hat zwei leere Kammern", fuhr der Coroner fort.Zieht man Fräu­lein Leslies Aussage in Betracht, daß die Schüsse durch eine von der Veranda aus eintretende Person abgefeuert wor­den sind, so erscheint es als nicht unmöglich, daß der Täter Fräulein Leslie den Revolver in die Hand gegeben hat. Halten Sie das für wahrscheinlich, Herr Tr. Sheldon?"

Für höchst unwahrscheinlich, wenn auch nicht für ge­rade ausgeschlossen. Da ich ihr die Waffe selbst aus der Hand genommen habe, weiß ich, daß ihre Hand sie fest umklammerte. Das würde kaum der Fall gewesen sein, wenn man sie ihr in die Hand gelegt hätte, während sie bewußtlos war-"

Ich danke Ihnen, Herr Doktor. Wir werden noch

auf diesen Punkt zurückkommen, wenn wir Fräulein Les­lies Aussage gehört haben", sagte der Coroner.

Herr Maxwell sagte nichts weiter aus, als daß er sich bis ungefähr um halb zehn im Salon aufgehalten habe^ und dann aus sein Zimmer gegangen sei, wo er abwechselnd ^ gelesen und geschlummert hätte, bis man ihm das Unglück gemeldet habe.

Er bestätigte meine Aussage, daß ich etwa um zehn zu . ihm hereingekommen sei, obwohl er nicht auf die Uhr ge-' achtet hätte. Von Gilbert Crane habe er nichts gesehen oder gehört. Auch die Schüsse habe er, entweder seiner Taubheit wegen, oder weil er zu der Zeit gerade geschlum­mert habe, nicht vernommen. ^

Herr Billngs entließ ihn und fragte dann, ob irgend jemand die Schüsse gehört habe.

Zu unserer Verwunderung ließ sich Fräulein Maxwells, sanfte Stimme vernehmen.

Ich habe zwei Ähüsse gehört. Sie fielen um Punkt zehn Uhr", hauchte sie in ihrer sanften Art. !

Das ist sehr wichtig, Fräulein Maxwell", sagte der. Coroner.Wollen Sie bitte den Zeugensitz einnehmen?"

Nun erzählte Fräulein Maxwell, daß sie sich zum Schlafengehen vorbereitet hätte. Das Badewasser sei ge­rade in die Wanne eingelaufen, und deshalb hätte sie die Schüsse nur undeutlich vernommen. Dennoch hätte sie die Tür nach der Halle geöffnet. Da sie aber nichts Unge­wöhnliches gesehen und von unten herauf Tanzmusik ge­hört hätte, habe sie sich beruhigt und erst wieder daran ge- ^ dacht, als man ihr die Unglücksbotschaft brachte.

Also um zehn Uhr", wiederholte Herr Billings.Das würde demnach mit Ihrer Diagnose übcreinstimmen, nicht wahr, Herr Dr. Sheldon?"

Jawohl", erwiderte dieser.Ich kam um halb elf

Uhr nach oben und fand den Körper noch warm vor."