Entdeckung eines faszistifcheu Komplotts in Ungarn.
Bukarest. 10. Okt. Die Polizei, die gestern abend Haussuchungen bei einigen Faszisten vornahm, entdeckte ein Komplott zur Ermordung mehrerer Minister, Finanzleute und anderer in der Öffentlichkeit stehender Persönlichkeiten. Die Tat sollte heute ausgeführt werden. Die Polizei beschlagnahmte Waffen und Munition und nahm mehrere Verhaftungen vor. Unter den Verhafteten befinden sich zwei Studenten, die ein volles Geständnis rblegten.
Zur Diktatur in Spanien.
Madrid, 8. Okt. Die Blätter veröffentlichen eine programmatische Erklärung des Militärdirektoriums, in der es heißt: Das Direktorium treibt keine Parteipolitik. Es handelt lediglich im öffentlichen Interesse und vermeidet eine radikale Maßnahme wie die Auflösung des Parlamentsteils des Senats (Anmerkung der Red.: Erbliche Senatoren, auf Lebenszeit ernannt, und solche, die auf Grund ihres Amts Sitz und Stimme haben), die eine Verfassungsänderung bedingt. Es beabsichtigt nicht, selbst die Verfolgung politischer Persönlichkeiten zu unternehmen, sondern nur das Anklagematerial zu sammeln und dem Gericht zur Weiterverfolgung zu übergeben. Das Direktorium spricht seine Befriedigung aus über die Haltung der Arbeiterbevölkerung, die die Produktion gesteigert hat, und schließt mit der Versicherung, daß es die öffentliche Ordnung gewährleisten und die Gesetze strikte anwenden wird. — Die Mehrzahl der Blätter verlangt nach wie vor die Abschaffung des Parlamentsteils des Senats. .
Die Tangerfrage.
London, 11. Okt. Reuter erfährt, daß die britischen, die französischen und die spanischen Sachverständigen, die die Tangerfrage erörtern, sich jetzt über eine Formel geeinigt haben, die, ohne die beteiligten Regierungen zu binden, als Grundlage für eine Erörterung auf einer künftigen Konferenz von Bevollmächtigten dienen wird.
Der neue Präsident von China.
Peking, 10. Okt. Heute vormittag wurde dem neuen Präsidenten Tsackun gehuldigt. Später wohnte er der Verkündigung der Verfassung im Parlament bei und legte den Eid ab. Die Verfassung wurde gestern nach 12tägiger Beratung durch das Parlament genehmigt.
Deutschland.
Aufhebung der Vorzensur
bezüglich Unruhenachrichten.
Berlin, 9. Okt. Der Reichswehrminister hat an die Wehrkreisbefehlshaber folgenden Befehl erlassen: Die Verordnung vom 1. Oktober über die Zikrbreilung von Nachrichten ist aufgehoben. Gegen Zeitungen, Nachrichtenbüros usw., die durch Verbreitung ungeprüfter Gerüchte die öffentliche Ruhe und Ordnung gefährden, ist auf Grund des Paragr. 1 der Verordnung des Reichspräsidenten v-m 26. September einzuschreiten.
Beratungen des Reichskabinett».
Berlin, 11. Okt. Den Blättern zufolge beschäftigt sich das Reichskabinett gestern abend in mehrstündiger Sitzung mit den zehn Forderungen der Ruhrindustriellen und beriet ferner über die finanz- und wirtschaftspolitischen Maßnahmen, die ergriffen werden sollen, sobald die Reichsregierung das Ermächtigungsgesetz erhalten hat. Voraussichtlich werden sofort drei Verordnungen erlassen werden, von denen eine zum Zwecke der Brotverbilligiing bestimmen wird, dag die Brotabgabe, die ursprünglich zweimal erhoben werden sollte, noch mehrere Male ent- richtet werden soll. Eine weitere Verordnung wird sich mit den Preiskonventionen der Kartelle und Syndikate beschäftigen und die dritte wird den ursprünglich als Gesetz gedachten Plan der Bodenwährungsbank (Neumark)
38) Steffani Drehs«.
Roman von Alexandra v. Bosse.
Er sah alles für sich verloren, aber doch folgte er ihr, selbst kaum wissend warum, und doch machte er keinen Versuch mehr, sie zurückzuhalten. Sie hörte seinen Schritt hinter sich und als sie die Treppe erreicht, die'in breiten Stufen zu dem Portikus hinaufführte, wandte sie sich noch einmal ihm zu. Ihr Gesicht, vom Monde hell beschienen, war ernst und traurig, aber nicht mehr von Zorn und Empörung wie versteinert.
„Bitte, geh!" sagte sie leise, und noch leiser fügte sie hinzu: „Ich werde zu vergessen suchen, was du gewagt hast mir zu sagen."
Treben machte eine Bewegung, als wollte er sich ihr zu Füßen werfen: „Steffani!..."
Abwehrend hob sie die Hand, an der der indische Rubin aufblitzte; ohne ein Wort zu sagen, kehrte sie sich um und ging langsam, als fiele ihr jeder Schritt schwer, die Treppe empor. Treben schaute ihr nach. Er sah, wie oben die Tür sich öffnete; rötlicher Lichtschein drang heraus. Steffanis Gestalt verschwand. Die Türe hinter ihr schloß sich mit dumpfem Laut.
Unbeweglich stand er noch einige Zeit, unfähig einen Gedanken zu fasten. Langsam wurde es dunkel um ihn, denn der Mond versank hinter den Hügeln, jenseits des Tales. Das Haus vor ihm stand dunkel, abweisend... Seine Tore waren für ihn für immer verschlossen.
*
Irgendwie war Ebbos heimliche Verlobung mit Daria Blendheit in Dresden bekannt geworden, und kaum erfuhr
auf dem Wege der Verordnung durchführen. Andere Verordnungen sollen die Einstellung des Druckes von Reichsbanknoten, die Einschränkung der Reichsausgaben und die Einschränkung der Einfuhr behandeln.
Günstige Ausfichten nach amerikanischem Kredit ? ?
Berlin, 11. Okt. Wie die Blätter erfahren, scheinen die Aussichten auf e! len amerikanischen Kredit an Deutschland sich jetzt gü i ciger gestaltet zu haben. Wie das „Berliner Tageblatt" visten will, sollen die Bedingungen, unter denen der ein n erheblichen Betrag erreichende Kredit gewahrt werden s)ll, durchaus günstig sein. Die amerikanischen Geldgeber seien ein ad hoc gebildetes Bankenkonsortium. Die amerikanische Finanzhilfe solle nicht als Reparationsanleihe gegeben werden, sondern der Beteiligung an der künftigen Währungsbank dienen, wobei es sich nicht um die die Neumark emittierende Bank, sondern um die Eoldwährungsbank handeln solle, als welche die Reichsbank in Aussicht genommen sei. Durchaus denkbar und wahrscheinlich fei, daß die Reichsbank bereits in absehbarer Zeit einen Teil der amerikanischen Kredite erhalte. Politische« aus Bayern.
München, 9. Okt. Die Nachricht von der Ausweisung von Ostjuden durch das Eeneralstaatskommissariat ist, der „Bayerischen Staatszeitung" zufolge, unrichtig. Es wurde lediglich für eine Reihe von Juden aus Sowjetrußland, die teilweise schon seit längerer Zeit in Bayern Aufenthalt genommen haben, die abermalige Verlängerung der Aufenthaltserlaubnis verweigert.
Nürnberg, 9. Okt. Wie dem „Fränkischen Kurier" von der „Neichsflagge" mitgeteilt wird, bedeutet die Billigung der Politik Kahrs durch die Landestagung des Bundes nicht, daß dieser sich bedingungslos auf Gedeih und Verderb Kahr unterstellen will. Die „Reichsflagge" sei eine großdeutsche Bewegung, deren Ziel die Lösung der deutschen Frage sei. Solange Kahr den von ihm verfolgten Weg gehe, werde ihm die Macht der „Reichsflagge" restlos zur Verfügung stehen. Im übrigen habe Hitler, der den Entschluß des Führers der „Reichsflagge", sich hinter Kahr zu stellen, mißbillige, die ihm vor kurzem übertragene Führung des „Deutschen Kampfbundes" niedergelegt.
München, 9. Okt. Die Wochenschrift „Heimatland", das Organ des Bayerischen Kampfbundes, das als Ersatzblatt sür den verbotenen „Völkischen Beobachter" im Straßenverkauf an- geboten wird, ist bis 14. Oktober verboten worden.
München, 9. Okt. Die Polizei beschlagnahmte in einem Haus in der Iahnstraße mehrere Zentner kommunistisches Agitationsmaterial, das von der Berliner Zentrale der K. P. U. nach München gesandt worden war.
München, 10. Okt. Der Deutsche christliche Gewerkschaftsbund in München hat an den Generalstaatskommissar Dr. v. Kahr ein Schreiben gerichtet, in dem die Aufhebung des Streikverbots gefordert wird.
München, 10. Okt. Wie amtlich verlautet, haben die wirtschaftlichen Besprechungen beim Generalstaatskommissar ergeben, daß die Säumigkeit der Banken mit der Gutschrift der bei ihnen eingezahlten Beträge und die Höhe der Bankspesen eine wesentliche Mitschuld an den sich überstürzenden Preisforderungen tragen. Wenn die Danken nicht aus freien Stücken Zugeständnisse machen, ist ein Eingreifen des Eeneralstaatskommissars beabsichtigt.
München, 10. Okt. Der Generalstaatskommissar hat das Erscheinen der „Dolkswacht" für Ober- und Niederbayern bis einschließlich 23. Oktober verboten.
München, 10. Okt. Nach einer Mitteilung des Deutschen Kampfbundes ist Hitler nach wie vor der Führer des Deutschen Kampfbundes. Er habe sich jedoch nicht mehr bereit erklärt, die Führung auch für den Verband „Reichsflagge" beizubehalten.
Ehrhardt in Bayern.
Berlin, 11. Okt. Wie dem „Berliner Tageblatt" aus Bayern gemeldet wird, berichtet das „Bamberger Tageblatt" in seiner gestrigen Nummer im Anschluß an die
Steffani davon, als sie eilte, sofort mit ihrem Vater darüber zu sprechen. Sie hielt es für bester, er hörte zuerst von ihr davon, sonst konnte er von anderer Seite in böswilliger Weise gegen die arme kleine Daria beeinflußt werden.
Sie fuhr sofort nach Wagnitz und fand die Familie über alles unterrichtet. Tante Hermine hatte geschrieben, und Steffani konnte sich denken, daß sie es nicht in für Ebbo günstiger Weise getan. Frau v. Wagnitz war entsetzt: Ein Mädchen, das ein angenommenes Kind war und obendrein von dunkler Abstammung — unmöglich! Der Vater ließ sich zwar zu einer Unterredung mit Steffani herbei, aber nur, um ihr kurz und bündig zu sagen, daß er zu so einer Heirat Ebbos nie und nimmer seine Einwilligung geben würde. Wenn sein Sohn trotzdem diese „obskure Person" zu seiner Frau machen wolle, könne er ihn allerdings nicht hindern, da Ebbo mündig sei, aber solange er lebe, würde diese Schwiegertochter Wagnitz nicht betreten.
Es nützte nicht, daß Steffani berichtete, wie gut das Mädchen erzogen sei, und daß es sicher einmal das große Vermögen der Blendheits erben würde. Wagnitz blieb hart. Er zeigte sich entschieden abgeneigt, eine „Abenteuerin" in seiner Familie aufzunehmen, und wurde zornig, als Steffani weiter versuchte, ihn umzustimmen. Mit Ebbo wollte er überhaupt nicht über die ganz und gar unmögliche Verbindung reden, es würde ihn zu sehr aufregen, und der Arzt habe ihm jede Art von seelischer Beunruhigung verboten. Er habe Ebbo seine Meinung und seinen unabänderlichen Beschluß schriftlich mitgeteilt. — Steffani mußte ergebnislos und bekümmert nach Dohneck zurückkehren.
Nachdem sie dem Bruder von dem unbefriedigenden
Besprechungen eines in Bamberg abzuhaltenden Deutsche» Tages, daß Kapitän Ehrhardt sich in Bayern befinde.
Rücktritt des sächsischen Geschäftsträger» in München.
München, 10. Okt. Der sächsische Geschäftsträger in München, v. DziembrowSki, hat laut „Münchner Neuesten Nachrichten" wegen des Eintritts der Kommunisten in die sächsische Regierung vom sächsischen Ministerpräsidenten seine Entlastung gefordert.
Auch ein Zivilkommiffar für Sachsen.
Berlin, 11. Okt. Blättermeldungen aus Dresden zufolge ist der Amtshauptmann von Meißen, Schmidt, zunt Zivilkommissar für den Freistaat Sachsen ernannt worden. Die Blätter betrachten diese Ernennung als die Voraussetzung für die Beilegung des Konflikts zwischen Dr. Zeigner und dem Reichswehrminister Dr. Eetzler.
Dom Staatsgerichtshof.
Leipzig, 11. Okt. Wegen Begünstigung der Rathenaumörder Fischer und Kern verurteilte der Staatsgerichtshof den Studenten Joh. Peters aus Neukloster und den kfm. Angestellten Gottfr. Wiese aus Wendisch-Wehningen zu je 8 Monaten Gefängnis und den Postsekretär a. D. Paul Buesch aus Lenzen zu einem Jahr Gefängnis.
Verbot des kommunistischen Hauptorgans.
Berlin, 10. Okt. Der Reichswehrminister hat bis auf weiteres^ die Herstellung und den Vertrieb der „Roten Fahne" verboten, da sie zur Vorbereitung des politischen Generalstreiks aufruft und die Reichswehrsoldaten zur' politischen Betätigung und zum Ungehorsam auffordert. Das Verbot gilt auch für jede andere Zeitung, die als Ersatz für die „Rote Fahne" neu herausgegeben oder den Abonnenten zugestellt wird.
Verhaftung von Kommunisten in Breslau.
Breslau, 10. Okt. Heute wurde hier eine größere Anzahl Kommunisten verhaftet, darunter Mitglieder der Bezirksleitung Schlesien, sowie das Büropersonal und die Angestellten der „Schlesischen Arbeiterzeitung". Die Festnahme steht mit einer kommunistischen Propaganda zur Einsetzung einer Arbeiter- und Vauernregierung in Deutschland im Zusammenhänge.
Reichstag.
Da» Ermächtigungsgesetz. — Die Verhandlungen der Industrie im Ruhrgebiet.
Berlin, 9. Okt. Auf der Tagesordnung der heute nachmittag 2 Uhr begonnenen Sitzung des Reichstages stand die erste Beratung des Ermächtigungsgesetzes in Verbindung mit einem Antrag Fischer (Dem.), der Gesetze verlangt zum Abba« der Beamtenschaft, zur Reorganisation der Justiz- und Reichsverwaltung, zur Vereinfachung der Reichsministerialverfassung und des. Geschäftsganges des Reichstags. Wie vorauszusehen war, traten bei der Beratung des Ermächtigungsgesetzes die Gegensätze scharfs in Erscheinung, sodaß die Sitzung, die wieder bis gegen Mittel«! nacht dauerte, häufig einen bewegten Verlauf nahm. Die Oppo-' sition gegen das Gesetz setzte sich zusammen aus der Rechten, der« äußersten Linken, den bayerischen Parteien (Bauernbund und Volkspartei), sowie der kleinen Fraktion der Deutsch-Hannover-^ scheu Partei. Aber auch innerhalb der Regierungsparteien, die dem Gesetz grundsätzlich zustimmten, war man in gewisser Beziehung nicht ohne Bedenken. Einen tiefen Eindruck und große Unruhe auf der Linken rief die Erklärung des bayerischen Ge-' sandten von Preger, die er namens seiner Regierung abgab und die eine Wiederholung seiner Erklärung im Reichsrat darstellt/ hervor, daß die bayerische Regierung dem Ermächtigungsgesetz! nicht zustimmen könne, da sie Bedenken trage in die Hand der' Neichsregierung in ihrer gegenwärtigen Zusammensetzung so! weitgehende Vollmachten zu legen, wie sie in diesem Entwurf enthalten sind, zumal sie sich nicht einmal auf diejenigen Gebiets erstrecken sollten, auf denen sie am notwendigsten seien. Einen
Ausgang ihrer Unterredung mit den Eltern berichtet/ schrieb er ihr folgenden Brief:
„Vater hat mir entschieden absagend geschrieben; nuch kann der Tanz losgehen. Kann mir gar nicht denken, wie! meine Verlobung vorzeitig bekannt werden konnte, fürchte aber, daß Blendheits nicht geschwiegen haben. Jhnewi mußte ich jetzt sagen, daß Vater Schwierigkeiten macht, und! danach will auch Herr Blendheit seine Einwilligung zurück-i ziehen, vorausgesetzt, daß mein Vater auf seinem Stand-! punkt verharrt. Blendheit wird nicht zugeben, daß Dariai! in eine Familie heiratet, in der sie unwillkommen ist.' Auch Daria will mich nicht gegen den Willen meiner Eltern ! heiraten; sie behauptet, das würde mein Unglück sein. Selbstverständlich ist sie beeinflußt. Ich bin verzweifelt/ Gleich habe ich Vater geschrieben und ihn gebeten, wenigstens der Form nach seine Einwilligung zu geben und! nicht mein ganzes Lebensglück zu zerstören. Bleibt er! hart, dann ist alles aus, dann hat das Leben keinen Wert' mehr für mich; ich weiß nicht, was aus mir werden soll. Auf Daria verzichten kann ich nicht, das wäre für mich schlimmer als der Tod." Zuletzt bat er Steffani, noch einmal mit den Eltern zu reden:
„Tue es mir zuliebe! Du bist jetzt meine einzige und letzte Hoffnung! Wenn ich selbst nach Wagnitz ginge, um mit dem Vater zu reden, könnte es geschehen, daß er irgend etwas Beleidigendes gegen Daria sagt, und dann würde ich sicher heftig werden und alles verderben. Tue, was Du kannst, liebe Steffani! Ich weiß nicht, was ich tun werde, wenn der letzte Funke Hoffnung erlischt! ..."
Steffani war ratlos; sie wußte nicht, was sie tun sollte» denn es schien ihr unnütz, es nocheinmal mit dem Vater zu versuchen. Sie war froh, daß Aenni am Nachmittag zu ihr kam, mit der sie sich beraten konnte. Aenni hatte die Neu-