Wirtschaftliche Wochenschau.

Geldmarkt. Die Katastrophe ist jetzt da. Am Donnerstag erreichte der Dollarkurs in völliger Uebereinstimmuag der Bör­sen von Berlin und Neroyork den Stand von je 500 Millionen, was eine Verdoppelung innerhalb weniger Tage und mehr als eine Verdreifachung seit einer Woche bedeutet, da er vor 8 Tagen noch 147 Millionen notierte. Alle Versuche der Reichsbank, den Kurs zu erhalten, find gescheitert. Eine Eoldmark gilt schon jetzt 130 Millionen Papiermark; 1 Million Papiermark ist also kei­nen Eoldpfennig mehr wert. Die Kabinettskrifis mag zu diesem Niederbruch ihren Teil beigetragen haben, aber in der Hauptsache ist er auf die Politik Poincarcs zurückzuführen, der das Deutsche Reich wirtschaftlich und politisch vernichten will. Was nun wer­den soll, vermag niemand oorauszuberechnen. Nur das steht fest, daß dieser Zustand nicht lange dauern kann, ohne zum Chaos zu führen.

Börse. Der Zusammenbruch des Devisenmarktes hat auf die Börse ungeheuer eingewirkt. Eine jähe Flucht vor der Papier­mark zu irgend einerSubstanz" reißt alle mit, die noch etwas zu verlieren haben. Die Kurse haben eine geradezu wahnwitzige Höhe erreicht und werden voraussichtlich, da sie der Geldent­wertung noch keineswegs ganz angepatzt find, noch weiter stei­ge». Jeder kaust, was er gerade erwischt, mit Vorliebe die im Kurs etwas zurückgebliebenen Papiere, weil man die Mittel für den Kauf der hochwertigen kaum mehr aufbringen kann. Die Kabinettskrrfiis wird dabei noch verhältnismäßig zuversichtlich beurteilt, weil man hofft, daß sie der mechanischen Durchführung des Achtstundentages und ähnlichen störenden Momenten des deutschen Wirtschaftslebens eine Ende machen werde.

Produktenmarkt. Die " "'rsteigerungen find unge­heuer. Ein Geschäft kommt nur sehr schwer zustande, weil es nicht mehr um Millionen, auch nicht mehr um Milliarden, son­dern gleich um Billionen geht. Am 4. Oktober kosteten in Stutt­gart an der Landesproduktenbörse Weizen der Doppelzentner 1600 (gegen den 1. Oktober plus 750), Sommergerste 1300 (plus 600j, Roggen 1300 (cklus 600), Hafer 1200 (plus 550), Weizen­mehl 3800 (plus 1800), Brotmehl 3400 (plus 1700), Kleie 550 (plus 150) Millionen Mark. Für Heu und Stroh, die noch am 1. Oktober mit 200220 Millionen notiert waren, kam am 4. Oktober überhaupt kein Kurs zustande, doch dürften sich auch diese Preis« mindestens verdoppelt haben. In Berlin kosteten am 4. Oktober der Zentner Weizen 700 (seit dem 27. Sept. plus 510),

/ Roggen 720 (plus 500), Gerste 700 (plus 650), Hafer 680 (plus 460) und Mehl 2900 (plus 2000) Millionen Mark.

Warenmarkt. Alle Verhältnisse des Warenmarktes find jetzt zerrüttet. Von amtlicher württ. Seite wird über eine Preis­anarchie im Reiche geklagt. Sie wird nachgewiesen an ganz fa­belhaften Preisunterschieden bestimmter Warengattungen zwi­schen den einzelnen großen Städten. Aber man braucht gar nicht so weit zu gehen: diese Erfahrung kann man schon in einer und derselben Stadt machen, wenn man sich nur die Mühe nimmt, nach irgend einem bestimmten Gegenstand in vier oder fünf Ge­schäften nacheinander sich über den Preis zu erkundigen. Es ist ja ganz klar, was an dieser Stelle wiederholt ausgeführt wurde, daß bei einer so sich überstürzenden Entwertung der Mark die Kaufleute vielfach mit ihren Kalkulationen nicht rechtzeitig fol­gen können, und daß es dabei Vorkommen kann, daß einer, der einige Tage zurückgeblieben war, nachher in der Furcht vor wei­teren Verlusten über das Ziel hinausschießt und seine Preise zu hoch ansetzt. Man klagt sehr über das Verhalten der Banken, die den Kaufmannsstand mit Zinsen erdrücken und den normalen Warenhandel fast unmöglich machen. Die Eoldmarkberechnung ist ein weiteres störendes Moment. Auf die einzelnen Waren­gattungen hier kinzugchen, hat keinen Zweck; es mag genügen, festzustellen, daß sie sich durchweg in den letzten acht Tagen im Preise verdreifacht haben und daß nur wenige Ausnahmen sich mit einer Verdoppelung begnügten. Besonders lästig ist die Ver­teuerung des Obstes, doch verlautet zuversichtlich, daß für eine relativ billige Einfuhr von ausländischem Mostobst gesorgt wird und daß auch die zu erwartende Weinknappheit durch die Herbei­schaffung von Elsässer und ähnlichen Weinen behoben werden soll.

Viehmarkt. Die Fleischpreiserhöhungen haben schon wie­der begonnen, sich aber bis jetzt in mäßigen Grenzen gehalten und werden wohl erst in der nächsten Woche di« Auswirkung des neuesten Marksturzes bringen. Am Freitag kostete in Stuttgart das Pfund Schweinefleisch 64 Millionen. Vieh wird immer knap­per, weil jeder Bauer nach den Erfahrungen der letzten Tage große Verluste zu gewärtigen hat, wenn er ein Stück anders als gegen wertbeständige Bezahlung verkauft.

Holzmarkt. Unverändert fest.

Kleinhandelspreise.

In einer Bekanntmachung vom 4. Oktober 1923 über Klein­handelspreise hat das Arbeits- und ErnShrungsministerium den

Polizeibehörden^ die"strenge Durchführung der Bestimmungen' über Preisschiöder und Preisverzeichnisse zur besonderen Pflicht! gemacht. Durch die gleiche Bekanntmachung ist, unter Ausschluß aller anderen Grundpreise, neben der Auszeichnung der Waren in Papiermark, die Auszeichnung der einschlägigen Waren in Eoldmark und Eoldpfennig zugelassen worden. Für die Um­rechnung der Papiermark in Goldmark gilt der letzte amtliche Berliner Dollarbriefkurs: ebenso für die Bestimmung des Multi­plikators, der als wesentlicher Bestandteil der Preise im Schau­fenster und im Laden auszuhängen ist. Der Multiplikator gilt jeweils für einen ganzen Tag; eine Aenderung im Lauf des Tages ist unzulässig. Verboten ist der willkürliche llebergang von der Papiermark- zur Golömarkauszeichnung und umgekehrt. Eine willkürliche Erhöhung der einmal in Eoldmark und Eold­pfennig festgesetzten Verkaufspreise ist unzulässig. Die Festhal­tung der Grundpreise setzt allerdings voraus, daß Industrie und Großhandel sich ernstlich bemühen, eine wirkliche Preisstabilifie- rung in Eoldmark und Goldpfennig durchführen.

Märkte.

(STB.) Stuttgart. 6. Okt. (Wochenmarkt.) Auf dem Obstgroßmarkt kosteten heute in Millionen Mark: Aepfel 1015, Birnen 516, Zwetschegn 3,56, Quitten! 1218, Pfirsiche 1020, Nüsse 2530, Trauben 3035, Tomaten 9- 12 das Pfund, Kraut 56, Rotkraut 79, Köhl 69, Gelbe Rüben 56, Zwiebeln 5,56,6, Bohnen 1620, Spinat 10, Mangold 7 das Pfund, Salatgurken 4 bis 10, Essiggurken 3640 das Hundert, Salat 2,55, En- divie 35, Kohlriible 24, Rettiche 14, Blumenkohl 20 bis 30, Rosenkohl 812 das Stück, Butter 120, Schweine­schmalz (einh. und amerik.) 140, Margarine 90105, Schmelzmargarine 120, Palmin 110120, Kokosfett 100 bis 115, Rinderfett 75100, Speisefett 96115, Speck 110 bis 135 das Pfund; Schweizerkäse 20, Tilsiter 1617. Münster 17, Edamer 28, Romadour 18, Backsteinkäse 15 bis 16, Bierkäse 20 die 100 Gramm, Kräuterkäse 59 der Stöpsel, Camembert 15 das Eckchen; Nudeln 5070, Reis 3035, grüne Erbsen 26, Bienenhonig 80, Weizengries 30,1 neues Sauerkraut 14 das Pfund, Dosenmilch 5090; Kar­toffeln kosteten 2 Millionen das Pfund. s

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Stadtgemeinde Calw. Zu dem am nächsten

Mittwoch» den 10. Oktober 1S2S

stattfindenden

Pferde-.MH-.

SüMinemrkt

ergeht Einladung.

Calw, den 6. Oktober 1923.

Stadtschultheißenamt: Eöhner.

Stadtgemeind« Calw.

Papiersammlung.

Der Gemeinderat hat beschlossen, zur Linderung der Not der älteren, bedürftigen Einwohner unserer Stadt eine Sammlung der Kleineren Geldscheine, sowie von Alt­papier laite Bücher, Zeitschriften ujw.) vorzunehmen. Zu diesem Zwecke werden die Schüler der hiesigen Schulen bei ihren Bekannten und Verwandten im Lause dieser Woche vorsprechen und um Papiergabcn bitten.

Die Einwohnerschaft wird hievon in Kenntnis gesetzt und gebeten, die geringwertigen Geldscheine und Altpapier in möglichst großer Menge abzugeben, um die Lage unserer alten und bedürftigen Leute nach Möglichkeit zu verbessern und ihre Not zu lindern. Selbstverständlich werden auch Geldscheine höheren Werts als erwünschte Unterstützungs- gaben dankbar entgegengenonimen.

Calw, den 8. Oktober 1923.

Stadtschulthrißenamt: Göhner.

Liebelsberg.

LangholZ- Verkauf.

Die Gemeinde verkauft

am Donnerstag, den 11. ds. Mts.» nachmittags 2 Uhr,

im Submissionsweg folgendes

Fichtenlangholz

gegen Barzahlung:

3.26 Fstm. l. Kl.. 3.72 II. Kl.. 8.40 III. Kl., 4.71 IV. Kl. und 0.93 V. Kl.

Schriftliche Angebote find bis zu genanntem Zeitpunkt beim Schultheißenamt unterschrieben einzureichen.

Gemeinderat.

Me Fässer und Standen

verschied.Größen zu Kauf oderTaufch am Lager

Ar. Schab, Küferei.

Derhältniszahl für die Ermäßigungen in der Woche vom 1. bis 6. Okt. 1923 > Sechs fiirdieWoche,, 7.bis13.> Acht

Die Grundzahlen find dem zugesandten Merk­blatt zu entnehmen, das dauernd Giltigkeit hat und daher auszubewahren ist.

Hirsau» den 6. Oktober 1923.

Finanzamt

I.B. Eisele, St.-I.

Fahrnis-Versteigerung.

Am Mittwoch (Jahrmarkt), den 10. Ok­tober, versteigere ich im Hause der Frau Eber­hard Witwe, Stuttgarterstraße 429, III. Stock, von vormittags 0 Uhr und nachmittags

2 Ahr an gegen Barzahlung oder Lebensmittel:

l HOelbanh, K FomilikrMe, i zwei­rädrige» Hnndkim«, l Leiterwägele, l Sitz- >i»d Liegewoge«, 2 Miene Bettlade« wit Rost ««d 2 dreiteilige« Mirage», l Kiaderdetllädle mit Mat­ratze lweWMjert, berells re«), 1 MderschreidMlt (polieri), l Mierte« Kleiderschraad, 8 Koffer, i KW«- kästle, 4 Tische, Stähle. 1 Kleiderstä«. der, i Soja, 1 Mder-Zindbadewanne, 8 Zuber, 2 »Wörde, 2 Paar Lei- «ennorhängc m. Meffiazstaage«. l Ten- fteririll, 2 Schände, 8 den nnd l Verlidostziegel, 2 Bändle. Knchedgeschirr, Porzellan. 2 Bügel­eisen, 1. . l Gieffdanae,

o,l« cbm Kirschbanmhalz. 8 cm ftar», 8 Söffer mit M Liter Gehalt, daoan l «oder mit Heideibeer «nd Träuble, etwas Kods sowie allgem. Hausrat

wozu Liebhaber einladet

Stadtinventierer Kolb.

SreieBächmnnnng

Calw.

Am Dienstag, den 9. Oktober, nachmitt. S Uhr findet im Gasthaus zum ,Rötzle"«ine außerordentlich«

Bersammlnig

statt.

Um vollzählige» Ersehet- neu bittet der

Ausschuß.

Dem Unterzeichn, ging ein

Viehhandelsverzeichnls

von Neubulach-Oberhaugstett bis Neuweiler und zurück

verloren.

Abzugeben bei Wilh. Schill, zurSonne" Neubulach.

»All

gesucht

zu baldmöglichstem Eintritt bei zeitgemäßer Belohnung. Frau Amtsgerichtsrat Hölder, Ealw.

Tausche bereits neuen

Aeberzieher

gegen Obst oder Weizen. Calw, Salzgasse 57.

Zu verkaufen:

ein guterhaltenes

Tourenrad,

einen nur zweimal getragenen

Hochzeiiranzug,

einen guterhaltenen

blme« Anzug.

beide für schlanke Figur. Näheres aus der Geschäfts­stelle ds. Bl.

Ein starke«

Mt-Rind

vertauscht gegen Frucht.

Wilh. Bolz. Hirsau. --''

^lmliArdreibkij

Lriekbogeij

»rdolt«» 81 » «cieti I» 4 »

X.Oel»eblSg«r «Ne» Luebäruckerel Lalrr.

Hedwig Dinglrr Adolf Reißer

Verlobte

Valw Vöblingrn

GetreidemShlegenoffenschas« Mhengslelt

«. G. m. b. H. !

Die Mitglieder in Calw können morgen Dienstag,' abends '/-S Ahr bei Adolf Ratch je IS Pfund O-Mehl holen. Ein Pfund kostet 10 Millionen. ^

3. A. Vorsitzender Braun. >

I

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Der Betrieb meiner

Wagnerei

bleibt ».heute ab bis auf weiteres

geschloffen.

Karl Stüber.

»i-S

Krregerhilfe Calw.

An Spenden für die StiftungKriegerhilfe Calw" sind freiwillige Beiträge bis jetzt aus folgenden Gemeinden ein­gegangen und werden mit Dank bestätigt:

Agenbach 160500, Aichhalden-Oberweiler 560 000, Dachtel 100 000, Deckenpfronn 100000, Einberg 223000, Gechtngen 200000, Holzbronn 1600000, Kohler-Seizen- tal 1500000, Liebelsberg 2000000, Oberreicheubach 820000-, Ostelsheim 50000000-, Schmieh 240000. Zaoelstein 400000-, Neubulach 1600 000Mk.

Weitere Beiträge aus den übrigen Gemeinden könne» an den Unterfertigten oder an die Girokasse der Oberamtsspar- kassr unter Nro. 541 abgesührt werden.

Dir Stistungsoerwaltung: 2. A. Küchle, Bezirksobmann.

Verkaufe

Dienstag, den 9. Oktober nachmittag '/,? Uhr

1 Elektromotor

3 ?8. bereits neu, aus der Maschinenfabrik Eßlingen.

W. Bolz. Mhelschreinerei. Slnmwheim.