Acnderungen im englischen Heer London. 22. Januar. DerDaily Telegraph" berichtet, daß die Jnfanteriebataillone (63k Mann) je um eine Kom­pagnie vermindert werden, dafür werde die zu jedem Ba­taillon gehörige Maschinengewehrabteilung auf die Stärke einer Kompagnie gebracht.

Prozeß gegen einen Geistlichen in Rußland Moskau, 22. Januar. Vor dem Obersten Gerichtshof des Nätebundes beginnt morgen der Prozeß gegen den römisch-katholischen apostolischen Verweser der Diözese Schitomir, S k a l s k i. Nach der Anklage habe Skalsk! jahrelang Umtriebe und Spionage gegen den Sowjetstaat in polnischem Dienst verübt. Katholische Priester'haben als Spione gesetzwidrig die Grenze überschritten und bei Skalsk! Unterkunft gefunden. Er habe auch in der Ukraine gegen den Sowjetstaat aufgewiegelt. Skalsk! habe zuge­geben, daß er gegen den Sowjetstaat tätig gervesen sei.

MkllembrrMer Landtag

Stuttgart. 21. Januar.

Im Landtag wurde gestern nachmittag die Beratung des Kap. 67 (Landesgewerbeamt) zu Ende geführt. Abg. Th. Fischer (BP.) erblickte in dem Arbeitszeitnotgesetz eme Fessel für das Gewerbe und beklagte sich hauptsächlich über die Schwarzarbeit, die Arbeitgeber und Arbeitnehmer schädige. Abg. Henne (Dem.) wünschte gleichen Schutz für das Gewerbe wie für die Landwirtschaft; Württemberg und Baden hätten die höchste Gewerbesteuer. Abg. Wei­mer (S.) wünscht eine beschleunigte Verabschiedung des Berufsausbildungsgesetzes. Abg. Hartmann (D.V.) be­antragte für den kommenden Etat die Bereitstellung von Mitteln zu Reiseunterstützungen, damit jüngere Handwerker sich in den gewerblichen und industriellen Betrieben des Auslands umsehen und mit den dortigen Herstellungs­methoden vertraut machen können. Dieser Antrag wurde nach weiteren Ausführungen der Abg. Ernst Schu­macher (Komm.), Roth. (Dem.) und Pflüger (S.), sowie des Staatsrats Rau, der sich gegen den Antrag wandte, angenommen, desgleichen die Ausschutzanträge. Das Kap. 68 (Eichwesen) wurde rasch erledigt. Dann kam man noch zu Kap. 69 (Gewerbe- und Handelsaufsichtsamt). Die Abg. Frl. Eberhard (Dem.) wies auf die zuneh­mende Zahl der Betriebsunfälle hin und wünschte genaue Einhaltung des Arbeitszeitschutzgesetzes. Abg. Gen gl er (Z.) beschwerte sich über die Handhabung der Sonntags­ruhe in den Gasthöfen und über die Verhältnisse bei den Verkaufsstellen auf bahneigenem Gelände. Abg. Weimer (S.) beantragte eine Vermehrung der mittleren Aufsichts­beamtenstellen. Abg. Dr. Ströbel (BB.) wandte sich gegen die übermäßige Kontrolle und Staatsrat Rau be­tonte. daß zum Schutz der Arbeiter sehr viel geschehe und daß Württemberg hinsichtlich der Betriebsbesichtigungen in Deutschland an der Spitze stehe.

In der Sitzung am Samstag wurde zunächst ein Aus­schußantrag angenommen, das Aufsichtspersonal für .die Ueberwachung der Gewerbe- und Handelsbetriebe hinsicht­lich der Beschäftigung der Angestellten und Arbeiter an­gemessen zu vermehren.

Beim Kap. 71 (Oberversicherungsamt und Versorgungs­gericht) führt Abg. Dr. Hölscher (BP.) cus: Das Ziel der sozialen Gesetzgebung sei die Erhaltung der Volksgesundheit. Die Kreise der Versicherungs­pflichtigen sind immer größer gezogen worden, sodaß heute der weitaus größte Teil der Bevölkerung in der Sozial­versicherung ist. Das führe teilweise zu einem groben Mißbrauch. Der Grurchbesitz der Ortskrankenkassen ist von 1,1 Millionen im Jahr 1914 auf 3,7 Millionen im Jahr 1927 gestiegen. 80 v. H. aller deutschen Krankenkassen wer­den von soz. Gewerkschaftlern beherrscht und regiert. Don den Krankenkassenbeamten sollte man eine Prüfung unter staatlicher Aufsicht verlangen. Aussch«- dende Reichswehrleute könnten bei den Krankenkaffen ver­wendet werden. Einspruch müsse eingelegt werden, wenn Krankenkassengelder zu anderen Zwecken verwendet werden, wie z. B. in Freiburg, wo die Krankenkasse dem Reichs­banner 5000 tti geliehen und auch einen Holzarbeiterstreik finanziert hat. Es wurden sogar Krankenkassengelder dazu verwandt, um Kommunisten nach Rußland zu schicken. Ein weiterer Unfug sei es, mit Krankenkassen­geldern Sozialisierungsbestrebungen zu unterstützen. Die Rücklagen der Krankenkassen seien zu groß. Teilweise wer­den Verwaltungsgebäude unter großem Luxus errichtet.

Daß dis Ausgaben für Äe AerKe gMegen sind. Ehrt daher, daß auch die Leistungen der AerKe sich gewaltig vermehrt haben.

A-bg. Weimer (S.): Nur ein kleiner Teil der wurtt. Krankenkassen habe die gesetzlich vorgeschriebenen Rücklagen schon gemacht. Die Verdächtigungen gegen die Sozialdemo­kratie seien unbegründet. Es sei falsch, von einer Politisie­rung der Krankenkassen zu reden. Der Redner begründete sodann einen Antrag betr. Delegierungen zu den Kranken- kassentagungen.

Abg. Gengler (Z.): Die Angriffe des Abg. Dr. Höl­scher seien vielfach unberechtigt. Die Arbeitgeber wirken in den Ausschüssen und in den Kassenvorständen mit. Die Sozialversicherung fei in den letzten Jahren ein Schutz für Ruhe und Ordnung gewesen. Einer parteipolitischen Aus­nützung müsse aber entgegengetreten werden.

Abg. Roth (Dem): Die Kassen stehen unter staatlicher Aufsicht. Daß die Krankenkassen sich angemessene Verwal­tungsgebäude errichten, sei eine Notwendigkeit. Die Ber- tvaltungskosten mit 8,2 v. H. seien nicht zu beanstanden.

Abg. Ernst Schumacher (Komm.): Die Krankheits­ziffern seien in den Betrieben am niedrigsten, wo die Ar­beiter am besten bezahlt sind. Die Krankenkassen seien nicht der Aerzte wegen, sondern der Kranken wegen da.

Staatsrat Rau bittet, den Antrag Weimer abzulehnen.

Abg. Hartmann (D. V.): Die Verwaltung der Krankenkassen war früher zweifellos sparsamer. Die Auf­wendungen für Bauten entsprechen nicht der kapitalarmen Zeit. Kongreßfieber herrscht nicht nur bei den Kranken­kassen.

Hierauf werden die Ausschußanträge angenommen. Der Antrag Weimer wird an den Finanzausschuß überwiesen.

Nächste Sitzung Dienstag nachmittag.

lvürllemberg

Stuttgart. 22. Jan. Deutsche Versuchsanstalt für Luftfahrt. Wie das Organ des Württ. Luftsahrt- verbandes mitteilt, ist vom Württ. Staat und der Stadt Stuttgart für den Fall, daß die Deutsche Versuchsanstalt für Luftfahrt nach Stuttgart kommt, folgendes angebc m wor­den: die Schaffung von zwei planmäßigen Profej.-rren an der Stuttgarter Technischen Hochschule, ferner die Ermög­lichung der Lehrtätigkeit für weitere Angestellte, Zuschuß von einer Million Reichsmark neben Gewährung eines un­verzinslichen Darlehens von 2 Millionen RM.. kostenlose Zurverfügungstellung eines günstig gelegenen Flugplatzes nebst Baugelände mit den erforderlichen Herrichtungen wie Gleisanschluß, Zufahrtsstraße, Gas- und Stromleitung, Ka­nalisation und reichliche, bequem gelegene Wohngelegen- heik. Ueber die Angelegenheit sind Verhandlungen mit dem Reichsverkehrsministerium gepflogen worden. Berlin be­müht sich, die Anstatt, die etwa 400 Beamte, Arbeiter und Ingenieure umfaßt, in Berlin zu hatten. Das württem- bergische Angebot ist aber viel günstiger.

Große Anfrage zur Rehe des Staatspräsidenten auf der Länderkonferenz. Die soz. Fraktion des Landtags hat eine Große Anfrage im Landtag eingebracht, weil Staatspräsi­dent Dr. Bazille auf der Länderkonferenz in Berlin erklärt hatte, daß eine unmittelbare Gefahr für den Bestand des Reichs heraufbeschworen werde, wenn der Versuch gemacht werden sollte, durch mehr oder weniger sanften Druck und auf Umwegen zum Einheitsstaat zu gelangen, und daß dieses Spiel mit dem Feuer den ganzen Kontinent in Brand setzen könnte. In dieser Erklärung erblicke man eine Drohung, daß Württembergvom Reich abfallen", vielleicht sogareinen europäischen Brand entfesseln" würde. Die Anfrage steht aus der Tagesordnung der nächsten Sitzung des Landtags am Dienstag und wird von dem Abg. Dr. Schumacher begründet werden.

Minister Bolz zur Länderkonferenz. Bei der ln Deger­loch erfolgten Gründung einer Ortsgruppe der Zentrums­partei kam Minister Bolz auch auf die Länderkon- serenz zu sprechen. Als wesentliche Ergebnisse bezeichnet er folgendes: 1. Die Schaffung des Einheitsstaats bringt keine Ersparnisse. 2. Die Zeit für die Bildung eines solchen Staats ist noch nicht gekommen. 3. Von allen Parteien werden die Bestimmungen der Weimarer Verfassung den heutigen Verhältnissen nicht mehr gemäß anerkannt.

In den Ruhestand. Wie verlautet, wird der um das Aufblühen des Stuttgarter Schlachkhofes hochverdient Di­rektor Dr. Kösler auf 1. April in den Ruhestand tre­ten, da er die gesetzliche Abbaugrenze erreicht hak.

Mit Ablauf dieses Monats tritt Oberregierungsrat

Direktor v. Zelher bei der Oberrechnungskammer ln den bleibenden Ruhestand.

Württ. Handwerkskammerlag. In der ersten Sitzung des württ. Zandwerkskammerkags im neuen Jahr wurde be­schlossen, an die Regierung und den Landtag eine Eingabe zu richten, in der auf die Notwendigkeit einer Aenderung des Gewerbesteuergesehes namentlich bezüglich der Beibe­haltung des 25prozentigen Abstrichs hingewiesen werden soll. Eine weitere Eingabe für die Erhaltung der Kunstgewerbe­schule soll an das Kultministerium gerichtet werden. Diese Schule solle als freie künstlerische Schule sowohl den Ein­flüssen der Wirtschaft als auch den teilweise übertriebenen Ausdehnungsbestrebungen der gewerblichen Fachschulen ent­rückt sein. Professor Dr. Gisse von der Technischen Hoch­schule hielt einen Vortrag über «Berufsauslese im Hand­werk".

Festnahme der Täler des Raubübersalles im Eberhard- bau. In der vergangenen Nacht sind die Burschen, die tags zuvor in den ersten Mittagsstunden den Buchhalter des Cafes Eberhardbau überfallen und zu berauben ver­sucht haben, festgenommen worden. Es handelt sich um junge Leute, die alle noch bis vor kurzem im Gastwirts­gewerbe als Schankkellner bezw. Hausburschen tätig waren. Der Ueberfall selbst wurde von dem 20 Jahre alten Haus­burschen Eduard Weizenegger und dem 24 Jahre alten ledigen Schneider und Schankkellner Karl Holz­warth gemeinsam ausgeführt. Der 20 Jahre alte ledige Hausbursche Adam F i l s i n g e r, der bis Ende März 1927 im Cafs Eberhardsbau als Ausläufer und Zeitungsbursche tätig war, hat seinen Freund Waizenegger, der zuerst da­von gesprochen haben soll, daß er jetzt nicht mehr arbeiten und nur auf Raub ausgehen wolle, auf die ihm sehr gün­stig erscheinende Gelegenheit im Eberhardsbau aufmerksam gemacht. Während der Tat war Filsinger unten Posten gestanden. Für die Nachforschungen der Kriminalpolizei war besonders wertvoll die Mitteilung eines Straßenbabn- schaffners, der unmittelbar nach der Tat einen Hutlosen Fahrgast beobachtete, der ihm durch Blutflecken an der Klei­dung und auf dem Kopf, sowie durch sein verstörtes und scheues Wesen ausgefallen war. Schußwaffen und Munition hatten sich Weizenegger und Holzwarth einige Tage vor der Tat durch Erbrechen eines Schaukastens verschafft.

Postmarder. Ein 56jähriger Postassistenk hier wurde beobachtet, wie er einen Brief aus der Schweiz mit Geld­inhall auf die Sette schaffte. Der Betreffende ist geständig.

Der Bergrutsch. Auf der Neuen Weinsteige gab es im vergangenen Herbst einen Bergrutsch, weil sich der nasse Knollenmergel in Bewegung gesetzt hatte. Neuerdings glaubt man an derselben Stelle im Pflaster der Skraße wieder eine leichte Senkung feststellen zu können. Die Rutschstelle mißt etwa 40 Meter Breite und 100 Meter Länge. Cs besteht, wenn die Frühjahrsfeuchtigkeit sich einstellt, ernste Gefahr für die Straße.

Cannstatt. 20. Jan. Einbrüche. Nachdem erst kürz­lich die unerhört freche Beraubung eines Schaukastens in der Marktstraße geglückt ist, erfährt die Cannstatter Zeitung jetzt, daß die Einbrüche in letzter Zeit sich wieder anfallend vermehren. So wurde in der Nacht zum Donnerstag das Fenster eines Schuhgeschäfts in der Bahnhofstraße ein­gedrückt und ein Einbruch versucht. Das Klirren der Schei­ben weckte aber die Hausbewohner und machte auch einen auf der Streife befindlichen Polizeiwachtmeister aufmerksam. Auf Anruf des Beamten ergriff der Täter sofort die Flucht und wurde von dem Wachtmeister bis in die Eisenbahn­straße verfolgt. Der Täter konnte unerkannt entkommen. In derselben Nacht wurde einer Verkaufsbude in der Neckar­vorstadt ein Besuch abgestattet, wobei den Tätern ein« An­zahl Schokoladetaseln und Zigaretten in die Hände fielen. .

Slus dem Lande ^

Heilbronn. 22. Januar. Jubiläum. Der Verband der Steinbildhauer und Steinmetzmeistei in Württemberg und hohenzollern E. V. hält hier am 5. Februar seine Generalversammlung ab verbunden mit dem Gedenken an das 20jährige Bestehen des Verbandes. Abends zuvor findet eine Begrüßungsfeier statt.

Mergentheim. 22. Januar. Postautooerbindung nach Bernsfel den. Am Donnerstag fand eine Be­sichtigungsfahrt der Straßenstrecken Hollenbach-Herbst- hausen-Mergentheim, Neuses - Bernsfelden-Simmringen durch einen Oberbeamten und einen Ingenieur der Reichs­post, die Amtsvorstände des Oberamts, der Stadt und des Postamts, sowie des Bauamts Künzelsau statt. Es wurde

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Clown Teddo.

Roman aus der Zirkuswelt von Magda Trott.

Copyright by Grein« L Eomp. Berlin W 80. ^

Nachdruck verboten

22. Fortsetzung. !

Marion ließ einen tiefen Seufzer hören. Sie hatte schwere Monate hinter sich. Seit dem vor etwa einem Jahre erfolgten Tode des Vaters war es mit dem Zir­kus nicht mehr vorwärts gegangen. Nichts zog mehr. Unglücksfälle aller Art belasteten die Kasse des Unter­nehmens stark, andere Enttäuschungen kamen hinzu, Rita war von so nervöser Reizbarkeit, daß man mit ihr kaum etwas besprechen konnte. Es fraß an der Schulreiterin, daß sie es mit ihrem Namen nicht vermochte, einen Clown Teddo auszustechen. Hörte sie nur seinen Namen nennen, so quoll mächtige Bitterkeit in ihr aus. Sie haßte diesen Künstler geradezu, dem es in kurzer Zeit ge­lungen war, die treuesten Stammzuschauer dem Zirkus Römer zu entziehen.

Man sollte es wissen, überall wissen, welch hoher Preis dem winkte, der dem Zirkus seinen alten Glanz wieder schenkte. Schon am selben Tage machte sie die > erste Bemerkung zu einem der Künstler. Sie sprach es lächelnd, mit schalkhaftem Untertone aus, aber oer Tier­bändiger horchte doch hoch auf. Und bald ging es von Mund zu Mund, daß man Rita Römer erringen könne, wenn man etwas Neues, noch nicht Dagewesenes böte, was die Zuschauer in den Zirkus zöge.

Sie wurde nach wenigen Tagen geradezu gefragt, ob dieses überall auftauchende Gerücht auf Wahrheit beruhe.

Ja," erklärte sie mit fester Stimme,es muß aber eine alles überragende Persönlichkeit sein. Was sie bietet, ist mir gleichgültig!"

Es kamen Anerbieten aus den verschiedensten Städten. Man bat um ein Probegastspiel, es wurde gewährt. Ein Kraftmensch trat auf, fesselte wohl vorübergehend die Zuschauer, dann flaute der Besuch sehr bald wieder ab.

Ein Wasserkünstler trat auf, der Verblüffendes btt.

Auch er mühte wieder abziehen, ohne die Hand der schönen

Rita errungen zu haben. Vorübergehend war der Be­such im Zirkus Römer erheblich besser geworden, dann aber erzählte man, daß der berühmte Clown Teddo aber­mals mit einer neue: Nummer herausgekommen sei, und alles strömte wiederum in den Zirkus Ardetto.

Es war an einem zeitigen Vormittage, als Arno Olden mit seinem kleinen Freunde Lutz ist der Manege wieder ein tollkühnes Stücklein probte. Tie Stunden vergingen dabei rasch, nochmals wollte Olden die Nummer durchnehmen, da hörte er lautes Rufen.

Teddochen, lieb' Teddochen, genug für heute, das Ballett wartet!"

Er sah sich um und erblickte Fräulein Gregoly, die Primaballerina des Zirkus'.

Ist es schon Zeit?"

Schon eine halbe Stunde über die Zeit, geliebter Teddo, aber wir haben geduldig gewartet und dich be­wundert."

Dann müssen wir freilich für heute Schluß machen, Lutz."

Noch ehe die beiden Künstler ihre Gerätschaften zu­sammengelegt hatten, sah sich Olden von etwa zwanzig Zungen Mädchen umringt.

Teddochen," schwirrte es an sein Ohr,du bist immer gar so stolz."

Macht mir Platz!"

Teddochen, hast du schon das Allerneueste gehört? Du kannst eine glänzende Partie machen."

Ich bin's nicht," sagte die Primaballerina.Für Lola Gregoly hast du doch nichts übrig, obgleich sie nur für dich tanzt."

Willst du nicht Zirkusdirektor werden?" ries eine andere.

Brauchst nur die schöne Römer zu freien!"

Ardetto läßt dich aber nicht fort!"

Nicht wahr, süßer Teddo, du gehst nicht fort von uns, du brauchst die Römer nicht, brauchst auch nicht Zirkus- direktor zu werden. Du bleibst bei uns!"

So schwirrte eS um ihn her. Er hatte gewaltsam ver­sucht, sich einen Weg zu bahnen. Jetzt machte er plötz­lich halt.

.«Mas ist denn das jür albernes Geschwätz?"'

Gar lein albernes Geschwätz!" erwiderte Lola Gregoly.Wenn ich ein Mann wäre, ich würfe die Beine wie rein zweiter, tanzte mir die Lunge aus dem Leibe und heiratete dann die schöne Römer."

Es fragt sich doch, ob sie dich nehmen würde," gab Olden zurück. Sein Gesicht zeigte einen gespannten Aus­druck.

Wenn ich etwas Besonderes bieten könnte, müßte sie mich nehmen. Sie hat es ja selbst gesagt."

Mas hat sie gesagt?"

Das Halbs Ballett rief ihm die Antwort zu. AuS allen diesen Aeußerungen entnahm er nur das eine, daß Rita Römer sich selbst als Preis gesetzt hatte.

Langsam wich alle Farbe aus seinem Gesicht. Zitternd« Erregung bemächtigte sich seiner. Konnte es möglich sein, daß Rita Römer diesen letzten Trumpf ausspielte? Er wußte genau, wie cs um den Zirkus stand. Er unter­hielt regelmäßige Spione und jubelte innerlich, wenn er von Unglücksfällen hörte, wenn man ihm die Leere deS Zuschauerraumes schilderte. Er kannte ihren Ehrgeiz. Er wußte, daß sie alles opfern würde, wenn es galt, auf der Höhe zu bleiben. Es mochte wohl wahr sein, daß sie ihre Hand dem reichte, der das Unternehmen förderte. Drei Briefe hatte er bereits von dort erhalten. Immer dringender hatte man ihn um ein Gastspiel gebeten. Er hatte keine Antwort gegeben. Man wußte ja nicht, wer er war. Nur den allerwenigsten war es bekannt, daß Clown Teddo einst Arno Olden hieß. Alle seine Briefe gingen unter der Anschrift seines jungen Freundes, und außer Direktor Ardetto ahnte keiner der Künstler seinen wahren Namen. Er hieß eben Lutz Halbe und tat auch nichts, um diesen Irrtum zu berichtigen.

So war denn auch vom Zirkus Römer der Brief an LuZ Halbe gekommen. Er war in den Papierkorb ge­wandert. Eine Anstellung bet Römer kam für Olden gar nicht mebr in Betracht. Er hatte es sich zur Auf- gäbe gesetzt, den Zirkus Römer zugrunde zu richten, und er war aus dem besten Wege dazu.

(Fortsetzung folgt.)