Bedenken politischer Art (Abfall Gröner vötn Kaiser in der entscheidenden Stunde des November 1918 usw.) geltend gemacht. Die Ernennung hak aber nach der Verfassung durch den Herrn Reichspräsidenten auf Vorschlag des Reichskanzlers zu erfolgen. Die deutsch- nationale Reichstagsfraktion erkennt das Recht des Herrn Reichspräsidenten, gerade auf dem Gebiet der Wehrmacht selbständige Entschließungen zu fassen, in vollem Maß an. Das entspricht der zuletzt in der Entschließung vom 7. Dez. festgelegten grundsätzlichen Auffassung von der Bedeutung der Stellung des Reichspräsidenten im Sinne des Führer­gedankens. Da Herr General Grüner-der Mann des Ver­trauens des Herrn Reichspräsidenten ist, stellt die Partei ihre Bedenken zurück.

Die Reichstagsfraktion der Deutschen Volkspartei hat sich beim Reichskanzler beschwert, daß ihr Fraltionsmit- glied Abg. Admiral a. D. Brüninghaus als Nach­folger Geßlers mit der Begründung abgelehnt worden sei, daß für die Neubesetzung des Reichswehrministeriums keinesfalls ein früherer Militär in Frage komme. Trotz­dem sei der General Grüner auf Vorschlag des Reichs­kanzlers ernannt worden.

Die englische Denkschrift zur Sicherheiksfrage

Berlin. 20. Jan. Die Denkschrift der konservativen Re­gierung Großbritanniens wird in maßgebenden deutschen Kreisen sehr beifällig beurteilt. Es wird betont, daß dieses Schriftstück in seinen Grundgedanken ebenso Mt von der Reichsregierung hätte unterzeichnet werden können: Das beste Mittel zur Sicherung des Friedens sind Verträge, wie die von Locarno, zwischen ehemals feindlichen Staaten zu örtlich beschränkten Zwecken, dagegen nicht ein Ge­samtoertrag, wie das das Genfer Protokoll, und ebensowenig die unter der BezeichnungSicherheits­verträge" abgeschlossenen neuen Bündnisse, diein der Vergangenheit nicht immer zum Besten des Friedens ge­dient haben und manchmal aus Verteidigungsverträgen zu Angriffsverträgen wurden". (So z. B. die be­rüchtigteEntente cordiale". D. Schr.)

Die englische Denkschrift stellt sich in scharfen, bewußten Gegensatz jener Leute, die vorgeben, es gehe nicht ohne Genfer Protokoll, nicht ohnewirksame Sanktionen" und Gesamtbürgschaften, die aber gleichzeitig ihre Einzelbünd­nisse beibehalten wollen. Sicherlich steht der englische Stand­punkt der deutschen Auffassung sehr viel näher als etwa Ser eines Benefch, Paul Boncöur und Genossen.

Der Personalbestand m den Reichsämlern

Berlin, 20. Jan. Im Reichstag ist vom Reichsfinanzmink- ster eine Uebersjcht über den Personalbestand vom 1. Oktober 1927 eingegangen. Danach waren zu diesem Zeitpunkt bei den Hoheiksverwaltungen 97 282 Beamte, 25 001 Angestellte und 51 473 Arbeiter, bei der Post und Reichsdruckerei 249125 Beamte, 3593 Angestellte und 44 483 Arbeiter be­schäftigt. Seit dem 1. April 1927 hak sich die Zahl der Be­amten bei den Hoheiksverwaltungen um 2155 Köpfe ver­mehrt, die in der Hauptsache auf die Reichsfinanzverwalkung entfallen. Ferner ist eine Vermehrung der Arbeiter um 6170 Köpfe eingetreten, die hauptsächlich das Reichsverkehrs­ministerium betrifft. Die Zahl der Angestellten hat sich um 1623 vermindert. Bei der Post ist eine Verminderung der Beamten um 1560 zu verzeichnen, dagegen eine Vermehrung der Angestellten um 1418 und der Arbeiter um 1913 Köpfe-

Abbau bei der Reichspostverwalkung

Berlin, 20. Jan. In der heutigen Verwaltungsrakssi^mg teilte der Reichspostminister mit, daß die seit mehreren Mo­naten im Gang befindlichen Arbeiten für die Verwaltungs­vereinfachung bei der Aeichspost nunmehr zu einem Zwi­schenabschluß gelangt seien, mit dem Ergebnis einer mög­lichst weitgehenden Dezentralisation des Reichspostminiske- riums und mit der Auswirkung des Abbaus von rund 22 Prozent der Referate und der übrigen Beamten des Reichs­postministeriums. Ferner ist im Vollzug einer Entschließung des Reichstags auf Herabminderung der Oberpostdirektionen vorgeschlagen, 11 Oberpostdirektionen aufzuheben.

Hak Deutschland den Krieg gewollt?

Krefeld, 18. Januar. In der Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer hielt der zweite Vor- sitzerche Kommerzienrat Bayerthal einen Vortrag über die Ernährungslage in Deutschland. Er schilderte, wie vor dem Kriege nach dem Drusch Getreide aus Deutschland ausgeführt und im Frühjahr solches wieder aus dem Aus­land eingeführt wurde. Diese Wirtschaftspolitik, die aus­schließlich im Interesse des Handels lag, habe ihn im Mai 1914 veranlaßt, im Wirtschaftlichen Ausschuß beim Reichs­amt des Innern die Regierung auf die Gefahr der Ent­blößung Deutschlands von einer so großen Getreidemenge hinzuweisen, im Fall eines Krieges müsse dieses von ver­heerender Wirkung sein. Unterstaatssekretär Delbrück und die anderen Regierungsmänner belächelten die Warnung: kein Mensch denke an Krieg. Der verstorbene Reichstagsabgeordnete RL ficke und der Bund der Landwirte rieten dem Reichskanzler Beth- mann Hollweg dringend, einen staatlichen Ge- treideoorrat anzulegen, sie wurden vom Kanzler sehr von oben herab abgefertigt. Vier Tage vor der Ueber- reichung des österreichischen Ultimatums an Serbien wurde nun Bayerthal nach Berlin berufen, wo ihm der Unter­staatssekretär Richter erklärte, es sei zwar an Krieg nicht zu denken, aber man könne doch zwanglos einmal über die Vorschläge der Errichtung eines Getreidelagers sprechen. Kommerzienrat Bayerthal schließt mit Recht, Staatsmänner von solcher Ahnungslosigkeit können un­möglich den Krieg gewollt und zum Krieg getrieben haben.

Neuwahlen in Sachsen?

Dresden, 20. Jan. Die Zenkrumspartei in Sachsen und Unabhängigen Sozialisten haben beim Staatsgerichtshof in Leipzig die Ungültigkeitserklärung der Landkagswahl vom November 1926 beantragt. Die Unabhängigen brachten da­mals weder die vorgeschriebene Kaution von 3000 noch die erforderlichen 500 Unterschriften für die Mahlvor­schläge auf.-.LLLMMt

Gegen den Gaskrieg

Brüssel, 20. Januar. Die Konferenz zum Schutz der Zivilbevölkerung gegen den Gaskrieg ist beendet worden. Es wurde dabei unter anderem ausgeführt: Die Methode des Gaskrieges könne wechseln. Man könne auch nicht vorher wissen, wo Gasangriffe erfolgen. Deshalb müsse man möglichst darauf bedacht sein, die Schutzmaßnahmen über das ganze Gebiet eines Landes auszudehnen. Zwi- schen der Zivilbevölkerung innerhalb und hinter der Kampfzone zu scheiden, sei unmöglich. Unterstände, und zwar in möglichst großer Ausführung seien am sichersten. Ler Gaskrieg w eis Litt» , SZv er a nt w o r^ZiL e^

Mittel, das mehr als je durch das Volks recht ver­urteilt werden müsse. Die beste Charakterisierung gab der belgische Präsident des Roten Kreuzes, Professor Rolf: die Kriege müßten unbedingt auf die Soldaten selbst beschränkt werden und dürften nicht auf die Zivil­bevölkerung übergreifen. Wenn in Zukunft eine krieg- führende Nation sich hinter der Front gegen die Zivilbevöl­kerung mit den Schrecken des Gaskrieges wende, so müsse sie von allen zivilisierten Völkern in Acht und Bann getan werden. Das Internationale Rote Kreuz müsse sich zum Vorkämpfer der moralischen Verpflichtungen zwischen den zivilisierten Völkern, die auch während eines Krieges bestehen bleiben, machen. Den Franzosen, die gegen offene deutsche Städte in der rohesten und gewissenlosesten Weise andauernd die schwersten Fliegerangriffe gemacht haben, wird das Ergebnis der Rote-Kreuz-Konferenz nicht gefallen. Freilich werden sie sich um Acht und Bann der Welt wenig kümmern; es ist auch ganz unwahrscheinlich, daß die Welt Frankreich deswegen jemals in Acht und Bann tun wird. Im nächsten Krieg werden die Franzosen ihre Gas- und Bombenangriffe gegen die Zivilbevölkerung in verstärktem Maß ausführen.

Erhebung kretischer Bauern gegen den Steuerdruck Athen, 20. Jan. Auf der Insel Kreta haben sich die Bau­ern dem Einzug der Steuern mit Gewalt widersehk. In der Landschaft Mefara wurden die Beamten, die die Steuern einziehen sollten, übel zugerichtet. 500 Bauern, die zum Teil bewaffnet waren, überfielen in Moires das Steneramk und vernichteten alle Akten. Die Regierung hat von Kandia Truppen gegen die Bauern ausgesandt.

Ein kleiner englischer Krieg im Sudan Khartum, 20. Jan. Die englische Regierung hat ein Flugzeuggeschwader, eine Kompagnie reitender Schützen, eine sudanesische Maschinengswehrbattevie, fünf Kompagnien des Aequatorialkorps, zwei Kompagnien Kamelreiter und eine Abteilung Pioniere ausgesandt, angeblich um den Mör­der des englischen Hauptmanns Fergusson zu verfolgen, andererseits um die zwei aufrührerischenZauberer" namens Pok und Gwek, die mit einigen Anhängern flüchtig seien, einzufangen. Das Unternehmen sei eigent­lich nur einePolizeimaßnahme", aber wegen des un­günstigen Geländes und dergroßen Beweglichkeit der Ein­geborenen" sei ein so großes Truppenaufgebot nötig. Wo die Leute sind, die so etwas glauben, meldet die englische Regierung nicht.

Seulscher «eichrlag

Erklärung des Reichskanzlers

Berlin. 20. Januar.

Bei der ersten Beratung des Reichshaushaltplans 1928 nahm zunächst das Wort

Reichskanzler Dr Marx:

Ich halte es für zweckmäßig, vor Eintritt in die Be­ratung des Etats einen Gegenstand zu erörtern, der die Presse beschäftigt hat, die sogen. Phöbus-Angelegenheil.

Es handelt sich im wesentlichen um Maßnahmen zu­gunsten der Phöbus-Iilm-Aktiengesellschast, dann auch um eine Verbindung des Reichswehrminisieriums mit dem Berliner Bankverein, von dem die Marine-Aktien über­nommen und dem sie durch Bürgschaften große Kredite ge­leistet hat. Die finanziellen Maßnahmen wurden von dem Leiter der Seetransport-Abteilung, Kapitän zur See Loh­mann, eingeleitet mit Ausnahme der Bürgschaften. Mit der Unterstützung der Phöbus-Gesellfchaft bezweckte Kapitän Lohmann, der Aeberfremdungsgefahr vorzubeugen und ihre nationale nicht nationalistische Einstellung sicherzu­stellen. Wenn in der Presse in Abrede gestellt wurde, daß eine Ueberfremdungsgefahr bestanden habe, so kann das ohne weiteres als unrichtig bezeichnet werden. Es ist be­kannt, daß ausländisches Kapital bei allen deutschen Ailrn- unlernehmungen Einfluß gesucht hat.

Die auf das Jahr 1924 zurückgehende und zuerst finan­ziell geringe Anteilnahme der Phöbus-AG. hat, als die Notwendigkeit einer Geschäftserweiterung und damit einer Erhöhung des Geldbedürfnisses auftrat, anfangs 1925 zur Uebernahme von Aktien durch Kapitän Lohmann und des weiteren Gewährung von Bürgschaften geführt. Die erste Bürgschaft in Höhe von Z Millionen Mark datiert vom 26. März 1926 und ist von dem damaligen Reichsfinanz­minister, dem Reichswehrminister und dem Chef der Ma­rineleitung gegengezeichnet, dagegen nicht vom damaligen Reichskanzler. Der Kredit, für den die Bürgschaft geleistet wurde, war von der Phöbus-AG. in regelmäßigen Raten abzutragen, was bisher auch geschehen ist, mit der Wirkung, daß der Kredit nahezu zur Hälfte abgedeckt ist. Ueber diese Bürgschaft hinaus hat aber, wie die Ermittlungen ergeben haben, Kapitän Lohmann der Phöbus-AG. weitere Bürg­schaften in Höhe von 3,5 Millionen und 920 000 RM. zu Lasten des Reichs gewährt.

Kapitän Lohmann hat weiter Aktien des Berliner Bank­vereins in Höhe von 1,5 Millionen Mark für das Reichs­wehrministerium erworben. Hierbei sei dem Reich ein Verlust von 675 000 Mark entstanden. Mit weiteren Ver­lusten müsse gerechnet werden. Mittel hätten Kapitän Loh­mann aus der Abwicklung des Kriegs und seiner Folge­erscheinungen zur Verfügung gestanden. Diese Mittel seien heute völlig ausgeschöpft. Zu beanstanden sei auch der An­kauf des Hauses Lützowufer 3, dessen Preis 588 000 Mark betragen habe. Gegen Kapitän Lohmann sei seitens des Wehministeriums ein Verfahren eingeteiket worden, das noch in der Schwebe sei.

Vom 1V. Deutschen Sängerbundesfest

Vom 19. bis 21. Juli 1928 findet bekanntlich in Wien das 10. Deutsche Sängerbundesfest, verbunden mit der Huldigung für Franz Schubert, statt. Ueber die Vor­bereitungen und den Festplan teilt der Vorsitzende des Fest­ausschusses, Schulrat Iaksch mit: Die nach dem Entwurf des Baumeisters Rupprecht zu erstellende dreischiffige Halle ist 182 Meter lang, 110 Meter breit und 25 Meter hoch. Sie bietet auf einem von außen zugänglichen Podium von 7000 Geoiertmeter Raum für 30 000 Sänger und 400 Musiker, außerdem Platz für 30 000 Zuhörer. Für den Dirigenten wird ein Turm von 4 Meter Höhe errichtet. Die Halle kommt auf die Jesuitenwiese im Prater zu stehen und kostet etwa 540 000 Mark. In der Halle werden am 20.

3 n>ei Riesenkonzerte, außerdem in allen in Wien verfügbaren großen Sälen 50 Stundenkonzerle der Gesangvereine abgehalten. Besondere Schwierigkeiten bereitet die Unterbringung der mindestens 100000 sanger und ihrer Angehörigen. Hotels genügen dem Massenandrang nicht. Es müssen daher Bürger- und Massenquartiere zu Hilfe genommen werden. 30 000 Bür­gerquartiere sind schon geeignet befunden, weitere 20 000 hont man dazuzubekommen. Als WaüenWartjsr« stellt dir

Stadt Wien bie Schulen, die Hochschule ihre Gebäude, die Heeresverwaltung die freien Räume der Kasernen zur Ver­fügung. Besonders anerkennenswert ist, daß das deutsche Reichswehr mini st erium 60 000 Betten nebst Bett- zeug zur Verfügung stellt und auch die österreichische Heeres­leitung ihr verfügbares Bettmaterial bereitstellt. Für die riesigen Anforderungen an die Bundesbahnen hat sich die Reichsbahn erboten, Maschinen- und Wagenparks mietweise den österreichischen Bundesbahnen zu überlassen. Auch von der Tschechoslowakei ist solches gewiß zu erwarten. Die Oesterreichischen Bundesbahnen bereiten schon .stzt die Ausbildung eines großen Zugpersonals kür dis Bewäl­tigung des riesigen Eisenbahnverkehrs vor. Der Festzug, der das Fest am Sonntag, den 22. Juli zum Ab­schluß bringen wird, wird eine gewaltige Kund­gebung des gesamten deutschen Volkes werden. Ueber 100 000 Sänger werden daran teilnehmen. 200 Festmagen und 5000 Bannerträger sollen das Bild des Fcstzuges be­leben.

Viirltemberg i

Stuttgart, 20. Januar.

Anerkennung für mutiges Verhalten. Dem Reichswehr­unteroffizier (Trompeter) P a r g, der in der Nacht zum 27. Dezember durch mutiges und unerschrockenes Vrrhalten bei einem Einbruch in der Freiligrath-Straße in Cannstatt die Festnahme eines schweren Jungen aus frischer Tat er­möglicht hat, wurde dieser Tage durch Oberbürgermeister Dr. L a u t e n s ch l a g e r für seine Tat die besondere An­erkennung der Stadtverwaltung Stuttgart ausgesprochen. Unteroffizier Parg wurde außerdem mit Wirkung vom 1. Oktober vorigen Jahres zum Unterwachtmeister beför­dert.

Aliegerdenkmal. Für den 1. April ist, wie bereits kurz berichtet wurde, die Einweihung des Denkmals für die Gefallenen der Flieger-, Luftschiffrr- und Flugabwehr­verbände auf dem Waldfriedhof in Stuttgart vorgesehen. Damit geht ein langersehnter Wunsch aller früheren An­gehörigen dieser zahlreichen Verbände in Erfüllung. Die Traditionstruppenteile der württ. Flieger (2./R.R. 18), Luft, schiffer (1/K.A. 5) und Flugabwehrtruppen (9/A.R. 18) werden voraussichtlich daran teilnehmen, ebenso haben die Flieger in Böblingen und Dr. Ecken er aus Friedrichs­hafen ihr Erscheinen in Aussicht gestellt. Alle früheren Angehörigen dieser Verbände werden um ihre Adresse ge­beten, die entweder bei den Traditionstruppenteilen oder beim Württ. Luftfahrt-Verband einzusenden wäre. Der Württ. Luftfahrt-Verband, Stuttgart, Fürstenstraße 1, nimmt gern noch Gaben für das Denkmal entgegen.

Unfrledliches aus einer Versammlung der Ariedens­gesellschaft. Im Sieglehaus hielt am Donnerstag abend der frühere General Frhr. v. Schönaich in einer Ver­sammlung der Friedensgesellschaft eine Rede, in der er schwere Angriffe gegen das Offizierskorps richtete. Den Offizieren warf er unter anderem Feigheit vor, weil sie es nicht wagten, ihm in seinen Versammlungen entgegen­zutreten. Der Landesvorsitzende der Vereinigten Vater­ländischen Verbände, Alfred Roth, wollte als Reserve­offizier antworten, wurde aber am Sprechen verhindert. Alfred Roth wurde vom Podium herabgeschleppt und ge­stoßen und in einer Weise mißhandelt, die jeder Beschrei­bung spottet. Ein junger Stahlhelmer, der ihm zu Hilfe eilte, wurde blutig geschlagen. Die erregte Stimmung im Saal wurde nicht im wenigsten dadurch hervorgerufen, daß der Versammlungsleiter mitteilte, Stahlhelmer hätten Stinkbomben geworfen. Daß Stinkbomben geworfen wurden, ist Tatsache; daß sie von Stahlhelmern geworfen wurden, ist durch die polizeiliche Untersuchung nicht fest- gestellt worden.

Bestrafter Aahrradmarder. Das Schöffengericht in Karlsruhe verurteilte den siebenmal vorbestraften geschie­denen Hilfsarbeiter Höß aus Stuttgart wegen Fahrrad- diebstahls im Rückfall zu 3 Jahren Zuchthaus und 5 Jahren Ehrverlust. Er hatte von Ende April bis Anfang Septem­ber vorigen Jahres in Pforzheim und Karlsruhe nicht we­niger als 8 Fahrräder gestohlen, die er bis auf 2 käuflich oder im Tauschwege erworben haben will.

Aus -em Lande

Hohenheim, 20. Jan. Antrittsverlesung. Am Samstag, den 14. Januar, hielt der jetzige Vertreter der Zoologie an der Landwirtschaftlichen Hochschule in Hohen­heim, Privatdozent Dr. R. Vogel-Stuttgart über das Thema: Ziele und Wege der angewandten Insektenkunde.

Eßlingen a. N-, 20. Januar. Tödlicher Unfall. Der 21jährige Maschinenbauschüler Geyer ist beim Nach­hausekommen so unglücklich gestürzt, daß er den erlittenen Verletzungen erlag.

Waiblingen, 20. Jan. Zugsunfall. Gestern abend 7 Uhr ist auf dem BahnhDf Waiblingen beim Verschieben ein Eisenbahnwagen entgleist, wodurch die Murrtalbahn­gleise bis fLIO Uhr nachts gesperrt wurden. Der Material­schaden ist unbedeutend. Verletzt wurde niemand. Der D- Zug 237 wurde über Aalen umgeleitet.

Reckarsulm. 20. Jan. Fe st genommen. Der ver­wegene Bauernhauseinbrecher Weber, der unter sehr erschwerten Umständen aus dem Landesgefängnis ausbrach und die Hohenloher Gegend unsicher machte, ist in einer Scheuer in Willsbach festgenommen worden.

Mndischbockenfeld OA. Gerabronn, 20. Jan. Von einer Tanne gestürzt. Vor einigen Tagen bestieg ein Knecht aus unfern, Weiler eine Tanne, die gefällt wer­den sollte, um sie anzuseilen. Dabei verlor er den Halt und stürzte etwa 8 Meter hoch herab und verletzte sich die Wirbelsäule.

Wannweil OA. Reutlingen, 20. Januar. Ein Auge ausgeschlagen. Am Montag schlug in der hiesigen Spinnerei ein Arbeiter aus Degerschlacht einem erst seit einigen Wochen hier beschäftigten Mann aus geringfügiger Ursache mit einer Beißzange ein Auge aus. Für den Be­troffenen ist der Fall ein doppeltes Unglück, da er vorher schon ein Auge verloren hat und jetzt seines Augenlichtes ganz beraubt ist.

Tübingen, 20. Jan. Generals Hofacker s- Gestern starb nach längerem Leiden im Alker von 66 Jahren der in weiten Kreisen bekannte Generalleutnant a. D. Eberhard von Hofacker. Er war einer der tüchtigsten Truppen­führer im Weltkrieg, zuerst in Flandern, bei Lodz und an der Bzura, dann war er hervorragend beteiligt an der be­rühmten Erzwingung des Üebergangs über die Weichsel bei Jwangorod in Polen. Im Jahr 1917 übernahm der Ge­neral, nachdem er bisher preußische Truppen befehligt hatte, die Führung der 26. (württ.) Infanterie-Division und zeichnete sich in den großen Abwehrschlachten.an hex HoMl«