Es war ganz plötzlich vorbei mit ihm. Die letzte Hoffnung hatte getrogen, der „letzte Freund" gelogen, kein Weg mehr offen.
In völliger Umnachtung mußte er sich befunden haben, als er vor dem „Fürstenhof" über die Königgrätzer Straße ging, in der Absicht, sich zu Tode fahren zu lassen. Heute noch wußte er nicht, was eigentlich den unmittelbaren Anlaß zu diesem Entschlüsse gegeben hatte. Er sah nur noch die Vollendung vor sich, fühlte das heransausende Auto, hörte die Rufe der Passanten, Schreie hörte er, fühlte heute noch, wie er damals die Augen schloß und wie er dachte: „Jetzt — jetzt!"
Dann war ein Feuerball vor seinen Augen gewesen und dann war er nach drei Tagen Bewußtlosigkeit in der Charito erwacht.
Als es wieder soweit mit ihm war, daß er sich aufrichten konnte, hatte er auf der Tafel über seinem Bette den Krankenbefund gelesen: Schödelbruch, Schulterbruch, innere Verletzungen und Fleischwunden an Kopf, Brust und Armen.
„Mit welchem Rechte eigentlich," fragte sich Sohr, „hat man dich damals in jenes Haus gebracht, mit welchem Rechte dich gepflegt, geheilt und dem Leben wiedergegeben. Alles
gegen dein«, Willen. Mit welchem Rechte legt ein Unsichtbares einfach Beschlag auf dich Wem denn bist du ver- »flichtet oder verbunden, wem? — Den Menschen, dem Staat, der Gemeinschaft von zweiundsechzig Millionen dir vollkommen gleichgültiger Kreaturen, von denen dir keine einzige helfen konnte und wollte in deinen persönlichen Angelegenheiten und die dir jetzt nur geholfen haben als Sachs, aus reinem puren Eigennutz und in der Erkenntnis, daß ihnen die Unterhaltung eines gesunden Menschen immer noch billiger zu stehen kommt wie die eines Kranken."
So gingen seine Gedanken durcheinander, wirr und unlogisch. und nach jeder Gedankenreihe fuhr die Hand an die Stirn, als ob sie bannen und hemmen könne, was da drinnen kreiste.
Endlich fuhr er auf.
„Fort, fort! Ich muß fort, wenn ich nicht wahnsinnix werden will. Fort! Aber wohin?"
Und er setzte sich wieder, zog sein Portemonnaie, zählte eine Mark und dreiundzwanzig Pfennige und ging wie eia Fremder väterlich mit sich selber zu Räte.
„Was mußt du tun, zunächst tun, um unterzukriechen? Du mußt Geld schaffen, einen Arbeitsanzug mußt du haben, Arbeitsschuhe und Hemden, verkaufen mußt du, was du hast oder eintauschen gegen das, was du brauchst. Du mußt auch äußerlich ein anderer werden. Vom alten Sohr darf nichts mehr übrig bleiben."
Er nahm seinen Koffer auf. ging über den Schloßplatz, dem Osten zu.
Auf dem Alexanderplatz wimmelte es von Menschen. Männer und Frauen boten Ansichtskarten feil, „Berlin bei Nacht" für zwanzig Pfennige, Hosenträger, die vom Ansehen schon kaputt gingen, Kleiderstoffe, über die das Ursprungszeugnis fehlte, Blumen jeder Art, Krawatten aus reiner Seide, drei Stück für eine Mark, Hosenknöpfe, Schnürsenkel. warme Würstchen mit und ohne Mostrich. Porzellankitt und Feuerzeuge.
Ein blinder Geiger fiedelte sich für einen nackten Sechser die Seele aus dem Leibe, Kriegsinvaliden, die auf dem Altar des Vaterlandes Gliedmaßen oder Nerven geopfert hatten, drehten den Leierkasten und Kinder, die keine Kinder mehr waren, verkauften Streichhölzer oder bettelten.
„Alles Kollegen," dachte Sohr, „alles Entgleiste. Existenzen! Menschen, die auf das Glück warten, das irgendwann und irgendwoher kommen soll und nicht kommt."
Nein, das war nichts für ihn. Für ihn gab es weder Glück noch Hoffnung, noch Zufall. Er wartete nicht mehr und erwartete nichts.
Rücksichtslos schob er sich durch das Menschengewühl. Wer nicht wich, bekam einen Puff.
Da — dort, ihm gegenüber das Geschäftshaus! Aus seinem First prangte ein Firmenschild von echt Berliner Dimensionen. „Zechlin" stand in riesigen Lettern daraus.
Ueber diesen Namen stolperte Sohr förmlich.
Einen Zechlin hatte er auch gekannt. War ein großer Mann. War Staatsbeamter und saß ganz oben. War eine Leuchte und doch ein Wortbrüchiger. Gerade der hatte das Maß der Enttäuschungen vollgemacht.
Mit der Faust schlug Sohr durch die Luft. Das tat er gern. Es befreite.
Verflucht! Daß man von der Vergangenheit nicht los konnte.
In ihm wühlte es — wie dicke Strähnen standen die Falten in der Stirn und was da drinnen wühlte, wollte 'raus.
Im nächsten Moment schon hatte er denn auch das unvermeidliche Rekontre mit einem Passanten und als nach fünf Minuten liebevollem Hin- und Herreden unter gütiger Assistenz eines Schupobeamten die —beiden Rauhbeine voneinander ließen, dachte Sohr: „Schade, daß in solchen Fällen immer Unschuldige leiden müssen für das, was andere ver- brockt haben. Zechlin wäre mir lieber gewesen."
Endlich hatte Sohr den Platz überquert. Einen Augenblick verschnaufte er und hielt Ausschau. Hier war doch dag- Eldorado der Versatzämter und Gelegenheitsgeschäfte. Hier mußte er finden, was er suchte.
Richtig! Nicht weit von dem Polizeipräsidium winkte ein Schaufenster mit der Aufschrift: „Geld für jede Wertsache"
In diesen Laden ging er.
Ein Israelit saß auf einem Dreibein an einem Stehpult hatte die Arme aufgestützt und wendete dem Eintretenden den Kopf zu. Er blieb ruhig auf seinem Stühlchen sitzen.
„Tag, mt'n Herr." sagte Sohr, und als der Alte schwieg, fuhr er fori. „Ich bin zu einem ehrlichen Manne gekommen und möchte ein Geschäft mit ihm machen."
„Ehrlicher Mann, wie heißt," sagte der Jude, „un 'e Geschäft! Was for e' Geschäft?"
„Ein Tauschgeschäft mit Aufzahlung."
„Was ham'n Se se tauschen?"
„Mich," sagte Sohr.
„Nebbich," sagte der Jude.
„Oder vielmehr, was ich da auf dem Leibe tr^e," ergänzte Sohr, und der Jude stieg langsam von seinem Throne herunter.
Er taxierte und sagte: „Dreh'n Se sich um," dann prüfte er Sohrs Kehrseite.
„Was woll'n Se ham'n for das Anzügle"
Und Sohr trug ihm seine Wünsche vor.
„Diesen Anzug und die Schuhe — beides ist neu — gebe ich Ihnen. Dafür verlange ich einen Manchesteranzug, ein Paar derbe Arbeitsschuhe, ein Paar Wickel- oder Ledergamaschen, drei Hemden und eine Windjacke."
„Weiter nix?" sagte der Jude.
„Warten Sie ab. Dann können Sie diesen Lederkoffer haben mit dem, was darin ist," — er öffnete ihn und legte den Inhalt aus die Ladentasel. „Nur die Wäsche, das Necessaire und diese Hose behalte ich. Für alles zusammen verlange ich fünfzig Mark." ^ ^
„Packen Se ein," schrie der Jude, packen Se ein! Hab ich geseh'n noch nie fünfzig Mark, wie soll ich zahlen können so viel?"
„Auch gut," erwiderte Sohr, „denn nich'," und legte die Sachen in den Koffer zurück.
Der Trödler sah ihm schweigend zu.
„Der nächste Lohen ist wohl ^Mch vebenan," «rtundigte
sich Sohr und schickte sich zum Gehen an.
Er hatte den Drücker gerade in der Hand, da stotterte es
hinter ihm:
„Herr ä fünfundzwanzig Mark un' der Schlag soll mer treffen, wenn ich daran verdien' auch nur 'e Mark."
„fünfzig," sagte Sohr und blieb an der Tür stehen.
„Kann ich nich'I Kann niemand, Herr — Geld is rar. Niemand hat Geld. Wer kann kaufen, Herr? Keiner. Is unser Geschäft e mieses Geschäft, Herr, e sehr e mieses Ge- schüft. — Will ich zulegen e Mark, Herr — sechsundzwanzig."
„Und ich will fünf Nachlassen, also: fünfundvierzig."
„Is e Wort, Herr. Werden machen das Geschäft. Aber was steh'n Se auf der Straß', Herr, was brauchen se sehen
die Leit, wenn mer handeln."
Sohr stand gar nicht auf der Straße, war immer noch im Laden, stand nur an der Tür.
„Setzen Se sich, Herr. Müssen Se doch seh'n meine Sachen, müssen Se anproben de Schuh'," und mit einer Behändigkeit, die seinen siebzig Jahren Ehre machte, hantierte der Alte herum.
Er war unermüdlich im Vorlegen und Empfehlen.
Und als Sohr nach einer guten halben Stunde im braunen Manchesteranzug und mit einem Rucksack auf dem Rücken den Laden verließ, war der zähe Alte um vier Mark höher gegangen und hatte sich mit Sohr auf dreißig geeinigt.
„Uebers Ohr gehauen hat mich der Nebbich doch," dachte Sohr, „aber er hat wenigstens gekauft. Was hätte ich machen sollen ohne ihn."
Trödelläden sind Oasen im Elend der Großstadt und mindestens so wichtig wie Kirchen, das hatte Sohr zwar bisher nicht Wort haben wollen wie alle gutangezogenen und satten Menschen, von heute an aber wagte er keine Einwendungen mehr gegen diese Erkenntnis. Der alte Isaak Salomon, der ihn zwar begaunert, ihm aber auch geholfen hatte, war ihm lieber wie mancher Geldmann vergangener Tage, der das erstere zwar auch, das letztere aber nie getan hatte.
Jetzt konnte er wenigstens aufatmen und konnte mit dreißig einzelnen Markstücken in der Tasche klimpern.
Und jetzt konnte er auch an Essen denken.
Vor einem Gemüsekeller standen Körbe mit Gemüseleichen, womit in den Städten das hungernde Volk gefüttert wird und die ein Gärtner oder Bauer, als von ihm gezogen, beim besten Willen nicht wieder erkannt hätte.
Sohr besah sich das Schlachtfeld. Ihn interessierten die Radieschen, die aus Aerger über die ihnen seit mindestens vierzehn Tagen bekundete Nichtachtung bleich geworden und die Rettiche, die aus dem gleichen Grunde blau angelaufen waren.
Es «ar ein liebliches Bild segensreichen gärtnerischen Schaffens, das man da an der Hauswand aufgestapelt hatte. Trauben aus dem Süden, die im Straßenftaub Berlin-O's ihre sonnigen Tage beschlossen, waren auch dabei. Sie sahen von allem noch am genießbarsten aus.
„He, schöne Frau," rief er die Treppe hinunter, „was kostet der Wein?" Und eine Stimme, ranzig wie Schmierseife» antwortete von unten:
„Komm' Se man runter, Männeken, det da oben ist man bloß Auslage, ick kann nich jut fort."
Da stolperte Sohr die Stufen hinunter und stand unten mit offenem Munde vor einer unglaublich dicken Frau still.
Die sah sein entgeistertes Gesicht und fühlte sich zur Entschuldigung verpflichtet.
„Was, det. gloob'n Se woll nu, von wegen dem Nichtfortkommen?"
„Ja, das glaube ich! Madameken sollten nach Marienbad gehen, sind n bißchen sehr rund. Dort wird man leichter."
„Icke nich'I Det liegt in der Familje."
„Vererbung also."
„So ist's et. — Also wat möchten Se koofen?"
„Wein! Was kostet der?"
„Sechzig Pfennige det Pfund."
„Donnerwetter, ist das viel Geld."
„Wat? Ville Jeld?"
„An sich nicht, für mich aber doch. Hab' keine Arbeit, verehrte Frau, muß lausig sparen."
Da ging es wie Sonnenschein über das rundliche Gesicht der runden Frau und die Hände über dem Bauch gefaltet, grinste sie Sohr an.
„Keene Arbeet?"
„Das freut Sie wohl, weil Sie so vergnügt schmunzele?"
„Jehn Se nich' stempeln?" fragte die Frau.
„Ne, ich bin nich von hier."
„Wat könn' Se denn, Herr," erkundigte sie sich, und diese Frage brachte Sohr in einige Verlegenheit.
Was sollte er antworten?
„Ick meene," begann die Grünkramfrau wieder, „könn' Se fahren?"
„Mit was?"
„Mit Pferd un' Wagen."
„Das kann ich."
„I gucke," sagte die Grünkramfrau, ,,un' könn' Se früh uffstehn?"
„So gegen sechs?"
„Sie sin' woll'n bißken hopp? Jejen sechs, wenn Se da wat hören! Halb drei, meene ick."
„Wenn es sein muß. kann ich auch das."
„Jeden Morsen?" >
„Kommt mir gar nicht darauf an." )
„Männeken, da hält' ick wat vor Ihnen."
„Und das wäre?"
.»Wissen Se, ick ha' keen'n Anhang, keene Kinder, allens mch. Jotte ne, nischt ha' ick. Aba e Pferdeken ha' ick un'e
Marjthalle ze holen un' von an de Luft. Was muß der
Wagen, det Jemiese aus de wesen Sonntags so'n bißken _.. ,
Mensch doch ham'n von's Leben."
„Das verstehe ich vollkommen."
„Da hatt' ick so'n August, der det Din.q schaukelte. Er hat mer aba versetzt, dat Luder, singen zu jut, vadiente ze ville. Det wär' wat vor Ihnen, Herr!"
„Und hier?" Sohr machte die Bezeichnung des Zählens. „Eene Bleibe mit e jutet Bette, jutet Essen, keene schlechte Behandlung un' zwanzig Emmchen de Woche."
„Für Berlin ist das nicht die Welt, gnädige Frau," sagte Sohr enttäuscht und die Frau zwischen den Gemüseleichen strich sich ob der „gnädigen Frau" geschmeichelt das Bäuchlein. Mit dem Ellenbogen stieß sie Sohr vertraulich an und zwinkerte ihm zu. -
„Männeken, aba wat da abfällt."
„Wieso abfällt, Madame, das verstehe ich nicht." 1 „Seh n ,ar nich so doof aus." / X
»Möglich, aber ich verstehe es trotzdem nicht."
- . r>es da di« Frau entrüstet, „kam'mer nich' mal N Marsihalle en Korb Aeppel wegfinden Mi' e Sack Kartoffeln aus Vasehn uffladen?"
Kompagnons?"1 ^ S"che! Also wir zwei gewissermaßen
»Ufs Deibel 'raus, Jungeken. Feste! Un' da schneit'- Pknke. Da brauchfte bei die Bullenhitze nich' mehr rn die Sammetkluftnimzeloofen. Pickobella — pipapo — allenü
- ,^rau Blumenkohl malte rosenrote Gegenwart und Her- kules Sohr stand am Scheidewege.
wischen dem grasgrünen
Tr sühste sich nicht ganz wohl zwis
Kekw AeLer Md sehnt« sich mä chtig jnsMeie^wsr
ÄS»»
äSK'MM-Mch MntMsiöch WM M MMNFM MW den Stuhl nicht vor die Tür zu setzen.. Ein Vierteljahr Eharitö war sehr hübsch —> ein Viertekwhr Moabit ode-
Plötzensee gewiß weniger schön. „Der Zufriedene verlangt nicht danach," dachte Sohr, „und momentan bin ich zu- frieden." Vorsichtig brachte er seine Bedenken vor.
„Ich weiß wirklich nicht, Madam, ob ich das können werde."
Aber da kam er schlecht an.
„Können werde, können werde," imitierte sie und ihr« Stimme schlug piepend über, „können werde, wenn ick bei höre. Können werde! Männeken, dann lernste dat, vastehste! — Können werde! Det kann sojar der Staat. Ja- woll," und sie nickte so kräftig mit ihrem schöngeformten, kugelrunden Köpfchen, daß der Busen Wogen schlug. „He — der hat uns woll' nich' de Pinke aus de Taschen jeklaut? Mensch, heite kannste bei de Arbeet varecken. Haste schon mal eenen jejehen, der s'ch von's arbeeten satt feststen hat? Haste? — Nee! — Un' wenn, denn hat' er 'n Kollejen de Schtulle aus'm Rock iemaust. Heite jiebt's keene blitzblanken Chemisettersch mehr, Jungeken. Det sollt'ste wissen. Eener bejaunert d'n andern. Wo de hinjuckst is Schwindel, allens is Schwindel un' noch ville schlimmer wie Schwindel. Un wenn de nich mitschwindelst, det de Wand wackelt, fällt d'r der Plafond uffn Kopp."
„Stimmt vollkommen. Das Hab' ich an mir selbst erfahren. Aber was man nicht kann, verehrte Frau, das kann man eben nicht. Ich Hab' noch nie was weggefunden und auch noch nichts aus Versehen aufqeladen. Ich bin darin vollkommener Neuling und denke mir das gar nicht so einfach."
„Lernste, Jungeken, lernste allens. Det ham'n Dümmere schon kapiert."
„Mag sein aber weil ich so gar keine Ahnung habe, mochte ich Ihnen folgenden Vorschlag machen: „Ich gehe morgen früh zur Markthalle, sehe mir den Betrieb genau an. Schlag zehn bin ich bei Ihnen und sage Ja oder Nein."
Und dieser Vorschlag zur Güte fand nach einigem Ueber- legen die allerhöchste Genehmigung.
Mit einem Handschlag, einer Tüte voll Trauben, vier Strippen, einem halben Pfund „Hausschlachtene" und tausend guten Wünschen — alles kostenlos und mit viel Zuneigung gespendet — tauchte Sohr aus der Tiefe auf. blinzelte ver- mn'igt ins Tageslicht und ward hinfort nicht wiedergefehen- Die Eva mit dem Apfel mochte ihn für ewige Zeiten gern haben Ihn verlangte nicht, ihr Adam zu werden. Raus aus Babylonien, das war sein einziger Gedanke, frische Luft und die denkbar unkompliziertesten Verhältnisse seine Sehnsucht.
Mit großen Schritten stelzte er die Frankfurter Allee ent- lang.
Bullenhiye hatte die Grünkramfrau die Temperatur ge- nannt Sie hatte recht.
Sohr schwitzte und die Trauben in der Tüte taten dasselbe. Sie liefen aus vor Seligkeit und Wonne, weil er sie >m Arm am Busen barg
Warum genierte er sich auch, sie auf der Stelle aufzuesfen hier auf der Straße und zwischen Menschen, die selbst in Konzerten und Theatern zwischen den einzelnen Vorträgen und Akten ihre Butterstullen futterten. Er war doch noch kein Kulturmensch.
(Fortsetzung fol»t.)
Die Alten ehre stets;
Du bleibst nicht ewig Kind,
Sie waren, wie du bist, ^
Und du wirst, was sie sind.
, Alter Spruch.
Der Undank ist immer eine Art Schwäche. Ich habe nie gesehen, daß tüchtige Menschen undankbar gewesen.
Goethe.
Englischer Lufkschiffdienst nach Amerika. Der Londoner „Eve- ning Standard" teilt mit: Die Luftschiff-Ballgesellschaft, die für die englische Regierung gegenwärtig das Luftschiff R 100 baut — das zweimal so groß wird wie jedes vorher gebaute Luftschiff und das etwa 9 Millionen Mark kostet — wird von dem ihr vertraglich zustehenden Recht Gebrauch machen, das Luftschiff der Regierung abzukaufen, wenn die Probeflüge beendet sind. Die Gesellschaft beabsichtigt, einen regelmäßigen Verkehrsdienst nach Nordamerika einzurichten. Die Flugdauer mit R 100 wird auf 48 Stunden nach Amerika hinüber und auf 38 Stunden herüber geschätzt. Ein Platz in einer Kabine mit 4 Personen soll 1600 Mark, in einer Kabine mit 2 Personen 2100 und eine Einzel» kabine 2400 Mark kosten. Das nötige Gründungs- und Betriebskapital wird auf 140 Millionen Mark veranschlagt.
Künstliche Bildung von Großstädten. 3m Rhein»- und Ruhrgebiel sollen verschiedene Städte zusammengelegl werden. So ist in Westfalen die Bereinigung der Fabrikstädte Dortmund, Buer, Horst und Gelsenkirchen beräts beschlossen, über die Bereinigung von Bochum und Hattingen wird noch verhandelt. In der Rheinprovinz ist die Zusammenlegung der Stadkgemeinden München-Gladbach und Rheydt im Zug, nach dem Plan der preußischen Regierung sollen dem neuen Gemeinwesen außerdem noch Giesenkirchen, Odenkirchen und Wickrath zugeschlagen werden. Me neu« Gesamtstadk würde etwa 200 000 Einwohner und einen Te- bietsumfang von rund 14 000 Hektar haben und nach Köln die größte deutsche Stadt auf dem linken Rheinufer sein.
Der wiedergefundene Ehering. In Sonsbeck (Reg.-Bez. Düsseldorf) verlor vor 16 Jahren eine Landwirksfrau b« Feldarbeiten ihren Trauring. Letzter Tage nun entdeckte sie beim Schälen von Kartoffeln den Ring in der Kartoffel, die um den Ring herumgewachsen war.
Der Wärmeverbrauch der Kochgeschirre. Interessante Versuche über den Wärmeverbrauch bzw. die rascheste Erwärmung des Inhalts, also die Nuhwirkung der verschiedenen Arten von Kochgeschirren hat kürzlich Dr.-Ing. Schultheiß angeskellk. Er benützte annähernd gleich große Geschirre aus verschiedenen Stoffen, um über derselben elektrischen Heizplatte ein Liter Master von IS Grad T. Wärme bis nahe an den Siedepunkt (96 Gr. E.) zu erwärmen. Das Ergebnis war überraschend. Die beste Nutzwirkung, d. h. die rascheste Erwärmung des Wassers ergaben Töpfe aus Eisenblech, innen verzinnt und außen lackiert, der Wirkungsgrad betrug 70 v. H. Am nächsten steht Kupfer, innen verzinnt, außen poliert 66,4, dann folgen Aluminium, innen geschmirgelt, außen poliert 64F, Stahl, beiderseits nickelplattiert 64,2, Stahl, beiderseits emailliert 62,3, Stahl, innen nickelplattiert, außen oxydiert 60,7, Aluminium, innen geschmirgelt, außen poliert 60.6, rostfreier Stahl, innen poliert, außen geschmirgelt 95,6, Stahl, innen glasiert, außen oxydiert 53,0, Porzellan, innen glasiert, außen braun gebrannt 40,5. Aus den Versuchen ging hervor, daß die Wand- und Bodenstärken die Kochzeit nur sehr wenig beeinflussen. Der Wärmeverbrauch aller Geschirre ohne Deckel war nur etwa 5 bis 8 v. H. höher al< «tl .Seckei.