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gewiesen worden, daß der Vizepräsident des bayerischen Landtags, der Abgeordnete Auer, bei Gelegenheit einer Reichsbannerversammlung eine Rede gehalten hatte, m der er die Redewendung gebrauchte:Schwarz-weih-rot sind die Farbe der Reaktion, der Hochverräter und gemei- nen Verbrecher." Die Staatsregierung wurde von den In- rerpellanten befragt, was sie zu tun gedenke, um solche Be. schimpfungen der Farben Schwarz-weiß-rot unmöglich zu

^Der nunmehr ergangenen Antwort der Staatsregie- rung ist folgendes zu entnehmen: Das gellende Recht stellt nur die verfassungsmäßigen Reichsfarben und die Landes­farben unter strafrechtlichen Schuß. Was die Farben Schwarz-weiß-rot anlangt, so hat sich die Rechtslage gegen früher nicht geändert; die Farben Schwarz-weiß-rot als solche haben von jeher keinen besonderen strafrechtlichen Schutz genossen. Ihre Beschimpfung könnte nur unter einem anderen strafrechtlichen Gesichtspunkt (z. B. der Beleidigung einer Personengesamtheit) strafrechtlich verfolgt werden. Diesen Rechtszustand landesgesetzlich zu ändern, ist nicht

möglich.

Der Reichshaushaltsplan für 192S

Berlin. 30. Dez. Der Reichshaushaltsplan für 1928 ist jetzt auch dem Reichstag zugegangen. Die von der Regie­rungsvorlage abweichenden Beschlüsse des Reichsrats sind in einer besonderen Anlage dem Reichstag mitgeteilt wor­den. Bei den Reichsratsbeschlüssen handelt es sich um Mehrausgaben von insgesamt 31,2 Millionen Mark. Sie setzen sich zusammen aus 400 000 Mark für die Be­kämpfung des Alkoholismus, 20 Millionen Mark als ein­malige Beihilfe für die wirtschaftlich und kulturell besonders bedrängten Grenzgebiete an den östlichen und südlichen Grenzen des Reichs, 6 Millionen Mark als einmalige Bei­hilfe für die bedrängten westlichen Grenzgebiete des Reichs, 1 Million Mark für die kulturelle Fürsorge im besetzten Gebiet, 800 000 Mark zur Förderung von Wirtschaft und Arbeit im besetzten Gebiet, 2 Millionen Mark zur Förde­rung der Ausfuhr durch Messen von reichswichtiger Bedeu­tung und 1 Million Mark zur Förderung der Wohlfahrts­pflege. Zur Deckung dieses Mehrbedarfs hat der Reichsrat anderseits Kürzungen in Höhe von 17 420 800 Mark vor­genommen u. ferner die planmäßigen Ueberschüsse des Rech­nungsjahrs 1927 um 13 779 200 Mark erhöht. Die Kürzun- gen sind in erster Linie in den Ausgaben der Marine und des Wehrministeriums erfolgt. So wurde der Betrag von 9,3 Millionen Mark für den Bau des Panzerschiffs vom Reichsrat gestrichen. Weiter erfolgten im Haushalt des Finanzministeriums Streichungen in Höhe von 1802 500 Mark für Finanzamtsneubauten.

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1Z2 Milliarden kommen nicht mehr in Frage London, 30. Dez. Zu der Behauptung in der französi­schen Kammer, die auch von Poincare bekräftigt wurde, daß Deutschland 132 Milliarden Goldmark Kriegsentschädi­gung zu zahlen habe, schreibt dieWestminster Gazette", in Frankreich habe man seit 1921, wo jenes Londoner Ab­kommen getroffen wurde, nichts vergessen und nichts gelernt. Die Frage der Entschädigungen sei in den letzten Jahren erheblich geklärt worden mit dem Ergebnis, daß eine Summe von 132 Milliarden Goldmark überhaupt nicht mehr in Frage komme. Es müsse zugegeben werden, daß ein ge­wisser Zusammenhang zwischen den Verbands-Kriegsschul­den und den Daweszahlungen bestehe. Das dürfe aber doch nicht dazu führen, alle praktischen Erwägungen völlig außer acht zu lassen. Ueber das, was man an Transfer­zahlungen aus Deutschland herausbekommen könne, bestehe eine gewisse Begrenzung. Es sei merkwürdig, daß das französische Volk, das doch sonst angeblich so realistisch sei, sich damit zufrieden gebe, immer noch im Reich der Träume zu leben.

WieNewyork Herald" meldet, wächst in amerikanischen Kreisen die Uebrzeugung, daß eine vollständige Abänderung >er Kriegsschulden- und Dawesfrage in naher Zukunft zu erwarten fei. (Der PariserExcelsior" meldet dazu, die französische Botschaft in Washington habe die Meldung des Herald" nicht bestätigt.

Die Lage in Lankon

Hongkong, 30. Dez. Die gemäßigten Truppen der süd­lichsten chinesischen Provinz, Kwangsi sind unter der Füh­rung des Generals Litschaisum heute in den frühen Mor­genstunden in Canton eingerückt und haben die bisherige militäriiche Besatzung der Stadt, die man für politisch un­zuverlässig hielt, abgelöst. Der Wechsel des Kommandos ging ohne jeden Zwischenfall vonstatten. Die Stadt ist vollkommen ruhig. Die abgelösten Truppen sollen, wie verlautet, in nördlicher Richtung weitertransportiert werden.

Die Deutsche Reichsbahngesellschast im Jahr 1927

Nach dem Vercht der Deutschen Reichsbahngesellschaft zeigt der Güterverkehr des Jahrs 1927 das erfreuliche Bild eines Fortschritts in der Entwicklung der deutschen Wirtschaft. Die Wagengestellung übertras durchweg die Leistungen des Vorjahrs und war auch höher als die aus das heutige Gebiet des Reichs zurückgeführte Wagengestel­lung des letzten Vorkriegsjahrs 1913. Die Verwendung des Kraftwagens für die Beförderung von Personen und Gütern hat im letzten Jahr weiter zugenommen. Die Zahl der Kraftwagenlinien ist vermehrt worden. Seit dem 1. Ok­tober 1927 ist der Flugeisenbahnverkehr eingerich­tet, der von der Deutschen Reichsbahngesellschaft und von der Deutschen Lufthansa A.-G. gemeinsam bedient wird.

Der Personenverkehr im Jahr 1927 ist hinsicht­lich der Einnahmen und der Zahl der beförderten Personen und der Personenkilometer stärker gewesen als 1926. Die Einnahmen werden voraussichtlich um etwa 4 v. H., die Zahl der beförderten Personen und der Personenkilomeker um etwa 7 v. H. über denen des Jahres 1926 liegen. Be­sonders erfreulich ist die Abnahme der Gesamtzahl der ver­unglückten Personen. Sie bleibt nach den bisherigen Aufzeichnungen um etwa 250 gegen die des Vorjahrs zurück und entspricht, an den Zugleistungen gemessen, zum ersten­mal seit Kriegsbeginn fast dem Stand von 1913.

Die Finanzen der Deutschen Reichsbahngesellschaft haben sich im allgemeinen günstig entwickelt. Es betrugen die Betriebseinnahmen 4 540,8 Millionen Mark, die Be­triebsausgaben 3 680,6 Millionen Mark. Das Geschäfts­jahr 1927 fiel mit seinen ersten 8 Monaten in das dritte Dawesjahr. In diesem betrug die Gesamtjahresbelastung für den Dienst der Dawesschuldverschreibungen 550 Mill. Mark. Sie steigt mit dem Beginn des vierten Jahrs (1. Sep- kember 1927) auf 660 Millionen Mark. Neben der Dawes- zshltzna war «mck die BeFLrL«rv.»asKeuer (je 2S0

Mill.) an den Dawesagenten abzuführen. Das Gesamt- personal ist im Jahr 1927 gegenüber dem Vorjahr im Durchschnitt um etwa 4000 Köpfe auf etwa 703 000 Köpfe gesunken.

Württemberg

Stuttgart. 30. Dezember.

Das Schicksal des Kronprinzen-Palais. In dem ehema­ligen Kronprinzen-Palais am Schloßplatz, das, seit der Handelshof zu bestehen aufgehört hat, fast ganz brach liegt, soll, wie dieSüddeutsche Zeitung" erfährt, die Altertümer­sammlung untergebracht werden. Der Schloßplatz wäre dann fast von einem geschlossenen Viereck von Museen um­geben. Vorübergehend sollen auch in das Kronprinzen- Palais die Vermessungsämter 13 für Feldbereinigung kommen. Diese Vermessungsämter müssen aus dem Ge­bäude Hegelstraße 1 ausziehen, da dort das neu errichtete Landesarbsitsamt für Württemberg, Baden und Hohen- zollern seinen Einzug halten soll. Man hatte dieser neuen Behörde, die aus Baden 25 Beamte nach Stuttgart bringen wird, Räume in dem oberen Stockwerk des staatlichen Ge­schäftshauses in der oberen Königstraße angeboten, aber an­scheinend waren ihr die Mietspreise zu hoch.

Aufruf zum Bau eines schwäbischen Kaufmanns Er- holungsheims. Schon vor 12 Jahren hatten Industrie, Han­del und Bankwelt in Württemberg, während ihre männ­lichen Angestellten im Feld standen, die Errichtung eines schwäbischen Kaufmannserholungsheims in Urach in Gemeinschaft mit der Deutschen Gesellschaft für Kaufmannserholungshsime beschlossen und das zum Bau erforderliche Kapital in Höhe von rund 740 000 Mack innerhalb weniger Monate aufgebracht. Der Grundstein war bereits gelegt, doch die lange Dauer des Kriegs und die verhängnisvolle Inflation brachten die Einstellung des Baues. Nunmehr hat sich die Deutsche Gesellschaft für Kaufmannserholungsheime nach langwierigen Verhandlun­gen bereit erklärt, die früher aus Württemberg zur Ver­fügung stellte Bausumme mit mehr als 60 v. H. aufzuwer­ten, wenn bis zum März die Industrie die restliche Summe aufbringt. Nun soll die Industrie trotz des notorischen Kapitalmangels und der Inanspruchnahme durch die Tübin­ger Jubiläumsspende und Hindenburgspende nochmals hel­fen, damit den württ. Angestellten es ermöglicht wird, schon im Winter 1928/29 in einer unserer schönsten Gegenden im eigenen Heim während der Urlaubszeit Erholung und somit Gesundheit und neue Arbeitskraft zu erlangen. Der Grundstock zum Bau ist vorhanden, so daß von der Wirt­schaft noch ein Betrag von etwa 250 000 Mark aufgebracht werden muß. Als Form der Beteiligung für das schwäbische Heim sind besonders Zimmer st iftungen vorgesehen, die für ein einbettiges Zimmer 3000 Mark und für ein zwei- bettiges Zimmer 5000 Mark betragen und die entsprechend den Wünschen des Stifters benannt werden sollen. 120 Betten sollen im neuen Heim den Angestellten zur Ver­fügung gestellt werden. Das Rudolph-Sophien-Stift bei der Haltestelle Wildpark bei Stuttgart ist ein gepachtetes Heim, das den württ. Angestellten nur noch bis Ende 1928 zur Ver­fügung steht.

Untreue. Ein junger Aushelfer bei einem Stuttgarter Postamt hat längere Zeit hindurch Pakete geöffnet und ihnen Waren entnommen. Der sonst unbescholtene Mann wurde zu der gesetzlichen Mindeststrafe von 3 Monaten Ge­fängnis verurteilt.

Vom Tage. Heute morgen geriet der Autoschuppen des Autovermieters Eberhard in der Talstraße in Gaisburg wahrscheinlich dadurch, daß ein Wagenführer mit einer Erd­öllampe dem Benzinbehälter zu nahe kam, in Brand. Der Behälter explodierte. Die Kleider des Wagenführers brann­ten lichterloh. Eine vorübergehende Arbeiterin kam ihm zu Hilfe und riß ihm die brennenden Kleider vom Leibe, der Mann hat aber schwere Wunden erlitten. Die Feuerwehr brachte die Autos aus dem Schuppen heraus, das eine war aber bereits zerstört.

Aus dem Lande

Hohenheim, 30. Dez. Starkes Fernbeben. Die Erdbebenwarte Hohenheim verzeichnete am Mittwoch abend 19,32 Uhr ein starkes Fernebben, dessen Herd sich in einer Entfernung von 8100 Kilometer, wahrscheinlich im Golf von Alaska, befindet.

Aalen, 30. Dez. Jubiläum. Oberbürgermeister Schwarz hier kann im Januar sein 25jähriges Dienstjubi­läum begehen. Er wurde am 6. Dezember 1902 gewählt.

Bad Mergentheim, 30. Dez. Tödlicher Unfall. Im Steinbruch bei Vernsfelden stürzte der 24 Jahre alte Sohn des Schultheißen von Vernsfelden infolge Erdrutsches ab. Er brach sich einen Rückenwirbel und ist andern Tages in Würzburg gestorben. Der Verunglückte hatte sich am Tag zuvor verlobt.

Eglingen, OA. Münsingen, 30. Dez. Er mäht !m Deze m b er Oehmdgras.Grüne" Weihnachten sind vorüber. Die schlechte Zeit vor Weihnachten benützte ein hiesiger Bürger, mit den Sense hinauszuziehen, um abge­standenes Oehmdgras zu mähen und vollends in seiner Scheune zu bergen. Solche landwirtschaftliche Arbeiten in der zweiten Hälfte des Dezember verrichten zu können, ist gewiß auf der Alb eine Seltenheit.

Rottenburg, 30. Dezember. R i ch t i g stel lu n g. Das Bischöfliche Ordinariat von Rottenburg erklärt, daß die Nachricht, daß es das Läuten der Kirchenglocken in der Neujahrsnacht verboten habe, der Wahrheit nicht entspreche.

Schramberg, 30. Dez. Brand. Gestern früh brannte das auf dem Areal des ehemaligen Schloßparks stehende Gewächshaus, Gärtner Scholz gehörend, vollständig aus. Als Brandursache wird angenommen, daß die Dachsparren durch längeres Heizen des Ofens Feuer fingen.

Schwenningen, 30. Dez. Der Zigarettendieb gefaßt. In einem Schwenninger Gasthaus waren am Samstag vor Weihnachten 5000 Zigaretten gestohlen wor­den. Der Villinger Gendarmerie gelang es, den Dieb zu ermitteln, der in drei Villinger Wirtschaften schon 3000 ab« gesetzt hatte. Es ist der mehrfach vorbestrafte Arbeiter Georg Penzing aus Schwenningen.

Reresheim, 30. Dez. Gemeinsamer Obstbaum- bezug. Im Lauf des Spätherbstes kamen durch einen ge­meinsamen VLstbaumbezug der Amtskörperschaft aus den Hohenloher Baumschulen und einer Baumschule im Ries 1568 junge Obstbäume, namentlich Apfel- und Birnhoch- stämme, für die Gegend passende Sorten, in 28 Bezirks, gemeinden. Den Ankaufspreis ersetzten die Besteller, die Nebenkosten trägt die Amtskörperschaft. In der ersten No­vemberhälfte bei mildem Wetter und feuchtem Boden wur­den di« Bäume versandt und gepflanzt.

Stuttgart, 30. Dezember.

Von der Bayer. Gesandtschaft. Die Diensträume der Bayer. Gesandtschaft in Stuttgart werden sich vom 1. Jan. 1928 an im Haus Reinsburgstr. Nr. 8 (2. Stockwerk) be­finden.

Alkensteig, 30. Dez. Betriebsübernahme durch die Reichspost. Vom 1. Januar 1928 an werden die bisher von 'den Kraftwagengesellschaften Neuenbürg-Herren- alb-Wildbad und Bad Liebenzell-Schömberg-Höfen betrie- denen Kraftwagenfahrten auf den Strecken Neuenbürg- Marxzell-Herrenalb, Neuenbürg-Dobel, Neuenbürg-Schöm­berg, Bad Liebenzell-Schömberg, Höfen-Schömberg und Wildbad-Enzklösterle von der Deutschen Reichspost als Kraft­posten zu den bisherigen im Taschenfahrplan der Reichs, bahndirektion Stuttgart veröffentlichten Zeiten ausgeführt.

Diekenheim OA Laupheim, 30. Dez. Orkanartiger Sturm. Seit Mittwoch herrscht auch hier ein sehr starker Sturm, der insbesondere in Wäldern und Obstanlagen schwer hauste und auch an Gebäuden und an der hiesigen Kirche erhebliche Dachbeschädigungen verursachte.

Oepfingen, OA. Ehingen, 30. Dez. Eistrieb. Die so plötzlich eingebrochene grimmige Kälte der letzten Woche hatte zur Folge, daß sowohl auf der Donau als im Kanal eine Unmenge Eis Herangetrieben wurde. Die Eismassen stauten sich im Weiher und erschwerten den Betrieb des Elektrizitätswerks der Stadt Ulm nicht unerheblich. Nur unter Aufbietung aller verfügbaren Kräfte konnte gegen die Eismassen angekämpft werden.

Iordanbad OA. Biberach, 30. Jan. Ein wütender Stier. In dem Oekonomiegebäude des Iordanbads drückte ein scheu gewordener Stier den Schweizer an die Wand, wodurch dieser erhebliche innere Verletzungen erlitt. Als Walter Eisele dem Bedrängten zu Hilfe eilen wollte, wurde er von dem Stier auf die Hörner genommen und ebenfalls verletzt. Mit vieler Mühe gelang es, das rasende Tier wie­der zu beruhigen.

Ochfenhausen, OA. Biberach, 30 Dez. Zugsunsali. Oie Lokomotive des gestrigen Frühzugs von Ochsenhausen wurde zwischen Reinstetten und Wennedach von einer Tanne, die der Sturm entwurzelt hatte, getroffen und schwer beschädigt, so daß die Fahrt nicht fortgesetzt werden konnte und der Zug nach Reinstetten zurückgebracht werden mußte.

Wangen i. A., 30 Dez. Entwichener Gefange­ner. Ein Untersuchungsgefangener des hiesigen Amts­gerichts namens Karl Benk von Wangen, der vor 14 Tagen entwich und sich selbst wieder gestellt hatte, machke dem be­auftragten Arzt gegenüber die Angabe, daß er Nägel ge­schluckt habe und sich unwohl fühle. Der Gefangene wurde zur Untersuchung ins Bezirkskrankenhaus befördert. Dort ist er nun, obwohl nur mit einem Hemd versehen, aus der Gefängniszelle abermals entwichen.

Neuravensburg, OA. Wangen, 30. Dez. Brand. In dem Ausdinghaus des Josef Scheuerte, von Polizeidiener Gebhard Memmele bewohnt, brach morgens Feuer aus, dem das ganze Mobiliar zum Opfer fiel. Die Bewohner konnten nur das nackte Leben retten. Die Brandursache dürfte auf Kaminschaden zurückzuführen sein.

Leutkirch, 30. Dez. Sturmschaden im Wald. Der orkanartige Sturm der letzten Tage hat in den hiesigen städtischen Waldungen große Windbruchschäden verursacht. Insgesamt wurden vom Sturm etwa 1000 Festmeter ge­worfen. Die Knabenbadhütte am Leutkircher Stadtweiher wurde vom Sturm weggerisfen und am Abhang des Weiher­damms auf den Kopf bezw. auf das Dach gestellt. Bei Wurzach wurden vom Sturm zahlreiche Telephonmasten geknickt. Im Telegraphen- und Telephonverkehr gab es nicht unbedeutende Störungen. In dem Wald zwischen Mittelbuch und Fischach wurden durch den Sturm etliche hundert Bäume entwurzelt.

Friedrichshafen. 30. Dez. Entwurzelte Bäume. Der letzte Oststurm hat in den Waldungen in der Umgebung der Stadt wieder ungeheuren Schaden angerichtet. Der Weg am Ostrand des Riedle vom Wasserturm zum ZeppAin- dorf ist durch die dort gefallenen Bäume derzeit unbegehbar. Viele starke Bäume von ansehnlichem Durchmesser sind dem Sturm zum Opfer gefallen, im Riedle etwa 30 Stück mii ungefähr 20 Kubikmeter Holzanfall. Auch im Seewald hat der Sturm prachtvolle Bäume, gesunde Tünnen gefällt. Der Schaden wird auf 160 Kubikmeter geschätzt.

Sigmaringen. 30. Dez. Geistesgegenwart. Am Mittwoch abend nach 10 Uhr, kurz vor der Einfahrt des Personenzuges von Tübingen-Ebingen überfuhr ein aus der Richtung Hanfertal kommendes auswärtiges Personenauto die geschlossene Schranke des Uebergangs bei der Bahn­brücke beim Mühlberg und blieb mitten auf den Schienen stecken. Der Bahnwärter hatte die Geistesgegenwart, sofort den Posten am Uebergang der Leopoldstraße telephonisch zu verständigen, dem es gelang, den anfahrenden Zug, für den das Signal zur Einfahrt auf offen stand, trotzdem durch Notsignale zum Halten zu bringen. Wieso das Auto die geschlossene Schranke überfahren konnte, ist noch vollständig ungeklärt.

Lausheim in Hohenz., 30. Dez. Tödlicher Unfall. Der 26 Jahre alte Martin Götz aus Ochsenbach bei Pfullen- dorf, Dienstknecht bei Landwirt Steinhart hier, wurde beim Ausheben von Stockholz infolge Versagens der Winde von einem Baumstumpen so schwer getroffen, daß er den Ver­letzungen nach kurzer Zeit erlag.

Aus Bayern. 30. Dez. EinOekonomierat" an Wert verloren. Ein in bayerischen Landwirtschaft^ kreisen bekannter Bauer und Mitglied der Kreisbauern- : kammer Oberbayern scheint an dem TitelOekonomierat" keine Freude zu haben, nachdem dieser auch zum heurigen Neujahrstag wieder verteilt wurde. Der Bauer Josef Huber von der Gasse, Bezirk Gmund am Tegernsee, erläßt in der Presse eine Mitteilung, wonach er den TitelOekonomie­rat" ablehnt und man ihn in Zukunft mit Gratulationen für dererlei Dinge verschonen möge. Er möchte nach wie vor der Bauer Josef Huber bleiben.

Von der bayerischen Grenze, 30. Dez. Sturmwind. Ehrlicher Finder. Auf der Straße von Mindelbeim nach Dirlewang wurden durch den heftigen Sturmwinv in der Nacht auf Mittwoch 20 und auf der Straße nach Hausen 30 Telephonmasten umgeworfen, so daß der Fernsprechver­kehr sehr beeinträchtigt ist. Am Hl. Abend verlor der städt. Votenführer Belm in Mindelheim einen Geldbetrag von 1005 Mark, mit dem er die Waldarbeiter auszahlen sollte. Am nächsten Tag erhielt er das Geld von der ehrlichen Finderin, Frau Demmler, wieder zurück. Bei dem Ge­mischtwarenhändler Angerer in Günzach wurde in der Nacht auf den zweiten Feiertag eingebrochen und Kleidungsgegen­stände sowie Lebensmittel im Wert von 500 Mar! ge­stohlen.