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Nvwmer 3(!6
Fernruf 178
Samstag, den 31. Dezember 1927
Reiijahr!
Nun stehen wir wieder einmal an der Schwelle eines neuen Jahrs. Das mag kalendermäßig eine Selbstverständlichkeit sein. Aber ein erster Januar ist uns doch etwas Bedeutsames. Denn so viele Gemütswerte und Glücksgedanken ranken sich seit alters eben um diesen Tag. Und heute, wo er den Anfang des Jahrs 1928 macht, da fragen Hundert- tausende: Was n'rd uns nun gerade dieses Jahr bringen? Werden die politischen, die wirtschaftlichen, die sozialen Dinge endlich einmal besser werden? Wird man wirklich von deutscher Erneuerung und deutschem Aufstieg reden können? Dazu kommen die vielen ganz persönlichen Wünsche und Sehnsüchte. Und just von diesem Jahr erwartet und erhofft man dies und das.
Ach ja, das Hoffen! Einst, als auch schwere Tage für Deutschland waren, vor reichlich einem Jahrhundert, da hat ein berühmter Redner gesagt: „Ferne aber fei es von mir, daß ich in fruchtlose, unmännliche Klagen mich ergießen wollte... Von der Hoffnung lasset mich reden und zeigen, wie sie den Weisen über das Unglück der Zelten erhebe!" Wahrlich, ein gutes und immer noch zeitgemäßes Wort! Ejn Mensch mit christlichem Empfinden denkt dabei an das ehrwürdige Bibelwort, wonach echte Hoffnung, die das Leid zum Kreuz verklärt, und die sich an den Einzigen und Wunderharen klammert, dessen Name der Kalendername zum ersten'Januar ist: „Jesus" . . . Wer in diesem Sinn und Geist Religion hat, der macht sich auch über das Glück seine tieferen Gedanken. Wie wünscht man sich und anderen Glück, wenn der Neujahrstag heraufgestiegen ist! Glück ist in unseren Betrachtungen oft mit viel Außenwerk bedeckt. Glück erscheint uns zumeist als etwas sehr Flüchtiges und Vergängliches. Doch es gibt ein Glück der Seele, einen wundervollen Frieden der Seele, der höher ist als alle Vernunft und stärker als alles Herzeleid. Das ist Glück und Friede aus einer Cwigkeitswelt. Und so sei ein Ewigkeitssegen um diesen Jahresanfang! In einem besten und tiefsten Sinn möge es heißen: Ein glückliches, ein gesegnetes neues Jahr!...
Grenzen
Deutschlands furchtbare Wirklichkeit kennt überhaupt keine Grenzewehr und vollends keine Form der Wehrgrenze mehr. Nicht nur, daß die westlich des Rheins und südlich der Donau gelegenen Gebiete jeder Schutzmöglichkeit vertragsmäßig entbehren, ist am Rhein selbst wie an der Wasserkante das Zurückweichen jedes Schutzes um SO Kilometer von uns anerkannt. Kernzellen, Verkehrssammelpunkte wie Köln a. Rh-, Karlsruhe, Mannheim-Ludwigshafen, Freiburg, Augsburg,. München, Regensburg, liegen völlig außerhalb irgendeiner Schutzmöglichkeit; Berlin drei Märsche, nur 90 Kilometer, von der Schutzgrenze; Schlesien östlich der Oder, der Südosten des deutschen Volksbodens, das ganze Siedlungsgebiet des bayerischen Stamms ist jeder Schutzvorrichtung beraubt.
So schildert Karl Haushofer in seinem neuesten Buch*) Deutschlands Lage nach dem Weltkrieg; schutzlos und wehrlos stehen seine Grenzen jedem Gegner offen. Der nachdenklichen Sorge, wie dieser Zustand geändert werden könnte, verdanken wir dieses Buch. Auf seinen Kommandos im Ausland, vor allem während jahrelangen Aufenthalts in Ostasisn, ist der geographisch vorgebildete Generalstabsoffizier dem vielfältigen Verfahren nachgegangen, das die Na - tur anwendet, um Grenzen aufzurichten, die die Völker zu Schutz und Trutz nutzen und ausbauen; als Truppenführer im Krieg und Frieden, der darauf bedacht war, auch die seelischen und geistigen Triebkräfte zu erkennen, die die Beine seiner Leute in Bewegung setzten, hat er erfahren, wie weit wir Deutsche an Grenzinstinkt und Grenzbewußtsein selbst hinter Völkern niederer Kulturstufe zurückstehen; und als Lehrer an der Universität München und Führer der von Ratzel und Kjellen begründeten geopolitischen Schule bemühl als-Haushofer sich seitdem, durch Wort und Schrift jenes Grenzbewußtsein in unseren Volk zu wecken.
Diesen Zweck verfolgt auch sein Buch: Grenzen. Es ist der Niederschlag einer geradezu verblüffenden Belesenheit und Gelehrsamkeit. Stets dringt die Untersuchung bis an die oft tief und weit verzweigten Wurzeln ihres Vorwurfs und sprudelt von dort wieder eine Fülle neuer Aufgaben an die Oberfläche, jo daß fast auf jeder Seite Andeutungen und Anregungen zu weiterleitender Forschung reizen. Dabei pulst durch das Buch der laute Herzschlag eines Mannes, dem-heiße Liebe zu seinem Volk und seinem Vaterland die Feder führt. Freilich, leicht zu lesen und zu erfassen ist dieses Buch ebensowenig wie die frühern Arbeiten Haushofers; es wäre-daher zu wünschen, daß seine leitenden Gedanken einen.Dolmetsch sänden, der sie, verdeutlicht auch durch die zahlreichen Skizzen des Buchs, der Jugend vermittelt, damit sie nach und nach nationales Gemeingut werden. So werden sich in Zukunft einmal die gewaltigen Kosten vermindern lassen, die nach der Beobachtung Sir Thomas Hollichs die Unwissenheit in geographischen Dingen verursacht; dann wird auch allenthalben das Verständnis dafür aufgehen, wie schwer uns die Kosten belasten, die uns die geopoWsche
llulersuchmg der kriegsschuldsrage
Das Ergebnis einer Rundfrage.
In den beiden letzten Jahren hat sich ein norwegischer Ausschuß von Gelehrten des Völkerrechts eingehend mit dem Kriegsschuldproblem befaßt, und zwar in Form einer Rundfrage an Professoren des Völkerrechts in fünf neutralen Ländern. Das Ergebnis wird in Oslo in Form eines über 400 Seiten starken Werks erscheinen unter dem Namen: „Neutrale Komitees und Gelehrte über die Kriegsschuld. Antworten auf zwei Fragen des Senators Robert Owen, US A-, herausgegeben von der Neutralen Kommission Norwegens zur Untersuchung der Kriegsschuld. Oslo 1927." Senator Robert L. Owen, der bekannte amerikanische Friedensfreund, sandte am 4. Dezember 1925 an den SÜretär der Kommission ein Schreiben, in dem er um Beantwortung folgender Fragen bat:
1. Gründen sich die Friedensverträge, die den Weltkrieg abschlossen, in ihren wichtigen Punkten auf die Voraussetzung, daß eine Machtgruppe die alleinige Verantwortung für den Krieg trägt, während die andere Gruppe gar keine solche Verantwortung hat?
2. Wenn das der Fall ist, stimmt diese Voraussetzung mit den jetzt vorliegenden Tatsachen überein, daß das G e- wissen der Menschheit die Friedensverträge ruhig hinnehmen darf als eine gerechte Bestrafung der für den Krieg einzig Verantwortlichen?
Auf die beiden Fragen haben holländische,' schweizer, schwedische, finnländische und die bereits erwähnten norwegischen Gelehrten geantwortet.
Frage 1 wird von sämtlichen Gelehrten bejaht.
Fernruf 173
62. Jahrgang
Ahnungslosigkeit der Macher von Versailles, der Wilson und George, in ihren Grenzdiktaten aufgeladen hat.
Haushofer vergleicht die Grenze mit der Haut. Hautatmung und -ausdünstung, Hornhaut, Greiforgan entsprechen der Betätigung der Grenze als durchlässiger Verkehrspforte, als abweisender Schutzvorrichtung, als der in fremdes Gebiet vorgetriebenen Wachstumsspitze. Der Rechtsbuchstabe neigt zu linearer Grenzziehung: sie aber zeugt von Altersschwäche und Lebensform und widerspricht den Notwendigkeiten des drängenden und überquellenden Lebens, wie denn auch alle technischen Schutzvorrichtung m vor dem schneien Wandel der Anschauung veralten. D's lineare Grenze fördert auch rechtswidrige Verätzung und damit kriegerische Verwicklung.
Vor der hin- und herflutenden Bevölkerungsbewegung lassen sich starre Grenzen auf die Dauer nicht halten; Haushofer hat sicherlich recht, wenn er voraus^agt, daß die in überfüllten Lebensräumen eingepferchten Menschenmillionen — es ist die Ueberzahl der die Erde bewohnenden — sich schließlich weigern werden, angesichts untervölkerter oder fast leerer Räume gutwillig zu verhungern. Diese Gefahr wächst je weiter die Menschheit in die für unbewohnbar gehaltenen Erdräume eindringt und je mehr das Meer mit der zunehmenden Schiffahrt seine grenzschützende Eigenschaft verliert.
In den Rahmen dieser knappen Ausschnitte aus der Reichhaltikeit des Werks sei nur noch die Unhaltbarkeit der Wasserlaufgrenze hineingesetzt, die Römer und Franzosen, einem politischen Drang folgend, an deutschen Strömen als „natürliche" Grenze ausgegeben haben. Diese Anschauung ist mit germanischer Auffassung und Siedlungsweise nicht vereinbar, denn sie erfaßt den Strom nicht als Scheide, sondern als Lebensader und führt daher die Grenzen quer über den Strom hinweg. Paul Wenzcke hat in seinem Werk „Der Rheinkampf" ausführlich nachgewiesen, wie diese Auffassung durch die geschichtliche Entwicklung der Länder am Rhein gestützt und begründet wird.
Erziehung zum Grenzgefühl und Grenzbewußtsein, das ist die Mahnung, die sich als roter Faden durch Haushofers Untersuchung hindurchzieht. Hier liegend, meint er, Aufgaben für unsere vielen Bünde und Vereinigungen vaterländischer Verbände, die wirklich der Zukunft dienen könnten. Aber sie forderten entsagungsvolle und geräuschlose Arbeit. Diese Aufgaben dem ganzen Volk näherzubringen, ist aber die geopolitische Betrachtungsweise besonders geeignet, weil sie für jeden ohne Rücksicht auf die Parteistellung von Nutzen ist, und weil sich Verfechter der verschiedensten Weltanschauungen auf gewisse sachliche Unbestreitbarkeiten, die ein Zusammenwirken geradezu erzwingen, einigen können. Aber der Weg ist mühsam, und wer will, daß das deutsche Volk das an seinem Ende winkende Ziel erreicht, muß immer wieder aufrütteln, wecken, mahnen, warnen. „Denn", so heißt es in Haushofers Schlußbetrachtung, „es gilt feige und müde Zeiten, die sich auch über starke Länder und tapfere Völker einschläfend und kraftvergiftend legen, so daß sie das Raumerbe und die Wachsmöglichkeit der eignen Kmder verjchlafen und vertun. Und in solchen Zeiten erwirbt sich kein Verdienst um sie, sondern versündigt sich m ihrer besten Lebenskraft, wer ihnen nach dem Schnabel redet und sie in Hypnose versinken läßt, und es wird Pflicht, sie wie Schlafwandler unablässig anzurufen, bis sie hören und aufwachen, um ihre Grenzen zu wahren und zu weiten.'
Bei Frage 2 vertreten alle in mehr oder minder ausführlicher Form im wesentlichen den Standpunkt, daß di« durch die Friedensverträge erzwungene Entscheidung im Widerspruch zu allen Rechtsgrundsätzen steht, die in der zivilisierten Welt anerkannt sind.
Neueste Nachrichleu
Oer Streit um die Neuwahlen
Berlin, 30. Dez. In den Berliner Blättern wird ein Streit um die Neuwahl des Reichstags geführt. Nach einem Bericht der „Kreuzzeitung" hat Außenminister Dr. St re- semann anläßlich der letzten Tagung des Völkerbundsrats in Genf mit Briand vereinbart, daß die französischen Kammerwahlen und die deutschen Reichstagswahlen in kurzen Abständen voneinander abgehalten werden sollen. Die „Kreuzzeitung" bezeichnete es als unzulässig, daß der Zeitpunkt der deutschen Wahlen von außenpolitischen Rücksichten zugunsten Frankreichs abhängig gemacht werden solle. Schon das letztemal habe z. B. Poincars in Berlin durchgesetzt, daß die deutschen Wahlen acht Tage vor den französischen angesetzt wurden, damit Poincars nach dem Wahlausfall in Deutschland seine eigene Wahlagitation einrichten und eine sichere Mehrheit für seine Regierung schaffen konnte. Die „Tägliche Rundschau", die Dr. Strsse- mann sehr nahe steht, weiß dagegen zu berichten, daß in Genf nicht davon die Rede gewesen sei, die deutschen Wahlen vor den französischen abzuhalten. Wohl aber sei davon gesprochen worden, daß es wünschenswert sei, bei der Regelung mancher außenpolitischen Angelegenheiten nicht nochvorNeuwahlenzu stehen, wodurch die Bewegungsfreiheit der Regierung behindert werde.
Die Meinung in diesem Streit geht nun weit überwiegend dahin, daß die in der „Rundschau" geltend gemachte Schlußfolgerung bis zu einem gewissen Grad wohl richtig sei, daß sie aber Deutschland nicht veranlassen könne, mit der Ansetzung seiner Neuwahlen auf Frankreich Rücksicht zu nehmen. Denn selbst wenn Briand wie Dr. Stresemann anzunehmen scheine, im Fall eines Siegs der französischen Linken größere Bewegungsfreiheit zu bekommen, so hätte er zunächst einen großen Teil von Verpflichtungen, die au» den Abmachungen von Locarno rückständig sind, zu erfüllen, wobei es gleichgültig ist, welche deutsche Regierung sie annimmt.
So stellt denn auch das Zentrumsblatt „Germania" fest, daß an einebaldigeReichstagsauflösung nicht zu denken sei. Ebenso schreibt der Führer der Reichstagsfraktion der Deutschen Volkspartei, Dr. Scholz, daß man uns mit Neuwahlen möglichst lange verschonen solle. Die „Germania" rechnet damit, daß der gegenwärtige Reichstag jedenfalls den Reichshaushalt für 1928 zu erledigen habe. Darüber hinaus sei aber auch zu wünschen, daß er das neue Strafgesetzbuch, das L i- quidationsschädengesetz und das Reichsschub gesetz, dessen Erledigung noch in weitem Feld liege, unter Dach und Fach bringe.
Die einfache Rechtslage ist die: nach der Verfassung ist der Reichstag aus die ohnehin kurze Frist von vier Jahren gewählt. Er kann nur aufgelöst werden, wenn die Opposition bei einem wichtigen Gesetz eine Mehrheit bekommt oder wenn die Regierungskoalition auseinanderfällt. Weder Parteibestimmungen noch außenpolitische Bestrebungen fremder Staatsmänner dürfen auf den in der Verfassung festgelegten Wahltermin Einfluß haben.
Das abgelehnke Panzerschiff
Berlin, 30. Dez. Auf Antrag der preußischen Regierung und durch die Mehrheit der preußischen Vertreter war bekanntlich die Vorlage der Reichsregierung bekr. den Bau eines Panzerschiffs für die Reichsmarine vom Reichs- rat mit Stimmenmehrheit abgelehnt worden. Die Fraktion der Deutschnationalen Volkspartei hat nun im preußischen Landtag folgende Große Anfrage eingebrachk:
1. Wie rechtfertigt die Staatsregierung ihren Antrag und ihre Stimmabgabe? 2. Sieht die Staatsregierung nicht, daß der von ihr herbeigeführte Beschluß des Äeichsrats geeignet ist, im Auslande die Meinung hervorzurufen, daß die im Versailler Vertraue Deutschland zugestandene Kleins Wehr bei uns selbst noch sur zu groß gehalten wirdl Z. Siebt die Staaksregierung nicht, daß ihre planmäßigen Vorstöße gegen die Reichsregierung, die nicht einmal vor de« Sicherheit des Reiches Halt machen, das Ansehen Preußenk im deutschen Volke immer mehr schädigen müssen?
Me Gehaltszahlung an Reichs»?,gestellte
Berlin. 30. Dez. 3n den Verhandlungen des Reichsfinanzministeriums mit den Vertretern der Angestellten (nicht Beamten) von Reichsbehörden wurde von der Regierung eine Verbesserung der Zahlungsweise angeboken, der- zufolge die Gehälter jeweils am 15. des Monats voll ausbezahlt werden, statt bisher in Zwei Hälften am 15. und 1. des Monats.
Schwarz weiß-rot genießt keinen gesetzlichen Schutz
München, 30. Dez. In einer parlamentarischen Anfrage deutsch-nationaler Abgeordneter im Landtag war darauf hin-