I

WZWMW

Ämfsblastunö f^nzeigei-fün WilSbsö

/ . . ^ . Enzf al

u er ö

o b e t*e

Lqcheint täglich, ausgen.Eonn- u. Feiertags. Bezu N40 RM. frei ins Hart» geliefert'; durch die Post bezogen im inner deutschen Verkehr monatlich 1.78 RM. Einzelnummern IO Pfg Girokonto Nr. 50 bei der Lberamtssparkasse Neuenbürg Zweigstelle Wtldbad. Bankkonto: Enztalbank Hiiberle L Lo., Wildbad. Pf-rzheim-r G-werbebank Fil. Wildbad. - Postscheckkonto LSI 74.

enpreis: Die einspaltige Grundpreis 1b Pfg-, auberba f-Mr

oder deren Raum im Bezirk SO Pfg. - Reklamezeile 50 Pfg. fferten und bei

1.40 RM. frei ins Hart» geliefert Verkebr monatlich I.

Auskunfterteilung werden

Rabatt na

jeweils 10 Pfg. mehr berechnet. Schluß der Anzeigennahme ttags. In KonkursMIen oder wenn gericht

9 Uhr vorm ii>

eitreibung notwendig wird, fallt jede Rachlaßgewahrung weg.

Druck, Verlag mrd SchrifUeitungr Theodor Sack, Wildbad, Wilhelmstratze 151. Telephon 17S. Wohnung - Bismarckftratz« LL7.

i -i

Nummer 305

Fernruf 17»

Freitag, den 30. Dezember 1927

Fernruf 179

62. Jahrgang

! Ae Vormachtstellung Amerikas

Eine verpaßte Gelegenheit

Der Alpdruck des Engländers vor dem Krieg war die deutsche Flotte. Nicht, daß er an der Iteberlegenheik Eng­lands zur See gezweifelk hätte! Aber es störte sein behag­liches Herrentum, daß da dicht vor seiner Haustür eine Macht heranwuchs, die man gegebenenfalls nicht mehr ein­fach vergewaltigen konnte, wie man 1807 die dänische Flotte vor Kopenhagen vergewaltigt hatte.

Endziel der englischen Knockoukpolitik im Krieg war denn auch immer die deutsche Flotte, deren man im ehrlichen Kampf auf offenetn Meer nicht hatte Herr werden können. Als die unbesiegte deutsche Flotte dank dem Kleinmut derer, die Deutschlandgerettet" haben wollten in ihrem Gefangenenlager von Scapa Flow angekommen war, da hak sicher jedes englische Herz höher geschlagen. Nun glaubte man, wie einst nach dem Seesiege von Trafalgar <1805), Englands Vorherrschaft in der Welt auf ein wei­teres Jahrhundert mindestens gesichert zu haben. Heute weiß jeder Engländer, daß das einer der schwersten Irr- tümer gewesen ist, denen die sonst so überlegene englische Skaatskunst je anheimgefallen ist.

Der tzauptirrtum war der, daß England glaubte, es müsse Deutschland Niederhalten, um sich selbst auf seiner Höhe behaupten zu können. Englands Machtstellung be­ruhte auf der Vorherrschaft Europas. Aber Englands Kräfte reichten nicht aus, diese Vorherrschaft von sich aus zu sichern. England' und Deutschland vereint, hätten es wahrscheinlich gekonnt.

Vier Jahrhunderte lang hat die Vorherrschaft Europas auf dieser Erde unbestritten gegolten. Der Krieg hak ihr ein Ende gemacht. Amerika ist auf dem besten Weg, diese Vorherrschaft an sich zu bringen. Die Konferenz über die Seeabrüstung, die auf Wunsch der Vereinigten Staaken nach Genf zusammenberufen worden war, sollte England die friedliche Anerkennung der a m e r! k a n i s 3) e n Gleichberechtigung abringen. Dazu war England auf der Konferenz noch nicht bereit. Es wehrte sich gegen die Anerkennung mit dem untauglichsten Mittel, das es Amerika gegenüber hätte anwenden können: es versuchte zu bluffen. Es ließ sich auf der Konferenz durchFach­männer" vertreten, die äußerste Wurstigkeit markierten und nach dem Grundsatz handelten:Wir bauen, was wir brauchen." Hatte man sich einst auf das Wettrüsten mit Deutschland eingestellt und war oben geblieben warum nicht auch auf ein Wettrüsten mit Amerika? Daß da­zwischen der Krieg liegt und die Skagerrakschlachk und die die amerikanische Hilfe, ohne die England den Krieg nie­mals gewonnen hätte, das wurde nicht in Rechnung ge­stellt, als dieFachmänner" die Genfer Konferenz zum Scheitern brachten.

Erst die Art, wie das amtliche Amerika auf den Blust antwortete, der das Scheitern der Konferenz zur Folge hakte, hak England die Äugen geöffnet. Amerika arnvor- tekei kühl-geschäftsmäßig: Ihr wollt ein neues Wettrüsten? Das könnt ihr haben. And Amerika legte dem Kongreß e-n gewaltiges Programm der Aufrüstung zur See vor. Als es bekannt wurde, ist ein tiefes Erschrecken durch alles englische Land gegangen. And im ersten Schrecken gab man den Genfer Bluff preis. Man machte die bekannten Abstriche am bereits genehmigten Flottenbauprogramm und bekundete so seine reuevolle Absicht, sich auf ein Wettrüsten mit der ersten Kapitalmacht der Welt nicht einzulassen. Vor­erst wenigstens nicht. Amerka erklärte, die englischen Ab­striche seien ganz schön und gut, hätten aber keinen Einfluß mehr auf das amerikanische Bauprogramm. Man bekun­det seitdem in England ein lebhaftes Interesse für die ame­rikanischeSeele", auf die der Vorkriegsengländer ein wenig von oben herab zu sehen pflegte.

Wie wird Amerika auf die neue englische Einstellung antworten? Sicher nicht damit, daß es seinen Anspruch auf. förmliche Gleichberechtigung fallen ließe. Daß sich aus der Gleichberechtigung ganz von selbst die Vormachtstellung ergibt, weiß man drüben nur zu gut. Amerika ist gesund,, und Europa ist krank. Damit ist alles gesagt. Mit oder ohne Wettrüsten also, im Zeichen der Abrüstung oder im Zeichen der Aufrüstung: England wird auf seine Stellung ms erste Seemacht der Welt, die auf der Vormachtstellung Europas begründet war und mit ihr steht und fällt, ver­zichten müssen. Das ist das Ergebnis des Kampfes auf Leben und Tod, den es gegen die deutsche Gleichberechtigung glaubte führen zu müssen. Denn zu einem ernst gemeinten Kampfe um die Vormacht mit Amerika, wie es ihn mit Deutschland zum Schaden Europas geführt hat, ist England gar nicht mehr fähig. Das weiß man in England, das weiß man in Amerika. Und aus diesem Wissen heraus kann sich der neue Sachverhalt wohl ohne neues Blutvergießen durchsetzen.

Es kann nichts schaden, wenn auch wir das rechtzeitig erkennen. Denn diese Erkenntnis mag uns im kritischen Augenblicke vor falscher Stellungnahme bew ihren. Die Gelegenheit, im Bund mit England Europas Vormacht in der Welt zu behaupten, ist beiderseits-in der weltgeichicht- sscheu Minute ausgeschlagen worden die bringt keine

Tagerspiegel

Die Reichsregierung wird nach dem V. T. bei der Be­sprechung mit den Ministerpräsidenten am 16. und 17. Januar unverbindlich auch die Frage der nächsten Reichs- tagswahlen und die etwaige Verbindung mit den Landtags­wahlen in Bayern, Württemberg und Preußen erörtern. Die Entscheidung liegt beim Reichspräsidenten.

Dem Reichstag ist der endgültige Entwurf des Haus­haltsplans für 1928 zugegangen.

Rach dem D. T. verhandelt die sozialdemokratische Reichstagsfrattion mit der bürgerlichen Linken, um in einem Antrag die Auslösung des Reichstags im Frühjahr zu fordern.

Die Bischofskonferenz in Fulda hak eine Entschließung für den Abschluß eines Konkordats zwischen dem Reich und dem Heiligen Stuhl beschlossen.

In Bukarest wird die Nachricht verbreitet, daß der Patriarch Miron Christea aus dem Regentschastsral ausscheiden und General Prezan, der ehemalige Generalissi­mus, an seine Stelle treten werde. Dieser Wechsel werde als eine offene Kampfansage der Regierung an die Ratio­nale Bauernpartei zu betrachten sein.

Ewigkeit zurück. Und die närrijche Art, wt; Europa mll Hilfe des eigens zu dem Zweck gegründeten Völkerbunds die einseitige Aufrüstung der Kriegsgewinner und die eben­so einseitige Abrüstung der Kriegsverlierer betreibt die stärkt ganz von selbst nur die wachsende Vorma 'ü von "merika.

sti

A

Neueste Nachrichten

Die Geldforderungen der Länder an das Reich

Berlin, 29. Dez. Nach einer BlättermelLung beabsichtigt der Reichsfinanzminister, die Finanzminister der Länder nach Neujahr zu einer Besprechung nach Berlin einzuladen. Es handelt sich um die Befriedigung der Kapitalänsprüche der Länder an das Reich durch Aufnahme von Zinszahlun­gen durch das Reich. Diese Forderungen gründen sich auf die Uebergabe des Postwesens und der Eisenbahn an das Reich, sowie auf fiskalisches Eigentum (Preußens), das nach dem Versailler Vertrag an die Feinde abgetreten werden mußte. Bayern und Württemberg wünschen für ihre abgetretene Post eine Rente als Abgeltung, Sach­sen würde am besten fahren, wenn das beim Reich ein- gebrachte Eisenbahnvermögen verzinst -würde. Preu­ßen verlangt eine Vergütung des in Bergwerken und Domänen verlorenen Staatsvermögens. Eine gesetzliche Rechtsgrundlage besteht hiefür aber nicht. Nach der Ver­abschiedung der Besoldungsvorlage haben die meisten Län­der erklärt, daß sie die Mehrbelastung ohne neue Ueberwei- sungen durch das Reich nicht tragen können. Der Vorschlag des Reichsrats, die Reichsüberweisungen aus den Erträg­nissen der Einkommen- und Körperschaftssteuer von 75 auf 80 v. H. zu erhöhen, ist vom Reichskabinett und von der , Oeffentlichkeit als unerfüllbar abgelehnt worden. Es wird aber vielfach als unzulässig bezeichnet, daß die genannten inanziellen Ansprüche der Länder für sich geregelt werden ollen vor der bevorstehenden allgemeinen Neurege­lung der Gesamtbeziehungen zwischen Reich und Ländern. Was insbesondere die Forderungen der preußischen Regie­rung anlangt, die für das fiskalische Eigentum im Saar­gebiet nicht weniger als eine Milliarde Mari verlangt, so erscheint es selbstverständlich, daß die Entschädigungs­frage nicht vor der vertragsmäßigen Räumung des Saar­gebiets durch die Franzosen und der damit verbundenen Erledigung der- Saarfrage, also vor dem Jahr 1935, ent­schieden werden kann. . _ si-W--

Die Verhandlungen über die Gehälter bei den Behörden

Berlin, 29. Dez. Im Reichsfinanzministerium fanden heute Verhandlungen über die Regelung der Gehaltsfragen der Angestellten bei den Behörden statt. Es trifft aber nicht zu, daß die Umwandlung des bisherigen Zahlungsmodus in Postnumerando-Zahlung beabsichtigt sei. In der Tat würden dadurch die Verbesserungen der Besoldungsrege­lung vermindert.

Eine Million unterstützte Arbeitslose

Berlin, 29. Dez. Amtlich wird mitgeteilt: Die Arbeits- losigkeit hat in der ersten Hälfte des Monats Dezember weiter zugenommen, wobei die starke Kälte und die da­durch bedingte Unterbrechung fast jeglicher Außenarbeit eine große Rolle spielte. Die Zahl der Hauptunterstützungsemp­fänger in der Arbeitslosenversicherung stieg von rund 605 000 am 30. November auf 831 000 am 15. Dezember, also um 37,4 v. H. Der Zuwachs entfällt in der Haupt­sache auf die männlichen Arbeitslosen, deren Zahl von rund 507 000 auf 709 000 zunahm.- Bei den weiblichen Arbeits­losen betrug die Steigerung nur 24,4 v. H. Die Zahl der Krisenunter st ützten nahm im gleichen Zeitraum um rund 24 000 (von 147 000 auf 171 000) oder um 16 o. H. zu. Dje Gesamtzahl der unterstützten Arbeitslosen ist somit von 750 000 auf rund eine Million gestiegen.

Der Ersah der Reichswehr

Berlin, 29. Dez. Zur Regelung des Ersatzes bei der Reichswehr ist eine neue Verordnung des Reichswehrmini­steriums erschienen, die vom Reichspräsidenten gegengezeich- nel wurde. Die Ergänzung des Heers liegt bei den Wehr­kreiskommandos. Als Werbestellen sind die Truppenteile anzusehen. Das Werben ist in erster Linie Sache des Kom­pagniechefs. Sie dürfen, um Freiwillige zu ermitteln, nicht politische Vereine und andere gemeinnützige Einrichtungen benutzen. Die Wehrkreiskommandos sollen beim Veröffent­lichen von Werbeaufrufen Blätter aller Richtungen, soweit sie nicht die bestehende Staatsordnung ablehnen, gleichmäßig berücksichtigen, jedoch ist der Kreis der Blätter, in denen bezahlte Aufrufe erscheinen können, aus Kostengründen - beschränkt. Die Werbungen sollen in der Regel zum 1. Januar und zum 1. Juli für den jeweils nächsten Ein­stellungstag (1. April und 1. Oktober) beendet sein. Von der Werbung ist u. a. ausgeschlossen, wer an Bestrebungen - teilgenommen hat, die auf eine Aenderung der verfassungs­mäßigen Zustände mit unerlaubten Mitteln gerichtet waren. Cs wird ein polizeiliches Führungs- und Leumundszeugnis verlangt, in dem die Behörden feststellen, ob der Bewerber sich in verfassungsfeindlichem Sinn betätigt hak. Das Ein­ziehen von Erkundigungen bei Personen, die in politischen Vereinen führend tätig sind oder die staatsfeindlichen Par­teien angehören, ist zu unterlassen. Als Annahmeoffizier sind ältere Offiziere, mindestens Oberleutnants, auszuwäh­len, die Menschenkenntnis besitzen und alle einschlägigen Be- . stimmungen kennen. Dem Bewerber ist zu eröffnen, daß er binnen zehn Tagen nach seiner Einstellung den Eid auf die Reichsverfassung abzulegen hat, widrigenfalls die Einstellung nichtig ist.

Bezüglich des Ersatzes der Offiziere wird halbamt­lich gesagt, die Ergänzungsbestimmungen für die Offiziere der Reichswehr seien dieselben wie bei der Schutzpolizei. Auf die Bemängelung in einigen Linksblättern, daß die Offiziere nicht mehr dem Unteroffizierstand entnommen werden, wird erwidert, daß dies nicht zutreffe, praktisch gehen alle Offiziere aus dem Unteroffizierstand hervor. Sie müssen eine Waffenschule durchmachen, in der sie die nötige Fortbildung erhalten. Unter den jetzt beförderten befindet sich auch eine Reihe von Offizieren, die nicht Abiturienten sind, ebenso unter denen, die in den nächsten Tagen beför- dert werden. Ein Teil der Kritik bezieht sich offenbar auf die 209 Offiziere, die Reichswehrminister Noske seinerzeit ernannt hat, ohne daß sie die Waffenschule durchgemacht hätten. Von diesen sind bisher 92 ausgeschieden, während ' 117 noch im Dienst sind. Davon stehen die ältesten vor der Beförderung zum Major.

Die französischen Sozialisten gegen die Räumung

Paris. 29. Dez. Auf dem Landestag der Sozialistischen Partei erklärte Abg. Longuet (Enkel von Karl Marx): Es ist eine Schande, daß zehn Jahre nach Beendigung der Feindseligkeiten das Rheinland und das Saar- gebiet noch besetzt bleiben. Das bedeutet eine Ty­rannei für die deutsche Bevölkerung dieser Gegenden. Es wird keine Versöhnung zwischen Frankreich und Deutschland geben, solange wir nicht das Rheinland geräumt haben." Der Sozialist Paul Boncour wandte sich scharf gegen Longuet. Die Vorbedingungen für die Räumung seien noch nicht erfüllt. Mit den deutschen Sozialdemcv- kraten sei nämlich auf der Zusammenkunft in Luxemburg vereinbart worden, daß die Rheinlands von Frankreich erst geräumt werden sollen, wenn zur Sicherung Frank­reichs eine internationale Ueberwachung des besetzten Gebiets geschaffen sei, was bis jetzt noch nicht er- reicht sei. Ebenso scharf müsse eine Abänderung der Frie­densverträge abgelehnt werden. Man dürfe die Errungen­schaften, die gegen Deutschland erzielt seien, nicht vermin­dern. Paul-Boncours Rede wurde von der Versamm­lung mit stürmischem Beifall ausgenommen.

Aussöhnung zwischen Hindus und Mohammedanern?

London» 29. Dez. Der indische Nakionalkongreh hat, wie dieMorning Post" aus Madras meldet, unter großer Be­geisterung eine Entschließung für die Einigung von Hindus und Mohammedanern nach den Vor­schlägen Gandhis angenommen. Den Gemeinwesen wird empfohlen, die religiösen Gefühle der beiden Parteien .zu schonen, und zwar sollen die Mohammedaner es achten, wenn die Hindus die Schlachtung der Kühe, die ihnen heilig sind, vermeiden, und die Hindus sollen sich in der Nähe von mohammedanischen Moscheen der Hindumusik enthalten. Beide Parteien sollen den Minderheiten gegenüber in ge­wissen Provinzen Rücksicht üben. Die angestrebte Eini­gung, deren Zustandekommen aber noch fraglich ist, hat den Zweck des gemeinsamen Widerstands gegen die von Eng­land vorbereitete neue Verfassung für Indien, die von einem Ausschuß bearbeitet wird, in dem kein Inder sich befindet.

Württemberg

Stuttgart, 29. Dez. V o m L a n d t a g. Im Finanz, ausfchuß teilte Minister Bolz mit. daß für das Hahr 1027