Das Flugzeugunglück bei Schleiz Berlin, 26. Sept. Nach den bisherigen Untersiichur.ren der Kommission wird als möglich oder wahrscheinlich ange­nommen, daß die Ursache des Unglücks bei Schleiz in einer Beschädigung des Propellers zu suchen sei, die beim Abflug in Leipzig durch die Berührung mit irgend­einem Gegenstand herbeigeführk wurde und die vorher nicht bemerkt werden konnte. Der Propeller sei dann nach und nach zersplittert und die eine Tragfläche sei dadurch beson­ders stark beansprucht worden und sei abgebrochen.

Malkzans letzte Fahrt

Schwerin, 25. Sept. Der Sarg mik den sterblichen Resten des verunglückten deutschen Botschafters Freiherr von Malt- zan traf Sonntag vormittag 10.17 Uhr mik dem fahrplan­mäßigen Zuge über Berlin, Neustrelitz auf dem Bahnhof Bollraksruhe ein. Der Bruder des Verstorbenen und dessen Gattin waren auf dem Bahnhof anwesend, von wo aus die Leiche mit einem Leichenwagen nach dem vier Kilometer ent­fernten Groß-Luckow, dem Gute des Bakers des Vetstorbe- nen, übergeführt wurde, wo die Beerdigung staktfinden soll.

Deutschfeindliche Rede des belgischen Erstimnisters Brüssel, 26. Sept. Bei der Einweihung eines Denkmals für den katholischen Staatsmann BeernärtinOstende, der 1912 gestorben ist, hielt Erstminister Iaspar (früher Vorsitzender des Entschädigungsausschusses) eine Rede, in der er mit Anspielung ausHindenburgsTannenberg- rede sagte: Beernärt sei glücklich zu preisen, weil ihm der Schmerz erspart geblieben sei, das Verbrechen mitzu­erleben, dasreinen Herzens" begangen worden sei, die die belgische Neutralität verletzt hätten. Er habe nicht die furchtbaren Tage erlebt, in denen der Einfall derer mit den reinen Händen" das unschuldige (I!) Bel­gien der Brandstiftung, dem Mord und der Verwüstung ausgesetzt habe. Er habe nicht die Erschießung von Frauen, Greisen und Kindern in der Wiege kennengelernt. In diesem Ton ging die Rede weiter. Die Rede hat in Genf einen peinlichen Eindruck gemacht.

Eine französische Hetzrede

Paris, 26. Sept. In Livron (Dep. Unter-Pyrenäen) wurde ein Denkmal für einen in Marokko gefallenen Kom­mandanten enthüllt. Dabei hielt Justjzminister Barthou eine Rede: Frankreich hat den Marokkokrieg ebensowenig gewollt, wie den anderen, es sei in gleicher Weise unschuldig an d"m Blut, das ein Herr ichsüchtiges Volk, ein Wilhelm II. und ein Abd el Krim haben vergießen lassen. Es gibt Ableugnungen, die die Geschichte nicht annimmt, und die, aus welchem Mund sie auch kommen mögen, gegen die Wahrheit der Tatsachen (!!) nichts vermögen. Das Deutschland von 1911 hatte keine reinen Hände. Das Schweigen, das wir, wenn es gegenseitig ist. gern gewähren wollen, ist die notwendige Bedingung für die Annäherung. Um diesen Preis allein können wir vergessen. Es ist Barthou zu glauben, daß es Frankreich und Belgien sehr an­genehm wäre, wenn Deutschland über Kriegsschuld und Kriegsgreuel, Freisckärler usw. einfach,schweigen" und die Diktatlüge von Versailles widerspruchslos hinnähme.

Am Samstag hat Poincare in Belfort, das von einer Abordnung deramerikanischen Legion" besucht wurde, eine Rede gehalten und von der noch immer ungenügenden Sicherheit" Frankreichs gesprochen, das sich in 100 Jahren viermal gegen den feindlichen Einfall (von Deutschland) zu wehren gehabt habe. Gerade das Umgekehrte ist die Wahrheit. Am Sonntag sprach Poincare in gleichem Sinn bei Denkmalsweihen im Elsaß in St. Amarin, auf dem Belchen bei Gebweiler und in Mülhausen.

Die gleichzeitigen Reden Jaspars, Barthous und Poin- cares sind offenbar eine verabredete Entgegnung gegen die ergreifende, schlichte, niemand verletzende und verdächtigende Tannenbergrede Hindenburgs.

Zusammenstoß in Hankau

Tokio. 26. Sept. Aus Hankau wird berichtet, chinesische ztcn h" len versuch!-, so.panische Marinesoldaten zu ent- w Die haben ein Mas hinengrwehr ab-

g: -.--st und 1 Th'nessn getötet, 9 verwundet. Ein Japaner sei gerötet.worden.

?,n der Kuomintang soll ein neuer Zwist ausgrbrochen iem, da viele södchinesischen Generale sich durch die Neu­besetzung der Regierungsposten zurückgesetzt fühlten.

Württemberg

Stuttgart, 26. Sept. Direktor Strebe! ch 3m Al­ter von 81 Jahren ist der frühere Direktor der Landwirt­schaftlichen Hochschule Hohenheim, Dr. Ernst v. Stre- b e l gestorben. Strebe! war in den 70er wahren in Hohen­heim acht 3cchre lang als Wirkschaftsinspekkor und Lehrer an der Ackerbauschule und erhielt dann eine Professur für Acker- und Pflanzenbau daselbst. 3m 3ahr 1896 wu de er zum Direktor ernannt. 1912 trat er in den Ruhestand. Er hat sich um die Hochschule hochverdient gemacht.

Vom Volksfest. Am Sonntag wurde das Volksfest gründlich verregnet. Trotzdem ließen es sich viele Tausende nicht nehmen, trotz Schmutz und Brei die Hauptstraßen auf dem Festvlatz sind übrigens asphaltiert ihren ,.Tag" zu feiern. Die Straßenbahnen waren übervoll, trotzdem Wagen auf Wagen fuhr. Einen Hauptanziehungspunkt bildete der Großflugkag des Würkt. Lufkfahrtverbands. Wohl 15 000 Menschen wohnten dem großartigen Schau­spiel bei. Die Vorführungen von 3ng. Katzen st ein- Kassel, die Trapezkünste von Fritz Schindler-Berlin in schwindelnder Höhe, drei Fallschirmabsprünge von Frl. Heddy Schuman n-Berlin, Hans G e ck-Bamberg und 3os. S ch u m a che r - Böblingen, ein Ballenhüpfen von Frl. Marta B r ö b e lj a h »Leipzig und vor allem die unglaub­lichen Kunstflüge von F i e s e l e »Kassel erregten Staunen und Bewunderung. Sehr interessant war ein Gefckwader- flug von 5 Klemm-Doimler Leichtflugzeugen, ein Ballon­rennen und der Abschuß eines Fesselballons. Zum erstenmal sah man das iovanischeTagesfeuerwerk". Am Mon­tag, wo der Festbestich bei schönstem Wetter geradezu riesen- bl>ft war, wurden die Vorführungen wiederholt.

Bei der Prämiierung der Wirkschasks- zelke wurden ausgezeichnet: Krunve 1: Bierzelte: 1. Preis Robert Ellwanger, Skut^ork: je ein 2. Preis: Hans Schell- mann, Stuttgart, Friedr. Schwarz, Reutlingen: ie ein 3. Breis: Gregor Kempter, Stuttgart, Eugen Pfannkuch, Reutlingen. Grupne 2: Weinwirtschafken und Cafes: je ein 1. Preick Wilh. Rothsnst. Stukkoort, Stuttgarter 3ugend- verein, Stuttgart: ein 3. Preis: Albert Reber, Stuttgart.

Schweres Unglück auf dem Volksfest. Bei der Achter­bahn auf dem Volksfestplatz scheuten heute vormittag die Pferde eines Fuhrwerks des städtischen Reinigungsamts und rasten in die Menge- der Festbesucher hinein. Eine Frau lljähriger Knabe wurden schwer, zwei Frauen und drei Kinder leicht verletzt. Der Fuhrmann geriet unter den Wagen und wurde erheblich verletzt.

Der Küferstreik beendet. Der Streik in den Weinhand­lungen, Branntweinbrennereien und Essigfabriken ist durch gegenseitige Verhandlungen beendet. Die erreichte Lohn­erhöhung ist 1.30 <4( pro Woche. Ein neuer Tarifvertrag ist ab 1. Okt. abgeschlossen. Maßregelungen finden nicht statt.

Der wiedergefundene Fesselballon. Ein Fesselballon der Wohnungsausstellung, der sich am Donnerstag infolge starken Sturms losgerissen hatte, hat seinen Weg nach dem Mainhardter Wald genommen und ist dort bei Neuhütten aufgefunden worden. Er wurde nach Stuttgart zurück­gebracht.

Vom Tage. Beim Löwentor wurde ein 19 I. a. Mann von einem Personenkraftwagen zu Boden gefahren. Er trug schwere Verletzungen davon.

In einem Hause der Gaußstraße stürzte ein 61 I. a. Mann während der Vornahme einer Fensterausbesserung 7 Meter hoch ab. An den Folgen der erlittenen Verletzungen ist der Mann bald darauf im Katharinenhospital gestorben.

Am Sonntag abend entgleiste an der Ecke Neckarstraße- Schillerstraße ein Anhängewagen eines Einsatzzugs und stieß mit einem kreuzenden Zug der Linie 1E zusammen, wo­durch der Anhänaswagen stark beschädigt wurde. Zwei Personen wurden schwerer, vier weitere leicht verletzt.

Ans dem Lande

Slernensels OA. Maulbronn, 26. Sept. Tödlicher Unfall. Gestern abend fuhr ein noch unbekannter Rad­fahrer den 55 Jahre alten Steinhauer Gottlob Ankele auf der Straße an und warf ihn so um, daß Ankele schwer aus den Kopf stürzte. Das Sanitätsauto von Mühlacker brachte den Verunglückten ins Pforzheimer städt, Krankenhaus, wo er nach einer Stunde starb.

Kochendorf OA. Neckarsulm, 26. Sept Brand. Nachts brannte die Scheuer des Landwirts August Friedrich bis auf den Grund nieder. Noch in letzter Minute konnte das Vieh in Sicherheit gebracht werden.

Ludwigsburg, 21. Sept. Der Landesbischof in der S t r a f a n st al t. Gestern mittag traf Bischof Dr. Sp roll-in Begleitung von Dekan Müller in der Landes­strafanstalt ein, um einem Sträfling die Firmung zu spenden.

Ludwigsburg, 26. Sept. Heilbadpächter Weng entlasfen. Die Stadtgemeinde hat sich veranlaßt gesehen, den Vertrag mit dem Heilbadpächter Weng in Bad Hoheneck fristlos aufzulösen. Die Stadtverwaltung wird den Betrieb bis auf weiteres selbst führen. Der Stadt ist, abgesehen von der durch die Mißwirtschaft entstandenen Beeinträchtigung des Badebetriebs, kein unmittelbarer Schaden entstanden.

Freudental OA. Besigheim, 26. Sept Einbrüche. In der Freitag-Nacht ist in mehreren Gebäuden eingebrochen und gestohlen worden was zum stehlen war, darunter ein Fahrrad. Von den Dieben fehlt bis jetzt jede Spur.

Lausten a. N., 26. Sept. Hohes Alter. In seltener körperlicher und geistiger Rüstigkeit feierte die älteste Person Lauffens, Witfrau Joos, ihren 91. Geburtstag im Kreise ihrer Kinder, Enkel und sonstiger Verwandter.

Heilbronn. 26. Sept. Beitragsermäßigung bei der Ortskrankenkasse. Die Allgemeine Ortskcan- kenkasse Heilbronn-Stodt hat den Beitrag von 8 auf 7H Prozent ermäßigt.

Neckarsulm, 26. Sepk. Der letzte der Zunft. 3m Alter von 78 3ahren ist Webermeister Vitus Haber­stroh gestorben. Mit ihm ist der letzte Handleinenweber­meister, der weit über die Grenzen Neckarsulms hinaus be­kannt war, verschieden. Dieses früher weit verbreitete Hand­werk ist nun im Bezirk ausgestorben. Der Webstuhl wurde Eigentum des Altertumsmuseums und dürfte in Bälde dort aufgestellt werden.

knikklingen OA. Maulbronn, 26. Sept. Tod durch Brandwunden. Vor einigen Tagen kam der 58 Jahre alte Jagdaufseher Burkert von hier in einem Zustand des Unwohlseins nach Hause. An einer Bettflasche zog er sich dann durch Einschlafen Brandwunden zu, an deren Folgen er im Krankenhaus' in Pforzheim gestorben ist.

Tübingen, 26. Sept. Rektoratswechsel an der Universität. Der Jubiläumsrektor, Professor Dr. Trendelenburg, wird in diesen Tagen Tübingen ver­lassen, um sein neues Lehramt an der Universität Berlin zu übernehmen. Der für die zweite Hälfte des Geschäfts­jahres gewählte Rektor, Prof. Dr. He g l e r, hat die Rek­toratsgeschäfte am 25. September übernommen. Er war im Jahr 1923/21 schon einmal Rektor der Universität und hat sich insbesondere als einer der Begründer und erster Vorsitzender der Tübinger Studentenhilfe große Verdienste erworben.

Tübingen, 26. Sept. Tod auf den Schienen. Hochwasser. Samstag nacht gegen 12 Uhr wurden dem ledigen, in den zwanziger Jahren stehenden Eisenbahn­bediensteten Maier von Weilheim aus dem hiesigen Güter­bahnhof von einer Rangierabteilung beide Beine und Arme abgefahren. Der Schwerverletzte starb nach zwei Stunden. Infolge des anhaltenden Regenwetters sind die Ammer, Steinlach und der Neckar hoch angeschwollen und drohen Hochwasser zu bekommen.

Balingen. 26. Sept. Ernennung. Pfarrer Pflei- derer in Tailfingen ist zum Dekan in Balingen ernannt worden.

Alm, 26. Sepk. Ein ungetreuer Vereins Vor­sitzender. Das Große Schöffengericht Alm verurteilte den verheirateten Kaufmann Fischer hier wegen eines in Ver­bindung mit Untreue verübten Vergehens der Unterschlag­ung an Stelle von 2 Monaten Gefängnis zu einer Geld­strafe von 600 cll. Fischer hat als früherer Vorsitzender und Geschäftsführer der hiesigen Regimenksvereinigung ehe­maliger 247er in der Zeit von 3anuar 1925 bis Februar 1926 Gelder im Gesamtbetrag von etwa 600 Mark, die er für die Vereinigung als Spenden für ein Gefallenen­denkmal und für abgegebene Flandernkreuze vereinnahmt hatte, unterschlagen und für sich verbraucht.

Löhnstekken OA. Heidenheim, 26. Sept. Das 8. Schul- j a h r. Der Ortsschulrat hatte sich für die Durchführung des 8. Schuljahres ausgesprochen, der Gemeinderat hat dasselbe einstimmig abgelehnt. Der Gemeinderat in Sontheim a. Brenz hat beschlossen, den Aufschub der Einführung des 8. Schuljahrs zu beantragen.

Bopfingen OA. Neresheim, 26. Sept. Einbruch. 3n der Nacht zum letzten Freitag wurde im Büro der Obec-

Die Windeggbauerin.

Roman aus dem Hochtal von Wolfgang Kemter.

Copyrtghl by Greiner L Comp., Berlin W 3V.

Nachdruck aerbotr»

18 . Fortsetzung.

Vielleicht hat der Leukner so was schreiben wollen," nep die Vev, die sich, voll Aerger darüber, daß das schöne Besitztum der Zierpuppen, der Blachfellner Lies, gehören sollte, nun gar auf Bartls Seite stellte,mög­lich ist's, der alte Mann war in dös Mädel ganz ver­narrt und der Tochter wird ihm scho schön getan haben, bis sie ihn dran kriegt hat, aber gschrieben ist nix, gar nix, dös kann i bezeugen. Alles ist verbrennt. Dort liegt a Fetzen Papier, dös oanzige, was vom Testament übrig blieben ist.Mein letzter Wi . . ." kannst no deutlich drauf lesen, mehr aber nit.

Du kannst reden, was du willst," schrie der kleine Mann mit heiserer Stimme die Magd an,ihr steckt alle unter einer Decken. Mei Lies wollt ihr um ihr recht­mäßiges Erb bringen. 'S Glicht muß her, vorher geh t koan Schritt aus dem Haus."

Blachfellner," sprach Bartl ruhig,t find's durchaus nit für unmöglich, daß dev Vater dös getan hat, was du sagst. Darum machen wir die Sach so. Die Vev ist Zeug, daß t no nix ang'rührt Hab i bin no nit lang da alsdann lassen wir den Vorsteher holen, er soll alles Schriftliche zu sich nehmen, bis der Notar von Kirchberg kommt. Mußt nix fürchten, Blachfellner, was der Vater bestimmt hat, t mach dir koan Meter Boden streitig."

Der Blachfellner war beschämt.

Bartl," stotterte er,weißt, es ist mei Vaterpslicht, nit daß i glaub ..."

Bartl wandte sich an die Magd, sVev, schick um den Vorsteher."

Der kam bald nachher und Bartl erklärte ihm die Sachlage. Hierauf wurden die Laven des Sekretärs und eines anderen Kastens, wo, wie Bartl von früher wußte, fein Vater sein? Schriften, Bücher und das Bargeld ver­

wahrt hatte, geöffnet, in Bartls und des Blachsellners Beisein nahm der Vorsteher alles an sich.

I nimm die Sachen zu mir hinüber, durchschauen kann sie der Herr Notar, dös is nit mei Amt."

Damit mußte sich auch der Blachfellner zufrieden geben, obwohl er seine Neugierde kaum zu bezähmen ver­mochte.

Zur üblichen Stunde wurde am Morgen des dritten Tages dann auch Lukas Leukner zu Grabe getragen. Aus allen Dörfern und Weilern des Tages, sogar von Kirch- berg und aus der Stadt waren Leute gekommen, dem weit und breit bekannten Manne die letzte Ehre zu er­weisen. Nur eine fehlte in dem Trauerzuge, die Blach­fellner Lies. Sie scheute sich wohl, sich in Schönwald zu zeigen, bevor es sich entschieden hatte, ob sie das Leuknererbe antreten dürfe.

An der Seite seines Weibes, dem ex in so kurzer Zeit nachfolgte, wurde Lukas Leukner in die Heimaterde ge­senkt, ein Bauer alten Schlages, mit einem Nacken so steif und hart, wie die Felsen der Erde, der er entsprossen war, ein Mann aber, der mehr gefürchtet wie geliebt ward. Den Tramrzug führte Bartl bei den Männern, Brigitta bet den Frauen.

Dös halt l für mei letzte Pflicht, dem Vater gegen­über," hatte Bartl zum Vorsteher gesagt,über den Tod hinaus gibt's koa Zürnen, sonst beug i mi jedem Testa­ment."

Die allernächsten Tage aber brachten schon Klarheit. Es stellte sich her ans, daß es sich so verhielt, wie Vev, die Magd, ausgesagt hatte: Lukas Leukner mochte wohl die Absicht gehabl haben, an jenem verhängnisvollen Abend sein Haus zu bestellen, wie, das wußte freilich kein Mensch genau und es blieb Geheimnis für ewige Zeiten, man konnte es nach seinem Versprechen der Lies gegenüber nur ahnen, aber diese Absicht auszuführen war er nicht mehr in der Lage gewesen.

Weder beim Notar, noch auch beim Gerichte in Kirch- berg wurde ein Testament, ebensowenig in den hinter- laffenen Schriften sonst eine letztwillige Verfügung ge­funden. Also war nach Gesetz und Recht der Bartl der einzige, rechtmäßige Erbe. Im ganzen Dorfe löste diese Nachricht allgemeine Besriedigung aus. Das schlichte, aber

natürliche Empfinden dieser Bergbauern hätte sich un Innersten gegen «ne Verfügung gesträubt, die den cigencn Sohn, der zudem als braver und tüchtiger Mensch be­kannt und geachtet war, zugunsten einer wildfremden Per­son seines Vätererbes beraubt hätte.

Am Spätnachmittage desselben Tages, an dem ir Ktrchberg beim Notar die Verlassenschaftsabhandlung nack Lukas Leukner von Schönfeld durchgeführt und der Sohn des Verstorbenen, Vartl Leukner, als einziger, rechtmässi­ger Erbe erklärt worden war, kam Christoph Blachfellner auf den Leukncrhof, um mit Bartl zu sprechen.

Bartl," begann der kleine Mann, und seine Stimme hatte einen eigenartigen, trostlosen Klang,es ist also wirklich wahr, daß der Leukner die Lies gar nicht be­dacht hat."

Es ist nix Gschriebenes da."

Ganz gebrochen sank der Blachfellner auf einen Stuhl und stöhnte:Nachher ist alles hin."

Bartl wandte sich mit einem Rucke dem Bauern zu, der wie ein Häuschen Unglück auf dem Stuhle kauerte und auf dessen Stirn dicke Tropfen Schweißes standen.

Blachfellner, was hast g'sagt?"

In seinec Verzweiflung rutschte diesem nun das Ge­ständnis seines Elendes und der Vernichtung seiner letzter Hoffnung heraus, er verschwieg und beschönigte nichts, es war, als bringe ihm der Umstand, daß er sich end­lich einmal einem Menschen gegenüber aussprechen dürfte, schon eine Erleichterung.

Mit unbeweglicher Miene hatte Bartl den Mann an­gehört. Nun stand er auf und trat hart vor den Bauern hin und fragte:Blachfellner, sag mir eins, hat die Lies drum g'wußt?"

Ter kleine Mann hob den Kopf in die Höhe und ant­wortete, während tn seine winzigen Aeuglein ein Aus­druck von Angst und Schrecken trat:Nix hat sie bis heut g'wußt, i fürcht mi vor dem Tag, an dem sie's er­fahren muß."

Ta sprach Bartl kurz:Nachher braucht sie's nit er- fahren."

(Schluß folgt.) -

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