geworben fei. Die Zurelse von italienischen Kurgästen nach der Schweiz sei sozusagen gänzlich unterbunden worden.
Dieser Tage sind im Kanton Solothurn über ein Dutzend Italiener verhaftet worden, die ohne Ausweispapiere über die Grenze in die Schweiz kamen und sich hier zu kommunistischer Werbung zusammenfanden. Sie wurden zur Landesverweisung verurteilt, doch weiß man vorläufig noch nicht, an welche Grenze sie gebracht werden sollen, da das politische Asylrecht ihre Auslieferung an Italien unmöglich macht. _ ...
Vom Völkerbund
Die polnische Friedensenlschliehung angenommen
Am Samstag hat die Völkerbundsversammlung die Friedensentschließung angenommen, die besagt:
1. jeder Angriffskrieg ist und bleibt verboten;
2. alle friedlichen Mittel müssen zur Regelung von Streitigkeiten angcwendet werden, die zwischen den Staaten entstehen könnten, welcher Art sie auch seien.
Die Versammlung erklärt, daß für die Mitglieder des Völkerbunds die Verpflichtung besteht, sich diesen beiden Grundsätzen zu unterwerfen.
Als einziger Redner ergriff der Pole S o kr a l das Work: Die Annahme der Entschließung bedeute keine rechtliche Bindung: ihre Bedeutung liege darin, daß eine Luft geschaffen werde, die allen Staaken jene Sicherheit gebe, die für die Abrüstung unerläßlich sei. Der Vorsitzende Guani schlug namentliche Abstimmung vor, um die Friedenserklärung besonders feierlich zu bekräftigen. Darauf wurde die Erklärung e i n si i in m i g angenommen.
Dr. Skresemann war einer der ersten, die Sokal zu seinem Erfolg beglückwünschten.
Die Fakultativklausel unterzeichnet Gens, 25. Sept. Dr. Stresemann hat die in den Satzungen über die Errichtung des Haager Gerichtshofs enthaltene Bestimmung, wonach Staaten sich freiwillig der verpflichtenden Schiedssprechung des internationalen Gerichtshofs unterwerfen können, unterzeichnet und damit Deutschland für alle Streitfälle und gegenüber allen Staaten dem Schiedsspruch unterworfen. Für die Unterzeichnung soll noch im Herbst die Genehmigung des Reichstags eingeholt werden.
Die Auslegung der Abrüsiungsenkschließung Gens, 25. Sept. Der 3. Ausschuß des Völkerbunds (für Abrüstung) hat dem Schlußabsatz der „gemeinsamen" Entschließung über Sicherheit und Abrüstung auf Antrag von Paul-Boncour (Franzose) und Lord Onslow (Engländer) folgende Auslegung gegeben: „Es liegt im vollen und freien Ermessen der Regierungen, die ihnen geeignet erscheinende Antwort auf die vom Völkerbundsrat erbetenen Auskünfte über jene Maßnahmen zu erteilen, die sie für Unterstützung der Empfehlungen oder Beschlüsse des Rats in bestimmten von ihnen anzugebenden Fällen zu ergreifen bereit wären." —- Der langen Rede kurzer Sinn ist: Frankreich und England können es mit Mitteilungen an den Rat über ihre Rüstungen, Sicherheitsbürgschaften usw. halten wie bisher, nämlich wie s i e wollen.
Württemberg
Kultminister und Löchnerhaus Eine neue Verleumdung des KulkministerS
Von zuständiger Seite wird mitgekeilt:
Die „Würkkembergische Lehrerzeikung" knüpft an den Bericht des Radolfzeller Blatts über einen angeblichen Besuch des Kultusministers auf der Insel Reichenau im Bodensee folgende Bemerkungen: Der Kultusminister habe bei einem am 10. September erfolgten Besuch der Insel Reichenau im Bodensee das Erholungsheim Löchnerhaus des Würt- tembergischen Lehrervereins gemieden, wie er auch der Einweihung des Erweiterungsbaus am 28. Juni 1926 nicht beigewohnt habe. Das Blakt fragt schließlich: „Hat sich der Kultusminister keine Gedanken darüber gemacht, welchen Eindruck sein Verhalten auf die Volksschullehrer machen muß?"
Die Wahrheit ist, daß der Kultminister weder am 10. September noch sonst einmal auf der Insel Reichenau gewesen ist und daß er der Einweihung des Erweiterunasbaus des
Löchncrhauses am 28. Juni 1926 schon deshalb" nicht beiwohnen konnte, weil ihm persönlich keine Einladung zn- gegangen war und die an das Kulkministerium gerichtete Einladung ihm nicht zur Kenntnis gekommen ist, so daß er von der ganzen Einweihung Ll:c / anpt nichts gewußt hak.
Mir fragen mit der „Lghrerzeiiung": Hat Ihre Leitung sich keine Gedanken darüber gemacht, welchen Eindruck die Verbreitung solcher Anwahrhccksn und Verdächtigungen auf die Volksschullehrer machen muh?
Stuttgart, 24. September.
Beileid der wärst. Regierung. Von zuständiger Seite wird mitgekeilk: Der Staatspräsident hat an das Auswärtige Amt aus Anlaß des Todes des Botschafters Freiherrn von Malkzahn folgendes Beileidsschreiben gerichtet: „Zu dem jähen Tod des Botschafters Freiherrn von Maltzahn spricht die Würkkembergische Skaalsregierung ihre herzliche Teilnahme aus."
Von der Angestelltenversicherung. Das Württ. Wirtschaftsministerium hat die Aufgaben der unteren Verwaltungsbehörden an der Angestelltenversicherung den Versiche- runasbehörden übertragen.
Die Eröffnung des Volksfests. Das diesjährige Volksfest wurde mit einenm überaus gelungenen, reizvollen Festzug, der die „gute alte Zeit" der Stiftung des „Landwirtschaftlichen Hauptfestes" durch König Wilhelm I. in den bunten Trachten und Moden vor mehr als einem Jahrhundert vor Augen führte, eingeleitet. Es herrschte ein bewegtes Treiben vor dem Neuen Schloß, wo der Zug mit seinen vielen, prächtig geschmückten Wagen sich aufstellte. Von der alten Post- und Prioatkutsche bis zum modernsten Kraftwagen waren die Fahrzeuge vertreten. So setzte sich der lange Zug, die schmucke Stadtgarde zu Pferd an der Spitze, in Bewegung, von den Zehntausenden, die die Straßen umsäumten, mit Jubel begrüßt, durch die festlich geschmückte Neckarstraße hinunter zum „Wasen". Dort begrüßte namens der Stadt Bürgermeister Dr. Ludwig die Bolksfestgäste. Er wies darauf hin. daß der Wasen nunmehr in den Besitz der Stadt Stuttgart übergegangen sei, und dies bedeute auch einen Wendepunkt in der Geschichte des Volksfests. Für die Folgezeit werde der Festplatz wohl vergrößert und weiter neckar- aufwärts verlegt werden
Fahrkartenautomaten. Auf dem Stuttgarter Hauptbahnhof sind Fahrkartenautomaten aufgestellt worden, die Karten nach Orten der nächsten Umgebung wie Cannstatt, Waiblingen, Eßlingen, Ludwigsburg, Zuffenhausen, Korntal. Ditzingen, Wildparkstation ge^n Einwurf einer entsprechenden Geldmenge in Münzen abgeben. Hiezu können auch 5-Pfennigstücke verwendet werden.
Die Speisungen des Wohlsahrksvereins. In den acht Küchen des Wahlfahrtsvereins Stuttgart wurden im Rechnungsjahr 1926/27 253 673 Portionen Mittagessen an Kleinrentner, Erwerbslose usw. abgegeben. Es wurden bis zu 1200 Personen an einem Tag gespeist. Der Wohlfahrtsverein zählt zurzeit rund 61000 Mitglieder.,
Vergehen gegen das Republikschutzgesetz. Das Große Schöffengericht hat den Buchbinder und früheren Kommunisten Alfred Schlienz wegen eines Vergebens gegen das Republikschutzgesetz durch Unterstützung der Noten Hilfe zu 9 Monaten Gefängnis und 90 stl Geldstrafe verurteilt. Dem Angeklagten wurde empfohlen, ein Gnadengesuch einzu- reicheck.
Aus dem Lande
Bissingen a. E., 25. Sept. Hochwasser. Die Enz hat wieder einen bedeutend höheren Wosserstand als sonst, so daß das Wasser in die Keller eindringt.
Hsilbronn, 25. Sept. Erwischter Fahrraddieb. In letzter Zeit wurden von den im Eewerbeschul- und Stadtbahnhof aufgestellten Fahrrädern die elektrischen Lichtanlagen entwendet. Es ist nun gelungen, den Täter, einen 14 Jahre alten auswärtigen Lehrling, der die Gewerbeschule besucht, zu ermitteln. Er hat die gestohlenen Gegenstände zu Geld gemacht. Das bis jetzt als gestohlen gemeldete Gut konnte beigebracht werden.
Gmünd, 23. Sept. EinweihungdesGedächtnis- mals der 180er. Die Vorbereitungen zur Einweihung des Gedächtnismals des Jns.-Regts. 180 sind in vollem Gang. Die alte Kaserne in Gmünd wirft sich in ein schmuckes Gewand, und die Arbeiten an der Gedenktafel sind beinahe beendet. Dos Vroaramm stellt ebenfalls fest und siebt am
Vorabend, den 1. Oktober 1927, 8 Uhr abends, einen Begrüßungsabend in der Festhalle des Stadtgartens mit gesanglichen, musikalischen und turnerischen Darbietungen vor. Verbunden damit wird die Hindenburgfeier der Stadt Gmünd. Der Feier geht 7.30 Uhr abends ein großer Zapfenstreich des Gmünder Neichswehrbataillons aus dem Marktplatz voran. Am Sonntag, den 2. Oktober, 10.30 Uhr vorm., versammeln sich die Festteilnehmer auf dem Sportplatz beim Stadtgurten zum Festzug, der 11 Uhr vorm, nach dem Kasernenplatz sich bewegt zur eigentlichen Einweihungsfeierlichkeit, die neben gesanglichen Darbietungen des Männergesangvereins Gmünd Ansprachen des kath. ehem. Feldgeistlichen Pfarrer Gentner und des ev. ehem. Garn.-Geist- lichen Stadtpfarrer Gittinger vorsieht. Anschließend wird der letzte Friedensbatl.-Kommandeur Oberst Fleischmann die erschienenen 180er begrüßen, während der letzte Friedens-Negts.-Kommandeur Exz. Gen.-Lt. v. Linck den Weihespruch sprechen, das Denkmal enthüllen und in den Schutz der Stadt Gmünd übergeben wird. Nach einem kompagnieweisen Mittagessen findet ab 3 Uhr nackm. im Stadt- gartensaal ein kameradschaftliches Zusammensein statt. Alle 180er, deren Angehörige und Hinterbliebenen sind zur Feier herzlich willkommen. Anfragen betr. Quartier sind an Ka- merad Appenzeller, Schwöb. Gmünd, Marktplatz 15, zu richten. Der Denkmalsausschuß erbittet noch dringend Beiträge auf Postscheckkonto „Denkmalfonds des ehem. 10.- Württ. Jnf.-Regts. 180" Nr. 25399 Postscheckamt Stuttgart.
Leuzendorf. OA. Gerabronn, 25. Sept. Blitzschlag. Nach großer Wärme stiegen am Donnerstag abend mehrere Gewitter am Himmel auf. Bei ihrer Entladung schlug der Blitz in Gammesfeld in die Feldschener von Grüb und setzte sie in Brand. Es verbrannten außer den Erntevorräten auch mehrere landwirtschaftliche Maschinen. Bei Gemm- bagen ging gleichzeitig ein Kleebock in Flammen auf. Dasselbe Schicksal hakten bei Reusck vier Kleeböcke und in Bettenfeld zwei Skrohhansen. Zwischen Leuzendorf und Vossendorf beschädigte der Blitz drei Masten der elektrischen Leitung.
Tübingen, 25. Sept. Forschungsreise eines Tübinger Hochschullehrers. Dr. Otto Jessen, außerordentlicher Professor der Geographie an der Universität Tübingen, hat zwei Studienreisen nach Südspanien und Marokko unternommen und veröffentlicht ihr Ergebnis jetzt in einem Werk über „Die Straße von Gibraltar" bei Dietrich Reimer in Berlin.
In der Nacht zum Donnerstag wurde in einem Kolonialwarengeschäft ein Diebstahl verübt. Der Täter war durch ein offenes Fenster eingestiegen. Er vesperte zuerst Wurst und Bier, sodann entwendete er etwa 25 Frühstückskäse und eine Lodenjoppe.
Nagold, 25. Sept. S e l b st t ö t u n g. Morgens fand man den 57 I. a. Glasermeister Otto Hofsmann von hier erhängt in seiner Wohnung. Einige Stunden nachdem man Hofsmann gefunden hatte, traf die telegraphische Nachricht ein, daß seine schon lange Zeit in der Anstalt Winterbach untergebrachte Frau gestorben sei.
Reuenbürg, 25. Sept. Tödlich überfahren. Der Wagenführer Ehr. Här der Kraftwagengesellschaft Neuen- bürg-Herrenalb-Wildbad, ein durchaus gewissenhafter, nüchterner und vorsichtiger Fahrer, überfuhr abends in Baden- Baden, als er den Kraftwagen in die Garage verbringen wollte, einen Radfahrer, der vor ihm herfuhr, wobei derselbe tödlich verletzt wurde. Här wurde bis zur Klärung des Tatbestands in Haft genommen; er genießt allseitiges Vertrauen und ist schon seit 1912 im Dienst der Gesellschaft.
Hausen ob Rokkweil. 25. Sept. Einbruch. Nachts wurde im Gasthof zum „Adler" eingebrochen. Am Küchenfenster wurde eine Scheibe heransaeschniklen. und durch die entstandene Oeffnung hakten die Diebe die Möglichkeit, -n die unteren Gelasse einzndringen. Etwa 400 Zigaretten, Eß- waren usw. fielen den Dieben zum Opfer.
A/bingen, OA. Spaichingen, 25. Sept. Einbruch. Donnerstag vorm. wurde im Haus der Rößleswirtswitwe Marie Haller ein frecher Einbruchsdiestahl verübt, wobei dem Dieb 200 Mark in die Hände fielen. Der Täter ist ein 25 I. a. umherziehender Mensch.
Vtm. 25. Sept. Ein eigenartiger Unfall. Auf der Landstraße zwischen Aufheim und Senden scheuten die Pferde eines Bauernfuhrwerks vor einem auf der Straße liegenden — Igel. Der Lenker sprang ab, um das Tier zu entfernen und wurde dabei von einem der Pferde auf die Kniescheibe sehr schwer getroffen.
Die WindeggbSuerin.
Roman aus dem Hochtal von Wolfgang Kemter.
CopyrighI Hy Greiner L Comp.. Berlin W 30.
Nachdruck verboten.
37. Fortsetzung.
„Na," sprach die Kathl, spöttisch und voll Aerger, daß die andere nur an sich dachte, „i denk, du hast scho was auf die Seiten bracht auf dem Leuknerhof."
„Wär nit schlecht," wehrte sich die Vev, „^rackert und gschunden Hab t mi gnua und auf die ganz -sach gschaut seit dem Tod dec Bäuerin, und dös um an Schundlohn, an erbärmlichen."
„Bist a arme Haut," höhnte die Kathl, „grad erbarmen just mi."
Täesmal merkte die Vev den Spott nicht. —
Inzwischen war der Knecht aufs Windegg gekommen. Er traf Bartl, der eben zu einem Gang ins Revier gerüstet war, gerade noch unter der Haustür stehend an.
Als dann Bartl die Botschaft vernommen hatte, da versagte ihm für den Augenblick die Stimme. Erblassend rief er: „Was sagst, mei Vater ist tot?"
„Vor zwer Stunden ist er gstorben," bestätigtS der Knecht nochmals und erzählte dann, was in den letzten drei Tagen auf dem Leuknerhofe geschehen sei. Bartl jouhte natürlich kein Wort davon.
Auch Brigitta verschlug es zunächst die Rede.
„Mein Gott," jammerte sie, „der arme Mann, muß er so elendiglich umkommen."
Bartl Leukner ging seit langer Zeit wieder zum ersten Male mrt dem Knechte »ergab.
Gerade als sic um die letzte Wegbiegung gingen, wo Schönwald schon zu ihren Füßen lag, da ertönte vom Turme des kleinen Kirchleins das Totenglöcklein. Mit seiner dünnen klagenden Stimme sandte es überall darch das Dorf hin die Nachricht, daß wieder ein Schönwalder die Augen zum letzten Schlafe geschlossen hatte.
Man wußte noch nicht überall, was sich auf dem Leuknerhofe zugetragen hatte, um so verwunderter frag
ten sich die Leute: „Wem gilt dis Tvtenglocke?" es war im ganzen Torf gerade niemand auf den Tod krank.
Man fragte beim Nachbar an, und diese» wieder bei seinem Nebenmann, bis man es wußte: Lukas Leukner war letzte Nacht gestorben.
Barti Leukner betrat seit langer Zeit wieder zum ersten Male den Hof seiner Väter. DeL Vater war tot, die Feindschaft aus. Bartl wollte dem Vater die letzte Ehre erweisen, ihm ein dem Leuknerhofe würdiges Begräbnis geben und daun — wieder aufs Wiudegg gehen. Er zweifelte keinen Augenblick, daß er auf dem Letlkuer- hofe nichts mehr zu sagen habe, daß der Vater schon dafür gesorgt haben werde, daß der stattliche Besitz in fremde Hände übergeht. Bartl hatte sich mit diesem Gedanken schon lange abgesuuden.
Als Bartl tu das Haus eintrat, kam ihm die Vev entgegen, sie drückte die Schürze an die Augen und war Bartl gegenüber von einer kriecherischen Unterwürfigkeit, die diesen seltsam nuo widerlich berührte. Kurz ließ ersieh noch einmal von der Magd 0:e Vorgänge der letzten Tage erzählen.
„Sei Testament hat er machen wollen, darum ist er aufgeftanden. Vev, hat er gesagt, r muß dös uv tun, man kann nie wissen, was gschieht, nachher geh i gleich ins Bett." „Vev, hat er gesagt," das sprach die Magd mit besonderer Betonung, „bist mir a treuer Tienstbot gewesen, i werd a an di denken. Auf Ehr und Seligkeit, dös hat der Leukner zu mir gsagt. Und dann — dös Unglück. Beim Schreiben muß ihm arg schlecht geworden sein, er reißt die Lampen um und geschehen war's. Wie i die Tür aufmach, i Hab dös , Gepumper gehört, da brennt scho alls, der Kasten, der Boden, und der Bauer liegt mit verkohlten Kleidern vorn bei der Tür wie a Toter. Mir zittern jetzt no alle Glieder, wenn i dran denk. Und 's Testament ist a mit verbrannt. An Fetzen llab 1 nachher no gsuuden mit a paar Worten drauf, dös war alls."
Bartl traten das Nebenzimmer, wo sein Vater lag. Ans derselben Stelle, wo vor wenigen Monaten tie Mutier aufgebahrt gewesen war, lag nun der Mann, ocr ihn oa,-
mals mit kalten, herzlosen Worten vom Totenbette der Mutter schier wegjagte und damit das letzte Band zwischen ihnen eutzwcigeschnitien hatte.
In diesem Augenblick empfand Bartl keine Feindschaft mehr gegen den eigensinnigen und starrköpfigen Mann, der gegen sein eigen Fleisch und Blut ohne triftigen Grund in einer Weise gewütet hatte, wie cs Wohl fast einzig dastand. —
Kurz, bevor Bartl gekommen war, hatte die Vev, der es plötzlich eingefallen war, daß der Leukner mit der jungen Blachfellnerm versprochen sei, daran gedacht, daß sie eigentlich auch den Blachfellner verständigen sollte, und dann -gleich eine Magd hinausgesandt.
Christoph Blochsellner glaubt*, es treffe ihn auf der Stelle der Schlag, als er von der Magd die für ihn niederschmetternde Nachricht erfuhr. Er war förmlich betäubt uno rannte dann, ohne sich um die Magd, die ihm den üblen Bericht gebracht hatte, weiter zu kümmern, durchs Torf, dem Leuknerhofe zu»
„Bartl," rief der Blachfellner, „ist's wahr?"
Bartl nickte ernst.
„Jetzt sag mir, wie ist dies möglich?"
„Laß dir's von der Vev erzählen, die war dabei."
Tte Magd kam der Aufforderung nach. Als sie vom Testament zu reden begann, da horchte der Blachfellner begierig auf, aber als er von der Vernichtung dieses für ihn so wichtigen Schriftstückes durch die umstürzende Lampe hörte, da unterbrach er die Magd mit vor Wut heiserer Stimme: „Nix da, dös ist alles Lug und Trug, dös gibt's uit. I weiß scho besser Bescheid, 's Gricht muß her, i besteh drauf. Lukas hat der Lies erst die Wochen, wie er 's letztcmal in Kirchberg draußen gewesen ist, aus Ehr und Seligkeit versprochen, daß er ihr alls vermache. Gestern hat mir's die Lies gsagt und oös Madel lügt nit. Ter Lies ghört alls. Du," wandte er sich an Bartl, ^kriegst nur dein Pflichtteil."
(.Fortsetzung folgt.)