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Höhung der Beamtenbesoldung diese Sonderzuschläge für das besetzte Gebiet nicht mehr nötig seien.
Gewaltherrschaft Pilsudskis
Warschau» 22. Sepk. Der polnische Diktator Pilsudskri, früher Führer der sozialdemokratischen Partei» hat den Sejm (poln. Landtag) und den Senat ungeachtet des heftigen Widerspruchs der Parlamente durch Verordnung vertagt. Für die nächsten Tage hak Pilsudski Marschau verlassen und sich auf sein Landgut in Sulejowek bei Warschau begeben. Die Nationaldemokratische Partei und sozialistische Partei greifen den Diktator wegen der Verfassungsverlehung heftig an. sin einer Erklärung heißt es: „Warum löste Pilsudski dies Parlament nicht ganz auf? Er scheint davor wegen des schlechten Eindrucks im Ausland zurückzuschrecken, da die Negierung doch eine Anleihe im Ausland aufnehmen möchte. Aber die ausländische weiß ganz genau, wie es um unsere inneren Zustände bestellt ist."
Württemberg
Stuttgart. 22. September.
Besuch des Reichskanzlers a. D. Dr. Luther. Reichskanzler a D. Dr. Luther weilte am Dienstag in Stuttgart und besuchte das Deutsche Ausland-Institut und die Werkbund- Ausstellung „Die Wohnung".
Von der Technischen Hochschule. Der Lehrstuhl der Mathematik an der Greifswalder Universität ist dem ord. Professor an der Technischen Hochschule in Stuttgart Dr. phil. Gustav Loetfch angeboten worden.
Anerkennung neuer Kirchengemeinden. Das Kultministerium hat der evangelischen Teilkirchengemeinde Hegens- berg-Liebersbronn OA. Ehlingen und der katholischen Toch- terkirchengemeinde Onstmettingen OA. Balingen di? staat- liche Anerkennung und der Kirchenpflege der letzteren Gemeinde die staatliche Genehmigung erteilt.
Austritte ans der evangelischen Kirche. Nach der Statistik de) eoang. Oberkirchenrats über das kirchliche Leben im Kalenderjahr 1926 sind im Jahr 1926 insgesamt 4419 (gegenüber 4375 im I. 1925) Austritte aus der evang. Kirche erfolgt. Davon sind 110 zur kath. Kirche übergetreten lieber- tritte zur evang. Kirche waren es im Jahr 1926 483, darunter von 268 Katholiken.
Theaker-Sonderzug Rotkweil-Stukkgark. Für den am 9 Oktober zu veranstaltenden Theaker-Sonderzug Spaichin- gen — Tuttlingen— Schwenningen—Notkweil—Oberndorf — Sulz—Horb—Eutingen—Stuttgart sind die Fahr- und Theaterkarten, wie bereits mikgekeilk, bei den Bahnstationen zu bestellen. Fahrt und Theatervorstellung sind wesentlich ver- billigt: beispielsweise kostet dje Fahrkarte Notkweil—Stuttgart und zurück 5 -4t, Sulz—Stuttgart und zurück 3.80 -4t, Horb—Stuttgart und zurück 3.20 -4t. Für die Theatervorstellung „Der Waffenschmied" gibt es Karten in 3 Preisstufen: zu 4 -4t. 3 -4l und 2 -4t. In diesem Preis ist auch die Gebühr für die Aufbewahrung der Garderobe enthalten: außerdem erhält jeder Teilnehmer unentgeltlich einen Tbea> terzekkel mit einer leichtverständlichen Darstellung des Gangs der Handlung- ferner — als Geschenk des Vereins für Fremdenverkehr Stuttaart — einen bildergeschmückten Führer durch Stuttgart. Beides wird sckon bei der Anmeldung auf der Bahnstation ausgehändigt. Der Eintritt in die verschiedenen Museen usw. ist gegen Borzeigen des Programms teils unentgeltlich' teils zu ganz billigem Preis gestattet. Gutscheine für das Mittagessen (1 50 -4t) werden während der Fahrt im Zug ausgsaeben. Da die Einzeichnungslisten am 27. September geschlossen werden müssen, empfiehlt sich rasche Anmeldung.
Warnung vor einem Schwindler. Durch einen Schwindler wurden in letzter Zeit verschiedene Zigarettengeschäfte geschädigt. Der Mann verlangt eine Schachtel Zigaretten, die er in einer Aktentasche verschwinden läßt. Beim Bezahlen bemerkt er, daß er nicht genügend Geld bei sich hat, und gibt die gekaufte Schachtel wieder zurück. Im Geheimen hat er sie aber mit einer gleichartigen, mit Papierschnitzeln gefüllten. Schockte! vertauscht. Der Ladeninhaber bemerkt den Betrug meistens erst zu spät.
Stuttgart, 12. Sept- Todesfall. Am 12. Sept. verschied in Berlin im 78. Lebensjahr Generalmajor a. D. Max Kade. Der Verstorbene stand von 1906—1910 als Kommandeur an der Spitze der früheren Train-Abteilung 13.
Eröffnungsakt des Volksfestes. Das diesjährige Volksfest wird am Samstag, den 24. September, vormittags durch einen Festakt der Stadtverwaltung eröffnet. Diesem Akt gehl ein Festzug voraus, an dem sich beteiligen werden: die Mitglieder des Gemeinderats, die Stodtgarde zu Pferd, die Mitwirkenden beim Fischerstechen (das am Montag stattfindet), zwei historische Fahrzeuge, das eine aus der Zeit der Gründung des Volksfestes (1818), das andere aus der Blütezeit der Stadt Cannstatt als Badestadt (eine Reise ins Bad darstellend), ferner ein Sportflugzeug, mehrere Wagen der Gärtner- und Weingärtnerorganisationen Cannstatts, Mitglieder der Unterländer Zimmerschützenvereinigung, sowie Wagen der Volksfestwirte und der Brauereien. Der Zug bewegt sich etwa um 10.30 Uhr vom Schloßplatz durch verschiedene Straßen zum Karlsplatz nach Cannstatt und von dort zum Festplatz, wo ein Vertreter der Stadtverwaltung das Fest rröffnen wird.
Vorführungen von Rübenerntemaschinen. Mit Unterstützung des Reichsministeiiums für Ernährung und Landwirtschaft finden in nächster Zeit an verschiedenen Orten Vorführungen von Rübencrntemaschinen statt. In Württemberg sind, wie das Institut für Wirtschaftslehre des Landhaus in Hohenheim mitteilt, Vorführungen vorgesehen am 6. Okt. vorm. 9.30' Uhr in der Gutswirtschaft Hohenheim, am 8. Okt. vorm. 10 Uhr auf dem Altböllinger Hof bei Heilbronn, und am 11. Okt. vorm. 9.30 Uhr in Heuchlingen a. d. I. Bei allen Vorführungen werden die Rübenerntemaschinen von Walter u. Kuffer und die Pommritzer Geräte vorgeführt, wobei in der Hauptsache gezeigt werden soll, ob die Verwendung der Geräte auf den verschiedenen Bodenarten Württembergs möglich ist oder nicht. Während die Maschine von Walter u. Kuffer für mittlere und Großbetriebe in Betracht kommt, sind die Pommritzer Geräte auch für kleine Betriebe geeignet. Daher bieten die Vorführungen für alle Landwirte, auch die kleinen. Interessantes.
Aus dem Lande
Vaih'v"en a. F, 22. Sept. Saubere Früchtchen. Im vecg-.»g<uen Sommer wurden im Freibad und auch bei hiesigen Geschäftsleuten Geldsachen u. a. gestohlen. In den letzten Tagen nun wurden die Täter entlarvt. Es sind etwa 8 Schulbuben im Alter von 9—12 Jahren. Ihr Anfübrer, der am meisten auf dem Kerbholz hat, ist der 9jährige Walter Frey, dessen Eltern gestorben sind. Er hat eingestanden, daß er in verschiedenen Kaufläden Taschenmesser, Schokolade und Geld habe mitlaufen lassen. Im Freibad holte er sich auch Geld, das er dann in Stuttgart verbraucht hat. Er kaufte ü. a. eine Armbanduhr, größere Mengen Bonbons und Schokolade, aß im Cafe bei Tiek Eis und scheute sich nicht einmal, im Vahnhofsturm einzukehren.
Welrheim. 22. Seat. Gemeiner U eberfall. Am Sonntag abend wurde die auf dem Heimweg begriffene L"ndwirtsebefrau Wurst von Vorderhundsberg auf der Straße zwischen Klaffenbach und Laufenmühle am Bahnübergang in verbreckeriscker Absicht von einem Burschen an- gefallen. Da dem Unhold sein Vorbaben nicht aelang, miß- bandelte er die Frau derart, daß sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen mußte. Nach inm mutmaßlichen Täter, der wegen des gleichen Vergehens schon zweimal vorbestraft ist, wird eifrig gefahndet.
Tübingen, 22. Sept. Militärdien st jubilaum. Generalleutnant Freiherr Max von Hügel feiert morgen den Tag, an dem er vor 60 Jahren in den Heeresdienst ein- getreken ist. General Hügel ist 76 Jahre alt.
Lotterie der Schwab. Jugendherbergen. Nach einer uns zugegangenen Mitteilung wurde als endgültiger Ziehungstermin der großen Warenlotterie der Schwäb. Jugendherbergen der 18. Oktober d. I. festgesetzt. Da bei der Hauptgeschäftsstelle in Tübingen nur noch etwa 20 000 Lose vorrätig sind, so ist an der Gewißheit der Einhaltung des Ziehungstermins nicht zu zweifeln.
Nagold, 22. Sept. Besichtigung der Kuranstalt' W a l d e ck. Am Dienstag traf der 17. Ausschuß des Reichstags, der die Kriegsbeschädigten-Fürsorge unter sich hat, von Mergentheim hier ein, um die Versorgungskuranstalt Waldes zu besichtigen. Die Mitglieder waren von dem Gesehenen sehr befriedigt. Nach einem gemeinsamen Mittagessen fuhr der Ausschuß zur Besichtigung der Anstalt nach Wildbad weiter.
Jfelshausen, OA. Nagold, 22. Sept. Scheunenbrand. Die den Brüdern Gottlieb und Gotkhold Kugler gehörende Scheune wurde mit samt den darin untergebrachlen Stroh- vorräken ein Raub der Flammen.
Renningen OA. Leonberg, 22. Sept. Hohes Alter. Wundarzt Ernst Bauer konnte gestern seinen 80. Geburtstag feiern. Der Jubilar, wohl einer der ältesten Aerzte in Württemberg, hat die Feldzüge 1866 und 1870 beidemal als Unterarzt mitgemacht. Nahezu 50 Jahre war er als Gemeindearzt in Renningen, Malmsheim und Wcumbronn tätig. Außerdem war er lange im Vorstand des früheren württembergischen Wundarzt>oereins. Der Jubilar verlebt nach seiner Zuruhesetzung seinen Lebensabend in Renningen.
Ellwangen, 22. Sept. 8. Schuljahr. Der kath. Ortsschulrat hat einstimmig die sofortige Durchführung des 8. Schuljahrs dem Gemeinderat vorgeschlagen. Dessen Ver» waltungsausschuß hat sich ebenfalls einstimmig dafür ausgesprochen. Er konnte dies umsomehr, als diese Maßnahme keine weitere Lehrstelle an der Oberstufe im Gefolge hat.
Am Landeswaisenhaus ist das 8. Schuljahr bereits durchgeführt, und für die dortigen evangelischen Schüler ist es voz einer Elternversammlung diesen Sommer beschlossen worden.
Flochberg OA. Neresheim, 22. Sept. Ueberschwem» m u n g. Durch den wolkenbruchartigen Regen am Samstag und Sonntag trat die Cger wieder über ihre Ufer und fetzte das ganze Tal unter Wasser. Ganz besonders stark mitgenommen ist das Gelände zwischen Trochtelfingen und Utz- memmingen. Hier gleicht alles einem See.
Buktenhausen, OA. Münsingen, 22. Sepk. Unver- boffteSendung. Vor einigen Tagen brachte der Pc state einem hiesigen Bürger, der 31L Jahre in enolischer Ge- angenschaft war und während dieser Zeit hinter der Front rbeiten mußte, zu seiner und der Seinigen großen Freude m Betrag von 156 Mark als restliche Gefangencnent- öhnung. ^
Laichingen. 22. Sept. Scheue Pferde. Am Mon^g cheuten beim Adler die Pferde eines mit Dachplatten beladenen Fuhrwerks vor einem Auto. Sie gingen durch, wobei der Wagen und etwa 500 Dachplatten zerstört wurden.
Lauphcem, 22. Sepk. Tragischer Tod. Der 14 I. a. Sohn des Fabrikanten R. Kübele war am Montag abend mit Anfertigung seiner Schulaufgaben beschäftigt. Er hatte seinen großen Wolfshund bei sich im Zimmer und legte sich dessen Zugleine um den Hals. Plötzlich ertönte ein Schrei "nd die herbeieilende Mutter fand den Sohn erdrosselt am,. Uden liegend. Der Arzt konnte nur noch den Tod fest- llellen.
Aulendors, 22. Sept. Radfahrerunfall. Gestern -chend fuhr eine Dame auf einem Herrenfahrrad die Alleen- 'traße herunter und verlor die Herrschaft über ihr Fahrrad.
In raschem Tempo stieß sie auf das Bahnhofsgebäude, wo üe bewußtlos liegen blieb. Schwerverletzt würbe sie ins Krankenhaus übergeführt. In einem lichten Augenblick gab 'ie an, Bodenmüller zu heißen und aus Buchau zu stammen.
Friedrichshafen, 22. Sept. Tagung. Gestern nachmittag tagte unter Vorsitz des Direktors Pirrung der Ober- . schwäb. Elektrizitätswerke Biberach im Rathaussaal hier der engste Ausschuß der Vereinigten Elektrizitätswerke Berlin l12 Direktoren der größten deutschen Elektrizitätswerke), um ! ^ie Tarifgestaltung der deutschen Elektrizitätswerke, soweit ' Kleinabnehmer in Frage kommen, zu prüfen und zu klären.
haigerloch in Hohenz., 22. Sept. Für den Bürgerte! st erpo st en hier hat sich nur ein Bewerber gemeldet,
aber, da er dos 25. Lebensjahr noch nicht erreicht hat,
^'cht wählbar ist. Der Gemeinderat bat nun beschlossen, die Krage dur^ Einsetzung eines Ehrenbürgermeisters zu lösen.
Von der brmerisck-n Gren»!-. 22. Sept. Brand. In ^ Kordendorf ist in der Nacht auf Sonntag das Gerichtsdienernd Arresthaus, in dem der Kleinlandwirt Alois Falch oohnte, mit allen Erntevorräten abgebrannt.
Vom bayrischen Allgau. 22. Sept. D i e Z e i t u n g w!>r d eurer. Die Allgäuer Zeitungen geben bekannt, daß sie y infolge der seit 1. Oktober 1925 wesentlich gestiegenen nkosten veranlaßt sehen, eine Bezugspreiserhöhung ab '. Oktober eintreten zu lassen und zwar durchschnittlich 20 4 wo Monat.
Gammertingen i. Hohen., 22. Sept. SchwereBrand- wunden. Der jüngste Sohn des Fabrikantne Genkinger war am Leimofen beschäftigt und verbrannte Hände und Gesicht so schwer, daß er in die Klinik nach Tübingen verbracht werden mußte. .
Die Windeggbimerin.
Roman aus dem Hochtal von Wolfgang Kemter.
Copyright by Greiner L Comp.. Berlin W 30.
Nachdruck verboten.
85. Fortsetzung.
Am fröhlichsten war der alte Blachfellner. Ihm war ein Stein vom Herzen gefallen, und was für ein Stein. In zwei Wochen hätte er das Kapital samt Zinsen heimzahlen sollen, und er hatte noch keinen roten Heller aufgetrieben. Da kam der Glücksfall, ganz unerwartet und erhofft. Die Lies war schon ein Teufelsmädel. Uebri- gens hatte ste früher schon einmal die Bemerkung gemacht, der alte Leukner wäre ihr schier lieber wie der junge. Nun bekam sie den Alten.
Christoph Blachfellner war gleich zum Johannerbauer gegangen und hatte ihn gebeten, noch bis nach der Hochzeit feiner Tochter mit dem Leukner zuzuwarten, dann werde er ihm auf Heller und Pfennig bezahlen. Ter Bauer hatte es natürlich gern versprochen, auf ein paar Wochen kam es ihm r'cht mehr darauf an.
lind nun war Christoph Blachfellner in seliger Stimmung, er durfte nach langem Trübsalblasen wieder einmal froh und lustig sein.
„Trinkts, Leutlein," rief er in weinseliger Stimmung, „so jung kommen wir nimmer zusammen. Lies, bei Bua hat a leeres Glas."
,,, ^ sich halb totlachen über den, wie es ihm
schien, höchst gelungenen Ausdruck.
verdursten^n." ries LukaS Leukner, „laß mi nit
„ Mädchen der Aufforderung nachkam, da schlan
Lukas Leukner sMnen Arm um die schlanke Gestalt un zog sie auf seine Knie.
Da beugte sich die Lies zu ihm und flüsterte ein paa Worte in An Ohr.
„Mer Mädel, das ist klar, dös wird scho gmacht, gleb die nächsten Tag, kannst di draus verlassen."
Am andern Tage fuhr Lukas Leukner mit seiner Brai in die nächste Stadt. Lies hatte allerlei Wünsche g,
äußert, die ver verliebte Mann zu erfüllen sich beeilte. Zum ersten Male m seinem Leben war Lukas Leukner nicht knauserig, es schien, als habe das Geld keinen Wert mehr für ihn. Mit beiden Händen gab er aus. Er hatte es ja, sein Leben lang hatte er gespart, nun kam es ihm zugute.
Und Lies kaufte, was ihr gerade gefiel, der Preis spielte keine Nvlle. Sie wußte immer mit einem Lächeln zu danken, daß per Mann, der schon am Abend seines Lebens stand, wie ein Junger erzitterte.
„Lies," rief er, „in vier Wochen bist du Leuknerin. Ghvren tut allmal all dir. Dös ist mei Nächstes, daß i mein letzten Willen niederschreib."
An diesem Abend ließ Lukas Leukner noch anspannen, denn er wollte heimfahren.
„Bleib über Nacht," meinte der Hirschen Wirt, „es zieht a Wetter auf."
Lukas Leukner sah zum Himmel und meinte, während er sein Wägelchen bestieg: „Dös wird nit gfahrlich, da komm t scho no nach Schönwald hinein."
Aber der Hirschenwirt schüttelte den Kopf. „Lukas," sprach er, „da drinnen in den Bergen magst du's Wetter besser kennen, Heraußen aber i."
„So werv t halt a bissei naß," lachte Lukas Leukner sorglos, „es wäre nit's erstemal. I muß morgen früh drinnen sein, im Dorf, Hab was zu tun. Uebermorgen komm l wieder. Also, b'hüt Gott, Hirschenwirt."
Er rief auch der Lies, die von einem Fenster heraus- schaute, einen Gruß zu und fuhr dann ab.
Ter Hirschenwirt hatte recht gehabt. Lukas Leukner war noch kaum eine halbe Stunde auf dem Wege, da kam ihm durch das immer enger werdende Tal ein heftiger Windstoß entgegen, der den Bauer erstaunt um sich schauen ließ. Die Windstöße wiederholten sich tn immer ascherer Reihenfolge, ganz schwarzes Gewölk trieb merkwürdig niedrig daher, und es wurde empfindlich kühl.
LukaS Leukner trieb seinen Braunen an. Der Weg stieg hier nur mäßig, und das Pferd war gut genährt, ein Trab schadete ihm nichts.
Mer das Wetter war doch schneller. Der Zauer hatte etwas mehr als die Hälfte des Weges zurü kgelegt
und das Torf IN schneller Fahrt eben hinter lich gekästen, da prasselte plötzlich ein wolkenbruchartiger Regen nieder.
Lukas Leukner hatte alle Mühe mit dem aufgeregten Pferde, aber er war auch sonst den niederstürzeudeu Wassermast'en aus dem ungedeckten Wägelchen ohne Mantel und Wetterkragen schutzlos preisgegeben.
In einer Zeit von wenigen Minuten war er bis auf die Hau- durchnäßt, es war kein trockener Faden mehr an ihm. Dazu immer noch vereinzelte eisige Windstöße, die von den Gletschern herunterkamen. Endlich senkte sich der Weg dem Dvrfe Schönwald zu, nun fuhr Lukas Leukner im schärfsten Trabe dem Dorfe zu. —
Am anderen Morgen fühlte sich Lukas Leukner nicht recht wohl.
Es lag eine merkwürdige Mattigkeit tn allen seinen Gliedern. Im Verlaufe der Nacht gesellten sich schmerz- hafte Stiche in oer Brust bei jedem Atemzuge hinzu.
„A guter Schnaps zerreißt dös Gift, dös wo in meim Körper steckt," brummte er. Aber auch der Branntwein half nicht. Der Bauer s.mdte nach dem Doktor in Eben. Nach kurzer Untersuchung stellte der Arzt eine Lungenent- zündung fest und gab der Magd die nötigen Anweisungen.
Das Fieber stieg von Stunde zu Stunde. Lukas Leukner wurde das Atmen schwer, bald redete er Gr und wirr durcheinander.
Als die Vev gegen Abend ins Schlafzimmer trat, um dem Kranken die Meoizin zu geben, da blieb sie auf der Schwelle ganz erschrocken stehen. Das Bett und das Zimmer waren leer. Mer' dann hörte sie alsbald von oer nebenauliegenden Stube ein Geräusch, und rasch unter ote Verbindungstür tretend, sah sie Lukas Leukner am Sekretär- jenem altväterlichen Einrichtungsstück, das ein Kasten ist, abe. durch Herabklappen der Vorderwand znm Schreibtisch wird, herumsuchen. Auf die Tischplatte hatte der Bauer eine Stehlampe gestellt und sie angezüiwet.
„Um Httnmelswillen," ries die Vev und schlug die Hände zusammen, „Bauer, was fällt Euch ein. Ihr '"ürft doch nit aufstehcn, dös könnt Euer Tod sein."
(Fortsetzung folgt.)