Gefühls nachgiebigeren österreichischen Rechtsäuffassung paa­ren und aus den gleichen Gesetzen wird allmählich ein glei­ches Recht wachsen zum Segen der beiden Staaten und des gesamten deutschen Volks. So soll ein nationales Denkmal errichtet werden, das dem deutschen Namen zur Ehre gereicht. Möge der große Augenblick nicht um kleinlichen Haders willen ungenützt vorübergehen. (Lebhafter Beifall und Händeklatschen.) Minister Dinghofer dankte dem in der Sitzung anwesenden deutschen Reichsfustizminister Her Kt und den deutschen Behörden, die den Gedanken der Rechts- angleichung kräftig gefördert haben.

Im Gespräch mit dem Vertreter derNeuen Freien Presse" erklärte Reichsminister Dr. H e r g t: Ich komme nicht in politischen Angelegenheiten, sondern als Kollege zum Kollegen, aber erfüllt von dem Bewußtsein von der Bedeu­tung dieses Tags, an dem bis auf 3 Punkte, Todesstrafe auf'das Verbrechen des Mords, Abtreibung und Sicherheits­verwahrung völlig übereinstimmende Gesetzeswerke dem Par­lament übergeben wurden. Das ist ein Beweis, daß trotz der Verschiedenheit in vergangenen Jahrzehnten die sitt­lichen Grundanfchauungen beider Völker sich doch völlig übereinstimmend entwickelt haben, und andererseits ein Be­weis für die Kraft des Deutschtumsgedankns, der Deutsch­tumsgemeinschaft als solcher. Mit dieser Rechtsangleichung erfolgt ein Riesenschritt weiter, typisch für die kulturelle An­gleichung, die ja für beide Völker noch unendliche Möglich­keiten bietet und von größtem Segen für beider Zukunft sein wird.

Der französische Skaakshaushali Paris. 21. Sept. Nach dem Bericht des Finanzausschus­ses der Kammer belaufen sich die Anforderungen im Staats­haushalt für 1928 auf 21 200 Millionen Papierfranken, da­zu kommen 2700 Millionen Zinsendienst und 2500 Millionen Tilgungszahlungen, letztere beide Posten sind von der Til­gungskasse zu bezahlen. Die Vorschüsse aus den deutschen Daweszahlungen sind mit 3600 Millionen Franken angesehk, so daß nach den Ausführungen des Berichterstatters mit 30 Milliarden Franken (rund 5 Milliarden Mark) zu rechnen sei. Wenn man die 3600 Millionen abziehe, bleiben dennoch 26 400 Millionen Franken (4,35 Milliarden Mark), die auf den französischen Steuerzahlern ruhen. (Der planmäßige Bedarf des Deutschen Reichs beträgt fast das Doppelte, der öffentliche Bedarf von Reich, Ländern und Gemeinden zu­sammen etwa 11,5 Milliarden Mark.)

Der Streik um Rakorvski

Paris, 21. Sept. Der halbamtlicheMatin" beharrt darauf, daß die französische Regierung die Abberufung des sowjetrussischen Gesandten Rakowski, sowie ernsthafte Vor­schläge Moskaus über die Anerkennung der russischen Vor­kriegsschulden bei Frankreich als Vorbedingung erklärt habe für etwaige Verhandlungen über einen Nichtangriffsvertrag.

Der italienisch-albanische Geheimvertrag Genf, 21. Sept. Ein von flüchtigen albanischen Nationa­listen herausgegebenes MitteilungsblattLima Kombeture" behauptet, in der Lage zu sein, den zwischen Italien und Al­banien abgeschlossenen Geheimvertrag im Wortlaut ver­öffentlichen zu können. Die Hauptpunkte sind: Ich Fall eines Kriegs zwischen Italien und Südslawien stehen alle albani­schen Streitkräfte dem italienischen Generalstab zur Ver­fügung. Italien übernimmt den Schutz Albaniens gegen alle Einmischungen Südslawiens. Die albanische Hafenstadt Valona mit Hinterland wird der italienischen Regierung pachtweise auf 35 Jahre überlassen. Bei der Aufteilung Südslawiens wird Albanien die Verwaltungsbezirke von Dibra und Dsakowa erhalten. Die italienische Regierung verpflichtet sich, Achmed Zogu die lebenslängliche Herr­schaft über Albanien zu sichern, die albanische Regierung hat die von Italien in Albanien errichteten Banken und Handels­unternehmungen zu unterstützen und errichtet einen Lan­dungsplatz für italienische Wasserflugzeuge in Porto Ro­mano, nördlich von Durazzo. Italien wird Albanien aus­reichend finanziell unterstützen.

Sollten diese Mitteilungen der Wirklichkeit entsprechen, so würde der Geheimvertrag allerdings, wie iv Belgrad von Anfang an behauptet wurde, eine schwere Gefährdung des Friedens auf dem Balkan und in ganz Europa bedeuten.

Das Ergebnis der Wahlen in Irland Dublin, 21. Sept. Nach dem endgültigen Wahlergebnis erhielt die Regierungskoalition 79 Sitze, von denen 12 auf die Unabhängigen und 6 auf die Landbündler entfallen. Die Opposition verfügt über 73 Sitze, nämlich: Republikanische Partei der Richtung de Valero 57, Arbeiterpartei 13, Na­tionale Liga 2 uüd Arbeitersnndikat 1 Sitz.

Württemberg

Stuttgart, 21. September.

Titelverleihung. Durch Entschließung des Staatsmini­steriums vom 16. Sept. 1927 ist dem Stadtschultheißen Dr. Schmid in Ludwigsburg und dem Studtschultheißen R i t- ter in Schramberg je der Titel eines Oberbürgermeisters verliehen worden.

Für die Hindenburgspende sind bis jetzt bei der Württ. Landesgeschäftsstelle der Zentralleitung für Wohltätigkeit, Stuttgart, Falkertstr. 29 (Postscheckkonto 2825) 42 924 Mark 53 Pfg. eingegangen.

Der neue Vorstand des Stuttgarter Haupkbahnhofs.

Reichsbahnoberinspektor Rudolf Weinland, hat seinen Dienst angetreten. Er ist ein Ludwigsburger Bürgersohn und wie sein bewährter Vorgänger, Reichsbahn-Amtmann Eberhardt, aus dem mittleren Eisenbahndienst hervor- , gegangen.

Württ. Landcstheater. Generalintendant Kehm steht z. Zt. in Verhandlungen wegen der Erstauffübruna der in Deutschland mit großem Erfolg aufgenommenen Oper Jonny spielt auf" von Ernst Krenek. Das Werk soll vor­aussichtlich noch im Laus dieser Spielzeit herauskommen.

Die Neuwahlen der Vertrauensmänner der Angestelklen- versicherung werden möglichst am Sonntag, den 13. Novem­ber d. I., vorgenommen. Die bisherige Einteilung der Wahlbezirke nach Oberämtern ist aufgegeben, mit der Durch­führung der Wahlen sind nunmehr die Versicherungs­ämter beauftragt: das ganze Land Württemberg ist in 33 Wahlbezirke eingeteilt.

Für den Reichsschulgesetzentwurf. Der Ausschuß des Vereins evangelischer Lehrer und Lehrerinnen hat sich ein­stimmig für den Entwurf des Aeichsschulgesehes aus­gesprochen mit folgender Begründung: Der Entwurf ist eine brauchbare Grundlage zur Neuordnung des Volksschul­wesens, er sichert die Leitung des Schulwesens durch den Staat, die Gewissensfreiheit und das Elternrecht und ver­hindert die Zersplitterung des Schulwesens in Zwergschulen ohne wesentliche Mehrausgaben zu verursachen.

Verlängerung der Werkbundausstellung. Mit Rücksicht auf das ständig wachsende Interesse- das der Werkbundaus- stellungDie Wohnung" enkgegengebracht wird- hat sich die Ausstellungsleikung entschlossen, die Siedlung Weißenhof, be­stehend aus 60 neuzeitlich eingerichteten Wohneinheiten, fer­ner die Internationale Plan- und Modellausstellung neuer Baukunst noch bis 23. Oktober für den allgemeinen Besuch geöffnet zu halten.

Lotterieglück. Am letzten Ziehungstag der 5. Klasse der Staatslotterie siel wieder ein Hauptgewinn mit 10 000 Mark auf Nr. 300 377 an 4 Spieler in die Lotterieeinnahme Glöckle, Cannstatt, Marktstraße 16, wo ebenfalls am letz­ten Ziehungstag letztes Jahr die Prämie von 500 000 Mark gewonnen wurde.

Vom Tage. Ecke Rokebühl- und Silberburgstraße stießen heute mittag das Auto des Branddirektors und ein Privat- krafkwaaen in voller Fahrt zusammen. Beide Fahrzeuge, namentlich das letztere, wurden sehr schwer beschädigt.

Stuttgart, 21. Sept. Zwei Vetriebsratsmit- gieder ihres Amtes enthoben. Die Direktion der Fa. Bosch A.-G. hat gegen zwei Betriebsratsmitglieder we­gen Mißbrauchs des Betriebsrats zu politischen Propa­gandazwecken Antrag auf Erlöschen der Mitgliedschaft im Betriebsrat gestellt, vor allem, weil sie ein Telearamm an die Berliner Botschaft der Vereinigten Staaten abschickten, in dem sie gegen die Hinrichtung von Sacco und Vanzetti protestierten und ihre Freilassung forderten. Das Stutt­garter Arbeitsgericht stellte eine grobe Pflichtverletzung fest >md eMbob die zwei Betriebsräte ihrer Funktion. Einer dieser des Amts enthobenn Betriebsräte wurde bei Ar­beitsantritt am Montag wegen verschiedener Verstöße gegen die Arbeitsordnung von der Firma fristlos entlassen.

Theater-Sonderzug. Am Sonntag, den 9. Oktober, wird für den Besuch der OpernoorstellungDer Waffenschmied" von Lortzing (bei stark ermäßigten Theatsrpreisen) ein Son­der zug ab Schwenningen morgens 6.55 Uhr, Tuttlingen 7 Uhr, Rottweil 7.33, Freudenstadt 7.08, Nagold 7.23, Eu­tingen 8.41 Uhr mit neuen Wagen 4. Klasse zu verbilligtem Fahrpreis ausgesührt. Die Rückfahrt erfolgt so zeitig, daß alle Stationen noch vor Mitternacht erreicht werden. Die Zugsteilnehmer haben Zeit und Gelegenheit, zugleich die WerkbundausstellungDie Wohnung" zu besichtigen. Der Zug hält n>>r an den gröheren^Stationem Anmeld'Mgen

sind bis 27 September bei den Stationen Tuttlingen, Spm- chingen, Schwenningen, Trossingen, Deißlingen, Rottweil. Oberndorf, Sulz, Horb, Freudenstadt, Nagold und Eutingen zu machen. Dort sind auch Plakate angeschlagen. Da eine starke Beteiligung in Aussicht steht, empfiehlt sich rasche An­meldung.

' Zusammenschluß. Der Württ. Jungbauernbund und der Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten, Landesverband Würt­temberg, haben eine Arbeits-, Kamps- und NotMmeinschast beschlossen.

Haussuchung bei der Roten Hilfe. Gestern vormittag durchsuchten lt. Süddeutscher Arbeiterzeitung Kriminalbe­amte der Abteilung IV die Büroräume der Roten Hilfe nach Sammellisten zugunsten der vom Reichsgericht in Stuttgart verurteilten Kommunisten. Sie beschlagnahmten rund 500 Mark.

Stuttgart, 20. Sept. K r a n k h e i t s st a k i st i k. In der 36. Jahreswoche vom 4. bis 10. September wurden in Würt- , lemberg folgende Fälle von gemeingefährlichen und sonstigen übertragbaren Krankheiten amtlich gemeldet: Diphtherie 22 (tödlich 0), Kindbettfieber 1 (0), Tuberkulose der Lunge und des Kehlkopfs sowie anderer Organe 8 (26), Milzbrand 1 (1), Ruhr 5 (0), Scharlach 12 (0), Typhus 10 (0), darunter 1 Typhusverdacht und 6 Parakyphus, Spinale Kinderläh­mung 1 (0).

Sindelfingen, 21. Sept. W e i d e a b t r i e b. Auf der hiesigen Jungviehweide des Landwirtschaftlichen Bezirksvsr- eins Böblingen fand gestern der Weideabtrieb statt. Im ganzen waren 78 Tiere aus den Bezirken Böblingen, Schorn­dorf, Marbach, Ludwigsburg und Urach zugetrieben. Die Tiere haben im Durchschnitt 101 Kilogramm zugenommen, die Höchstaufnahme betrug 150 Kilogramm, die mindeste 50 Kilogramm. Der Gesundheitszustand der Tiere war während der ganzen Weideruh gut. Außer einer Notschlachtung und einigen Hornbrüchen ist kein Unfall zu verzeichnen.

Tamm OA. Ludwigsburg, 21. Sept. Permißt. Seit etwa 4 Wochen wird die von hier gebürtige 18 Jahre alte Emma Meyle, zuletzt Dienstmädchen in Ludmigsburg, ver­mißt.

Ottenbach OA Göppingen, 21. Sept. Schl echteE rn tr­au s s i ch t e n. In den letzten Tagen regnete es wieder fast anhaltend. Die Nacht auf Dienstag brachte sogar Wolken­bruch und einen heftigen Sturm, durch den viel Obst von den Bäumen gerissen wurde. Die Krum brachte Hochwasser und trat an vielen Stellen über die Ufer. Die Felder, ebenso Wege und Straßen, sind gerissen und überschwemmt. Oehmü- gras, das auf großen Höfen noch lange nicht alles gemäht ist, verdirbt. Was liegt, ist meistens schon verdorben. Kartoffeln faulen in der Erde, die andern Früchte leiden ebenfalls not.

Ulm, 21. Sept. Brand. Gestern abend brannte der etwa 20 Meter lange, mit mehreren 100 Zentner Heu- und Oehmdvorräten voll gefüllte Stadel im Oberlingertal völlig ab. Zum Glück war der Pächter des Stadels, Schädler, mit seiner Schafherde bei Mbeck.

Die Donau führte gestern- nachmittag bedeutendes Hoch­wasser und war bis zum Abend im Steigen begriffen. Im Laufe der Nacht ist jedoch das Hochwasser bedeutend zurück­gegangen. Die trüben Fluten führen viel Holz und anderen Unrat mit.

Ariedrichshafen. 21. Sept. Auch eine Belohnung. Ein hiesiger Geschäftsmann verlor letzter Tage bare 1000 -K. Kurz darauf fand dieselben ein Hausmeister und brachte das Geld dem Eigentümer zurück. Dabei erhielt der Finder des Geldes als Belohnung eine ganze Mark.

SchwTükhsim, OA. Waiblingen, 21. Sept. Typhus- verdacht. Hochwasser. Der Oberamtsarzt von Waiblingen hat bei zwei hiesigen Familien Typhusverdacht festgestellt. Die großen Regenfälle der letzten Tage verur­sachten im Wiesental große Ueberschwemmungen. Der Zipfel- bach ist weit über seine Ufer getreten. Die Verbesserung des Bachlaufes ist eine dringende Notwendigkeit, um die Hoch­wassergefahr sür den Ortsteil am Bach und für das Wiefental m beseitigen.

Sindelfingen. 21. Sept. Brunnenerneuerung. Unser aus dem Jahr 1540 stammender Marktbrunnen hat ein neues Brunnendenkmal erhalten und ist auch in seinem sonstigen Aeußeren völlig erneuert worden. Das Denkmal stellt zwei alte Marktweiber dar, die eifrig miteinander klat­schen. Aus Anlaß ihres 50jährigen Geschäftsjubiläums hatte die Firma Äweigart u. Sawitzki der Stadtgemeinde 5000 Mk.

Die WindegtzMuerin.

Roman aus dem Hochtal von Wolfgang Kemter. Copyright by Greiner L Comp., Berlin W 30.

Nachdruck verboten.

34. Fortsetzung.

Monate waren seitdem vergangen. Auf dem Windegg ^ing das Leben seinen gewohnten Gang. Oft und oft sprachen Bartl und Brigitta von der Mutter, zu allen Stunden war sie ihnen gegenwärtig und es schien, als ,'ei der gute Geist der stillen blassen Frau von dem großen, stattlichen Hofe unten im Dorfe in die Einöde, in das Haus am Windegg übergesiedelt.

Drunten war er völlig verschwunden. Mit Lukas Leukner war seit dem Tode seines Weibes eine große Veränderung vor sich gegangen. Es war der alte Leukner Nicht mehr, nur mehr der Schatten des früheren behäbigen Großbauern.

Lukas Leukner kümmerte sich wenig mehr um seine Besitz, er war oft tagelang nicht zu Hause, immer öfte und öfter spanule er den Braunen, den er erst vor kürzer nur zu seinem Gebrauche gekauft hatte, vor das Nenr Wägelchen und fuhr zum Tale hinaus. Wohin, sagte k niemanden, er hätte Geschäfte draußen, das war alle- was die Dienstboten erfuhren. Ten Hof und alle Nrbe überließ er dem Großknechte, einem Menschen, der am erst seit einigen Wochen auf dem Leuknerhofe in Dien Er war noch ziemlich jung, verstand zwar di eerven, machte aber keinen besonders guten Eindruck. E ?orse und den Leuten kaum bekann das ganze Diorf sah und hörte, oa war nichts Gutes; nur Lukas Leukner, den eS allein angim schien nicht zu sehen und Freude oder Menschen, die ib aufmerksam gemacht hätten, hatte er keine mehr Hoö fahrender denn je, grob und kurz angebunden gegen d eigenen Dorfgenossen, hatte er sich selbst die letzte Z Neigung längst verscherzt.

Kam Lukas Leukner wieder einmal heim, dann ging .Wohl durch den Stall und die Scheune, durch Haus ui

Hof, aber es war nur ein flüchtiges, oberflächliches Um- sichschauen und, sah er sie nicht oder wollte er sie nicht sehen, Unregelmüßigketten und Liederlichkeiten, deren es genug gegeben hätte, tadelte er mit keinem Wort. Kurz, die Dienstboten hatten es alsbald heraus, der Bauer ließ sünse grad fern und eine solche Feststellung der Unter­gebenen ist für eine Wirtschaft immer verhängnisvoll.

Tie Leute auf dem Leuknerhofe taten, was sie wollten. Den Großknecht fürchteten sie nicht, es wußte einer vom anderen nicht zu viel, es arbeitete eben jeder und jede, so gut es möglich war, in den eigenen Sack. Und Lukas Leukner, einst der strengste Tienstgeber weit und breit, der nie den leisesten Widerspruch geduldet und die kleinste Pflichtverletzung gestraft hatte, schien die Lotterwirtschaft auf seinem Hofe nicht zu sehen.

Wie sein Wesen, so war auch sein Aeußcres verändert. Am Körper war der starke Mann unglaublich äbgcmagert, nur das Gesicht war aufgedunsen und zeigte unverkennbar die Spuren des Trinkers. In dem unsteten, gläsernen Blicke spiegelte sich sein Inneres. Der Mann fand keine Ruhe mehr, kettre Ruhe zur Arbeit und keine Ruhe zur Rast. Eine ungesunde Haft, ein Jagen von Dorf zu Dorf und schweres Zechen nächtelang zerrte und ritz an dem starken Körper. Unstet wie sein Blick war sein Wesen. Lukas Leukner schien von einer inneren Unrast getrieben und gehetzt.

Tie Schönwalder sahen es natürlich, wie es auf dem Leuknerhofe die Knechte und Mägde trieben, sie wußten, daß es mit dem stattlichen Hofe mit Riesenschritten berg­ab ging. Tie Bauern sprachen oft davon und baten schließlich den Vorsteher, diesem Treiben Einhalt zu tun und mit Lukas Leukner oder doch wenigstens mit Bartl zu reden.

xner Vorpeyer say oie vcolwenoigrcil _

Schrittes ein, zog aber das letztere vor. Er erzählte Bar wie es auf einem Vatererbe ausschaue, daß der Val sich um nichts mehr kümmere, daß alles verludere u verlottere und daß die Knechte sich bereichern. Luk fahre draußen am Land von Dorf zu Dorf, v Wirtshaus, spiele hoch mit allen möglich zweifelhaften Gestalten nnd sitze fast jede Nacht imH

scheu" in Kirchbcrg, wo die Blachfellner Lies ansschenke, der er die schönsten Geschenke uno überhaupt, wie man rede, mit offener Absicht den Hof mache, sie Bartls Mutter zur Nachfolgerin zu geben.

Fast teilnahmslos hatte Bartl zugshört.

Vorsteher," hatte er gemeint,i dank dir, i weiß, du hast es gut gemernt. Aber mi geht dös alls nix an. Mag der Leukner tun und lassen, was er will, dös ist mir gleich. Mit dem Hab i abgrechnet. Es ist mir in die Seel hinein zwider, wenn i dran denk, wie mi mei eigener Vater in dem Haus bhandelt hat. Mag alles drüber und drunter gehen, i rühr koan Finger. Vielleicht treibt ihn das schlechte Gewissen, i kann ihm nit helfen, dös mit der Heirat hätt i vergessen können, das andere, daß er mi von Mittlers Totenbett weggewtesen hat, nie unk nimmer, solang i leb."

Der Vorsteher nickte.

Weißt, Bartl, soweit, daß i von Amts wegen ein- schreiten müßt, ist's no nit. Es ist mir nur wegen dir gewesen, aber wenn dir nix dran liegt, meintwegen, dann lassen wir die Geschieht."

So blieb es beim alten.

Wenig später wußte man in Schönwald, daß bei Leukner mit der Blachfellner Lies wirtlich den Verspruch gefeiert habe, in einigen Wochen schon sollte die Hoch­zeit sein.

Am Tage der Verlobung war es imHirschen" in Kirchberg hoch hergegangen. Lukas Leukner hatte dem Wirt einen Schein in oie Hand gedrückt.

Hirschenwirt, nun tisch aus, das Best, was du in Küch und Keller hast."

Wer gerade in die Wirtschaft kam, war eingeladen, mitzuhalten. Tie Hirschenstuben waren bald voll. Ma« trank und und ließ das Brautpaar hochleben. Dil Lies war ein wenig blaß und nervös, so gut sie konnte entzog sie sich den stürmischen Zärtlichkeiten ihres Bcäw tigams.

(Fortsetzung folgt.)