Beschränkung des Postverkehrs

nach dem besetzten Gebiet.

Berlin, 13. Sept. Die von der Postverwaltung bekannt ge­gebene Verordnung der Einbruchsmächte über den Warenver­kehr aus dem unbesetzten Deutschland nach dem besetzten Gebiet wurde vielfach nicht beachtet. Dies führte zu einer Verschärfung der Zollmatznahmen, zur Beschlagnahme ganzer Postladungen, sowie zur Verhaftung von Postbeamten. Der Postverkehr aus dem unbesetzten Deutschland nach dem besetzten Gebiet, mit Ausnahme des badischen Einbruchsgebiets, wurde daher bis auf weiteres auf die Beförderung von Lebensmitteln beschränkt. Andere Waren sind>er in Brief- noch in Paketsendungen zugelassen. Nähere Auskunft erteilen die Postanstalten.

Zur auswärtigen Lage.

Der »friedensfördernde" Völkerbund.

Vertagung, um eine Aussprache zu vermeiden.

Genf, 15.,Sept. Nachdem die Völkerbundsoersammlung gestern von neuem die Aussprache über den letzten Bericht vertagt hatte, vertagte sie sich heute selbst bis nächsten Mittwoch. Für diese Vertagung wird als Grund angege­ben, daß der Wunsch bestehe, eine Aussprache über die ak­tuellen politischen Fragen zu vermeiden.

Die Ententebotschaflerkonserenz

zum griechisch-italienischen Konflikt.

Paris, 14. Sept. Havas veröffentlicht den Wortlaut des von der Votschafterkonferenz an den Völkerbund ge- richteten Schreibens vom 13. September 1923, in dem die Botschafterkonferenz die Ueberzeugung ausspricht, daß die von ihr getroffenen Bestimmungen geeignet seien, die durch die Ermordung der italienischen Mission geschaffene Lage in befriedigender Weise zu regeln, sowie den Wortlaut der an die diplomatischen Vertreter der Mächte in Athen ge­richteten Note, der dem Schreiben beigegeben ist. Der da­rin enthaltene Beschluß vom 13. September sieht vor, daß die griechische Regierung ihre Entschuldigung bei den dip­lomatischen Vertretern der Mächte am 18. September vor­bringt, daß die Trauerfeier für die Opfer in Athen am 19. September, vormittags 10 >4 Uhr stattfindet und daß am gleichen Tage in Prevesa die Leichen der Opfer an Bord gebracht werden, wobei ihnen die militärischen Ehren zu erweisen sind, und daß ebenfalls am gleichen Tage die interalliierten Kriegsschiffe vor Phaleron ankommen. Die Einzelheiten betreffend den Salut der griechischen Flotte im Hafen von Phaleron werden dem griechischen Gesandten in Paris mitgeteilt werden. Zum Schluß bestimmt die Note, daß die interalliierte Kontrollkommission am 17. September in Ianina ihre Arbeiten beginnt und spätestens fünf Tage darauf ihren ersten Bericht der Botschafterkon­ferenz telegraphiert. Sollten bis dahin die Schuldigen nicht entdeckt sein, wird die Kommission über die Nachfor­schungen im einzelnen Bericht erstatten. Die Botschafter­konferenz wird an der Han- dieses Berichtes feststellen, ob die diesbezüglichen Bedingungen ihrer Note vom 8. Sep­tember als erfüllt zu betrachten seien. Verneinendenfalls behalte sich die Konferenz vor, Griechenland etwaige Zwangs- oder Strafmaßnahmen mitzuteilen. Was die Be­setzung von Korfu anbelangt, so habe die italienische Re­gierung wissen lasten, daß sie entschlossen sei, die Insel auf alle Fülle am 27. September, dem für den Abschluß der Unternehmung vorgesehenen Tag, zu räumen. Die erwähn- ten Maßnahmen anderer Art könnten in erster Linie in der Zahlung einer Summe von 50 Millionen Lire an Ita­lien bestehen. Die Botschafterkonferenz werde in diesem Falle den Internationalen Gerichtshof im Haag auffor­dern, Griechenland von der von ihm deponierten Kaution zu entlasten und werde auf jede Inanspruchnahme der Ge- richtshofs verzichten, vorbehaltlich besonderer Anträge Ita­liens im Haag wegen der Besetzungskosten.

Rücktritt der Regierung von Fiume.

Rom, 17. Sept. Die Regierung von Fiume ist zurück- getreten.

Die Diktatur in Spanien.

Paris, 16. Sept. DasJournal" berichtet aus Mad­rid: Am Freitag Abend fand an der Grenze eine.Zu­sammenkunft liberaler Politiker statt. Im Verlaufe der Beratungen sind wichtige Entschlüsse über die zukünftige Haltung der liberalen Partei gefaßt worden. Graf Roma- nones erklärte dem Berichterstatter desJournal", nie­mand könne sich Rechenschaft darüber oblegen, wie gefähr- lich die augenblickliche Lage sei. General Primo de Ri- vera erklärte dem Korrespondenten desMatin" in Mad­rid, er werde den früheren Außenminister Alba verhaf­ten lasten. Falls dieser die Grenze überschreite, werde er ihn holen. Sein Prozeß habe begonnen, er werde der Strafe nicht entgehen.

Paris, 16. Sept. Nach einer Havasmeldung aus Mad­rid ist durch eine Verordnung der General Primo de Ri- vera zum Präsidenten des Militärdirektoriums ernannt worden. Ferner wird die Besetzung sämtlicher Minister- Posten und der Ministerpräsidentschaft bestimmt. Der Un­terstaatssekretär im Kriegsministerium wird beibehalten. Die laufenden Angelegenheiten werden von kompetenten Beamten geleitet, während die wichtigeren Geschäfte dem Präsidenten des Direktoriums Vorbehalten werden. Sie be­dürfen auch der Zustimmung des Königs.

London, 15. Sept. DerDaily Expreß" erhielt von dem Führer der spanischen Militürrevolution, Primo de Rivera, der vom König mit der Bildung der neuen Regierung be­auftragt worden ist, ein Telegramm, worin der General versichert, die Bewegung in Spanien verfolge keine anderen Zwecke, als die Wiederherstellung der Vkoral im politischen

Amtliche Bekanntmachung.

Betreff: Festsetzung des Wertes der Sachbezüge für die Zwecke der Reichsverstcherung.

Die zum Entgelt im Sinne der Reichsversicherungsordnung gehörigen Sachbezüge werden auf Grund der Richtlinien des Oberversicherungsamtcs nach § 160 Abs. 2 der R. B. C. sür den ganzen Oberamtsbezirk Calw mit Wirkung vom 3. September 1923 ah in folgenden Tageswerten festgesetzt:

I. Arbeitnehmer mit einfacheren Dienstleistungen:

g) inännl. Einzelpersonen über

16 Fahren:

1. Verpflegung.

1200000

2. Wohnung.

60000

3. Heizung und Beleuchtung . . .

35000

b) weibl. Einzelpersonen über

16 Fahren:

1. Verpflegung.

1080000

2. Wohnung.

55 000

3. Heizung und Beleuchtung . . .

30000

c) männl. u. weibl. Personen unter 16 Jahren:

1. Verpflegung.

960000

2. Wohnung.

50000

3. Heizung und Beleuchtung . . .

25 000

ct) Familien:

1. Wohnung.

80000

2. Heizung "und Beleuchtung . . .

»

50000

2. Arbeitnehmer mit höheren Dienstleistungen: (Betriebsbeamte, Werkmeister und andere Angestellte

in ähnlich gehobener Stellung.) s) männl. Einzelpersonen:

1. Verpflegung.

1650000

2. Wohnung.

85 000

3. Heizung und Beleuchtung . . .

45 000

b) weibl. Einzelpersonen:

1. Verpflegung.

1500000

2. Wohnung.

75000

3. Heizung und Beleuchtung . . .

40000

c) Familien:

1. Wohnung.

100000

2. Heizung und Beleuchtung . . .

40<X0

Die bisher in Geltung befindlichen Sätze von 24. 8. 1923 treten mit obigem Termin außer Kraft.

gez. Bügel, Amtmann A.-V.

und Verwaltungssystem. Die Bewegung halte an der Treue zum König unbedingt fest. Die Engländer haben wohl Befürchtungen wegen Gibraltar gehegt.

Ausland.

Dr. Cuno in New-Pork.

Paris, 15. Sept. Nach einer Havas-Meldung aus N e w y o r k ist der ehemalige Reichskanzler Dr. Cuno dort angekommen. Er habe erklärt, Deutschland sei sich klar da­rüber, daß es den Krieg verloren habe. Es wünsche nach Maßgabe seiner Leistungsfähigkeit zu bezahlen. Er selbstt sei nach den Vereinigten Staaten weder wegen eines in­ternationalen Anleiheprojekts im Interests Deutschlands noch wegen Schiffahrtsangelegenheiten gekommen.

Neu? Erdstöße in Japan.

London, 17. Sept. Reuter meldet aus Tokio: Wäh­rend der letzten 24 Stunden wurden mehrere starke Erd­stöße verspürt. Einige beschädigte Häuser brachen infolge­dessen vollends zusammen.

Das Wiederaufbauprogramm in Japan.

Paris, 15. Sept. Nach einer Havas-Meldung aus T o - k i o wird die zum Wiederaufbau von Tokio und Yokohama erforderliche Summe auf annähernd 10 Milliarden den ge­schätzt. Sämtliche Banken Japans haben sich zur Bildung eines Syndikats zusammengeschlosten, das die Regierung beim Wiederaufbau der zerstörten Städte unterstützen soll. Das Syndikat wird sich das über die zur Verfügung stehen- den Kapitalien hinaus erforderliche Geld durch eine aus- wärtige und eine innere Anleihe verschaffen. Die japani­schen Banken und Versicherungsgesellschaften und das Pu­blikum haben bis jetzt 50 Millionen den zu dem Hilfswerk beigesteuert. In Osaka wird, nach einer weiteren Havas- Meldung offiziell mitgeteilt, daß die in den heimgesuchten Gebieten wohnenden Personen völlig oder teilweise von der Einkommensteuer und der Steuer auf die Unterneh­mungen befreit werden. Die Herabsetzung erfolgt nach Maßgabe der erlittenen Verluste. Die Bezahlung der Lan­dessteuer wird aufgeschoben. Die Einfuhrabgabe auf Bau­materialien wird vorübergehend herabgesetzt oder fallen ge­lasten.

Deutschland.

Der bayrische Ministerpräsident zur Lage.

Günzenhausen, 17. Sept. Hier sprach gestern auf der Tagung des Bayerischen Bauernvereines Ministerpräsident Dr. v. Knil- ling. Er sagte unter anderem, Reichskanzler Dr. Stresemann habe die Absicht zu erkennen gegeben, sich für seinen Teil auf ein gutes Auskommen mit Bayern einzustellen. Wir warten auf die Taten des neuen Kabinetts nd hoffen, daß der Reichskanzler auch die nötige Kraft im gebieterischen Augenblick wird aufbrin­gen können. Zur Zeit gilt das allgemeine Interesse der Füh­lungnahme des neuen Reichskanzlers mit Frankreich zum Zwecke der Sanierung des Reparationskonfliktes. Der Reichskanzler hat wiederholt betont, daß die deutsche Souveränität über das Ruhr­gebiet festgehalten werde und daß das Ziel nur die Wiederge­winnung der Freiheit des Ruhrgebietes sein könne und dürfe. Aber es besteht auch die Gefahr, daß bei dem großen Einfluß und dem Druck von links die Reichsregierung schließlich weiter abgedrückt wird, als sie selbst anfänglich wollte. Diese Bedenken

^ haben wir in Berlin nachdrücklich zum Ausdruck gebracht und er-! sucht, bei weiteren Schritten unseren Bedenken Rechnung zu tragen. Die Grenze ist für Deutschland Frankreich gegenüber gezogen durch die nationale Ehre und Würde und durch die Not­wendigkeiten der deutschen Wirtschaft. Dr. von Knilling wies dann auf die Gerüchte hin, die von einer Diktatur, teils von -rechts, teils von links sprechen.

Es heiße, sich auf alle Möglichkeiten vorzubereiten, ohne den Boden von Ruhe und Ordnung und Gesetzmäßigkeit zu verlassen. Jede Trennung vom Reich weise man in Bayern weit von sich zurück. Die vaterländischen Verbände seien ein Gegengewicht gegen die marxistische Gefahr und gegen die kommunistischen Umsturzpläne. Die vaterländischen ' Verbände dürften aber unter keinen Umständen mit aben­teuerlichen Plänen spielen. Es könnten schon bald Ereig­nisse eintreten, die die Zusammenfassung aller vaterlndisch eingestellten Kreise gebieterisch erheischten. Dazu sei das vertrauensvolle Zusammenwirken mit einer national ein­gestellten Regierung nicht zu entbehren. Darum müssen wir alle für diese Geschlossenheit arbeiten. Die Bekämp­fung und Unterdrückung der komm. Gefahr muß für jede Reichsregierung Gegenstand ernster Sorge sein. Wir in Bayern sind nicht gewillt, nochmals den komm. Sumpf mit­zumachen. Es sei zu befürchten, daß die nächste Zukunft uns vielleicht vor noch viel schwerere Prüfungen stellt. Als staatserhaltende Kraft muß Bayern sich um die Reichsre­gierung scharen zum Schutze der Ordnung.

Einführung der Wahlpflicht in Preußen.

Berlin, 14. Sept. Bei der Beratung des Landeswahi- gesetzes im Verfassungsausschuß des preußischen Landtages ' wurde mit großer Mehrheit in vorläufiger Abstimmung die Einführung der Wahlpflicht beschlosten. Die Frage des Ersatzes von Abgeordneten, die durch Tod, Ab­lehnung oder aus sonstigen Gründen ausscheiden, werde dahin geregelt, daß der neu aufrückende Abgeordnete aus den auf den Wahllisten Vcrzeichneten genommen wird. Die Auswahl treffen die Unterzeichner des Landeswahlvor­schlages, in der Praxis also die Parteileitungen.

Die Schulen und die Kohlennot.

Berlin, 14. Sept. Um angesichts der Finanznot an Heiz- und Beleuchtungsmitteln zu sparen, hat der Magi­strat beim Provinzialschulkollegium die Zusammenlegung der Herbstferien mit den Weihnachtsferien in sämtlichen Schulen Berlins beantragt.

De« Reichsrat «nd die Erwerbslofenfrage.

Berlin, 14. Sept. Bei den Ausschußberatungen des Reichsrat» über die Frage der Erwerbslosenfürsorge ergab sich, daß die Zahl der Erwerbslosen von 188.000 am 1. Juli auf 300.000 am

I. September gestiegen ist und daß eine weitere gewaltige Steigerung in Aussicht steht. In Sachsen soll stellenweise die Hälfte aller Betriebe stillgelegt werden. Die Gesamtausgaben des Reiches für die Arbeitslosenfürsorge sind in dieser Woche bereits auf 6 Billionen täglich gestiegen. Die Regierung soll ersucht werden, eine produktive Erwerbslonesferorügsd.i03mcka ersucht werden, eine produktive Erwerbslosenfürsorge schnell und nachdrücklich zu fördern und der Stillegung von Betrieben entgegenzuwirken. Ferner erklärte sich der Reichsrat mit einer Verdoppelung der Steuerbeträge bei der Lohnsteuer einver­standen.

Eisenbahnunglück.

Karlsruhe, 17. Sept. Am Samstag abend entgleiste Lei der Einfahrt in den Bahnhof Jöhningen von dem Per­sonenzug 318 der viertletzte Personenwagen. Getötet wurde ein männlicher Reisender, dessen Person noch nicht festge­stellt ist. Schwer, aber nicht lebensgefährlich verletzt wur­den zwei weibliche Personen. Der Verkehr ist nicht gestört.

Aus Stadt und Land.

Calw, den 17. September 1923.

Fußballsport.

Fußballverein Altensteig I Fußballabteilung des Turn- Vereins Calw II. 2 : 2 (2 :1).

Ligareserve F.C. Virkenfeld Fußballabteilung des Turn-Vereins Calw l. 1:5 (0 : 3).

Herrliches Fußballwetter lockte eine ansehnliche Zu- schauermenge auf den Windhof. Als Vorspiel sah man die

II. Mannschaft Calws und die I. Altensteigs im fairen Kampfe. Letztere Mannschaft besiegte vor 8 Ta- gen die 6-klassige Mannschaft des Fußballvereins Nagold.

Umso ehrenvoller ist das Unentschieden, das die Einhei­mischen gegen die körperlich überlegenen Altensteiger er­rangen. Der II. Mannschaft ein Eesamtlob. Einige Minuten später pfiff der Schiedsrichter zum Spiel der I. Mannschaften. Die Einheimischen in veränderter Auf­stellung in der Läuferreihe und im Sturm. Calw hat An­spiel. Der Ball zieht hin und her. Beide Verteidigungen sind schon stark beansprucht. Der linke Verteidiger der Gäste zeigt sich oft als Retter in der Not. Im ersten Eifer kommen auch einigeHände" vor. Nachdem sich beide Sei­ten abgetastet haben, entwickelt sich ein ruhiges Spiel, das von Calw durch flachen Patz beherrscht wird. In der zehn­ten Minute ein schönes Stürmerspiel, durch welches ein haltbarer Schuß im Eegncrtor landete. Birkenfeld sucht den Ausgleich zu erringen. Halbrechts schießt scharf daneben. Die Calwer Läuferreihe gewinnt mehr an Bo­den und versorgt ihren Sturm sehr gut mit Bällen. Doch ein Erfolg kann infolge der guten Verteidigung nicht er­zielt werden. Die Calwer Läufer erzielen in Bedrängnis nur nochKerzen". Ein langer Schuß aus der Verteidi­gung wird vom Calwer Mittelstürmer zum Durchbruch ausgenommen. Aus rasendem Lauf sendet er unter gro-