Die bayrischen Forderungen
München, 3. Juni. Bei der Beratung des Staatshaushaltplans i'ii Landtag hielt Ministerpräsident Dr. Held eine Rede. Er bedauerte, daß die an Locarno und de:t EintrittindenVölkerbund geknüpften Hoffnungen sich nicht erfüllt haben. Von der Lösung der Finanz, frage hange es ab, ob Deutschland ein Einheitsstaat oder ein Bundesstaat sein solle. Es fei nicht wahr, daß die Weimarer Verfassung den Einheitsstaat geschaffen habe, die Einzelstaaten seien vielmehr als solche belassen worden. Ebenso unwahr sei es, daß Bayern vom Reich „Geschenke" bekomme. Aber man müsse sich dagegen verwahren, daß Berlin versuche, auf dem Weg der Steuergesetzgebung die Eigenstaatlichkeit der Länder zu untergraben. Bayern und andere Staaten wären viel besser daran, wenn die Steuern nicht auf das Reich übertragen worden wären. Der Streit, der zwischen der jetzigen preußischen Regierung und dem Reich bestehe, gehe weit über das hinaus, was man seinerzeit in Berlin über die angebliche „Unduldsamkeit" Bayerns behauptet habe. Angesichts der vielen und großen Zuschüsse des Reichs an Preußen in den letzten Zähren würde es doch angezeigt sein, daß man sich in der preußischen Regierung über Bayern und seinen Anteil an der Biersteuer nicht so sehr aufrege. Das Reichsrahmengesetzüber die Steuervereinheitlichung berge Gefahren be. sonders für die mehr agrarwirtschaftlich eingestellten und die Erenzländer. Die Zusammenziehung aller Geldmassen nach einem Punkt (Berlin) werde schwere Nachteile bringen. Dis große Gefahr liege in dem Zickzackkurs unserer Wirtschaft. Mehr Sparsamkeit und Arbeitsamkeit und vor allem mehr Selbstzucht und weniger Selbstsucht könnten unsere Wirtschaft eher in die Höhe bringen. Die bayerische Regierung werde in der Vereinfachung der Staatsverwaltung rücksichtslos vorgeheni er erwarte aber, daß das Reich mit gutem Beispiel vorangehe.
Finanzminister Dr. Krausneck teilte mit, der Rsichs- finanzminister habe erklärt, daß es sich bei dem Steuerrahmengesetz nur um einen Entwurf handle.
Das badische Zentrum gegen Wirlh Karlsruhe, 3. Juni. Das Haupkblakt des badischen Zentrums, der «Badische Beobachter", schreibt zu dem Borgehen Dr. Wirths gegen den Reichskanzler Dr. Marx: Als einziger der Zenkrumsfraktion habe seinerzeit Dr. Wirth gegen die jetzige Reichsregierung gestimmt und damit sich in Gegensatz zur Partei gestellt. Es müsse festgestellt werden, daß Wirth seither in kiefbedauerlichem Widerspruch zur Parkeidisziplin liege und gewohnheitsmäßig auf jede Art sich gegensätzlich zur Zenkrumsparkei stelle. Die Veröffentlichung des Briefs des Dr. Marx bedeute einen ebensolchen Verstoß. Die Wählerschaft (in Baden) empfinde das auch vollkommen. Zeder persönliche Absolutismus sei abzulehnen, denn er stehe mit ehrlicher republikanischer Gesinnung in Widerspruch. Dr. Marx sei vollständig im Recht, wenn er Wirth auf bestimmte Grenzen hingewiesen habe: statt seiner Angriffe gegen die Minister hätte Wirth sich einer Selbst- vrüfung unterziehen müssen. Das ständige Betonen der Forderung nach «entschiedenen Republikanern" und alles, was damit in Verbindung steht, beginne mehr und mehr gegenteilige Wirkung hervorzurufen.
Zit
Von der Arbeilskonseren;
Genf, 3. Juni. In der gestrigen Sitzung beschwerten sich die indischen Vertreter über die grenzenlose Ausbeutung indischer und chinesischer Arbeiter durch japanische Unternehmer und über den unlauteren Wettbewerb der japanischen Seidenindustrie gegen die indische. Der Vorsitzende des japanischen Gewerkschaftsbundes, Suzuki, wies auf die rasch fortschreitende Industrialisierung des Fernen Ostens hin. Das Znternakionale Arbeitsamt sollte eine besondere Aufmerksamkeit der Lage der Arbeiter in diesen Ländern zuwenden. In Genf scheine man nicht zu wissen, daß gegenwärtig in Asien eine Konferenz für die Interessen der Länder am Stillen Weltmeer tage. In naher Zukunft schon werden Weltinteressen an den Gestaden des Stillen Weltmeers ausgetragen werden. Diese Entwicklung dürfe man nicht unbeachtet lassen, sondern man müsse rechtzeitig eingreifen, um eine ernste Gefahr und folgenschwere Enttäuschungen zu vermeiden.
England hat keine Eile
London. 3. Juni. Auf eine Anfrage eines Abgeordneten der Arbeiterpartei im Unterhaus erklärte der Staatssekretär sür die Arbeit, die englische Regierung habe niemals sich verpflichtet, dem Washingtoner Abkommen über die Arbeitszeit beizutreten. Der Ansrager gebe sich nicht Rechenschaft von all den Schwierigkeiten, die der englischen Industrie erstehen könnten, wenn das Ausland dem Abkommen eine ganz andere Auslegung geben würde. Es sei zu hoffen, daß England dem Abkommen schließlich beitreten könne, aber es werde jedenfalls noch einige Zeit dauern.
Die Ersatzwahl in Boswerth London, 3. Juni. Bei der Unterhausersatzwahl im Bezirk Boswerth wurde statt des bisherigen Konservativen ein Liberaler gewählt.
Sparmaßnahmen ln Norwegen Kopenhagen, 3. Juni. Wie in Dänemark, schlägt auch die Regierung von Norwegen eine Herabsetzung der Gehälter der Staatsbeamten vor. Nach dem Gesetzentwurf, -er vom Staatsrat ausgearbeitet wurde, sollen die Gehälter von Neujahr 1928 an um 10 v. H. gekürzt werden. Man erwartet auf diese Weise eine Ersparnis von jährlich 20 Millionen Kronen.
Aus dem Reichstag
Berlin, 3. Juni. Der Reichswirtschaftsminister hat dem Reichstag den Entwurf des Schank st ättengesetzes übersandt. Gegenüber einer vom Reichsrat beschlossenen Aenderung des Paragraphen 1 des Entwurfs hält die Reichsregierung an der Fassung der Regierungsvorlage fest, wonach sie mit Zustimmung des Reichsrats die Voraussetzungen bestimmen kann, a) unter denen ein Bedürfnis zum Betreiben einer Gastwirtschaft, Schankwirtschast oder Kleinhandel mit Branntwein anzuerkennen oder zu verneinen ist, b) unter denen der Handel mit Branntweinen als Kleinhandel im Sinne dieses Gesetzes anzusehen ist.
Der Reichsfinanzminister hat dem Reichstag eine Darstellung der während des Rechnungsjahrs 1926 vorgenom- menen Buchprüfungen und ihrer Ergebnisse zugehen lassen. Insgesamt find als Ergebnis der Prüfung mehr festgesetzt worden an Reichssteuern 98 908 888 Reichsmark, an Landes-, Kirchen- und sonstigen Steuern 10 256 071 Reichsmark, und an Geldstrafen 4 898 843 Reichsmark.
Das südafrikanische Flaggengeseh Kapstadt, 3. Juni. Die gesetzgebende Versammlung hat in zweiter Lesung mit 69 gegen 54 Stimmen das Gesetz über die Schaffung einer südafrikanischen Flagge angenommen.
Verständigung zwischen Tschangkaischek und Tschangksolin Paris, 3. Juni. Wie Havas aus Schanghai berichtet, ist zwischen Tschangkaischek und Tschangtsolin eine Verständigung erzielt worden. Danach würden die Truppen Tschangkaischeks den Gelben Fluß nicht überschreiten.
Wiirttembergischer Landtag
Stuttgart, 3. Jum.
Der Landtag lehnte in heutiger Sitzung den demokratischsozialdemokratischen Antrag, 345 neue planmäßige Stellen in der Justizverwaltung zu schaffen, ab, ebenso den kommunistischen Antrag einer allgemeinen Amnestie und den demokratischen Antrag auf Zulassung weiblicher Gerichtsassessoren.
Angenommen wurden die Anträge betr. die Gewährung von Unterhaltszuschüssen an weibl. Reserendarinnen und betr. die Gewährung von Entschädigungen an Hausfrauen, die als Schöffen tätig sind.
Bei Beratung des Haushalts des Ministeriums des Innern wurden vorübergehend die Verhandlungen zum erstenmal von einer Frau, der 66 Jahre alten Abg. Fräul. Planck als Alterspräsidentin geleitet. Zur Erörterung kam zunächst die Stuttgarter Exerzierplatzfrage. Hiezu erklärte Minister Bolz, die Bedenken des Verwal- tungs- und Wirtschaftsausschusses seien dem Stuttgarter Wehrkreiskommando und dem Reichswehrminister vorgetragen worden. Die Vorstellungen hätten aber keinen Erfolg gehabt. Das Wehrkreiskommando bestehe auf dem Platz am Burgholzhos und lehne auch die gewünschte Grenze am Rotstichweg ab. Die Stadt Stuttgart verweigere Vereinbarungen über die Preisfrage und bestehe auf der Enteignung. Dadurch sei der Beschluß des Ausschusses überholt und das Ministerium werde die Zwangsenteignung genehmigen und einleiten.
Zu Kap. 16 Staatliche Polizeiverwaltung wurde ein komm. Antrag abgelehnt, der bei Neueinstellungen zwei Drittel aus den Reihen der gewerkschaftlich organi- sierten Arbeiter nehmen wollte. Abg. Pflüger (S.) verlangte, daß die Polizei aus Republikanern bestehen müsse. Abg. Scheef (Dem.) forderte, daß bei der Einstellung der Polizei weder konfessionelle noch politische Momente eine Rolle spielen dürften. Er bedauerte auch das Ueberhand- nehmen der Lustbarkeiten.
Bei Kap. 27 (Straßen- und Wasserbau) teilte Minister Bolz mit. der Umbau der Solitude-Renn st recke koste 2>s Millionen. Der Staat könne diese Kosten nicht allein auf sich nehmen. Mit der Stadt Stuttgart seien Verhandlungen eingeleitet.
Württemberg
Stuttgart, 3. Juni. JubiläumdesWürtt. Kriegerbunds. Anläßlich der Feier des 50jährigen Jubiläums des Württ. Kriegerbunds werden am Sonntag, den 12. Juni früh morgens 17 Sonderzüge teils auf den Hauptstrecken bis nach Stuttgart, teils auf den Nebenbahnen bis zu den Hauptlinien verkehren. In der gleichen Weise ist am abend desselben Tags für Rückfahrtgelegenheit gesorgt. Bis jetzt sind zu dem Jubiläum 22 000 Teilnehmer angemeldet. Der Festzug wird sich um 11 Uhr vormittags von den oberen Anlagen zur Rotebühlkaserne bewegen. An dem Festzug, in dem sich 950 Vereinsfahnen und 18 Musikkapellen der Vereine befinden werden, nehmen auch 800 Altveteranen und Schwerkriegsbeschädigte auf Automobilen teil, die von zahlreichen Firmen in dankenswerter Weise zur Verfügung gestellt worden sind. Während der Rede des Bundespräsidenten beim Festakt im Hof der Rotebühlkaserne werden zwei Gedenktafeln für die Gefallenen des Weltkriegs, die eine für die ehemalige evang. Garnisonkirche in Stuttgart und die andere für die ehemalige kath. Garnisonkirche in Ulm, enthüllt werden. Im Hinblick auf diese Enthüllungsfeier wird eine Ehrenkompagnie der Reichswehr die 60 Fahnen und Standarten der alten Armee zu dem Festakt bringen. Die Beteiligung an allen Veranstaltungen ist nur mit dem Festabzeichen gestattet.
Fünzigjähriges Dokkorjubiläum. Dem Medizinalrat Dr. von Rembold, Chefarzt des Marienspitals u. früheren Leiter des württ. Medizinalkollegiums, der vor 2 Jahren seinen 70. Geburtstag feiern konnte und heute noch im Dienst der Kranken tätig ist, wurde sein 50jähriges Doktordiplom von der Universität Tübingen erneuert.
ep. Am 2. Deutsch-Evangelischen Kirchentag am 17. Juni in Königsberg werden aus Württemberg teilnehmen als Mitglieder des Kirchenausschusses und des Kirchenbundesrats Kirchenpräsident l). Dr. v. Merz und Oberkirchenrat Dr. Müller, als Vertreter des württ. Landeskirchentags Generalstaatsanwalt Röcker, Präsident Dr. v. Haffner, Fürst zu H o h e n l o h e - Langenburg, Landesgerichtspräsident a. D. Mayer, Stadtpfarrer Mayer-List aus Stuttgart, Pfarrer Reif aus Mitteltal; als Vertreter besonderer Gruppen Prof. Lic. Dr. Faut und Prälat I). Dr. Schoell aus Stuttgart.
Besuch des Hermannstädker Männergesangvereins. Die Mitglieder des Hermannstädter Männergesangvereins trafen gestern hier ein und wurden am Bahnhof von Vertretern des Deutschen Ausland-Instituts und Abordnungen der Stuttgarter Gesangvereine freundlich begrüßt. Sie marschierten dann mit Musik und Fahnen durch die Stadt zum Deutschen Ausland-Institut, wo sie von Ministerialrat Bauer als Nachkommen alter vor 800 Jahren ausgewanderter Landsleute herzlich begrüßt wurden. Später waren die Sänger Gäste der Stadt in der Villa Berg.
Vom Württ. Rentnerbund. Auf der Jahresversammlung des Landesverbandes Württemberg des Deutschen Rentnerbundes, an der sich zahlreiche Ortsgruppen beteiligten, wurde eine Entschließung angenommen, in der es u. a. heißt: In letzter Stunde und unter Hinweis auf die geringen Aussichten des baldigen Zustandekommens des Nentnerversor- gungsgesetzes wenden sich die Kleinrentner nochmals an den Landtag und an die württ. Regierung mit der Bitte, -"M zu versäumen, wo durch ausreichende
N'en. ^ EE praktischen Ergebnis^ die ReMne!
Eignungsprüfungen für Schneiderinnen. Vor kurzem hat das Landesamt für Arbeitsvermittlung in Heilbronn und in Geisstngen a. St. mit den Anwärterinnen für den Beruf der Schneiderin, der neben dem der Verkäuferin zurzeit der begehrteste weibliche Beruf ist, Eignungsprüfungen vorgenommen. Geprüft wurden 5 Mädchen im Alter von 13 vis 18 Jahren: 11 davon wiesen gute Eignung auf, 15 konnten als mittel bezeichnet werden, 7 als noch ln Betracht kommend bezeichnet werden; 5 wurden für Weißnäh-, 2 stir Verkäuferinnenlehrstellen, 14 für angelernte Arbeit (Wäschenähen, Schuhsteppen usw.) und Haushalt (Zimmerdienst, Küche) vorgemerkt.
Daumwarkprüsung. Die nächste Baumwartprüfung der Württ. Landwirtschaftskammer findet voraussichtlich in illm im Dezember d. I. statt. Anmeldungen sind bis 20. Juni bei der Landwirtschaftskammer einzureichen. Die näheren Bestimmungen können gegen Einsendung von 20 Z bezogen werden.
Seidenbaulehrkurse. Di? Württ. Landwirtschaftskammer veranstaltet in der Zeit vom 13. bis 18. Juni sechs eintägige praktisch-theoretische Seidenbaulehrkurse in Korntal in der Seidenrauperei des Herrn Molitor. Interessenten wollen sich unter Beifügung einer Anmeldegebühr von 1 bis spätestens 7. Juni bei der Württ. Landwirtschaftskammer Stuttgart, Marienstr. 33, anmelden. Zu jedem Kurs können höchstens 10 bis 12 Personen zugelassen werden.
Erfolge der württ. Tierzucht. Der Herdbuchverein für das württemberger Schaf hat bei der D.L.G.-Ausstellung in Dortmund wieder glänzende Erfolge erzielt. Er erhielt in den Cinzelklassen 9 erste Preise und 4 zweite Preise, sowie den Ehrenpreis des Reichsverbands sür Schafzucht, in den Sammlungsklassen den Siegerpreis des Reichsministeriums für Ernährung und Landwirtschaft, sowie 2 erste und 1 zweiten Preis. Auch die württ. Ziegenzüchter marschierten mit den 11 ausgestellten rehfarbenen Schwarzwaldziegen in ihrer Gruppe an der Spitze. Sie erhielten in den Einzelklassen 2 erste, 5 zweite und 1 dritten Preis, in den Familien- und Sammlungsklassen den Siegerpeis des Reichsministeriums für Ernährung und Landwirtschaft, 3 erste Preise, 2 zweite Preise und 2 Ehrenpreise. Sämtliche ausgestellten Schafe und Ziegen waren von der Württ. Landwirtschaftskammer für diesen Zweck b"^nders ausgesucht.
Arbeiksmarktlage. Die Arbeitsmarktlage hat sich weiter verbessert. Die Zahl der Erwerbslosen ist von 2366 am 24. Mai auf 2210 am 31. Mai und die Zahl der in Krisenfürsorge stehenden Personen von 1208 am 24. Mai auf 1166 am 31. Mai zurückgegangen.
Aus dem Lande
Oehringen, 3. Zuni. Skelettfund. Am Mittwoch wurde bei Grabarbeiten an der Pfedelbacher Straße ein noch vollständig erhaltenes Skelett aufgefunden, vermutlich von einem Hunnengrab herrührend.
Michelfeld, OA. Hall, 3. Zuni. Einbruch In die Po stagen tur. In der Nacht auf 1. Zuni wurde in der Postagentur hier eingebrochen, wobei den Tätern, die noch nicht ermittelt sind, zirka 600 Mk. in die Hände fielen.
Bempflingen OA. Urach, 3. Juni. Eisenbahnerlos. Nachmittags verunglückten auf dem hiesigen Züter- bahnhof hier zwei Eisenbahnbedienstete beim Perschieben eines Güterzugs. Sie mußten in die Chirurgische Klinik nach Tübingen verbracht werden.
Nagold, 3. Juni. Rücksichtslose Radfahrer. In der Herrenbergerstraße wurde dem 12 I. a. Pflegesohn des Hausverwalters Zipperer von einem hiesigen Radfahrer der rechte Unterschenkel abgefahren. Der Radfahrer soll in sehr raschem Tempo gefahren und nicht mehr Herr über sein Rad gewesen sein. Anstatt sich zu entschuldigen, beleidigte und bedrohte der Radfahrer eine Augenzeugin in gröblichster Weise und leistete dem hinzukommenden Landjäger, der die Zeugin in Schutz nahm, Widerstand. Die Sache wird ein gerichtliches Nachspiel haben.
Lalw, 3. Juni. Vermißt. Seit 8. Mai wird der 27- jährige Georg Steinhilber von hier vermißt. Der etwas geistesschwache Mann hat sich am Sonntag nachmittag von der elterlichen Wohnung entfernt und ist seitdem verschollen.
Roktenburg, 3. Juni. Uebernahme der Diözese. Bischof Dr. Johann Baptist Sproll hat am Mittwoch in einer feierlichen Sitzung des Domkapitels durch Vorweisung der apostolischen Pestätigungsbullen die Regierung der Diözese übernommen. Alsdann fuhr der Bischof nach Freiburg, um dem dortigen Metropoliten die kirchlich vorgeschriebenen Eide abzulegen.
Woosburg OA. Riedlingen, 3. Juni. Todesfall. Schultheiß a. D. Anton Weidelener ist am Dienstag im Alter von 54 Jahren gestorben.
Biberach» 3. Juni. Die Aukolinie Biberach—Buchau, für die die ministerielle Genehmigung erteilt ist, dürfte etwa am 15. Juli eröffnet werden.
Ochsenhausen OA. Biberach, 3. Juni. Jäher Tod. Ochsenwirt Dreher, der vor 14 Tagen das 70er-Jubiläam begehen konnte, erlag gestern vormittag einem Schlagansall.
Saulgau. 3. Juni. SchlechtbelohnteGastfreund- schaft. Ein in einer Bezirksgemeindc seit längerer Zeit die Gastfreundschaft genießender, arbeitsscheuer Bauernknecht wollte vor einigen Tagen ein Motorrad, das der Sohn des Hausherrn sich erworben hatte, „probieren". Bei dieser Probefahrt konnte er anscheinend den Motor nicht mehr abstellen, so daß der enttäuschte Gastgeber heute noch auf die Rückkehr vergeblich wartet.
Tannheim OA. Leutkirch, 3. Juni. Bissiges Pferd. Der Söldner Rees wurde von einem fremden Pferd in den Oberarm gebissen und so stark verletzt, daß er sich in ärztliche Behandlung begeben mußte.
Erdmannshausen OA. Marbach, 3. Juni. Blitzschlag. Gestern nachmittag gegen 6.15 Uhr schlug der Blitz in den hiesigen Kirchturm und riß an der östlichen Seite unterhalb des Kirchturm-dachs einige große Quadersteine heraus, wovon ein großer Mauerstein auf das Dach des Anbaues fiel und dieses beschädigte. Durch diesen Blitzstrahl wurde die an dem Turm angebrachte Fernsprechleitung gestört. Im Rathaus hat der Blitzstrahl die Batterie des Telephons und eine Porzellanglocke an dem beim Rathaus befindlichen Telephonmasten zertrümmert.
Heilbronn. 3. Juni. Steinsturz. Van der ersten Plattform der Kilianskirche ist aus 35 Meter Höhe ein 190 Pfd. schwerer Stein des Gesimses abgestürzt. Die Untersuchung ergab, daß der durchaus gesunde Stein falsch im Lager saß.
Die Oberpostdirektion in Stuttgart teilt mit, daß ie Planarbeiten für das große neue Postgebäude an der ^cke Titotstraße und Allee vor dem Abschluß stehen.
Ulm. 3. Juni. 7 0. Geburtstag. Am 4. Juni kann Schulrat Alois Schnitter seinen 70. Geburtstag feiern.