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Rümmer 102

Fsn'rmf 17S

Mittwoch de« 4. Mai 1927

Fernruf 179

62. Jahrgang

Min hält fest cm Tirana

Mussolini hat am Donnerstag erklärt, die Be­ziehungen zwischen Roin und Belgrad seien nicht unter­brochen worden, und jede Erklärung, die Jugoslawien in Rom abzugeben wünsche, werde in freundschaftlichem und nachbarlichem Geiste ausgenommen werden. Der Ver­trag von Tirana dagegen sei von Italien und Albanien in voller Anwendung ihrer souveränen Rechte geschlossen worden und die Frage einer Neubesprechung könne nicht e n t st e h e n.

Eine sehr einseitige Souveränität! Vielleicht auf dem Papier, aber wie in Wirklichkeit? In dem Vertrag ver­bürgen sich beide Partner gegenseitig ihre Grenzen. Was heißt das in Wirklichkeit anderes, als daß das starke Ita­lien das kleine schwache Albanien gütigst unter die Fittiche seiner Schußherschaft nimmt? In Wirklichkeit da kann Mussolini sagen, was er will ist Albanien Italiens Vasall geworden. Bereiste doch im Januar der italienische General Camiccia sämtliche albanischen Standorte, sowie das Grenzgebiet zwischen Albanien und Jugoslawien zu Jnformations- und Jnspektionszweckerr. Die albanische Armee wenn man diese Banden übrrhaupt so heißen will soll von Italien technisch und Unanziell reorganisiert" werden. Dabei bietet Italien den Albanern einen jährlichen Heereszuschuß von einer Million Gold­franken an. Und Achmed Zogu, der jetzige Tyrann der Republik der Skivataren", ist dies rein durch Italiens Gnaden. Zwar verdankt der Abenteurer seine Erhöhung ehemals den Jugoslawen. Aber bei Leuten solchen Schlags gibt es natürlich keine Dankbarkeit. Und jetzt ist der Mann ein restlos gefügiges Werkzeug Italiens, das seinerseits ein lebhaftes Interesse hat, ihn gegen die Aufständischen zu schützen, vollends nachdem unlängst sein nicht minder aben­teuerlicherArmseinspektor", Oberst Leo de Ghilardh an der jugoslawischen Grenze abgefaßt und erschossen wurde.

Nur darf man nicht meinen, Italien lege deshalb auf Albanien einen großen Wert, um dieses wilde, aber immer­hinzukunftsreiche" (?) Ländchen mit italienischen Ansied­lern zu kolonisieren. Der frühere italienische Ministerpräsi­dent Franzesco Nitti (ein bekannter Verteidiger der deutschen Unschuld am Kriege) meint zu diesem Gedanken: Albanien wird nie etwas anderes sein, als was es ist, und seine Entwicklung kann nur als Folge seiner allmählich zunehmenden Bevölkerung in Frage kommen. Eine große Durchsetzung mit italienischen Elementen würde ein Un­glück mit ungeheuren wirtschaftlichen Verlusten und eine fortdauernde Unruhe inAlbanien bedeuten."

Nein. Albanien ist und bleibt einarmes Land ohne Hilfsquellen", ohne Schulen, ohne Standesämter, dafür aber mit mindestens 99 Prozent Analphabeten. Mit dieser Er­rungenschaft würde Mussolini wenig Ehre einlegen, noch weniger der italienischen Wirtschaft nützen. Das'weiß der kluge Diktator genau so gut wieder jeder, der das schmutzige, verwahrloste, bettelarme Völklein kennt, von dem ehemals Bismarck auf dem Berliner Kongreß (1878) sagte:Es gibt keine albanische Nation."

Und wenn das Ländchen dennoch seine Selbständigkeit sich erhalten hat, so verdankt es diesen Umstand einzig und allein dem Neids seinerguten und getreuen" Nachbarn, von denen keiner es dem andern gönnte, und zwar nur, weil seine Küste an der Straße von Otranto, der Ein- gangspforte in die Adria liegt. Das ist auch Mussolinis nusschlagqebender Beweggrund. Freilich Albanien ist ja finanziell vollständig an Italien ausgeliefert. Muß doch bas arme VEem bei einem Iahreshaüshalt von 12 Millio- nen Goldsranken nicht weniger als 5 Millionen Schulden jährlich an Italien abführen. Die Hauptsache aber ist die albanische Küste, namentlich der Seehafen Valona wo die Italiener auch nach der Räumung 1918 immer noch eine Besatzung zurückließen. Und so wird Mussolini Albanien niemals herausgeben. Daher sein starres Fe st halten andemVertragvonTirana. Vihll.

Zusammenstoß zwischen Rußland und Japan?

Seitdem Japan sich in Korea festgesetzt hat, hat die ja­panische Politik ein besonderes Augenmerk aus die östlichsten Provinzen Chinas, Schansi (Hauptstadt Charbin) und Schantung geworfen, das sich im Lauf der Jahre zu wirt­schaftlicher Festsetzung in diesen Provinzen verdichtet hat. Das übervölkerte Japan strebt danach, seinem Bevölkerungs­überschuß in der Nähe der Heimat neue Lebensbedingungen ,;u schaffen-

Diese Bemühungen scheinen jetzt einen Schritt weiter gehen zu wollen, wenn das zutreffend ist, was der halb- amtliche PariserMatin" ankündigen zu können glaubt Das Blatt schreibt, die Auswärtigen Aemter in Paris unhi London haben Personen, die nach China reisen wollen, den Rat erteilt, nicht mit der Eisenbahn durch Ti- birien zu reisen, da sich in Charbin etwas er­eignet habe. Es seien Anzeichen vorhanden, daß Cnga 1 and und Japan sich verständigt haben, in China scharf gegen den Bolschewismus vorzugehen. Der neue japanisch«

Tagesspiegel

Im Verfassungsausschuß der preußischen Generalsynode ist der BischofsMel mit Stimmengleichheit abgelehnt worden. Die Vorlage wird irohdem vor Me Vollversammlung kommen.

sin Dortmund wurde ein Hochschulinstikuk eröffnet.

3n Bar-le-Duc hielt Poincare wieder einmal eine Rede. Frankreich betrachte das Rheinland als ein wesentliches Stück seiner Landesverteidigung, und es werde nur ge­räumt, wenn Deutschland abermals neue ..Sicherheiten" gebe. Deutschland verlange eine vorzeitige (!) Räumung, in­dem es auf Meinungsverschiedenheiten zwischen Frankreich und seinen Verbündeten im Osten und Süden spekuliere. Ohne neue Sicherheiten gebe es keine Räumung.

Angesichts drr großen Verstärkungen der französischen AsUPengrüslnngen hat die enclrfche Admiralität die Reu benMiamra von 42 Luskaeschwadern der Marine beantragt, Besser könnte der Schwindel der Genfer Völrerbunds- «Abrüsturrg "nicht beleuchtet werden.

Von seiten der bürgerlichen Parteien werden in der Presse und in Versammlungen Beschuldigungen gegen die Sozialdemskratie in Wien wegen angeblichen Wahlschwmdels erhoben, die einen derartigen Umfang und so bestimmte Form annehmen, daß man in parlamentarischen Kreisen mit dem offiziellen Einspruch der Vertreter der bürgerlichen Einheitsliste gegen das Ergebnis der Wahlen zum Rational- rat rechnet.

Ministerpräsident General Tanaka beabsichtige, sich Char­dins und der O st sibirischen Eisenbahn zu be­mächtigen, die bis jetzt unter der Aufsicht Moskaus stehen. England sei mit den japanischen Plänen einverstan­den, und so werde es wohl nicht mehr lange anstehen, bis ein japanisches Heer in Charbin einrücke. Dies müsse zu einem Zusammenstoß zwischen Rußland und Japan führen. Allerdings zeigen sich gegen das Unternehmen Widerstände in Washington, wo die japanische Ausdehnungspolitik mit Mißtrauen verfolgt werde.

Daß England sehr froh sein würde, wenn Japan die englischen Geschäfte im Fernen Osten besorgen und durch einen neuen Krieg mit Rußland die russische Aufmerksam­keit wieder wie im früheren russisch-japanischen Krieg ab­lenken würde, das ist leicht zu glauben,

Neue Nachrichten

Die Beschränkungen in der Erwerbslosenfürsorge " Berlin, 3. Mai. Im sozialpolitischen Ausschuß des Reichs­tags begründete Reichsarbeitsminister Dr. Brauns die Regierungsmaßnahmen, durch die die Dauer der Er­werb slosenfürsorge für einzelne Berufszweige b e - schränkt wird. Diese Maßnahmen seien erfolgt, nachdem sich der Arbeitsmarkt in diesen Berufen über Er­warten gebessert habe und sich sogar in bestimmten Gebieten ein Mangel an geeigneten Arbeits­kräften gezeigt habe. Ein allgemeiner Abbau der Er­werbslosen- oder Krisenfürsorge sei nicht beabsichtigt. Der Vorschlag einer Einschränkung der Krisenfürsorge liege gegenwärtig dem Reichstag vor. Es zeige sich bei der Bes­serung des Arbeitsmarktes eine oft vorkommende unberechtigte Ausnutzung der Krisenfür- sorge. Nach den vorliegenden Berichten seien in manchen Bezirken viele Bezieher der Krisenfürsorge nicht ar­beitsfähig. Die Arbeitsfähigkeit sei aber die gesetzliche Voraussetzung für den Bezug der Krisenfürsorge, für die Arbeitsunfähigen müsse die übrige Wohlfahrtspflege sorgen. Auf die Angestelltenberufe beziehe sich die Verkürzung der Unterstützungsdauer nicht. Nach längerer Aussprache wurde eine Entschließung der Regie­rungsparteien angenommen, worin die Regierung ersucht wird, lokale Abgrenzungen bei der bevorstehenden Verord­nung über die Erwerbslosen- und Krisenfürsorge zu unter­lassen und dem Ausschuß noch weitere Unterlagen zuzuleiten.

Die Beziehungen zwischen Jugoslawien und Deutschland , Berlin. 3. Mai. Von einem angeblich in Belgrad ge­äußerten Wunsch Jugoslawiens, mit Deutschland einen Freundschaftsvertrag abzuschließen, ist, wie die Blätter er­fahren, in maßgebenden Kreisen nichts bekannt. Es besteht lediglich die Absicht, zunächst eine Klärung der deutsch-jugo­slawischen Handelsbeziehungen vorzunehmen.

Die Memellandfrags

Berlin, 3. Mai. Der deutsche Gesandte in Kowno (Li­tauen) ist kürzlich in Berlin gewesen und nunmehr mik neuen Weisungen nach Kowno zurückgekehrt. Der Gesandte wird wegen der Lage im Memelland bei der Regierung in Kowno ernste und nachdrückliche Vorstellungen erheben.

Unzufriedenheit über das Grenzprogramm köniLsberg. 3. Mai. Der Verteilungsplan zumGrenz-

Programm", wofür das Reich 25 Millionen bewilligt hat, hat in Ostpreußen eine schwere Erregung hervorgerufen. Nach dem Plan sollen Bayern 45, Baden 3,25, Sachsen 2,25 und Preußen insgesamt 15 Millionen erhalten. Von diesen 15 Millionen entfallen aus Schleswig, das im Vor­jahr allerdings nichts erhalten hat, 3,5, auf Oberschlesien 3, auf Niederjchlesten 2 und auf das am meisten gefährdete, vom Reich räumlich ganz abgetrennte Ostpreußen3 Mil­lionen der Rest auf die Grenzmark. Bei der Vorprüfung der angemeldeten Wünsche durch das ostpreußische Ober­präsidium waren 35 Millionen als berechtigt und notwendig anerkannt morden, und die preußische Regierung ebenso wie die Reichsregierung hakten eine bevorzugte Berücksich­tigung versprochen. Es wird namentlich als ungerecht emp­funden, daß Ostpreußen weniger als Bayern und Baden er­halten soll, die nach dem Krieg kein Fußbreit Land verloren haben. Vielfach werden in Ostpreußen Stimmen laut, man solle die 3 Millionen überhaupt ablehnen. Die Landwirt­schaftskammer und verschiedene andere Verbände haben bei der Reichsregierung scharfen Einspruch erhoben.

Die Besehungslasl in der Pfalz Speyer, 3. Mai. Nach amtlicher Mitteilung sind in der Pfalz von der französischen Besatzung gegenwärtig 717 bür­gerliche und 919 reichs- und landeseigene Wohnungen, zu­sammen 1636 Wohnungen beschlagnahmt. Die Besatzung hat eine Stärke von etwa 15 0Ü0 Mann.

Erkrankung des Präsidenten von Finnland Helsingsors, 3. Mai. Präsident Relander hat wegen Erkrankung die Wahrnehmung der Geschäfte dem Minister­präsidenten Tanner übertragen. Die Besuche der Könige von Dänemark und Norwegen, die im Sommer stattfinden soll­ten, sind verschoben worden.

Das englische Gewerkschaftsgesstz London, 3. Mai. Bei der zweiten Lesung des neuen Gewerkschaftsgesetzes im Unterhaus erklärte der Kronan valt: Die rechtlichen und strafrechtlichen Grundsätze des Gesetzes sind folgende: 1. Der Generalstreik ist Ungesetz- i i ch, niemand darf durch seine Weigerung, am Streik teil­zunehmen, irgendwelchen Schaden leiden; 2. eine Ein­schüchterung ist ungesetzlich, niemand darf durch Drohungen usw. gezwungen werden, nicht zu arbeiten; 3. niemand darf gezwungen werden, wider seinen Willen an eine Partei Zahlungen zu leisten; 4. wer ln den Staats­dienst eintritt, hat den Treueid zu schwören.

Die Thronfolgefrage in Spanien Madrid. 3. Mai. Der spanische Ministerrat hat in Sevilla, wo der König noch zur Erholung weilt, über die Rege­lung der Thronfolge beraten. Wie verlautet, soll zu diesem Behuf das P a r l a m e n t, das nun noch dem allgemeinen Stimmrecht gewählt werden soll (Spanien hat seit längerer Zeit kein Parlament mehr, da es von Primo de Rivera ausgelöst worden ist), einberufen werden, da die Ernennung des Thronfolgers von den Vertretern des Volks gebilligt werden müsse. Auch König Alfons soll dieser An­sicht sein. Der älteste Sohn des Königs ist bekanntlich dauernd kränklich, der zweite ist taubstumm. Als Thron­folger kommt also der dritte Sohn, Jnsant Don Juan, in Betracht.

Spanien und Latein-Amerika Lissabon, 3. Mai. Der spanische Grande Marques de Quinkanar, der mik einem Flugzeug von Sevilla in Lissabon eintraf, ist ein eifriger Förderer der Annäherung zwischen Spanien, Portugal und der ibero-amerikanischen Bewegung. Er erklärt im ..Mario de Lisboa", noch niemals habe Spa­nien eine so wenig beherrschungslüsierne Regierung wie die des Generals Primo de Rivera gehabt. Ilm die Beziehungen zu den spanischen Republiken Amerikas noch enger zu gestalten, wünsche die spanische Regierung diesen Republiken im künftigen Parlament eine gewisse V e r - tretung geben zu können. Zu dem Kongreß der lateini­schen Presse, der im Mai in Madrid tagen wird, bemerkt Quinkanar, es sei unnötig, zu versichern, daß, falls auf die­sem Kongreß versucht werden sollte, die Rechte Spaniens zu benachteiligen oder seine Bedeutung bei den hispano- amerikanischen Republiken herabzusetzen, sich die spanischen Vertreter unter energischem Widerspruch zurückziehen würden- ;

Englische Flugzeuge gegen China London, 3. Mai. Die englische Regierung beabsichtigt, eine größere Zahl von Flugzeugen nach China zu senden.

Die fremden Kriegsschiffe in Ostasien

Wie dieOstasiatische Rundschau" mitteilt, ist im Fernen Osten zurzeit die größte Anzahl Kriegsschiffe versammelt, die man dort je erlebt hat. Ohne Truppentransport- und Hilfsschiffe sind 171 Kriegsschiffe unter acht Admiralen ver­treten, davon stellt Großbritannien 76, Japan 48, Amerika 30, Frankreich 10, Italien 4, Holland, Spanien und Portu­gal je ein Schiff.

DieChicago Tribüne" meldet, General Tschangtsolin (Peking) habe die chinesische Handelskammer in ZchanMM