erfolgen. Besonders begrüßte der Minister, däß die berechtigten Forderungen Württembergs nach einem hoKesM Anteil an der Viersteuer erfüllt wurden. Als Abschluß teilte der Minister für 1926 einen Abmangel von 10,1, für einen solchen von 24,1, zusammen 34,2 Millionen Mark mit. Zur Deckung dieses Abmangels stehen zur Verfügung die Mehreinnahmen von Reichssteueruberweisungen mit zusammen 29,5 Millionen, außerdem Restmittel, so daß Ser Etat für beide Rechnungsjahre in Einnahmen und Aus- gaben sich ausgleichl. Dieses Etatbild sei recht befriedigend. Nun komme es aber auch darauf an, zu verhindern, daß öie iöAigö Eönkung der Steuern wieder rü^gäNZlg Zeninchr
Abg Ä^r i ch (S.) erklärte, die Steuersenkungen hätten schon vor Jahren vorgenommen werden müssen. Mit den Bolizeikostenbeiträgen habe die Regierung die Gemeinden bemogelt. Ungerecht sei auch die Schullastenverteilung. Die Verwaltungsreform sei kläglich stecken geblieben. Ein Konkordat. das Schulfragen enthalte, lehne die Sozialdemokratie entschieden ab. Das Bekenntnis des Staatspräsidenten zur faszistifchen Diktatur auf dem Gautag des Deutschnationalen Handlungsgehilfen-Verbands durch Eintreten für den Berufsständestaat sei ein Verstoß gegen die Reichsverfassu ig.
Staatspräsident Bazille erklärte, die Steuersenkung sei gekommen im Widerspruch ödr Linksparteien. Die Arbeiten an der Verwaltungsreform werden dauernd fort- geführt. Die Staatsausgaben wären noch höher geworden, wenn man alle sozialdemokratischen Anträge angenommen hätte. Man müsse die Berufe zur Selbsthilfe erziehen und er habe deshalb das Wirtschaftsministerium ersucht, Entwürfe für weitere berufsständische Vertretungen auszuarbeiten. Das Reich nehme aber die Zuständigkeit in diesen Fragen für sich in Anspruch und halte die jetzige Zeit der wirtschaftlichen Not zur Schaffung von Arbeiter- und Angestelltenkammern nicht für geeignet. Er habe, entsprechend dem Reichswirtschaftsrat, für Württemberg einen Landeswirtschafksrat schaffen wollen. Da dies aber nicht gehe, habe er einen Gesetzentwurf über die Beiräte ausgearbeitet. Die Mitwirkung der Berufsstände an der Verwaltung des Staats sei ein Gegengewicht gegen den Absolutismus des Parlamentarismus. Nicht die unveränderte Einführung des italienischen Vorbilds, sondern den Gedanken einer stärkeren Beteiligung der Berufsstände an der Staatsverwaltung habe er auf dem Gautag des DHV. befürwortet und deshalb habe auch das Staatsministerium keine Veranlassung gehabt, sich mit seiner Rede zu befassen.
Abg. Schneck (Komm.) erblickte in dem Etat eine Verhöhnung der werktätigen Massen und sagte dieser „Zigeunerpolitik" den Kampf an.
Minister des Innern Bolz hielt seinen Standpunkt zum Potemkinfilm aufrecht und bezeichnete die jüngst erfolgte Beschlagnahme der Süddeutschen Arbeiterzeitung als gerechtfertigt. Vorläufige Festnahme und Haftbefehl bei Ertappung auf frischer Tat feien auch gegenüber dem Reichstagsabgeordneten Hörnle erlaubt und dieser werde sich in Zukunft daran gewöhnen müssen. Die Kommunisten hätten es selbst in der Hand, ob sie die Polizei beschäftigen wollen oder nicht.
Die Anfrage bekr. die Stillegung des Zement- Werks Balingen beantwortete das Wirkschafksmini- sterium: Das Werk beschäftigte noch 50 Arbeiter. Das Ministerium und das Gewerbe- und Handelsaufsichtsamt haben, um die übrigens unter Beobachtung aller reichsgesetzlichen Bestimmungen erfolgte Stillegung tunlichst zu vermeiden, wiederholt mit dem Zementwerk und den an ihm hauptsächlich beteiligten Firmen verhandelt. Diese habe aber dir Fortsetzung des Betriebs als unwirtschaftlich und finanziell untragbar abgelehnk; eine dauernde Stillegungsei nicht beabsichtigt, doch lasse sich ein Zeitpunkt für die Wiederaufnahme des Betriebs bei den heutigen Abfahverhältnissen noch nicht bestimmen. — Weitere Maßnahmen auf Grund der Stillegungsverordnungen müssen für den Fall Vorbehalten bleiben, daß die Entwicklung der Angelegenheit dazu .Veranlassung geben sollte.
Evangelischer Landestirchentag
li.
Stuttgart. 27. April.
ep.- Am Dienstag beschäftigte sich der Landeskirchentag mit einer Eingabe des Kirchenbezirkstags Eßlingen, worin die Schädigung des Gemeindelebens durch den Wahlkampf der beiden kirchlichen Gruvven beklagt und entsprechend dem
i englischen Wahloerfahren angeregt wird, Ersatzwahlen für I überflüssig zu erklären, falls bis zu einem bestimmten Zeitpunkt nur ein einziger Wahloorschlag für den betr. Bezirk gemacht worden ist.
Die Frage der Ersatzwahlen führt zu verschiedenerlei Vorschlägen. Abg. Reiff will sie durch Zuwahlen seitens des Landeskirchentags mit zwei Drittel Mehrheit unter Wahrung des Besitzstands der Gruppen ersetzen, Abg. Pregizer durch Bestimmung eines Ersatzmannes zugleich mit dem Abgeordneten bei der Urwahl. Auch die Aenderung der Wahlbestimmungen für Stuttgart wird als notwendig bezeichnet. Kirchenpräsident l). Dr. v. Merz nimmt eine Verfassungsänderung, durch die das Urwahlrecht eingeschränkt wird, nicht leicht; jedoch ist die Kirchenleitung bereit, in Erwägung über Acnderungen einzutreten, bis zu deren Abschluß auf Vornahme neuer Ersatzwahlen nicht gedrängt werden soll. Einstimmig wird ein dahingehender Antrag angenommen.
Ferner führt die Ehlinger Eingabe zu programmatischen Erklärungen der Gruppenführer.
Abg. Reifs als Führer der Gruppe 1 erklärt die Gruppenbildung für sachlich begründet. Die Wähler wollen die Stellung der Wahlbewerber zu den kirchlichen Zeitfragen kennen lernen. Gruppe 1, die er vertrete, wolle die Volkskirche als Bekenn tniskirche und könne die Daseinsberechtigung der verschiedenartigen Auffassungen des Evangeliums nicht in demselben Sinn, wie die der verschiedenartigen christlichen Persönlichkeiten anerkennen, um nicht die Kraft der Kirche, die auch eine ausschließende sei, zu schwächen. Jedoch rufen Hoffnungszeichen für ein besseres Verständnis zwischen Theologie und Gemeinde zu gemeinsamer Arbeit in Wahrheit und Liebe auf.
Abg. Schnell als Führer der Gruppe 2 anerkennt ebenfalls die Notwendigkeit der Gruppenbildung und erklärt, es handle sich dabei weder um Unterschiede des Glaubens, noch auch des Bekenntnisses, sondern um solche in der Lehrform. Gruppe 2 anerkenne die Gleichberechtigung derverschiedenen Auspr8gungen des evang. Christentums zwar nicht im Sinn der Gletz - wertigkeit, aber ihres Daseinsrechts in der evang- Kirc' . wolle aber ebenfalls die Volkskirche als Bekenntniskir nicht als Sprechsaal aller Meinungen. Beide Gruppen wollen alle Parteipolitii' von der Kirche fernhallen und alle ausbauenden Kräste zur Mitarbeit heranziehen.
Nach einer kürzeren Aussprache gibt Vizepräsident Welsch eine Erklärung über den religiösen Sozialismus ab, in der er das Heimatrecht dieser Bewegung in der Kirche anerkennt, zugleich aber die Notwendigkeit der Neutralität seitens der Kirche allen politischen Bewegungen gegenüber betont.
Bei der Beratung über das kirchliche Finanzgesetz weist Kirchenpräsident O. Dr. von Merz aus die Notwendigkeit innerer Fühlungnahme zwischen Kirchenleitung und Kirchenvolk bei der Stellungnahme zu sozialen Fragen hin, die Aktivität der Gemeinden dürfe aber nicht durch amtliche Bevormundung gehemmt werden. Ein unmittelbares Eingreifen in die politische Bewegung seitens der Kirche sei nicht möglich; ihre Ausgabe sei die Weckung des öffentlichen Gewissens. In der Aussprache über die Einführung des Spruchbuchs, das allgemein begrüßt wird, wird von verschiedener Seite bedauert, daß das 8. Schuljahr noch nicht allgemein zur Durchführung kommt. Abg. Wurm erwartet vom religiösen Sozialismus in erster Linie nicht Kritik, sondern positive Arbeit-
Die Verhandlungen werden am Mittwoch vormittag 9 Uhr fortgesetzt.
Württemberg
Skukkgark. 27. April.
Prof. Gradmann gestorben. Der frühere Landeskonservator und Direktor der Altertümersammlung, Prof. Dr. Eugen Gradmann, ist nach längerem Leiden im Alter von nicht ganz 64 Jahren im Cannstatter Krankenhaus gestorben. Im Jahr 1898 war Prof. Dr. Gradmann, damals Vezirksschulinspektor und Pfarrer in Dettingen, zuerst als Stellvertreter, dann als Nachfolger von Ed. Paulus als Leiter der Staatssammlung vaterländischer Altertümer und des Landeskonservatoriums berufen worden. Aus gesundheitlichen Gründen trat Prof. Gradmann am 1. Mai 1920 in den Ruhestand. Der Verstorbene hat sich um die Pflege und Erhaltung württ. Denkmäler große Verdienste erworben.
Stuttgart» 27. Äpril. Vom Landtag. Vom Äbg. Zentler wurde folgende Kleine Anfrage eingebracht: Die Bevölkerung des Kochertals und der angrenzenden Gebiete wünscht dringend den Ausbau der 12 Kilometer langen Strecke Forchtenberg—Ohrenberg. Ist das Staatsministerium bereit, für den baldigen Ausbau dieser kurzen Strecke bei der Reichsbahnverwaltung einzutreten?
Aus der Haft entlassen. Der Sekretär der Roten Hilfe. Bruno Schreiner, ist auf telegraphische Anweisung vom Reichsgericht Leipzig ans fre'en Fuß gesetzt worden.
Gewerbesteuereinschätzung 1926. Nach Mitteilung des Präsidenten des Landesfinanzamks haben 36 Finanzämter die Gewerbesteuerveranlagung schon durchgeführk. Die übrigen Finanzämter werden sie bis Ende April beendigen.
Jubiläumsausstellung. Aus Anlaß der Werkbundausstellung „Die Wohnung" wird die Württ. Kunstgewecoe- schule Stuttgart in der Zeit von Juli bis September in ihren Räumen auf dem Weißenhof eine Jubiläumsausstellung veranstalten.
Die Schlacht- und Rlastviehausstellung wurde am Samstag, Sonntag und Montag von 20 000 Personen besucht.
Im Rosensteinpark wird bei der Meierei in etwa 14 Tagen eine Milchkur eingerichtet, wo die Parkbesucher jederzeit süße und saure Milch erhalten können.
Vom Tage. In der Böblinger Straße stürzte ein ungefähr 4 Jahre altes Kind von einem Pferde. Der Fuhrmann halte das Kind, das sich anscheinend innere Verletzungen zuzog, schon öfters ein Stückchen Weges reiten lassen.
Dienstag abend kam ein mit Bier beladener Elektrokarren, der in rascher Fahrt die Weißenburgstraße herabfuhr, beim Einbiegen in die Haupkstätterstraße ins Schleudern und überschlug sich. Zwei junge Leute, die hinten aus d?m Wagen gesessen hatten, wurden erheblich verletzt, während der Führer mit dem Schrecken davon kam. Die Ladung ergoß sich auf die Straße.
Aus dem Lande
Waiblingen, 27. April. Gestern abend brach bei Hafner Hellevage auf bis jetzt unaufgeklärte Weise neben der zur Wohnung führenden Treppe Feuer aus. Der Feuerwehr gelang es in Bälde, das Feuer zu löschen, so daß das Haus gerettet werden konnte. Während die Witwe durch das Fenster ins Freie gebracht wurde, ist ihr über 80 Jahre alter Vater Christoph Häußermann infolge des starken Rauchs erstickt.
Ludwigsburg. 27. April. L e i ch e n f u n d. Auf dem Bahngleis" zwischen Ludwigsburg und Asperg wurde die Leiche einer noch unbekannten Frauensperson aufgefund.'N. Offenbar handelt sich um eine Lebensmüde.
Heilbronn. 27. April. Ministerium und Volkshochschule. Die hiesige Volksschule erhielt vom württ. Kultministerium aus Restmitteln einen einmaligen Betrag von 1500 verwilligt.
Wimpfen a. N.. 27. April. Ertrunken. Bei den Bauarbeiten an der Neckarbrücke stürzte ein Monteur der ausführenden Maschinenfabrik von Eßlingen in den Neckar und ertrank.
Göppingen, 27. April. Auto uns all. Gestern abend sprang einem von Geislingen kommenden Personenkraftwagen auf der Straße Klein-Eislingen—Göppingen unmittelbar nach der Böller Bahnüberführung ein Hund in die Fahrbahn. Der Hund wurde Zwischen das linke Vorderrad und die Schubstange geklemmt, so daß das Steuer brach. D:r Wagen wurde über den linksseitigen Gehweg die Böschung hinunkeraeworfen und blieb im Ackerfeld stehen; er war stark beschädigt und mußte abgeschleppk werden. Einer der 5 Insassen wurde an der Wirbelsäule verletzt und ins Krankenhaus verbracht.
Gmünd, 27. April. Erfolg eines Gmünders. Der durch sein erfolgreiches Wirchen an der holländischen Facbschule für Schuhindustrie in Waalwyk bekannte Gmünder Alois Stütz wurde als Direktor der neu zu errichtenden Fachschule für Schuhmacher in Pirmasens (Pfalz) angestellt.
Ebingen. 27. April. S ch n e e f a l l. Der April zeigt zum Schluß noch einmal recht üble Laune; die Alb liegt heute tief verschneit. Der Sckmeelall hält an.
Schwaigern. 27. April. Ein gefährlicherSkoff- Händler. Am Ostermontag nacht wurde in der Adlerwirtschaft in Derdinaen der Bauer Karl Weiael von Derdingen
Vom Leven gehetzt
61 Roman von I. S. Schneidec-Foerstl.
Urheberrechtsschutz 1926 durch Verlag Oskar Meister, Werdau.
Ach, ein Weib, das würde den Mann ihrer Liebe kennen, und wenn er in Lumpen und Fetzen ging, und wenn sein Leib eine einzige Wunde war und sein Gesicht von Narben entstellt wurde.
Ein Mann aber, der erkannte, nicht, daß die Braut ep war, die er quälte und hetzte und zum Aeußersten trieb.
Ein Blick in den kleinen Spiegel, der in einfachem, schwarzem Rahmen über dem Waschtisch hing, ließ Martens zusammenschauern.
Nein, er durfte ihn nicht verdammen, er durfte ihn nicht einmal zur Rechenschaft ziehen, durfte es ihm nicht einmal zur Schuld anrechnen, daß er ihn als einen völlig Fremden betrachtete.
Er entsetzte sich selbst vor dem Bild, das ihm da entgegenstarrte.
Das war nicht mehr Trude Rammelt, mit der er sich verlobt, die er zum Weibe begehrt hatte. Unkenntlich war das Mädchen geworden, dem er seine Liebe geschenkt hatte.
Dieser durch Angst und Sorge, man könnte den Betrug entdecken, ausgetrocknete Körper, diese sehr eingefallenen Wangen, diese unruhig flackernden Augenl Nichts mehr erinnerte an die Braut von einst, die sie ihm gewesen war.
Beide Hände hob sie wie zur Anklage zum Himmel: „Vater! — was soll ich tun? Was soll ich tun?"
Bekennen! —
Es gab keinen anderen Ausweg mehr. — Nun kam es doch so, wie die Lene gesagt hatte, daß es gefährlich war, was sie tat.
Das Weib blieb immer W ib. Es konnte sich niemals ganz verleugnen.
Aber erst mußte das Herz ruhiger werden, mußte alles geklärt und verwunden sein, damit sie vor ihn hintreten und jagen konnte: „Schau mich an, ich bin die, die du fuchst.
Willst du mich noch haben? — So wie ich jetzt bin? Ohne allen Reiz, ohne jede Weibesschönheit? — Man verdächtigt mich des Diebstahls, ein anderer küßte mich und gegen diesen Guonski mußte ich meine Ehre mit der Waffe verteidigen.
Was er sagen würde?
Ob seine Liebe bei dem allem standhielt! Oder ob er sich voll Ekel abwendete und sie ihre Wege gehen hieß?
Sie mußte sich mit der Rechten an der Mauer emporhelfen, ihre Knie versagten sonst.
Nun bin ich nur noch diesen Abend Hans Martens, dann nicht mehr! — Dann nicht mehr!
Es klopfte!
Eine weiße Mädchengestalt erschien auf der Schwelle wie ein lichter Engel, den ihm der Himmel als Tröster senden wollte. Aber hinter ihr erscholl bereits die Stimme Sanders: „Was hast du hier zu suchen, Sissi?"
Er zog sie mit beiden Händen zurück nach dem Gang.
Eine Viertelstunde später kam die Anne mit verheultem Gesicht und verbundenem Arm. Sie hatte der Köchin geholfen, einen großen Topf Wasser vom Herde zu heben und war ausgeglitten und auf die heiße Ofenplatte gefallen, bis zum Ellenbogen war alles verbrannt.
Dr. Sanders hatte ihr einen Verband angelegt. Aber die Schmerzen waren unerträglich. Immer wieder traten ihr die Tränen in die Augen.
„Martens!" sagte sie bittend, servieren Sie heute für mich! — Nur heule! — Mit einer Hand geht es nicht und die Köchin, die kann nicht weg, die hat herunten zu tun. — Das Vier, das kann ich schon hinaufbringen für den Herrn Baron und den Herrn Doktor, aber das Tablett kann ich unmöglich halten und die Platte nicht herumreichen. Ich verschütte sonst alles! — Die Frau von Salden ißt ohnedies mit ihrer Tochter auf ihrem Zimmer. Die Dina bringt ihr das Essen hinauf."
Auch das noch! dachte Martens. — War das Maß noch immer nicht voll genug. Er sollte vor ihn hintreten und I ihm die Speisen bieten und das Brot reichen und das Glas f
füllen, aus dem er trank. — Vielleicht wies er ihm die Tür, sagte dem Oheim, daß er sich von einem Verbrecher nicht bedienen lasse.
„Wollen Sie, Martens?" fragte die Anne bittend. „Bloß die halbe Stunde, dann können Sie sich ja wieder schonen!"
„Ich komme schon," sagte er schleppend, „nur waschen will ich mich und noch frisieren und eine andere Joppe nehmen."
Sie nickte dankend und lief in die Küche zurück, um der Köchin zu sagen, daß sie anrichten könne.
Als Martens in das Eßzimmer trat, saß Guben allein am Tisch. Sanders Platz war noch leer.
Der Baron sah ihn forschend an. „Ich hoffe, daß die Affäre mit meiner Nichte zu Ende ist!" sagte er ernst.
„Gnädiger Herr! — Ich-"
„Lassen Sie's nur. Ich weiß schon, die Sissi ist etwas impulsiv. — Geht es wieder ordentlich? Wenn Sie ein paar Wochen Urlaub haben wollen?-"
„Nein, Herr Baron!" kam es hastig.
„Nicht? — Nun ich dachte nur. es könnte Ihnen gut tun. Sie hoben wohl niemand, zu dem Sie gehen können?"
„Nein!"
„Hm! — Vielleicht findet sich etwas. — Holen Sie jetzt meinen Neffen, der Herr Doktor wird noch auf seinem Zimmer iein — und sagen Sie ihm, es sei Zeit, daß Sie servieren."
Martens ging nach der Tür, aber im selben Augenblick wurde sie geöffnet, und Sanders trat über die Schwelle. Ein zorniger Blick streifte den jungen Menschen, der die Klinke für ihn schloß. Mit gefurchter Stirn nahm er dem Onkel gegenüber Platz.
„Du mußt dir die Sache aus dem Kopf schlagen, Bernhard," riet Guben, „was dieser Guonski da gesagt hat, das braucht ja nicht gleich alles zu stimmen!"
„Ich werde verrückt, Onkel, wenn ich nicht bald Gewißheit darüber bekomme. Wenn es aber wahr ist. dann — dann — dann —"
(Fortsetzung folgt)