Radolf^ü, 2?. März. Verhaftet und ins hiesig« Amts­gefängnis eingeliefert wurde ein Mann aus Singen, der im dringenden Verdacht steht, Leute für die Fremdenlegion angeworbsn zu haben. Es hatten sich bereits 6 junge Leute gemeldet.

Lokales.

Wildbad, 28. März.

Zeichenausstellung. (Unlieb verspätet.) Die Zeichen­ausstellung der städtischen Gewerbesch.nl e war überaus reichhaltig und ließ den großen Fleiß der Schüler, sowie das zeichnerische Können mit technischen Grundlagen und die Geduld des Lehrers zur Genüge erkennen. Großes Erstaunen erregten vor allem die einzelnen Fach- und Konstruktionszeichnungen des Zimmererhandwerks, welche die Gebr. Mayer (Klasse II u. III) ausstellten, die durch die exakte Durcharbeitung und technische Darstellung sofort ins Auge fielen. Weiterhin standen im Vordergrund die zeichnerischen maschinentechnischen Darstellungen des Mechanikers Kraft, die Darstellungen und Leistungen des Schuhmachers Hammer, die beide bis ins Kleinste durchgearbeitet waren. Auch die Arbeiten sämtlicher Schlosser, Schreiner, Gipser, Elektrotechniker, Maler und Gärtner, wie auch Konditor, konnten sich sehen lassen, da sie tatsächlich alle sorgfältig durchgearbeitet waren. Daß auch im Schnittmusterzeichnen der Lehrmädchen Tüchtiges geleistet worden ist, zeigten die ausgestellten, schön darge­stellten Schnittmusterbögen. -- Der große Zeichensaal faßte nicht alle Zeichnungen, da für die Volksschule noch ein Teil reserviert werden mußte. Letztere konnte übrigens sehr nette, farbenprächtige Zeichnungen bieten. Im Handarbeits­saal waren die Zeichnungen der übrigen Volksschulklassen und der Realschule ausgestellt. Man war über die Ori­ginalität der Skizzen und Zeichnungen verschiedener Volks­und Realschüler direkt verblüfft. Sehr gut perspektivisch dargestellte Skizzen der oberen Realschulklassen erregten allgemeine Bewunderung, da die Darstellungen durchaus technische Kenntnisse des Lehrers erkennen ließen. Es ist deshalb nicht zu verwundern, daß die Ausstellung, die von dem Vorstand der Gewerbeschule sehr gut arrangiert war, sehr gut, sogar von Auswärtigen, besucht war. Alle Be­sucher sprachen sich anerkennend über die Leistungen der Schüler und Lehrer aus. Aus allem konnte man ersehen, daß der Zeichenunterricht an sämtlichen Schulen in den besten Händen liegt.

Beethoven-Gedächtnisfeier. Die vom Liederkranz und dem Musikoerein am Samstag abend auf dem Kurplatz veranstaltete Beethoven-Ehrung gestaltete sich zu einer im­posanten Kundgebung für unseren unsterblichen Meister der Töne Ludwig van Beethoven. Daß wir nicht einen toten, sondern einen lebenden Beethoven, der heute mehr denn je Gemeingut der ganzen Welt ist, feierten, das be­wies am Samstag abend die andächtig lauschende, trotz des recht unfreundlichen Wetters au» allen Schichten der Bevölkerung überaus zahlreich erschienene Zuhörerschaft. Nach dem Aufmarsch des M.-G.-V. Liederkranz und des Musikvereins Wildbad intonierte die Kapelle des letzteren den ewig schönen ChorDie Himmel rühmen des Ewigen Ehre", dem der Liederkranz (unter Leitung des Musik­direktors Obergfell-Pforzheim) die beiden ChöreGott ist mein Lied" und (nach einer Pause)Fahr wohl, du gold'ne Sonne", in bekannt präziser Weise vorgetragen, folgen ließ. Herr Dr. Weidner hielt zwischen hinein einen gut durchdachten Vortrag über Beethoven, den er vor allem als Deutschen feierte, dessen glänzender Genius trotz aller Schwierigkeiten sich durchrang und heute in aller Welt hoch gefeiert und geehrt wird. Beethovens einzig­artiger Trauermarsch, den die Musikvereinskapelle als vierte Programmnummer anstimmte, löste eine wehmütige Trauerstimmung, aber auch das stolze Gefühl der Zuge­hörigkeit dieses großen Meisters der Töne zu unserem deutschen Volke aus, dessen Andenken auch jeder Deutsche stets mit Verehrung Hochhalten wird. DieHymne an die Nacht", vom Liederkranz mit viel Gefühl bei bestens disponiertem Stimmenmaterial vorgetragen, beschloß die imposante, eindrucksvolle Kundgebung. Den Veranstaltern, sowie allen Mitwirkenden gebührt aufrichtiger Dank sei­tens der gesamten Einwohnerschaft. Voraussichtlich dürften im Laufe dieses Sommers größere Beethoven- Gedenkfeiern, sei es im Kursaal oder im Landeskurtheater, veranstaltet werden. Vielleicht bringt uns die Direktion Steng-Krauß auch die kürzlich in Heilbronn gelegentlich einer Beethoven - Gedenkfeier aufgeführte einzig schöne OperFidelio". Die Beethoven-Verehrer würden dies ge- wiß freudig begrüßen.

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Ermäßigte Fahrpreise bei den Kraftposten. Bei den

Kraftposten nn Oberpostdirektions-Bezirk Stuttgart werden dre Fahrpreise für größere Reisestrecken (über 9 Km.) vom 1. April an ermäßigt und zwar im allgemeinen für Strecken von bis 14 Km. auf 9 Pf. und für Strecken über 14 Km. auf 8 Pf. für das Km.

Erhöhung des Wohnungsgeldzuschusses. Mit der Er­höhung der Wohnungsmieten ab 1. April d. I. werden be­kanntlich auch die Wohnungsgeldzuschüsse der Beamten all­gemein um 10 v. H. erhöht. Für die württember- gischen Beamten läßt sich diese Erhöhung mit der Gehalts­zahlung auf 1. April nicht mehr verbinden, der für April sich ergebende Mehrbetrag wird daher mit der Gehalts­zahlung auf 1. Mai nachbezahlt.

Arbeitsmöglichkeit für kaufleuke im Ausland. Infolge der überall herrschenden großen Arbeitslosigkeit haben alle europäischen Staaten mit Ausnahme von Spanien Vor­schriften gegen die Zuwanderung fremder Arbeitnehmer er­lassen. Da der erforderliche Nachweis der Arbeitgeber, daß für den offenen Posten eine einheimische Kraft nicht gefun­den werden kann, selten glückt, besteht praktisch keine Ar­beitsmöglichkeit. Deutsche Firmen können dagegen an Zweig­hauser im Ausland deutsche Kaufmannsgehilfen hinaus- senden. Spanien ist infolge der Arbeitsfreiheit nun derart überfüllt, daß zu weiterem Zuzug nicht geraten werden kann. Nur durchaus tüchtige Kräfte mit guten Sprach- und kauf­männischen Kenntnissen haben einigermaßen Aussicht, untsr- zukommen. Afrika, Asien und Australien kommen für eine Auswanderung auf M Glück überhaupt nicht in Frage, ebensowenig die, nördlichen St aaten, Südame rikas und

Mitteionierika. Auch Argentinien, Brasilien und Chile sliiv heute für Auswanderung nicht mehr geeignet. Aehnlich liegen die Dinge in Mexiko, wo nur ganz geringe Arbeits­möglichkeit für kaufm. Angestellte vorhanden sind. Die be­sonderen Einreiseoorschriften der Vereinigten Staaten von Nordamerka dürfen als bekannt vorausgesetzt werden. Wer gewillt ist, zunächst körperliche Arbeit zu verrichten, wird sich später in eine kaufm. Stellung hineinarbeiten können, in der aber durchschnittlich weniger verdient wird als in Hand­arbeitsberufen. Kanada hat kürzlich die Einreise für alle Berufe freigegeben, braucht aber in der Hauptsache land­wirtschaftliche Arbeiter.

Kleine Nachrichten aus aller Welt

Neuer Rundfunksender bei Berlin. Die Reichspost plant den Bau eines Riesensenders von 210 Meter Höhe. Die Bau­arbeiten haben auf dem früher der Luftschiffirma Schütte- Lanz gehörigen Gebäude in Zeesen bei Berlin bereits begonnen und sollen bis Herbst beendet sein. Die Sender­kraft soll 100 Kilowatt betragen, also diejenige des Senders von Königswusterhausen um das Fünffache übertreffen und auch weit stärker als die englischen Sender sein. Von diesem Sender aus soll jeweils eine Auslese aus den Rundfunkpro­grammen der verschiedenen deutschen Rundsunkstationen verbreitet werden. Die Reichweite der Anlage ermöglicht es, mit einfachen Detektorapparaten Aufnahmen im Umkreis von 150 Kilometer zu machen, während man mit kleinen Röhrenapparaten in ganz Europa mit dem Sender in Ver­bindung treten kann. Ob das Geld nicht nützlicher verwendet werden könnte, als für Weiterbeförderung von Rundfunk­programmen?

Wieder ein amerikanischer hehfilm. In Amerika geht wieder ein gegen DkMjchland hetzender Film durch die Kino­theater. Es handelt sich um Darstellungen, wo der frühere Kaiser und Hindenburg von einem General Chaplin gefangen genommen werden und Chaplin dem Kaiser die Orden von der Brust reißt, um sie an siine Soldaten zu verteilen. Zum Schluß versetzt Chaplin dem Kaiser Fußtritte. Gegen diese gehässige Phantasie erhob der deutsche Botschafter Einspruch bei der Filmgesellschaft, die^e erklärte jedoch, der Film sei bereits verkauft und könne nicht mehr zurückgezogen werden. Einige der übelsten Stellen sollen gestrichen worden sein. Herr Chaplin ist sonst nur durch seinen sehr bedenklichen Cheskandal bekannt.

Zugzusammenskoß. Bei der Einfahrt in den Bahnhof Kleinwallstadt bei Äschaffenburg lief ein Personenzug aus einen GüterM auf, dessen letzte Magen z. T. stark beschädigt wurden. 6 Personen erlitten leichte Verletzungen.

Einbruch. In der Nacht zum 26. März drangen Ein­brecher, die wahrscheinlich aus Berlin kamen, in das Re­gierungsgebäude in Ansbach ein und versuchten vergeb­lich mit einem Schweißapparat den großen Kassenschrank an­zubohren. Sie fuhren in einem Kraftwagen mit großen Koffern, in denen sie die Schweißapparate geborgen hatten, in der Richtung auf Nürnberg davon.

vom Völkerfchlachtdrnkmai abgesprungen. Während einer Führung im Völkerschlachtdenkmal bei Leipzig sprang ein in einem Leipziger Krankenhaus tätiger Hilfsarzt im Alter von 23 Jahren plötzlich aus etwa 20 Meter Höhe auf die Stein­sließen der Halle hinab, wo er mit schweren äußeren und inneren Verletzungen liegen blieb.

Falschmünzer. In Leipzig wurden zwei Falschmünzer verhaftek, die etwa 7000 falsche Fünfzigpfennigskücke her­gestellt und in den Verkehr gebracht hatten.

Ein BerlinerModesalon". Die Leiter und Inhaber eines BerlinerModesalons", der zeitweilig 240 Angstellte hatte, wurden vom Gericht verurteilt, und zwar Niels zu 3, Goldmann zu 5 Monaten Gefängnis. Sie hatten betrü­gerischen Bankrott gemacht, Goldmann hatte außerdem, um sich Geld zu verschaffen, sich auf den Heiratsschwindel ver­legt und von seinen Bräuten Geld erpreßt. Beim Bankrott standen der Schuldenlast von 150 (M Mark kein Pfennig gegenüber.

Verhaftung. In der Neumark wurde bei der Durch- fuchung von Zigeunerwagen ein Zigeuner gefunden und ver­haftet, der wegen Ermordung eines Landjägers und eines Polizeiassistenten im Jahr 1922 von der Staatsanwaltschaft Hannover steckbrieflich verfolgt wird.

Spielhölle in Nizza. Der amerikanische Vielmillionär Franck I. Goul-d will in Nizza ein Spielkasino mit einem Aufwand von 50 Millionen Franken (8/. Millionen Mark) einrichten.

Ein Großfeuer vernichtete die Werkstätten der Douglas- Motoren-Fabrik in Kingswood in der Nähe von Bristol (England). 4000 vollständige Maschinen wurden zerstört. Der Schaden wird auf 4 Millionen Mark geschäht.

Das größte Buddha-Bild wird im Mai dieses Jahrs an der Einfahrt des Hafens von Hagoya errichtet werden. Auf einem 60 Meter breiten Sockel wird sich die 80 Meter hohe Figur des Gottes erheben. Nachts werden vom Sockel und Haupt des Standbilds aus Scheinwerfer von 10 000 Kerzen über das Meer hinausleuchten.

Line Ibsen-Briefmarke. Norwegen wird zur 100. Wieder­kehr des Geburtstags des Dichters Henrik Ibsen (20. März 1928) Briefmarken mit Ibsens Bild herausgebrn und zwar in so hoher Auflage, daß Spekulation ausgeschlos­sen erscheint.

Verhaftung. In Elgersburg (Thüringen) wurde auf Veranlassung des Reichsgerichts der kommunistische Leiter der dortigen Internationalen Arbeitshilfe Richard Daniel verhaftet. Daniel war vor längerer Zeit aus einem würt- tem belgischen Untersuchungsgefängnis aus­gebrochen.

Verurteilung. Das Große Schöffengericht in Glatz ver­urteilte den Kassierer der Allgemeinen Ortskrankenkasse Glatz wegen schwerer Urkundenfälschung, Betruges und Unterschla­gung in 675 Fällen von 60 000 Ä zu 2 Jahren Zuchthaus und 4 Jahren Ehrverlust.

Zwei Jahre Gefängnis für eine abgeschnittene Nase. Ein 41jähriger Händler der aus Eifersucht seiner Geliebten die Nase abgeichnitten hatte, wurde vom Schöffengericht in Stettin zu 2 Jahren Gefängnis verurteilt.

Word. In Amberg wurde die Frau des Kommerzien­rats Baumann in ihrer Wohnung ermordet. Der im Hause beschäftigte Gärtner Riedel flüchtete, wurde aber sest- genommen.

Schiffbruch. Ein kleines Segelschiff aus Barth (Pommern) ist bei starkem Sturm an Felsen der schwedischen nüsle zer- schellt und mit der Mannschaft gesunken.

Riesenunkerschleife in Moskau. Von der staatlichen Sow- ikt'KiüS-Jvdvstrlr kn Mosksn sind LVNtendeNogestM« w«.

gen Unterschlagung von einigen Millionen Rubel verhafte! worden.

DieLangen Kerle" von Kansas. Der Preußenkönig Friedrich Wilhelm I. hat bekanmlich ein Regiment der Langen Kerle", die Potsdamer Grenadiere, errichtet. So ähnlich, aber in anderem Sinn, hat sich in Kansas City, der Hauptstadt des gleichnamigen nordamerikanischen Bun­desstaats, eine Vereinigung derLangen Kerle" gebildet; sie nennen sich National Society of Long Fellows. Ihr Zweck sind folgende Forderungen: höhere Türen, längere Betten in den Gasthäusern, höhere Krastwagendächer und eine Reihe anderer Bequemlichkeiten.

Ist die Erde für die Menschheit groß genug? Die Ge­samtbevölkerung der Erde hat sich in den letzten hundert Jahren der Zahl nach etwa verdoppelt und wird heute auf etwa 1700 bis 1800 Millionen geschätzt. Angesehene Geo­graphen behaupten, daß die Erde bei äußerster Einschrän­kung der Bedürfnisse höchstens 5200 Millionen Menschen ernähren könne; andere glauben, daß noch 6000 bis 8000 Millionen auf der Erde leben können. Die nutzbare Fläche, allerdings von sehr verschiedener Fruchtbarkeit, wird nach Abzug der Wüsten, Steppen, Gebirge, Eisgegenden und Gewässer auf rund 134 Millionen Geviertkilometer geschätzt.

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Wie die Boschenkäther den Franzseph mit List bekommt.

Kommen da Hochzeitsleute auf das Rathaus. Der Franz­seph trägt als Bräutigam Rosmarin im Knopfloch, die Boschenkäther als Braut den Kranz im Haar. Die Zeugen, der Hansmichel und der Bartlebaltes, sind im Festhut. Der Standesbeamte setzt seine Brille aus und legt eine ernste Amtsmiene an. Er fragt den Franzseph, ob er die an­wesende Boschenkäther zum Eheweib wolle.Nein", sagte der Franzseph etwas leise. Der Standesbeamte redet ihm zu, er müsseJa" sagen, sonst gelte die Trauung nicht. Nein, sag ich noch einmal", ruft der Franzseph lauter. Er hat unterwegs etwas gehört über die Boschenkäther, was er noch nicht wußte. Der Standesbeamte macht das Register zu und weist Brautleute und Zeugen vom Rathaus hinunter. Auf dem Heimweg heult die Boschenkäther:Daß Du mich so verschandelst, Du miserabliger Tropf, mich nimmt jetzt kein Teufel mehr, viel weniger ein lediger Bursch". Das ist dem Franzseph wurzgleich, er weiß, was er weiß, doch er­barmt ihn das heulende Mädchen. Der Boschenkäther fällt derweil etwas ein.Weißt was, Franzseph, wir gehen noch einmal hinauf. Dann sagst DuJa" und ichNein". So werden wir qitt und ich Hab meine Ehr wieder". Der Franzseph ist ein guter Kerl und kehrt mit der Boschenkäther um. Der Hansmichel und der Bartlebaltes sprechen auch ge­hörig zu. Sie wollen der Käther aus der Schande Helsen. Auf dem Standesamt sagt der Franzseph diesmalJa" und die Boschenkäther auch. Der Franzseph will das Ja" der Käther nicht gelten lassen, das sei gegen die Ab­rede. Der Standesbeamte und die Zeugen haben aber der beidenJa" deutlich gehört. Die Hochzeitleute gehen zum andermal aus dem Rathaus herunter, diesmal aber als Mann und Weib. So hat die Boschenkäther den Franzseph mit List bekommen.

ep. Kirchenopfer am Karfreitag. Das Kirchenopfer am Karfreitag ist bestimmt zur Unterstützung evangelischer Kirchengemeinden des Landes bei Kirchbauten. Es wird vom Evang. Oberkirchenrat den Kirchengenossen um so drin­gender ans Herz gelegt, als sehr große und wichtige Bedürf­nisse nach Herstellung gottesdienstlicher Räume vorliegen. Eine ganze Reihe von Gemeinden steht vor der Aufgabe, ihre Kirchen zu erneuern oder neu zu bauen, so in besonders dringlicher Weise Gerhausen, Dek. Blaubeuren, und Aff­stätt, Dek. Herrenberg. Die Siedlungen, die jetzt hin und her entstehen, um der Wohnungsnot abzuhelfen, fordern gebieterisch von der Kirche Fürsorge für geordneten kirch­lichen Dienst an den Bewohnern der neu sich bildenden Stadtteile.

ep. Ehrengaben zu Ehejubiläen. Nach einem Ausschreiben im kirchlichen Amtsblatt werden vom Evang. Oberkirchen- rat als Ehrengaben bei Ehejubiläen gegeben ein Großdruck- Gesangbuch oder auf besonderen Wunsch eine Bibel in großem Format je mit Widmung des Kirchenpräsidentsn.

Schutz für bodenständige Pflanzen, die dem Boden sein charakteristisch-botanisches Gepräge geben, ist nirgends mehr angezeigt als auf der Alb. Seit der Erschließung der Alb für Wanderschaft und Sport im Sommer und Winter gibt es namentlich für die selteneren Albpflanzen keine Schonung mehr. Der Naturfreund kann es darum nur begrüßen, wenn voy den Oberämtern mit den Forstämtern die Orts­behörden, Landjäger, das Forstschutzpersonal von Staat und Gemeinden, Orts- und Feldpolizei angewiesen werden, die Verbote des Sammelns oder Ausgrabens bestimmter Pflan­zen streng zu überwachen und unnachsichtlich von Ueber- tretungen Anzeige zu erstatten. Als besonders schutzbedücftig hat die Forstdirektion die Orchideen, Arnika, Sil-berdistel, das Steinröschen, den gelben Enzian und das große Schnee­glöckchen bezeichnet. Die Arnika, deutsch Bergwohlverleih, die heilkräftige Tinkturen gibt, sind neben den Sträuße­sammlern, den Kräuterweiblein hold. Aus den Knollen der Orchideen wird der Salep in den Apotheken gewonnen, der früher aus dem Orient bezogen werden mußte. Die Wald­hyazinthe, der Frauenschuh, das Totenköpfchen, die Insekten­blumen wie die Mücken-, Spinnen-, Bienen- und Hummel­orchideen sind Albblüter. Die Wurzeln der Silberdistel oder Eberwurz geben einen Gesundungstee. Der gelbe Enzian ist der König der Enzianpflanzen. Er wird bis zu 1^ Meter hoch. Seine Wurzel ist so heilsam, daß im bayrischen Ge­birge besondere Enziangräber unter Staatsaufsicht sie sam­meln. In der Heilkunde wird der gelbe Enzian als Tee, Tinktur und Enzianwein verwertet. Das Steinröschen und das große Schneeglöckchen werden gerne von Blumenfreun­den gesucht. Das Schneeglöckchen wird mit den Knollen ausgegraben und in den Ziergarten verpflanzt. Da das Sammeln und Graben, besonders das Ausreißen mit der Wurzel in größerem Maße schließlich zur Ausrottung der seltenen Albpflanzen führen müßte, sind Schutzmaßnahmen behördlicherseits, wie sie in den Alpenländern schon länger m Kraft sind, nur zu begrüßen.

Der mißverstandene Neffe. Die Ostasiaten und besonders

Japaner lieben es, die Dinge in blumiger Sprache zu umschreiben, die den Geist des Hörers mehr erraten als wissen läßt, worum es sich handelt. So hatte kürzlich ein m London lebendes Ehepaar das Glück, einen Sohn zu be­kommen. Der Vater zeigte das Familienereignis seinem in Yokohama lebenden Bruder mit folgendem Telegramm an:Ein schöner Knabe ist in unser Haus gekommen und berief sich darauf, Dein Neffe zu sein. Wir tun unser Bestes, ihn gut aufzunehmen." Sofort kabelte der Bruder aus Japan zurück:Da ich keinen Dir unbekannten Neffen habe, muH der Jüngling ein Betrüger sein. Laß ihn sofort ver­haften," ...