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Ferrrruf 17S
Donnerstag den 24. Februar 1927
Fernruf 17S
62. Jahrgang
Das bedrohte Ostpreußen
Ostpreußen ist die letzte deutsche Kolonie geworden. Durch den polnischen Korridor vom Mutterlande getrennt, steht es jedem Angriff seiner umliegenden Nachbarn offen. So wurde von seinem Leib das Memelgebiet mit seiner ur- deutschen Bevölkerung abgetrennt. Wie der litauische Staat mit diesen memelländischen Deutschen umspringt, zeigen wahrlich die Ausweisungen und die Auflösung des rechtmäßig gewählten Landtages. Aber lauter denn je erhebt Polen seine Ansprüche aus das ostpreußische Land, obwohl die Abstimmung in Masuren einwandfrei den deutschen Charakter dieses „bestrittenen" Gebietes erwiesen haben. Nicht irgendwelche unverantwortliche polnische Politiker fordern den Besitz Ostpreußens, sondern der Außenminister Polens in höchsteigener Person wird nicht müde, Polens „geschichtliches Recht" auf dieses Land nachzuweisen. Und der langjährige polnische Generalkonsul in Königsberg, Sikorski, sagt in seinem jungt veröffentlichten Buche „Aus dem Lande des schwarzens Kreuzes": „Polen fordert, daß Ostpreußen als deutsches Gebiet von der Landkarte verschwindet."
Das Deutsche Reich hatte angesichts dieser unverhüllten Raubgier des neu erstandenen polnischen Staates seine fo- genanyte Ostfestung Königsberg im Rahmen der Bestimmungen des Versailler Vertrags als Verteidigungsposten erhalten. Und der polnische General Henning-Michaelis erklärte erst kürzlich im Organ des Deutschenhassers Korfanty, daß Königsberg seiner ganzen Lage nach niemals zu einem Angriff benutzt werden könnte. Trotzdem wird nun von der Entente nicht nur die völlige Abrüstung dieser Befestigung verlangt, sondern es wird auch eine entmilitarisierte Zone im Osten geschaffen. Und das ist das Schlimmste. Wehr- und schutzlos ist Ostpreußen jedem Angriff preisgegeben. Und daß Polen Lust zu einem Raubkrieg verspürt, kann nur einer bestreiten, der nicht sehen will. Die Einverleibung Wilnas und die Einführung der polnischen Posthoheit in Danzig als erster Weg zur Vernichtung der Selbständigkeit dieser Freien Stadt reden eine allzu deutliche Sprache. Der polnische Staat unterhält außerdem ein Heer von 450 000 Mann. Fast die Hälfte seiner sämtlichen Einnahmen verzehrt diese Kriegsrüstung. Und nicht umsonst sagt man, daß geladene Gewehre einmal von selbst losgehen können. Den Kampf gegen das Deutschtum in seinem Staatsgebiet führt die polnische Regierung. Diesen Krieg aber hinauszutragen über die Grenzen, gehört schon nach den allzu lauten Verkündigungen beinahe zu einem festen Bestandteil der polnischen Politik. Die angeblich „kommunistische Gefahr" im geraubten Wilna-Gebiet dient Polen zum Vorwand, um gegen die zwei Millionen Weißrussen in seinem Staat variugehen.
Es gärt aber überhaupt in dem polnischen Hexenkessel. Wohnen doch in Palen zwölf Millionen Fremdvölker, denen das Selbstbestim-mungsrecht versagt ist. Noch immer hat Polen im Lauf der Geschichte aus seinen inneren Unruhen einen Ausweg durch eine Abenteuerpolitik nach außen gesucht. Sein Augenmerk richtet es auf Litauen, das weniger ein Staat als ein Volk ist. Jahrhunderte war es mit Polen durch Realunion vereinigt. Das litauische Volk wurde in dieser Zeit von dem hochmütigen polnischen Schlachtschitzen-Adel geknechtet und geknebelt. So hat er eine tiefe Abneigung gegen die Polen in sich eingesogen, die noch heute die herrschende Stimmung ist. Doch andererseits gab Litauen dem polnischen Staat führende Männer zu seinem Bestand. Die Jagellonen, ebenso wie die polnischen Adelsgeschlechter der Radziwills und Sapiehas sind litauischer Abstammung. Und auch heute arbeiten litauische Geschäftspolitiker am Zusammenschluß mit Polen. Hin naher werden die Fäden gesponnen. Und ob daraus ein dichtes Gewand, das die Fabrikmarke Polen-Litauen trägt, ent- steht, wird die nächste Zukunft lehren. Verdächtig erscheint die Kampfansage der litauischen Regierung gegen die Deutschen im Memelland. Verdächtig ist die gleichzeitig einsetzende Deutschenverfolgung in Polnisch- Oberschlesien. Verdächtig wirkt, daß die polnische Regierung sich ausdrücklich in Paris bedankte für die Hilfe, die Frankreich Polen in den Entwaffnungsverhandlungen hinsichtlich der deutschen „Ostfestungen" habe angedeihen lassen.
Es gibt in der Geschichte keine Zufälle, sondern nur Zusammenhänge, aus denen schicksalhaft eine Katastrophe entsteht. Der Balkan im Osten Deutschlands ist ein Unruheherd, auf dem mancherlei Köche ihre Speisen kochen. Und wenn einmal kleine Feuercken brennen, dann entstehen sehr leicht große Brände. Aus kleinen Ursachen gehen alle gewaltigen Kriege und Umwälzungen hervor. Diese winzigen Flammen müssen deshalb rechtzeitig unterdrückt werden. Das deutsche Ostperußen ist heute umbrandet von Gefahren, denen man sich nicht verschließen darf. Das Schicksal Deutschlands hängt an dem Schicksal dieser letzten deutschen Kolonie, die nicht preisgeacben werden kann wie irgendwelches Land in Afrika. In den Jahren 1919 und 1920 galt es, die Welle des russischen Bolschewismus, die schon die ostpreußische Insel umspülte, zu brechen. Deutscher geschwächter Volkskraft gelang es.
Wenn es Polen gelüstet, seine Hände nach Ostpreußen auszustrecken oder Litauen einzuverleiben, dann marschiert AE rote Armee. Der Völkerbund hat für solche Fälle den Artikel 16 geschaffen, der sich mit den. ^.Kriegsverbrechern"
Tagesspiegel
Der Reichshaushalt soll vom Reichstag noch vor den Osterferien verabschiedet werden.
Der preußische Landtag ha! einen Mßkcauensantxag gegen den Wohlsahrtsminister Hirtsiefer mit 224 gegen 47 und einen Mßtrauensantrag gegen Kultusminister Becker mit nur 200 gegen 194 Stimmen abgelehnt.
Der ehemalige Reichsminisier des Innern, Dr. Külz, (Dem.) hak auf seine Berufung als Innenminister in Sachsen verzichtet, da verschiedene bürgerliche Parteien sich gegen seine Berufung erklärten.
König Gustav von Schweden wurde in Rom vom Papst empfangen und hatte mit ihm eine 20 Almuten dauernde Unterredung. Daraus besuchte der König den kardinal Gasparri, der den Besuch erwiderte. — Das Befinden der Königin Viktoria, die schon einige Monate in Rom weilt, gibt wegen großer Schwäche zu Besorgnissen Anlaß. Die Königin ist vom Grand Hotel nach der der griechischen Königsfamilie gehörenden Villa Anastasia übergesiedelk, wo auch König Gustav vnAhnung genommen hak.
Das Kabinett Teemant in Estland Ist zurückgekreken, da das Parlament den Eingriffen des gewalttätigen Innenministers in das Gemeindewahlrecht gegenüber seine Miß billigung aussprach.
Die Verhaftung ist nach der „B.Z." auf folgendes Vorkommnis zurückzuführen: Am 15. Februar war eine Gruppe von 17 jungen Leuten, die sich angeblich für die F r e m d e n- legion verpflichtet hatten und unter Begleitung ein>s französischen Soldaten in Zivil nach Weißenburg fuhren, in Kapsweyer von der deutschen Gendarmerie verhaftet und nach Karlsruhe gebracht worden, weil man unter die' n Leuten steckbrieflich verfolgte Verbrecher vermutete. In Karlsruhe entdeckte man unter ihnen drei steckbrieflich verfolgte Burschen, darunter einen Schwerverbrecher. Der französische Soldat weigerte sich, der deutschen Gendarme e seinen Personalausweis zu zeigen, worauf diese chn in Kapsweyer aus dem Zug setzten.
beschäftigt. Mur ist noch nicht einwamnrei von wm gejagt worden, wie denn festgestellt werden solle, wer den Krieg verursacht hat, wer „Angreifer" ist. Schon kündet der Völkerbundsrat seine Sitzung für den 7. März an. Dan- ziger Fragen stehen auf der Tagesordnung. Die Un- ordnung des Danziger Staatshaushalts ist der berühmten und berüchtigten polnischen Wirtschaft zu danken. Diese Freie Stadt hat man ja Polen zollpolitisch und außenpolitisch angeschlossen. Und alles setzt oie polnische Regierung daran, um Danzig das bißchen Eigenleben zu nehmen, dag man Ahm noch gelassen hat. Seitdem hier der englische Völker- Uundskommissar dem Holländer vanHamel Platz gemacht hat, scheint England auch gar kein besonderes Interesse mehr am der Selbständigkeit dieses Freistaats zu haben. Für die britische Politik soll ein Großpolen das Bollwerk gegen Sowjetrutzlan- fein. England hat ja auch mitgeholfen, dis völlige Schleifung der deutschen Ostbefestigungen durckMsetzen.
Polen, das schon einmal jahrhundertelang eine Gefahr für seine Nachbarn war, ist es heute wieder mehr denn je. Auch Estland und Lettland, die gewiß vor Sowjetrußland sich nicht ganz sicher glauben, müssen Polen fürchten. Ja selbst die Tschechoslowakei steht dem benachbarten polnischen Unruhestifter abhold gegenüber und hat schon manchmal gegen ihn Protest erhoben. Das mag ein schwacher Trost für Ostpreußen sein. Für die deutsche Reichsregierung müßte das aber auch die Veranlassung bilden, den Blick auf diese Staaten zu richten, die Grund genug haben, in den großpolnischen Bestrebungen schwere Gefahren zu erblicken. Es heißt deshalb nicht das Schicksal hinnehmen, sondern das Schicksal in die Hand zu nehmen und eine aktive Ostpolitik zu treiben. Das fordert Ostpreußens Schicksal von uns.
Neue Nachrichten
Die Begnadigungen im Reich
Berlin. 23. Febr. Bemerkenswert sind die Mitteilungen, die in der gestrigen Reichstagssitzung Reichsjustizminister Hergt über die Begnadigungen im republikanischen Reich gemacht hat. Danach sind von 3818 Verurteilungen durch außerordentliche Gerichte 3036 durch Einzelgnadenbeweise erledigt worden. Von den 761 Verurteilungen des Reichsgerichts und des Staatsgerichtshofs wurden 458 durch Begnadigung, Amnestie, Strafkürzung usw. erledigt. Nach dem Bericht des Oberreichsanwalts lind in der Zeit vom 15. Februar 1926 bis 15. Februar 1927 723 Klagen gegen Kommunisten anhängig gemacht worden. Im gleichen Zeitraum wurden aber nur 44 Anklageschriften eingereicht und alle andern Fälle durch Einstellung des Verfahrens erledigt.
Verhaftung deutscher Gendarmen durch Franzosen
Speyer, 23. Febr. Gestern vormittag fuhren ein französischer Personenkraftwagen und zwei französische Lastautos, besetzt mit einem Offizier, einem Gendarmen in Uniform und einem Beamten in Zivil, sowie einem Zollwächter aus Lachen bei Neustadt vor die deutsche Gendarmeriestation Winden vor und verhafteten den Station-ckom- mandanten. Die Station besetzten sie mit dem französischen Gendarmen, der allein im Dienstzimmer verblieb, bis e.n deutscher Wachtmeister von seinem Dienstgang zurückkam. Die Tür zum Dienstzimmer wurde von dem französischen Gendarmen von innen abgesperrt. Die französischen Krakt- wagen fuhren nach Steinfeld weiter, wo der dort: e Stationskommandant ebenfalls verhaftet wurde. Auf dem Rückweg über Winden holten sie den französischen Gendarmen wieder ab. Die deutsche Gendarmeriestation von Winden war sonach zwei Stunden von französischer Gendarmerie besetzt.
Kanonendonner vor Schanghai
Schanghai, 23. Febr. Die auf der Jangtsemündung liegenden chinesischen Kriegsschiffe Suntschuanfangs und der Nordregierung haben am 22. Februar gemeutert und die Vorstädte von Schanghai beschossen, als auf den Schiffen die auf Befehl Suntschuanfangs vollzogenen Massenhinrichtungen bekannt geworden waren. Einige verirrte Granaten schlugen im Fremdenviertel ein und verursachten furchtbaren Schrecken. Viele Fremde flüchteten auf die Kriegsschiffe der Mächte. Die Freiwilligen wurden zu den Waffen gerufen und die Fremdenniederlasfungen in Verteidigungszustand versetzt. Die Fremden sind indessen nicht bedroht. Als französische Kriegsschiffe ihre Geschützrohre gegen die chinesischen Schiffe richteten, stellten diese das Feuer ein und dampften nach Süden in der Richtung auf Kanton ab. (Die chinesische Flotte besteht aus 6 Kreuzern und einer Anzahl .Ksi-üärer und Kanonenboote, Die Fremdmächte haben 21 Kriegsschiffe vor Schanghai zusammengezogen.) ,
Verteidigung von Schanghai durch das Tlordheer? ^
London, 23. Febr. Reuter meldet aus Schanghai: Der Gouverneur von Schangtung, General Tschangtsungtschang, ist in Hangking (am Jangtse, westlich von Schanghai) eingezogen und hat auf Grund einer Vereinbarung mit Suntschuanfang die Herrschaft über die Stadt übernommen. Dl« Truppen des Generals Fengtien werden die Bahnlinie südlich von Hangking sichern und es dadurch den in Hangking eingetroffenen 32 000 Mann des Nordheers ermöglichen, alsbald an der Verteidigung Schanghais teilzunehmen.
Die Zahl der Streikenden in Schanghai beläuft sich immer noch auf über 100 000. Die Schiffahrt ist lahmgelegt.
In Hongkong find weitere 1000 Mann englische Marinr- truppen angekommen.
Sunkschuanfang legt den Oberbefehl nieder
Laut „Times" hat Suntschuanfang sein Amt niedergelegt und den Befehl über den Rest seiner Streitkräft« in die Hände des Generals Linksiangting gelegt. Die Schangtung-Streitkräfte haben den Vormar.ch nach Süd- Kiangsu begonnen: es sei jedoch noch nicht bekannt, ob auf Grund einer Vereinbarung mit den Kantonelen oder um ihnen Widerstand zu leisten. In einer Zusammenkunft in Nanking soll Suntschuanfang unter Tränen erklärt haben, seine Niederlage sei die Folge des Verrats seiner Offiziere. Dem Heer Jangtschungtschangs soll eine russische Brigade angehören, in der sich 1500 europäische Russen befinden.
Dr. Wellington Koo soll sein Amt als Erst- und Finanz- minister in Peking niedergelegt haben- Liang Shih Pi ist von der mandschurischen Partei zum Premierminister ernannt worden.
Die „Daily Mail" meldet aus Charbin (Mandschurei), der chinesische Vizepräsident der chinesischen Ostbahn, General Uang Tscho, sei unter der Anschuldigung, Geld von Moskau empfangen und eine Revolution in Charbin geplant zu haben, von einem Kriegsgericht zum Tod verurteilt und erschossen worden.
Englische Aufforderung an Frankreich
Paris. 23. Febr. Der englische Botschafter hatte gestern mit Briand eine Unterredung über die Lage in China. Nach den Blättern suchte der Botschafter Briand zu bewegen, daß Frankreich an einem Vorgehen gegen China sich beteilige.
Eine deutsche Meldung aus Schanghai
Die deutsche Handelskammer in Schanghai meldet unterm 22. Februar, in Schanghai sei alles ruhig; zu Besorgnissen sei derzeit kein Anlaß.
Minister Tschen erklärte einem englischen Berichterstatter: Die Zeit ist gekommen für China, wo das Leben und Eigentum der Ausländer weniger sicher sind unter dem Schutz fremder Truppen als unter der nationalistischen Regierung. Aber wir müssen Herren in unserem eigenen Haus sein; erst dann sind wir in der Lage, unsere Gäste zu beschützen. Die unwürdige Rolle von Türhütern, denen die Besucher so wenig trauen, daß sie ihre eigene bewaffnete Wache mitbringen, können wir nicht übernehmen.
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