Kundgebung der Mskelskandsgruppen Berlin. 23. Febr. Der Einzelhandel, das Handwerk, der Haus- und Grundbesitz, das Schutzkartell deutscher Geistesarbeiter, gewerbliche Genossenschaften und andere Verbände veranstalteten in Berlin eine öffentliche Kundgebung gegen die Sozialisierungsbestrebungen und die ungerechte Behandlung des Mittelstands in der Gesetzgebung. Der Vorsitzende des Reichsverbands des deutschen Handwerks, Derlien- Hannover, erinnerte in einem Vortrag an die Vernichtung der Vermögen und Spargroschen durch die Inflation, an den „Preisabbau" unseligen Angedenkens, an die Bildung von Konzernen, Trusts, Kartellen usw. Was Syndikate, Kartelle und Monopole ungestraft tun dürfen, werde den Gewerbetreibenden als Vergehen angerechnet. Trotz „Normalisierung" und „Rationalisierung" werden die Preise von den Syndikaten usw. ständig erhöht. Das Reich müsse an den Art. 164 der Reichsverfassung: „Der selbständige Mittelstand ist gegen Ueberlastung und Aufsaugung zu schützen", energisch erinnert werden. Statt dessen übernehmen die Regierungen und Städte immer mehr gewerbliche Betriebe. Die Versprechungen, die dem Handwerk in den 8 Jahren der Republik immer gemacht worden seien, müssen endlich erfüllt werden. Der Vorsitzende des Rechtsschutzverbands für Handel und Gewerbe, L i e b a l d - Brouns^meig. verlangte vor «ll->m eine gerechte Steuerpolitik. Der Anwalt des Deutschen Genossenschaftsverbands. Prof. Dr. Stein- Berlin, forderte zum Zusammenschluß auf. Namens des Haus- und Grundbesitzes verlangte Stadtrat Hu m a r-München die Aufhebung der Wohnungszw-!noswir!s^nft. Jür den aeistig schaffenden Mittelstand sprach Dr Everlina - Nikolassee. Einen Kr"k- an den Reichsnr^kch>"'i->n von Hindenbnra ermidei"' dieser mit den besten Glückwünschen für den Mittelstand.
Ter Geburtenrückgang
In der Vorkriegszeit hatte Deutschland eine jährliche De- völkeruugszunahme von über 800 000 Seelen, die allein auf den Geburtenüberschuß zurückging, d. h. auf das Mehr der Geburten gegenüber den Sterbefällen. So wurden im Jahr 1913 runo 1 894 000 Lebendgebocene ermittelt, denen l OöO OOO Todesfälle gegenüberstanden. In der Nachkriegszeit sank natürlich die Geburtenziffer, während die Sterblichkeit bis zum Ende der Inflationszeit stieg. Immerhin betrug der Geburtenüberschuß im Durchschnitt der Jahre 1919 bis 1925 noch rund 500 000 jährlich, so daß in diesen sieben Jahren dem deutschen Volk innerhalb der ihm gebliebenen Grenzen 3)4 Millionen Menschen als Vermehrung zuwuchsen.
In der Reichshauptstadt Berlin wurden nach den Veröffentlichungen des Statistischen Amts der Stadt in den letzten acht Jahren zusammen 387 821 Geburten und 398 764 Todesfälle ermittelt. Die Todesfälle ergeben also ein Mehr von lO 943. In den Jahren 1920 und 1921 war noch ein Geburtenüberschuß vorhanden, der sich aus dem starken Ansteigen der Ehsschließungsziffern in den ersten Nachkriegsjahren erklärt. So zählte das geburtenreichste Jahr 1920 63 614 Geburten bei 55 735 Sterbefällen. Dann folgt ein jäher Sturz der Zuwachsziffern unter die Sterbezahlen; im Jahr 1923 beträgt der Sterbeüberschuß rund 11000. Nach Festigung der Verhältnisse tritt im Jahr 1925 wieder ein kleiner Geburtenüberschuß auf. Aber das abgelaufene Jahr (1926) hat wieder einen Sterbeüberschuß; es stehen den 45 082 Geburtenfällen 45 371 Sterbefälle gegenüber. Die Viermillionenstadt ist also nicht mehr in der Lage, sich aus eigener Kraft auf der erreichten Höhe der Bevölkerungsziffer zu halten, sie zehrt von den Ueberschüssen des Landes. Keine deutsche Großstadt und keine europäische Hauptstadt, Paris nicht ausgenommen, weist vergleichsweise so niedrige Geburtenziffern auf wie Berlin. Nur Wien macht neuerdings eine Ausnahme.
Deutscher Reichstag
Berlin- 23. Februar.
Der Reichstag setzte heule die zweite Lesung des Haushalts für 1927 beim Etat des Reichsjustizministeriums fort. Äbg. Dr. Everling (Dnat.) hofft, daß es dem neuen Iustizminister gelinge, die Politik von der Rechtsprechung fernzuhalten, und spricht dem angegriffenen Staatssekretär Joel das Vertrauen seiner Partei aus. Solange die Eherechtsreform auf eine Erleichterung der Ehescheidungen hinauslaufe, werde seine Partei sich dagegen wehren- Redner wünscht Schutz der christlichen Feiertage- Der 11. August sei kein Nationalfeiertag, denn er einige nicht das ganze Volk. Ein Gedenktag für die Opfer des Weltkrieges sollte aber möglich sein. Die Abstimmungsergebnisse des richterlichen Beratungszimmers müssen geheim bleiben.
Abg. Dr. Bockius (Z.) meint, es handle sich bei der
Vorn Leverr gehetzt
12 Roman von I. S. Schnrider-Foerstl.
Ucheberrechtsschutz 1S2S durch Verlag Oskar Meister, Werdau.
Das Licht einer Straßenlaterne fiel voll auf sein Gesicht. Es war jung und sympathisch. Nun sah sie auch seine Augen. Sie waren dunkel und ohne verdächtiges Flimmern. Es lag kein Falsch darinnen, auch nicht das, was das Weib sonst an jedem ihr fremden Manne fürchtet.
Ohne Zögern folgte sie ihm über den dunklen Hof in einen matt erleuchteten Hausflur, vier Treppen hinauf.
Er klingelte.
Schritte kamen. Dann öffnete ein Frau in mittleren Jahren die Türe für einen Spalt.
„Sie sind's, Herr Filcher," kam es erfreut und streckte ihm die Hand entgegen. Dann mit einem mißtrauischen Blick auf die Fremde: „Haben Sie Besuch mitgebracht?"
„Nein, so eigentlich nicht," verneinte er verlegen. „Das Fräulein von Rammelt hat kein Quartier und da möchte ich Sie bitten, daß Sie ihr mein Zimmer abtreten, bis sie was gefunden hat. Bei mir ist es viel einfacher. Ich finde schon etwas."
Die Frau zögerte noch! Geriraud aber war ganz Staunen, woher er ihren Namen wußte. Sie baiie ihn nicht genannt.
Ich bin Gärtnerbursche gewesen in Falkenberg, bis Guonski mich mit dem Gärtner vor die Türe setzte," erklärte er bescheiden. „Ich Hab' das gnädige Fräulein sofort wieder er- lannt, schon als Sie an der Station einstiegen. Ich habe die ganze Reise in dem gleichen Wagen wie Sie mitgemachtl -- Sie können gut hier bleiben. Die Frau Rieder macht es Ihnen schon gemütlich."
Gertraud atmete auf. Jemand aus der Heimat war bei ihr: Sie war nicht in Unrechte Hände gefallen, wie sie auf dem Wege hierher immer und immer wieder gefürchtet hatte. Aber daß er ihr sein Zimmer abtrat, das wollte sie nicht snnebmen.
Justiz mehr um eine Rechisprechungsttrtje atS um eine Vertrauenskrise. Wenn die Anwendung des Hochverratspara- araphen dem allgemeinen Rechtsempfinden nicht mehr entspreche, müsse das Gesetz geändert werden. Eine Erleichterung der Ehescheidung sei abzulehnsn. In sozialer Beziehung werde seine Partei aber an Verbesserungen gern Mitarbeiten. Aus der Renknerfürsorge müsse ein Rechtsanspruch werden.
Abg. Dr. Kahl (D.Vp.): Unsere politische Gerichtsbarkeit sei ohne Tadel. Die Hochverraksurkeile entsprechen durchaus dem geltenden Recht. Der Staat könne kommunistischen Lehren gegenüber gar nicht auf sein Selbsterhaltungsrecht verzichten. Weiter tritt der Redner für lieber- gang der Iufkizhoheit von den Ländern auf das Reich ein. Die Ehescheidungsreform sei noch nicht reif für die Behandlung im Voll-Reichstag.
Weiterberakung Donnerstag nachmittag 2 Uhr.
Erhöhung der gesetzlichen Miete.
Berlin, 23. Febr. Durch das Gesetz über den Geldentwertungsausgleich bei bebauten Grundstücken vom 1. Juni 1926 war die gesetzliche Miete bis zum 3l. März 1927 auf 100 v. H. der Friedensmiete begrenzt. Nach Par. 3 dieses Gesetzes setzt die Reichsregierung die Zustimmung des Reichsrates v-'raus, die jede Begrenzung der gesetzlichen Hilfe im Reiche umfaßt. In Anwendung dieser Bestimmung hat das Reichskabinett in seiner heutigen Si nmg dem Entwurf einer Verordnung zugestimmt, wonach die gesetz iche Miet vom 1. April 1927 ab um 10 v. H und vom 1. Oktober 1927 ab um weitere 10 v H e> böht wird Die Verordnung eht sofort dem Reichsrat zu.
Württemberg
Stuttgart. 23. Februar
Auslandsingenieure in Stuttgart. Eine Anzahl von Ingenieuren aus Norwegen, Schweden, Dänemark, Holland, der Schweiz, Oesterreich, Italien, der Tschechoslowakei und Spanien traf hier ein, um die Beleuchtungsvorrichtungen in Stuttgart zu besichtigen.
Prüfung weibl. Lehrlinge im landw. Haushalt. Die
nächste Prüfung für weibliche Lehrlinge im landw. Haushalt wird in diesem Jahr in der 2. Hälfte des Monats März abgehalten. Zugelassen werden weibliche Lehrlinge nach Beendigung einer mindestens 2jährigen praktischen Lehrzeit, sofern sie das 17. Lebensjahr zurückgelegt haben. Die Anmeldungen zu der Lehrlingsprüfung müssen bis zum 10. März bei der Württ. Landwirtschaftskammer, Stuttgart, Marienstr. 33, erfolgen. Der Grundplan für die Prüfung wird Interessenten auf Verlangen unentgeltlich zugesandt.
Verbot der Besorgung fremder Rechtsangelegcnheiten.
Das württ. Landesgewerbeamt hat dem früheren Rechtsanwalt Artur Köhler, der bei der Revolution in Stuttgart eine große Rolle spielte, die gewerbsmäßige Besorgung fremder Rechtsangelegenheiten und bei Behörden wahrzunehmender Geschäfte, insbesondere die Abfassung der darauf bezüglichen schriftlichen Aufsätze, untersagt.
Ein württ. Junglehrer im deutsch-brasilianischen Schuldienst. Ein württ. Junglehrer, Hermann Zehnder aus Stuttgart, verläßt dieser Tage seine Heimat, um eine Lehrstelle an der deutschen kath. Schule in Estacao Cafundo in Brasilien anzunehmen.
Einigung in der Holzindustrie. In dem Lohnstreit in der württ. Holzindustrie wurde der Vorschlag des Schlichters von den Arbeitgebern und Arbeitnehmern angenommen, so daß die Aussperrung vermieden wird.
Kakaofrüchte in der Wilhelm«. Der Kakaobaum ist' eine Pflanze der heißen Länder. Sein? Heimat sind Mittelamerika und der nördliche Teil von Südamerika, er wurde aber auch mit Erfolg auf Java, Ceylon und die atlantische Küste von Mittel-Afrika verpflanzt. Auch die Gewächshäuser der Wilhelma in Cannstatt bergen einige Kakao- flräucher. die 1917 von der Pflanzen- und Samenzuchtfirma Haage u. Schmidt in Erfurt bezogen wurden und damals eine Höhe von etwa 60 Zentimeter hatten. Heute sind die Bäumchen 1,5 Meter hoch bei einem Alter von 15 Jahren. Durch künstliche Bestäubung ist es nun gelungen, einen Fruchtansatz bei fünf Blüten zu erzielen. Die noch unreifen Kakaonüsse, die die bekannten Bohnen enthalten, aus denen Kakao und Schokolade bereitet wird, haben setzt dis
Er lächle, duß seine gesunden Zähne blinkten; „er fände schon etwas, sie solle sich nur keine Sorge machen."
Die junge Frau aber Halle ihn bereits in den Flur gezogen. „Bleiben Sie nur auch, Herr Fächer! Sie schlafen im Wohnzimmer auf dem Diwan, du ist es schön warm, und das Fräulein bekommt Ihr Belt. Das will ich gleich noch frisch überziehen."
Ehe Gertraud eigentlich so recht zur Besinnung kam, saß sie vor einem appetitlich gedeckten Tisch, trank heißen Tee und aß ein Butterbrot. Sie fühlte, wie die Wärme durch ihren durchfrorenen Körper rann.
Schwere Tropfen drängten sich in ihre Augen. Die Erregung der letzten oierundzwanzig Stunden wollte nun mit aller Gewalt zum Ausbruch kommen. Hastig erhob sie sich. Nur sich ausweinen können! Aber dazu mußte sie allein sein! Sonst drückte es ihr das Herz ab.
Sie fand ihr Bett gewärmt, ein leises Feuer knisterte in dem kleinen Eisenofen in der Ecke.
Die große Bogenlampe der Straßenbeleuchtung warf einen Hellen grünlich-weißen Schein durch das Fenster mit den gerafften Mullgardinen.
Weinen hatte sie wollen! Und schlief, noch ehe sie recht die Decke über sich gezogen und das Haupt in die Kissen gelegt hatte.
Drüben aber in dem kleinen Wohnzimmer der Sekretärswitwe saß Ernst Filcher, der ehemalige Gärlnerbursche von Falkenberg, und erzählte seiner Hausfrau von dem Glanz und Glück, der Not und dem Niedergang seiner früheren Herrschaft.
die Tränen aus den Augen.
„Bitter ist dasl" sagte sie und trug Tassen und Teller zuruck. „Erst ganz in Glück und Sonne stehen und dann auf einmal alles entbehren müssen. Den Luxus und alles, was drum und dran ist. Das ist so rasch an-und so schwer abgewöhnt! Und wenn man auch meint, man kennt alles, auf einmal lernt sich nichts! Und es ist ganz gut, wenn sie sich im Anfang ordentlich ausweint. Ich drück sie nicht und fraa sie nickt. Sie kann kommen und geben, wie sie will.
Größe und Form einer mittelgroßen Landgurke. Leider wurde bereits eine Frucht sinnlös vom p. t. Publikum geklaut. In den heißen Ländern dauert die Reifezeit vier bis sechs Monate: daß die Früchte in der Wilhelma zur vollen Reife gelangen, ist wohl nicht anzunehmen, ähnliche Versuche mit Bananen sind mißglückt. Immerhin ist es sehr interessant, daß in dem Gewächshaus der Erfolg des Fruchtansatzes erzielt wurde.
Stuttgart, 23. Febr. Der Staat als Aktionär der Südd. Rundfunk A.G. In der heutigen Sitzung des Finanzausschusses stand als erster Punkt der Tagesordnung ein Antrag des Wirtschaftsministers auf Erwerb von weiteren Aktien der Süd-d. Rundfunk A.G. zur Verhandlung. Staatsrat Rau teilte mit, daß das Aktienkapital der Rundfunk A.G. 300 000 RM. betrage, wovon der Staat bis jetzt Aktien im Nennwert von 24 000 RM. besitze. Jetzt sei Gelegenheit geboten, aus Privatbesitz weitere 3500 Mark zum Kurs von 55 v. H. zu erwerben. Der Erwerb habe den Zweck, den Einfluß des Staats zu verstärken. Dem Ueber- wachungsausschuß des Rundfunks gehören zwei württember- gische und ein badischer Beamter an. Ein Redner des Zentrums wünschte baldige Berufung des vorgesehenen kulturellen Ausschusses, da manche Darbietungen des Rundfunks in letzter Zeit als minderwertig anzusprechen waren. Angenommen wurde folgender Antrag Pollich, Roos, Dr. Wolf: „Der Finanzausschuß wolle beschließen, dem Erwerb von weiteren Aktien der Südd Rundfunk A.G. im Nennwert von 35"0 RM. durch den Staat zuzustimmen", mit 10 Ja gegen 2 Enthaltungen (Soz.) und 2 Nein (Komm.).
Aus dem Lande
Waiblingen. 23. Febr. Ehrung. In ehrender An- erk nuug der Verdienste, die sich Baudirektor a. D. Fr. Göhrum vom städt. Gaswerk Stuttgart durch die Gasfernversorgung des Remstals erworben hat, hat der Gemeinderat beschlossen, den zwischen der Ludwigsburger und der Dammstraße verlaufenden Straßenzug der Andreästraße „Göhrum-Straße" zu benennen.
Lausten a. N., 23. Febr. Selbstmord. In einem Feldkeller an der Jlsfelder Straße wurde die Leiche des 56 I. a. Steinbrucharbeiters Christian Vechtle aus Neckarwestheim aufgefunden. Ohne Zweifel liegt Selbstmord oor mittels einer Sprengkapsel. Der Grund zur Tat ist nicht bekannt.
Aalen, 23. Febr. DasGoldimKasten. Hier starb im Alter von 83 Jahren eine led. Person weiblichen Geschlechts, die früher eine Handelschaft betrieben hat. Bei der Durchsuchung ihrer Wohnung fand man über 7000 .-ll in Goldstücken, die in Lumpen eingenäht waren.
Heidenheim, 23. Febr. Leichenfund. Im Kalkosen des Kalkwerks Beck fanden Arbeiter die völlig verkohlte Leiche des 30 I. a. led. Arbeiters Anton Ott von Steinweiler. Ott hatte sich in betrunkenem Zustand in den Ofen gelegt und war dabei langsam verkohlt. Sein Vater ist oor einigen Jahren im Freien erfroren.
Rosenseld OA. Sulz, 23. Febr. Nachts 3.30 Uhr brach in dem Wohn- und Geschäftsgebäude von Schuhmachermeister Fr. Müller Feuer aus, das sich auch auf das angebaute Hengstelersche Oekonomieanwesen ausdehnte. Es konnte fast nichts gerettet werden. Beide Häuser sind niedergebrannt.
Dornhan OA Sulz, 22 Febr. Brandstiftung. Das Brandunglück in hiesiger Gemeinde scheint nun seine Auf. klärung gefunden zu haben. Die Tatsache, daß eine der abgebrannten Familien einige Zeit oor dem Brand unversicherte Wäschestücke und ein Fahrrad anderweitig in Sicherheit gebracht hatten, erregte den Verdacht und veranlaßte die Staatsanwaltschaft zur Verhaftung der Fabrikarbeitersehe- keute Höhn. Der Mann soll die Tat unter Mikwissen seiner Frau einaestanden haben.
Neckargartach OA. Heilbronn, 23. Febr. Jnteres- sante Fuchsjagd. Die hiesigen Jäger wollten sich mit zwei Dachshunden zu einem Fuchsbau im „Mühlrain" begeben. Unterwegs spürten die Hunde im „Fröschberg" bei der Neckarau einen Fuchsbau auf und fuhren sofort in diesen ein. Der Abend kam heran und keiner der beiden kam zurück. Ueber Nacht wurde eine Falle vor den Bau gestellt und am andern Morgen saß — eine Seltenheit bei uns — ein Karnickel in der Falle. Nun wurde zur Ausgrabung der Hunde geschritten und in mühevoller Arbeit gelangte man an ihren Aufenthaltsort. Es zeigte sich, daß ein Teil des Baus eingestürzt war und einen der Hunde bis auf den Kopf zugedeckt hatte. Der andere Hund war noch frei. Nachdem beide ans dem Rau entfernt waren, subr kurz darauf
und bleiben, so lang sie mag. Und wenn sie's Isäben mag, will ich mit ihr um eine Stelle suchen gehen, wenn sie wirklich was verdienen muß."
„Es findet sich schon etwas" meinte er überlegend, „und morgen muß es ja nicht schon sein," setzte er gutmütig hinzu.
„Nein, nein," stimmte sie zu, „morgen muß es nicht gleich sein." Dann nach kurzem Zögern: „Aber verliebt in das Fräulein, das sind Sie nicht, gelt Herr Fächer!"
Eine jähe Röte schoß seine Wange hinauf. „Sie ist ja schon verlobt!" sagte er wie zur Entschuldigung, „mit einem Doktor, der hat mir zu Ostern meine rechte Hand gerettet, an der ich Blutvergiftung hatte. Er war damals zu Besuch auf dem Gut, und das mach ich nun an seiner Braut recht."
Sie nickte ihm lobend zu und richtete ihm ein Lager auf dem Diwan zurecht. Während Gertraud schon lange schlief, dachte er noch immer nach, wie ihr am besten zu helfen sei.
Am anderen Tage schrieben sie beide, an dem Tisch im Wohnzimmer sitzend, die in Betracht kommenden freien Stellen aus dem Anzeigenteil der Münchener Zeitungen, die er zu diesem Zweck gekauft hatte.
Am übernächsten Morgen trat er mit ihr die Suche nach einem Posten an.
Wie ein treuer Begleithund ging er mit ihr von Straße zu Straße, zumeist ins Zentrum und dann in die feinen Villenviertel. Sie hatte Glück. Am Baoariaring, in einem erstklassigen Hause, war bei einer verwitweten Geheimrätin die Stelle einer Gesellschafterin frei.
Im Uebermaß ihrer Freude — die feine war weniger groß — lud sie ihn ein, mit ihr in einem Kaffee eine Tasse Tee zu trinken. Am anderen Vormittag gingen sie zusammen vor die Wohnung. Am Tore verabschiedete er sich. Am Nachmittag ging er unruhig immer wieder die Straße auf und ab und sah sich die Augen blind, ob sie nicht einmal an einem der Fenster der Villa erschien.
(Fort rzung f«lgt.)