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F«,rruf 17S
Montag, de« 31. Januar LN27
Fernruf 179
62. Jahrgang
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Tayesspieqel
^ Die belgische Feldeisenbahnkommission in Wiesbaden soll ! am 31. Mär; aufgehoben werden.
! Die Londoner liberale „Daily Mail" fordert die englische l Regierung auf, den russisch-bolschewistischen Umtrieben in China nicht länger untätig zuzusehcn. Das engl sche Volk , werde dies untätige Verhalten nicht länger dulden.
f Der Londoner „Daily Telegraph" schreibt halbamtlich, in i England sei man erstaunt über die wachsende Unfreundlich- 1 keil in der öffentlichen Meinung Japans gegenüber der bri- U tischen Lhsnapolitik.
D Chinesen haben in Hankau den Konsul der Vereinigten j Staaten, den sie für einen Engländer hielten, angegriffen und durch Steinwürse verletzt.
Sacasa hat auf die liberale Präsidentschaft in Nicaragua
^ verzichtet.
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Die Reichsanleihe
Ziemlich plötzlich und unerwartet ist die seit etwa einem Jahr immer wieder angekündigte, vom Reichstag längst bewilligte Reichsanleihe Tatsache geworden. Die Bedingun- , gen, nämlich ein Zinsfuß von 5 o. H. bei einem Ausgabe-
s kurs von 92 o. H„ sind günstig. Wie man hört, soll der
> Bankengewinn nicht hoch sein, so daß unter Berücksichtigung
! der Bonifikationen von ^ bis 1 v. H. ein A u s z a h l u n g s-
> k u r s v o n e t w a 90 v. H., wahrscheinlich noch etwas dar-
^ über, zustande kommt.
M Im allgemeinen erwartet man, daß die Anleihe trotz N ihrer für den Zeichner zurzeit nicht sehr verlockenden Ver- «- zinsung glatt untergebracht wird. Uebrigens liegt in der E Auslosung zum Nennwert von 1934 an ein Bonus, den 1 . man nicht übersehen darf, übrigens eine für deutsche Reichs- i anleihen neue Form. 200 Millionen sind bereits mit vorläufiger Sperroerpflichtuna zum allergrößten Teil fest übernommen worden. Als Zeichner kommen für diese Summe - vor allem Reichsbahn und Reichs post, außerdem verschiedene soziale Fonds in Frage. Die übrigen 300 ' Millionen übernimmt das bekannte Reichsanleihekonsortium i unter Führung der Reichsbank, dem außerdem die See- ! Handlung, die Reichskreditgesellschaft, sämtliche Mitglieder l der Berliner Stempelvereinigung und so ziemlich alle gro- 1 ßeren Provinzbanken angehören. Die die 200 Millionen l zeichnenden öffentlichen Institute werden dazu in der Hauptsache Gelder verwenden müssen, die sie sonst bereits kurz- s fristig angelegt hatten oder aus laufenden Betriebsmitteln
> wenigstens anlegen könnten. Das ist natürlich durchaus im Sinn der bekannten Politik des Reichsbankpräsidenten, die
> Summe der kurzfristig am Geldmarkt Anlage suchenden öffentlichen Fonds zu verringern. Auch sonst gibt das ganze Vorgehen der Reichsbank Mittel an die Hand, ihre Herr-
! schuft am Geldmarkt zu verstärken. Allerdings dürfte die ' Sache zunächst etwas anders aussehen, denn da nach allen bisherigen Aeußerüngen von zuständiger Stelle ein un- ! mittelbarer Bedarf des Reichs zunächst noch nicht vorliegt, < so wird dem Reichsfinanzministerlum nichts anderes übrig- i bleiben, als den Erlös der Anleihe ganz oder teilweise zu. ! nächst wieder selbst anzulegen, und zwar, da die Mittßl doch immerhin im Laus des Jahrs 1927 gebraucht werden sollen, kurzfristig. Sollte sich aber eine andere,
> visher unbekannte Anlagemöglichkeit bieten, so müßten sie . wohl in der Hauptsache wieder als tägliches Geld am Markt
erscheinen. In dem Unterschied zwischen den dort zurzeit erzielbaren niedrigen Sätzen und Effektivoerzinsung der Reichsanleihe kann natürlich ein unter Umständen nicht un- s erheblicher Schaden für den Fiskus und den Steuerzahler liegen. Dieser Nachteil der vorzeitigen Begebung der Anleihe hätte sich vielleicht durch eine T e i l u n g in verschiedene Ausgaben vermeiden lassen, ohne daß das Reich insgesamt mehr hätte zu zahlen gehabt, vor allem unter Berücksichtigung des angeführten Schadens.
Eine stärkere Verengung des Geldmarktes ist jedenfalls zunächst nicht wahrscheinlich, es hängt vielmehr , alles davon ab. wann das aufgenommene Geld tatsächlich ausgegeben wird. Immerhin wird über kurz oder lang doch einmal der Zeitpunkt eintreten, wo die 500 Millionen am Geldmarkt fehlen, allerdings auch an dem der Wirtschaft zur Versüguna stehenden Kapitalmarkt. Hier ist der Punkt, wo das Vorgehen des Reichsfinsnzministers besonderen volkswirtschaftlichen Bedenken begegnet', denn wenn er jetzt vorzeitig eine halbe Milliarde für öffentliche Zwecke zu dem besonders günstigen Satz von 5 v. H. wegnimmt, so kann es leicht sein, daß diese später bei zunehmendem Investions- und Konjunkturbedarf der Industrie und dem Handel fehlen oder nur zu höheren Sätzen von diesen erlangt werden können. Es ist darum auch fraglich, ob die Absicht des Ministers, bahnbrechend für einen niedrigeren Zinsfuß zu sein, auf die Dauer erreicht wird. Uebrigens ist es möglich, daß bei einer stärkeren Verengung des Geld- und Kapitalmarkts der Kurs der neuen Anleihe sich nach unten entwickelt, falls er, was nicht anzunehmen ist, nicht dauernd reguliert wird. _
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Das neue Reichskabinett
Berlin, 30. Jan. Die,bereits mitgeteilte Liste der Mitglieder des neuen Reichskabinetts hat nachträglich insofern eine Aenderung erfahren, als das Reichspost mini st e- rium von dem bayerischen Staatsrat Dr. Schätz! (Bayr. Volksp.) übernommen wurde, da Stingl aus Gesundheitsrücksichten verzichtete. Der Reichsinnenminister Dr. Hergt wird zugleich Vizekanzler.
Die Fraktion der Deutschen Volkspartei trat am Samstag mittag zusammen, um zu dem Abkommen über die Besetzung des Kabinetts Stellung zu nehmen. Der Reichskanzler wird die Kabinettsliste dem Reichspräsidenten zur endgültigen Bestätigung vorleaen, sobald der Beschluß der Deutschen Volkspartei bekannt ist.
Reichspräsident o. Hindenburg empfing vormittags den Fraktionssührer der Deutschen Volksparte-i, Dr. Scholz.
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Reichsinnenminister Staatsminister a. D. Oskar Hergt ist am 22. Oktober 1869 in Naumburg a. Saale geboren- Er war 1904 bis 1914 als Geh. Oberfinanzrat im preuß. Staatsministerium, 1915 bis 1917 Regierungspräsident in Liegnitz und Oppeln und 1917 bis November 1918 preußischer Finanzminister:
Reichsfinanzminister Dr. Heinrich Köhler ist am 29. September 1878 in Karlsruhe als Sohn eines Werkschreibers geboren und trat in den mittleren Finanzdienst ein. 1913 wurde er vom Zentrum in den bad. Landtag gewählt. Nach der Revolution wurde er Leiter der Presseabteilt.' /g, 1919 zuw Staatsrat und 1920 als Nachfolger Dr. Wirtes zum bad. Finanzminister gewählt- Die Universität Freiburg verlieh ihm den Ehrendoktor.
Reichsjustizminister Abg. Walter Graes ist am 8. Februar 1873 in Eisenach geboren. 1904 wurde er Oberamtsrichter in Geisa. Er wurde wiederholt in den Reichstag gewählt, dessen Vizepräsident er seit 1925 war.
Ernährungsminister Abg. Martin Schiele ist 17. Febr. 1870 in Groß-Schwarzlosen (Kr. Stendal, Prov. Sachsen) geboren. Er ist Landwirt (Rittergutspächter) und Fabri- ssttU.^me Pension als früherer Reichsinnenminister (1925) hat er zugunsten der Kriegsblinden verzichtet.
Reichsverkehrsminister Dr. Wilhelm Koch-Düsseldorf wurde im März 1877 in Döngas bei Eisenach geboren. Er erlernte das Schreinerhandwerk und war 1908 bis 1913 evang. Arbeitersekretär in Hagen in Westfalen, woraus er bis 1921 die Leitung des Reichsoerbands Deutscher Staatsarbeiter und Bediensteter übernahm. Seit 1924 ist er in der Gewerkschaft Deutscher Eisenbahner tätig und zugleich
Neue Nachrichten
Die Erwerbslosigkeit in der ersten Zanuarhälfte 1927 Berlin. 30. Jan. Die Zahl der männlichen Hauptunterstützungsempfänger ist in der Zeit vom 1. zum 15. Januar 1927 von 1 472 000 auf 1 551 000, die der weiblichen von 275 000 aus 283 000 gestiegen. Die Gesamtzunahme beträgt rund 5 v. H. Die Zahl der Zuschlagsempfänger ist von 1 966000 auf 2 070 000 gestiegen. In der zweiten Dezem- berhälfts hatte die Zahl der Hauptunterstützungsempfänger uw 278 000 oder rund 19 v. H. zugenommen. Die Verschlechterung des Arbeitsmarktes hat also in ihrem Ausmaß nachgelassen. In einzelnen Teilen Deutschlands ist die Er- ch^rbslosenzahl überhaupt nicht gestiegen, im Rheinland und in Westfalen sogar um einige tausend zurückgegangen.
Ein gefährlicher Reichsschädling entlarvt Berlin, 30. Jan. Schon seit Jahresfrist war es der Reichswehrleltung bekannt, daß gefälschte S i tz u n g s- b e r i ch t e über angebliche Besprechungen im Reichswehr- uunlsterium mit den nationalen Wehrverbänden in Umlauf gesetzt und auch im Ausland verbreitet wurden. Diese Fälschungen haben ein Unheil angerichtet, von dessen Umfang man sich noch keine klare Vorstellung machen kann. Die bekannten Angriffe im Reichstag und in einem Teil der Blätter des In- und Auslands gegen die Reichswehr sind zum guten Teil auf die Fälschungen zurückzuführen. Als Verfasser der Berichte wurde ein Mensch ermitelt, der sich Dr. Schreck nennt und angeblich Mitglied des Bundes „Oberland" sein soll. Er hat aber Hintermänner, deren man noch nicht habhaft werden konnte. Schreck behauptet, er sei früher Oberleutnant im Großen Generalstab und im Spionagedienst verwendet gewesen. Er ist aber keinem der früheren Generalstabsoffiziere bekannt. Im Ge- neralstab gab es keinen Oberleutnant Schreck, auch wurden im Krieg niemals Offiziere als Agenten verwendet. Cs ist ferner festgestellt, daß außer den genannten Berichten noch andere gefälschte Befehle und Landesver- l^sdtgungspläne im Umlaufsind, von denen auch das A usland Kenntnis erhalten hat. Unter anderem hat die französische Presse auch gefälschte „zehn Gebote des Junadeutschen Ordens erhalten, die angeblich zum
zweiter Vorsitzender des Vesamtverbands der evang. Arbeitervereine Deutschlands. Der Nationalversammlung bezw. dem Reichstag gehört er seit 1919 an.
Reichspostminister Dr. Schätzt ist 1886 geboren; er stammt aus Oberfranken und ist Jurist. In der Münchner Abteilung des Reichspostministeriums war er in den letzten Jahren Staatsrat.
Hindenburg bestätigt die Minister.
Berlin, 30. Jan. Der Reichspräsident hat den bisherigen Reichkanzler Dr. Marx in seinem Amte als Reichskanzler bestätigt, aus dessen Vorschlag den Reichsminister des Auswärtigen Dr. Stresemann, den Reichsarbeits- minister Dr. Brauns, den Reichswehrminister Dr. Geßler, sowie den Reichswirtschaftsminister Dr. Lurtius in ihren bisherigen Aemtern bestätigt und den badischen Staatspräsidenten und Finanzminister Dr. y. c. Koehier zum Reichsfinanzrninister, den Reichsminister a. D. Schiele, Mitglied des Reichstags, zum Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft, den Verbandssekretär Dr. h. c. Koch, Mitglied des Reichstags, zum Reichsverkehrsminister und den Staatssekretär Dr. Schätze! zum Neichspostminister ernannt. Mit der Wahrnehmung der Geschäfte des Reichsministers für die besetzten Gebiete hat der Reichspräsident den Reichskanzler Dr. Marx beauftragt. Die Ernennung der Neichsminister der Justiz und des Innern hat der Reichspräsident mit Rücksicht auf die noch nicht abgeschlossenen letzten Verhandlungen bis Montag abend vertagt.
Der Dank des Reichspräsidenten.
Berlin, 30. Jan. Der Reichspräsident hat den aus ihren Aemtern scheidenden Reichsministern in an sie ge- l richteten Schreiben seinen Dank und seine Anerkennung für die dem Vaterlande geleisteten Dienste ausgesprochen.
Wirth gegen Marx.
Berlin, 30. Jan. Der ehemalige Reichskanzler Dr. Wirth gibt dem „Berl. Tagebl." auf die Frage, wie er sich zu der neuen Negierung stelle, folgende Antwort: Ich stehe der Negierung fremd und ablehnend gegenüber. Ihre Zusammensetzung, besonders auf den Posten, die die Republik schützen sollen, veranlaßt mich als entschiedener Republikaner, bezüglich der Vertrauensfrage mit einem starken Nein zu antworten.
Rachekrieg anreizen. Eine solche Fälschung ist z. B. Briand beiden GenferVerhandlungenindieHände gespielt worden. — Gegen Schreck ist ein Verfahren wegen Landesverrats und Urkundenfälschung eingeleitet. Schreck hat zugegeben, daß die Schriftstücke gefälscht und von ihm im Ausland verwertet worden sind, er sei aber lediglich ein Werkzeug seiner Auftraggeber gewesen.
Die deutschen Studenten gegen Becker
Magdeburg, 30. Jan. Die Aussprache zwischen Rektoren der preußischen Hochschulen und dem Hauptousschuß der Deutschen Studentenschaft ergab eine vollkommen einmütige Haltung in der Auffassung, daß der Vorwurf, den der preußische Kultusminister Becker den preußischen Studentenschaften in einem Brief vom 24. Dez. 1926 machte, daß diese „gegen Geist und Wortlaut" der scaatsministeriellen Verfügung vom 18. Sept. 1920 verstoßen hätten, unzutreffend sei. Zum zweiten wurde zum Ausdruck gebracht, daß das Verlangen des Ministers, die preußischen Einzelstudentenschaften sollen das Studentenrecht der auslandsdeutschen Studentenschaften ändern, unmöglich sei. weil die preußischen Studentenschaften keinerlei Machtmittel zur Erfüllung dieser Forderung haben.
Die Deutsche Landsmannschaft gegen Becker. Auch die Deutsche Landsmannschaft, die mit ihren annähernd 20 000 Mitgliedern aller Altersklassen in der Akademiker- und Hachschulbewegnng eine führende Bolle spielt, hat in ihrer letzten Hauptausschußsitzung entschieden gegen die Versuche des preußischen Kultusministers zur Unterdrückung der akademischen Freiheit Stellung genommen. Die Landsmannschaft erklärt es für ein Unrecht, daß der Studentenschaft die Verfassung genommen wird, die ihr einst das Kultusministerium selbst zugestanden hak, und sieht im Ergebnis der angedrohken Maßnahmen eine Knebelung und Uebrr- frmedung des deutschen Geistes.
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Eine sonderbare „Verständigung"
Paris, 30. Jan. Das „Echo de Paris" will wissen, in den Verhandlungen über die deutschen O st f e st u n g e n gehe man einer „Verständigung" auf der Grundlage entgegen, daß Deutschland aus die Befestigungen bei Küstrin
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