Oberndorf am Neckar. In Tcutschland gibt es etwa 80 Oberndorf, davon entfalten allein 57 auf Bayern. Die Post bat deshalb wegen der vielfach ungenügenden Ortsbezeich- nung ihre liebe Not und das Publikum den Schaden. Man sollte daher stets Oberndorf, Neckar, ausfchreiben. Die Be­zeichnung a. N. führt, schlecht geschrieben, zu Verwechslun­gen mit a. M. am Main.

Die Zugtelephonie. In den Schnellzügen BerlinHam­burg ist bekanntlich seit Juni 1926 die drahtlose Zug­telephonie eingerichtet, die es ermöglicht, nicht nur vom fahrenden Zug aus zu telephonieren und zu telegraphieren, sondern auch den Zug durch Ferngespräche und Telegramme von irgendwoher zu erreichen. Gleichartige Versuche sind in andern Ländern bis jetzt ohne Erfolg geblieben. In den 10 täglich zwischen Berlin und Hamburg hin und her verkehrenden Schnellzügen wird von den Apparaten durch­schnittlich im ganzen SOmal im Tag Gebrauch gemacht. Auch die Linie BerlinMünchen ist nunmehr ausgebaut. Da aber in nächster Zeit verschiedene Verbesserungen zu erwarten sind, wird mit dem weiteren Ausbau zunächst wgernd verfahren.

Fischgräten im Hals, wie ist da zu helfen? Viele Leute essen keine Fische, weil sie Angst haben, ihnen könnte eine Gräte im Hals stecken bleiben. Namentlich Mütter ver­meiden oft aus diesem Grunde, ihren Kindern Fische vor­zusetzen. Allen Aengftlichen sei darum ein Mittel ver­raten, das besser hilft als die berühmte Kartoffel oder das Stück trockenes Brot: man schlucke ein rohes Ei auf einmal ganz hinunter! Das Ei reißt die Gräte mit sich, wenn sie sich nicht gar zu fest eingesetzt hat, das Eiweiß umhüllt zu­dem die Gräte, damit sie keinen Schaden mehr anrichten kann.

DasVika-Glas" ein neuer Heilfaktor? Ende 1925 kamen auf dem englischen und amerikanischen Markt neue Gläser in den Handel, die sich im Gegensatz zu anderen Glassorten stark durchlässig für die unsichtbaren ultravioletten Strah­len zeigten, die bekanntlich auf das Wachstum der mensch­lichen, tierischen und pflanzlichen Zellen einen günstigen Einfluß ausüben. Mit dem Glas, dem man den Namen Vita-Glas gab, sollen in England und Amerika bereits überraschende Erfolge in der Heilbehandlung erzielt wor­den sein. Ein begeistertes Gutachten gab u. a. die Lon­doner Zoologische Gesellschaft, die mit dem Vita-Glas dar Löwenhaus des Zoo ausstatten ließ und eine ausgezeichnete Wirkung auf Wohlbefinden der exotischen Tiere konstatie­ren dürfte. Aus Berliner Glas-Fachkreisen verlautet, daß es in Deutschland nach verschiedenen Verfuchen bisher nicht gelungen sei, ein derartiges Glas berzustellen und man sich daher entschlossen habe, einen Posten Vita-Glas aus Eng- land zu beziehen. Ein Berliner Krankenhaus wird das Glas zunächst praktisch erproben, und die Direktion des Berliner Zoologischen Gartens Hot die Absickn, einen Käfig mit Klein­raubtieren mit dem neuen Glas einzudecken.

Fälschung von Versicherungsmarken. Eine Fälscher­werkstatt, in der seit Oktober 1925 in großem Umfang Marken für die Invaliden- und Angestelltenversicherung hergestellt wurden, würde in Spandau von der dortigen Kriminalpolizei ausgehoben. Der Fälscher, ein 36sähriger Graphiker Fritz G o t t l i e b. der schon mehrfach vorbestraft ist, und die Vertreiber der Fälschungen, zwei kaufmännische Angestellte, eine Buchhalterin und ein Kassenbote, wurden verhaftet. Sämtliche Maschinen und Geräte wurden be­schlagnahmt.

Tübinger Jubiläumsspende. In den Tagen vom 24. bis 27. Juli feiert die Universität Tübingen ihr 450jähriges Bestehen. Aus diesem Anlaß ist geplant, der Universität eine Jubiläumsspende des ganzen Schwabenlands zu über­reichen. Es wurde ein Arbeitsausschuß gebildet, der einen Aufruf an das württembergische Volk Anfang Februar herausgeben wird. Vor allem soll die Spende Mittel ge­winnen zur Sicherung des akademischen Nachwuchses Ferner soll sie zur Ausgestaltung der wissenschaftlichen Institute sowie zur Erwerbung eines geeigneten Platze» für die Leibesübungen der Studenten und eine» Hause» für die auslandsdeutschen Studenten ni Tübingen dienen. Es wurde außerdem ein besonderer Presse und Werbeaus- schuß gegründet.

Die sozialen Ausgaben des Reichs belaufen sich nach dem Reichshaushaltplan für 1927 alles in allem auf rund 2,5 Milliarden Mark oder 57 o. H. der Gesamtausgaben. Hievon entfallen auf Kriegsbeschädigte und Kriegerhinter­bliebene 1,5 Milliarden oder 38 v. H. der Gesamtausgaben, auf Erwerbslosenunterstützung, Arbeitsvermittlung usw. 380 Millionen, Reichszuschüsse zu den Invalidenrenten 200 Millionen, Wochenhilfe 25 Millionen. Für Aufwertung sind 357 Millionen in den Haushaltplan eingesetzt.

Die Aahrpreisvergünstigunn für Studierende. Die den Studierenden der deutschen Hochschulen gewährte Fahr­preisvergünstigung der Schülerferienkarten (Ermäßigung des Fahrpreises um 50 v. H.) kann in Zukunft nachträglich durch Erstattung auch solchen Studierenden gewährt wer­den, die den Hochschulort schon vor Beendigung der Se­mester- oder Weihnachtsferien aufsuchen, um wissenschaftliche Arbeiten zu erledigen oder an Prüfungen teilzunehmen. Um die Vergünstigung, die nur eingeschriebenen Studierenden zusteht und nicht für mehrmalige Reisen, sondern nur für je eine Hin- und Rückfahrt während der einzelnen Ferien in Anspruch genommen werden darf, zu erlangen, ist die Bescheinigung eines Dozenten über die Notwendigkeit der früheren Reife erforderlich. Anträge sind auf vorgeschriebe- ne,n Formular auf dem Abgangsbahnhof zu stellen.

Kinderlogik.Nicht wahr, Papa, die Frau nennt man die bessere Hälfte des Mannes?"So sagt man!" Und wenn ein Mann zweimal heiratet, dann ist also über­haupt nichts mehr von ihm übrig."

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Gustav Renner. Wie wir hören, werden wir in Wild- bad nun auch mit einem der Schauspiele des schlesischen Dichters Gustav Renner bekannt werden, dessen tzo. Ge­burtstag (17. Oktober) voriges Jahr manche Federn ver­anlaßt hat, auf diesen noch viel zu wenig bekannten Dichter hinzuweisen. Fräulein Marie Springer, über 20 Jahre Lehrerin am Mädchengymnasium zu Stuttgart (wohin sie auf Grund ihrer Shakespeare-Dorträge berufen worden), hat sich schon seit vielen Jahren mit den Renner'- schen Dichtungen vertraut gemacht, dieselben rezitiert und Vorträge über sie gehalten, ja, sie hat RennersAlkeste" mit ihrem dramatischen Lesekranz und einer Gruppe Studenten in Stuttgart zweimal erfolgreich zur Aufführung gebracht (das zweite mal auf Wunsch des Stuttgarter Liederkranzes). In Stuttgart, Gmünd, Maulbronn, Na­

gold trug Frl. Springer das herrliche Werk, das die Kritik als wahrhaft klassisch bezeichnete, wiederholt mit großem Beifall vor.Frl. Springer las mit tiefem Ver­ständnis und treffendem Ausdruck", heißt es in einer Zei­tungskritik,sodaß die Vorlesung als vollgültiger Ersatz für eine Aufführung gelten konnte; ja, der Gedanken­reichtum und die klassische Schönheit der Dichtung kam auf diese Weise vielleicht noch zu vollkommenerer Wir­kung, als auf der modernen Bühne." Wir möchten noch erwähnen, daß auch ohne Vorbildung das Werk für jeden verständlich ist, der Freude an einer schönen Dich­tung hat, da Frl. Springer einleitend einige Erklärungen geben wird. Bezüglich des Dichters erwähnen wir, daß er zu Freiburg in Schlesien geboren wurde, in seinen Jünglingsjahren eine Zeit lang die Maler sch ule zu Breslau besuchte, dann als Maler und Schriftsteller nach Berlin zog, sich mit einer schönen Ostpreußin verheiratete und dort nun schon lange, als Bibliothekar an der Kunst­gewerbeschule angestellt, zurückgezogen lebt, trotzdem aber Welt und Leben mit forschendem Auge betrachtet und aus seiner Großstadteinsamkeit heraus eine Reihe bedeutender Werke*) gesandt, welche zum Teil schon in Amerika An­erkennung gefunden haben; Verschiedene Werke harren noch des Druckes. -- Me Renner'schen Frauengestalten dürfen besonders auf das Interesse und den Dank der deutschen Frauenwelt rechnen.

Sternennacht.

In stiller Nacht, in wunderstiller Nacht Ausbreit' ich meine Arme in das Schweigen:

O wüchsen sie zu lichter Schwingenpracht,

In jene blauen Räume aufzusteigen I

In stiller Nacht, in wunderstiller Nacht Will sich mir klar ein süß Geheimnis zeigen,

Doch seiner unergründlich hohen Macht Muß fchauernd ich das Haupt in Demut neigen.

Gustav Renner.

*

Mein Ziel.

Was ist dein Ziel? So sprich!" Ich weiß es nicht.

Doch lockt es mich zur Höhe immer, immer;

Weit unter mir verblaßt der Erde Schimmer,

Doch fragst du mich: wohin? Ich weiß es nicht.

Mein Ziel? Ich bin es selbst. Ich fühle tief.

Daß sich in mir ei» Etwas will entfalten.

Das noch kein Name nennt, daß sich gestalten Li» Bildnis will, das immer in mir schlief.

So schlag denn zu, o Schicksal, Schlag auf Schlag!

Ich weiß nicht, was dem Meißel sich entringt,

Nur, daß es mehr und mehr zum Lichte dringt.

Ich bin nicht immer selbst. Einst wird es Tag.

Gustav Renner.

Gedichte" (vergriffen),Ahasver" (vergriffen,,Merlin" lTrag.),Alkeste" (Myth. Drama),Francesea" lTrag.),/Dunkle Mächte" (Trag.),Heimkehr" (Rom ),Novellen",Gedanke und Gedicht" (Aphor ).

Sprechsaal.

FSr die unter dieser Rubrik stehenden Einsendungen übernimmt die Redaktion nur die preggesetzliche Verantwortung.

Fastnachtsgedanken. Wenn man jetzt eine Zeitung aus einer größeren Stadt (ich denke dabei namentlich an Pforzheim) in die Hand nimmt, so sind darin (übrigens schon seit Wochen) in jeder Nummer einige Einladungen zu Scherz-, Kappen- und anderen in die Fastnachtszert ge­hörenden Abenden und Veranstaltungen enthalten. Und wir in unserer Kleinstadt ärgern uns darüber, weil wir immer noch die Zeit für zu ernst für solche Lustbarkeiten halten, weil es noch viel zu bald ist (Fastnacht fällt in diesem Jahr bekanntlich auf den 1. März) und weil wir wenig oder gar kein Geld für solche Sachen haben. Haben denn aber die Pforzheimer mit ihrer seit langem schwer darniederliegenden Bijouteriebranche mehr Geld als wir? Es scheint so; man darf aber auch nicht vergessen, daß lange nicht alle Pforzheimer arme Goldschmiede sind, sondern'daß es dort auch viele reiche Fabrikanten und Geschäftsleute, fowie gutbezahlte Angestellte gibt, nicht zu vergessen die vielen hervorragenden Kunstgewerbler, die nun einmal nicht immer so trocken dahinleben können, sondern etwas Anregung brauchen. Die Goldschmiede, welche gerade kein Geld haben und doch unbedingt zu einer Fastnachtsredoute wollen, wissen sich übrigens als praktische und skrupellose Leute, die in der Welt herum­kamen, zu helfen: Wozu gibt es denn auch Leihhäuser in größeren Städten? Flugs wird die Uhr versetzt oder sonst was,und wenn das Oberbett mit dem Unterbett im Leihhaus tan,t, ich will und muß zur Redoute I" sagt dies leichtlebige Völkchen sich manchmal. Aber nicht bloß in Bijouteriefabrikstädten ist's so, sondern hauptsächlich in der schönen Rhein- und Moselgegend, ganz besonders aber in Mainz und Köln. Dort muß der alsPrinz Karneval" Auserkorene nicht nur ein schöner, sondern auch ein reicher Mann sein, denn er muß seinen Freunden und Freun­dinnen imponieren können! Zwanzig, ja dreißigtausend Mark und noch mehr muß er zu Ehren des Prinzen Kar­neval, ohne mit den Wimpern zu zucken,fliegen" lassen können, denn dort werden kolossale Anforderungen an ihn gestellt, und die Feierlichkeiten dauern nicht etwa, wie bei uns im Schwabenland, nur einen Tag, sondern gleich ein paar Wochen. Und das kostet ein Heidengeld I Fragteinmal die freundlichen, stattlichen Rheinländer, welche während der Saison immer so zahlreich nach Wildbad kommen, ob ich etwa mit Vorstehendem zu viel sagte. Ja, da sind wir Schwarzwälder ganz armselige Schlucker dagegen, über­haupt wir Schwaben alle im Unterland. Im Oberland dagegen, überhaupt in katholischen Gegenden, läßt man die Fastnacht nie sang- und klanglos verstreichen. Bei dieser Gelegenheit fällt mir ein hübscher Fastnachtsstreich ein, der sich vor längerer Zeit in einer Bijouteriefabrik­stadt ereignet hat. Der steinreiche Inhaber einer Ketten­fabrik hat einem tüchtigen, blitzsauberen jungen Goldschmied fchon wiederholt die 'erbetene Aufbesserung aus lauter Geiz abgeschlagen. Und Anton, der Goldschmied, der bald Hochzeit machen wollte und dessen Braut ebenfalls hübsch, aber arm war, sann auf Rache. Und er fand sie, denn

er kannte den alten Geizkragen und seine Neigungen ganz genau. Er lieh sich ein.hiibsches^Kostüm, ging auf die Fastnachtsredoute, wo er^sich, tadellos als Tirolerin ver­kleidet (seine Braut hatte ihm dabei geholfen), immer in der Nähe des Weinzeltes Herumtrieb. Seine Spekulation war gut, bald kam der reiche Geizkragen angetänzelt und bat die fesche, schankeTirokerin" um einen Tanz. Nach demselben führte er sie ins Weinzelt, wo es eineintime Schampesecke" gab, und ließ Sekt auffahren. Anton soff wie ein Kürassier und heizte seinem sonst so filzigen Ehef zwischen die Tänze ganz gehörig ein. Die schönen Stunden vergingen nur zu rasch und endlich sagte die schöne Ti­rolerin:Ich muß jetzt unbedingt heim!"Ich darf Sie aber doch begleiten, holde Schöne?"Wenn's Ihnen Spaß macht, warum nicht!" Und die beiden ziehen ab, Arm in Arm natürlich. Es geht durch einige Straßen. Der Alte wird warm und wärmer. Da, an einer Straßenecke, bleibt dieTirolerin" stehen und sagt, Maske und Perücke abnehmend:Ich bin jetzt zu Haufe und danke bestens für die freundliche Begleitung und alles Andere. Im übrigen möchte ich mich nochmals Ihrer Güte für eine kräftige Aufbesserung bestens empfohlen halten!"-- Der Alte starrt ganz perplex in das jetzt plötzlich schnurr­bartverzierte Gesicht seinerTirolerin" und endlich geht ihm ein Helles Licht auf.Dees hasch jetzt net schlecht g'macht, Done. Du spitzbüebischer Donderwedder! Do hasch aweil a Trenkgeld. Heber 's Ander reda mer noch!" Und der Schande halber gab's am nächsten Zahltag eine kräf­tige Aufbesserung und einen Hundertmarkscheinals Bei­hilfe zur Hochzeit". Wenn solche Fastnachtserlebnisse auch selten sind, dieses war jedenfalls nett und die dabei fehlende Moral wurde anderweitig reichlich ausgewogen. Wir wollen also Gnade für Recht ergehen lassen. Im übrigen ist wohl die Frage am Platze: warum, ja, warum steht schließlich die Fastnacht überhaupt rot im Aalender? Weil die Kirche gestatten will, daß ein Christenmensch sich einmal im Jahr, in allen Ehren allerdings, etwas aus­leben darf, um auf Ostern zu wieder hübsch brav und bußfertig zu sein. Wer also in Wildbad etwas übriges, Geld und überschäumenden Frohsinn hat, der mag sich'' ebenfalls ruhig über die Fastnacht etwas ausleben, aber, wie gesagt,in Ehren". Das macht den Menschen noch lange nicht fchlecht! Nur ist es zu tadeln, daß schon so viele Wochen vorher mit Fastnachtsveranstaltungen inner­halb der Vereine rc. begonnen wird. Das*ist es, was in jetziger Zeit unangenehm berühren muß. Doch bringen die Fastnachtsveranstaltungen manchem auch willkommenen Verdienst; es hat eben alles seine zwei Seiten. Wem also das Fastnachtstreiben nicht gefällt (Umzüge sind üb­rigens sowieso behördlicherseits verboten), der mag sich die Ohren zuhalten oder versuchen, selbst wenigstens einem' Kappenabend rc. im lustigen Kreise seiner Freunde und Be­kannten mitzumachen, freilich nicht ohne den Haus­schlüssel I Er wird dann selbst finden, daß so was noch lange nichts in jetziger harter Zeit Ungehöriges oder gar Schlechtes ist, wie manche extra strenge Menschen ganz entrüstet meinen, sondern nur etwas, um für Stunden die Sorgen zu vergessen. Und dieses unschuldige Vergnügen sollte man doch jedem gönnen. Oaucieamus. 9 s

Briefkasten-Anfrage.

Liebe Briefkasten-Redaktion! Als treue Abonnentin komme ich heute mit einer Anfrage: Ich habe häufig die §eststellu"g machen können, daß Landfrauen, die zu Haus Kühe im Stall stehen haben, trotzdem Margarine einkaufen. Am letzten Mittwoch z. B., dem Markttage in unserem Städtchen, beobachtete ich, daß eine Bauers­frau, nachdem sie vormittags Butter, Eier u. a. auf dem Marke verkauft hatte, in einem hiesigen Geschäft Margarine einkaufte, ehe sie den Heimweg antrat. Nun frage ich mich: Für die Margarine bezahlt die Bäuerin den vollen Preis, während sie die Butter als Selbftsrzeugerin Produzentin nennt man es ja wohl zum billigen Selbstkostenpreis haben kann. Weshalb kauft sie also die Margarine? Ich habe schon versucht, mir in unserem Kränzchen darüber Aufklärung zu verschaffen, konnte aber von den Kränzel- schwestern auch keine befriedigenden Auskünfte erhalten.

Antwort der Briefkasten Redaktion.

Treue Abonnentin! Es will uns scheinen, daß Sie, geschätzte Leserin, und Ihre Kränzeischwestern nicht ganz so gut zu rechnen vrrstehen wie die besagte Bäuerin, die ihre Butter auf den Markt trägt und zu Hause mit Margarine kocht, brät und bäckt. Das Rechenexempel ist doch sehr einfach. Die Bäuerin dürfte für Pfundstück Butter RMk. 1,10 bis 1,20 erlösen. Nun kostet eine gute Margarine, z. B. Rama butterfein, aber nur SO Pfennig V- Pfund. Nehmen wir an, Ihre Bauerstrau verkaufte S Pfund Butter und erlöste dafür 1112 RMk., kauite dann 5 Pfund Margarine zu S RM., so trug sie außer den S Pfund Margarine 67 RM. heim, die sie als Selbstverbraucherin ihrer Butter nicht verdient haben würde. Nicht wahr, ein recht einfaches Rechenexempel? Uebriqens tut die Bäuerin im kleinen dasselbe, was die landwirtschafttreibende Bevölkerung der Butter exportierenden Länder, wie z. B. Holland oder Dänemark, im großen Stil tut. Dänemark z. B. exportiert alljährlich ca 2,5 Millionen Zentner Butter nach dem Ausland, während der Margarineverbrauch im Lande ca. 19 kg. pro Kopf oder in diesem Falle wohl richtiger gesagtpro Mund" beträgt, gegenüber einem Margariiieoerbrauch von nur 66 kg. in Deutsch­land pro Kopf der T^völkerung. Also ganz dasselbe im großen: Man verkauft einen guten Tcil der teuren Butter ins Ausland, greift selbst zu der viel billigeren Margarine (Rania butterfein) und Reckt den Gewinn au» der Preisdifferenz schmunzelnd in die Tasche. Man kann dagegen auch nichts einwenden, denn im Nährwert besteht zwischen Naturbutter und guter Kunstbutter kein Unterschied. Jeden­falls sehen Sie, verehrte Abonnentin, daß wir Städter gar keine Veranlassung haben, vomdummen Bäuerlein" zu sprechen, sondern von unserer sparsamen und rührigen Landbevölkerung sogar noch manches lernen können.

Evangelischer Gottesdienst. 4. Sonntag nach Er­scheinungsfest 30. Januar. 9^ Uhr Predigt, Stadt- Pfarrer Dr. Federlin. 10^ Uhr Kindergottesdienst. 1 Uhr Christenlehre (Söhne), Stadtvikar Dieterich. 5 Uhr Bibel­stunde, derselbe.

Katholischer Gottesdienst. 4. Sonntag nach Epiph. 7Vt Uhr Frühmesse. 9 Uhr Predigt und Amt. Werktags: Täglich 7 Vs hl. Messe.

Beichte: Samstag nachmittag von 4 Uhr an, Sonn­tag und Werktag in der Frühe.

Kommunion: Sonntag und Werktag bei der hl. Messe.

O/L Le/LraKcka/rre/Se /Ä ok'e ««c/