andern greisen. Ein Abgrund trenne die beiden Auffassungen. Solange dieser nicht aufgefüllt sei, werde nichts die Beunruhigung beseitigen können, die zur« zeit auf Europa laste.
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Wenn solche Auifassunaen im Pariser Ministerium des Ae' ',ern herrschen. so versteht man, dach die Verständigung so langsam vorwärts gekommen ist. Mit dem Deutschland, das „keine Enllchädiannaen zabtt", das „durch den Frieden seine Krieaszwle erreichen will", kann dieses Frankreich sich natürlich nicht vertragen. Allerdings ist Seydoux den Beweis für seine Behauptungen schuld!" geblieben. Bon den Zahlungen nach dem Dewesschen Plan erhält Frankreich 62 Prozent und auch an sich beträchtliche Summen, die es durch den Abbau der unproduktiven Ausgaben für Besatzung und Ausschüsse noch erhöhen könnte- Die „Vorkriegspläne" Deutschlands bestehen nur in der Einbildung, und sie im Frieden durchsetzen könnte Deutschland gar nicht.
Neue Nachrichten
Aufkrüge der Reichsbahn
Berlin, 28. Jan. Der Berwaltungsrat der Deutschen Reichsbahngefellschaft beschloß, da der vorläufige Ueberblick über die Betriebsergebnisse des Jahres 1926 einen befriedigenden Abschluß erhoffen lasse und eine günstigere Verkehrsentwicklung zu erwarten sei, größere Aufträge, die für eine spätere Zeit vorgesehen waren, schon jetzt zu vergeben, um für die Industrie Arbeit zu schaffen. So sollen 200 Lokomotiven, etwa 1000 Personen- und 2000 Güterwagen bestellt werden. Die Umwandlung der Strecke München—Kufstein und Freilassing und der restlichen Vorortstrecken von München in elektrischen Betrieb wird durchgeführt. — Der Beamtenbestand der Reichsbahn soll nicht weiter allgemein verringert werden, dagegen wird entsprechend dem geringeren Arbeitsanfall im Jahr 1927 noch eine Verringerung der Arbeiterzahl um etwa 5000, jedoch erst vom 1. April ab, notwendig werden. Die Verwaltung wird wegen der Unterbringung der freiwerdenden Kräfte Verhandlungen mit den Ländern und Gemeinden treffen.
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Line Freundschaftskundgebung in Bern
Bern, 28. Jan. Der deutsche Gesandte in Bern, Dr. Adolf Müller, hatte am Mittwoch abend den schweizerischen Bundesrat mit dem Bundespräsidenten Motta zu einem Festabend auf der Gesandtschaft eingeladen, um im Namen, des Reichspräsidenten von Hindenburg als Dank für die im letzten Jahr abgeschlossene schwei- z e r i s ch e H i l f s t ä t i g k e i t für Deutschland in der Nachkriegszeit eine wertvolle gemalte Glasscheibe von Pechstein zu überreichen. Das Kunstwerk, das allen Bundesräten und auch einer Anzahl anderer um die Hilfstätigkeit verdienten Persönlichkeiten zugestellt wird, stellt eine Frauenfigur dar, um die sich eine Anzahl Kinder gruppiert: es trägt die Inschrift: „Reichspräsident v. Hindenburg den Freunden in der Not". — Bundespräsident Motta dankte in einer langen Rede und sagte u. a.: Das deutsche und das schweizerische Volk leben seit undenklichen Zeiten in ungetrübter Freundschaft nebeneinander. Deutschland hat den Schweizern stets gastliche Aufnahme bereitet. Seine Hochschulen waren von unsern Akademikern bevölkert. So manchem unsrer Künstler und Schriftsteller hat Deutschland den Weg zu Ansehen und Ruhm geebnet. So steht die Schweiz gegenüber Deutschland in mehr als einer Hinsicht in offenkundiger Dankesschuld, und war es ihr nun möglich geworden, diesem Empfinden durch die Tat Ausdruck zu verleihen, so würde sie sich doppelt gefreut haben, wäre der Anlaß hierzu nicht für Deutschland eine Zeit schwerer Heimsuchung gewesen. Nun brechen aber wieder hellereZeiten an. Die Wiederaufrich- tüngDeutschlands ist eine Grundbedingung der Weiteraufrichtung von ganz Europa. Wir kennen den Fleiß und den Ordnungs- und Arbeitssinn, wir kennen die hervorragende Aufopferungsfähigkeit des deutschen Volks, und es 'st uns eine Genugtuung, daß zwischen den ehemaligen Kriegführenden der Geist der Versöhnung und Solidarität wieder eingekehrt ist. Ich entbiete dem Reichspräsidenten v. Hindenburg, dieser gewaltigen, weltgeschichtlichen Gestalt, der dereinst wie ein Held der alten deutschen Sagen im Bewußtsein der deutschen Nation fortleben wird, den Ausdruck unserer Verehrung. Seine Worte sind uns ein besonders teures Pfand der dauernden guten Beziehungen zwischen den beiden Völkern.
Verhaftung eines russischen Gesandkschafksbeamken in Warschau
Warschau. 28. Jan. Wie „Kurjer Poranny" mitteilt, ist ein höherer Beamter der Presseabteilung der sowjetrussische,, Gesandtschaft in Warschau, ti s m a n s k i, wegen Beteiligung an Spionage gegen Polen verhaftet worden.
Englisch-asiatischer Block
London, 28. Jan. Man spricht davon, daß die englische Politik dem asiatischen Block von Rußland, der Türkei, Afghanistan, Persien und China einen andern Block entgegenstellen wolle, der Syrien und die arabischen Staaten zu- sammensassen und sie mit Indien verbinden soll- Bis jetzt sind entsprechende Handelsverträge abgeschlossen, es ist aber auch noch ein weirausgreifeudes Eisenbahnsystem geplant, und zwar zunächst eine Bahn in Palästina, die von El-Arisch über Berseba, Hebron, Jerusalem nach Amman, Kerbela und Bagdad führen soll. Eine weitere Linie ist von Port Fuad längs der Küste nach Tel Aviv und Amman geplant.
Die Meinung der Araber über die englischen Pläne sind geteilt. Sie wünschen wohl einen großarabischen Staat, wollen aber nicht der Sturmbock gegen die andern asiatischen Völker zum Nutzen Englands sein.
Württemberg
Stuttgart, 28. Januar.
Todesfall. Generalmajor a. D. von Spindler ist hier im Alter von 82 Jahren gestorben. Cr war zuletzt Kommandeur des Landwehrbezirks Eßlingen und in der Oeffentlichkeit bekannt wegen seiner literarischen Neigungen. Für ein von ihm verfaßtes Festspiel aus Anlaß einer Er- innerungsfeier seines Regiments erhielt er vom König die Goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft.
Württembergs Anteil am Reichsarbeitsbeschaffungsprogramm. Wie der „S.M," schreibt, sind im Reichsarbeits- beschafftingsprogramm für württembergische Reichsbahnstrecken 4 915 000 „1t vorgesehen, und zwar für die Nebenbahn Spaichingen — Reichenbach 870 000 „1t, Schömberg — Rottweil 1 720 000 -lt, Klosterreichenbach — Raumünzach 2 325 000 -1t. Für diese Arbeiten ist ein Zeitraum von drei Jahren vorgesehen. Am Beschaffungsprogramm der Reichspost ist Württemberg mit 10,5 Millionen beteiligt. Eine Million Mark ist vorgesehen für die Verbesserung der Hoch- wasserverhältnisse zwischen Cannstatt und Münster. An der produktiven Erwerbslosenfürsorge für 1926 ist Württemberg mit 3,2 Millionen beteiligt. Die Ausfallbürgschaft des Reichs stellt sich für Württemberg auf 8 027 641 RM.
Aus dem Verkauf von Wohlfahrksbriefmarken wurden als erster Teilbetrag an die Reichsgeschäftsstelle der Deutschen Nothilfe 100 600 Mark überwiesen.
Wintersporisonderzüge. Am kommenden Sonntag verkehrt je ein Wintersportsonderzug nach Voll und Lichtenstein und zwar: Stuttgart ab 6.27 vormittags, Voll an 8.06. Rückfahrt: Voll ab 5.55 nachmittags, Stuttgart an 7.26. Der Zug hält an in Cannstatt, Untertürkheim, Eßlingen, Schlot. Stuttgart ab 6.22 vormittags. Lichtenstein an 8.41. Rückfahrt: Honau ab 6.25 nachmittags, Stuttgart an 9.19. Der Zug hält an in Cannstatt, Untertürkheim, Eßlingen, Nürtingen, Metzingen, Reutlingen, Honau, auf der Rückfahrt auch in Pfullingen.
Zirkus Sarrasani. Tausend und eine Nacht wird lebendig in der prunkvollen Schlußpantomime bei Sarrasani. Die Sage weiß von Kasutra Ra Tabare zu berichten, daß er durch unerhört kühne und grausame Taten die Gegend um Jod Pur ein ganzes Jahrzehnt in Aufregung hielt und selbst nicht davor zurückscbreckte, die schöne Tochter des Maharad- schah zu rauben. Liefe freche Tat wurde sein Verhängnis, denn der Maharadscha bot seine ganze Streitmacht auf, den Räuber seines Kindes zu fangen. Zwischen den Ruinen eines alten Buddah-Tempsls fand der letzte entscheidende Kampf statt, bei dem die Mannen Kasutras fielen, er selbst aber durch Verrat in die Hände des Mabaradscha geriet. Furchtbar war die Rache des beleidigten Fürsten. In den Gärten seines Palastes veranstaltete er ein großes Fest aus Freude über die Gefangennahme des Räubers, das mit der Hinrichtung desselben eingeleitet wurde. In Zentnerschwere Ketten gefesselt wurde der Räuber vor den Thron des Maharadscha gebracht, der ihm nach altindischem Brauch von seinem Riessnelefanten das Haupt zertreten ließ. Hans Stosch-Sarrasani hat dieses Moment in der Schlußpantomime seines Zirkusprogramms wieder lebendig werden las-
Die Spinne.
Roman von Sven Elvestad.
Berechtigte Uebersetzung aus dem Norwegischen von Julia Ko, p l.
Copyright by Gretner L Comp., Berlin W 30.
(Nachdruck verboten.)
SO. Fortsetzung.
„Lebt sie?"
„Ja, sie lebt."
„Warum hat sie kein Lebenszeichen von sich geben können?"
„Weil sie als geisteskrank eingesperrt ist."
„Hat sie... hat sie viel gelitten?"
Valentine antwortete nicht.
„Wenn sie gelitten hat," fahr Krag fort, „soll keiner von Ihnen meiner Rache entgehen."
„Ich fürchte Sie," antwortete Valentine, „und ich bewundere Ihre Kaltblütigkeit und Kühnheit."
Krag hatte sich jetzt erhoben und stand ihr gegenüber. Tie Erregung hatte eine zarte Nöte in Valentines Hals und Wangen aussteigen lassen, was sie noch schöner machte.
Valentine »erstand, woran er dachte, :>nd ein Lächeln jlog über ihr Antlitz.
Sie hatte ihre gewohnte Sicherheit wiedergewonnen xnd sprach ruhig und bestimmt, ohne Bebe» in der Stimme.
Asbjörn Krag stand noch immer mit dem Revolver tn de»r Hand, aber er hatte ihn gesenkt.
„Sparen Sie Ihre Komplimente," jagte er, „und lassen Sie uns diese peinliche Szene beenden."
„Wenn ich Ihnen jetzt sage, wo Ada zu finden ist, fuhr Valentine unangefochten fort, „welche Sicherheit habe ich dann, daß Sie Ihr Versprechen halten?"
Ter Zug, der ins südliche Ausland fahrt, geht morgen mittag um 1 Uhr," antwortete Asbjörn Krag, „niemand wird Sie hindern, diesen Zug zu benutzen.
„Und wenn ich nicht reise?" , ^ ,
„Ich Habs Ihnen ja bereits gesagt, daß Sie in diesem Fall die Folgen selbst zu tragen haben. Ich möchte ^hnen
aber aufs entschied, nste raten, abzureisen. Wären Sie nicht > so schlau gewesen, sich Adas als Geisel zu bemächtigen, , dann säßen Sie schon lange hinter Schloß und Riegel. Bis morgen um 1 Uhr wird Ihnen niemand ein Haar! krümmen. Falls Sie aber nicht reisen, werden Sie und ! Ihre Bande sofort verhaftet. Ich lasse mich überhaupt nur aus diese Bedingung ein, um das unschuldige junge Mädchen, für das jede Minute kostbar ist, zu retten. Ich verzichte außerdem darauf. Sie wegen des Mordes, den^ Sie an Ihrem Kameraden aus dem Gut des Kammerherrn begangen haben, zur Verantwortung zu ziehen. Ten Herrn ! den Sie töten ließen, weil er Ihnen unbequem wurde und Adas Versteck verraten wollte. Dagegen werden Sie es mir nicht übelnehmen, wenn ich den geplanten Streich f gegen den Kammerherrn vereitle." s
„Geben Sie mir keine andere Sicherheit als Ihr Versprechen?" fragte Valentine flüsternd. ,
„Nein. Eine andere Sicherheit als mein Wort können Sie nicht erhalten, das ist aber auch mehr als genug. Wenn Sie Ihren Teil der Uebereinkunft erfüllen, kann nichts mich hindern, auch den meinen innezuhalten."
Valentine betrachtete ihn lange schweigend.
„Ich glaube Ihnen," sagte sie und reichte ihm die Hand.
Asbjörn Krag nickte, machte aber keine Miene, die vargebotene Hand anzunehmen.
Valentine zuckte zusammen. Sie wurde offenbar aufs tiefste gekränkt, aber sie lächelte, als sie sagte:
„Es gibt viele Männer, die sich glücklich preisen würden, wenn sie einen Kuß auf meine Hand drücken dürften."
Krag antwortete nicht.
, „Txr Sie mich aber nun einmal besiegt haben," fuhr Valentine fort, „so erlauben Sie vielleicht, daß ich Ihnen erne kleine Erinnerung an unsere Begegnung überreiche."
„Eine Erinnerung, g Ege Frau?"
,,^za, dieses Blumenönkett," antwortete Valentine einschmeichelnd.
Und jetzt geschah etwas, was eine halbe Stunde später von entscheidender Bedeutung i- einer ernsten Lage fein sollte.
Vorläufig zeigte der Auftritt, daß die gefährliche Frau noch immer um ihre Stellung kämpfte, daß sie kein Mittel scheute, daß sie mit gespannten Nerven einen kleinen Bör
sen, und die ausgezeichnete Darstellung der Hauptrollen, sowie die glanzvolle Ausstattung verhelfen der Szene zu ihrem beispiellosen Erfolg.
Vom Tage. Bei den Bauarbeiten in der Ludwigsburger Straße fiel am Donnerstag nachmittag gegen 2 Uhr ein Lichtleitungsmast auf den Fahrdraht der Straßenbahn. Dadurch entstand Kurzschluß und es wurde sowohl der Lichtleitungsdraht, als der Fahrdraht auf eine größere Strecke ausgeglüht. Die Folge war eine etwa einstündige Unterbrechung des Betriebs der Linie 5 zwischen Pragwirtshaus und Zuffenhausen. Auch der Betrieb auf der Ludwigsburger- und Äahnhofstraße wurde in Mitleidenschaft gezogen. — In einem Abort der inneren Stadt wurde am Donnerstag mittag die Leiche eines neugeborenen Kindes aufgefunden.
Beim Schützenhaus verunglückten zwei Schulmädchen, die mit ihrer Klasse unter Aufsicht des Lehrers auf der Bergstraße Schlitten fnbrsn, durch Ausstößen auf eine Holzbeige. Die Verletzungen sind nicht gefährlich.
Skukkgark, 28. Jan. DieBauhütte Schwaben liquidiert. Der Aufsichtsrat der Bauhütte Schwaben, soziale Baugesellschaft m. b. B., hat beschlossen, ab 26. Jan. 1927 die Zahlungen einzustellen. Veranlassung hierzu sind größere Verluste an Bauarbeiten vom Jahre 1926 und das Borpehm einzelner Gläubiger mit Klagen und Zahlungsbefehlen.
ötuklgarl. 28. Jan. Aus dem Fenster gesprun- g e n Abends sprang in einem Hause der Kriegsbergstraße eme 44 Jahre alte Frau aus einem Fenster des zwesten Stockwerks in den Hof. Sie erlitt schwere Verletzungen, an denen sie in der folgenden Nacht starb.
Aus kem Lande
Benningen, 28. Jan. Brand. Gestern nachmittag sind hier zwei Scheuern des Frei und Gotthold Stark vollständig abgebrannt. Die Feuerwehr hatte Mühe, die Nachbn- gebäude zu retten.
Reckarsulm. 28. Jan. Altertümer. — Die lästi. g e n N a g e r. Dem hiesigen Heimat- und Altertumsmuseum wurde eine wertvolle Bibel aus dem Jahr 1587 überwiesen. Die Stadtgemeinde überwies der Sammlung einige Feuerspritzen aus alter Zeit. — In diesem Frühjahr veranstaltet der württ. Scheffelbund hier eine G a n z h o r n - F e i e r zu Ehren des weiland hier als Oberamtsrichter amtierenden Dichters von „Im schönsten Wiesengrunde". — Das Ueber- handnehmen der Mäuse geht am besten daraus hervor, daß in dem kleinen Ort Hagenbach 15 718 Stück dieser lästigen Nager auf dem Rathaus abgeliefert wurden. Für ein Stück wurden 2 Pfg. bezahlt.
Gmünd. 28. Jan. Ehrenvolle Auszeichnung. Die erste englische Kunstzeitschrift „The Studio", London, veröffentlicht in ihrer Ianuarausgabe GoldschmiedearbSiten von dein bekannten Schwäbisch - Gmünder Kunstgewerbler Fritz Möhl e r und spricht sich außerordentlich rühmend und anerkennend über seine Kunst aus. Möhler wurde aych wiederholt mit ehrenvollen Aufträgen für den Staatspräsidenten von Württemberg ausgezeichnet. Die Iubiläums- kronen für den verstorbenen Bischof von Keppier singen eben- falls aus seiner Kunstwerkstätte hervor.
Mergentheim, 28. Jan. Schioßü Vergabe. Gestern erfolgte die feierliche Uebergabe der Schloßgebäulichkeiten an die Stadt Mergentheim, die in Auftrag der Bauabteilung des württ. Finanzministeriums vom Leiter des Bezirksbauamts Hall vorgenommen wurde. Auch die Gewerbeschule wird in den Schloßräumen untergebracht werden.
Heidenheim, 28. Jan. Aufwertung. Um eine Höheraufwertung der Sparkassenguthaben zu erzielen, werden nach einer Vereinbarung mit den Bezirksgemeinden die nach dem 15. Juni 1922 mit entwertetem Papiergeld getilgten Darlehensschulden der Amtskörperschaft bei der Oberamtssparkasse mit 10 v. H. ihres Goldmarkwertes aufgewertet.
Reresheim, 28. Jan. Todesfall. In Großküchen ist infolge eines Herzleidens der 60 I. a. Oberlehrer Schwab gestorben. Schwab war 36 Jahre lang hier als Lehrer tätig: die Gemeinde hatte ihm das Ehrenbürgerrechl verliehen.
Dischingen OA. Neresheim, 28. Jap. Neue Pelztierfarm. Förster Wendler hat hier eine Pelztierfarm errichtet. Im Lauf dieser Woche sollen ungefähr 40 Tiere aus Nordamerika eintreffen. Zur Zucht sind Nerz, Skunks und Waschbären vorgesehen.
Roktweil, 28. Jan. Die Soldaten kommen. Al» gestern vormittag ein Bataillon Reichswehr mit Maschinen-
sprung zu gewinnen trachtete, nur einen winzig kleinen Vorsprung, um diesem starken, ruhigen, gelassenen Mann ^ mit dem drohenden Revolver zu entschlüpfen.
Was geschah, war folgendes:
„Tiefes Keine Blumenbukett . . .", sagte sie, indem sie ein Buket. von hellroten Rosen vom Tisch nahm.
Und wirklich war in diesem Augenblick ein rührender Klang von Hilflosigkeit und verlorener Hoffnung in ihrer Stimme. Sie war ja doch ein Weib, sollte er das Bukett nicht annehmen, um sie nicht noch mehr zu kränken und um diesem Gespräch endlich ein Ende zu machen?
„Ich liebe Mut und Entschlossenheit, wo immer ich ihnen begegne," flüsterte sie und näherte sich Krag mit den Rosen in der ausgestreckten Hand. Es war wieder etwas Katzenartiges, Gleitendes, tigerhaft Geschmeidiges in ihr, das Asbjörn Krag erschauern machte.
Und plötzlich brachte er sie mit einem lauten, harte» Zuruf zum Stehen.
„Keinen Schritt weiter!" sagte er.
Sie blieb erschrocken stehen.
„Legen Sie das Bukett auf den Tisch!" befahl Krag.
Valentine zögerte.
„Gehorchen Sie augenblicklich!"
Sie legte das Bukett still auf den Tisch.
Asbjörn Krag nahm es vorsichtig auf und schüttelte es. Zwischen den mattroten Rosen war ein langer, spitzer Dolch versteckt. Er rollte ans die Erde und blieb unter einer Eck« des Teppichs liegen.
„Da Sie mich durchaus mit einein Bukett beglücken wollen," sagte Krag, indem er an den Rosen roch, „möchte ich es lieber ohne Dornen haben."
„Das war der letzte Versuch," murmelte Valentine.
Offenbar war sie jetzt in großer Erregung. Sie zitterte vor Schreck und rannte im Zimmer auf und ab, die Hände bittend ausgestreckt und die Augen auf den Revolver geheftet, den Krag jetzt wieder gehoben hatte.
„Ter letzte Versuch," murmelte sie wieder.
..Wir können also zu keiner Verständigung kommen?" lragte Krag.
„Doch, doch," sagte sie schnell. „Sie sollen es erfahren; ich will nichts vor Ihnen verbergen."
Fortsetzung folgt.) .