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Ferirru? 179
Mittwoch, den 26. Januar
>rrriraf 178
62. Zayrganz
Taqesspiegel
Die Verhandlungen des Reichskanzlers mit den Deutsch- nastsualen am Dienstaa nachmittag haben zu einer weitgehenden Einigung geführt.
Auf der Marinewerft in Wilhelmshaven ist mit dem Revlau einer zweiten deutschen Torpedoflotnlle begonnen worden.
Die Engländer haben bis fetzt 14 000 Mann. Engländer und Inder, für China ar-geboten und fast täglich gehen neue Lruppenfendunaen nach Schanghai ab. Außerdem hat England 62 Kriegsschiffe in den chinesischen Gewässern. Dazu kämmen 24 amerikanische, 14 japanische, S französische, 3 italienische Kriegsschiffe verschiedener Größe, zusammen 112 Schisse. Das größte Tauchboot der Welt, das englische Boot X 1, Z50 Fuß lang, ist von Portsmouth nach Gibraltar abgegangen.
Sott man die Auswertungs- Hypotheken ablösen?
In den Berichten über den Hypothekenmarkt und in den Anzeigenteilen der großen Tagesblätter fällt es auf, daß seit einigen Monaten der Geldmarkt für zweite Hypotheken, soweit diese hinter Aufwertungshypotheken eingetragen werden sollen, außerordentlich flüssig ist. Freilich ist die Be< leihungsgrenze für diese neu aufzunehmenden Gelder verhältnismäßig niedrig, d. h. in der Regel muß der Gesamtbetrag der Aufwertungshypothek einschließlich der neuauf- zunehmenden zweiten Stelle innerhalb der 2^4—Zfachen Friedensmiste liegen. Zum Ausgleich für diese verhältnismäßig schlechte Beleihung darf dann aber der Darlehensnehmer für die unter der Firma „zweite Hypothek" segelnde Zufatzgrundschuld eine recht hohe Verzinsung, die zurzeit noch immer 10—11 Prozent beträgt, bezahlen.
Da dürfte die Fage naheliegen, ob denn der Grundbesitzer unter den heutigen Verhältnissen noch ein Interesse daran hat, die Äufwertungshypothek beizubehalten, um aus dem niederen Zinsfuß Vorteil zu ziehen. Diese Frage ist unbedingt ju verneinen, denn die rückläufige Entwicklung des allgemeinen Hypothekenzinssatzes hat jetzt den Punkt erreicht, wo die Beibehaltung der Aufwertungs- Hypothek unter Umständen bereits einen finanziellen Nachteil für den Besitzer bedingt. Der Beweis hierfür liegt auf der Hand. Hat z. B. ein Besitzer eine Aufwertungshypothek in Höhe von 5000 RM. auf seinem Grundstücke stehen und ist in der Lage, innerhalb der 2^fachen Friedensmiete weitere 5000 RM. aufzunehmen, so stellt sich die Rechnung wie folgt:
Innerhalb 5 Jahren sind zu zahlen an
Aufwertungszinsen 23 Prozent .... — RM. 1150.—
Zinsen für die 2. Hypothek 5214 Prozent — RM. 2625.—
in Summa RM. 3775.—
Löst hingegen der Darlehenssucher seine Aufwertungs- Hypothek ab und nimmt statt dessen eine neue Goldhypothek nuf, die heute normalerweise mit 714 Prozent, Auszahlung 05—96, mit Leichtigkeit zu beschaffen ist, so zahlt er innerhalb dieser 5 Jahre für eine Hypothek von
10 000 RM. 3714 Prozent Zinsen ... - RM. 3750.—
4 Prozent Damnum, da zurzeit die Auszahlung nur mit etwa 96 erfolgt . . — RM. 400.-—- . in Summa RM. 4150.—
also anscheinend 375 RM. mehr, in Wirklichkeit aber steht er sich um etwa 75 RM. besser, denn bei dieser Berechnung ist der sogenannte Zwischenzins noch nicht berücksichtigt, der bei Rückzahlung der Aufwertungshypothek zurzeit mit etwa. 9 Prozent in Abzug gebracht.werden kann. Dies bedeutet bei 5000 RM. 450 RM.
Dieses Verhältnis bessert sich von Tag zu Tag, da der Zinssatz dauernd sinken wird bzw. die Auszahlung günstiger wird.
Für den Zwischenzins maßgebend hierfür war bisher die Verordnung vom 26. März 1926, wonach der Zwischenzins aus Grund eines Satzes von 8 Prozent berechnet wurde, inzwischen hat die Reichsregierung die Folgerung aus der neuen Senkung des Reichsbankdiskonts gezogen und durch eine Durchführungsverordnung den Zwischenzins,, der ursprünglich 9 Prozent und bisher 8 Prozent war, auf 7 Präsent herabgesetzt. Der neue Zinsfuß gilt in allen Fällen, sn denen der Rückzahlungstermin nach dem 28. Januar 1927 "Mt- Damit ist also bereits jetzt gegeben, daß die Aufnahme einer neuen ersten Hypothek unter Ablösung der Auflösungs- yypothek billiger ist als das Stehenlassen und die Auf- nahnie einer teueren zweiten Hypothek, da ein weiterer Vor- reu für den Darlehensnehmer bei der Ablösung heraus- rommt, so daß dringend geraten werden muß, nicht zweite Hypotheken hinter ' Aufwertungshypotheken aufzunehmen, durch deren Ablösung einen größeren Platz für die erpe Hypothek zu lckaffen Dies bietet dem Darlehensnehmer auch den weiteren Vorteil, daß er nicht auf 2^fache vneüensmiete beschränkt ist, sondern den Hypothekensätzen gemäß bei guter Lage eine Beleihung in vier- bis fünffacher Crtragshöhe für seinen Besitz erwarten darf.
Vor der Entscheidung
Fortsetzung der Regierungsverhandlungen
Berlin, 25. Jan. Reichskanzler Dr. Marx empfing heute vormittag die deutschnationale Verhandlungsabord- nung zur Fortsetzung der Besprechungen über die Regierungsbildung. An der Besprechung nahmen wiederum die Reichsminister Dr. Stresemann und Dr. Brauns teil. Man erwartet in parlamentarischen Kreisen von den heutigen Besprechungen weiter ein günstiges Fortschreiten. Für den Nachmittag sind neue Zusammenkünfte in Aussicht genommen, an denen auch Vertreter der übrigen für die Regierungsbildung in Betracht kommenden Parteien beteiligt sein werden.
Die Verhandlungen vor dem Abschluß
Die Besprechungen beim Reichskanzler mit den fünf Unterhändlern der deutschnationalen Fraktion wurden gegen 1 Uhr unterbrochen. Der Reichskanzler unterrichtete sofort den Reichsaußenminister Dr. Stresemann über den Verlauf der Verhandlungen. Wie verlautet, sind die meisten Fragen des von Dr. Marx in Gemeinschaft mit Dr. Brauns und Dr. Stresemann ausgestellten Programms gründlich erörtert worden. Das Ergebnis wird in parlamentarischen Kreisen nicht ungünstig beurteilt. Zur Erörterung der noch offenen Fragen, nämlich der Außen-, Sozial- und Wirtschaftspolitik, sind die deutschnationalen Unterhändler für nachmittags 3.30 Uhr nochmals zum Reichskanzler geladen. Im Anschluß an diese erneute Besprechung, die die letzte entscheidende Verhandlung mit den Deutschnationalen sein dürfte, beabsichtigt Dr. Marx die Demokraten über das Ergebnis feiner Verhandlungen mit den Deutschnationalen zu unterrichten. Von der Stellungnahme der Demokraten wird es abhängsn, ob sie an einer gleichfalls noch für heilte abend in Aussicht genom
menen gemeinjamen Besprecyung oer künftigen Regierungsparteien teilnehmen werden. Ueber Personen fragen ist mit den Deutschnationalen noch nicht verhandelt worden, weil bisher noch nicht zu übersehen ist, welche Parteien sich an der Regierungskoalition beteiligen und wieviel Ministerposten auf die einzelnen Fraktionen entfallen werden. Jedenfalls rechnet man in politischen Kreisen damit, daß die Verhandlungen über die Bildung einer Regierungsmehrheit noch heute zu Ende geführt werden können, wenn auch die Aufstellung einer endgültigen Ministerliste heute noch nicht erfolgen kann.
Der Reichspräsident empfing heute den preußischen Ministerpräsidenten Braun.
Die Richtlinien des Regierungsprogramms den Parteien unterbreitet
Berlin 25. Jan. Die Bemühungen um die Regierungsbildung sind auch am Dienstag abend noch nicht zum Abschluß gekommen. Trotzdem herrscht nach wie vor die größte Zuversicht, daß das Werk der bürgerlichen Regierungskoalition gelingen werde.
Die vom Reichskanzler Dr. Marx für ein Regierungsprogramm ausgearbeiteten Richtlinien wurden im Laufe des Nachmittags den für die neue Koalition in Betracht kommenden Fraktionen unterbreitet, die ihrerseits Stellung dazu zu nehmen haben. Diese Richtlinien sollen dann am Mittwoch auch den Demokraten vorgelegt werden. Die demokratische Reichstagsfraktion vertagte deshalb ihre für Dienstag abend angesetzle Fraktionssitzung auf Mittwoch vormittag 11 Uhr.
Alberne Quertreibereien
Das ewige Geschwätz der Pariser Presse, das sich stets wiederholt, wenn von der Rheinlandräumung und der Zurücknahme der Schnüffelkommission die Rede ist, wird nach- gerade langweilig. Allein es ist angezeigt, darauf hinzuweisen, auf welch alberne Art man nach wie vor sich in französischen Blättern bemüht, jede Verständigung zu Hintertreiben, mit alten Schauermärchen Kinder zu schrecken und Generalspolitik zu befriedigen. Ende dieser Woche wird die Entscheidung des Militärüberwachungsausschusses des Botschasterrats wegen der deutschen O st fest ungen fallen. Man hat einstweilen nicht das Gefühl, daß die Verbündeten bereit seien, auch nur einiges Entgegenkommen zu beweisen und die Ursache liegt — wie von auswärts wiederholt betont worden ist — daran, daß die Polen die vollkommene Zerstörung aller Bauten verlangen, damit Küstrin, Lätzen, Glogau und Königsberg der Charakter der Festungen vollkommen genommen werde. Es handelt sich für Polen darum, den Artikel 180 des Versailler Vertrags noch hintendrein zuungunsten Deutschlands zu verschärfen. Die großen Pariser Zeitungen stellen sich'natürlich unbedingt in den Dienst Polens. So behauptet das Pariser „Journal", daß „die deutsche Militärkorrespondenz" — ein jedem Menschen völlig unbekanntes Blatt — „eingestanden" habe, in Glogau dauerten die Festungsbauten fort. In der Nähe von Glogau sei auf der Besitzung eines Herrn Felscher ein Lager von 600 Zentner Stacheldrahi und Flugzeugen angelegt worden, auf der Besitzung des Grafen Dohna sei ein Lager von Artillerie- Material und Flammenwerfern angelegt worden und Gras Dohna erhalte vom Reichswehrmintster bedeutende Unterstützungen.
Welche törichte Schwindelmelduna man hier auftischt, beweist schon die Tatsache, daß bei Glogau gar kein Graf Dohna ansässig ist. Das „Journal" geht soweit, daß es fordert, in Berlin getroffene Abkommen wegen des Kriegsmaterials sollen vom Botschafterrat nicht eher zur Kenntnis genommen werden, bis wegen der Festungen eine endgültige Lösung getroffen sei. Und selbst das Entgegenkommen der Reichsregierung in der Frage des Kriegsmaterials dient dem Blatt bloß zur Aufstellung der Behauptung, daß „Deutschland England Entgegenkommen bewiesen habe, um in der Frage der Festungen, die Polen und Frankreich besonders interessierten, größere Handlungsfreiheit zu haben".
Neue Nachrichten
Der erlogene „Riesenskandal" in der Reichswehr Berlin, 25. Jan. Die „Vossische Zeitung" hatte in einem auch von einigen anderen Blättern übernommenen Artikel behauptet, im Reichswehrministerium sei ein Riesen- skandal aufgedeckt worden. Angeblich sollte der vor kurzem freiwillig aus dem Leben geschiedene Major Wiedemann und der auf Zivildienstvertrag angestellte Major a. D. Glohgowski das Reich durch betrügerische Handlungen b»j
Wasfenkäufen um eine Million Mark geschädigt haben. — Zu dielen Behauptungen wird amtlich festgestellt: Die Mitteilung über angebliche Betrügereien gegen die Reichswehr sind in vollem Umfang unwahr. Der durch Selbstmord aus dem Leben geschiedene Major Wiedemann hat sich ebenso wenig etwas zuschulden kommen lassen, wie der Major a. D. Glodgowski, der auch nicht entlassen ist. Das Reich ist auch nicht durch betrügerische Handlungen bei Waffenkäufen geschädigt worden- Gegen die Verbreiter der unwahren Nachrichten wird Strafanzeige erstattet werden.
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Die Ausweisung des Pastors Latterfeld kowno, 25. Jan. Die litauische Regierung hat di« Ausweisung des seit fünf Jahren in Kowno (der neuen Hauptstadt Litauens) amtierenden Pastors Katterfeld unfeiner Familie aus Litauen mit der unwahren Behauptung begründet, daß er angeblich ohne Genehmigung amtiere und wegen Unfolgsamkeit gegen die Kirchenbehörde wiederholt bestraft sei. An der Spitze des litauischen Konsistoriums steht der wegen seiner Deutschenhetze berüchtigte Pfarrer Gaigalat, der der Kirche gegen ihren Willen von der litauischen Regierung aufgezwungen worden ist. Gaigalat ließ sich mancherlei Eingriffe in das Selbstverwaltungsrecht der Kirche zuschulden kommen, wogegen Pastor Katterfeld immer Stellung nahm. Die Folge ist jetzt seine Ausweisung.
Auflösung der katholischen Pfadfinder durch den Papst Rom, 25. Jan. Zufolge der Regierungsverordnung über die Jugendverbände in Italien, die die faszistischen Vereinigungen fast allein als erlaubt erklärt und die Auflösung aller anderen Verbände vorsieht, die mit Parteien usw. Zusammenhängen, hat der Papst in einem Schreiben an den Kardinalstaatssekretär Gasparri erklärt, daß die neuen Bestimmungen bezüglich des Religionsunterrichts in den faszistischen Jugendverbänden (Balilla) nicht den Rechten des Heiligen Stuhls entsprechen und daß sich darin eine Staatsauffassung kundgebe, die mit der katholischen Kirche nicht überein stimme. Tausend Abteilungen der katholischen Pfadfinder d. h. über die Hälfte des ganzen Verbands müssen nach den Regierungsbestimmungen aus gelöst werden. Diese Auflösung nehme cr hiemit selber vor, mon dürfe in diesem Schritt aber keine unfreundliche Aeußerung gegenüber der Regierung erblicken. Diejenigen Pfadfinderabteilungen, die nach den Regierungs- bestimmungen bestehen bleiben können, erkläre er für selbständig und trenne sie von dem Verband der katholischen Vereinigung ab.
Die amerikanisch-mexikanischen Streitfragen Washington, 25. Jan. In einer Kundgebung verlangen 100 Professoren von 35 verschiedenen Universitäten die Ueberweisung der mexikanischen Streitfragen an das Haager Schiedsgericht gemäß-den Abmachungen des Vertrags von Guadelupe-Hidalgo, der den Krieg von 1848 zwischen Amerika und Mexiko beendigte. Die Professoren verweilen in dielem Zusammenhang aus den Präzedenzfall.