Friedrichshafen. 24. Jan. Erkannte Leiche. Au« dem See wurde die Leiche eines 25jährigen Metzgersohnr aus Bingen (Hohenzollern) gelandet, der Selbstmord be­gangen batte.

Baden

Pforzheim. 24. Jan. Die allgemein verlangte Wieder­einführung der Nachtzüge 56/60 Karlsruhe(Frankfurt) München womöglich noch vor Inkrafttreten des Sommer­fahrplans wurde in einer hier abgehaltenen Fahrplan­konferenz in Aussicht gestellt. (Sie ist nach neusten Mel­dungen beieits auf 15. Februar vorgesehen.)

Rastakt, 24. Jan. Am 14. März tagt in Pforzheim die 4. Abordnung des 30. Feldartillerie-Regiments, die sich mit dem Regimentstag in Rastatt am 9. bis 11. Juli 1927 zu befassen hat.

Sand, Amt Kehl, 24. Jan. Hier wurde im Dachgeschoß eines Hauses eine Eeheimbrennerei entdeckt und aufgehoben. Der Besitzer und sein Gehilfe wurden festgenommen und in das Amtsgefängnis Kehl eingeliefert. Die Brennoorrich- tung wurde vom Zollamt beschlagnahmt und abtranspor­tiert.

Dertheim, 24. Jan. Im benachbarten Urphar brach aus bisher Anaufgeklärte Weise an einem mit Getreide voll be­ladenen Lastauto durch eine Benzintankexplosion Feuer aus. Der Führer des Wagens, der Sohn des Altbürgermeisters Wießner, erlitt bei den Löschungsarbeiten sehr schwere Brandwunden-

Jhringen a. k.. 24. Jan. In der Nacht zum Donnerstag fuhr in der Nähe von Achkarren das Auto des Bahnhvf- wirts Karl Beck von hier die Böschung hinunter und schlug uni. Beck war sofort tot.

Villingen. 24. Jan. Das Große Schöffengericht Konstanz verhandelte gegen den in Martinsweiler bei Buchenberg wohnhaften Landwirt Franz Wiehl. Er war beschuldigt, einem Nachbarn in Martinsweiler das Wasser eines neu­gegrabenen Brunnens dadurch vergiftet zu haben, daß er die in einem Sack befindliche Nachgeburt einer Kuh in den Brunnen warf. Trotz hartnäckigen Leugnens wurde Wiehl zu einem Jahr Zuchthaus und zur Kostentragung verurteilt.

Offenburg. 24. Jan. Die Frau eines städtischen Beamten, Inhaberin eines gutgehenden Putzgeschästs, hat sich in ihrer Wohnung erschossen. Die Bedauernswerte war an Grippe erkrankt und litt seitdem an heftigen Kopfschmerzen.

Konstanz. 24. Jan. Im Lauf dieses Jahres sollen einige neue Bodenseedampfer unter Ausnützung der neuesten tech­nischen Errungenschaften erbaut werden. Lindau wird einen neuen Dampfer, der 1000 Personen Raum bietet, erhalten.

81 505 Frauen mehr als Männer ln Baden. Während vor dem Kriege sich die Zahl der Frauen und Männer in Baden so ungefähr die Wage hielt, hat sich das Verhältnis nach dem Krieg bedeutend verändert. Nach dem Ergebnis der 1925er Volkszählung beträgt heute der Frauenüberschuß 81500. Dieser Ueberschuß fällt auf die für die Eheschließung in erster Linie in Betracht kommenden Altersgruppen von 2045 Jahren. Den günstigsten Fall angenommen, daß sämtliche Männer in dieser Gruppe heiraten würden, blieben immer noch 63 575 Frauen übrig, die deshalb nicht zum Heiraten kommen können, weil er an Männern fehlt.

Lokales.

Wildbad, 25. Januar 1927.

Tauwetter. Die Befürchtung, welche man am Sonn­tag mittag schon hegte, ist leider eingetroffen: Sonntag abend fing es schon an, leicht zu regnen, und bei stei­gender Temperatur fing es stark zu tauen an. Während nun der Sonntag eine wunderschöne Winderlandschaft mit sehr intensiver Wintersportbetätigung zeigte, war Montag früh im Tale der Schnee schon wieder fast weg und Weg und Steg ein Matsch. Hoffentlich repetiert sich das nicht noch ein paarmal, denn Schuhe und Stiefel sind immer noch sehr teuer und das Heizmaterial desgleichen, ganz abgesehen von dem ungünstigen Einfluß solch wechselnder Witterung auf die Gesundheit von Mensch und Tier.

Vom Schützenverein Wildbad. Auf die Salvator­scheibe, das Münchner Kindl darstellend (Ehrenscheibe von Fritz Hempel) hat am Sonntag' unter 15 Teil­nehmern der Ehrenschützenmeister Adolf Groß mann den besten Schuß abgegeben. Wir gratulieren! Wie wir erfahren, hält der Verein am 19. Februar in den Lokali­täten derAlten Linde" seine Abendunterhaltung ab. Das alljährlich ausgesuchte Programm dürfte auch Heuer wieder einen unterhaltenden Abend gewährleisten.

Hinweis. Auf den heute Dienstag abend im Saale derAlten Linde" stattfindenden Dortrag des Herrn Land­rats a. D. v. Hertzberg überLandwirtschaft und In­dustriearbeiter" (s. Inserat in heutiger Nummer) möchten wir auch an dieser Stelle nochmals aufmerksam machen.

Aus der Nachbarschaft.

Maul- und Klauenseuche. In dem Gehöft des Baum- warts Karl H öll in Birkenfeld, Herrenalberstr.Nr.8, ist die Maul- und Klauenseuche festgestellt worden. Außer den Gemeinden Beinberg, Maisenbach, Unterlengenhardt, Igelsloch, Calmbach, Wildbad, Enzklösterle, Dobel, Neusatz, Rotensol und Bernbach gehören sämtliche Bezirks­gemeinden in den 15 Km.-Umkreis. In demselben ist die Abhaltung von Klauenviehmärkten und marktähnlichen Veranstaltungen (Tierschauen, Ausstellungen u. Prämiie­rungen, wenn dabei Klauenvieh feilgeboten oder gehan­delt wird) verboten, ebenso der Handel mit Klauen­vieh, insbesondere auch das Aufsuchen von Bestellungen und das Aufsuchen durch Händler. Den Viehbesitzern wird wiederholt zur Kenntnis gebracht, daß jeder Fall eines Verdachts oder Ausbruchs von Maul- und Klauenseuche unverzüglich der Ortspolizeibehörde anzuzeigen ist; die Verheimlichung oder Verzögerung der Anzeige unterliegt empfindlicher Bestrafung, im übrigen entfällt auch jegliche Biehseuchenentschädigung. Die Ortspolizeibehörden und Landjägerbeamten sind beauftragt, die Einhaltung der be­stehenden Vorschriften, insbesondere die Einfuhr von Wiederkäuern und Schweinen von außerhalb Württem­berg zu überwachen, ferner bei Zuwiderhandlungen jeder Art sofort die erforderlichen Vorsichtsmaßnahmen zu ver­fügen bezw. zu veranlassen und gleichzeitig mit Anzeigen vorzugehen. Eine erfolgreiche Bekämpfung der außer­ordentlich gefährlichen und schädigenden Seuche wird nur möglich sein, wenn die behördlichen Anordnungen von allen beteiligten Kreisen durchgeführt werden.

Kleine Nachrichten aus aller Welt

Der Hornist von VionvM. Am 27. Januar begeht Frau Witwe Berta Huhn, verw. Z e r n i ck e, in Friedrichshagen bei Berlin, Friedrichsir. 129, den 80. Geburtstag. Sie war iit erster Ehe vermählt mit dem Füsilier Zernicke von der 6. Kompagnie des 35. Infanterie-Regiments. In der Schlacht von Vionville (auch Mars la Tour) am 16. August 1870 stürmte die 6. Kompagnie mit schlagenden Tambours und zum Avancieren blasenden Hornisten, die aber bald tot oder verwundet verstummten, links am Kirchhof vorüber, wobei das Pferd des Hauptmanns Kleck 2 tödlich getroffen zusam­menbrach. Die Kompagnie, auf kurze Zeit des Führers be­raubt, stutzte, doch der Reservist Zernicke aus Kl. Schöne­beck, Kreis Niederbarnim, ehemals Spielmann, sprang ent­schlossen vor die Front, blies auf einem bei Spichern gefun­denen HornAvancieren", sank aber durch die Brust ge­schossen tot nieder. Doch die Krisis war überwunden. Die Witwe lebt in dürftigen Verhältnissen. Sie ist fast ganz auf eine kleine Rente angewiesen, die sie aus dem kaiserlichen Dispositionsfonds erhält.

Gertrud Ederle in Trauer. Der Onkel der Kanal­schwimmerin Gertrud Ederle, Johann Ederle, der aus Deutschland gekommen war, um seinen Verwandten einen Besuch abzustatten, ist von einem Lastkraftwagen überfahren und getötet worden. Auch sein Bruder Wilhelm Ederle und dessen Frau erlitten schwere Verletzungen. Das Unglück trug sich bei Hempstead auf Long-Jsland bei Neu- york zu. Der Lastkraftwagen, dessen Chauffeur offenbar dis Herrschaft über das Steuer verloren hatte, überfuhr Johann Ederle, schleuderte seinen Bruder sowie dessen Frau zur Seite und rannte gegen einen Telegraphenmast. Der Chauffeur flüchtete, bevor man seiner habhaft werden konnte.

Eine Ehrung der Familie Gabelsberger. Der Gabels­berger Stenographenverein beabsichtigt, am Stammhaus der Familie Gabelsberger in Mainburg eine Gedenktafel für Franz Taver Gabelsberger anzubringen. Zu den Ent­hüllungsfeierlichkeiten im Mai haben bereits die Kreis­verbände Ober- und Niederbayern ihr Erscheinen zugesagt.

München als Feststadt. Vom Mai bis Oktober 1927 wird in München eine große Handwerksausstel­lung abgehalten, die auch eine interessante geschichtliche Abteilung über Arbeiten und Werke alter Handwerksmeister (bis auf Hans Sachs. Riemenschneider, Oegg zurück) aufweisen wird. Vom 14. bis 26. Juli findet in München das Deutsche Bundesschleßen mit prunkvollem Festzug am 17. Juli statt. Am 26. Juli (bis 26. August) beginnen die Wagner- und Mozartfest spiele. Anläßlich des 175. Todestags des Komponisten ist für die Tage vom 28. bis 31. Mai ein großes Bach-Fest be­schlossen.

Ständchen. Gestern abend brachte der Gesangverein Liederkranz unter Leitung seines Vize-Dirigenten Fritz Hammer dem Eisenbahn Assistenten a. D. Esterriedt, der in seltener Rüstigkeit seinen 70. Geburtstag feierte, ein wohlgelungenes Ständchen dar, welches viele Zuhörer herbeilockte. Wir gratulieren dem 70jährigen nach­träglich.

Fahrplankonferenzen. Die bisher immer in Horb abgehaltenen Fahrplankonferenzen für das obere Neckar­tal, das Enz- und Nagoldtal und Seitenlinien werden Heuer erstmals getrennt abgehalten werden und zwar für die Neckartalbahn und ihre Seitenlinien in Horb, für die wÜrtt. Schwarzwald-, die Gäu-, Nagold- und Enzbahn in Pforzheim. Diese Teilung, die eine eingehendere Be­handlung der immer mehr zunehmenden Fahrplanschmerzen gewährleistet, entspricht den Wünschen der in Betracht kommenden Verkehrskreise.

Falsche Reichsbanknoken zu 20 Mark. Seit Anfa im ganzen Reich falsche Reichsbanknoten 40 RM. verbreitet, die an folgenden Merkmalen unschw -Nn?n sind: lavier besteht aus zwei zusammc

gefugten Blättchen, einem kräftigeren, leicht gelb getönt und einem hauchartigen, bräunlich gefärbten Deckblatt. 3 pfwnienmsern durch falsche. zwil-ben ltte Blättchen ; lagerte, dünne Fasern ersetzt. Die Vorderseite zeigt e gröberes, verwischtes Gesamtbild. Das in unreinen Lini mangelhaft nachgebildete Frauenbildnis kennzeichnet ! Fälschung auffällig. Bis jetzt ist es nicht gelungen, die Hi ."lid Verbreiter dieser Falschstücke zu fassen. Für ! Aufdeckung von Falschmünzerwerkstätten zahlt das Reick bankdirektorium bis zu 3000 Mark Belohnung.

Siegesdenkmal in Lothringen. Auf dem Hauk du Monk in Charmes an der Mosel soll ein französisches Siegesdenk­mal zur Erinnerung an die französischen Siege in Loth­ringen im August 1914 errichtet werden Wo die Fran­zosen gesiegt haben sollen, bleibt ihr Geheimnis.

Preisausschreiben für eine Mussolini-Hymne. Ein

italienischer Ausschuß hat ein Preisausschreiben für eine Hymne zu Ehren Mussolinis erlassen. Die Hymne soll eine Kundgebung der Liebe, Ergebenheit und Bewunderung sein. Natürlich sind nur italienische Musiker Zur Teilnahme zu­gelassen.

Grohfeuer. In Gütersloh (Westftt wurde die Fleisch- warenfabrik von Bogt und Wolfs A.-G. durch einen Brand großenteils zerstört.

Lärmen Sylvas Sommerpalast niedergebrannt. Tin«

Feuersbrunst zerstörte den königlichen Palast am Strand von Konstantza, dem Liebüngssitz der Königin Earmen Sylva. Der Palast, der einer kleinen Stadt glich, hatte be­sonderen geschichtlichen Wert.

Verhaftung. Der aus der Berliner Revolutionszeit be­kannte Spekulant H. Sklarz (Sklarek), der in vielen Straf- und Beleidigungsprozessen verwickelt war, ist ln Berlin neuerdings wegen Betrugs verhaftet worden.

Raubmord. In Frankfurt a. M. wurde der JurvÄier Josef Grävenau in seinem Laden in der Kniserstraße er« mordet aufgefunden. Die noch unbekannten Mörder haben Schmucksachen im Wert von 60 000 Mark geraubt.

Ueberaü Aktendiebstahle. Auf dem Amtsgericht Werder an der Havel wurde das Fehlen einer erheblichen Zahl »on Gerichtsakten entdeckt.

Der kommunistische thüringische Landtagsabaeordnete Kckulr» (Ärra) wurde von der Anklage «s

stahls in der Strafsache gegen den komm.'Aba. Dr. Neu­bauer wegen Hochverrats vom Schöffengericht in Weimar freigesprochen. Im Urteil wird festgestellt, das Gericht sei von der Unschuld Schutzes nicht überzeugt, es erachte aber die vorliegenden Beweise für eine Verurteilung nicht als hinreichend. Gegen Schulze schwebt noch ein Strafverfahren wegen Meineids.

In Westfibirien herrschten in voriger Woche bei strenger Kälte in Rowv-Sibirsk wurden bis zu 60 Grad Celsius gemessen furchtbare Schneestürme. 55 Eisenbahnzüge blieben im Schnee stecken, der bisweilen eine Höhe von 10 Metern erreichte. Biele Menschen sind erfroren.

In Rostow am Don wurden 20 heimatlose Kinder, die unter Eisenbahnwagen Schutz gesucht hatten, erfroren auf­gefunden. In den eingeschneiten Zügen sind viele Reisende erfroren, da keine Nahrung zugeführt werden konnte. Von den Wölfen sollen 30 000 Stück Vieh zerrissen worden sein. Die Bauern geben der Sowjetregierung die Schuld an dem Ueberhandnehmen der Wölfe, well die Bauern kein« Waffen haben sollen.

Ueberjchwemmung auf Malakka. Die Halbinsel Malakka (östlich von Indien) wurde von furchtbaren Ueberschwem- mungen heimgesucht. 3600 Stück Vieh wurden fortgerissen. Der Schaden an der Reisernte wird auf 400 000 Dollar ge­schätzt. Eine einzige Stadt soll allein einen Handeisschaden von 300 000 Dollar haben.

Rizinusöl für Fiugzeugmotore. In den ersten Jahren des faszistischen Zeitalters war Rizinusöl in beträchtlichen Mengen als Kampfmittel gegen politisch Andersgesinnte verwandt worden. Ein Füßchen Rizinusöl gehörte damals zum eisernen Bestand der faszistifchen Arsenale. Die Angst der Bolschewisten vor dieser Waffe war beinahe größer als die Furcht vor den Kugeln, die schließlich ihr Ziel ver­fehlen können. Nach dem Aufstieg des Faszismus zur Macht war das Mittel nur noch gelegentlich, gewissermaßen aus Versehen angewendet worden, oder um noch vorhandene Vorräte aufzubrauchen. Nun hat das italienische Mini­sterium für Luftschiffahrt eine andere Verwen­dungsmöglichkeit ausfindig gemacht. Nach sorgfältigen Proben ist Rizinusöl als vorzügliches Schmieröl für Fiuz- zeugmotoren tauglich befunden worden. Das Ministerium hat mit der italienischen Gesellschaft für Luftschiffahrt ein Abkommen ge,ross n, wonach schon in diesem Jahr 2000 Hektar Land mit dieser Oelsamenpfianze bebaut werden sollen.

Geräuschlose Schreibmaschinen- Geräuschlose Schreibma­schinen sind seit Anfang dieses Jahrs im Stenographenamt des Reichsamts des Deutschen Reichstags im Gebrauch und haben sich gut bewährt. Auch in Privatbetrieben machen sie sich angenehm bemerkbar, wenn mehrere Maschinen in einem Raum bearbeitet werden.

Farbige Herronwesten. Eine Gruppe von Londoner erstklassigen Schneidern veranstaltet demnächst eine Aus­stellung farbiger Herrenwesten. Die Aussteller sind über­zeugt, daß himmelblaue und rosafarbene Westen bald modern sein werden. Natürlich muß dann Schlips, Strumpf und Hutband dazu passen.

34 Rheinbrücken. Von der schweizerischen bis zur hollän­dischen Grenze überqueren bis jetzt 32 Brücken den deutschen Rhein. Wenn die beschlossenen Brücken KölnMülheim und DüsseldorfNeuß in einigen Jahren fertiggestellt sein wer­den, beträgt die Zahl 34. Damit dürfte der Bedarf in ab­sehbarer Zeit gedeckt sein. Auch die Deutsche Reichsbahn ist dabei, ihre alten, vor etwa 60 Jahren erbauten Brücken den Bedürfnissen der Sicherheit und des Verkehrs anzupassen entweder durch Umbau und Erneuerung der alten oder durch Errichtng neuer Brücken. Im Lauf des letzten Jahrs ist die zweite Eisenbahnbrücke über die Ruhr bei Kettwig erneuert worden. Di« Erneuerung der alten Weseler Eisenbahnbrücke über den Rhein, die vier Brückenbogen von je 104 Meter Länge hat, Ist ebenfalls in Angriff ge­nommen und wird voraussichtlich im Lauf dieses Jahrs fertiggestellt werden. Eine vollständig neue Rhein­brücke ist die Eisenbahnbrücke, die die Reichsbahndirektion Köln 27 Meter unterhalb der 1873 errichteten, aus wirt­schaftlichen und betrieblichen Gründen nicht umbaufähigen zweigleisigen Brücke bei Duisburg-Hochfeld errichtet, weil die alte Brücke nicht in der Lage ist, Großraumwagen von 50 Tonnen zu tragen. Während die alte Brücke, deren spätere Beseitigung eine Bedingung für die Genehmi­gung der neuen durch den Verband unserer Kriegsgegner ist, vier gleiche Oeffnungen von je 98 Meter Stützweite hat, trügt die neue Brücke den Anforderungen der Rheinschiff- fahrt, für die die alte Hochfelder Brücke oft gefährlich wurde, mehr Rechnung. Bei einer schiffbaren Brests von 315 Meter, die der Rhein hier ausweist, wurden zweiStrom­öffn un gen von 189 und 126 Meter geschaffen, an die sich rechts und links Flutöffnungen anschließen. Die ganze Brücke ist 933 Meter lang. Der Anfang März 1926 be­gonnene rechte Teil der Brücke mit 189 Meter Strom­öffnung ist vollständig fertig und die Schiffahrt ist durch diese Oeffnung bereits wieder in Gang. Die Vorarbeiten reichen bis 1913 zurück. Die Gesamtbauzeit wird 19 Monate betragen. Die rund 8000 Tonnen schwere Gesamt­eisenkonstruktion wird rund 8,7 Millionen Mark und die Kosten der ganzen Brücke einschließlich der Wutbrücke, Pfeiler, Dammschüttungen und Oberbau werden rund acht Millionen Mark betragen. Auch diese Brücke wird bereits heute in ausländischen Zeitungen als ein Meisterwerk des deutschen Brückenbaus bezeichnet.

Verweigerte Ausgrabungsarbeiken. Das ägyptische Aitertumsamt hat, wie eine Zeitung in Kairo berichtet, dem deutschen Äegyptenforscher Dr. Burchardt die Fort­setzung der durch den Weltkrieg unterbrochenen Ausgrabun­gen in Tel el Amarna verweigert, weil er den ausgegrabenen Kopf der Königin Nefertit seinerzeit ohne Genehmigung der Behörden dem Berliner Museum übergeben habe. Weitere Ausgrabungserlaubnis werde nur erteilt, wenn der Kopf zurückgegeben werde.

Auch Aegypten ändert feine Ehe- und Scheidunosaesehe.

In dem Bestreben, dem von der türkischen Regierung ge­gebenen Beispiel zu folgen, wurde in Kairo ein Sonder- ausschuß zum Studium der religiösen Ehegesetze eingesetzt, der letzt seinen Bericht veröffentlicht. Darin empfiehlt der Ausschuß, daß es keinem Mann gestattet werden sollte, mehr als eine Frau zu haben, und daß jede neue Eheschließung ungültig fein solle, wenn nicht das kirchliche Gericht die Genehmigung zu einer zweiten Heirat erteilt habe. Diese Genehmigung soll davon abhängig gemacht werden, daß diese zweite Ehe die Gewähr biete, daß die erste Frau keine Kürzung ihrer Rechte erfährt. Der Ausschuß spricht sich ftrner dahin aus, baß das Gesetz, nach dem die Ehe eines Gatten als geschieden gilt, wenn er dreimal die Worte:Ich scheide mich von dir" ausgesprochen hat, aufgehoben wer­den muß.