Langeweile als Ausdrück mangelhafter Erziehung betrachtet. Aber es kann ein Mensch gerade dann gähnen, wenn er von Anteilnahme, ja Erregung bewegt wird.

Be! gewissen Krankheiten, bei Fieberzuständen, Magen­verstimmung. kommt Gähnen als krankhafte Erschei­nung vor. Auch richtige Gähnkrämpfe werden beob­achtet, namentlich bei der Hysterie. Im übrigen lassen auch nervöse Einflüsse das Gähnen austreten, wie aus der Be­obachtung heroorgeht, daß der Anblick eines Gähnenden oft unwiderstehlich zur Nachahmung Veranlassung gibt. Schon der Gedanke an das Gähnen löst diesen Reiz aus.

ep. Gesangenenzeikungen. Um die Strafgefangenen in Verbindung mit der Außenwelt zu erhalten und sie nicht ganz unvorbereitet wieder in die Freiheit treten zu lassen, sowie ihnen Wissen und Belehrung zu bieten, werden in ver­schiedenen Ländern Gefangenenzeitungen herausgegeben. So erscheint für Württemberg unter der Schriftleitung von Re­gierungsrat Schmidbäuser in der Landesgefängnisdruckerei Heilbronn halbmonatlich eine ZeitschriftWelt und Leben", die die wichtigsten außen- und innenpolitischen Ereignisse, vermischte Nachrichten aus dem Land, Sportsberichke und einen unterhaltenden Teil, an der Spitze aber für stille Stun­den besinnliche Worte bedeutender Persönlichkeiten bringt. Die schlesische GefangenenzeltungDer Leuchtturm" erscheint wöchentlich in einer Auflage von 80 000 Stück und alle 4 Wochen mit einer Beilage. Auch Sachsen gibt eine Ge­fangenenzeitung heraus. Parteipolitik und Berichterstattung über Straffälle ist ausgeschlossen.

Die Silberdistel. Die Silberdistel strahlt auf der Alb aus den trockenen Hügeln und Halden Heuer ganz besonders schön und groß. Im Kreise um den silbernen Stern stehen die zackigen, stacheligen, dunkelgrünen Blätter. Der Stern hat perlmutterfarbigen Glanz,, der Schnee und Kälte über­dauert und im Frühjahr ebenso hell leuchtet wie im Spät­herbst. Die Silberdistel wird gern zu Kränzen gesammelt und als Schmuck in die Zimmervasen und auf die Herbst- taseln gestellt. Van der Eberwurz, wie die Distel auch heißt, gibt es eine schöne Sage: Das Heer Karls des Großen wurde einmal fürchterlich von der Pest heimgesucht. Viele Kämpfer fielen der schrecklichen Krankheit zum Opfer. Dar­über kümmerte sich der Kais-r gar sehr und bat Gott in­ständig um Hilfe. Während er nun eines Tags sorgenvoll über das große Sterben w ' dachte, schlief er ein. Da schickte ihm Gott im Traum einen Engel, der zu ihm sprach:Gott will dich und deine Krieger retten. Schieße morgen einen Pfeil in die Luft, und da, wo er niederfallen wird, sollst du ein Kraut finden, das die verderbenbringende Seuche heilt." Der Kaiser tat, wie ihm der Engel befohlen hatte, und der Psei! durchbohrte die Eberwurz. Sie wurde nun ange­wandt und befreite in wenigen Tagen das Lager von der Pest. Die Eberwurz, !m Wasser akgesotten, ist ein vor­zügliches Heilmittel bei offenen Wunden und Geschwüren: der Silberdisteltee ist sckweiß- und urintreibend und heilt verschleimte Brust und Lunge.

Kleine Nachrichten aus aller Welt

Der erste Deutsche Bismarckkag in Hannover wurde we­gen der Typhusgefahr vom 16. Oktober auf den 2. und 3. April 1927 verschoben. Es soll eine große Geburtstagsfeier Bismarcks (1. April) mit der Taauna verbunden werden.

Der Typhus in Hannover. Zahl der Typhuskranken in den Krankenhäusern am 25. Sevt. 1744, Todesfälle 117.

In Marl (Westfalen) wurde der Typhus durch einen Knaben aus Olfen eingeschleppt. Bis jetzt werden 8 Er­krankungen und 1 Todessall, ferner ein Paratyphusfall ver­zeichnet.

Steinwurf aus einen Schnellzug. Auf den Schnellzug D 53 FrankfurtStuttgartMünchen ist am 24. September bei der Fayrt zwischen Illingen und Vaihingen a. d. E. von einem unbekannten Täter ein Stein geschleudert worden, wodurch ein Reisender leicht verletzt worden ist. Fahndung nach dem Täter ist veranlaßt.

Eisenbahnfrevel. Ein von Göttingen nach Bodenfelde (Hannover) fahrender Güterzug stieß auf zwei große Quadersteine, die auf die Schienen gewälzt worden waren. Die Lokomotive schob glücklicherweise die Steine zur Seite. In der Nähe derselben Stelle wurde tags zuvor ein Per- fonenzug mit Steinen beworfen.

Wieder ein Einbruch ln das Karlsruher Haupkzollamt.

Im Hauptzollamt in Karlsruhe wurden Steuerwertzeichen für Zigaretten im Betrag von 24 000 Mark gestohlen.

Raubmörder. In Riga wurde ein Strahenräuber ver­haftet, der 16 Morde und 30 Raubüberfälle eingestanden hat.

Vater und Sohn. In Sizilien wurde dieser Tage ein 90jähriger Bauer aus dem Kerker, in dem er 50 Jahre zu­gsbracht hatte, entlassen. Er war seinerzeit wegen Mords zu lebenslänglicher Kerkerstrafe verurteilt worden. Gerade damals wurde ihm ein Sohn geboren, den er niemals zu Gesicht bekam. Als der Sohn 20 Jahre alt war, ermordete er aus Rache die beiden Hauptzeugen, auf deren Aussagen hin sein Vater verurteilt worden war. Der Sohn wurde Zu 30 Jahren Kerker verurteilt. Die Begnadigung -es Vaters erfolgte am gleichen Tage, an dem der Sohn seine Straf« abgebüßt hatte und da sahen sich Vater und Sohn zum erstenmal.

Lynchjustiz. In Miami (Florida) wurden drei Neger, die Leichen beraubten, von der Menge aufgeknüpft und dann verbrannt.

Ein vollständig erhaltenes Mammut mit Fleisch, Haut und Haren wurde in Transbaikalien (Ostsibirien) gefunden. Das Tier lag unter der Erde, wo der Bereich des ewigen Eises beginnt. Das ist das zweite vollständig erhaltene Mammut, das überhaupt gefunden worden ist. Das erste wurde zu Beginn des vorigen Jahrhunderts von dem russischen Forscher Adamow bet Iakutsk in einem Eisblock aufgefunden und befindet sich jetzt in der Tiersammlung in Petersburg. >

Die Russen müssen früh aufstehen. Soeben geht durch die russische Presse die Meldung, daß die Sowjetregierung den Anfang der Arbeitszeit in allen staatlichen Betrieben auf 9 Uhr früh festgesetzt habe. Nur wer Rußland genau kennt, wird sich der Bedeutung dieser wahrhaft einschneiden­den Maßnahme bewußt sein. Der Russe ist nämlich kein Frühaufsteher, und deshalb ist es nie gelungen, einen frühen Eeschäftsanfang durchzusetzen. Nicht nur vor dem Kriege, sondern auch noch während des Kriegs begannen die Dienst- stunden in den Ministerien zu Petersburg offiziell um 1 Uhr nachmittags. Wenn man aber um 2 Uhr ins Ministerium kam, so konnte man außer dem Bureaudiener, der ruhig ln seinem Sessel schlief. ntzWgMn antrefsen. Die u nteren

und mittleren Beamten erschienen gegen zwei. Die BUreaU» chefs waren manchmal um halb drei' zur Stelle, der Mini­sterialdirektor war aber vor drei kaum zu sprechen. Manch­mal machten die Bureauchefs schon um 5 Uhr Schluß, während eifrige Ministerialdirektoren allerdings bis sieben und acht im Bureau blieben. Durch diese Arbeitseinteilung wurde die ganze Tagesordnung in Rußland bestimmt. Das Theater begann gewöhnlich um acht oder gar erst um halb neun. Eine Wagnervorstellung in der Oper endete daher meist gegen 2 Uhr nachts. Nach der Oper ging man ge­wöhnlich zum Ess-m in ein feines Lokal und kam kaum vor 5 Uhr morgens ins Bett, Ein Minister, der den Beginn der Dienststunden um 11 Uhr anordnete, rmckte schließlich seinen Posten verlassen, da seine Verfügungen von allen seinen Mitarbeitern derart gestört wurden, daß ihm die Arbeit bald unmöglich wurde. Jetzt hat die Sowjetregierung einer alten russischen Unsitte den Krieg erklärt; es wird sich zeigen, ob sie dabei die Oberhand behält.

Allerlei

Die-älteste deutsche Linde. Ein ehrwürdiges Naturdenk­mal befindet sich am Weg vom Haltepunkt Staffelstein in Franken, den Scheffel durch sein bekanntes Gedicht unsterb­lich gemacht hat, nach dem Staffelberg hinauf- Es ist Deutsch­lands älteste Linde, über die in dem von Dr. Walter Schoe- nichen herausgegebenenNaturforscher" nähere Mitteilun­gen gemacht werden. Der hohle Stamm mit seinem gewal­tigen Umfang mutet an wie die Ruinen einer alten Ritter­burg, und dieser Baum dürfte wohl noch älter sein als die Ruinen des Mittelalters, die von Menschenhand geschaffen wurden und heute noch aufragen. Zwei Aeste grünen noch; sie stützen sich, vom Alter gebeugt, auf Eisenpfosten und sind von innen durch drei eiserne Spangen vor weiterem Äer- fall gesichert. Eine Tafel, die 1925 von der Gemeinde Staf­felstein hier angebracht wurde, trägt die folgende Inschrift: Wanderer, hemme deine Schritte! Du siehst hier die noch lebensfähigen Ueberreste der größten und ältesten Linde Deutschlands. Ihr Umfang beträgt 24 Meter und ihre Höhe 25 Meter. Ihr Alter wird auf mehr denn 1000 Jahre geschätzt. Von den Veränderungen des Landschaftsbilds blieb der mächtige Baum unberührt. Menschengeschlechter sah er kommen und gehen. Er erlebte Deutschlands Ruhm und Deutschlands Erniedrigung in allen Jahrhunderten deutscher Geschichte. Möge das altehrwürdige Denkmal der Natur, ehe es ganz zerfällt, auch noch Zeuge von Deutschlands Wiederauferstehung in jüngster Zeit sein."

Die Obsternte in Württemberg. Ueber die Obsternte in Württemberg schreibt derObstbau" u. a.: Die diesjährigen Obsternteaussichten sind nach den bisher veröffentlichten und den nachträglich eingelaufenen Berichten nicht günstig. Die Stein- und Beerenobsternte ist vorüber; mit ihr können wir noch einigermaßen zufrieden sein, sowohl was die Preise als auch die Ertragsmenge anbetrisft. Einzelne vom Frost oder Hagel betroffene Gebiete sind leer ausgeganaen. Noch nie in den letzten Jahrzehnten ist die Kernobsternte so wechselvoll ausgefallen. Im allgemeinen Durchschnitt darf mit einer geringen bis mittleren Apfelernte und mit einer mittleren Birnenernte gerechnet werden. Das Tafelobst ist immer noch nicht zu übersehen, hier ist der Unterschied noch wesentlich größer als beim Mostobst. Das Gesamtergebnis dürfte nicht übergering bis mittel" beurteilt werden.

Glückwunschtelegramme aus Büttenpapier. Die Reichspost beabsichtigt, voraussichtlich vom 1. November an, zunächst im Verkehr innerhaib Deutschlands eine neue Art von Tele­grammen, sogenannte Ox-Telegramme, einzuführen. Es handelt sich dabei um Glückwunschtelegramme, die dem Empfänger auf einem künstlerisch ausgeführten Vordruck zu­gestellt werden sollen. Ox-Telegramme sind bereits in Belgien, den nordischen Ländern, den Niederlanden und in der Schweiz eingeführt. Nach den dort vorliegenden Erfahrungen hat die Einrichtung großen Anklang gefunden. Es darf angenommen werden, daß dies auch bei uns der Fall sein wird. Bei der Einführung eines geeigneten Vordrucks für Glückwunschtelegramme ging man von dem Gesichtspunkt aus, ein würdiges Kunstblatt zu schaffen, das dem Geist des Volks entsprechen müßte. Nach mancherlei Prüfungen ent­schied man sich für ein Holzschnittblatt, weil der Holzschnitt nicht nur die älteste Form der Drucktechnik darstellt, sondern auch Deutschland als seine älteste Heimat ansehen darf. Mit der Herstellung ist der Berliner Maler E. Feyerabend Berlin-Friedenau beauftragt worden, der auch die Holzstöcke eigenhändig schneidet. Der Vordruck für Glückwunschtele­gramme rimfaßt ein Titelblatt für die Anschrift und ein anhängendes zweites Blatt für den Text. Auf dem Titelblatt wird der in der Mitte befindliche Räum für die Anschrift durch figürliche Darstellungen und Wahrzeichen der Tele­graphie umrandet. Das Textblatt enthält eine dem Titel, blatt entsprechende einfache Umrandung, ebenfalls in Holz­schnitt. Der Vordruck ist aus Büttenpapier mit Büttenkante hergestellt, hat gefaltet eine Größe von 21X29,7 Zentimeter und wird in der Reichsdruckeret gedruckt. Die Verwendung des besonderen Vordrucks kann sowohl vom Auftraggeber des Glückwunschtelegramms sogleich bei der Auflieferung als auch vom Emvfänger bei der Zustellanstalt beantragt werden. Der Aufgeber, der die Ausfertigung eines Tele­gramms auf Schmuckblatt wünscht, setzt vor die Anschrift des Telegramms den gebührenpflichtigen Vermerk Tx. Der Ver­merk Tx. kann auch bei dringenden Telegrammen und bei Brieftelegrammen angewendet werden. Für die Ausfer­tigung auf Schmuckblatt wird bei Telegrammen bis zu 50 Wörtern eine Sondergebühr von 1 bei längeren Tele­grammen eine höhere Gebühr erhoben. Die Kunstblätter sollen ihrer Ausführung entsprechend von der Telegraphen­anstalt handschriftlich mit Tinte, ausnahmsweise auch unter Verwendung der Schreibmaschine, ausgefertigt und besonders sorgfältig behandelt werden. Sie sind dem Empfänger unter Fensterbriefumschlag zuzustellen, dürfen dabei nicht geknickt und müssen vor Schmutz und Feuchtigkeit geschützt werden.

Die Rangordnung des Volks. Zu Ulm wurden vor fünfhundert Jahren die Einwohner in sieben Stände ein­geteilt: Erstens die Priester und Mönche, durch die der Staat mit dem Himmlischen und mit Gott verbunden wird. Zweitens die Adeligen und Geschlechter, durch die er mit den Waffen gewonnen und verteidigt wird. Drittens die Her­vorragenden und Ruhmreichen, durch die der Staat geleitet und regiert wird. Viertens die Ehrbaren und Bescheidenen, durch die er mit Rat und Hilfe gefördert wird. Fünftens die Geschäftsleute und Erfahrenen, durch die der Staat ver­mehrt wird. Sechstens die Arbeiter und Handwerker, durch die der Staat bewahrt und wieder erneuert wird. Siebtens die Marktleute und Beisitzer, durch die der Staat bewahrt und wieder erneuert wird. Vor hundert Jahren aber konnte man zu Ulm ein farbiges Bilderblatt auf dem Trödel­markt kaufen, das die verschiedenen Stände im Menschen­leben darstellte. In der Mitte oben stand der Kaiser mit einer Inschrift zu seinen Füßen: Ich beherrsch euch alle; links abwärts kam der Edelmann: Ich befehlige euch alle; dann her Pfarrer; Ich bete für euch alle; zrnd ganz unten

links der Jude: Ich nehme Profit von ^stch ällM7 ^RSchtik vom Kaiser stand der Soldat: Ich verteidige euch alle; dann kam der Bettler: Ich begehre Almosen von euch allen; ganz unten rechts aber kam der Bauer mit dem Sprüchlein:Ich laß den lieben Hergott walten: Ich muß doch euch alle Sechs erhaltenl"

VZichligungsreise von rvürlk. Ansiedlungslustigen nach.

Okerschlesien. Anläßlich einer Siedler-Versammlung in Bie­tigheim hat sich eine größere Anzahl von Siedlungslustigen zu einer Reise nach Schlesien vormerken lassen. Aus dem württ. Unterland haben sich für diese Reise 45 Interessenten gemeldet. Wenn eine genügend große Anzahl von Teil­nehmern, auch aus Baden, zustandekommk, kann ein Reisebeitrag gewährt werden. Anmeldungen sind zu richten an die Württ. Landwirtschaftskammer, Stuttgart, Marienstraße 33. Mit der Anmeldung ist gleichzeitig auf das Postscheckkonto Württ. Landwirtschaftskammer Nr. 19501 Stuttgart der voraussichtliche Betrag für das einfache Fahr­geld in Höhe von 30 <4l zur Vorauslösung der Fahrkarte einzusenden. Die Betreffenden erhalten umgehend Benach­richtigung von seiten der Landwirtschaftskammer, an wel­chem Tag die Reise begonnen wird. Voraussichtlich ist Ab­fahrt am Mittwoch, den 15. September, abends 9.45 Uhr, von Heilbronn. Die Teilnehmer an der Reise treffen sich in der Schaltervorhalle des Hauptbahnhofes Heilbronn bei einem Tafelträger, der eine Tafel mit der AufschriftBe- sichtigungsreise der Württ- Landwirtschaftskammer" trägt. Ms Leiter der Reise ist Oekonomierat Vogt, M. d. R., ge­wonnen. Die Rückreise erfolgt ebenfalls gemeinschaftlich nach Vereinbarung. Die Gesamtunkosten einschließlich Fahrt und Verpflegung betragen mindestens 65 °4l. Von diesen 65 -4t Gesamtunkosten werden, sofern Reichs- und Staatsmittel zur Verfügung gestellt werden, ein Teil solchen Landwirten wie­der ersetzt, die sich später ansiedeln. Wer sich nicht ansiedelt, erhält keinen Ersatz der Reisekosten. Diejenigen, die später als Samstag, den 11. d. M. die Einzahlung von 30 -4t bei der Post auf das Postscheckkonto der Landwirtschaftskammer vornehmen, können bei der ersten Reise kaum mehr berück­sichtigt werden- Es ist aber geplant, mehrere Reisen, wenn die notwendige Zahl von Bewerbern sich meldet, zu unter­nehmen.

Vorsicht beim Mosten. Vor einigen Tagen brachte ein Einwohner in Mittelstadt seinen Most von der Mosterei nach Hause. Um sicher zu gehen, gab ihm der Mostereibesitzer einen Gärspunden mit. Da der Mostbesitzer keine Zeit züm Ablassen seines Mostes mehr fand und er übrigens auf den Patentgärspunden vertraute, ließ er. den Most ruhig über Nachten der Scheune stehen. Am andern Morgen war aber sein Schrecken groß, als er das Faß leer fand, denn der junge Most hatte über Nacht den Faßboden hinausgedrückt. Bei einer Untersuchung des Patentgärspundens wurde festgestellt, daß dieser wohl eine A n bohrung, aber keine Durchboh­rung hatte, so daß der Most fest verschlossen war und infolge der Gärung einen Ausweg suchte.

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Herstellung einwandfreier Fruchksäfle!m Haushalt

Fruchtsäfte zur Bereitung von Limonaden bilden für die heiße Zeit ein hervorragendes Getränk. Gerade die Beeren­arten, die doch in jedem Hausgarken v.chanden sein sollten, sehen uns durch ihre regelmäßigen Erträge in den Stand, naturreine Fruchlsäfte herzustellen. Ohne chemische Zusätze, unter möglichster Erhaltung des natürlichen Gehalts und Geschmacks sollen die Säfte einen Ersatz für Frischobst bieten. Die Fruchtsafkgewinnung vermittels Dampf dürfte das ein­fachste Berfahren darstellen, das ohne besondere Apparate und sonstige Ausgaben auch im einfachsten Haushalt Anwen­dung finden kann. Die Ausbeute der Früchte ist hiebei im Bergleich zu anderen Berfahren reckt groß. Bei einiger­maßen geschicktem Arbeiten wird das Produkt klar, behält schöne Farbe und gutes Aroma. Jeder saubere Kochkessel, auch jeder große Kochkopf mit gukschließendem Deckel ist dazu geeignet. Der Topf wird handhoch mit Wasser gefüllt und mit einem Drahkrost oder Laktenboden versehen. Auf letzteren stellt man eine abgepaßke hohe Schüssel zum Auf­fangen des ablaufenden Safts. Zu beachten ist, daß die ein­gesetzte Schüssel nie direkt auf der erhitzten Bodenfläche des Kochkopfes ausstehen darf. Sobald nun das Wasser kocht, werden die gewaschenen, vorbereiteten Früchte in ein dop­peltes Leinen- oder Flanelltuch gegeben und frei in den Topf gehängt. Entweder man bindet das Tuch mit einem Bindfaden, der um den Topfrand greift, fest und verschließt den Deckel, oder das Tuch wird mit dem verschließenden Deckel eingeklemmt und kreuzweise darüber gebunden. Es genügt zum Auslauaen eine Kochzeit von 1116 Stunden. Der Saft läuft vollständig klar in die eingesetzte Schüssel ab ::i.d wird, nach Geschmack gezuckert, heiß in gut ge­reinigte, durch Erhitzen in der Bratröhre vorgewärmte und keimfrei gemachte Flaschen gefüllt, die man sofort verkorkt und in einem Kübel auf den Kopf stellt. Dadurch muß die Luft zwischen Saft und Kork durch den heißen Saft und wird ebenfalls keimfrei. Auf dieselbe Weise können auch Flaschen mit Pakentverschluß verwendet werden.

Die Fruchtrückstände sind bei dem Dampfentsafken meist so ausgelaugt, daß sie einfach beseitigt werden können. Aus wertvollen Früchten (Erdbeeren, Himbeeren) kann, nach Zu­satz von frischen Früchten Marmelade hergeskellk werden, der wegen seiner anregenden Wirkung auf die Darmkäkigkeik Heilwerk besitzt.

Zwetschgen lange frisch zu Hallen. Will man Zwetschgen bis Weihnachten frisch erhalten, so pflücke man st« an einem trockenen Tag mit dem Stiel und lasse sie einige Tage auf Stroh in einem trockenen Zimmer liegen. Hierauf werden die Zwetschgen in einen Steintopf zwischen Stroh und Sägemehl eingelegt, sodaß sie sich nicht berühren. Der Topf wird dann gut zugebunden und an einem trockenen Ort aufbewahrt. Will man ein übriges tun, so halte man die Pflaumen vor Gebrauch in einem Sieb über kochendes Wasser, und diese werden ihre blaue Farbe und den Ge­schmack wiederbekommen wie bei frischgepflückten Früchten.

Mas künstliche Obstzucht vermag» ersieht man u. a. aus der Orange. Diese herrliche Frucht, die z. B. in Palästina eine Größe wie ein Kindskopf erreicht ein Erfolg der Züchtung der schwäbischen Templergemeinden-, war ur­sprünglich nicht größer als eine Kirsche. Erst durch die Kul­tur von 1500 Jahren hat sie ihre jetzige Gestalt und Fein­heit erreicht.

Weinflecke. Um Weinflecke aus weißem Tischzeug zu entfernen, empfiehlt es sich, unter den noch nassen Wein­fleck eine Schüssel oder einen Topf mit kochendem Wasser zu stellen. Sollte der Dampf den Weinfleck nicht sofort aus- ziehen, so ist das Verfahren zu wiederholen, bis das Wasser sich etwas abgekühlt bat. Das Tischzeug darf aber nur mit dem Dampf und nicht mit dem kochenden Wasser in Be­rührung kommen. Ist der Weinfleck stark verblaßt, so wasche man ihn mit lauwarmem Seifenwasser ganz aus, bis keine Spur mehr davon zurückbleibt.