in Ostheim ein 49 I. ä. Mann durch Einatmen vM Gas Selbstmord. Auch in diesem Fall liegt der Grund zur Tat in der Aufdeckung begangener Unehrlichkeiten. — Bei der Ausführung von Dachdeckerarbeiten ist ein 14 I. a. Lehrling, anscheinend infolge Selbstverschuldens vom Dach eines Hauses der Teckstraße in Ostheim etwa 12 Meter hoch abgestürzt. Mit schweren inneren Verletzungen wurde der junge Mann bewußtlos ins Karl-Olga-Krankenhaus eingeliefert. — Ein 26jähriger verh. Arbeiter stürzte sich vom 2. Stock eines Magazin-Gebäudes in Zuffenhausen in den Hof. Er war sofort tot.
In Haus Nr. 23 der Neckarstraße wurde am Samstag früh ein 26jähriges Dienstmädchen im Bett mit zertrümmertem Schädel tot aufgefunden. Alle Behältnisse waren geöffnet und durchwühlt. Es liegt Raubmord vor. Der Dienstherrschaft (Homöopath. Arzt Dr. Stiegele) wurden einige Herrenanzüge gestohlen.
Aus dem Lande
Wendlingen OA. Ehlingen, 26. Sept. Unfall. Ernst Aldinger wollte in der Mittagspause mit seinem Kind auf dem Fahrrad den Absatz des unteren Neckarstegs überfahren. Die Nadgabel brach und Aldinger muhte mit schweren Kopfverletzungen vom Platz getragen werden- Das Kind kam mit heiler Haut davon.
Bietigheim, 26. Sept. Die Herren der Straße. Zwischen Großingersheim und Pleidelsheim wurde ein Fuhrmann von den Insassen eines Autos, vor dem er nach Ansicht dieser Herren der Straße nicht rasch genug ausgewichen war, schwer mißhandelt. Cr mußte fliehen. Als er nach einiger Zeit zurückkam, wurde er abermals mißhandelt. Die Nummer des Autos konnte festgestellt und Anzeige erstattet werden.
Tübingen, 25. Sept. Einsturz. Im Gasthof zum Hirsch, dessen Dachstock vor einiger Zeit ausbrannte, stürzte heute ein Teil des Giebels ein, solange die Zimmerleute mit Aufschlagarbeiten beschäftigt war. Es wurde niemand verletzt.
AffWk OA. Herrenberg, 26. Sept. Ein Altveteran. Karl Wörner, ein Altveteran von 1866 und 1870, feierte am 23. September den 86. Geburtstag. Im Gasthaus zum „Schatten" fand eine Feier statt, bei der Schultheiß Bek dem Jubilar ein Festgeschenk des Württ. Kriegerbundes übergab.
Ealw» 25. Sept. Kraftwagenverbindung. Mit Unterstützung der Stadt wurde eine Kraftwagenverbindung Calw — Zwerenberg geschaffen, und zwar wird jeden Mittwoch und Samstag eine Kraftwagenfahrt mit Personen- und Güterbeförderung >.on Zwerenberg nach Calw und zurück ausgeführt.
Lüichingen, 26. Sept. Arbeitsaufnahme. Dis Laichinger Schürzen- und Wäschefabrik A.G. eröffnet im Laus nächster Woche wieder ihren Betrieb.
Donzdors OA. Geislingen, 26. Sept. Dienstag abend brannte das zur Gräfl. v. Rechberaschen Gutsherrschaft gehörige Schafhaus auf dem Härbelsoach bis aus den Grund nieder. Es sind über 200 Ztr. Heu und Oehmd mitverbrannt. Die Entstehungsursache wird auf Selbstentzündung des Oehmds zurückgeführt.
Langenau, 26. Sept. Die Grundstückskäufe der Stadt Stuttgart im Langenauer Nied. Die Stadt Stuttgartv hat in, der^Gegend von Langenau OA. Ulm in letzter Zeit verschiedene ausgedehnte Grundstückskäufe vorgenommen und zwar in einer Weise, die den lebhaften Unwillen der Bevölkerung der Gegend hervor- gerufen hat. Den Versuch, die Stadtverwaltung von Langenau eines Vorwurfs zu stechen, beantwortet Stadtschultheiß Dr. Haller in der m Langenau erscheinenden „Ülmer Alb-Zeitung" folgendermaßen: „Die von der Stadtverwaltung Stuttgart an die Presse gegebene Mitteilung betr. Grundstückskäufe im Ried kann nicht unwidersprochen bleiben, zumal der wahre Grund der gegen sie mit Recht erhobenen Vorwürfe aus begreiflichen Ursachen der Oeffent- lichkeit gegenüber orgfältig verschwiegen worden ist. Der berechtigte Vorwurf „unsauberer Geschäfte" richtet sich weniger gegen die Käufe an sich, als gegen die Art und Weile ihres Zustandekommens. Es ist ausdrücklich festgestellt, daß sämtliche Käufe nur durch arglistige Täuschung, durch ständiges Vorbriangen gröbster Unwahrheten zustande gekommen sind. Die Behauptung der Stadtverwaltung Stuttgart, dem Gemeinderat der Stadt Langenau sei im Frühjahr das Vorkaufsrecht an- geboten worden, das dieser ausdrücklich abgelehnt habe, ist ebenso frei erfunden, wie sämtliche Angaben ihres Strohmanns M a i er in Ulm. Geradezu rührend ist die anerkennenswerte Menschenfreundlichkeit, mit der die Stadt
Tkllltgärt Plötzlich der notleidgenden Landwirtschaft gedenkt gedenkt und zu Hilfe kommt. Wenn die Stadt Stuttgart jedoch derart viel übriges Geld hat, daß sie solche Geschäfte „zum Zweck der Bienenzucht im Langenauer Ried" betreiben muß, um ihre Stouergelder unterzubrigngen, raten wir ihr, diese öffentlichen Gelder für die Schaffung von Wohnungsgelegen beiten der Stuttgarter Arbeiterschaft nutzbrinoender w w "nden. Die Landwirtschaft Langenaus dankt für solche Danaergeschenke der Landeshauptstadt verbindlichst." — No.n eine andere nützlichere Verwendungsart der überschüssigen Mittel der Stadt Stuttgart gäbe es: ihre alten Schulden billigerweise aufzuwerten.
Von der Alb. 26. Sept. Ernte. Durch die Dörfer und auf den Höfen rattert die Dreschmaschine. Der Drei- und Vierklang der Flegel ist verschollen. Selbst der Kleinbauer drischt mit der Maschine. Die Strohhaufen mehren sich, die Scheunen fassen die Mengen des Dreschstrohs nicht. Dinkel und Weizen sind kleinkörnig geblieben, die Sonne hat zu spät eingesetzt, vollkörnige Garben sind selten. Beim Drusch gibt es mittel aus. Auch die Gerste hat vielfach nicht gehalten, was sie im Frühjahr versprochen hat. Dagegen ist die Haberernte sehr gut ausgefallen in Rispen und Halm. Die abgerahmten Aecker hat der Pflug gestürzt. Zum Säen aber ist der Boden zu dürr. Selbst in den ausgegrabenen Kartoffeläckern hat der Sämann noch keine Arbeit. Die Kartoffelernte fällt verschieden aus. Viele Säcke füllen sich nur zur Hälfte, manche geben nur Stumpen. Dagegen fällt der dritte Klee out aus und da, wo der Bauer zeitig im Frühjahr Grünfutter der Wiese abgerungen hat, gibt es einen schönen dritten Schnitt. Obst ist gut ergiebig auf der Höhe, aber klein geblieben. Dagegen wird der süße Most gelobt. In den Tälern ist Kern- und Steinobst spärlich.
Geislingen a. Sk., 26. Sept. Unfall mit Todesfolge. Auf der Geislinger Steigstraßs kam ein mit zwei Pferden bespannter Langholzwagen, wahrscheinlich durch einen eingeiretenen Schaden an der Sperrvorrichtung, ins Rutschen. Der Fuhrmann Scheich wollte zu den Pferden vorsprinaen, kam dabei zu Fall und wurde geschleift. Er ist im Göppi" r Krankenhaus gestorben.
Donzdors bei Geislingen, 26. Sept. Ein altes Kirch- e! n. Eines der ältesten Kirchlein des Landes ist die Lau- rentiuskapells zu Hürbelsbach. Es zählt mit der Johanniskirche in Gmünd und der Ruine Staufeneck zu den besten Denkmälern aus der Hohenstaufen,zeit- Ein Jägerhaus, in dem ein gräflich Rechbergscher Förster wohnt, und ein Schafhau? sind die wenigen Gebäude in der Umgebung des Kirchlein? Das Schafhaus ist Donnerstag abend ein Raub der Flammen geworden. Ueber das Kirchlein gehen verschiedene Sagen im Volk. Es sei die erste und einzige Kirche im Lautertol gewesen. Bei dem großen Sterben !m 30jühr. Krieg, wo Donzdors fast ausstarb, sei der Geistliche in Hürbelsbach übriggeblieben. Auf dem Turm des Kirchleins habe eine Susannaglocke gehangen. Als das Kirchlein abgebrochen werden sollte im Lauf des vorigen Jahrhunderts, habe der Donzdorfer Dekan die Glockemnschrift: „Anna, Susanna, sollst ewig da hanga" entdeckt. Dadurch sei die Glocke als Wetterglocke erkannt worden und der Abbruch des Laurentiuskirchleins unterblieben.
Eßlinaen, 26. Sept. Bau einer Saalkirche in Hegersberg. Nach langem Warten wird mit den Bauarbeiten für die Saalkirche an der Liebersbronner Straße in den nächsten Tagen begonnen werden. Nach dem Plan von Profesfor Jost in Stuttgart o^rd ein Bau hier erstehen, der eine Zierde der Landschaft und vor allem eine schöne kirchliche Heimat sein wird für die Gemeinden „auf dem Berg" Hegensberg, Liebersbronn, Kimmichsweiler und Wilfing- hausen, deren Glieder bisher nach den Kirchen von Obereßlingen und St- Bernhard beschwerliche Wege zu gehen hatten.
Böblingen, 25. Sept. Eine 11jährige Lebensretterin. Kürzlich fuhren 2 des Schwimmens unkundige Schulkinder mit einem Brettersloß auf dem unteren See. An einer tiefen Stelle des Sees kippte das Floß um: die beiden Kinder stürzten ins Wasser und hätten ihr Leben eingebüßt, wenn nicht eine Schülerin des Realvrogym- nasiums, H. Stütz, obwohl erst 11 Jahre alt, den Mut besessen hätte, die beiden unter eigener Lebensgefahr vom Ertrinken zu retten.
Mergentheim, 26. Sept. Ein Zwischenfall. Die „Schwäbische Tagwacht" berichtet über den Besuch des Landtags in Weikersbeim, daß der Besitzer der dortigen Orgelfabrik, Kommerzienrat Laukhuff, auf allen Seiten seines großen Betriebs mit schwarz-weiß-rot beflaggt hatte. Dazwischen hing eine einzige Fahne-in den württemb"rgischen Landessarben. Die sozialdem. Abg. erblicken in dieser Art der Beflaggunn eine bewußte Provokation aller Republikaner, sie lehnten daher demonstrativ ab, der Einladung zum Besuch dieses Betriebs stattzugeben. Zwei Mitglieder der
demokratischen Landtagssraktion schlossen sich ihrem Vorgehen an.
Friedrichshofen, 26. Sept. Kirchen bau. Die kath. Kirchenpflege Friedrichshofen wird drei in ihrem Besitz be^ findliche Gebäude und Grundstücke zugunsten des Baus einer neuen zweiten kath. Stadtpfarrkirche verkaufen. Die neue Kirche soll auf dem der Stadtgemeinde gehörigen, südlich der Realschule gelegenen Platz erstellt werden. Dis Stadtgemeinde gibt diesen Bauplatz an die Kirchengemeinde unentgeltlich ab.
Lokales.
Wild » ad , den 27. Sept. 1926.
Freigabe der Schnellzüge für Sonntagskarten. Vom Sonntag, 3. Oktober 1026 bis 14. Mai 1927 werden in den Bezirken der Reichsbahndirektionen Stuttgart, Karlsruhe, Mainz, Frankfurt a. M., Ludwigshafen, Augsburg, Würzburg, Nürnberg und München sämtliche Eil- und Schnellzüge mit Ausnahme der Fernschnettzüge (FD.) für die Benützung mit Sonntagsrückfahrkarten freigegeben.
Dsu scher NeichsbahnkalendLr. Die Deutsche R «chsbahn- gesellschafl gibt für 1927 erstmals einen Abreißkalender heraus, der in Wort und Bild eine Rundschau über den Werdegang der Deutschen Reichsbahn gibt.
Für Auswanderer. Wer nach Amerika will, sei davon in Kenntnis gesetzt, daß die Zahl der beim amerikanischen Konsulat Stuttgart vorgemerkten Auswanderer so groß ist, daß demnächst keine Anträge mehr angenommen werden. Leuten, die nach den Vereinigten Staaten reisen wollen, wird empfohlen, sich schnellstens anzumelden. Die Wartezeit ist für Personen, die sich heute anmelden, ungefähr 20 Monate.
Die gesetzliche Miele in Deutschland. Das Reichsarbeitsministerium versandte im August d. I. eine Mitteilung an sämtliche Landesregierungen über die Höhe der gesetzlichen Miete für den Monat August 1926 in allen deutschen Ländern. Die Wohnungsmiete beträgt fast allgemein 100 v. H. der Friedsnsmiete, nur in Braunschweig und Lippe-Detmold je 102 v. H. und in Mecklenburg-Schwerin 101 v. H. An Miete für gewerbliche Räume erhebt Braunschweig 125 v. H. der Friedensmiete (jedoch ohne Umlagen), Bremen 120 v. H., Mecklenburg-Schwerin 115 v. H., Württemberg 110 v. H. bezw. 115 v. H., Baden 114 v. H., Lippe-Detmold, Lübeck und Mecklenburg-Strelitz je 110 v. H., Thüringen 106 v. H. und Bayern je nach der Iahresfriedensmiete 102 v. H. bezw. 107 v. H. In den nicht genannten Staaten beträgt die Miete für gewerbliche Räume gleichfalls 100 v. H. Die Mietzinssteuer beträgt in Preußen, Sachsen und Mecklenburg-Strelitz je 40 v. H., davon wieder für Wohnungsbau in den beiden ersteren Staaten 20 o. H. und in Mecklenburg- Strelitz 15 v. H. Hessen erhebt 39,25 v. H. Mietzinssteuer und verwendet hiervon 11 v. H. für Wohnungsbau, Bayern 37 bezw. 11 v. H., Württemberg, Hamburg Mecklenburg- Schwerin Braunschweig, Lippe-Detmold und Waldeck je 35 v. H. Mietzinssteuer und je 15 v. H. davon für Wohnungsbau.
Durch Beschluß des Staatspräsidenten ist u. a. die ständige Lehrstelle an der Volksschule in Reichertshausen O.-A. Möckmühl dem Lehrer Helmut Feyhl, hier, übertragen worden.
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Warum gähnen wir?
Gähnen ist ein unwillkürlicher Vorgang. Der Mund öffnet sich, und bei weit geöffneter Stimmritze wird tief und lang Luft eingesogen. Ein kürzeres Ausatmen schließt sich an. Beides ist oft von eigenartigen Lautbildungen begleitet. Gleichzeitig gehen andere Muskelbewegungen vor sich; sie dienen, wie das Strecken der Arms und das Weiten der Brust, zur Unterstützung der Einatmung.
Die Ursache dieses Vorgangs ist in plötzlichem Lufthungerzu suchen. So tritt er besonders bei Ermüdung auf, bei sonstiger Herabsetzung des Sauerstoffgehalts im Blut oder bei Verringerung des Blutgehalts im Gehirn. Aus dem Umweg über das Atmungszentrum im obersten Teil des Rückenmarks wird von den Geweben mehr Sauerstoff angefordert und das geschieht durch die fiese Einatmung beim Gähnen.
Wir, betrachten das Gähnen im allgemeinen als Ausdruck der Ermüdung, Abspannung oder Langeweile. In der Tat ist Gähnen oft der Ausdruck eines gesteigerten Schlafbedürfnisses. Viele Menschen müssen gähnen, wenn sie sich in überfüllten oder schlecht gelüfteten Räumen aufhalten. Der Zwang zum Gähnen läßt sich nur schwer oder gar nicht unterdrücken.
Gähnen in Gesellschaft wird infolge feines Hinweises auf
Des Mitleids Liebe.
23 Roman von Robert FuKs-L'ska.
Taktvoll aber beugte sich der einfache Mensch in seiner steifen Art nieder, um Suses Fingerspitzen zu küsjcn.
Ta hob sie ihm selber das.Gesicht empor und duldete mit warmwerdendem Herzen den scheuen Kuß, den er ihr, ein wenig ungeschickt, auf die Stirn zu hauchen wagte.
Und es ging von dem getreuen Manne eine so innige Freude aus, daß Snses Seele für diese Nacht wenigstens der Schlaf geschenkt ward.
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An der altersgrauen Kirchhofsmauer zog sich ein mit schwärzlichem Staub bedeckter Fahrweg hin. Diese häßliche Farbe verdankte die Straße den vielen Kohlen- siihrwerken, die an jedem Tag ununterbrochen nach de-.' ein wenig außerhalb des Städtchens liegenden Eisengießerei des Herrn von Hartmann knarrten. Alle die knirschenden Räder zermalmten die vielen Kohlenstückchcn, zermalmten sie in den Staub, den die vorherfahrenden Wagen aufwirbelnd über die Mauer hinwehten und von denen ab und zu der feine Kohlengrus riefelte.
Es war am Tage nach Sufes Abreise, als Wappler den Weg zur Fabrik dahinging. Vor dem Gittertor in der grauen Mauer blieb er stehen und blickte zwischen den Stäben hindurch in die herbstliche Kahlheit des sonst in Blumen leuchteirren Friedhofes. In der späten Jahreszeit verlieh das traurig-dunkle Grün der Lebensbäumchen der Einsamkeit des Totenackers nun etwas Düsteres.
Wappler drückte die Klinke der eisernen Pforte nie- der. Langsam, in den verrosteten Angeln seufzerrv, tat Hich das Tor auf. Tann suchte er zwischen den Gräbern.
Uno in der Stille oer Umgebung war nichts zu vernehmen, als der hallende Schritt des Mannes — unv das einsame Seunen in den niedrigen Zypressen begleitete ihn.
Vor der Grabstätte seiner Eltern stand Wappler still und nahm den Hut ab. Er erzählte den Toten von seinem neuen Glück uno bewegte in stillem Gebet die Lippen, als möchte er sich hier den Segen zu dem schweren Vorhaben holen, das ihn nach der Eisengießerei Justs führte.
Und wie eine Bitte nni Vergebung war das stumme Gebet für die Ruhe ver Toten. Das von Ahn zu Ahn vererbte alte Häuschen der Eltern, von dem er nimmer
lassen zu können gewähnt hatte-das wollte er heute
dem reichen Nachbarn in der Villa anbieten, um den Seelenfrieden der Frau zu erkaufen, deren Geschick er mit dem seinen unlöslich verbinden wollte.
Wohl hatte Suse ihm nichts Ausführliches erzählt von dem unwiederbringlichen Verlust, Len ihr der dahin- gcschwundene Traum bereitet hatte. Daß es Furchtbares sein mochte, was die junge Frau trieb, in ihm, dem geringen Manne, der Not letzten Hosfiiuiigsanker zu sehen, Vas war auch seinem einfachen Verstände klar geworden. Uno er gedachte des Frohsinns, der singend und klingend gestern morgen über die Stiege herab in seine Vogelstube gedrungen war, um in verzweifelten Tränen oort zu ersterben, wo er ihn erstaunt zum erstenmal vernommen hatte. Vielleicht würde er dies Jubeln niemals wieder hören.
Tenn daß nicht seine Liebe Suie bewogen hatte, sich zu ihm zu flüchten, Laß es nur die Verzweiflung in
irgend etwas Ungeheuerlichem war-nun, er würde
dem nie nachforschen, Suse niemals fragen.
Kam einst der Tag, an vem sie zu ihm reden wollte,^ dann würde er ihn dankbar als den Beweis humehmen, oaß die ehrfurchtsvolle Treue seiner Empfindungen ein wärmeres Gefühl in ihr erweckt hatte, als nur den Dank für seine Redlichkeit. :
Und feine gütige Offenherzigkeit, sein ehrlicher Sinn ließen als selbstverständlich gelten, daß Suse jetzt noch verschwieg, was ihr so unsagbar Weh getan haben mußte. Denn aus dem unbewußten Gefühle der eigenen Rechtlichkeit nahm er, ohne den geringsten Zweifel zu hegen, ganz einfach an, daß auch Suse keines Unrechts gegen ihn fähig wäre.
Es kam die reine Freude über ihn, daß seiner Obhut nun der Friede und das Glück zweier Menschenkinder anvertraut war. Suse und das Kind . . . sie waren ihm immer wie seine Vögel vorgekommen. Hilflos, liebebedürftig, immer eine sorgende Hand gebrauchend, die still und ohne auf den Dank zu warten, sich ihrer annahm. Wie schwer hatte Suse es ihm doch gemacht, daß er so manche kleine Sorge heimlich auf sich nahm. Die stolze vornehme Frau hätte niemals geduldet, was er verstohlen tat. Lebensmittel und kleinlichen Bedarf, den die Eristenz unerbittlich forderte — sie waren in die Dachstube gewandert, wenn Suse das Kind allein losten mußte. Und Suses junger, selbst noch kindlicher Sinn hatte das alles in den ewigen Sorgen der Sommertage nicht bemerkt. Nun würde er offen und ehrlich tun müssen, was seine versteckte Freude gewesen war. Und gewiß war die Freude dann um so größer.
Ein befreiender Seufzer schloß Wapplers Gedanken und machte seinem verträumten Nachgrülwln ein Ende.
IFortfechung folgt.!