zelebrierte noch die Heilige Messe, mußte aber bei der Wandlung abbrechen. Sofort wurde Dr- Schlegel aus Tübingen gerufen, aber der Zustand des Bischofs verschlimmerte sich rasch. Er wurde noch mit den Sterbesakramenten versehen und verschied um 9 Uhr sanft.
Bischof Dr. von Keppler entstammt einer Gelehrtenfamilie. Er ist ein Nachkomme des Astronomen Keppler von Weilderstadt. Am 28. November 1852 wurde Exzellenz von Keppler als zweiter Sohn des Gerichtsnotars Keppler in Schwab. Gmünd geboren, der evangelisch war. Er absolvierte dort die Lateinschule, dann das Obergymnasium in Ehingen und besuchte hierauf die Universität in Tübingen. Am 2. August 1875 wurde er zum Priester geweiht. Im November 1876 kam er als Repetent ans Wilhelmsstift in Tübingen. 1880—1883 war er Stadtpfarrer in Cannstatt. Im Februar 1883 wurde er Professor in Tübingen, 1894 Professor an der Universität in Freiburg und im November 1898 erfolgte seine Wahl zum Bischof von Rottenburg. Als theologischer, kunsthistorischer und Reiseschriftsteller hat der- Bischof eine umfangreiche Tätigkeit entfaltet. Weltbekannt wurde er durch seine Bücher „Mehr Freude" und „Leidensschule". Sie werden in allen Sprachen gelesen und haben nicht nur bei Katholiken, sondern auch bei Andersgläubigen volle Anerkennung gefunden.
Im Herzen verankert ist der Bischof vor allem in seiner Diözese. Welches Ansehen, welche Verehrung und Liebe er genoß, das zeigte so recht die Feier seines Doppeljubiläums im vergangenen Jahr, das bewies aber auch der Stuttgarter Katholikentag, bei dem ihm die Katholiken von ganz Deutschland zujubeltcn.
Als Oberhirte stand der Verstorbene auf einer ungewöhnlichen Höhe des Geistes und der Pflichtauffassung. Die religiösen Pflichten gaben für ihn den Ausschlaa bei Festlegung seiner Lebens- und Tagesordnung. Anspruchslosigkeit und Selbstbescheidung waren die Kennzeichen seiner persönlichen Lebensweise. Auch im deutschen Episkopat war Bischof Keppler hochgeschätzt. Viele der berühmten Hirtsnschreiben, die von der'Fuldaer Bischofskonferenz ausgingen, hatten, namentlich während des Weltkriegs, ihn zum Verfasser. Er war ein Meister des Worts, ob er auf der Kanzel stand oder ob seine Hand die Feder führte. Deshalb kann man auch ohne jede Uebertreibung sagen, daß mit Bischof Dr. von Keppler einer der hervorragendsten Kirchenfürsten Deutschlands dahingegangen ist. ein Priester und ein Mensch, d L den konfessionellen Frieden zu wahren bestrebt war; chne Schwäche gegenüber der eigenen Ueberzeugung, und der volle Hochachtung genoß auch bei jenen, die anderen Glaubens sind.
Rotkenburg, 16. Juli. Zum Tode des Bischofs. Die Nachricht von dem Tode des Bischofs hat hier große Bestürzung und tiefe Trauer hervorgerufen. Die Beisetzung findet nächsten Dienstag stakt. Bormittags 8 Uhr ist Totenoffizium im Dom, um 9 Uhr Requiem. Hernach findet die Ueberführung der Leiche nach Sülchen statt, wo sich die Bischofsgruft befindet. Bei den Beifetzungsfeierlichkeiten wird die'württ. Regierung durch Justizminister Beyerle ver- krelen sein, der zurzeit den auf Urlaub befindlichen Staatspräsidenten vertritt.
Württemberg
Stuttgart, 16. Juli. ParlamenkarieralsStaaks- beamte. Das „Deutsche Volksblakt" (Zentrum) nimmt zu der Frage der Ernennung von Parlamentariern zu Staatsbeamten Stellung und erklärt, daß das Zentrum das Berufsbeamkenkum in seinen Grundlagen Erschüttert erhalten wissen wolle. Drs hindere aber nicht, auszusprechen, daß durch die Ernennung der Abgg. Andre und D r. Beißwänger eine Gefährdung des Berufsbeamkenkums nicht eingekreten ist, noch eintreten wird. Praktisch liegen die Verhältnisse doch so, daß das parlamentarische System trotz unleugbarer Mängel auf absehbare Zeit hinaus das Schicksal des deutschen Volks entscheidend beeinflussen wird, weil es die Ausdrucksform des gegenwärtigen gesellschaftlichen und politischen Enkuricklungsstandes ist. Mit diesem System hängt mehr oder weniger auch die Ernennung der beiden Abgeordneten, um die der Kampf geht, zusammen. Dabei denkt weder in der würkt. Regierung, noch sonst ein ernst zu nehmender Politiker in Württemberg daran, eine größere Zahl Politiker, me keine Beamte sind, in Beamtenstellungen hineinzubringen und das Berufsbeamkenkum zu verdrängen. Aber das Recht wird sich jede Regierung, die auf dem parlamentarischen System aufgebant 'ist, wahren müssen, in besonderen Ausnahmefällen auch eine politische oder sozialwirtschaftlich ausgeprägte, führende Persönlich-
4ln, den Hdchsken Piretg
Roman von Wolfgang Marken.
26 Urheberrechtsschutz durch Verlag Oskar Meister, Werdau.
Seine Stimme erhob sich.
„Freunde! Unser lieber Landsmann Schulze — Hiphurra! Hurra!"
Sie schrien es begeistert und dann sangen sie wieder:
„Horch, die alten Eichen rauschen,
Immer noch das alte Lied."
Friedrich Karl stand stumm und lauschte. Als die Weise erscholl, dachte er an die Kindheit, da er unter den hohen Ulmen im Parke saß und träumte und seine Seele voll Sehnsucht war.
Und er dachte an das geliebte Weib, an lein Kind, und mit einem Male packte ihn eine unbezwingbare Sehnsucht, so daß dem fröhlichen Manne weh zumute wurde.
Als er die Stufen emporstieg, umtost von dem Jubel der Massen, standen ihm Tränen in den Augen.
Am 2. Oktober ließ der Präsident Friedrich Karl zu sich bitten.
Er empfing ihn äußerst herzlich, und der Deutsche fühlte sich wirklich wohl in der Atmosphäre. Er wurde der Familie des Präsidenten vorgestellt und von der Frau des Hauses sehr freundlich, von den Kindern begeistert empfangen.
Nach einem kleinen, gediegenen Abendessen bat der Präsident seinen Gast ins Rauchzimmer. Als der Rauch der feinen, leichten Havanna-Importen durch die Luft kräuselte, begann der Präsident:
„Lieber Mister Schulze! Ich habe mich aus eine Unterhaltung mit Ihnen gefreut. Sie sollen mir erzählen, von Ihrer Heimat sprechen. Uns liegt das europäische Problem mehr am Herzen, als Sie glauben. Ich spreche doch mit dem Privatmann Schulze?"
„Nur mit ihm, Herr Präsident."
„Ich bedaure. daß Sie. der Sie unsere Sprache so um-
keik in ein engeres Verhältnis zu ihr bringen zu können. Hierbei wird sie nach dem alten Sprichwort verfahren: .In der Beschränkung zeigt sich der Meister".
ep. Für den kirchbau in Fellbach. Das Kirchenopfer am kommenden Sonntag ist vom Evang. Oberkirchenrat für einen Kirchenbau in Fellbach bestimmt. Die dortige Gemeinde hat sich seit 25 Jahren mehr als verdoppelt und dürfte bald 10 000 Einwohner betragen. Für den in der Bahnhofsgegend neu entstandenen Ortsteil wurde i. I. 1920 eine zweite Pfarrstelle errichtet, der ais Gottesdienstlokal ein längst zu klein gewordener Saal dient. Die meist aus Arbeitern bestehende Gemeinde hat mit großer Opferwilligkeit einen Baufonds für eine Kirche gesammelt, der aber der Geldentwertung zum Opfer gefallen ist. Seither wurde jedoch mit großem Eifer ein neuer Grundstock zusammengcbracht, der den Beginn des Baus im Herbst ermöglicht. Die Gemeinde, die bei ihrer Lage vor den Toren Stuttgarts eine besonders wichtige Aufgabe hat, sieht sich für ihren dringlichen Kirchenbau auf die tatkräftige Mithilfe der Kirchengenossen im ganzen Land angewiesen.
Eisenbahnkrafkwagenvsrkehr. In dem von der Reichs- bohndirekkion Stuttgart auf der Strecke Ludwigsburg— Stuttgart—Eßlingen gemeinsam mit der Kraftverkehr Württemberg A.G. eingerichtete Eisenbahn-Krafkwagenverkehr sind die Beförderungsaebühren für die mit besonderem Begleitpapier (Ladeschein) abzufertigenden Sendungen (von Haus zu Hans) durchweg erheb Och ermäßigt worden.
Straßenverkehr und Richter. Der Württ. Automobilklub veranstaltete gestern für etwa 50 Stuttgarter Richter, an deren Spitze sich der Oberlandesgerichtspräsident Staatsminister a. D. Mandry befand, eine Informationsreise. Zunächst fuhr man durch die belebtesten Straßen der Stadt bei Tag, dann begab man sich in die Artilleriekaserne nach Cannstatt, wo Bremsvsrsuche oorgeführt wurden und Diplomingenieur Schröder eine theoretische Unterweisung gab. Er betonte, daß die größte Gefahr in der Straße die Amateurfahrer mit nur 14tägiger Ausbildung seien. Auch die Schuld des Publikums wurde natürlich Hervorgehoben. Schließlich folgte noch eine Naktfahrt mit Beleuchtungs- Schließlich folgte noch eine Nachtfahrt mit Beleuchtungs-
Vom Tage. Gestern abend stürzte ein Kind der Familie Flaig im Alter von 4 Jahren von einer Verand- des Nachbarhauses, in das sich wahrscheinlich zum Spielen mit anderen Kindern bercken hatte, ab und war sofort tot. Die Mutter war, während das Unglück geschah, nicht zu Hause.
Aus dem Lande
Eßlingen, 16. Juli. Diesellokomotive. Die Reichsbahn hat der Maschinenfabrik Eßlingen eine große Diesellokomotive für Schnellzüge in Auftrag gegeben, die noch in diesem Jahr zur Ablieferung kommt. Besonders interessiert sich Rußland für dieses bewährte Lokomotivsystem, da lange wasserarme Strecken des Landes den Bahnbetrieb mit Dampflokomotiven sehr erschweren oder vielfach unmöglich machen.
Waiblingen, 16. Juni. Tödlichüberfahren. Ein 6jähriger Knabe geriet an der Ecke Kurze- und Langestraße unter das Vorderrad eines Berliner Kraftwagens. Der Verletzte starb auf dem Transport zum Bezirkskrankenhaus.
Zuffenhausen, 16. Juli. Mißglückter Raubub e r f a l l. Als der Bankdiener I. Hasenmiller der hies. Handels- und Gewerbebank mit einem ansehnlichen Geldbetrag, den er in Stuttgart abgehoben hatte, durch die seitliche Türe sich in das Kassenbüro begeben wollte, wurde er von einem Mann angefallen. Der Unbekannte suchte ihm die Tasche zu entreißen; er versetzte dem sich heftig wehrenden und zu Hilfe rufenden Kassendiener auch einen Schlag auf den Kopf, der aber nur eine schwache Wirkung hatte. Der Räuber ergriff hierauf, ohne sich des Gelds bemächtigen zu können, die Flucht und wurde alsbald von den Ange- ; elften der Bank verfolgt, die ihn aber nicht mehr fassen konnten. Es soll noch ein Helfershelfer dabei gewesen sein, der auf der Straße Schmiere stand.
Heilbronn, 16. Juli. Ertrunken. Ein lediger Arbeiter des gegenwärtig hier weilenden Zirkus Hagenbeck ist im oberen Neckar gegenüber dem Familienbad ertrunken; er hat mutmaßlich einen Herzschlag erlitten. Die Leiche konnte noch nicht geborgen werden.
Maulbronn, 16. Juli- H a n d w e r k s k a m m e r t a g. Im idyllisch gelegenen Maulbronn hielt der Württ. Handwerkskammertag unter dem Vorsitz des Präsidenten der
fassend beherrschen, nicht wenigstens ein paar Monate in unseren Staaten bleiben wollen. Sehr gefreut hätte es mich, einmal Ihr ungeschminktes Urteil über mein Vaterland zu hören."
„Herr Präsident! Ob Sie es gefreut hätte! Deutschland Hai das Vertrauen zu der Gerechtigkeit Amerikas vollständig verloren."
„Wie ist das möglich?"
„So dürfen Sie nicht fragen, Herr Präsident. Ich weiß ganz genau, daß Sie nicht zu den Amerikanern gehören, die nicht wissen wollen. Denken Sie doch daran, wie uns einer Ihrer Vorgänger betrog. Wir glaubten einmal, daß Amerika ein ehrlicher Makler sein könne."
„Lieber Mister Schulze, man kann die Dinge immer von zwei Seiten oiu-hen."
„Das kann man. Aber ein Wort hat nie zwei Seiten."
„Das ist recht gesagt. Aber wenn sich eine Zusage als unhaltbar herausstellt, ist es dann eine Schande, wenn —"
„Ein Mann verspricht einem einzelnen nicht mehr, als er halten kann, geschweige denn einem ganzen Volk. Und es war für die Staaten, die abseits Europa stehen, doch so leicht, mit krästiger Hand für einen gerechten Frieden zu sorgen."
„Haben wir Ihnen wirklich so unrecht getan?"
„Ja, Herr Präsident — verzeihen Sie. wenn ich offen rede."
„Darum bitte ich Sie. — Sagen Sie mir ehrlich, ist Deutschland wirklich jo wenig schuld am Weltkrieg, wie es sich stellt?"
Da ging ein bittrer Zug über des Deutschen Züge.
„Warum soll ich leugnen, daß es Kreise gegeben hat, die aus dem oder jenem Grunde einem Krieg günstig gesinnt waren. Aber das Volk, das jetzt den Krieg bezahlt, das hat ihn nicht gewollt. Wegen dieser wenigen meinem Vaterlande die Kriegsschuld zuzuschreiben, das ist der Gipfel der Ungerechtigkeit. Wenn wir Schuld an diesem Ringen tragen, dann nicht so viel wie Frankreich, Rußland oder England."
Der Präsident hatte sich erhoben und ging ein paarmal unruhig hin und her.
„Mister, Ihr Urteil ist hart. Ob es ganz das Rechte lrisst, darüber wage ich nicht zu entscheiden. — Lossen wir den Punkt. Die Zukunst ist wichtiger. Sagen Sie wir,
Handwerkskammer Heilbronn eine Sitzung im Rathaussaal ab. Er nahm eingehend Stellung zu wichtigen Handwerkersragen, u. a. auch zu dem Gesetzentwurf einer Arbeits» lose »Versicherung. Die Württ. Handwerkskammern lehnen zur Jetztzeit das eine Mehrbelastung der Wirtschaft bringende, bei den heutigen Zeitverhältnissen für die Wirtschaft nicht tragbare Gesetz ab, ohne die allmähliche Ablösung des Grundsatzes der Fürsorge durch den Grundsatz der Versicherung zu verneinen. Die liebenswürdige Anteilnahme der Maulbronner Behörden und des Gewerbes anläßlich der Anwesenheit des Handwerkskammertags in Maulbronn wird gern und dankbar hervorgehoben und festgestellt, daß das lieblich gelegene Maulbronn sich zu einer Tagungsstadt vorzüglich eignet. Dr. F.
Maulbronn, 16. Juli. Tödlicher Autounfall. Der Flaschnermeister Aug. Dold, der hier ein Geschäft be-'
t, rannte mit seinem Motorrad gegen ein Personenauto und wurde so schwer verletzt, daß er bereits auf der Fahrt ins Städt. Krankenhaus in Pforzheim gestorben ist.
Unterdeufskellen OA. Crailsheim, 16. Juli. Beim Baden ertrunken. Unterlehrer Dorner ist beim Baden un Kohlweiher infolge eines Herzschlags ertrunken.
heidercheim, 16. Juli. Autobusverkehr. In nächster Woche wird hier ein regelmäjftger Autobusverkehr
gerichtet werden. Die Fahrten werden täglich in Zeitabschnitten von einer Stunde durch den Stadtbezirk nach dem Vorort Schnaitheim und zurück bis zur nördlichen Ortsgrenze Mergelstetten ausgeführt werdem
Nagold, 16. Juli. Eisenbahnbetriebs st örung. Gestern abend 7 Uhr wurde die Nebenbahn Nagold—Alten- steig zwischen Ebhausen und Berneck auf eine Länge von mehreren 100 Metern infolge eines Wolkenbruchs bis zu 1 Meter hoch mit Geröll ui d Schlamm verschüttet. Der Verkehr wird mit Kraftwagen aufrecht erhalten. Der Zugverkehr ist heute vermitta» 9.20 Uhr wieder ausgenommen worden.
Wildberg OA. Nagold, 16. Juli- Vom Lastauto überfahren. Das Pferd des Lindenwirts van Eiumin- -m>n wurde durch ein Lastauto des Telegraphenamts an der Kurve unterhalb des Friedhofs überfahren und sofort getötet.
Raoensburg, 16. Juli. Wüste Schlägerei. Zwischen Arbeitern, die in der Kiesgrube beschäftigt waren, kam es nach vorausgegangenem Wortwechsel zu einer wüsten Schlägerei, wobei ein Arbeiter schwer am Auge verletzt wurde. Der Streit nahm erst durch das Eingreifen der Polizei ein Ende.
Balingen, 16. Juli. Kraftwagenverbindung ' a l i n g e i g e r l o ch. Am Mittwoch trafen hier
:va 40 Vcrfte-cr würtkembergischer und hohenzollerischer emeinden im Rathaus Balingen zusammen wegen der ostkraftwagenlinie Haigerloch—Balingen. Oberamtmann ' e m p p e n a u-Valinaen keifte mit, daß die Oberpostdirektion Stuttgart dem Plan zwar freundlich gegenüberstehe, daß aber eine Anweisung des Neichspoftministeriums vorliege, die Postdirektionen fallen bestehenden Eifenbahngesellschaf- ten keinen Wettbewerb durch Kraftwagenlinien machen. An diese Vorschrift müsse sich die Oberpostdirektion halten, solange die Hohenzollerische Landbahn AG. ihren Einspruch gegen die gewünschte Kraftwagenlinie aufrecht erhalte. — Die Versammlung einigte sich dahin, daß die beiden Amts- körperschfaten Balingen und Hechingen sofort ein Gesuch um Genehmigung einer privaten Kraftwagenlinie einreichen.
Schwenningen, 16. Juli. Selbstmord. Der seit längerer Zeit erwerbsunfähige 60jährige Schmied Karl Wild von hier hat sich abends in der Nähe des Schillerhoses erschossen.
Herbertingen OA. Saulgau, 16. Juli. Tödlichüber- sahren. Am Mittwoch fuhr der 57 I. a. verh. Wagnermeister Jakob Weiß von Herbertingen auf seinem Fahrrad von Mengen auf der Landstraße in der Richtung nach Herbertingen. In der Nähe der Osterachmühle, Markung Beizhofen, hat ihn ein Motorradfahrer von hinten derart angefahren, daß er von seinem Fahrrad stürzte und einen schweren Schädelbruch erlitten hat. Der Schwerverletzte wurde mit einem Auto in seine Wohnung nach Herbertingen verbracht, wo er seinen Verletzungen erlegen ist. Der Motorradfahrer, ein 21 Jahre alter junger Mann aus Enne- tach, wurde an das Amtsgericht Saulgau eingeliefert.
geh! es dem deuftchen Volke wirklich io schlecht? — Wir glauben es nämlich hier alle miteinander nicht mehr. — Ist die Not wirklich so groß?"
„Sie ist riesengr^zl"
„Senator Loword jagt aber in seinem Sachverstäudigen- bericht das Gegenteil."
„Diesen Herrn kann ich nur für deutsche Hoteloerhältnisse, nicht aber für die des Volkes als kompetent onsehen. Unser Elend, Herr Präsident, fällt nicht jedem Vergnügungsreisen- den auf. In die Schulen muß man gehen, die Kinder an- sehen, in des Schularztes Berichtbuch sehen, in die Fabriken, die, um sich zu halten, um den wahnsinnigen Reparationsforderungen nachzukommen, den Arbeitern nur Hungerlöhne zahlen können. Blicken Sie in die Haushaltungen, den Frauen über Schultern, wenn sie mit vergrämten Gesichtern rechnen, rechnen, um den Viertelcent. Es ist ein grauenhaftes Bild, zu sehen, wie ein armes, unschuldiges Volk gestraft wird sür Sünden, die es nicht beging."
Der Präsident schwieg mit gesenktem Kopf.
„Misterl Ich will Ihnen glauben. Es mag unser Fehler sein, daß wir uns zu wenig intensiv mit der uns unbequemen Sache befaßt haben. Es ist wohl möglich! Sagen Sie mir, wie glauben Sie, kann setzt noch Amerika Ihrem Volke helfen?"
„Will Amerika das tun?"
„Vielleicht, Mister Schulze!"
Friedrich Karl sah den Präsidenten eine kurze Weile durchdringend an.
„Können Sie den Versailler Vertrag wegschaffen, Herr Präsident?"
„Nein! Das ist unmöglich. Vielleicht mildern."
„Das wird wenig nützen. Es brlcht dann einmal los wie eine Naturgewalt."
„Sie glauben wirklich an einen neuen Krieg?"
„Wer weiß es! Irgend etwas muß geschehen, um endlich die'en qualvollen Zustand, er währt nun über ein Jahrzehnt, zu beseitigen."
„Mister! Nicht nur Ihrem Volke ist es schlecht gegangen, auch Frankreich hat schwer gelitten, >>"b vsrgessen Sie Belgien nickt!"
(Fortsetzung folgt.)