Einberufung de» deutschen evangelischen Kirche nausschuffes Berlin. 25. Febr. Der deutsche evang. Kirchennusschuß, die Geschäfrsführungs- und Vollzugsbehörde des Kirchen- bunds der 28 deutschen Landeskirchen, ist auf Donnerstag, den 4. März, zu seiner Frühjahrssitzung nach Berlin ein- berusen. Er wird sich insbesondere beschäftigen mit den Auswirkungen der Stockholmer Weltkirchenkonferenz, dem Anschluß deutscher Auslandsgemeinden an den Kirchenbund und mit der Vorbereitung des nächsten Kirckientags im Jahr 1927.

Stlberstreife»

Paris. 25. Febr. Die Pariser Ausgabe derChicago Tribüne" meldet aus Berlin, Dc. Stresemann habe alle Hoffnung, daß in einer Vorbesprechung mit Briand und Chamberlain vor der Tagung des Völkerbunds die Mei­nungsverschiedenheiten beseitigt werden können. Die übrigen Mitglieder des Reichskabinetts vermöchten jedoch die Hoff­nungen Stresemanns nicht zu teilen.

DemEcho de Paris" zufolge soll Chamberlain bzw. die britische Regierung den Vermitilungsvorschlag gemacht haben, Spanien einen dauernden Ratssitz zu erteilen und Polen den nichtständigen Sitz, den bisher Spanien innehatte, zu .-erlassen.

Ausschluß der Kommunisten aus der englischen Arbeiterpartei

Glasgow. 25. Febr. Der Rationale Rat der Gewerk­schaften hat mit einer Mehrheit von 3 zu 1 den Beschluß der Liverpools Konferenz bestätigt, nach dem die Kommunisten aus der Arbeiterpartei ausgeschlossen werden sollen. Bei­nahe 80 000 Personen haben an der Abstimmung teilge­nommen.

Der Vatikan und die Aafzisten.

Rom. 25. Febr. DerSecolo" bemüht sich das Schrei­ben des Papstes gegen die neue italienische Kirchengesetz­gebung so auszulegen, der Papst wolle sich damit nicht gegen den Faszismus wenden. I» vatikanischen Kreisen wird demgegenüber sestgestellt. 1. der Papst habe ausdrücklich da­raus hingewieseu, daß die Geistlichen, die an den neuen Kirchengesetzen niitgearbeitet haben, wohl die Erlaubnis ihrer Oberen, aber nicht den Auftrag des Heiligen Stuhls hatten; 2. kirchliche Verhältnisse könne ein Staat nur im Verein mit dem Vatikan regeln; 3. ein Konkordat des Heiligen Stuhls mit Italien sei unmöglich, solange die gegenwärtige rechtliche Lage des Heiligen Stuhls andauere. Diese Erklärung widerlegt die Zeitungsmeldungen, daß der Papst auf Grund der großen Zugeständnisse der Re­gierung Mussolinis zu einer Aussöhnung bereit sei.

Zum Macokkokrieg

Madrid. 25. Febr. Der Kriegsminier hat allen gegen­wärtig in Urlaub befindlichen Offizieren der Truppen in Marokko den Beseht erteilt, sich unve>-züglich aus ihre Posten zu begeben. .

Borah zu dem Innsbrucker Telegramm

Milwaukee. 25 Febr. Senator Borah erklärte zu dem ihm aus Innsbruck zugegangenen Telegranim, in welchem er namens Südtirols um Hilfe ersucht wird. Hier ist wieder ein Zwischenfall, der eine Folge der G e h e i m r> e r t r ä g e ist. die Präsident Wilson vergeblich unwirksam zu machen versuchte. Ich bin derselben Ansicht wie Wilson, daß die Ueberlafsung von Südtirc! an Italien ein großes Unrecht gegen das Tiroler Volk war. Und wenn ich irgendwie dazu beitragen könnte, dieses Unrecht wiedergutzumachen, so würde ich Schritte unternehmen. ,«

Württemberg

Stuttgart, 25. Febr. Beileid des Staatspräsi­denten. Der Staatspräsident hat aus Anlaß des Hin­scheidens des vormaligen Kriegsministers Generals von S ch n ürlen dessen Hinterbliebenen im Namen der Würk- tembergischen Regierung das aufrichtigste Beileid aus­gesprochen.

Liaatspcäsidenk Bazille feierte am 25. Februar den 52. Geburtstag. Der Staatspräsident befindet sich bekanntlich zurzeit zur Erholung in Ajaccio auf der Insel Korsika.

Vom Landtag. Abg. C. Noch (Dem.) hat die Anfrage eingebrachk, ob die Negierung bereit wäre, eine größere Summe bereitzustellen, von der an Industriebetriebe Kredite bis zu 75 000 Mark zu müßigem Zinsfuß gegeben werden könnten

Me wärttembergifche Kunftqewerbefchul« in Stuttgart wird im Winterhalbjahr (925/26 von 475 Schillern besucht.

Die Akademie der bildende» Künste in Stuttgart zähst im laufenden Winterhalbjahr 136 Studierende, darunter 111 Maler, 18 Bildhauer und 7 Gäste.

Der Voranschlag der Landesverficherungsanstall Wart- ^"berg .stir 1926 schließt an Einnahmen und Ausgaben mit »I Millionen Mk. "d. An Beiträgen sind vorgesehen 26 Mill. gegen 22 569 000 Mk. im Vorjahr. Aus Zinsen werden 509 400 Mk. erwartet. Die Nentenleistungen sind E 22 Mill., Heilverfahren und Fürsorgemaßnahmen mit 2 Mill., der Verwalkungsaufwand mik 876 000 Mk., daS Beikragsverfahren und die Ueberwachuag mit 210 000 Mk. vorgesehen. An Vermögensanlage sind für den Wohnungs- ^lu 1 790 000 Mk. beabsichtigt, doch hängt das von der Besserung der Wirtschaftslage ab- In der Aussprache wurde besonders bemängelt, daß ein Darlehen an den Staat in Höhe oo» 3 Mill. Goldmark für die Landeswasserversorgung noch nicht aufgewerket wurde. Die Abschaffung des Ein- zugäverfahrens wurde keilweife. bedauert, die Miederein­führung jedoch als unmöglich bezeichne!. Znm Vorsitzenden des Ausschusses wurde Fabrikdirekkor Dr. Metzger- Heidenhelm. als sein Stellvertreter Baßler - .Hellbronn berufen. Vertreter der Arbeilgeberschaft sind' Baurak Fischer, Schlossermeister N ößler und Fabrikant F a - der, Vertreter der Versicherten Äemeinderak H a d er - Ravensburg, S t r a ß e r - Cannstatt und B ü h l e r - Korn­westheim.

Mittaaskost für Erwerbslese. Erwerbslose, die Erwerbs- losenunkerstützung beziehen, erhallen in den Küchen der Stadt bzw. des Wohlfahrtsoereins auf Antrag Mittagskost zu dem ermäßigten Preis von 10 Pfg. für eine Portion.

Ungetreuer Beamter. DaS Schöffengericht hat den Kanz­leisekretär Hermann Holl e bei der Benissfeuenvehr wegen AmtSunkerschlagung in Höhe von 2000 Mk. zu 1 Jahr 2 Monaten Zuchthaus verurteilt.

Vom Tage. In einem Hause der Haupkstäkterstraße ver­übte ein 20 Jahre altes Mädchen Selbstmord durch Erhängen.

Aus dem Lande

Fekbach, 25. Febr. D e n k m a l s w e i h e. Am kom­menden Sonntag wird das oo» der Gemeinde errichtete Ehrenmal für die Gefallenen ini Weltkrieg eingeweiht. Das Denkmal hat auf dem großen Platz bei der evang. Kirche einen schönen und würdigen Standpunkt erhalten.'

Böblingen, 25. Febr. Vom Flughafen Stutt», g a r t - B ü b l i n g e n. Die Verhandlungen der Luwag (Luft­verkehr Württemberg A.-G.) wegen Erwerbung dev An­lagen der Böblinger Werst A.-G. sind gescheitert, was um so bedauerlicher ist, als dadurch die Errichtung einer Jnstand- setzungswerst für den Luftverkehr sehr in Frage gestellt sein wird. Nachdem der Flugplatz Böblingen zu einem Flug­hafen erster Ordnung ausgebaut werden soll, hat die Luwag beabsichtigt, neben der von der Stadt im vergangenen Jahr errichteten Flugzeughalle eine weitere Halle mit Werstanlage zu erstellen, lieber die Luftverkehrsplüne für 1926 lassen sich zurzeit noch keine näheren Angaben machen, doch stehen die Verhandlungen sehr günstig und es ist zu erwarten, daß der Flughafen Stuttgart-Böblingen auf verschiedenen- internatio­nalen Linie» angeflogen werden wird-

Stammheim OA. Ludwigsburg, 25 Febr. Einbruch. In die Kantine der hiesigenFreien Turnerschaft" wurde eingebrochen, wobei es die Täter aus das im Keller gelagerte Flaschenbier abgesehen hasten, das sie teils tranken, teils mitlaufen ließen.

Frankenbach OA. Heilbronn, 25. Febr. Warnung. An der Straße nach Kirchhausen bestieg ein hiesiger 15jähriger Bursche einen Masten der elektrischen Leitung. Anscheinend kam er mit der Leitung in Berührung, infolgedessen er zur Erde fiel und bewußtlos liegen blieb. Ein des Wegs kom­mendes auswärtiges Fuhrwerk brachte ihn in die elterliche Wohnung, wo sofort der Arzt zu Hilfe gerufen wurde. Hätte der Junge beide Drähte berührt, so wäre er gewiß ver­brannt.

Weinsberg, 25. -Febr. Die Weiber von Weins­berg. Die Frauen der Stadt Weinsberg haben beschlossen, an den Landtag eine von allen Frauen Unterzeichnete Bitt­schrift gegen die beabsichtigte Aufteilung des Oberamts zu richten, nachdem die verschiedenen Bittgänge der Männer er­gebnislos geblieben sind. Weinsberg ist das einzige Ober­amt, dessen Aufteilung durchgeführt werden soll.

«enst«in. Weinsberg, 25. Febr. Reue Kelter. Gemäß dein , muß der biirgerli^'en Kollegien wird das altehrwürdige, baufällig gewordene Keltergebäude abgebro- chen werden. Es soll an seiner Stelle ein Neubau erstehen, dessen inner« Einkeilung eine den neuzeitlichen Anforderun­gen entsprechende Behandlung des Gewächses ermöglicht. ,

Hellbraun, 25. Febr. Steuerbetrug. Infolge der neueren Steuererleichterungen werden von dem Finanzamt überzahlte Lohnsteuerbeträge zurückerstattet. Diese unge­wohnte Tätigkeit der Steuerbehörde hat nun solchen An­klang gefunden, daß schon versucht wurde, die Rückzahlung wiederholt zu erlangen. Es wird deshalb daraus hinge­wiesen, daß die Erschleichung eines ungerechtfertigten Steuervorteils mit hoher Geldstrafe und Gefängnis be­droht ist.

Neresheim, 25. Februar. Gutstausch. Der Fürst zu Oettiugen-Wallerstein gab das Hosgut Altenbürg und e^nen Teil der WaldabteilungOberer Bopsinger" (insgesamt rund 76 Ha.) im Tauschweg an die Vereinigten Wohltätig» keitsstislungen Nördlingen und erhielt dafür die Stistungs- waldabteilungSommerhof", sowie eine Teitfläche der Ab- LeitungBäuerlesholz" mit einer kleinen Fläche der Ab­teilungOhrenberg" (insgesamt rund 25 Ha.) auf Markung Dehlingen. Die beiden Tauschgebiete weisen fast den glei­chen Geldwert auf (je 70 000 -ll).

Ulm. 25. Febr. L e b e n s r e t t u n g. Eine Frau aus Pflaumloch bei Nördlingen wollte sich das Leben nehmen, indem sie in den Hinteren Friedrichsausee sprang. Sie wurde aber von dem Kaufmann Wilhelm Schadow und von Hugo Leibengut gerettet. Wiederbelebungsversuche waren von Erfolg. Die 49 Jahre alte Frau, die verheiratet ist und drei Kinder hat, wurde in das städt. Krankenhaus eingetie- fert. Wirtschaftliche Not dürste die arme Frau zu diesem Schritt verteilet haben.

Gestern wurde der 11jährige Realschüler Anton Probst von hier, der zurzeit bei seinen Verwandten in We ßenhorn zur Erholung weilte, in der Nebenroih tot aufgefunden. Da der Knabe sehr unter Anfällen zu leiden hatte, wird vermutet, daß ein solcher eingetreten ist.

Plochingen. 25. Febr. Selbstmord. Mittwoch nach­mittag wurde im Abork aus Bahnsteig 2 des Bahnhofs ein etwa 20jähriger Bursche von Cbersbach a. F. erhängt auf­gefunden.

Gmünd. 25. Febr. M u s i k f e st. Für das vom 10. bis 12. Juli stattsindende Süddeutsche Musiksest, bei dem 20 000 bis 25 000 auswärtige Gäste zu erwarten sind, bewilligte der Gemeinderat 11000 Mk. für Bauaufwand und Festbei­trag in der Hoffnung, daß ein großer Teil des Geldes durch dieses Fest wieder hereinkomme.

Geislingen-Steig, 25. Febr. Ertrunken. In der Ledergnsse fiel das 5 Jahre alte Töchkerchen des Eisendrehers Buck in die hochgehende Nohrach und wurde von den Fluten mitgerissen. Auf das Geschrei der mitspielenden Kinder wurde daS Kind von Nachbarn oberhalb der sog. Lohmühle aufgefischt. Die soscrt «»gestellten Wiederbelebungsversuche blieben erfolglos.

Geislingen-Attenstadt, 25. Febr. Sturz Am Dienstag früh stürzte in der unteren Stutigarterstraße der Leitungs- monteur Kurz vom Gipfel eines Mastens auf die Straße und wurde schwer verletzt.

Reutlingen, 25. Febr. M i l ch z e n t r a l e. Eine vom Landw. Bezirksverein einberusene Bauernoersammlung in Betzingen beschloß die Errichtung einer Mitchzentrale in Reutlingen durch die Erzeuger selbst. Die Aiilagekvsten wer- den auf höchstens 100 000ll veranschlagt. Da der Unter­schied zwischen dem Erzeugerpreis und dem Händlerpreis 8 Z für das Liter beträgt, und da täglich 810 000 Liter angeliefert werden, so könnten die Anlagekosten >n drei bis vier Jahre getilgt sein. Es sollen Anteilscheine ,on 50tt an die Erzeuger ausgegeben werden.

Pfullingen OA. Reutlingen, 25. Febr. Radunsall. Auf der Honauer Steige stürzte der 20jährige Kaufmann Karl Heinlin von hier so unglücklich vom Rad, daß er bewußtlos liegen blieb.

Zavelstein. 25. Febr. Die Krokusblüte ist infolge der frühlingsmüßigen Witterung im Entstehen begriffen. Vereinzelt sind schon Köpfe der Krokuspftan.ze zu sehen, svdaß in Bälde mit einer vollen Entfaltung der Blüte zu rech­nen ist.

Rottenburg, 25. Febr. Volkstrauertag. Am Sonntaa. den 28. Februar, wird »ach Anordnung des Bi-

Llnd dennoch kam das Glück..

Original-Roman von Irene Hellmuth

19) (Nachdruck verboten.)

Nach und nach begannen meine Nerven sich zu beruhigen, bis eines Tages Hildebrand hier auftauchte. Da wurde alles wieder lebendig, was ich durchlebt und durchlitten hatte. Doch er versicherte mir mit gönnerhafter Miene, daß ich von ihm nichts zu befürchten hätte, er wolle schweigen, wie das Grab! Wahrscheinlich verfolgte er seit Anfang an selbst­süchtige Zwecke; denn von Zeit zu Zeit brachte er das Ge­spräch auf das furchtbare Ende meines Vaters, er wollte mich wol^ ^aran erinnern, daß in ihm ein Mitwisser die­ses Dramas lebte. Ach verschaffte ihm auf seinen Wunsch eine gutbezahlte Stellung in der Bank. Auch für seinen Sohn sorgte ich, sodaß er ganz zufrieden schien. Und dann trat er offen an mich heran mit der Bitte, dich seinem Sohn zur Frau zu geben. Ich konnte nicht dagegen ankämpfen, jdenn es wäre gefährlich, sich ihn zum Feind zu machen. Wenn er der Gesellschaft zufliistert, was damals geschah, daß der Generaldirektor Wiebrecht der Sohn eines Verbre­chers ist, dann bin ich verloren, gerichtet in den Augen der Menschen! Er würde mich langsam zu Grunde richten, denn die Menschen fragen nichts darnach, daß ich unschuldig bin an dem Verbrechen meines Vaters! Ich könnte es nicht er­tragen, daß die Gesellschaft mich verachtet, die Achseln zuckt und vielsagende Blicke tauscht, wo sie mich sieht.

Wenn das geschähe, dann folgte ich unbedenklich dem Bei­spiel meines' Vaters; denn dann hätte das Leben keinen Wert mehr für mich!

Und wenn du Werner Hildebrand heiratest, ist für alle Zeit ein Riegel vorgeschoben, denn dann wird der Alte schwelgen müssen im eigenen Interesse! Glücklicherweise ist Werner Hildebrand ein Ehrenmann, dem ich dich unbedenk­lich anoertrauen kann. Der Sohn ahnt nichts von der gan­zen traurigen Geschichte, sein Vater verschwieg sie ihm wohl­weislich, er liebt dich, und der Alte versprach ihm. dich für ihn zu gewinnen. Auch du hättest nie etwas von der Sache

erfahren, hättest du mich nicht dazu gezwungen! Ich sah keinen anderen Ausweg, als dich in alles enzuweihen, was geschah!

Und nun geh? hin und nimm den andern, gib deinen Vater dem Gespött der Welt preis und werde glücklich, wenn du es vermagst. --- Ich aber sage dir, daß ich die Schande nicht überleben werde! Wenn du eigensinnig auf deinen Willen beharrst, dann sind alle Opfer meinerseits umsonst gebracht! Dann habe ich umsonst gestrebt, gelebt und werde enden wie mein Vater!"

Er schwieg aufatmend still und sah seine Tochter erwar­tungsvoll an. Diese hatte mit schreckhaft aufgerisseneu Au­gen den Bericht des Vaters gehört. Nun brach sie wieder in heftiges Weinen aus. Sie wußte, daß sie ihr junges Glück begraben mußte, daß Liebe und Glück dahin waren, zerbro­chen unter der Wucht eines grausamen Schicksals! Denn daß der Vater seine Drohung wahr machen werde, darüber be­fand sie sich iricht im Zweifel, und daß unter solchen Umstän­den kein Glück für sie zu erhoffen wäre, stand ebenfalls fest. In ihrer Hand allein lag die Mettung! Das sah sie ein, es gab keinen Ausweg, sie mutzte ihr Lebensglück zum Opfer bringen. Die Schuld, den Vater in den Tod getrieben zu haben, konnte sie nicht auf sich laden; denn er, der stolze, ehrgeizige Mann, würde nicht weiter leben können, wenn alles offenbar würde, das wußte sie. So rächte sich die Sünde des Vaters an den Kindern, wie es in der Schrift hieß bis ins dritte und vierte Glied!

Aber Alfred, was würde ec sagen, wenn er erfuhr, daß alles aus sein mußte zwischen ihnen; sie mußlen einander entsagen, damit der Vater leben konnte! Und sie durfte Al­fred nicht einmal den Grund der Trennung angeben. Was sic vom Vater erfahren hatte, mußte ein Geheimnis bleiben. Niemand durste ahnen, was der Vater ihr geosfenbart, sollte das Opfer nicht vergebens sein!

Ach, es würde einen harten Kampf kosten, aber er mußte zu Ende geführt werden.

Alle diese Erwägungen formten sich in Ln sofort zu einem festeii Entschluß.

Tapfer unterdrückte sie den Schmerz in ihrem Innern) trocknere ihre Tränen und zwang ein mattes Lächeln auf ihre bleichen Lippen. Wahrlich, der Vater hatte genug ge­litten, seine seelische Qual sollte nicht vergrößert werden.'

Nun, mein Kind," begann er nach einiger Zeit, indem er forschend ihr trauriges Gesicht betrachtete,welchen Be- schein willst du nun morgen dem jungen Hildebrand geben, wenn er kommt? Wirst du ihm dein Jawort versagen?" Mir bleibt doch keine Wahl!" lächelte Lu müde Aber dieses Lächeln war so herzzerreißend, daß es dem sonst jo strengen Mann ins Herz schnitt. Er streckte dem jungen Mädchen die Hand hin und sagte in so warmem Ton Ich wußte es ja, daß du meine Gründe anerkennen wür­dest! Es handelt sich eben um eine Schicksalsfügung! Doch ich hoffe, du wirst überwinden und noch glücklich und zufrie­den leben. Werner Hildebrand ist gottlob ein Ehrenmann und ein braver, tüchtiger Menfch. Er wollte nicht, daß ein Zwang auf dich ausgeübt würde, aber sein Vater erhofft sich von dieser Verbindung zu viele Vorteile, als daß er dar­auf verzichten möchte. Ich glaube, er hat ' on Anfang an darauf spekuliert, darum schwieg er über die unselige Ge­schichte so hartnäckig. Zu keinem Menschen sprach er ein Sterbenswort davon. Aber aus Schonung oder Rücksicht­nahme für mich tat er es nicht, davon bin ich überzeugt. Und nun, mein Kind, laß den Mut nicht sinken, laß mich dir Glück wünschen für dein ferneres Leben! Mein Segen begleitet dich!" . ^

Aber nicht wahr, niein Pater, mit der Veröffentlichung der Verlobung wartest du noch? Ich muß erst Alfred von den veränderten Verhältnissen Mitteilung machen, er darf meine Verlobung nicht von anderen Leuten erfahren. Be­denke, wie ihn das treffen würde. Du wirst mir erlauben, daß ich noch einmal, zum letzten»,ale," dabei zuckte es schon wieder verräterisch ui» ihre Mundwinkel,mit ihm zusammentrefse, um ihn in Kenutnis zu setzen von dem, was uorgefallen ist. Wie ich ihn davon überzeugen soll, daß er nichts zu hoffen hat, weiß ich freilich noch nicht. Ach, das ist Vas Schwerste von allem!" (Forts, folgt.) ^